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1. Teil 3 - S. 16

1895 - Leipzig : Wunderlich
J Zweite metkodische Einheit. klarheitsstuft. 1. Die Provinz Pommern. Jit!: Wir betrachten nun diejenigen Provinzen des Hohenzollern- staates, die sich an der Ostsee ausbreiten, und redeu da zuerst von der Landschaft, die sich einstmals in den Händen der Schweden befand, von Pommern. (Zeigen!) Die Kinder geben nun zunächst wieder möglichst selbständig an, wie sich nach ihrer Meinung der Gang der Unterredung — im Hinblick auf das gestellte Ziel — zu gestalten hat. Sie kommen, vom Lehrer mir im Notfalle unterstützt, zu dem Resultate: Wollen wir unserer Aufgabe gerecht werden, so müssen wir unsere Aufmerksamkeit aus vier Punkte richten. Wir fragen daher: 1. Wo liegt diese Landschaft? 2. Wie gelangte diese Landschaft in die Hände der Schweden? 3. Auf welche Weise wurde Pommern von den Hohenzollern erworben? 4. Hat denn Pommern einen Wert für Preußen? Die Schüler stellen darauf hin fest, daß sie aus Grund des voraus- gegangenen Unterrichts (Geschichte!) und mit Hilfe der Karte die drei ersten Fragen allein beantworten können. Sie legen — vom Lehrer nur durch kurze Hinweise unterstützt — dar: 1. Wo liegt Pommern? Pommern wird begrenzt von der Ostsee, von Mecklenburg, Bran- denburg und Preußen. Es wird von der Oder in zwei Flügel, einen westlichen und einen östlichen, zerlegt und von einem Teile des baltischen Landrückens, von der pommerschen Seenplatte, durchzogen. Zu Pommern gehört auch die Insel Rügen, die wir im vorigen Jahre kennen lernten. (Vergl. Deutschland I, S. 53.)j 2. Wie kam Pommer»? in die Hand der Schweden? Ans dem Geschichtsunterrichte wissen wir, daß Gustav Adolf, der den bedrängten Protestanten zu Hilse eilen wollte, im Jahre 1639 an Pommerns Küste landete und sich in kurzer Zeit und ohne viele Mühe in den Besitz ganz Pommerns setzte, denn die kaiserlichen Truppen, die

2. Teil 3 - S. 149

1895 - Leipzig : Wunderlich
Deutsche Sagen, die im Anschluß an vorstehende Präparationen dargeboten werden können. 1. Wie die Insel Hiddensee entstand.^) An der Westseite der Insel Rügen liegt die schmale Insel Hidden- see. Sie sollen beide früher miteinander verbunden gewesen, aber der Sage nach durch folgende Begebenheit getrennt worden sein. An einem Novemberabend war es, als der Sturm über die Felder und durch die entlaubten Eichenwälder der Insel Rügen sauste. Namentlich litt unter der Wut des Sturmes ein kleines Fischerdörfchen auf der nordwestlichen Spitze der Insel; gewiß wären die Strohhütten fortgeführt worden, hätte man nicht die Dächer mit schweren Steinen beschwert. Nur eine der Hütten war in etwas besserem Zustande; sie gehörte einer Witwe, Mutter Hidden, die, abgeschlossen von den Nach- barn, mit ihrer Kuh allein lebte. Mutter Hidden war nicht arm, denn ihr verstorbener Mann hatte ihr Geld und Sachen hinterlassen, aber sie gab niemandem etwas davon, ja sie verstieß sogar ihren einzigen Sohn, weil dieser ein armes Mädchen zur Frau genommen hatte. Während draußen noch der Sturm wütete, saß Frau Hidden vor einem düsterm Torffeuer auf der Ofenbank. Da klopfte es an die Thür. Anfänglich stellte sich die Alte als höre sie nichts; da aber das Klopfen nicht nachließ, öffnete sie die Thür; sie erblickte einen alten Mann in grauer Kutte, der sie befcheideutlich um ein Nachtlager und um etwas Abeudbrot bat. Da kam er aber recht an. Frau Hidden schlug ihm die Thür vor der Nase zu und rief hinaus, sie habe selber nichts und könne das Wenige nicht noch mit Bettlern teilen. Trotz Sturm und Wetter wanderte der Alte weiter, gelangte an das Ende des Dorfes und pochte an die Thür des letzten Hauses. Gleich kam eine junge Frau heraus, der er seine Bitte um Abendbrot und Nachtlager ebenfalls vortrug. *) Zu Pommern S. 16.

