I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
lvimpel grüßen, Völler krachen,
Lustig schwimmen wir im Rhein,
Tiefe Boote, leichte Nachen
Wollen uns Geleite sein.
wohl, nun geht es rauschend weiter,
Lachend Bild, wohin wir sehn,
Die Gestade grün und heiter
Und dahinter Rebenhöhn.
Städte mit den alten Zinnen
Laden gastlich uns herzu,
Burgen, die verlassen sinnen,
^Ragen einsam tief in Ruh.
Überall in trauter Nähe
Winkt ein Zander Bild herbei,
Eh' ich alles übersehe,
Ist es wie ein Traum vorbei. (Greif.)
1. Landschaftsbild, a) Der Rhein bei Bingen. Es ist ein gar
prächtiger Sommermorgen. Goldige Sonnenstrahlen spielen auf der breiten
Wasserfläche des stolzen Rheinstromes. Ein stattlicher Dampfer, mit vielen
lustigen Kusflüglern besetzt, verläßt eben die Landungsstelle in Bingen, um
seine Talfahrt anzutreten, vom Niederwald herab, einer hohen Bergwand
bei Rüdesheim, grüßt das großartige Nationaldenkmal. Kuf einer
Felsenklippe steht der alte Niäuseturm (Maut- oder Zollturm), jetzt
eine Signalstation für Schiffe. Wildströmend flutet der Rhein an ihm vorbei,
hohe Felswände, rechts die westlichen Ausläufer des Taunus, links der huns-
rück, treten dicht an ihn heran. Früher waren die hier unter dem Wasser
versteckten Felsenriffe den Schiffern Gefahr bringend. Die preußische Regierung
ließ sie sprengen und schuf so den Schiffen eine sichere Fahrstraße durch das
einst so gefürchtete Binger Loch.
Der Vinger Mäuseturm.
Bei Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Turm, von dem nachstehende
Sage umgeht: Im Jahre 970 war große Teuerung in Deutschland, daß die Nienschen
aus Not Natzen und Hunde aßen und doch viele Leute Hungers starben, va war ein
Bischof von Mainz, der hieß Hatto. Er war ein Geizhals und dachte nur daran, seinen
Schatz zu mehren. Er sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und in
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10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Die feindlichen Brüder.
Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten
zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters
Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine
Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie
teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem
andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war
wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß
der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen
Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein
volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen?
dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei
Klöstern stiften.
Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver-
ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen
begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen
ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste
noch heute zu sehen sind.
Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense.
Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder
und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander
zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder
frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte,
daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen
Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen
dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden
Schwester (Sechste in.)
Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau-
dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her-
gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund-
liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese
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I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
11
Strecke im jungen 5enz sein, wenn hier die unzähligen Kirschen-, Pfirsich- und
Kprikosenbäume ihre herrliche Blütenpracht entfalten, Das kleine Salzig
mit einer warmen Salzquelle hat durch seine Kirschen Berühmtheit erlangt.
Die geschützte Lage des Vrtes läßt dort die Früchte zu ftüherer Reife gelangen
als in anderen Gegenden unserer Heimat. Lei R h e n s betrachteten wir den
Nönigsstuhl, auf dem sich in früheren Jahren die vier Rurfürsten von Köln,
Mainz, Trier und der Rheinpfalz oersammelten, um über die Raiserwahl zu
beraten. Schon liegen Burg Lahneck und Schloß Stolzenfels hinter
Kbb. 10. Stolzenfels. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. K.-G. Siegburg bei Töln.)
uns. Stolz flattert im Winde die Reichsfahne auf der Festung Ehrenbreit-
st e i n. hochgespannte Brückenbogen und zahllose Türme erglänzen in der
Kerne und gemahnen uns, daß wir Eoblenz erreicht haben.
2. Loblenz. In (loblenz verlassen wir und noch viele Mitreisende das
Schiff. Neue Reisende steigen ein, unser stolzer Dampfer setzt sich bald wieder
in Bewegung, Wir winken ihm noch einen freundlichen Kbschiedsgruß zu,
und bald ist er unseren Blicken entschwunden. Nun beginnen wir einen Rund-
gang durch die alte Stadt. Ihr Name Confluentes, d. h. die „Zusammen-
fließenden", deutet schon darauf hin, daß sie ihre Gründung den Römern ver-
dankt. Gar prächtig ist sie am Einflüsse der stattlichen Mosel in den Rhein gelegen.
