Ii - 31 -
Meer setzte seine Sandmassen als Dünen vor der Mündung ab und stauete
das Flußwasser zu einem Süßwassersee. Die Dünen vereinigten sich zu langen,
schmalen Landzungen, den Nehrungen, und ließen dem Haffwasser nur durch
das „Tief" einen Ausfluß ins Meer. Die Wälder aus den Nehrungen
waren der beste Schutz bei Sturmfluten. Leider hat man durch Abholzung der-
selben das Hinterland in Gefahr gebracht. Der Pregel entsteht aus 3 Quell-
flüssen, darunter der Abfluß des Spirding- und Mauer-Sees, erhält bei
nsterburg seinen Namen und fließt ziemlich reißend westwärts durch
önigsberg in das frische Haff, das sich bei Pillau in die Danziger
Bucht öffnet. Die Weichsel fließt von Thorn bis zur Brahemündung am
Südfuße des Landrückens und durchbricht ihn dann in einem meilenbreiten^
Thale von außerordentlicher Fruchtbarkeit. Aber diese fruchtbare Weichsel- •
niederung ist häufig durch Überschwemmungen gefährdet. Überall sind des- ;
halb die Flußuser durch haushohe Dämme oder Deiche befestigt. Doch nicht '
selten werden dieselben von der Hochflut im Frühling durchbrochen. Die Be-
wohner sind vielfach die Nachkommen niederländischer Ansiedler; sie sind sehr
reich und wie die Holländer peinlich sauber in Häusern und Ställen. Auf
den Höhen liegen Kulm, Graudenz und unweit des Stromes Marien-
werder. Nach dem Durchbruche teilt sich die Weichsel und schickt rechts die
Nogat in das Frische Haff. An derselben liegt Marien bürg, der ehe-
malige Sitz der Ordensritter, mit dem wieder hergestellte schönen Schlosse.
Nicht weit von der Nogatmündung liegt das verkehrsreiche Elbing (52),
das durch den kunstvollen oberländischen Kanal mit vielen Seen des
Binnenlandes in Verbindung steht. Die kleinen Kanaldampfer werden bei
großen Steigungen auf Eisenbahnwagen geschoben und durch das Gewicht herab-
kommender Wagen hinaufgezogen bis zu einer schiffbaren Strecke. Hier läuft
das Drahtseil, an dem der absteigende Wagen den aufsteigenden emporzieht
über die Welle eines großen Wasserrades. Vor der Weichselmündung liegt
Danzig. Bei Dirschau führt eine der längsten Brücken über die Weichsel. ^
6. Das Klima ist rauh und nebelig. Die Mehrzahl der Menschen be-
schäftigt sich mit Ackerbau, Viehzucht, Fischfang, Handel, Seefahrt, der Ge-
winnung und Verarbeitung des Bernsteins. Letzterer heißt „Gold des Sam-
landes". Besonders bei Stürmen haben die Bernsteinfischer eine reiche Ernte.
Der Bernsteinertrag gehört dem Staate. In Litauen ist das berühmte
Gestüt Trakehnen, wo auf weiten Wiesenflächen große Herden edler Pferde
weiden und sich umhertummeln. In den großen Wäldern lebt viel Wild.
7. Oftpreußen hat die Regierungsbezirke Königsberg und Gnm-
binnen, Westpreußen die Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder.
Königsberg (187)*) ist die Krönungsstadt der preußischen Könige. Turm-
reich steigt es aus der flachen Gegend am Pregel auf. Der Hafen ist von Fahr-
zeugen belebt. Schwer beladene Schiffe gehen nur bis Pillau, weil der Pregel
m K. nur 4 m tief ist und Sandbänke hat. Viele berühmte Männer haben in K.
gelebt und an der Universität gelehrt. Immer hat Königsberg die Fahne der
Bildung und Vaterlandsliebe hochgehalten, besonders 1813. Es herrscht ein
sehr reger Verkehr in der Stadt.
Die Festung Danzig (138) ist eine uralte Stadt mit glorreicher Ver-
gangenheit. Von ihren vielen Flußarmen heißt sie auch das „nordische Venedig".
Durch ihre altertümlichen Häuser erinnert sie an Nürnberg. Sie treibt Hauptfach-
lieh Holz- und Getreidehandel. In der Nähe liegt das Kloster Oliva. lfriede 1660.)
Erzähle Geschichtliches von: Preußen, Königsberg, Memel, Tilsit, Evlau,
Friedland, Thorn, Graudenz, Oliva!
*) Die eingeklammerte Zahl bedeutet die Tausende der Einw.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
— 40 — Ii
Gegenden hat die Grafschaft Mark. Da ist ein „Felsenmeer", wo Riesen mit
wüsten Felsblöcken Ball gespielt zu haben scheinen.
7. Die Provinz zerfällt in 3 Regierungsbezirke: Münster, Minden
und Arnsberg.