3. Teil 3 - S. 150

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 150 — Die Frau — es war die Schwiegertochter der Mutter Hidden — ließ den Bettler in die Stube eintreten, in welcher nur noch wenige Kohlen glimmten, während in einer Ecke des Zimmers zwei halbnackte Kinder aus eiuem Haufeu alter Lumpen schliefen. Sie brachte dem er- müdeten Greise eine warme Suppe, die sich dieser wohlschmecken ließ, dann bereitete sie ihm ein Lager von Binsen und Schilf auf der Erde. Er legte sich nieder und schlief bald ein. Die Frau blieb uoch auf und wartete ängstlich auf ihren Mann, der ans den Fischfang ausgefahren war, um etwas für Frau und Kinder zu verdienen. Als derselbe am andern Morgen noch nicht zu Hause war, sprach der Fremde der be- kümmerten Frau Mut du; er meinte, ihr Mann werde wegen des Un- Wetters irgendwo ein Unterkommen gesucht und gefunden haben. Der Gast entfernte sich wieder; ehe er aber fortging, sagte er: „Gebt Acht, gute Frau, die Arbeit, die ihr heute zuerst beginnt, wird ench den ganzen Tag gelingen!" Nachdem der Mann sort war, holte die Fran ein Stückchen Lein- wand aus der Lade, um soviel abzuschneiden, als sie zu einem Hemdchen für ihr jüngstes Kind bedurfte. Sie nahm die Elle, nin ansznmesfen, wieviel sie noch übrig behalten werde, aber je länger sie maß, desto mehr behielt sie noch zu messen übrig; schließlich hatte sie in der Stube gar keinen Raum mehr und so maß sie denn bis zum Hause hinaus, und als ihr Mann zurückkehrte, hatte sie soviel Leinwand gemessen, daß der Haufen bis zum Dache 'der Hütte reichte. Nun konnte sie die Elle nicht mehr halten, sie hörte auf, und da war auch das Stück zu Ende. Sobald die Nachbarn erfuhren, welchen Segen der alte fremde Mann in das Haus gebracht hatte, kamen sie von allen Seiten herbei, um die schöne weiße Leinwand zu kaufen. Und da sich die Leute im Preise überboten, waren die Armen schnell aus alker Not. Die Kuude von dem Glücke der armen Fischerfamilie gelangte anch zur Schwiegermutter, zur Frau Hidden. Natürlich machte sie sich nun Vorwürfe darüber, daß sie den Bettler von der Thür gewiesen hatte. Der Gedanke, daß sie ebenso glücklich wie die junge Frau sein könnte, ließ ihr keine Ruhe; sie wanderte umher und suchte den alten Mann, und nachdem sie ihn gefunden, lud sie ihn ein, indem sie hinzufügte, sie sei an jenem Abende in einer gereizten Stimmung gewesen. Der Alte erschien am Abende. Als er am andern Morgen fortging, verabschiedete er sich mit demselben Versprechen, mit dem er sich einige Tage zuvor von der Schwiegertochter getrennt hatte. Frau Hidden war nun voller Freude, endlich am Ziel ihrer Wünsche zu sein; sie beschloß, die Arbeit zuerst zu beginnen, von der sie sich den meisten Vorteil ver- sprach: Geld zählen. Schon hatte sie ans dem Kasten 'einen alten, ledernen Beutel geholt und wollte ihn eben ausschütten, um zu zählen, da hörte sie ein klägliches Brüllen aus dem Stalle und nun besann sie sich erst, daß sie am gestrigen Tage vergessen hatte, die Kuh zu tränken.

