12 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
>saalthal, wo aus hohem Felsen die Ruine Giebichenstein (Sage von Ludwig dem Springer;
Herzog Ernst von Schwaben) und unten im Thals das Solbad Wittekind liegen.
An der Saale abwärts Wettin mit der Stammburg der sächsischen Fürsten. Hier
und in Löbejün am Petersberge Steinkohlen. In der Kirche auf dem Petersberge
die Grabstätte Konrads d. Gr. von Wettin. Rothenburg a. S., Kupferhammer.
2. Die Grafschaft Mansfeld gehörte teils zu Sachsen, teils zu Preußen. Jetzt
zerfällt sie in den See- und den Gebirgskreis. Im Seekreise (nach den beiden Seeen so be-
nannt) (Sisleben*, 23175 Ew., wo Luther geboren wurde (10. Nov. 1483) und starb
(18. Febr. 1546). Alsleben, mit Kornhandel und Schiffahrt. — Im Gebirgskreife
Mansfeld* mit den Ruinen des Stammschlosses der Mansfelder Grafen. Hettstädt,
wo Kupferschiefer gewonnen wird. In der Nähe das Welfesholz (Schlacht 1115). In
Ermsleben Gleim, in Molmerswende Bürger geboren. Schloß Falkenstein am Harz.
3. Die Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla. Stolberg un-
weit der Josephshöhe, mit Schloß und großer Bibliothek.
4. Kursächsische Gebietsteile, 1815 abgetreten. Merseburgs, 16 828 Ew., einst Sitz
eines Bischofs, dann der Herzöge von Sachsen-Merseburg. jetzt Regierungs-Hauptstadt.
Schloß und Dom mit dem Grabe Rudolfs von Schwaben, dessen Hand dort gezeigt wird,
und des Bischofs Thilo von Trotha (Sage vom diebischen Raben). In der Nähe bei
Keuschberg sucht man den Ort für die Ungarnschlacht 933. Lauchstädt, einst berühmter
Badeort, wo mit dem Weimarischen Hof auch Goethe und Schiller sich aufhielten.
Altranstädt, bekannt durch den Frieden zwischen Karl Xii. und August dem Starken.
Salzwerk Dürrenberg. Lützen (16. Nov. 1632 Gustav Adolfs Tod) und Groß-Gör-
fchen (Schlacht 2. Mai 1813; Scharnhorst verwundet).
Weißensels* 21782 Ew., mit Schloß Augustusburg, Residenz der Herzöge von
Sachsen-W., jetzt Unteroffiziersschule. Fabriken und Schuhwaren. In der Nähe große
Brauukohlengruben und Parafftnfabriken. Hohenmölsen (Schlacht 1180).
Naumburg* (— Neue Burg), 19107 Ew., früher Bischofsstadt, mit Dom und schönen
Kirchen. Kirschenfest („Die Hussiten zogen vor Naumburg"). Weinbau. Ober-Landes-
gericht. In der Nähe Solbad Kosen, die Landesschule Pforta, 1543 von Moritz von
Sachsen gegründet, die Ruinen Rudelsburg und Saaleck. — Zeitz* an der Elster,
19797 Ew., mit dem Schlosse Moritzburg, einst Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz;
im Mittelalter Sitz der Bischöfe, die nachher in Naumburg wohnten. Bedeutende In-
dustrie. — Eckartsberga*. In diesem Kreise die geschichtlich denkwürdigen Orte: Auer-
städt (1806) und Memleben (Heinrich I. und Otto I. gestorben; Klosterruine), Kloster
Roßleben, Freiburg an der Unstrut, mit Weinbau. — Quersurt* Burg Goseck. Roß-
dach (Sieg Friedrichs d. Gr. 1757). — Sangerhausen*, 10188 Ew., mit dem Grabe
Ludwigs des Springers. Artern, mit Salzwerk. Tilleda am Kiffhäuser.
Delitzsch* die Strümpswirkerstadt („wird das Stricken gar nicht satt") 8342 Ew.
Eilenburg. 11032 Ew., mit Baumwollfabriken. Bitterfeld*, 7596 Ew. Düben an der
Heide. Gräfenhainichen(Geburtsort Paul Gerhards). Landsberg, früher Sitz von Markgrafen.