Wo liegen Münster (63) (Wiedertäufer und westfälischer Friedei), Minden
(22), die Wächterin der westfälischen Pforte, die durch Leinwandhandel berühmten
Städte Herford und Bielefeld (62), der Bischofssitz Paderborn (2v), Dort-
mund (142), Mittelpunkt der Kohlen-und Eisenindustrie, mit der uralten Feni-
linde, Hamm (29), Knotenpunkt der Eisenbahnen, das fluren- und gartenreiche
Soest (15) und Arnsberg?
18. Die Rheinprovinx.
(Flächeninhalt: 27 000 qkm. — Bevölkerung: 5,2 Mill. Eiliw.)
1—3. Rheinland ist die westlichste und volkreichste preußische Provinz;
neun Städte haben mehr als 50000 Einwohner. Sie hat fast ]/i3 der
Fläche und der Bevölkerung Preußens; 3k davon sind katholisch. Der
südliche Teil liegt im Gebiete des rheinischen Schiefergebirges, der nördliche
in der niederrheinischen Tiefebene. (Grenzen?)
4. 5. Gebirge find: Westerwald, Sieben gebirge, H uns rück, Ei fel,
Venn; Flüsse: Rhein, Lahn, Sieg, Ruhr, Lippe, Nahe und Vissel.
Bezeichne die Lage der Gebirge, Quelle, Lauf und Mündung der Flüsse!
6. Etwa 2/5 find Ackerland, das übrige Wald, Wiese, Weide, Wasser
und Wüstung. Obst- und Weinbau, Handel und Gewerbe, besonders in
Eisen, Leinen- und Wollwaren, blühen.
Der Rhein ist stets von Dampfschiffen und Kähnen belebt; rechts und
links auf feinen Ufern pfeifen und fliegen stündlich Eisenbahnzüge stromauf,
stromab. Der Rhein, das Paradies Deutschlands, ist die große Heerstraße aller
Reisenden, die Gewinn oder Freude suchen. Menschen aller Zungen kommen
hier zusammen; auf jedem Dampfschiff hört man ein Sprachgemisch. An vielen
Stellen hat man den Rhein durch Dämme eingeengt, um tieferes Fahrwasser
zu erhalten. Bei Hochwasser und Eisgang spottet er dieser Fesseln und macht
sich wieder zum Herrn des ganzen Thales. Nirgends erscheint alte und neue
Zeit so nahe zusammengerückt wie am Rhein. Unten brausen auf geraden
Dämmen neben Telegraphendrähten die Bahnzüge durchs Thal. Die weiß-
schimmernden Städte mit fleißiger, froher Bevölkerung wachsen aus den alten
Thoren und Mauern in immer neuen Straßenzeilen. Die rundlichen Hügel
und steilen Hänge des Ufers sind mit Reben bepflanzt, und das fröhliche Volk
der Winzer schafft in den Weinbergen. Die Gipfel sind von Burgen gekrönt,
die entweder immer mehr verwittern oder erneuert worden sind, so Stolzenfels
bei Koblenz. Glockengeläut schallt weihevoll überall durch das Rheinthal.
Im Regierungsbezirk Düsseldorf liegt das Wupperthal, das ehemals
bergische Land. Die Wupper breitet mit ihren Zuflüssen ein Netz über die
Gegend, von dem jede Masche eine Fabrikanlage hat. Das Thal hat ziemlich
steile Wände. Im weitesten Thalkessel liegen die Schwesterstädte Elberfeld
und Barmen. Auf allen Hängen und in allen Senkungen sind Häusergruppen
mit fleißigen Menschen. Hier ist die dichteste Bevölkerung des preußischen
Staates. Überall rauscht, rollt, rasselt, schleift, schnurrt, hämmert, ächzt und
wimmelt es von Maschinen, Wagen, Karren und Menschen. Bänder, Leinen-,
Baumwollen- und Wollenstosfe jeder Art, Schneidewerkzeuge von den kleinsten bis
zu den größten entstehen in diesem Thale durch die Hände der Weber und Schmiede.
7. Die Provinz zerfällt in die Regierungsbezirke: Koblenz, Köln,
Düsseldorf, Aachen und Trier.
Wie liegen sie zu einander? Wo liegen: das starke und schöne Koblenz
(40) mit seiner Felsenfestung Ehrenbreitstein, das alte und lebhafte Köln
«mit Vororten 371), Mittelpunkt des rheinischen Handels, mit seinem herrlichen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Ii — 51 —
Gieb'die Lage dieser Landesteile zu einander an! Bestimme sie nach der
Bodengestaltung! Wo liegen die genannten Städte? Wie liegen sie zu einander?
Was weißt du Geschichtliches von einzelnen dieser Städte?
