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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
damit sie nicht entliefen. Schon als Füllen war ihnen der Anfangs-
buchstabe ihres Ortsnamens in die Lende gebrannt, den sie als Narbe
zeitlebens behielten. Es war jedoch nicht selten, daß Pferde ihre Fesseln
losmachten, davon liefen und erst nach tagelangem Suchen von ihren
Eigentümern wieder aufgefunden wurden. Auch Pferdediebstahl kam
vor; schon zu Wittekinds Zeiten wurde ein Mann mit Namen Buddo
nach sächsischem Rechte wegen Pferdediebstahls gesteinigt; noch heute
wird der Ort im Solling, wo das geschah, „Buddinisfeld", d. i. Boden-
felde a. d. Weser, genannt.
3. War die Saatzeit zu Ende, so blieben die Bauern wochenlang
im Walde und gingen nur einmal wieder nach Haus, um sich Mund-
vorrat zu holen. Sie fuhren Brenn- und Flößeholz, auch Holzkohlen,
oder banden nach Art der Hirten Besen. Nachts schliefen sie unter
den Bäumen bei einem Feuer oder in Köhlerhütten. Morgens wurde
aus einem nahen Quell mit der hohlen Hand oder mit einer ausge-
höhlten Brotrinde Wasser getrunken; zum Frühstück aß man gebratene
Kartoffeln und Speck, den man zuvor, in Papier gewickelt, im Kohlen-
feuer gar gemacht hatte. Zuweilen lieferte auch der nahe Bach Forellen.
Dieses Leben im Walde, welches in manchen Jahren bald nach
Lichtmeß begann und bis tief in den November anhielt, haben die
Bewohner des Sollings nunmehr aufgegeben. Aber die Erinnerung
daran und vielfach auch der Aberglaube, den es begünstigte, hat sich
erhalten und schreckt noch jetzt oft die Gemüter. Wenn die Winter-
stürme schauerlich durch den Wald heulen, so meint man, der „Wilde
Jäger", der „Hackelberg", ziehe im Sturme der Jagd dahin. Deutlich
glaubt man den lauten Jagdruf „toho" und das Gebelfer der Meute
zu hören, und sollte jemand so tollkühn sein, Hackelberg oder „half-
part" (d. i. gieb uns die Hälfte der Jagdbeute ab) zu rufen, so glaubt
man, würde er unfehlbar von dem wilden Jäger vernichtet werden.
Nach Harland.
22. Der Erntekranz in Aredetstofi.
Eine Zeit voll Sorge und Mühe ist für den Landmann die Ernte-
zeit; sie läßt aber auch sein Herz vor Freude höher schlagen, weil es
gilt, den Lohn für seiner Hände Arbeit einzuheimsen, den hehren Ernte-
segen. Nicht ungedankt nimmt er ihn hin, wie manche Erntesitten es
beweisen. Die schönste Sitte besteht am letzten Erntetage, wenn das
letzte Fuder Getreide eingebracht wird. Auf dem Gutshofe in Fredelsloh
im Solling hat sie sich noch erhalten.
Reich geschmückt mit Laub, Blumen und Bändern fährt der schwer-
beladene Erntewagen, von aufgeputzten Pferden gezogen, dem Dorfe zu.
Ihm folgen Schnitter und Schnitterinnen, mit Kränzen und Bändern
geziert. Ihre Erntegeräte sind mit Blumenzweigen umwunden, selbst
die Peitsche des Fuhrmanns entbehrt des Blumenschmucks nicht. Hoch
oben auf dem Wagen prangt der aus goldenen Ähren gewundene und
mit blauen Kornblumen durchflochtene Erntekranz. Unter heiteren
Weisen zieht die lustige Schar in das Dorf und in das Gehöft ein.
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte. 53
Es erfolgt die Übergabe des Erntekranzes an den Herrn, wobei früher
herzliche Danksprüche aufgesagt wurden, die aber in Vergessenheit ge-
raten sind. Nur einen von den vielen kann ich davon aufzeichnen:
„Wir haben freudig wahrgenommen,
daß der Ernte End' gekommen;
drum haben wir es wohl bedacht
und diesen Ährenkranz gemacht;
auch Kornblumen, blau, sind eingebunden,
vergangen sind die sauren Stunden.
Mit freundlicher Mien' und mit fröhlichen: Lachen
überreichen wir nun uns're Sachen.