Deutlich hebt sich das gelbliche Moselwasser von den grünen Fluten des Rheins
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Extrahierte Personennamen: Arnold Arnold Arnold Karl Karl Simrock
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem
Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so
heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer
schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die
Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab.
vom Kurfürsten Johann lvilhelm.
Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im
Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging
viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der
Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an
ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein
Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern
dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann.
Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie
ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war
und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und
Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber
auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser
gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit
sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause
genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem
Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch
kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer-
brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der
Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte.
Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen
in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit
das bergische Sprüchlein zurufen: .
lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken,
Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken.
(M o n t a n u s.)
wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete.
Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da
kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter
dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?"
fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der
Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." —
„Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich
muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und
Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein,"
schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz
anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und
böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares
und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe
ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann
kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten."
Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde.
„Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein
und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann Johann
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung.
89
über das andere aus: „Die Schelme, die Schelme!" Endlich sprach er zu dem Bauer:
„hört, guter Freund, ich will Euch helfen, wenn Ihr mir folgen wollt."
va gingen die beiden zu allen Glöcknern der Stadt, und der Lauer bezahlte sie
mit seinem letzten Gelde, daß sie alle zu Mittag die Totenglocken läuten sollten. Oer
Bauer aber stellte sich auf den Hof des Schlosses, wo der Herzog sein Mittagsmahl zu
halten pflegte.
Als er nun bei Tische saß und hörte, wie alle Glocken der Stadt läuteten: Bum — kam,
bum — bam! da fragte er seine Hofleute, was denn für ein vornehmer Mann gestorben
Kbb. 44. Düsseldorf, Uunsthalle. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. R.=®. Siegburg bei (Töln.)
sei. Da rief der Narr laut über den Tisch hinüber: „Ja, Herzog, das ist fürwahr ein trauriges
Geläute, drob heut' und immerdar viele Augen weinen werden,' deines Landes Zierde
ist nicht mehr,- das gute Recht liegt auf der Bahre und wird heute zu Grabe getragen!"
Oer Herzog fuhr empor und versetzte zornig: „wie wagst du solches zu sagen,
Narr?" — Oer Narr antwortete: „Herr Herzog, weil die Narren die Wahrheit sagen,
wenn die weisen sie aus Klugheit verschweigen." Und nun erzählte er, wie der
Junker mit Hilfe der Gerichte den Lauer von Haus und Hof vertrieben, ließ ihn herauf-
kommen und belegte alles mit Urkunden. Da gingen dem Herzog die Augen auf,' er
vernichtete den Urteilsspruch, jagte die Nichter davon und gab dem Bauer alles, was
sein eigen war, wieder zurück. (Leibling.)
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68
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Schlamm in ihm ab, so bedeckte sich das Gebiet nach und nach mit lockeren Erd-
massen. Das bedeutendste unter den genannten Gewässern war der Rhein,
der sich ftüher bei Bonn in das Meer ergötz. Als dieses mehr und mehr
zurückwich, führte der Rhein seine Zluten weiter, va er ein viel größeres
Gefälle hatte als heute, schwemmte er einen Teil der sich abgelagerten Erd-
schichten wieder fort, so daß sich die Lucht noch bedeutsam vertiefte. Allmählich
verringerte sich das Gefälle, und die Abschwemmungen ließen nach. Jetzt ver-
fandet der Rhein von Jahr zu Jahr mehr und läßt bei Überschwemmungen
mehr Erdmassen zurück, als er mit sich fortwälzt. Krüher unterschied man
außer dem Hauptlaufe des Rheines, der ungefähr die Richtung des jetzigen
hatte, noch einen alten linksseitigen und alten rechtsseitigen Nebenlauf, deren
Spuren in der Eölner Bucht deutlich erkennbar sind. Teils versandeten die
Nebenläufe, teils wurden sie durch Menschenhand trocken gelegt. Oer Haupt-
arm hat auch noch häufiger seinen Lauf teils nach rechts, teils nach links ver-
schoben,- so floß er früher am bekannten Tölner heumarkt vorüber, der jetzt mehr
im Mittelpunkte der Stadt zu suchen ist.
