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bare Felder. Es zerfällt in 3 getrennte Landesteile an der Ocker (Braun-
schweig), an der Weser (Holzminden mit einer berühmten Baugewerk-
schule), und am Harz (Blankenburg und die berühmte Hermannshöhle bei
den Hüttenwerken von Rübeland). Von Blankenburg geht eine Bergbahn
über den Harz, am Brocken hin, nach Walkenried, eine andere von Wernige-
rode über den Brocken durch das Jlefelder Thal nach Nordhausen.
Wo liegt die gewerbthätige Haupt- und Meßstadt Braunschweig (126)
mit Lessings Standbild, wo Wolfenbüttel (16) mit einer bedeutenden
Bibliothek, wo Holzminden mit seiner berühmten Baugewerkschule und
Blankenburg mit „blanker Burg" auf waldiger Bergeshöhe? Geschichtliches
von Heinrich dem Löwen, Ferdinand von Braunfchw ei g und L es sin gl
b) Das Herzogtum Anhalt (2300 qkm, 295000 Einw.) liegt zu
beiden Seiten der Elbe um Saale- und Muldemündung, ein kleiner Teil im
Unterharz, und ist ein sehr fruchtbares und reiches Land. Wo liegen:
Dessau (51) mit einem Denkmal des alten Dessauers und des Dichters
Wilh. Müller, Bernburg (33) mit altem Felsenschloß, Köthen (22),
Knotenpunkt der Eisenbahn,'das alte Zerbst (17), Ballenstädt am Harz
mit altem Fürstenschlosse?
o) Die Fürstentümer Lippe (1200 qkm, 135 000 Eimv.) und Schanm-
burg-Lippe (300 qkm, 42000 Einw.) liegen zu beiden Seiten der Weser
oberhalb Minden. Auf der Grotenburg über Detmold (12) thront das
Hermannsdenkmal. Es ist im ganzen 57 m hoch, das Schwert 7, der Schild
10 in lang. In einem Beine führt eine Treppe hinauf bis ins Haupt.
Darin können 9 Mann um einen Tisch sitzen. Auf dem Schilde steht: „Treu-
fest!" aus dem Schwerte: „Deutsche Einigkeit meine Stärke, meine Stärke
Deutschlands Macht!" Bückeburg (5) liegt auf dem rechten Weseruser un-
weit Minden. Nördlich davon ist das Steinhuder Meer.
d) Das Fürstentum Waldeck und Pyrmont (1100 qkm, 58000 Einw.)
liegt südlich davon. Das kleine Land ist trotz des bergigen Bodens die
Kornkammer für die Umgegend.
Wo liegt die Residenz Arolsen (3) und Bad Pyrmont?
6) Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin (13100 qkm,
597000 Einw.) und M.-Strelitz (3000 qkm, 101000 Einw.) liegen aus
und um den seenreichen Mecklenburger Landrücken an der Ostsee; Strelitz ist
viel kleiner und liegt östlich von Schwerin. Die dünne Bevölkerung nimmt
durch Auswanderung ab. Mecklenburg und Oldenburg züchten kräftige Pferde.
Wo liegen die Residenzen Schwerin (36) und Neu-Strelitz (10), wo
der Hasen Wismar (18) und die Universität Rostock (55)? Geschichtliches
von Blücher, geboren in Rostock, Königin Luise, gestorben in Hohenzieritz,
und Theodor Körner, begraben bei Wöbbelin!
5) Das Großherzogtum Oldenburg (6400 km, 374000 Einw.) liegt
zwischen Weser und Ems, von Hannover und der Seeküste umschlossen und
von der Hunte durchflössen. Ein abgetrenntes Stück liegt in der Rhein-
provinz (Birkenfeld) und eins in Holstein (Eutin).
Wo liegt die Hauptstadt Oldenburg (27)?
g) Die 3 freien Reichs- und Hansastädte:
Hamburg (414 qkm, 768000 Einw.), Bremen (255 qkm, 196000
Einw.) und Lübeck (298 qkm, 83 000 Einw.).