Wittenberg* an der Elbe, bis 1547 Hauptstadt des Kurkreises, 13865 Ew., be-
rühmt durch seine Universität, von der durch Luther, „die Wittenbergische Nachtigd", die
Reformation ausging. Er und sein Mitkämpfer Phil. Melanchthon liegen in der Schloß-
kirche begraben, ebenso die Kurfürsten Friedrich der Weise und Johann der Beständige. Die
Kirche ist jetzt mit erzenen Thüren geschmückt, in denen die Thesen Luthers eingegraben
stehen. Die Universität ist 1817 mit der von Halle vereinigt. Bis vor kurzer Ze;t war
Wittenberg Festung. — Unweit der Elstermünduug Wartenburg (Jorks Sieg 1813).
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Springer Ludwig Ernst_von_Schwaben Ernst Konrads Konrads Rudolfs Thilo_von_Trotha Goethe Schiller Karl August Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Moritz_von
Sachsen Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Friedrichs Ludwigs Paul_Gerhards Luther Melanchthon Friedrich Friedrich Johann
Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen. 17
Namen später mit einbegriffenen kleineren Stämme den Norden einnahmen, das
Land südlich vom Harz und der Unstrut hingegen die Thüringer. Alle an-
dern kleineren Stämme gingen später in diese beiden großen auf. Wenn es
auch bei Magdeburg noch den Nordthüringgau, im Mansseldischen den Schwaben-
gau, das Friesenfeld, an der Helme und Unstrut den Hessengau gab. so konnten
die Bewohner derselben gegenüber der großen Mehrheit der Sachsen sich doch nicht
in ihren Eigentümlichkeiten behaupten. Im Mittelalter giebt es an Deutschen aus
unserem Gebiete nur Sachsen und Thüringer, aber im N. und O. auch Slaven,
welche bis zur Saale und Elbe, im N. (Altmark) sogar über diese Grenze
vordrangen. Noch heute erinnern zahlreiche flavifche Ortsnamen von Dörfern,
namentlich solche auf -au und -itz, an die Herrschaft jenes Volkes. In der Mitte
des 12. Jahrhunderts wurde die deutsche Herrschaft weit nach Osten vorgeschoben,
die slavische Bevölkerung teils vernichtet, teils von der deutschen aufgesogen.
Gegenwärtig fiudeu wir rein slavische Bevölkerung nur noch in einigen Dörfern
des Kreises Salzwedel. Die Sachsen zerfielen später in Ober- und Nieder-
sachsen, welche besonders in ihrer Sprache verschieden sind. Die Scheidelinie
zwischen den beiden bildet ungefähr die Grenze des früheren Kurfürstentums
Sachsen, so daß also auch die Thüringer unter dem Namen „Obersachsen"
einbegriffen wurden.
Die Einführung des Christentums begann in Thüringen im 8.Jahr-
hundert durch Bonifatius, während die Sachsen erst durch Karl d. Gr. unter-
worfen und zu Christen gemacht wurden (Bistum Halberstadt nach 780). Die
kirchliche Gliederung wurde erst im 10. Jahrhundert durch Otto d. Gr. durch-
geführt, der das Erzbistum Magdeburg gründete (968) und ihm die andern
sächsischen und slavischen Bistümer (Brandenburg, Havelberg, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Meißen) unterordnete, während Halberstadt unter Mainz blieb.
Die Reformation fand in unserer Provinz am schnellsten Eingang, die Bis-
tnmer konnten die Bewegung nicht hemmen, nur das Mainzer Stift hielt schließ-
lich auf dem Eichsfelde den katholischen Glauben aufrecht. Daher kommt es,
daß dieses Gebiet atiein in der Provinz noch überwiegend katholische Bevölke-
ruug hat. Anhalt ist zu 97^, Sachsen zu Stand der religiösen Bekenntnisse ist gegenwärtig so Evangel. Kathol. Y?>% protestantisch. Der Sender: Iffin | 2"den
1. R.-B. Magdeburg 2 „ Merseburg 3. Erfurt 942 499 1003 560 312 387 40 365 21 261 96 317 2 806 790 800 4023 1510 1810
I. Provinz Sachsen Ii. Herzogtum Anhalt 2258 446 240 983 157 943 5 492 4 396 89 7 343 1601
3. Nahrungsquellen, Erzeugnisse, Handel und Verkehr.
Bon alters her ist der Ackerbau die Hauptbeschäftigung der Bewohner
unseres Gebietes gewesen und hat in den fruchtbaren Strichen (Wifche in der
Altmark zwischen Uchte und Elbe, der Börde westlich von Magdeburg, dem
Saalkreise und der goldenen Ane) stets ans das reichlichste gelohnt. Dafür
zengt fchon äußerlich das Aussehen der Dörser, welche in den genannten
strichen an Einwohnerzahl viele Städte übertreffen. 49 Landgemeinden in der
Provinz Sachsen, 5 in Anhalt haben über 2000 Einwohner.