I. Erwerbsquellen. Die Tölner Luch bietet ihren Bewohnern reiche
Erwerbsquellen der verschiedensten Art. Oer überaus fruchtbare, lockere Lehm-
boden erzeugt im verein mit dem günstigen Klima ein hervorragendes Ackerbau-
gebiet. Wogende Roggen- und Weizenfelder, deren übervolle Ähren sich tief
unter der schweren Körnerlast neigen, sichern reiche Ernten. Ausgedehnte
Zuckerrübenfelder, Tabakpflanzungen, Gemüse- und Obstgärten bringen hervor-
ragenden Gewinn. Weniger fruchtbar ist die rechte Rheinseite. Dort treffen
wir sogar eine große Heide an, die Wahner Heide, die von den Soldaten als
Übungsplatz benutzt wird. Allerorts herrscht in der Tölner Bucht rege Industrie.
Tin gewaltiges Eisenbahnnetz durchzieht sie und erleichtert den Bewohnern
Handel und Verkehr mit aller Welt. Außer den unzähligen Eisenbahnen, die
das Gebiet durchsausen, dient der breite Rheinstrom als wichtige Handels- und
Verkehrsstraße. Schon im Altertum, besonders aber im Mittelalter, galt der
Rhein als bedeutende Handelsstraße, doch erst in der Neuzeit ist er zur ersten
Wasserstraße Europas geworden. Den Bemühungen der Strombauverwaltung
ist es gelungen, den Schiffen bis Töln eine Kahrwassertiefe von 3 m auch bei
niedrigem Wasserstand zu schaffen. Handel und Verkehr wurden dadurch
bedeutsam erleichtert und blühten gewaltig empor. In früherer Zeit mußten
Pferde, die am Ufer auf dem sogenannten Leinpfade gingen, die Schiffe ström-
aufwärts ziehen. Gegenwärtig benutzt man zu diesem Zwecke Schleppdampfer,
die eine Reihe von Rheinkähnen, Schleppkähne genannt, hinter sich herziehen.
Die Größe dieser Rheinkähne, die hauptsächlich Köhlen, holz und Steine befördern,
ist sehr verschieden. Das größte deutsche Rheinschiff, das 102 m lang und über
12 m breit ist, faßt 2474 t, also ungefähr soviel wie 250 Eisenbahnwagen laden
können. Außer diesen großen Rheinschiffen vermögen auch kleine Seedampfer
auf der vorzüglichen Wasserstraße stromaufwärts bis Eöln zu fahren. Die
Klößerei, die früher eifrig betrieben wurde, hat heute an Bedeutung verloren,
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Xiv. Die Cölner Lucht.
71
Nachdem wir schon so mancherlei über die hohe Bedeutung des altehr-
würdigen Cöln als Handels- und Industriestadt, Erzbischofssitz und starke Zestung
gehört, wollen wir auch in seinem Innern einmal kurze Umschau halten. Wir
sind eben mit dem Dampfer von Bonn gekommen und stehen nun am belebten
Cölner Rheinufer. Schon vom Schiffe aus fesselte uns die neue hohenzollern-
brücke, ein herrliches Beispiel deutschen Fleißes und deutscher Kunst. Kühn
und hell streben an beiden Spitzen der Brücke die Türme empor. Drei Logen
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Bilder aus der Geschichte.
117
touröe Cleve, Mark und Ravensberg und Ravenstein zugesprochen. Diese Lande
bildeten den Kern der preußischen Besitzungen am Rhein. Neuburg erhielt
Jülich und Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf.
10. Wie Lrefeld und Mörs preußisch wurden.
König Friedrich I. von Preußen hatte die Grafschaft Zttörs und mit ihr
auch die Stadt Erefeld in rechtmäßigen Besitz genommen, Aber die Holländer
wollten ihm das Land nicht abtreten und machten allerhand Schwierigkeiten.
Oa beschloß Friedrich, das Land mit seinen Truppen zu besetzen und die
holländische Verwaltung aufzuheben. Nun war Erefeld damals mit starken
Mauern umgeben, und da die Bürger von dem Plane Friedrichs Kenntnis hatten,
waren sie auf ihrer Hut. Oeshalb ersannen die Preußen eine List.
Es war am 3. Februar 1703. Eben dämmerte der Morgen. Aus den
umliegenden Wiesen stieg der Nebel wie eine weiße Rauchwolke empor. Oa
wischte der Torwächter Nicolaus Blentschen am Niedertore mit dem Rockärmel
über die beschlagenen Scheiben seines Turmfensters und schaute die Landstraße
hinunter. Rein Mensch war zu sehen und zu hören, nur weit drunten bewegte
sich eine Fuhre schwerfällig der Stadt zu. Sie war hoch mit Stroh beladen.