4. Teil 3 - S. 157

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 157 — „Nein, nein", antwortete lächelnd die Kaiserin, „ich lässe dich nicht fort, bevor ich dein Antlitz gesehen habe." Noch einmal bat er flehend: „Majestät, gebt mir Urlanb, mein längeres Weilen bringt Schrecken in diesen Saal." „Ich fürchte mich nicht — ich muß dein Antlitz schauen", befahl die Kaiserin. Der Unbekannte öffnete das Visier. Niemand erkannte das stolze, edle Gesicht mit den geistreichen Zügen und den ernstblickenden, seelenvollen Augen. Keiner hatte ihn jemals im Gefolge des Königs gesehen oder war ihm begegnet bei festlichen Turnieren oder auf sonstiger Ritterfahrt: nur daß er ein stattlicher, zu ernstestem Kampfe befähigter und anch bereiter Ritter sei, das sahen alle; denn wie die Augen aller auf ihn gerichtet waren, schien seine Gestalt zu wachsen und aus seinen Augen schoß plötzlich ein so scharfer Blitz von Mut und Mannhaftigkeit, daß keiner von allen an seiner Ritterbürtigkeit zu zweifeln wagte. Aber was war denn das? Plötzlich ging dnrch die Versammlung Schrecken und Entsetzen! Die Damen flohen mit leisem Schrei aus- einander, die Herren standen starr und sahen, keines Wortes mächtig, auf den schwarzen Tänzer der Königin, der sich jetzt zu erkennen gab als — der Scharfrichter von Bergen! Der letzte Mann aus dem Volke, derjenige, dem sein Gewerbe das Brandmal der Unehrlichkeit aufdrückte, er hatte es gewagt, sich in die Versammlung von Fürsten und Herren zu drängen; mehr noch, er hatte die Frechheit begangen, unter der schützenden Maske die verehrte Person der Königin zu entwürdigen, er hatte die Krone beschimpft — er mußte sterben! Vor Zorn glühend, befahl der Kaiser, den frevlerischen Majestätsbeleidiger zu ergreifen und zum Tode zu führen. Aber wunderbarer Weise erschrak der Sünder nicht vor dem Zorngebote des Gewaltigen. Bereits schickten sich einige an, die Verhaftung auszuführen, da ließ sich der Verurteilte in edlem Anstände vor dem Kaiser aus ein Knie nieder und sprach: „Großmächtiger Herr! Es ist war, ich habe schwer gefrevelt an all den Edlen, die hier versammelt sind, 4m schwersten an Euch selber und Eurer liebreizenden Frau Gemahlin, die durch meinen frechen Übermut beschimpft und tief beleidigt worden ist. Ich bekenne mich schuldig, durch mein Eindringen in Eure und Eurer Edlen Gesellschaft, mehr noch da- durch, daß ich es wagte, die edle Königin zum Tanze zu führen, ein Majestätsverbrechen begangen zu haben. Aber kann selbst durch mein Blut gesühnt, die Schande abgewaschen, getilgt werden, die ich Euch an- gethan habe? Nimmermehr! Laßt Ihr mich töten, wird es heißen: Der Scharstichter von Bergen hat beim Krönungsmaskenballe zu Frank- furt mit der Gemahlin Kaiser Karls des Großen getanzt, und der Schimpf wird für alle Zeiten an Eurem glorreichen Andenken haften. Erlaubt