Wien, von dem es heißt: ,,'s giebt nur a (eine) Kaiserstadt, 's giebt nur
a (ein) Wien!" hat über 1^/2 Million Einwohner. Es liegt auf dem südlichen
Donauufer in reizender Gegend. Nach S- sieht man die letzten Häupter der
Alpen; nach N.-O. zeigen sich die letzten Ausläufer der Karpaten. Die Donau
erweitert sich hier und trägt große Dampfer. Die March kommt von N-, und
das Marchthal geht ins Donauthal über. Hier war von altersher ein Knoten-
punkt des Völkerverkehrs. Über die herrlichen Paläste ragt der Stephansturm
wie ein Riese über Zwerge. Am meisten fesselt die Wiener der schöne Lustwald
„Prater". Das bunteste Gemisch von Gesichtern, Trachten und Sprachen trifft
man in den Straßen. Man merkt, daß Morgen- und Abendland sich hier die
Hand reichen. Die Wiener sind gutmütig, heiter, witzig und genußliebend.
Salzburg ist reich an Salz und Bädern (Gastein). Die schöne Stadt
Salzburg liegt malerisch zu beiden Seiten der reißenden Salzach in einem
engen Thale zwischen zwei Hügeln. Die Riesen der Salzburger Alpen bilden
den Hintergrund, während sich im Vordergrunde die bayerische Ebene öffnet.
Die Straßen sind eng und dunkel, aber die schönen Denkmäler, darunter das
des großen Musikers Momart, der hier geboren wurde, die öffentlichen Plätze
und Anlagen geben der Stadt ein stattliches Aussehen. Ein Bischof von Salz-
bürg vertneb Taufende von Protestanten, die in Preußen eine neue Heimat
fanden- Das Salzkammergut zeichnet sich aus durch herrliche Gletscherberge,
tiefblaue Seen, brausende Wasserfälle und unermeßlichen Salzreichtum.
Tirol ist berühmt durch seine Naturschönheiten, seine fröhlichen, biedern und
musikalischen Bewohner, seine Alpenwirtschaften und seine Holzschnitzereien. Die
Tiroler hängen mit zäher Treue am Hergebrachten. Ihr Volksheld ist Andreas
Hofer. Sie sind kühne und sichere Gemsjäger und Vogelfänger, fleißige Sennen,
geschickte Sänger. Nach Süd- oder Welsch-Tirol im Gebiete der Etsch, besonders
nach Meran, ziehen viele Kranke, um in der milden Luft zu gesunden.
Das Land Krain in den S.-O--Alpen hat drei Merkwürdigkeiten: die
Adelsberger Höhle, den Zirknitzer See und die Quecksilberbergwerke
von Jdria. Die Höhle ist eine der größten, verzweigtesten und schönsten der
Welt- Ein Fluß stürzt sich hinein und durcheilt sie tosend mit vielen Wasser-
fällen. Aus Tropfstein finden sich wundervolle Gebilde in allen Formen und
Farben. Bei plötzlicher Erleuchtung gewähren sie einen zauberischen Anblick.
Der Zirknitzer See ist ein Rätsel der Natur. Ein Kranz schöner Ortschaften
umgiebt ihn; Inseln erheben sich darin; Fische und Seevöael beleben seine Fläche.
Plötzlich öffnen sich auf seinem Grunde Löcher und verschlucken in kurzer Zeit
Wasser und Fische. Die Menschen säen nun Hirse, mähen Gras und jagen,
wo sie unlängst fischten. Nach längerem Regen, wenn die verborgenen Kanäle
verstopft sind, welche die unterirdischen Wasser abführten, kehren eben so plötzlich
Gewässer und Fische aus seitlichen unterirdischen Höhlen wieder und füllen den
See bis an den Rand. — In den Bergwerken von Jdria wird das Queck-
silbererz, das sich in unerschöpflicher Menge findet, losgeschlagen, in Brennöfen
zu Dampf verwandelt und in Kühlösen als feiner Regen niedergeschlagen. Weil
vas Quecksilber giftig ist und die Arbeiter immer diesen giftigen Dampf einatmen,
so sehen sie wie wandelnde Leichen aus.
Trieft ist das Hamburg des Südens, eine außerordentlich rege Seestadt,
in der sich alle Völker, Sprachen und Trachten begegnen. Sie bietet vom Meere
und vom Lande her einen malerischen Anblick. Die Altstadt an und auf dem
Schloßberge hat enge und unregelmäßige, die Neustadt an der Reede schöne
rechtwinkelige Straßen. In der Neustadt tritt der große Kanal ein, auf dem
die Schiffe bis an die Magazine gelangen können.
Böhmen ist reich an Braunkohlen. Berühmt in Deutschland ist das böhmische
Glas, das getrocknete Obst und das Pilsener Bier. Die Bewohner sind zu %
Tschechen und zu 2/ö Deutsche. Erstere suchen letztere zu unterdrücken. Am
4*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Andreas
Hofer Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Karpaten Donauthal Salzburg Gastein Salzburg Momart Meran Krain Jdria Hamburg Deutschland
Ii — 53 —
deutschen Stammes, über 1k katholisch und fast 2k reformiert; ihre Sprache ist
eine deutsche Mundart. Sie sind ein kühnes, zähes, tüchtiges Volk, das im
Kampfe mit den Wogen und mit Tyrannen obgesiegt hat. Ackerbau, Viehzucht,
Gartenbau, besonders Tulpenzucht, Heringsfang, Handel und Schisfahrt be-
schäftigen das fleißige Volk,
Wo liegt die schöne Residenz Haag (206), die aus Pfählen erbaute Handels-
und Hauptstadt Amsterdam (511), das reiche, von Schiffsriesen starrende
Rotterdam (313), die Tulpenkönigin Haarlem, die Universitäten Utrecht
und Leiden und das feste Maastricht? Scheveningen ist ein berühmtes
Seebad. In Zaandarn arbeitete der russische Kaiser Peter d. Gr. als Schiffs--
Zimmermann. — Das seegewaltige Holland hat in Ost- und Westindien
weite Kolonien. Die Perle in der Krone ist die reiche Sunda-Jnsel Java. —
Das Großherzogtum Luxemburg, früher mit den Niederlanden vereinigt,
bildet seit 1890 einen selbständigen Staat mit eigenem Regenten.