Oer Fuhrmann im blauen Kittel schritt neben dem Gaul. Er hatte die Hände
in der Tasche und die Peitsche unter den linken £rm geklemmt. Als die Karre
vor dem Tore stand, riß der Torwächter den schweren Schlüssel vom Nagel und
eilte hinunter. Bald knarrte das Tor in seinen Ingeln. Oer Fuhrmann trieb
sein Roßlein an, und der Wagen schwankte durch den Torbogen. Nichts ahnend,
sah der Torwächter dem Fuhrwerk nach. Wie erstaunte aber der gute Nicolaus,
als es plötzlich in dem Stroh lebendig wurde. Preußische Uniformen wurden
sichtbar. Ehe er sich noch recht von seinem Schrecken erholt hatte, war er zu
Boden geworfen und geknebelt. Ahnlich erging es der Wache. Oann rückten
die übrigen Truppen, die der Fuhre von weitem gefolgt waren, in die Stadt
ein. vie bestürzten Bürger wagten keinen Widerstand zu leisten, und wohl
oder übel mußte der Bürgermeister Johannes Reiners die Preußen einquartieren.
Km 16. Februar wurden alle Bürger in die reformierte Kirche befohlen, um
dem Stellvertreter des Königs den huldigungseid abzulegen. )u derselben
Zeit nahmen die Gesandten des Königs die Huldigung zu Friemersheim und
auf der Hochstraße zu Mörs von den Bewohnern der Oörfer und Ortschaften
entgegen. — Die Bürger Ersfelds und der Grafschaft Mörs leisteten den Eid
nicht gern, aber sie brauchten den Wechsel der Herrschaft nicht zu bedauern.
Unter dem Schutze der hohenzollernfürsten ist die Stadt zu ihrer heutigen
Bedeutung emporgeblüht. (Keußen.)
11. vie Schlacht bei Lrefeld.
Im Siebenjährigen Kriege sind auch die Rheinlande nicht verschont ge-
blieben. Als Friedrich der Große die Franzosen bei Roßbach geschlagen hatte,
zogen sie sich nach Westen, in hannöversches und westfälisches Gebiet zurück,
Goerrj-Cickert-Institut
für internationale
Schulbuchforschung
Braunschweig
Jirhi il!inr*hhfk!irtlliäl/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I._von_Preußen Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Nicolaus_Blentschen Fuhrmann Fuhrmann Nicolaus Johannes_Reiners Friedrich_der_Große Friedrich
I. Der Rhein von Bingen bis Loblenz.
5
3m nächsten Augenblick verschwindet er in einem der unzähligen Tunnels, die
mühsam durch das Gestein gebrochen sind. „Tu, tu!" ertönt es von der Land-
straße, die sich auch auf dem schmalen Räume zwischen Strom und Lerghängen
hinzieht. In rasender Geschwindigkeit saust ein Automobil vorüber, eine
undurchdringliche Staubwolke zurücklassend, die alles umhüllt, auch die kleine
Radfahrergruppe und den fröhlichen Wanderburschen, der, sein Liedchen
trillernd, rüstig daherschreitet. Unser Dampfer gleitet nicht allein stolz durch
die glänzende Zlut. Ein anderes Schiff, mit bunten Zähnchen und Wimpeln
geschmückt, kommt uns entgegen. freundlich grüßt die heitere Reisegesellschaft
5>bb. 3. Nheinstein. (Nach: „Der Rhein". Verlag der ttunstanstalt Gerhard Mümlein & (To., Frankfurt a. M.)
mit flatternden Taschentüchern, als der Dampfer an uns vorüberrauscht. Kn
allen Landungsplätzen, wo unser Schiff anlegt, harrt schon eine ungeduldige
Menge der genußreichen Zahrt.
welches sind denn nun all die Burgen und Städtchen, die auf dieser
unvergleichlich schönen Reise an unserm Auge vorübergleiten? Gern gibt uns
der freundliche, landeskundige Schiffskapitän, der ja täglich mit seinem Dampfer
diese Strecke befährt, darüber Auskunft. Zunächst macht er uns auf das
Schlößchen R h e i n st e i n , die perle unter den Rheinburgen, aufmerksam.
Gar herrlich liegt es auf vorspringendem Zelsgrat. In alter Pracht hat man es
wieder aufgebaut. Oer glückliche Besitzer ist Prinz Heinrich, der Bruder unseres
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Nheinstein Heinrich Heinrich