Hertel, Landeskunde der Provinz Sachsen. %
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Otto Hertel
14
Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
Ballenstädt* 4850 Ew., mit Schloß und herrlicher Umgebung. Hoym.3033 Ew., mit
Schloß. Gernrode, durch seine vom Markgrafen Gero 960 gestiftete schöne Kirche in romani-
schem Baustil bekannt, liegt am Fuße des Stufenberges. Harzgerode 3250 Ew. Alexis-
badundbictorshöhe sind vielbesuchte Orte, ebenso der M ä g d e s p r u n g; hier Eisenhütte
und Gießerei.
V. Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
\. Abriß der Geschichte.
Eine Geschichte der Provinz Sachsen giebt es erst seit 1815, denn in
diesem Jahre ist sie aus alten preußischen und den neu erworbenen sächsischen
Gebieten gebildet worden. Nach diesen hat die Provinz ihren Namen „Sachsen"
erhalten.
Der R.-B. Magdeburg enthält den ältesten Bestandteil des preußischen
Staates, die Altmark (Albrecht d. Bär). Das Herzogtum Magdeburg und das
Fürstentum Halberstadt, beide vorher geistliche Gebiete, erwarb der Große
Kurfürst beim westfälischen Friedensschluß 1048, doch konnte er in Magdeburg
erst 1680 die Regierung antreten. Das Erzbistum Magdeburg ist von Otto I.
968, das Bistum Halberstadt schou von Karl d. Gr. gestiftet. Die Grafschaft
Wernigerode wurde schon 1449, die Abtei Quedlinburg 1892 durch den Reichs-
deputations-Hauptschluß, die Grafschaft Barby mit Gommern erst 1815 er-
worben. Die übrigen von den letztgenannten Gebieten verlor Preußen zeitweilig
durch den Tilsiter Frieden bis auf die beiden rechtselbischen Jerichowschen Kreise.
Der R.-B. Merseburg umfaßt größtenteils früher kursächsisches Gebiet,
darunter den alten Kurkreis mit der Hauptstadt Wittenberg. Merseburg
und Naumburg-Zeitz waren früher Bistümer, später nebst Weißenfels
Residenzen selbständiger sächsischer Herzöge, deren Linien aber alle im vorigen
Jahrhundert ausstarben, worauf ihre Länder an Kurfachsen zurückfielen. Der
Saalkreis mit Halle gehörte früher zum Erzstift Magdeburg, die Graf-
schaft Mansfeld nur zum Teil zu Sachsen. — Von Kriegen ist diese Ge-
gend am meisten heimgesucht worden, und namentlich die Ebene zwischen Merse-
bürg und Leipzig könnte man einen „Tanzplatz des Kriegsgottes" nennen.
Von den ältesten Zeiten bis in die neusten sind hier entscheidende Schlachten
geliefert worden! Keuschberg, Homburg, Lützen, Roßbach, Groß-Görfchen.
Der R.-B. Erfurt ist zum größten Teil infolge des Reichsdeputatious-
Hauptschlusses 1892 erworben worden (Nordhausen, Mühlhausen, Erfurt
und Eichsfeld). Erfurt, früher Universität und Festung, gehörte kurze Zeit
zum Kaiserreich Frankreich. Die Grafschaft Hohenstein, früher halberstädtisch,
ist der älteste preußische Besitz in diesem R.-B. 1815 kamen einige sächsische Ge-
biete hinzu, darunter auch die Kreise Ziegenrück und Schleusingen (Grafschaft
Henneberg).