5. Außereuropäische Erdteile - S. 65

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 65 — Ängriff auf die sinnlosen Massen, welche laut brüllend gegen einander rennen. Die Krieger springen nun von ihren Pferden ans die Rücken der Büffel, schwingen ihre langen Speere und stoßen fast bei jedem Schritte, den sie auf der dichten Masse thun, die scharfe Spitze zwischen das Rückgrat und den Schädel eines neuen Opfers. Auf diese Weise werden in kurzer Zeit Hunderte von Büffeln erlegt, ohne den Jägern den geringsten Nutzen zu gewähren; denn diesen fehlt es an Mitteln, so viele Häute, die sonst größeren Wert für sie haben würden, in ihre Hütten oder an einen Handelsposten zu schaffen. Auch die beliebtesten Leckerbissen, welche der Büffel gewährt, bleiben bei einem solchen massen- haften Abschlachten unbenutzt und werden die Beute der Wölfe und Geier, die sich nun einige Tage lang gütlich thun. Zusammenfassung und Einprägung. Zur weiteren Vertiefung. Bei Erledigung unserer heutigen Aufgabe haben wir gleichzeitig die Fehler und Mängel der Indianer kennen gelernt Welche sind uns entgegengetreten? (Unreinlichst, Unwissenheit, Trunksucht, Leichtsinn, Grausamkeit). Doch wir wollen unseren roten Brüdern nicht Unrecht thun. Sie besitzen neben diesen häßlichen Zügen auch schöne Eigenschaften. Ihre Ehrlichkeit findet selten ihresgleichen. Wenn sie ihr Haus allein lassen, verschließen sie die Thür nicht, sondern stellen nur ein Holzscheit dagegen; das nennen sie ein indianisches Schloß; sie wissen, daß kein Indianer sie bestiehlt. Diese Ehrlichkeit ist nicht ihr einziger Schmuck. Beispiele von Liebe der Eltern zu den Kindern, der Kinder zu den Eltern kommen vor, die uns, die wir das vierte Gebot gelernt haben und wohl aus- wendig können, aufs tiefste beschämen. Hört nur ein Beispiel von Eltern- liebe! Ein Indianer hatte einen anderen wegen einer Beschimpfung er- schössen und wurde an die Verwandten des Ermordeten ausgeliefert. Da stand er mitten in der Versammlung und sprach: „Ich bin ein Mann und fürchte den Tod nicht. Aber ich beklage ein Weib und vier Kinder, die ich noch sehr jung hinterlasse, ich beklage Vater und Mutter, die sehr alt sind, und die ich durch die Jagd unterhielt." Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, da erhob sich sein Vater und sagte: „Mein Sohn stirbt mutig. Aber er ist jung und voll Kraft, er kann besser für seine Mutter, sein Weib und seine vier Kinder sorgen. Er muß deshalb da bleiben, sie zu ernähren. Ich bin dem Ende meines Laufes nahe; ich bin zu nichts mehr nütze; ich kann nicht mehr gehen wie der Rehbock, dessen Lauf man nicht sieht, wie den Flug des Windes; ich kann nicht mehr schlafen wie der Hase, dessen Angen sich nicht schließen. Ich habe gelebt als ein Mann, ich will sterben als ein Mann. Darum trete ich an seine Statt." Alles weinte um den Alten her. Zum letztenmal um- armte er Weib, Sohn, Schwiegertochter und Enkel. Dann legte er sich Tischendorf, Fremde Erdteil«. f.

6. Außereuropäische Erdteile - S. 91

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 91 — 2. Besprechen und Lernen. a. Die Auswanderer von Freiligrath oder b. Die drei Indianer von Lenan. 1. Mächtig zürnt der Himmel im Gewitter, Schmettert manche Rieseneich' in Splitter, Übertönt des Niagara Stimme, Und mit seiner Blitze Flammenruten Peitscht er schneller die beschäumten Fluten, Daß sie stürzen mit empörtem Grimme. 2. Indianer stehn am lauten Strande, Lauschen nach dem wilden Wogenbrande, Nach des Waldes bangem Sterbgestöhne; Greis der Eine, mit ergrautem Haare, Aufrecht überragend seine Jahre, Die zwei Andern seine starken Söhne. 3. Seine Söhne jetzt der Greis betrachtet, Und sein Blick sich dunkler noch umnachtet, Als die Wolken, die den Himmel schwärzen, Und sein Aug' versendet wild're Blitze, Als das Wetter durch die Wolkenritze, Und er spricht aus tief empörtem Herzen: 4. „Fluch den Weißen! ihren letzten Spuren! Jeder Welle Fluch, worauf sie fuhren, Die einst Bettler, unfern Strand erklettert! Fluch dem Windhauch, dienstbar ihrem Schiffe! Hundert Flüche jedem Felsenriffe, Das sie nicht hat in den Grund geschmettert! 5. Täglich über's Meer in wilder Eile Fliegen ihre Schiffe, gist'ge Pfeile Treffen unf're Küste mit Verderben. Nichts hat uns die Räuberbrut gelassen, Als im Herzen tödtlich bitt'res Haffen: Kommt, ihr Kinder, kommt, wir wollen sterben!" 5. Also sprach der Alte, und sie schneiden, Ihren Nachen von den Uferweiden, D'ranf sie nach des Stromes Mitte ringen; Und nun werfen sie weithin die Ruder, Armverschlungen, Vater, Sohn und Bruder Stimmen an, ihr Sterbelied zu singen! 7. Laut ununterbroch'ne Donner krachen, Blitze flattern um den Todesnachen, Ihn umtaumeln Möven, sturmesmunter; Und die Männer kommen, fest entschlossen, Singend schon dem Falle zugeschossen, Stürzen jetzt den Katarakt hinunter.