Wo liegen sie? Das altertümliche Lübeck (82) beschränkt sich auf den
Ostseehandel; Bremen (161) befördert viele Auswanderer; Hamburg (mit Vor-
orten 705) hat einen Welthandel. Der Hamburger ist stolz, trocken und ver-
schwenderisch wie ein Engländer, der Bremer ruhig, verschlossen, sparsam und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Ferdinand_von_Braunfchw Ferdinand Theodor_Körner Birkenfeld
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2. Preußen umfaßt beinahe 350000 qkm mit rund 33 Mill. Einwohnern,
von denen fast 2/s evangelisch und über '/s katholisch sind. Die dichteste Be-
völkerung ist in der Rheinprovinz, die dünnste im nördlichen Hannover und
in Hinterpommern.
3. Preußen grenzt im N. an Dänemark und die Nord- und Ostsee,
im O. an Rußland, im S. an Österreich,Sachsen, Thüringen,Bayern,
das Großherzogtum Hessen und das Reichsland, im W. an Luxemburg.
Belgien und Holland.
4« Der größte Teil Preußens liegt im deutschen Tieflande; nur die
südlichen Provinzen stoßen an die Gebirgsschwelle zwischen Ober- und Nieder-
deutschland und sind von deren Gebirgsvorländern durchzogen.
In Schlesien liegt zwischen der oberen Oder und der Elbe der Gebirgszug
der Sudeten, welcher den Nordostrand von Böhmen bildet und mit seinen
Vorbergen allmählich in die deutsche Tiefebene übergeht. Der höchste Teil
ist das wildschöne Riesengebirge mit der 1600 in hohen Schneekoppe.
Die Kuppen des Riesengebirges sind meist kahl, seine Hänge mit Nadel-
wald bestanden. Die Bewohner haben große Rinder- und Ziegenherden, die um
Johann: mit schönem Geläut zu Berge getrieben werden. Es wird viel Butter
und Käse bereitet. Die Hirten des Gebirges wohnen in zerstreuten Holzhütten,
die auf steinerner Grundlage mit überhängenden Schindeldächern erbaut werden
und Bauden heißen. Traurig ist der lange Winter auf jenen Höhen. Monate-
lang sind manchmal die armen Menschen durch den hohen Schnee von aller
Welt abgeschnitten. Den Ausgang aus dem Hause suchen sie dann durch Dach«
luken und Schornsteine; die Wege stecken sie mit Stangen ab, und die Toten
verwahren sie im Schnee bis zum Frühling. An das Riesengebirge knüpfen sich
die Sagen von dem mächtigen Berggeiste Rübezahl. — Von den Karpaten
im S.-O. sind die Sudeten durch eine tiefe Einjochnng, mährische Pforte ge-
nannt, geschieden, in der die Oder nordwestlich strömt. Seit alten Zeiten war
dieser Paß eine wichtige Handels- und Heeresstraße zwischen der Ostsee und
Donau. Jetzt begegnen sich in dieser Einsenkung wichtige Eisenbahnlinien.
In der Provinz Sachsen findet sich der Thüringerwald und der Harz.
Der erstere ist ein schmales Kettengebirge, dessen Gipfel sich in der Richtung
von S.-O. nach N.-W. bis zur Wartburg bei Eisenach lagern. Über den
Kamm, d. h. die Linie, in welcher die höchsten Erhebungen liegen, laust
als alter Handelsweg der Nennstieg von Eisen ach bis Hof. Die höchsten
Berge, Schneekopf, Beerberg und Jnselsberg, sind bei 1000 in hoch.
Besonders lieblich sind die Thäler des Thüringerwaldes mit ihren hüpfen-
den silberhellen Flüßchen, den herrlichen Laub- und Nadelwäldern, den schönen
Teichen und fürstlichen Schlössern. Man hat darum den Thüringerwald den
„Park Deutschlands" genannt. Die Thüringer sind ein biederer, gastlicher,
genügsamer und fröhlicher Menschenschlag. Mit Kartoffeln im Keller, Sing-
vögeln in der Stube, Bier im Kruge und einem Liede in der Kehle sind sie
zufrieden und glücklich. Die wichtigsten Erzeugnisse des Thüringerwaldes sind
Messer, Gewehre (in Suhl), Meerschaumpseisen (in Ruhla), Holz- und Spiel«
waren (in Sonneberg und Waltershausen).