Besondere Bedeutung hat die Provinz dadurch, daß aus ihren jetzigen Grenzen die
Reformation ausging. Als Lutherstädte sind zu nennen: Eis leben, Mansfeld, Magde-
bürg, Erfurt, Wittenberg und Torgau. Die großen Religionskriege sind hier hauptsächlich
ausgefochten worden, und mehr als einmal ist Magdeburg der Mittelpunkt der europäi-
scheu Politik gewesen (1551. 1631). Der siebenjährige Krieg berührte nur den früher
sächsischen Süden, während die napoleonischen Kriege auch den Norden hart mit-
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Extrahierte Personennamen: Gero Albrecht_d Albrecht Otto_I. Karl_d Karl Keuschberg
Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
15
nahmen. Von den neueren Kriegen wurde 1866 der Westen berührt (Langensalza). Daß
aber in den böhmischen Schlachten die Söhne unserer Provinz den Hauptruhm erworben
haben, soll nicht verschwiegen werden.
Das Herzogtum Anhalt ist hervorgegangen aus den Gütern der Grafen
von Ballenstädt im Nordthüringgau und Schwabengau, wozu später Teile des
wendischen Gaues Serimunt kamen. Albrecht der Bär gab diese Gebiete seinem
Sohne Adalbert, nach dessen baldigem Tode sie an seinen Bruder Bernhard,
den späteren Herzog von Sachsen, fielen. Dieser teilte seine Lande so, daß
Anhalt an den älteren Sohn Heinrich, Sachsen an den jüngeren Sohn kam
(1212). Heinrich, der sich auch zuerst „von Anhalt" nannte, ist der Stamm-
vater der jetzigen Herzöge von Anhalt. Von den alten Besitzungen ging 1315
Aschersleben an Halberstadt verloren, dagegen wurden neue rechts der Elbe
erworben. Durch mehrfache Teilungen wurde die Macht des Landes sehr
geschwächt, so daß Erbansprüche an Brandenburg und Sachsen nicht aufrecht
erhalten werden konnten. Die wichtigste Teilung erfolgte 1603, wodurch das
Land in die Fürstentümer Anhalt-Dessau, -Cöthen, -Bernburg und -Zerbst zer-
fiel, welche jetzt nach dem Aussterben der 3 letztgenannten Linien (Zerbst 1797,
Cöthen 1847, Bernburg 1863) wieder vereinigt sind.
Landesteile, aus welchen die Provinz Sachsen zusammengesetzt ist:
1. Die Altmark (vor 1415).
2. Von der Kurmark die Dörfer Wahnitz, Nitzahne, Werder, Grähnert (vor 1415).
3. Das Herzogtum Magdeburg (1648. 1680).
4. Das Fürstentum Halberstadt (1648).
5. Die Abtei Quedlinburg (1802).
6. Die Grafschaft Wernigerode (1449).
7. Die Grafschaft Mansfeld, altpreußischen (1780) und sächsischen Anteils (1815).
8. Die Grasschaft Hohenstein, altpreußifchen Anteils (1618).
9. Das Fürstentum Eichsfeld (1802)J
10. Die freie Reichsstadt Mühlhausen (1802).
11. Die freie Reichsstadt Nordhausen (1802).
12. Die Vogtei Dorla (1802).
13. Die Ganerbschaft*) Treffurt (1802).
14. Das Fürstentum Erfurt (1802).
15. Ein Teil des Herzogtums Sachsen, nämlich der Thüringer Kreis, der bei
Preußen gebliebene Teil des Neustädter Kreises, der preußische Teil der
Stifter Merseburg und Naumburg-Zeitz, das Fürstentum Quersurt (mit
Ausnahme der zur Prov. Brandenburg gehörigen Ämter Jüterbog! und
Dahme), der Kurkreis (mit Ausnahme des Amts Belzig), der preußische
Teil des Leipziger und Meißener Kreises, die Grafschaften Stolberg-Stolberg
und Stolberg-Roßla und der preußische Anteil an der gefürsteten Graf-
schaft Henneberg (1815).
16. Die vormals kursüchsischen Ämter Barby und Gommern (1815).
17. Das vormals hannoversche Amt Klötze und die Dörfer Gänseteich und
Rüdigershagen (1815).
*) Ganerbschaft ist das gemeinsame Eigentum verschiedener Familien oder Herren
an einem und demselben Besitz.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Bernhard Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Henneberg
A. Die Thüringer Mulde. 65
Über der Stadt thront die N e u e n b u r g. Oas ist eine köstliche perle des ritter-
lichen Lebens im Mittelalter. Ihr Erbauer ist der Landgraf Ludwig der Springer. Sie
war der Lieblingsaufenthalt der Thüringer Landgrafen, hier soll Ludwig der Eiserne
auf dem anstoßenden Edelacker seine widerspenstigen Edelleute in das Zoch des Pfluges
gespannt haben, um ihren unbändigen Trotz zu brechen.