B. Das Königreich Belgien liegt südlich von Holland zwischen Frankreich,
Deutschland, Holland und der Nordsee. Es hat die dichteste Bevölkerung in
Europa, auf 1 qkm 220 Einw. Die Belgier sind katholisch und sprechen meist
französisch, obwohl über die Halste deutscher Abkunft ist. Das tüchtige und
thätige Volk hat sich 1831 von Holland losgerissen. Das Land ist eine fruchtbare
Tiefebene mit Hügelwellen im S.-O. Maas und Schelde bewässern es. Die
regste Fabrikthätigkeit herrscht. Neben großem Reichtum giebt es auch viel Armut.
Unter den Heeren von armen Berg- und Fabrikarbeitern kommen oft Arbeits-
einstellungen oder Streike vor. Sehr reich sind die vielen Klöster; sie unter-
halten viele Arme. Die Haupt- und Residenzstadt ist Brüssel (mit Vororten 530).
Wo liegen die reichen und großen Fabrik-, Handels- und Schiffahrtstädte
Gent (160), Brügge, Antwerpen (270), Brüssel (530) und Lütt ich (165)?
Die Meeresflut steigt in Flüssen und Kanälen hoch hinauf, bringt selbst große
Schiffe tief ins Land und macht die Binnenstädte gleichsam zu Seestädten Die
Küste des Meeres, die Ufer der Flüsse und die Häfen sind durch hohe Dämme
eingefaßt, um das tiefliegende Land zu schützen. Von Gent mit 40000 Webern
und 80000 streitbaren Männern sagte Karl V. zu Franzi.: „Ich werde Ihr
Paris in mein Gent stecken!" Brügge hat durch die Versandung seines Busens
sehr gelitten. Brüssel (Tuche, Spitzen lc.) zeigt sich in jeder Weise als Haupt
des reichen und regsamen Landes. Vielbesucht ist das Seebad Ost ende.
28. Dänemark «nd Schweden mit Norwegen.
(Dänemark ohne Nebenländer: 38000 qkm, 2,3 Mill. Einw. — Schweden und Norwegen:
776000 qkm, 7,2 Mill. Einw.,
A. Das Königreich Dänemark umfaßt die Halbinsel Jütland, die
dänische Inselgruppe Seeland,..Fünen u. a.; außerdem Island (d. h. Eis-
land), die Schafinseln (Faer-Öer), Grönland u. a. Inseln, alle weit aus-
gedehnt, aber dünn bevölkert. Das eigentliche Dänemark hat fruchtbares
Tiefland mit schönen Feldern, Wiesen und Buchenwäldern. Die Flüsse sind
klein, aber viele Busen der Nord- und Ostsee schneiden ins Land. Die Dänen
sind ein fleißiges, gebildetes und wohlhabendes Volk von deutschem Stamme
und meist evangelisch. Die Hauptstadt ist Kopenhagen, d. h. Kaufmanns-
Hafen (mit Vororten 425), auf der Insel Seeland.
Wo liegen: Sund, großer und kleiner Belt? das gefährliche Skagens-
Horn? die Handelsstadt Heisingör? die klippenreichen Schafinseln, deren
Bewohner von Schafzucht, dem Fange der Fische und Seevögel (mit weichen
Eiderdunen) leben? Auf der vulkanischen Insel Island sind Feuer und Eis
in beständigem Kampfe. Hekla und Krafla speien Feuer, die.mlysire in
gewissen Zeiträumen mächtige heiße Wassersäulen. 'Gleicher und Schneefelder
erfüllen das Innere der Insel; nur der hafenreiche Küstensaum gestattet etwas
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Rotterdam Haarlem Maastricht Scheveningen Holland Westindien Luxemburg Belgien Holland Frankreich Deutschland Holland Nordsee Europa Holland Gent Antwerpen Paris Seebad_Ost Schweden Norwegen Schweden Norwegen Seeland Island Kopenhagen Seeland Island
— 68 — Ii
einen in den andern fließt. Der Abfluß des Eriesees stürzt sich unterhalb
Buffalo in dem 50 in hohen und 2 km breiten Niägarafalle, dem größten
Landschaftswunder Amerikas, in den Ontario, den See der tausend Inseln.