Der Harz ist ein Massengebirge mit aufgesetzten Gipfeln. Gleichlaufend
mit dem Thüringerwalde zieht er sich als Nordgrenze Thüringens in einer
Eiform, immer schmäler und höher werdend, nach N.-W. Im Brocken
steigt er zu 1140 m auf. Zwischen Harz und Thüringerwald liegt das
Thüringer Berg- und Hügelland.
Besonders steil und schön ist der Nordabfall des Harzes nach der nord-
deutschen Tiefebene. Durch tief eingeschnittene Thäler entläßt er seine Flüsse;
unvergleichlich schön ist die Felsenpforte der Bode zwischen Roßtrappe und
Hexentanzplatz. Der Rücken des Gebirges ist mit Wäldern und Ackerfluren bedeckt.
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Ii — 41 —
Dome und dem berühmten Kölnischen Wasser, die schöne Universitätsstadt Bonn
(45) mit dem Blick auf das prächtige Siebengebirge und den Denkmalern des
hier geborenen Musikers Beethoven und des vaterländischen Dichters E. M.
Arndt, das gewerbthätige und kunstsinnige Düsseldorf (213), die regsame
Doppelstadt Elberfeld-Barmen (157 und 141), Solingen (42) Mit Stahl-
Warenfabrikation, Essen (119) mit den berühmten Kruppschen Kanonengießereien,
Krefeld (107) mit Sammetfabrikation, die ehrwürdige Kaiserstadt Aachen (135),
das uralte Trier (40) und das kohlenreiche Saarbrücken?
Zum Königreiche Preußen gehören noch die Hohenzollernschen Lande
(1100 qkm, 60000 Einw.) an der Donau und dem schwäbischen Jura mit den
Städten Hechingen und Sigmaringen und der Stammburg des preußischen
Herrscherhauses. — _
19. Das Königreich Sachsen.
(Flächeninhalt: 15000 qkm. — Bevölkerung: 4 Mill., auf 1 qkm 252 Einw.)
1—3. Es bildet ein Dreieck im mittleren Elbgebiet auf der nördlichen
Abdachung des Lausitzer und Erzgebirges. Die drei Eckstädte sind Leipzig,
Plauen und Zittau. Das Land ist kleiner als die Provinz Sachsen, dicht
bevölkert, meist evangelisch, das Königshaus katholisch. (Grenzen?)
4. Der S. ist gebirgig, der N. eben. Den südlichen Saum bildet der
Kamm des Erzgebirges, das sich an das Elbsandsteingebirge lehnt
und als steiler Gebirgswall ohne Abwechselung nach S.-W. läuft.
Nach N. schickt das Erzgebirge in steil eingefaßten Thälern die Quell-
flüsse der Mulde und geht allmählich in das sächsische Bergland über. Es ist
holz- und metallreich und dicht bevölkert Die Erzgebirgler bebauen mit größter
Sorgfalt jede Handbreit des mageren Bodens, arbeiten in den Bergwerken,
schnitzen, schmieden, spinnen und weben in Fabriken, klöppeln Spitzen oder
gehen hausierend in die Sbelt. Immer zieht sie aber die Sehnsucht wieder in
die liebe Heimat zurück, wo die Kartoffel oft das einzige Brot, eine Hütte die
Wohnung von 20—25 Menschen ist. Es ist ein genügsames, treuherziges Volk
mit singender Sprache. Schon die kleinen Kinder müssen arbeiten und ver-
dienen. „Viele Kinder, viele Vaterunserl" hört man darum sagen, oder: „Was
hat's mit den Leuten für Not, sie haben ja viele Kinder!" Immer mehr hebt
sich der Wohlstand in den säubern Gebirgsdörfern. — Eine liebliche Gebirgs-
landschaft mit den wunderlichsten Felsgebilden ist die sächsische Schweiz im
Elbthale von Pirna bis Tetschen in Böhmen.
5. Elbe, Mulde, weiße Elster, Spree und Görlitzer Neiße be-
wässern das Land.