7. Königreich Sachsen - S. 161

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 161 — Als man der Braut des armen Bergmannes die Nachricht über- brachte, fiel sie in eine lange Ohnmacht; zwar erwachte sie wieder, doch blieb sie lange Zeit krank, sodaß man allgemein glaubte, sie werde sterben. Jndez ihre Jugendkraft besiegte die Krankheit, Anna wurde dem Leben erhalten. Als sie nach ihrer Genesung das Gotteshaus wieder betrat, da gelobte sie sich, ihrem Oswald treu zu bleiben. Sie hing den Braut- kränz unter den übrigen Totenkränzen in der Kirche aus und widmete sich in der Stille den Armen, denen sie Gaben spendete. Viele Jahre waren seit jenem Unglückstage vergangen, es lebten nur noch Anna sowie drei Bergleute, von denen zwei in Ehrenfriedersdorf und einer in Drehbach wohnten. Da ereignete es sich, daß in einer Fundgrube am Sauberge ein Stollen bewältigt wurde. Als man in die siebente Lachter im rolligen Gebirge fortgerückt war, fand man einen menschlichen Körper, der noch in seinen unverwesten Kleidern dalag. Sofort machte man sich darüber, den Körper nach dem Tageschachte zu schaffen; der harte Leichnam brach mitten auseinander, sodaß man ihn nur in zwei Stücken heraufwinden konnte. Kopf, Brust und Arme blieben noch beisammen, der Körper war jedoch zerbrochen. Das Ereignis wurde sofort dem Bürgermeister Valentin Feige ge- meldet, der den Geschworenen, Thomas Langer, und die alten Bergleute an Bergamtsstelle bescheiden ließ. Diese erzählten, daß einst, vor etwa sechzig Jahren, ein junger Bergmann, Namens Oswald Barthel, bei dem Bruche der Zimmerung verunglückt und nicht wieder ausgefunden worden sei. Man brachte den Leichnam herbei, der sich so gut erhalten hatte, daß die alten Leute den Verschütteten wieder erkannten. Auch die Braut, zu welcher die Kuude von dem Wiederfinden eines lange Zeit Vermißten gelangte, kam herzu, und rührend, herzergreifend war es, als sie sich über den Kopf des Toten beugte, ihn zärtlich streichelte, und in die Worte ausbrach: „Oswald, mein Oswald, habe ich dich wieder? Siehst du, ich bin dir treu geblieben! Nun kann ich auch sterben!" Die Leiche des wiedergefundenen Bergmanns wurde feierlich zur Erde bestattet; es war ein Begräbnis, wie man es in Ehrenfriedersdorf noch nicht gesehen hatte. Tausende waren aus nah und fern herbeige- kommen, um das letzte Geleit zu geben. Auch des Obersteigers Baum- wald Tochter, Anna, folgte dem Sarge des Geliebten. Die Gedächtnis- predigt sprach der Ortspfarrer Georg Reute, welcher der wunderbaren Begebenheit in lebendigen Worten gedachte und dabei die Treue pries, welche unwandelbar bleibe bis über das Grab hinaus. Nach wenigen Tagen legte sich auch Anna zum ewigen Schlummer; ihrem Wunsche entsprechend wurde sie neben ihrem Bräutigam begraben. Seit jener Zeit heißt die Hauptzusammenkunft, welche die Berg- Knappschaft zu Ehrenfriedersdorf am Montag nach Ostern zum Andenken an diese Begebenheit abhält, die lange Schicht. Pfeil. Tischendorf, Sachsen. 3. Aufl. 11