Meilenweit hört man den Donner der stürzenden Flut, die sich zu Staub zer-
schlägt- Fast eine Stunde unter dem Falle führt eine Drahtbrücke von dem
amerikanischen aus das kanadische Ufer. Über das oberste Stockwerk der Brücke
brausen die Eisenbahnzüge; darunter bewegen sich Wagen, Reiter und Fuß-
ganzer hinüber und herüber. Dicht unter den Fällen führt eine Hängebrücke
über den Strom und gewährt einen Blick auf die stürzenden Wassermassen und
in den kochenden Abgrund. Unter der überschießenden Wasserschicht kann man
in ausgewaschenen Höhlen von beiden Ufern vordringen. Vor dem Falle ist
der Strom durch die Ziegeninsel in 2 Arme geteilt, die den amerikanischen und
kanadischen (Hufeisen-) Fall bilden. Die Ziegeninsel hat schöne Wälder und
Parkanlagen und ist mit dem amerikanischen User durch eine Brücke verbunden.
Der Mississippi oder „Vater der Ströme" sammelt das Wasser aus
einem 5mal so großen Gebiete als Deutschland; Missouri (spr. Missuhri) und
Ohio (spr. Oheio) sind seine wichtigsten Nebenflüsse. Tausende von Schiffen
beleben die schmutzigen Fluten. Wälder und Grasmeere begleiten, Städte und
Dörfer zieren seine Ufer, greuliche Alligatoren (Krokodile) sonnen sich auf Schlamm-
und Sandbänken. Entwurzelte Bäume, losgerissene Uferfetzen und Schlamm-
massen wälzt er nach S. Immer weiter schiebt er seine Mündungsarme ins
Meer hinaus. Neworleans liegt im Sumpfe, eine bessere Heimat für Krokodile,
Frösche und Mückenschwärme als für Menschen. Ein mächtiger Damm schützt
es vor Überschwemmungen. Das gelbe Fieber macht es zum „Kirchhose der
Vereinigten Staaten". In der Fieberzeit flüchten die Reichen stromauf an die
gesunden und schönen Ufer des Stromes. Ein großer. Teil des Mississippi-
gebietes ist einförmige Graswüste, Prärie oder Wiese, einst die Heimat großer
Büffelherden, wo Indianer schweifen und jagen, Steppenhunde (Nagetiere wie
das Murmeltier!) ihre Hügelstädte bauen und ihr kläffendes Lachen ertönen
lassen, ein eintretender Steppenbrand aber, der durch das dürre, mannshohe
Gras daher rast, alles Leben der Steppe zu Tode hetzt oder brennt. — Im
Kulturgebiet dagegen gedeihen alle europäischen Kulturgewächse, außerdem Baum-
wolle, Zuckerrohr, Tabak, Mais :c.
^Die Pacificbahu, die größte Bahn der Welt, verbindet mit ihren Schwester-
bahnen den Atlantischen mit dem Stillen (oder Pacific-) Ozean und vermittelt
so den Verkehr zwischen dem O- und W. Von New-Iork fährt man über
Buffalo am Erie-See, Chicago am Michigan-See, Omaha am Miffouri, Sakra-
mento nach Francisco in 7 Tagen. Die Bahn führt durch öde Steppen, dann
durch die wilden Felsengebirge und über kahle Hochflächen, wo sie mit Schnee-
dächern überbaut ist. Sie überschreitet Flüsse und Abgründe, durchschneidet
prachtvolle Wälder und durchbricht Berge.
Die Bevölkerung ist ein Gemisch von Engländern, Jrländern, Deutschen,
Franzosen und anderen Nationen; vorherrschend ist die englische Sprache und
der Protestantismus. Kein anderes Land hat so viele Religionssekten, weil der
Staat allen Bürgern freie Religionsübung sichert.
Die „Union", d. h. Vereinigung, setzt sich zusammen aus 45 Staaten
und 5 Gebieten (welche letzteren weniger als 60009 freie Männer über
25 Jahre haben!); das Sternenbanner der Union zeigt darum 45 Sterne.
Die einzelnen Staaten sind ziemlich selbständig in ihrer Verwaltung. Die
gemeinsamen Angelegenheiten werden von dem Kongreß, d. h. den Ab-
geordneten der einzelnen Staaten, beraten. Die ausführende Gewalt hat der
Präsident, der im weißen Hause zu Washington wohnt und vom Volke
immer auf 4 Jahre gewählt wird.
Die Union hat 30 Städte mit mehr als 100000 Einwohnern und ist nach
England die mächtigste See- und Handelsmacht. Wo liegen: das schulenreiche
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Neworleans Francisco
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Ontario Deutschland Ohio Vereinigten_Staaten" Erie-See Chicago Michigan-See Omaha Miffouri Washington England
79
die Schiffer-Inseln, die Sandwich- Inseln,
die G esell s cha fts - Inseln n. s. w. Eine der
schönsten Inseln von Australien ist Tahiti oder
Otaheite, die größte der Gesellschasts-Jnseln.
Dritter Theil.
Die Erde als Weltkörper betrachtet.