Nicht geschieht es aus Mißgunst oder Neid,
zur Ehre nur, aus Lieb und Freundlichkeit.
Möget die Frucht in Gesundheit verzehren,
bis wiederum wir kommen mit neuen Ähren!
Zum Schluffe wir bringen unsere Bitt':
Belohnet uns für den so reichen Schnitt! Vivat!"
Der Herr bereitet hierauf feinen Leuten ein frohes Fest, das in Essen,
Trinken und einem Tanze besteht. Als Tanzboden dient die Hausdiele
oder die Scheunentenne. In früherer Zeit führte man sogenannte
Schnittertänze auf. Sind die gesamten Ernteerträge eingeholt und in
Küche und Keller, Boden und Faß wohlverwahrt untergebracht, so feiert
der Landmann sein Erntefest, die allbekannte Kirchweih oder Kirmes.
Lange Jahre hindurch ist diese Feier in Fredelsloh stets an dem 10.
und 11. September abgehalten. Was diese Feier bietet, sagt uns ein
alter Vers, den ich in Fredelsloher Mundart hier wiedergebe:
„Wenn Kermis is, wenn Kermis is,
dan flachtet mein Vader en' Bock,
dann danzet meine Mutter, dann danzet meine Mutter,
dann stüfft de roe Rock."
Überall, wo solche und ähnliche Volksfeste noch bestehen, sollten
sie gepflegt werden! Karl Scheibe (Moringen) im „Niedersachsen", 5. Jahrgang.
B. Btiber aus der heimatlichen Geschichte.
Solange noch die Eichen wachsen in alter Kraft
um Hof und Haus,
solange stirbt in Niedersachsen die alte Stammesart
nicht aus.
Friedrich Tewes.
23. Per Sachsen Ursprung.
1. Im Urwald ragt der Fels, sein moosig Haupt
vom tausendjähr'gen Eichbaum überlaubt;
die knorr'gen Wurzeln wühlten längst sich ein
mit zäher Kraft ins starre Felsgestein;
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Extrahierte Personennamen: Kermis Karl_Scheibe Karl Friedrich_Tewes Friedrich
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte.
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ihn auf seinem Krönungszuge nach Rom und rettete Friedrich in einem
Aufstande der treulosen Römer mit eigener Lebensgefahr das Leben.
Dankbar bestätigte Kaiser Friedrich ihm die Herrschaft über Bayern.
3. In höchster Macht herrschte nun der 27jährige Sachsenherzog.
Gern weilte er im Sachsenlande; die Burg Dankwarderode in der
Stadt Braunschweig war sein Lieblingssitz. Hier stellte er zum Zeichen
seiner Macht den ehernen Löwen auf, der noch jetzt die ehrwürdige
Burg schmückt. Er verdiente den Ruhm, den er neben seinem kaiser-
lichen Vetter genoß. Denn nach außen hin hatte er dessen Grenzen
erweitert. Jenseit der Elbe hatte er die slavischen Völker, die heidnischen
Obotriten, unterworfen. Nicht mit Gewalt hatte er ihre Tempel zer-
brochen, nicht mit dem Schwerte sie zur Taufe getrieben, sondern durch
treue, würdige Priester ihnen das Evangelium lieb und wert machen
lassen; auch hatte er viele sächsische Ansiedler unter sie gemengt, und
so befestigte er hier nach und nach seine Herrschaft. Auch im Innern
hatten seine Lande an Macht zugenommen. Er duldete nicht Fehden
und Unordnung. Der Handel Bardowiks erblühte unter Heinrichs
Schutze und füllte die Stadt mit Reichtum, und mehr noch geschah
dies bei Lübeck, als der Herzog dieje nenerworbene Stadt wegen ihrer
günstigern Handelslage bevorzugte (worüber freilich Bardowik ihm gram
wurde). Das von den Slaven eingeäscherte Hamburg war unter ihm
herrlich erstanden. In Bayern erhob sich München unter seiner Pflege.