Wo entspringen, wie lausen und wo münden sie? Als Wächterin der
Elbe liegt einige Meilen über Dresden auf einem hohen Sandsteinfelsen die
früher uneinnehmbare Festung Königftein. Der Fels hat J/2 Stunde im Um-
fang, fällt auf 3 Seiten senkrecht ab und ist nur auf der vierten Seite durch
einen steilen, befestigten Weg zugänglich. Ein tiefer Brunnen versorgt die
Besatzung mit Wasser. Im Kriege werden die Schätze Dresdens hierher geflüchtet.
6. Sachsen ist reich an Holz und Kohlen, Kupser und Silber. Außer-
ordentlich ist feine Fabrikthätigkeit, besonders Spinnerei und Weberei, überall
Fabriken, Qualm der Schlote und Geklapper der Maschinen! Gute Mühl-
steine und Quader zu Bauten liefert das vielbesuchte Elbsandsteinge-
birge. Das Land hat einen sorgfältigen Landbau, einen vollkommenen Berg-
bau, regen Handel, große Wohlhabenheit und gute Schulen.
7. Kreishauptmannschaften: Dresden, Leipzig, Zwickau und Bautzen.
Wo liegen: das prächtige „Elbflorenz" Dresden (395) mit seinen Palästen
und Kunstschätzen, Meißen mit Porzellanfabrikation und der herrlichen Albrechts-
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B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte.
73
ihn auf seinem Krönungszuge nach Rom und rettete Friedrich in einem
Aufstande der treulosen Römer mit eigener Lebensgefahr das Leben.
Dankbar bestätigte Kaiser Friedrich ihm die Herrschaft über Bayern.
3. In höchster Macht herrschte nun der 27jährige Sachsenherzog.
Gern weilte er im Sachsenlande; die Burg Dankwarderode in der
Stadt Braunschweig war sein Lieblingssitz. Hier stellte er zum Zeichen
seiner Macht den ehernen Löwen auf, der noch jetzt die ehrwürdige
Burg schmückt. Er verdiente den Ruhm, den er neben seinem kaiser-
lichen Vetter genoß. Denn nach außen hin hatte er dessen Grenzen
erweitert. Jenseit der Elbe hatte er die slavischen Völker, die heidnischen
Obotriten, unterworfen. Nicht mit Gewalt hatte er ihre Tempel zer-
brochen, nicht mit dem Schwerte sie zur Taufe getrieben, sondern durch
treue, würdige Priester ihnen das Evangelium lieb und wert machen
lassen; auch hatte er viele sächsische Ansiedler unter sie gemengt, und
so befestigte er hier nach und nach seine Herrschaft. Auch im Innern
hatten seine Lande an Macht zugenommen. Er duldete nicht Fehden
und Unordnung. Der Handel Bardowiks erblühte unter Heinrichs
Schutze und füllte die Stadt mit Reichtum, und mehr noch geschah
dies bei Lübeck, als der Herzog dieje nenerworbene Stadt wegen ihrer
günstigern Handelslage bevorzugte (worüber freilich Bardowik ihm gram
wurde). Das von den Slaven eingeäscherte Hamburg war unter ihm
herrlich erstanden. In Bayern erhob sich München unter seiner Pflege.