1. Die Gestalt der Erde.
Die Erde hat eine Kugelgestalt, obgleich sie uns auf
den ersten Anblick nur eine wagerechte Fläche oder
runde Scheibe zu sein scheint. Wäre sie dieses, so müßte
man, auch in der größten Entfernung, einen hohen
Thurm, oder ein Schiff auf dem Meere immer ganz
sehen. Sodann müßten die Gestirne, namentlich die
Sonne, für alle Gegenden der Erde — die Uneben-
heiten von Berg und Thal abgerechnet — zu gleicher
Zeit auf- und untergehen, was doch bekanntlich nicht
der Fall ist. Ferner müßte man, wenn man weit genug
reiste, das Ende der Fläche oder der Scheibe erreichen.
Für die Kugelgestalt der Erde sprechen also folgende
Gründe:
a) In einer weiten Ebene oder auf dem Meere
erblickt mau von den entfernten, erhabenen Gegenständen
zuerst nur den Gipfel; kommt man ihnen näher, so
werden auch nach und nach die untern Theile sichtbar.
Umgekehrt, wenn ein Schiff vom Ufer abfährt, ver-
schwinden zuerst die untern Theile und zuletzt die
Spitzen der Masten.
b) Wenn man die Erde umschifft, kommt man von
der entgegengesetzten Seite an den nämlichen Ort
zurück.
c) Bei den Mondfinsternissen ist der Schatten der
Erde immer rund.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
4
Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
anderswo den unbestrittenen Vorzug weit mannigfaltigerer Gliederung,
weit größerer Individualisierung in Bodenbeschaffenheit und Volksleben;
aber auch das Weite, Auseinandergezogene, Bequeme, Stetige, Gleich-
mäßige unserer Heimat, wie es sich in Sitte und Tracht, in Sprache
und Art der Leute darstellt, heimelt den stillen Beobachter an. Hier
ist, wenn auch bedächtiger, oft schwerfälliger und plumper, doch sicherer
Schritt und Tritt, ruhige Bewegung und bewußte, dann und wann
bis zu sprödem Trotze gesteigerte Haltung. Wie die einzelnen alten
Wirtschaften meist in breiten, sehr kenntlichen Zügen angelegt, wie die
einzelnen Bauernhöfe unter den alten Eichen mit einem Zaun oder einer
Steinmauer umgeben und die zu ihnen gehörigen Ländereien in manchen
Gegenden durch Hecken und Grüben geschieden sind, so bequem abge-
schlossen und auf sich selbst ruhend, gemessen und scharf umschrieben ist
des Menschen Sinn und Sitte. Aus der zerfahrenen Weite der Außen-
welt hat er sich ins Enge und Heimliche seines Gemütes zurückgezogen
und bekundet in dieser heiteren Selbstbeschränkung einen tiefen Zug echt
germanischen Wesens. Wenn auf der Giebelseite mancher Bauernhäuser
die Worte zu lesen sind: „Wat frag ick na de lü'i — Gott helpet mi!"
so spiegelt dieser auserlesene Sinnspruch das stolze Selbstbewußtsein
unseres Volkes wieder.
6. Was ferner die großen historischen Ereignisse betrifft, so
fehlt es auch daran nicht. Wir werden auf der Wanderung durch
unser Land viel des Schwertgeklirres und des Waffengerassels vernehmen.
Allerorten reden zu uns ans der ältesten wie aus der jüngsten Geschichte
unseres Vaterlandes gewaltige Erinnerungen, vom ersten Auftreten unseres
Volkes in der Geschichte und seinem Zusammenstoße mit den Römern, von
den Zeiten Karls des Großen und Wittekinds bis in die ruhm-
reiche Zeit der Freiheitskriege, ja, bis in die Gegenwart hinein.
Ein nicht unbedeutender Teil der deutschen Geschichte hat sich ans dem
Boden unserer Heimat abgespielt. Joh. Meyer, die Provinz Hannover.
Ob höherer Glanz und Schimmer die Fremde gleich erhellt,
die Heimat bleibt doch immer der schönste Fleck der Welt.
Joh. Nep. Vogl.
3. Die Kalkigen.
1. Wir bestiegen einen Husumfahrer, eine kleine Smak, welche aus
Holland gekommen war. Unser Ziel war die Hallige Oland, und
wir segelten ziemlich munter zum Hafen hinaus. Das Meer hatte bei
klarem Himmel und Sonnenschein eine helle Farbe, so hell wenigstens,
wie die Nordsee sie haben kann. Einige Male sahen wir in dieser
hellschimmernden Meeresoberfläche den schwarzen Kopf eines Seehundes
hervortreten. Die Seehunde ziehen jetzt da herum, wo sonst Kühe
weideten, und wir schiffen auf salzigen Wogen über die Fluren weg,
auf denen ehemals des Nachts die friesischen Halbdunkelgänger die
Pferde von den Weiden wegfingen.
Wirft man nämlich einen Blick auf jene genauen Seekarten dieser
Länder, wo alle Sandbänke, Vorlande und Strömungen verzeichnet
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder.