Er sah mit Freuden seine Werke, erkannte mit Hochgefühl die Macht
seines Willens. So wollte er seinen Willen auch vor niemand beugen,
wollte allein Herr sein in seinem Reiche. Was bisher nur dem Kaiser
vergönnt war, das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der
Elbe); er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden ihm
die mächtigen geistlichen Herren rings umher gar feind. Bald kam es
zu offener Fehde. Im Jahre 1172 machte er eine Betfahrt nach
Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte,
empfingen fürstliche Gesandte den Weltgepriesenen, ehrten ihn mit
reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein
Ruhm ließ selbst Kaiser Friedrich den mächtigen Welfen mit besorgtem
Blicke betrachten. Er kaufte zur Stärkung seiner Macht Heinrichs
schwelgerischem Oheim Welf Vi. Besitzungen ab, die nach dessen Tode
von Rechts wegen Heinrich hätten zufallen müssen. Da wandte dieser
sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der
Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder. Der Kaiser wollte
die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider
ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Heinrich
wollte wohl Unterstützungen an Geld und Volk gewähren, aber selber
mitziehen wollte er nicht. „Es hat dich Gott im Himmel," so redete
der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches
auf dir allein beruht; so ist es billig, daß du jetzt des Reiches Ehre
rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren
Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er
sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Welf_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Deutschland mit Schmach beladen; er bat, er flehete, er — warf sich
seinem Vasallen zu Füßen. Die Umstehenden erblaßten; der tief er-
schütterte Heinrich beugte sich zum knieenden Kaiser hinab. „Laß immer-
hin die Krone da liegen," sprach seiner Begleiter einer, „einst wird sie
dein Haupt schmücken." Die Kaiserin Beatrix aber erhob sich mit
Würde, richtete den Gemahl auf und sprach: „Stehe auf, Herr, und
gedenke dieser Stunde, wie Gott ihrer gedenken wird." — Heinrich zog
trotzig von dannen. Friedrich wurde bei Leg nano geschlagen und
mußte einen wenig günstigen Frieden schließen. Das benutzten Heinrichs
Feinde. Sie bestürmten den Kaiser mit vielfältigen Klagen, und er
lud Heinrich vor seinen Richterstnhl ans mehrere Reichstage. Heinrich
erschien nicht; da wurde er zur Strafe seiner Herzogtümer und anderer
Lehen verlustig erklärt. Sachsen erhielt Graf Bernhard von Anhalt,
Albrechts des Bären Sohn; Bayern bekam Pfalzgraf Otto von Wittels-
bach, Stammvater des jetzt noch regierenden bayrischen Hauses. Aber
der alte Löwe sah nicht so ruhig der Teilung seiner Länder zu. Er
griff zu den Waffen; doch er war der vereinigten Macht des Kaisers
und der Fürsten nicht gewachsen. Geschlagen eilte er nach Erfurt,
warf sich dort seinem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade. Da
gedachte Friedrich des Tages, als er zu Heinrichs Füßen lag, und des
Wechsels der menschlichen Schicksale; er sah die Narbe ans Heinrichs
Stirn und gedachte der Tiberbrücke. Gerührt und mit Thränen in
den Angen hob er den alten Waffengefährten auf. Er begnadigte ihn
und sicherte ihm sein väterliches Erbe Braunschweig und Lüneburg
unter der Bedingung, daß er drei Jahre lang den deutschen Boden
verlasse. So zog denn Heinrich im Frühjahr 1182 nach der Heimat
seiner Mathilde, zu deren Vater König Heinrich von England, nicht
ahnend, daß sein Stern, nachdem er in Deutschland untergegangen war,
glanzvoll dereinst in diesem Eilande wieder aufgehen würde. Denn
500 Jahre später, im Jahre 1714, bestieg sein Nachkomme, der Kur-
fürst Georg Ludwig, als Georg I. den englischen Thron.
4. Nach seiner Rückkehr aus England nahm er Sachsen wieder
in Besitz. Die Stadt Bardowik, welche ihn der Bevorzugung Hamburgs
wegen zürnte, verschloß ihm die Thore. Heinrich zerstörte die Stadt
und schrieb auf ihre Trümmer die Worte „vestigia leonis“, d. i. die
Spur des Löwen. In stiller Zurückgezogenheit verlebte Heinrich dann
den Abend seines Lebens, bestrebt, die Wunden zu heilen, welche seine
vielen Fehden dem Lande geschlagen hatten. Er starb i. I. 1195 ans
seiner Burg Dankwarderode; im Dom zu Braunschweig liegt er be-
graben. (Sage vom Löwen Heinrichs.)