8. Königreich Sachsen - S. 88

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 88 — Kohlenstücken werden mit einem eisernen Haken auseinander gelegt, da- mit sie sich abkühlen. — Wiedergabe. Zur sachlichen Besprechung: a. Woran erkennt der Köhler, daß die Kohlen fertig sind? b. Warum darf der Meiler nicht allein gelassen werden? o. Was wird aus den Holzlöffeln, die der Köhler geschnitzt hat? E. Ist die Holzkohle abgekühlt, so wird sie auf Wagen geladen und fortgefahren. Sie wird vielleicht in eine Schmiede (Wozu?) oder in eine Klempnerwerkstatt (Wozu?) oder in eine Schmelzhütte (Wozu?) oder in die Pnlvermühle geschafft. In der Pulvermühle wird aus der schwarzen Holzkohle, dem gelben Schwefel und einem Verwandten uuferes Salzes, dem weißen Salpeter (Zeigen), das Schießpulver bereitet.*) — Wiedergabe. Zur sachlichen Besprechung: a. Was säugt der Köhler au, wenu die Holzkohle verkaust ist? b. Was fängt er mit dem Gelde an, welches er für die Holzkohlen erhält? (Einkauf von Holz, Nahruug, Kleidung u. f. w.) Zur ethischen Besprechung: Die Arbeit des Köhlers ist doch eine sehr beschwerliche. Wieso? Auch seine Lebensweise ist eine sehr ärmliche. Inwiefern? (Hütte aus Baumstämmen — Karger Verdienst — Geringe Nahruug.) Und doch ist er fröhlich und wohlgemut bei seiner Arbeit. Wie mag dies zugehen? (Er ist zusriedeu mit dem, was er hat. Er sehnt sich nicht nach schöneren Kleidern, besserem Essen, weicherem Lager und anderer Arbeit.) Er singt vielleicht so, wie auch wir oft singen! (Was frag' ich viel nach Geld und Gut, wenn ich zu- frieden bin u. f. w.) Außerdem bringt ihm seine Lebensweise so manche Frende. Wieso? (Aufenthalt im Walde — Gesang der Vögel. — Er kennt Tiere und Pflanzen seiner Heimat genau und beobachtet sie u. s. w.) Auch wir haben uns manchmal gewünscht, im Walde leben zu können! (Lied: Im Walde möcht ich leben zur heißen Sommerszeit.) Zusammenhängende Wiedergabe des gesamten Stoffes mit Einflech- tuug aller Erläuterungen und Ausschmückungen. Als Ergänzung hierzu kauu im Anschluß an das Ziel: Wie einst ein Köhler einem sächsischen Fürsten wieder zu seiuem Kinde verholsen hat, den Kindern in einfacher Form die Geschichte vom Prinzenraub erzählt werden. (1. Auf welche Weise hat der Fürst sein Kind verloren? — 2. Wie war es dem Köhler möglich, das Kind dem Vater zurückzugeben?) *) Hier kann noch die Verwendung der Lindenkohle zum Zeichnen und als Zahnpulver erwähnt werden.

9. Königreich Sachsen - S. 160

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 160 — kannst mich erlösen, wenn du allein den Schatz heben wirst, der in diesem Berge verborgen liegt. Reinhard empfand wenig Neigung, dies allein zu thun, erst als der Alte gestattete, daß Reinhard seinen Bruder zur Hebung des Schatzes mitbringen könnte, sagte er zu. Reinhard und sein Bruder versahen sich mit den nötigen Werkzeugen und bestiegen in nächster Mitternacht den Berg. Das Männlein empfing sie, gebot ihnen aber, wenn Stimmen aus der Tiefe fragen würden, was sie mit dem Schatze beginnen wollten, nicht zu antworten und sich durch Drohungen nicht abschrecken zu lassen. Die Brüder begannen zu graben und fanden, wonach sie sich sehnten, den Schatz. Als sie ihn aber heben wollten, erscholl ans der Tiefe eine furchtbare Stimme. Die Schatzgräber schwiegeu. „Gebt Antwort oder ihr müßt sterben!" erscholl es aus der Tiefe. Nun ward Reinhards Bruder doch ängstlich; er antwortete, daß sie sich mit dem Gelde ein frohes Leben zu verschaffen gedächten — da ver- sank der Schatz mit donnerndem Gepolter in die Tiefe! Seit dieser Zeit hat der unglückliche Geist noch keine Erlösung ge- funden. Pfeil. 6, Die lange Schicht zu Ehrenfriedersdorf. In der sächsischen Bergstadt Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge lebte einst ein junger Bergmann, mit Namen Oswald Barthel. Er war ein braver, fleißiger Mensch, der von allen Leuten geschätzt und gern gesehen wurde, ja, seine Vorgesetzten hatten den jungen Bergmann so lieb ge- Wonnen, daß ihm der wohlbegüterte Obersteiger Baumwald seine einzige Tochter Anna verlobte. Eines Tages sollte Oswald im tiefem Stollen „Gutes Glück" an- fahren, um einen Durchschlag zu bewirken. Dieser Auftrag war ein schwer ausführbarer, denn ein solcher Durchbruch in einen anderen Stollen ist eine der gefährlichsten Arbeiten beim Bergbau. Oswald und seine Kameraden traten am Tage St. Katharina die Fahrt mit einem herz- lichen Glückauf an, nachdem sie zuvor mit ihrem Steiger gebeichtet und das heilige Abendmahl genommen hatten. Sobald sie im Schachte an dem gefährlichen Punkte ankamen, betrieben sie die Arbeit mit größter Vorsicht, um das Einstürzen der Firstenzimmerung zu verhüten. Die Last, welche auf dieser Zimmerung ruhte, war groß. Eben wollte der Steiger eine neue Anordnung treffen, da vernahm er ein heftiges Krachen in der Firstenzimmerung. „Brüder, rettet euch", rief er, „schnell, es macht einen Bruch!" Alle folgten diesem Rufe, nur Oswald blieb zurück und — wurde verschüttet. Wohl gab man sich Mühe, den Unglücklichen zu retten, die Leute arbeiteten Tag und Nacht, aber vergebens, es brach immer mehr nach — der Ärmste wurde nicht wieder gefunden.