Er sah mit Freuden seine Werke, erkannte mit Hochgefühl die Macht
seines Willens. So wollte er seinen Willen auch vor niemand beugen,
wollte allein Herr sein in seinem Reiche. Was bisher nur dem Kaiser
vergönnt war, das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der
Elbe); er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden ihm
die mächtigen geistlichen Herren rings umher gar feind. Bald kam es
zu offener Fehde. Im Jahre 1172 machte er eine Betfahrt nach
Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte,
empfingen fürstliche Gesandte den Weltgepriesenen, ehrten ihn mit
reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein
Ruhm ließ selbst Kaiser Friedrich den mächtigen Welfen mit besorgtem
Blicke betrachten. Er kaufte zur Stärkung seiner Macht Heinrichs
schwelgerischem Oheim Welf Vi. Besitzungen ab, die nach dessen Tode
von Rechts wegen Heinrich hätten zufallen müssen. Da wandte dieser
sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der
Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder. Der Kaiser wollte
die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider
ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Heinrich
wollte wohl Unterstützungen an Geld und Volk gewähren, aber selber
mitziehen wollte er nicht. „Es hat dich Gott im Himmel," so redete
der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches
auf dir allein beruht; so ist es billig, daß du jetzt des Reiches Ehre
rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren
Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er
sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Welf_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
74
Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Deutschland mit Schmach beladen; er bat, er flehete, er — warf sich
seinem Vasallen zu Füßen. Die Umstehenden erblaßten; der tief er-
schütterte Heinrich beugte sich zum knieenden Kaiser hinab. „Laß immer-
hin die Krone da liegen," sprach seiner Begleiter einer, „einst wird sie
dein Haupt schmücken." Die Kaiserin Beatrix aber erhob sich mit
Würde, richtete den Gemahl auf und sprach: „Stehe auf, Herr, und
gedenke dieser Stunde, wie Gott ihrer gedenken wird." — Heinrich zog
trotzig von dannen. Friedrich wurde bei Leg nano geschlagen und
mußte einen wenig günstigen Frieden schließen. Das benutzten Heinrichs
Feinde. Sie bestürmten den Kaiser mit vielfältigen Klagen, und er
lud Heinrich vor seinen Richterstnhl ans mehrere Reichstage. Heinrich
erschien nicht; da wurde er zur Strafe seiner Herzogtümer und anderer
Lehen verlustig erklärt. Sachsen erhielt Graf Bernhard von Anhalt,
Albrechts des Bären Sohn; Bayern bekam Pfalzgraf Otto von Wittels-
bach, Stammvater des jetzt noch regierenden bayrischen Hauses. Aber
der alte Löwe sah nicht so ruhig der Teilung seiner Länder zu. Er
griff zu den Waffen; doch er war der vereinigten Macht des Kaisers
und der Fürsten nicht gewachsen. Geschlagen eilte er nach Erfurt,
warf sich dort seinem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade. Da
gedachte Friedrich des Tages, als er zu Heinrichs Füßen lag, und des
Wechsels der menschlichen Schicksale; er sah die Narbe ans Heinrichs
Stirn und gedachte der Tiberbrücke. Gerührt und mit Thränen in
den Angen hob er den alten Waffengefährten auf. Er begnadigte ihn
und sicherte ihm sein väterliches Erbe Braunschweig und Lüneburg
unter der Bedingung, daß er drei Jahre lang den deutschen Boden
verlasse. So zog denn Heinrich im Frühjahr 1182 nach der Heimat
seiner Mathilde, zu deren Vater König Heinrich von England, nicht
ahnend, daß sein Stern, nachdem er in Deutschland untergegangen war,
glanzvoll dereinst in diesem Eilande wieder aufgehen würde. Denn
500 Jahre später, im Jahre 1714, bestieg sein Nachkomme, der Kur-
fürst Georg Ludwig, als Georg I. den englischen Thron.
4. Nach seiner Rückkehr aus England nahm er Sachsen wieder
in Besitz. Die Stadt Bardowik, welche ihn der Bevorzugung Hamburgs
wegen zürnte, verschloß ihm die Thore. Heinrich zerstörte die Stadt
und schrieb auf ihre Trümmer die Worte „vestigia leonis“, d. i. die
Spur des Löwen. In stiller Zurückgezogenheit verlebte Heinrich dann
den Abend seines Lebens, bestrebt, die Wunden zu heilen, welche seine
vielen Fehden dem Lande geschlagen hatten. Er starb i. I. 1195 ans
seiner Burg Dankwarderode; im Dom zu Braunschweig liegt er be-
graben. (Sage vom Löwen Heinrichs.)