5
sind, so wird man einen Begriff von dem erhalten, was der Seegrund
hier birgt. Da sieht man die versunkenen Wiesen und Fluren, die noch
jetzt zum Teil ihre alten Namen behalten haben und noch als Sand-
bänke nach den Dörfern genannt werden, die in den Fluten ver-
schwunden sind. Da erkennt man noch in den tieferen Einschnitten
und Wasserstreifen den Lauf der Flüsse, die sonst das Land durchirrten.
An ihren Ufern blühten einst Blumen; jetzt fristet an denselben Ufer-
rändern die Auster ihr schmuckloses Dasein. Man bemerkt da große,
breite Schlünde und Streifen, die lang sich erstrecken und in vielen
Krümmungen sich verzweigen. Sie bezeichnen die Bahnen, auf welchen
das zerstörende Element, in die Länder einbrechend, einherschritt. An
einigen Bänken, die höher hervortreten, glaubt man, altes Ackerland zu
erkennen. Einst war es die Freude des erntenden Schnitters; jetzt ist
es der Schrecken des die Wellen pflügenden Schiffers, der ängstlich
diese Höhen meidet. Nur über die Knochen, die hier bleichen, und
über die Häuser und Steintrümmer, die noch im Sande versteckt sein
mögen, hat der Kartenzeichner nicht berichten können. Von ihnen er-
zählen die Sagen und zum Teil auch noch die historischen Erinnerungen
der Menschen, die bald auf diese, bald auf jene Stelle im Meere deuten
und dabei von der traulichen Herdflamme sprechen, welche dort vor
kurzem oder langem im Wasser erloschen ist.
Von manchem dieser untergegangenen Orte wird noch erzählt, daß
man zu Zeiten ihre Glocken unter dem Wasser ertönen höre. Ja, es
giebt Orte, deren Ruinen sogar noch über dem Meere erscheinen sollen,
wenn lange anhaltende Ostwinde das Wasser in die hohe See hinaus-
treiben und weite Strecken Meeresboden bloßlegen.
2. Heute glänzte die Meeresfläche freundlich, die soviel Grauses
verschleiert. Die Halligen,'welche wir bald sahen, hießen Langenäs
und Oland. Von weitem bemerkt man von ihnen nur die einzelnen
auf hohen Wurten liegenden Häuser, deren Aussehen schon der Römer
Plinius so treffend geschildert hat, als wäre er selbst hier gewesen.
Er sagt, sie lägen bei niedrigem Wasser da wie Schiffe, die auf den
Strand gelaufen, bei hohem aber wie solche, die mitten im Wasser
schwimmen. Der verschiedenartigen und häufig wechselnden Luftzustände
wegen zeigen sie fast alle Tage ein anderes Ansehen. Mehrere Male
hat man sogar die Insel Helgoland, die doch 25 Stunden von hier
entfernt liegt, wie ein Gespenst aus dem Meere hervorsteigen sehen.
Es geschieht dieses ohne Zweifel infolge einer Luftspiegelung.
Die Halligen ragten bei unserer Ankunft zur Flutzeit nur wenige
Zoll über die Oberfläche des Wassers hervor. Das Ufer der Insel
ist rund herum vom Meere angenagt. Diese Benagung geht noch
immer fort, und es drängt sich dem Besucher die Überzeugung auf,
daß auch diese Insel dem Untergange geweiht ist. Das Land ist ein
schöner und fruchtbarer Marschboden; aber er kaun nicht bebaut werden,
weil die dem Acker anvertraute Saat keinen Augenblick vor der Flut
sicher wäre.
3. Das erste, was uns beim Beschreiten der Insel auffiel, waren
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder.
7
mehr. Es schlossen sich noch mehr Ansiedler mit ihren Wurten an;
man warf auch die Wurte für die Kirche auf, und so entstand all-
mählich eine ansehnliche Dorfwurte und dann ein ganz kleines Wurt-
dorf. In der Regel haben die Wurten mehr gekostet und sind mehr-
wert als die Häuser und Dörfer, die darauf stehen. Die Häuser der
Dorfbewohner stehen dicht beisammen, weil man mit dem mühsam ge-
wonnenen Raume sparsam umgehen muß. Bei jedem Hause sind mehrere
kleine Räume durch dünnes Pfahlwerk abgeteilt und abgezäunt, ein
Raum für sechs Schafe oder Schweine, ein anderer für ein paar Kohl-
pflanzen oder einige eßbare Unkräuter. Dazwischen hin führt ein sehr
unebener Fußpfad, in dem sich inmitten des Pfahlwerks eben nur zwei
Menschen nebeneinander hindurchzwängen können.
Auf der Insel findet sich keine einzige Süßwasserquelle. Das
macht den Bewohnern unendlich viel, zu schaffen; sie leiden unter
doppelter Wassernot, an beständigem Überfluß an Seewasser und an
immerwährendem Mangel an Süßwasser. Zuweilen müssen sie durch
Sturm und Unwetter zum Festlande segeln, um für Geld und gute
Worte einige Tonnen Trinkwasser zu erhalten. Sie sammeln daher
jeden Tropfen Regenwasser von oben her sorgfältig in Erdgruben, die
sie „Sote" nennen. Dieses Wasser dient den Schafen zur Tränke und
ihren Herren zur Bereitung ihres Thees.