5. Nach dem Tode Heinrichs des Löwen zerfiel Sachsen durch
Teilung unter seine Kinder. Sein Großsohn Otto das Kind erhielt
i. I. 1235 seine Erbländer als Reichslehen vom Kaiser Friedrich Ii.
und nannte sich „Herzog von Braunschweig-Lünebnrg". Die Söhne
Ottos teilten das Herzogtum i. I. 1269 so, daß Br aun schweig,
das Land zwischen Deister und Leine, Grubenhagen und dem Harz
sowie das Göttingensche an Herzog Albrecht, Lünebnrg mit Celle
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Beatrix Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Bernhard_von_Anhalt Albrechts Albrechts Otto_von_Wittels- Otto Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich_von_England Heinrich Georg_Ludwig Ludwig Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrichs Otto Friedrich_Ii Friedrich Ottos Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Erfurt Lüneburg Deutschland England Sachsen Hamburgs Sachsen Ottos Lünebnrg
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Unrecht. Als ihm einst die Nachricht gebracht wurde, einige Ritter
seines Landes wollten einen Kaufmannszng überfallen, da setzte er sich
auf einen der Wagen. Als dann im Dunkeln die Räuber hervor-
brachen, rief er mit gewaltiger Stimme die einzelnen an, und Scham
und Furcht trieb die Erkannten zur Flucht. Das Althergebrachte
achtete und ehrte er, soweit es gut war; gegen seine Untergebenen war
er leutselig und herablassend, gegen seine Prediger freigebig; sein Ohr
stand den Klagen eines jeden offen. Er sprach gut und vermochte
durch die Kraft seiner Rede manchen zu überzeugen. Denn was er
redete, war stets seine eigene innere Überzeugung, und die Macht seiner
Persönlichkeit mußte man empfinden, wenn er das Wort ergriff. Den
Krieg fürchtete er nicht; aber er wollte ihn nicht selbst herbeiführen,
sondern nur angegriffen das Schwert ziehen. Wie Luther hat ihn der
Tod vor dem Schmalkaldischen Kriege hingerafft.
Aus „Bilder zur Heimatskunde" (Bielefeld, Velhageu u. Klasing).
33. Die Kitdeshermer Stiftsfehde.
1. Das Bistum Hildesheim war seit der unglücklichen Verwaltung
Johannes Iii. (1398—1424) mit Schulden also beladen, daß der
Bischof oft nicht eine Burg frei hatte, wo er seinen Wohnsitz nehmen
mochte; an eine kräftige Wahrung der fürstlichen Rechte konnte gar
nicht gedacht werden. Im Laufe eines Jahrhunderts war diese Besitz-
losigkeit fast Rechtsgrundsatz geworden, und wie das Reich durch die
Erblichkeit der Reichsümter um sich selbst gekommen war, so mußte
hier durch die Erblichkeit der Pfandschaften das Fürstentum, soweit es
auf Landesteilen beruhte, beinahe zu bestehen aufhören. Als nun
Johann Iv., welcher eine geordnete bürgerliche Wirtschaft dem ziel-
und ratlosen Prassen vorzog, im Jahre 1504 zum Bischöfe erhoben
war und die Pfandschaften einzulösen begann, standen die Ritter-
mäßigen im erbittertsten Grimme gegen ihn auf. Denn es war süßer,
auf den landesherrlichen Burgen zu hausen, über eine schöne Landschaft
fast unumschränkt zu gebieten und durch Steigerung der bäuerlichen
Dienste das auf die Burg vorgestreckte Geld sich reichlich verzinsen zu
lassen, oder auch von sicherer Feste aus durch Fehde und Raub sich
ein ritterliches Ergötzen und Einkommen zu verschaffen, als auf mäßigem
väterlichen Erbteile zum Pfluge und prunkloser, doch rechtlicher Lebens-
weise zu greifen. Die Gewaltthätigkeiten begannen im Jahre 1518;
die Rittermäßigen verbündeten sich mit den Herzögen von Braunschweig;
der Bischof erfocht am 28. Juni 1519 auf der Soltauer Heide
einen entscheidenden Sieg, konnte ihn aber nicht gehörig benutzen.
Seine Feinde bewirkten die Verhängung der Reichsacht über ihn, deren
Vollziehung gerade ihnen übertragen wurde.
2. Wie die Rittermüßigen gegen ihre Fürsten, so standen die
Bürger für ihn, und die Treue, welche damals Hildesheim, Peine und
Bockenem mit ihrem Blute bewährt haben, wird in jeder Zeit rühmens-
wert erscheinen. Retten konnten sie den Bischof nicht. In den Jahren
1521 und 1522 wurde das ganze Stift bis auf Hildesheim, Peine
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]