5. Nach dem Tode Heinrichs des Löwen zerfiel Sachsen durch
Teilung unter seine Kinder. Sein Großsohn Otto das Kind erhielt
i. I. 1235 seine Erbländer als Reichslehen vom Kaiser Friedrich Ii.
und nannte sich „Herzog von Braunschweig-Lünebnrg". Die Söhne
Ottos teilten das Herzogtum i. I. 1269 so, daß Br aun schweig,
das Land zwischen Deister und Leine, Grubenhagen und dem Harz
sowie das Göttingensche an Herzog Albrecht, Lünebnrg mit Celle
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Beatrix Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Bernhard_von_Anhalt Albrechts Albrechts Otto_von_Wittels- Otto Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich_von_England Heinrich Georg_Ludwig Ludwig Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs Otto Friedrich_Ii Friedrich Ottos Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Erfurt Lüneburg Deutschland England Sachsen Hamburgs Sachsen Ottos Lünebnrg
76
Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Unrecht. Als ihm einst die Nachricht gebracht wurde, einige Ritter
seines Landes wollten einen Kaufmannszng überfallen, da setzte er sich
auf einen der Wagen. Als dann im Dunkeln die Räuber hervor-
brachen, rief er mit gewaltiger Stimme die einzelnen an, und Scham
und Furcht trieb die Erkannten zur Flucht. Das Althergebrachte
achtete und ehrte er, soweit es gut war; gegen seine Untergebenen war
er leutselig und herablassend, gegen seine Prediger freigebig; sein Ohr
stand den Klagen eines jeden offen. Er sprach gut und vermochte
durch die Kraft seiner Rede manchen zu überzeugen. Denn was er
redete, war stets seine eigene innere Überzeugung, und die Macht seiner
Persönlichkeit mußte man empfinden, wenn er das Wort ergriff. Den
Krieg fürchtete er nicht; aber er wollte ihn nicht selbst herbeiführen,
sondern nur angegriffen das Schwert ziehen. Wie Luther hat ihn der
Tod vor dem Schmalkaldischen Kriege hingerafft.
Aus „Bilder zur Heimatskunde" (Bielefeld, Velhageu u. Klasing).
33. Die Kitdeshermer Stiftsfehde.
1. Das Bistum Hildesheim war seit der unglücklichen Verwaltung
Johannes Iii. (1398—1424) mit Schulden also beladen, daß der
Bischof oft nicht eine Burg frei hatte, wo er seinen Wohnsitz nehmen
mochte; an eine kräftige Wahrung der fürstlichen Rechte konnte gar
nicht gedacht werden. Im Laufe eines Jahrhunderts war diese Besitz-
losigkeit fast Rechtsgrundsatz geworden, und wie das Reich durch die
Erblichkeit der Reichsümter um sich selbst gekommen war, so mußte
hier durch die Erblichkeit der Pfandschaften das Fürstentum, soweit es
auf Landesteilen beruhte, beinahe zu bestehen aufhören. Als nun
Johann Iv., welcher eine geordnete bürgerliche Wirtschaft dem ziel-
und ratlosen Prassen vorzog, im Jahre 1504 zum Bischöfe erhoben
war und die Pfandschaften einzulösen begann, standen die Ritter-
mäßigen im erbittertsten Grimme gegen ihn auf. Denn es war süßer,
auf den landesherrlichen Burgen zu hausen, über eine schöne Landschaft
fast unumschränkt zu gebieten und durch Steigerung der bäuerlichen
Dienste das auf die Burg vorgestreckte Geld sich reichlich verzinsen zu
lassen, oder auch von sicherer Feste aus durch Fehde und Raub sich
ein ritterliches Ergötzen und Einkommen zu verschaffen, als auf mäßigem
väterlichen Erbteile zum Pfluge und prunkloser, doch rechtlicher Lebens-
weise zu greifen. Die Gewaltthätigkeiten begannen im Jahre 1518;
die Rittermäßigen verbündeten sich mit den Herzögen von Braunschweig;
der Bischof erfocht am 28. Juni 1519 auf der Soltauer Heide
einen entscheidenden Sieg, konnte ihn aber nicht gehörig benutzen.
Seine Feinde bewirkten die Verhängung der Reichsacht über ihn, deren
Vollziehung gerade ihnen übertragen wurde.
2. Wie die Rittermüßigen gegen ihre Fürsten, so standen die
Bürger für ihn, und die Treue, welche damals Hildesheim, Peine und
Bockenem mit ihrem Blute bewährt haben, wird in jeder Zeit rühmens-
wert erscheinen. Retten konnten sie den Bischof nicht. In den Jahren
1521 und 1522 wurde das ganze Stift bis auf Hildesheim, Peine
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]