10. Königreich Sachsen - S. 162

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 162 — 7. Der Fähndrich von Scharfenberg. Im dreißigjährigen Kriege suchten die Schweden unser Sachsenland durch Verwüstungen und Bedrückungen aller Art schwer heim, und das schöne Meißner Land hatte besonders viel zu leiden. Die Schweden er- schienen auch vor Scharfenberg, belagerten die Burg und wollten sie erobern. Die Besatzung derselben bestand nur aus etwa 30 Bewaffneten, und so konnte es den Schweden augenscheinlich nicht schwer fallen, die Burg mit Erfolg zu bestürmen. Doch so leicht, wie sie glaubten, ging dies nicht an. Dreimal stürmten sie gegen die Burg an, wurden aber von der wackeren Besatzung immer mit großem Verluste zurückgeschlagen. Dies ermüdete die feindlichen Schweden, denen an der Eroberung der Burg überhaupt nicht viel lag, dergestalt, daß sie beschlossen, stillschweigend wieder abzuziehen, um sich wichtigeren Unternehmungen zuzuwenden. Ein Teil des Belagerungsheeres war bereits abgegangen, als plötzlich von der Burg aus ein weißer Pfeil ins Lager der Schweden abgeschossen wurde. Die Feinde hoben ihn auf, sahen, daß er mit Papier umwickelt war, eutrollten dieses und erkannten in demselben ein Schriftstück. Der schwe- dische Anführer, welchem es schleunigst überbracht wurde, las es und sah, daß es ein Schreiben vom Rottmeister des Schlosses Scharfenberg ent- hielt. Ein auf so geheimem Wege angekommenes Schreiben mußte von Wichtigkeit sein, und das war es auch wirklich. Der Rottmeister berichtete den Schweden darin, daß er vom Schloßhauptmann schwer beleidigt worden sei und sich daher an diesem rächen wollte. Er versprach den Feinden gegen eine hohe Belohnung und ehrenvolle Einstellung in die schwedischen Reihen ein Verräter an der Burg und deren Besatzung werden zu wollen. Gingen die Schweden auf diesen Vorschlag ein, so seien sie davon in Kenntnis gesetzt, daß sich in einem Birkeuwäldchen unweit des Burg- berges eine verborgene Thür befände, welche zu einem unterirdischen Treppengang und aus diesem in den Schloßkeller sühre. Diesen wolle er den Schweden öffnen, falls sie auf seinen Vorschlag eingehen würden, und sie könnten dann ihren Einzug in den Schloßhof halten. Um aber ganz sicher zu gehen, wie es solchen Feiglingen beliebt, und damit sein Leben nicht in Gefahr komme, verlangte der böse Rottmeister noch, die Schweden sollten drei Trompetenstöße ertönen lassen, falls sie mit dem Vorschlage einverstanden wären. Nachdem der schwedische Anführer das Schriftstück gelesen hatte, ertönte alsbald das Zeichen des Einverständnisfes mit dem Verräter. Wohl vernahm die ganze Besatzung der Burg die Trompetenstöße, da jedoch im feindlichen Lager alles ruhig blieb, so schöpfte der Schloßhaupt- mann keinen Verdacht. Der verräterische Rottmeister bewies sich als eine echte Judasseele. Er stellte sich gegen den Schloßhauptmann ganz demütig und unterwürfig, ermutigte die gesamte Besatzung durch eine Ansprache und beteuerte, daß
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