Der Edelacker.
Davon erzählt folgende Sage: Ludwig der Eiserne strafte einst einen ungehorsamen
Kitter. Oas wollten die anderen hochmütigen Ritter nicht leiden und zogen gegen ihn.
Ludwig aber bezwang sie und brachte sie auf die Neuenburg. Oa nahm er sie und führte
sie zu Zelde. hier spannte er je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden
bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Zurche. Oie Diener hielten den
Pflug. Er aber trieb sie mit der Geitzel an und hieb, daß sie sich beugten und oft auf die
Erde fielen. Venn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze
Land gepflügt war. Oann mutzten ihm die Edelleute von neuem den Treueid schwören.
hier hat Ludwig vor seinem Schwager, dem Kaiser Rotbart, in einer Nacht die
wunderbare Mauer gebaut. Sie bestand aus seinen Rittern und Mannen. Ihr tln-
blick lietz den Kaiser ausrufen: „Zürwahr, eine köstlichere, edlere und bessere Mauer
habe ich zeitlebens noch nicht gesehen." Zur Zeit des Landgrafen Hermann öffnete die
Neuenburg den Minnesängern gastlich ihre Tore. Oa ertönten in ihren hallen Gesang
und Saitenspiel. Oer uralte Zeuge jener glänzenden Tage, der gewaltige Bergfried,
ist jetzt noch das Wahrzeichen der ganzen Gegend.
3. Die Gothaer Mulde.
Landschaftsbild.
1. Lage. Die Gothaer Mulde erstreckt sich vom Thüringer Mitteldecken
bis zum Thüringer lvald. Oen Ostrand bildet die Jlmplatte, den Westrand
der Höhenzug der hörselberge.
2. Bodenbeschaffenheit. Oer Loden besteht vorwiegend aus Keuper. Oer ist
an mehreren Stellen mit lehmartigen Schichten gemischt und bildet einen tiefgründigen,
fruchtbaren Ackerboden. Oie Höhenzüge bestehen meist aus Muschelkalk. Ihre Abhänge
Rödiger, Heimatkunde der Provinz Sachsen. 5
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig_der_Eiserne Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Hermann
30 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
orte des Harzes geworden. Auf dem Burgberge baute Heinrich I V. die Harzburg. Jetzt
ist sie eine Ruine.
Z. Wernigerode (18), d. i.rodung eines werniger, am Ausgang des Holzemmen-
tales, ist Ausgangspunkt der Harzquerbahn und der Lrockenbahn. Oer eigenartigste
Schmuck ist das Zürstenschloß auf luftiger Bergeshöhe, das schönste harzschloß, wernige-
rode hat bedeutenden Holzhandel, sowie Schokoladen- und Zichorienfabriken.
Kbb. 23. Schloß Wernigerode. (Nach einer Photographie von Kose, Wernigerode.)
4. Blankenburg, d. i. Burg auf blankem Felsen, ist eine vielbesuchte Sommer-
frische mit schönem Schloß.
5. Ehale, am Eingang des Lodetales, hat riesigen Fremdenverkehr, Eisenhütten-
werke, Maschinen- und Zementfabriken.
6. Gernrode, nach dem Markgrafen Gero genannt, hat Streichholz- und Waffen-
fabriken. vie berühmte Stiftskirche hat der Markgraf Gero im Rundbogenstil erbaut,'
er liegt auch darin begraben. Inschrift:
„Zu Laußnitz Erster Fürst was ich,
Oreißik wendischer Herren tödt ich,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I_V. Heinrich Gero Gero
A. Die Thüringer Mulde. 31
Stifte Gernrode von eigner Hab,
Daselbst man sieht noch heut mein Grab."