5. Doch glücklich die Hallig, wenn ihr Bild immer dem sonnigen
Tage gliche, den wir dort verlebten. Aber es bleibt noch eine furcht-
bare Nachtseite zu zeichnen übrig: die Überschwemmungen, von
denen wir schon wiederholt reden mußten.
Wir gelangten auf unserer Wanderung bis zum Wurtkirchhofe.
Er ist höher gelegen denn die übrigen Teile der Werft. Vom Lande
her sanft ansteigend, fällt er gegen das Meer schroff ab; die Wellen
haben das Erdreich an dieser Seite abgenagt, und eine Sturmflut hat
ein Stück des Kirchhofs mit Särgen und Totengebein fortgerissen.
Welch grausige Predigt der Vergänglichkeit dieses Stücklein Erde, das
der Halligbewohner seine Heimat nennt! Ein schauriges Bild entrollt
sich vor unserm Auge. Zur Gewohnheit sind die Überschwemmungen
geworden, die, alles stäche Land überwogend, bis an die Werften hinauf-
steigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen
Schaum anschlagen. Da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten,
umrollenden Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor, von denen
man nicht glaubt, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer,
Frauen und Kinder unterdessen vielleicht ruhig um ihren Theetisch her-'
sitzen und kaum einen flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ocean
werfen. Manch ein fremdes, aus seiner Bahn verschlagenes Schiff
segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig
weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben,
wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die
hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, halb von den Wellen
bedeckt, keinen andern Grund als diese Wellen zu haben schien. Aber
es bricht der Sturm zugleich mit der Flut auf das bange
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte.
73
ihn auf seinem Krönungszuge nach Rom und rettete Friedrich in einem
Aufstande der treulosen Römer mit eigener Lebensgefahr das Leben.
Dankbar bestätigte Kaiser Friedrich ihm die Herrschaft über Bayern.
3. In höchster Macht herrschte nun der 27jährige Sachsenherzog.
Gern weilte er im Sachsenlande; die Burg Dankwarderode in der
Stadt Braunschweig war sein Lieblingssitz. Hier stellte er zum Zeichen
seiner Macht den ehernen Löwen auf, der noch jetzt die ehrwürdige
Burg schmückt. Er verdiente den Ruhm, den er neben seinem kaiser-
lichen Vetter genoß. Denn nach außen hin hatte er dessen Grenzen
erweitert. Jenseit der Elbe hatte er die slavischen Völker, die heidnischen
Obotriten, unterworfen. Nicht mit Gewalt hatte er ihre Tempel zer-
brochen, nicht mit dem Schwerte sie zur Taufe getrieben, sondern durch
treue, würdige Priester ihnen das Evangelium lieb und wert machen
lassen; auch hatte er viele sächsische Ansiedler unter sie gemengt, und
so befestigte er hier nach und nach seine Herrschaft. Auch im Innern
hatten seine Lande an Macht zugenommen. Er duldete nicht Fehden
und Unordnung. Der Handel Bardowiks erblühte unter Heinrichs
Schutze und füllte die Stadt mit Reichtum, und mehr noch geschah
dies bei Lübeck, als der Herzog dieje nenerworbene Stadt wegen ihrer
günstigern Handelslage bevorzugte (worüber freilich Bardowik ihm gram
wurde). Das von den Slaven eingeäscherte Hamburg war unter ihm
herrlich erstanden. In Bayern erhob sich München unter seiner Pflege.
Er sah mit Freuden seine Werke, erkannte mit Hochgefühl die Macht
seines Willens. So wollte er seinen Willen auch vor niemand beugen,
wollte allein Herr sein in seinem Reiche. Was bisher nur dem Kaiser
vergönnt war, das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der
Elbe); er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden ihm
die mächtigen geistlichen Herren rings umher gar feind. Bald kam es
zu offener Fehde. Im Jahre 1172 machte er eine Betfahrt nach
Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte,
empfingen fürstliche Gesandte den Weltgepriesenen, ehrten ihn mit
reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein
Ruhm ließ selbst Kaiser Friedrich den mächtigen Welfen mit besorgtem
Blicke betrachten. Er kaufte zur Stärkung seiner Macht Heinrichs
schwelgerischem Oheim Welf Vi. Besitzungen ab, die nach dessen Tode
von Rechts wegen Heinrich hätten zufallen müssen. Da wandte dieser
sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der
Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder. Der Kaiser wollte
die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider
ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Heinrich
wollte wohl Unterstützungen an Geld und Volk gewähren, aber selber
mitziehen wollte er nicht. „Es hat dich Gott im Himmel," so redete
der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches
auf dir allein beruht; so ist es billig, daß du jetzt des Reiches Ehre
rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren
Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er
sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Welf_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich