Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
1) r. Martin Luther.
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Seine Verwandten thaten wenig für ihn, aber eine wohlha-
bende Kaufmannswitwe Ursula Cotta wurde auf den guten
Sänger aufmerksam, nahm ihn in ihr Haus und nun konnte
er ohnenahrungssorgcn siudiren. Er war sehr fleißig, trieb
besonders auch die lateinische Sprache, ging i5oi auf die
Universität Erfurt, siudirte dort mit Eifer alte Sprachen
und die Rechtslehre (Jurisprudenz) und erhielt i5o3 die
Würde eines Magisters oder Lehrers der freien Künste und
Wissenschaften. Er hatte bis in sein zwanzigstes Jahr von
der Bibel, die freilich selten und theuer war, nur die Epi-
steln und Evangelien gesehen und diese für die ganze Bibel
gehalten; wie groß war sein Erstaunen, als er in der Biblio-
thek zu Erfurt eine Bibel fand und mit welcher Freude las
er sie! Die erste Geschichte, die er bei dem Durchblattern
fand, war l Sam. 1 und •_> die Geschichte von der Hanna
und dem Samuel. Seine Geistcsgaben zeichneten ihn auch
bald so aus, daß ihn ein alter thrlicher Priester, welcher ihn
in einer durch vieles Studiren herbeigeführten Krankheit be-
suchte, und ihn kleinmüthig fand, mit dem Zurufe aufrich-
tete: „Du wirst nicht sterben, Gott wird noch einen großen
Mann aus dir machen; wen Gott lieb hat, dem legt er bei
Zeiten ein Kreuz auf, in welchem geduldige Leute viel lernen.^
Er hatte die Rechtswissenschaft mehr aus Gefälligkeit gegen
seinen Vater, der dem Mönchswesen sehr gram war und
seines Sohnes Verderben in dem Kloster fürchtete, gewählt;
allein der Eindruck von der Bekanntschaft mit der Bibel auf
sein frommes Gcmüth und besonders der Unfall, daß ein
lieber Freund Alexis entweder durch den Blitz, oder, wie an-
dre sagen, durch Meuchelmord umkam, bestimmten ihn, sich
j5o5 der Theologie noch zuzuwenden und Gcmüthsruhe in
dem Kloster zu suchen. Von seinem Entschlüsse erfuhr Nie-
mand etwas, bis er schon im Augustinerkloster in Erfurt war;
den Abend zuvor war er mit Musikbeschäftigung noch heiter
unter seinen Freunden; «lies nachherige Zureden zur Rück-
kehr war vergeblich. Sein erzürnter Vater erinnerte ihn
an das vierte Gebot, vergaß aber dabei, daß die Rechte der
Eltern auch ihre Gränzen haben; nannte ihn jedoch jetzt eine
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Ursula_Cotta Hanna Samuel Alexis
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
140
Luthers Lebensende.
kein Geld zur Wegreise von der Universität, schenkte Luther
einen silbernen Becher, den er von dem Kurfürsten erhalten
hatte, und da ihn seine gute Gattin doch darüber bedenklich
ansahe, trieb er den Jüngling fort, den Becher sogleich zu
verkaufen. Luther war nicht reich, doch war seine Witwe
nicht ganz hülfloß, sie hintcrlicß zwei Hauser in Wittenberg,
einen Baum- und Hopfgartcn, ein Vorwerk bei Wittenberg
und das erwähnte Gut Zöllsdorf, wo seine Frau zuweilen
lebte, daher er oft an sie als seine „liebe Frau Zöllsdorfcrin"
schrieb. Im schmalkaldischen Kriege mag sie in Verlegenheit
gekommen seyn, und Mangel gelitten haben; der Kurfürst
von Sachsen, wie auch der König von Dänemark liefen
ihr einige Unterstützung zukommen. Aber Krieg und Pest,
von welchen Uebcln sie bald dahin bald dorthin getrieben
wurde, verküinmerten ihr das Leben, und ihre Klage, wie sie
dem Könige von Dänemark schrieb: „Nach dem Abgänge
meines sel. Mannes hat man die Elenden gedrückt, Witwen
und Waisen gemacht, also daß es zu erbarmen. Ein jeder
stellet sich jetzt so fremd gegen mich, und niemand will sich
meiner annehmen rc.," hat wohl ihren Grund gehabt, wenn
auch die Gegner der Reformation die Vorwürfe der Undank-
barkeit, die sie den Lutheranern machen, sehr übertrieben
haben. Sic starb an einer Erkältung auf der Flucht vor
der Seuche 1662, und wurde in der Hauptkirche in Torgau
begraben, wo ihr Bild in Stein gehauen ist. Luther hinter-
ließ vier Kinder, der erste Sohn war ein Rechtsgelehr-
ter, der zweite ein Theologe, der dritte ein Arzt, der allein
den männlichen Stamm erhalten hat, von welchem der letzte
1769 als Rechtskonsulent in Dresden starb. Andre Männer
dieses Namens und von diesem Stamme kommen von Luthers
Bruder Jakob her. Für zwei Nachkommen von Heinze Lu-
ther, dem Bruder des Vaters unscrs Luthers, wurden >817
milde Stiftungen errichtet, wodurch sie aus dem Hirtenstande
mit Glück zum wissenschaftlichen Studiren übergegangen sind.
— Gegen seine Gattin und Kinder war Luther zärtlich, und
vergoß oft Thräncn, wenn sie litten. Aber er war dabei
ein strenger, jedoch nicht grausamer Vater. Sein ältester
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Extrahierte Personennamen: Luther Luther Hauser Luther Luthers Jakob Heinze_Lu-
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Der schmalkaldische Krieg. 15?
seine Abfassung der Augsburgischen Confession und ihrer Apo-
logie, an welcher er ebenfalls immer nachhalf, da er auch
sie nicht für vollkommen hielt, seine Verdienste als Universi-
tätslehrer, so wie auf den verschiedenen Reichstagen, bei
den Versuchen die Kirchen zu vereinigen, machen ihn Jedem
werth, der das Edle zu schätzen weiß; und es war zu be-
dauern, daß ihm sein Abend durch Streitigkeiten getrübt
wurde. Auf Luthers Zureden machte er noch eine Reife in
die Heimath. Seine alte, fromme Mutter hatte von den
kirchlichen Handeln gehört, und fragte ängstlich: „was
soll ich von den Dingen denken, um nicht die Seeligkeit zu
verlieren?" Er antwortete: „Mutter seid gutes Muthes,
vergeßt nur Gott im Himmel nicht und laßt uns auf der
Erde streiten." Er st. i56o. Seine Schüler klagten: „Ach
unser Lehrer ist todt!" Luther urtheilte vom ihm: „Es ist kei-
ner, der solche Gaben hätte, als Philippus; darum lasset
uns den Mann hochachten." Beide Männer lebten als ver-
traute Freunde bis an Luthers Tod, und die Verschiedenheit
ihrer Gemüthsart wurde für beide höchst wohlthätig. Wo
Luther zu heftig und rasch war, mäßigte ihn der ruhige,
sanfte Melanchthon; wo dieser zagte, sprach Luther Mutt)
ein und erhielt ihn fest.
§. 35.
Der schmalkaldische Krieg 1547.
Da die Protestanten die Beschlüsse des tridcntinischen
Conciliums verwarfen, so erklärte der Kaiser den schmalkal-
difchen Bund in die Reichsacht, denn sein Plan, Deutsch-
land unumschränkt zu beherrschen, war nun reif. Die Ka-
tholiken hatten schon i558 ein Bündniß gegen die Protestan-
ten geschlossen, und als jetzt der Kaiser mit einem Heere
auftrat, versprach ihm der Papst sogleich Hülfe mit 12,000
Soldaten und 200,000 Ducaten an Geld. Zu dem fchmal-
kaldischen Bunde gehörte Sachsen, Hessen, Brandenburg,
Anhalt, Lüneburg, Hannover, Wirtemberg, Pommern,
Frankfurt am Main, Augsburg, Magdeburg und mehrere
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
Fortsetzung des Krieges nach Gustav Adolphs Tode. 2 l 1
nach der Schlacht feierliche Andachtsstunden halten ließ.
„Ein guter Christ," sagte er, „wird nie ein schlechter Sol-
dat seyn; wer sein Gebet wohl vollendet, der hat die Hälfte
seiner Arbeit verrichtet." Dagegen war er ein Feind falscher
Tapferkeit und daher besonders des Zweikampfs, der in
seinen Feldzügen gegen die Polen so gewöhnlich geworden
war, daß sich selbst gemeine Soldaten heraus forderten. Der
König setzte die Todesstrafe darauf. Da kamen einst zwei
Feldherren zu ihm und baten um Erlaubniß ihren Streit mit
den Waffen ausmachen zu dürfen. Gustav verbarg den Zorn
über ihr kühnes Begehren, gab ihnen endlich nach und sagte:
er wolle selbst Zeuge ihrer Tapferkeit seyn. Er kam au den
Ort des Zweikampfs mit einigen Soldaten, die einen Kreis
um die Kämpfer stellten. Darauf befahl er ihnen zu streiten,
bis einer auf dem Platze bliebe, zugleich aber ließ er den
Profoß kommen und gebot ihm: „In dem Augenblicke, wenn
einer von diesen tobt ist, schlage dem andern den Kopf ab."
Die Feldherren erschraken über diesen Ausspruch des Königs,
fielen vor ihm nieder, baten um Verzeihung und beide söhn-
ten sich mit einander aus.
§. 44.
Fortsetzung des Krieges nach Gustav Adolphs
Tode. Westphalischer Friede.
Der Krieg kostete Schweden viel an Menschen und Gel-
be, aber der schwedische Reichsrath beschloß dennoch ihn
fortzusetzen; verweise Kanzler Oxensticrna, Gustavs inniger
Freund und der Herzog Bernhard leiteten das Ganze, und
treffliche Generale, wie Banner, Torstensohn, unterstützten
sie. Doch waren viele Protestanten und besonders Johann
Georg wankende Rohre und des Krieges müde. Wallenstein
zeigte immer deutlicher, daß er Oesterreich und Schweden un-
terdrücken und König von Böhmen werden wollte. . Da
wurde er abgcsetzt, was er scheinbar ruhig anhörte; allein
im Stillen arbeitete er doch für seinen Plan, verließ sich
14*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolphs Gustav Gustav Gustav Gustav_Adolphs Gustav Westphalischer Kanzler_Oxensticrna Gustavs Bernhard Johann
Georg Johann
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Inhalt Raum/Thema: Reformation
2ü3 Smr Herrnhuter oder die Brüdergememe.
ten auf gar wunderliche, unschickliche und abgeschmackte Bil-
der und Ausdrücke gerieth, die er späterhin selbst unter-
drückte. Wer möchte Verse billigen wie: „Herr speie mir
ins Angesicht, so Hab ich Kindesrecht gekriegt."? Er wurde
auch deswegen sehr hart getadelt, so wie man ihn über-
Haupt nur ehrgeiziger und herrschsüchtigcr Absichten beschul-
digte, aber mit Unrecht. Wenn dann auch manches ihrer Mit-
glieder nicht das ist, was diese Gesellschaft wünscht; wenn es
die Brüder und die übrige Welt getauscht hat, so zeugt dieß
darum nicht gegen das Ganze; sondern cs beweist nur, daß
auch sie nur Menschen sind und menschliche Einrichtungen
haben, die ebenfalls der Verbesserung bedürfen, nicht alles
Verderben heben und nicht alle Menschen durchaus umfchaf-
fcn können. Auch mögen ihnen die Bewegungen der Zeit,
Kriege, Erschwerungen des Handels, mit dem sic sich haupt-
sächlich beschäftigen, verfeinerte Genußsucht, Rcitzungen
zur Schlaffheit in den Sitten und dergleichen, Mühe genug
gemacht haben, ihrer ersten Einrichtung treu zu bleiben.
Aber sie haben mit Recht unter allen Rcligionsparteien eine
Menge Anhänger gefunden, da bei ihnen die Religon so in
das übrige Leben cingrcift und ihre Kraft beweiset. Freilich
wirkt dazu ihre ganze Befassung, die sich jedoch nur bei einer
kleinen Gesellschaft anwenden, überschauen und erhalten
laßt. Die Mitglieder bestehen aus Chören oder Abtheilun-
gen von Knaben, Mädchen, ledigen Brüdern, ledigen
Schwestern, Eheleuten, Witwern und Witwen. Die Brü-
der haben alle braune und graue Kleidung; die Chöre des
weiblichen Geschlechts unterscheiden sich durch ein Halsband,
das bei den Kindern feucrroth, bei den ledigen Schwestern
blaßroth, bei den Ehefrauen blau, bei den Witwen violett-
farbig ist. In dem Bruderhause wohnen die ledigen Brüder
und die Knaben, welche die Schule so eben verlassen haben,
und so in dem Schwesterhause die ledigen Schwestern. Die
Eheleute sind in Privathausern, wo sie ihren Beruf treiben,
aber unter einer gewissen Aufsicht stehen. Jedes Chor hat
seinen Beamten, welcher einer Acltcstcnkouferenz Nachricht
von dem Zustande der Familien gicbt, und diese bildet nebst
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
2 42 Schicksale der römisch -kütholischen Kirche
Hause. Tausende dankten dem Kaiser, aber viele waren auch
auf das Licht nicht vorbereitet, das er zu schnell verbreitete;
es entstanden große Unruhen, besonders durch die Pfaffen
und Mönche, in den damaligen österreichischen Niederlanden,
und er starb verkannt und getadelt von vielen 1790. Sein
Nachfolger Leopold mußte vieles wieder nach alter Weise cin-
richten, besonders da eben die französische Revolution auch
die Niederlande bedrohte. Von seinem Sohne dem jetzigen
Kaiser Franz, dem liebenswürdigen und geliebten Vater sei-
nes Volks, haben die Protestanten, besonders in seiner
Nahe, nichts zu fürchten, da er ihrer Gemeine in Wien und
deren Consistorium manche Beweise seiner persönlichen Wcrth-
schatzung gegehen hat. Doch haben sie die in der Bundesakte
zugesicherte völlige Gleichheit der Rechte in Ausübung ihres
religiösen Cultus mit den Katholiken, wie sie diese in andern
Bundesstaaten erlangt haben, noch nicht erhalten.
In Baiern betrieben die Jesuiten lange Zeit noch ihre
Werke der Finsterniß, nahmen die katholischen Universitäten
in Besitz, verdrängten die würdigsten Männer, und die
päpstlichen Nuncien oder Gesandten hatten gern die Rollen
deutscher Papste übernommen. Aber nach dem Ableben ihres
Gönners, des Kurfürsten Theodors, ging durch den hell-
denkenden Kurfürst Maximilian für Baiern seit 1799 eine
neue Zeit an. Er berief protestantische Gelehrte aus Jena
und Gotha nach München; seine Gemahlin, eine Protestan-
tin, hatte ihre besondere Kirche mit ihrem Prediger und cs
sammelten sich bald ihre Glaubensgenossen um sie. Es gab
allerdings auch Reibungen, wo von beiden Seiten durch
rasches Reformiren und hartnäckiges Festhalten am Alten
gefehlt wurde. Aber Baiern gewann in vieler Hinsicht. Die
protestantische Kirche bekam eine neue Verfassung; cinober-
consistorium in München, Consistorien in andern Bezirken
und Synoden sollen das Ganze leiten; doch ist manches
Wünschenswerthe noch nicht ansgeführt worden. Die Uni-
versität Erlangen wurde als inländische Bildungsanstalt von
Zeit zu Zeit mit würdigen Männern besetzt und für die
Gelehrten- und Volksschulen kamcnj. viele Entwürfe zum
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Baiern Jena Gotha München München
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Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kleidung gab, und dadurch seine Lage erleichterte.
So wurde er in den Stand gesetzt, desto eifriger zu
studtren, und sich auf die Universilätsjahre gehörig vor-
zubereiten. Nach Vollendung seiner Schulzeit ging er
1501, 18 Jahr alt, auf die Universität nach Erfurt,
wo er nach dem Willen seines Vaters die Rechte studi-
ren sollte. Er hatte zwar keine Lust dazu; er that es
aber dennoch, weil cs der Wille seines Vaters war.
Dabei studirte er noch andere nützliche Dinge, und las
beständig in der Bibel. Einmal, als er in Erfurt nuf
der Rathsbibliothek war, fand ec unter den Büchern
eine lateinische Bibel, und wunderte sich über das große
Buch. Er schreibt darüber folgendes: „Da ich
„z w a n z i g I a h r alt w a r, h a t t e ich noch keine
„Bibel gesehen. Ich meinte, die ganze Bi«
„bel bestünde nur in den Evangelien und
„Episteln, die Sonntags verlesen werden.
„Endlich fand ick in der Liberei (d. i. Bücher,
sammlung) „zu Erfurt eine Bibel, die las ich
„mit der größten Verwunderung." So un-
wissend waren damals die Menschen, daß nicht einmal
Gelehrte die Bibel kannten!
§. 3-
Luther wird Mönch.
Wir wissen, daß Lutbers Vater in seinem Sohne
dereinst einen wackern Rechrsgelehrten zu sehen wünschte.
Aber ein Zufall änderte Luthers Entschuß, und er
wurde Mönch. Er hatte einst mit einem seiner
Freunde, Namens Alexius, seine Eltern in Mans-
feld besucht. Auf der Rückreise, in der Nahe von Er-
furt , übereilt beide ein Gewitter; Luthers Freund wird
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Geschlecht (WdK): koedukativ
in jenem Leben. Einmal trat er nachdenkend ans Fen-
ster, und sagte: „ich bin hier zu Eis leben g e-
„tauft. W i e? w e n n ich hier bleiben sollte"'
dann betete er noch, und sagte: „'Herr Gott, ich
„rufe dich an im 5)iamcn b eines So h nes ,
„den ich geprediget habe, du wollest jetzt
„noch meine Bitte erhören, und mein Va-
terland bei der R e I i g i o n und dem recht r n
,r Bekenntnisse deines Wortes erhalten!"
Es wurde ihm nun immer beklommener um di' Brust.
Der Graf und die Gräfin von Mausseid und viele
andere Vornehme, besuchten ihn, und wandten Alle- an,
nun seine Schmerzen zu lindern. Ec sah jetzt seinen
Lrd mit Gewißheit vor Augen: aber stets war seine
Seele beschäftigt mit der Verbesserung der Kirche und
der Menschheit. „Freunde, sagte er jetzt, betet
„zu Gott für das Evangelium, daß es ihm
„ w o h l g e h e; denn der leidige P a b st zürnet
„hart mit ihm." Er schlief dann ein wenig, und
ziemlich ruhig, öffnete auch noch einmal seine Augen
und sagte: „ich fahre dahin; aber ich habe
„einen Gott, der da hilft, und einen
„Herrn Herrn, der vom Lode errettet?'
Hierauf schlummerte er wieder ein. Die Umstehenden
zerflossen in Lhranen.' Der Brust schmerz wurde immer
heftiger. Er erwachte, und betete dreimal hinter ein-
ander : „Vater, in d rin e H and e befehle ich
„meinen Geist; du hast mich erlöset, du
„treuer Gott!" Diesen Augenblick des Erwachens
benutzte fein Freund I). Jonas, bog sich über Luthern
hin, und rief ihm zu: „Ehrwürdiger Vater,
„wollt ihr auf die Lehre sterben, die ihr g e-
„ prediget habt? ,,Ja!" sprach mit lauter und
vernehmlicher Stimme der Sterbende, wendete sich dann
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
Inhalt Raum/Thema: Reformation
Geschlecht (WdK): koedukativ
Lienste, und besonders auch der Umstand, daß das
Volk evangelische Lehrer verlangte, die ihnen die Obrig-
keit, welche insgemein dem Pabste anhing, absmlug.
Daher der Unmutt) und die gehässige Stimmung dieser
Leute. Schon früher waren unruhige Auftritte erfolgt.
So hatte im Jahr 1514 der Herzog Ulrich von Wir-
temberg in seinen Landen Maaß und Gewicht vtzrrin-
gcrt, und ließ das, was die Verkäufer dabei zu Ze-
rrinnen schienen, durch einen eigenen Einnehmer zu sei-
nem Vortheil einsammeln. Da rotteten sich die Ein-
wohner mehrerer dortigen Dörfer zusammen, um sich
von dieser seltsamen neuen Schatzung frei zu machen.
Der Aufstand »vurde zwar wieder getilgt- brach aber
bald wieder von neuen» los» Aus Klugheit hatte man
daher die Bauern mir Behut'amkeit und Schonung
behandeln sollen. Da dieß aber nicht geschah, so rot-
teten sich abermals die Einwol^er einiger Dörfer in
Schwaben zusammen, und zerstörten, plünderten und
verbrannten die Schlösser der Edelleute und Prälaten.
Der Haufe wurde immer größer, und da es nieifl ver«
zweifelte, des Drucks überdrüssige Menschen waren, so
gehorchten sie Niemandem, und verübt n die unerhör-
testen Grausamkeiten. So drang eine Schaar dieser
wüthenden Bauern in ein schwäbisches Städtchen,
Weinsberg, und richtete daselbst, unter Anführung ei-
nes Gastwirlhs, ein entsetzliches Blutbad an. Den Gra-
fen Ludwig von Helfensteiii ermordeten sie mit satani-
scher Wuth» obgleich die junge Gemahlin defs lben, eine
Kaiserslochtec, mit ihrem k.euren Kinde sich auf die
Knie warf, und um Erbarmung flehte. Nach dieser
vollbrachten Gräuelthat trieben sie noch 70 andere Edel-
leute in einen Kreis zusammen, und flachen sie mit
Spießen tvdt. Während dieser tiegermäßigen Behänd»
E 2
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Wir- Ludwig_von_Helfensteiii Ludwig