Markgraf Gero hatte zur Zeit Vttos des Großen mit starker Hand die wenden ge-
demütigt. Die Wendenfürsten trachteten ihm deshalb nach dem Leben. Der schlaue
Gero merkte das. Er beschloh, ihrem heimtückischen Treiben mit einem Male ein Ende
zu machen. Darum lud er 30 Wendenfürsten zu einer Ratsversammlung auf seine Burg
Gersdorf (Gerodorf, Gernrode), hier ließ er ein üppiges Mahl auftragen und lud fleißig
zum Trinken ein. Als die Fürsten trunken waren, wurden sie von Geros Freunden
niedergehauen. Don Gewissensbissen gequält, baute Gero später die Stiftskirche.
b) Zm harz liegen außer den genannten Bergstädten:
1. Andreasberg. Es hatte früher große Silberbergwerke. Der Bergbau wird
aber jetzt nicht mehr betrieben, weil er wegen des billigen Silberpreises nicht mehr
lohnt. Die Stadt ist deshalb Luftkurort und wintersportplatz geworden. Sie ist der
Haupthandelsplatz für Kanarienvogel und hat Streichholzfabriken und Spitzenklöppelei.
2. In Bennecken st ein verfertigen die Bewohner allerhand holzwaren, besonders
Streichhölzer, und treiben damit einen schwunghaften Hausierhandel.
3. Harzgerode, d. i. den Wald gerodet, treibt Ackerbau, Bergbau auf Silber,
Kupfer, Eisen und hat Schieferbrüche.
c) Am Südrande des Dorharzes liegen:
1. Eisleben (25), Sitz der Mansfelder Gewerkschaft, hier ist Luther am 10. Hov.
1483 geboren und am 22. Febr. 1546 gestorben. Auf dem Marktplatze hat man ibm'eirt
schönes Denkmal erbaut.
2. Mansfeld hat ein prächtiges Schloß. In Mansfeld lebte Luthers Dater als
Bergmann, hier hat Luther seine erste Jugendzeit verlebt.
Mansfeld.
wie der Name Mansfeld entstanden ist, erzählt folgende Sage: Kaiser Heinrich Iv.
hatte in der Mansfelder Gegend sein Hoflager aufgeschlagen. Da bat sich einer seiner
Mannen ein Stück Feld zum Eigentum aus. Das sollte so groß sein, daß er es mit einem
Scheffel Gerste umsäen könnte. Der Kaiser bewilligte dem tapferen Ritter die Bitte.
Der nahm den Scheffel Gerste vor sich auf das Roß. Im schnellsten Fluge umritt er das
gewünschte Land. Dabei fielen die Gerstenkörner einzeln aus einer kleinen Öffnung
im Sacke heraus. Als der Sack leer war, hatte er die Grenzen der Grafschaft Mansfeld
umsät. Der Kaiser merkte die List. Doch er sagte: „Gesagt ist gesagt! Das ist des Mannes
Feld!" Daher rühren der Rame Mansfeld und die Gerstenkörner im gräflichen Wappen.
Die Himmelfahrtsdörfer.
Im Mansfelder Lande liegen auch die .himmelfahrtsdörfe t". Daran
knüpft sich folgende Sage: Der Landgraf Ludwig von Thüringen war mit dem Kaiser
ins heilige Land gezogen. Seine Gemahlin Elisabeth ließ er unter dem Schutze seines
Bruders auf der Wartburg zurück. Nach einigen Jahren verbreitete sich das Gerücht,
der Landgraf sei gestorben. Da trieb der hartherzige Schwager die fromme Elisabeth
trotz harter Winterkälte aus dem Lande. Eines Abends kam sie mit ihrer Amme Gertrud
nach Gorsleben im Mansfelder Lande. Da nahm sie der Bauer Hans gastfreundlich in
sein Haus auf. Als er hörte, wie traurig es der hohen Frau erging, beherbergte er sie
den ganzen Winter hindurch. Er tat alles, was er den beiden Frauen von den Augen
absehen konnte. Da kam Himmelfahrt heran, wie die anderen Leute, war auch die
Landgräfin mit ihrer Amme sehr früh auf einen Berg gestiegen, um den Aufgang der
Sonne zu beobachten. Eben sandte die Sonne ihre ersten Strahlen zur Erde, plötzlich
vernahmen sie Hufschläge. Als sie sich umblickten, hielt vor der Gräfin ihr Gemahl.
Beide sanken voller Freude einander in die Arme. Dann führte Elisabeth ihren Gemahl
zu den guten Leuten in Gorsleben. Aus Dankbarkeit erließ der Graf den Einwohnern
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Extrahierte Personennamen: Gero Gero Geros Gero Andreasberg Harzgerode Luthers_Dater Bergmann Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_von_Thüringen Ludwig Elisabeth Gertrud Hans
74
Heimatkunde der Provinz Sachsen.
vom Gipfel aus erblickt man etwa 40 Städte. Zwischen der unteren Mulde und
der Elbe breitet sich die Dübener Heide aus. Sie ist besser als ihr Ruf.
Denn nur an den Rändern der Wege und auf einigen unfruchtbaren Stellen
wächst Heidekraut. Sie gehört vielmehr zu den schönsten Waldgebieten unserer
Heimat. Besonders zeigt sie hohe und starke Nadelbäume. Manche haben
einen Wert von 200 Mark, mitten in der Heide liegt der Lutherstein. Das ist
ein gewaltiger Findling, hier nahmen Luthers Freunde unter Tränen von ihm
Ebschied, als er in seinem Wägelchen nach Worms fuhr.
4. Die Bewässerung. Oer Hauptfluß der Landschaft ist die S a a l e. Sie
tritt bei Weißenfels in die Lucht ein. Ihr Bett wird von hier aus immer breiter,
ihre Ufer werden flacher. Reichgesegnete Fluren und üppige Wiesen bedecken
die Saalaue. In der Nähe der Stadt Halle bildet die Saale zwei prächtig
bewaldete Inseln: die Naben- und Nachtigalleninsel. Unterhalb der Stadt
treten die kahlen, zerklüfteten Porphrjrwände hart an ihre Ufer heran, von
steiler Felsenhöhe grüßen die Trümmer der alten Bergfeste Giebichen -
stein. Die Burg war im Mittelalter eine starke Festung. Sie wurde des-
halb von den deutschen Kaisern gern als Gefängnis für vornehme Gefangene
benutzt. Davon ging das Sprüchlein im Land:
„Wer kommt nach Giebichenfteine,
Kehrt selten wieder Heime."
Ludwig der Springer.
hier saß auch der Landgraf Ludwig der Springer in harter Gefangenschaft zur
Strafe dafür, daß er den Pfalzgrafen Friedrich ermordet hatte. Er war an Letten ge-
schmiedet. Acht Edelleute bewachten ihn Tag und Nacht. Unaufhörlich sann er aus
Rettung. Betend gelobte er dem heiligen Ulrich, ihm eine Kirche zu bauen, wenn er
ihm einen lveg zur Rettung zeige. Aber vergebens. Oa griff er zu einer List. Er stellte
sich todkrank. Aus Mitleid befreite man ihn von seinen Ketten und schickte zu seinem
Geheimschreiber. Dem sollte er seinen letzten lvillen mitteilen. Doch beide oerabredeten
einen Fluchtplan. In einer Nacht, als Ludwig unbewacht war, sprang er aus dem
hohen Burgfenster in die Saale. Oer gefährliche Sprung gelang. Schwimmend erreichte
er das andere Saalufer. Dort warteten bereits die Seinen mit flinken Rossen. Glücklich
kehrte er zu seiner Gattin zurück. Später baute er die Kirche zu Sangerhausen und
weihte sie aus Dankbarkeit dem heiligen Ulrich.
von Halle aus bis zu ihrer Mündung bei Larbrj ist die Saale mit Flößen,
Lastkähnen und Dampfern sehr belebt. Ein Floß besteht aus mehreren eng
zusammengefügten Baumstämmen. Die stammen meist aus dem Thüringer
Walde. Flößer in langen Wasserstiefeln, mit Fahrstange, Axt und Seil ausgerüstet,
befördern die Flöße auf der Saale nach den größeren Städten. Dort werden
die Baumstämme zu Bauholz verwendet.
Die Weiße El st er tritt oberhalb der Stadt Zeitz in die Lucht ein. Sie
durchfließt hier die „Aue", ein sehr ftuchtbares Gebiet. Lei Leipzig nimmt sie
rechts die pleiße auf und mündet in mehreren Armen oberhalb Halle in die
Saale. Sie hat im Unterlaufe ein schwaches Gefälle. Darum fließt sie langsam
dahin, bildet hier und da sumpfige Auen und teilt sich zuweilen in mehrere Arme.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig_der_Springer Ludwig Friedrich Friedrich Ulrich Ludwig Ludwig Ulrich