Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
zehn Tagen den Händen seines treulosen Vetters Moriz
wieder zu entreissen. Dieser Herzog Moriz war ein
junger feuriger, kraft- und talentvoller, aber nickt sehr
gewissenhafter Held. Er liebte nicht den Kurfürsten und
wurde nicht von ihm geliebt. Moriz trat schon früh
in die Dienste des Kaisers, der ihm em Commando in
Frankreich übergab, und ihm bei dem Ausbruche des
schmalkaldischen Kriegs die Kurwürde und die Kurlande
seines Detters versprach. Johann Friedrich, der
nichts hiervon ahnete, übertrug wahrend seines Feld-
zugs eben diesem Moriz die Aufsicht über seine Staa-
ten. Kaum aber war die Acht über den Kurfürsten
ausgesprochen, so setzte dieser sich in den Besitz der-
selben , und gab ssch so der ganzen Welt als einen
falschen, unedlen und eigennützigen Menschen zu erken-
nen. Nach Johann Friedrichs Zurückkunft verlor
Moriz nicht nur wieder die besetzten Kurlande, son-
dern er kam in Gefahr, vor der Ankunft des Kaisers
ganz erdrückt zu werden, nachdem eine Verstärkung von
7000 Mann kaiserlicher Truppen, die ihm der Markgraf
Albrecht von Brandenburg zuführte, war geschla-
gen worden.
Dem Kaiser ging indessen in Süd-Teutschland alles
nach Wunsch. Ein oberländisches Bundesglied unterwarf
ssch ihm nach dem andern und bat um Gnade. Alle
mußten aber diese Begnadigung theuer genug bezahlen.
Der Herzog von Würtemberg z. B. hatte 500,000 Eold-
gulden Strafgelder zu erlegen, die Stadt Ulm 100,000,
Frankfurt 80,000, Augsburg 150,000 und die übrigen
Städte nach Verhältniß. So füllte Karl seine leeren
Kassen, und konnte nun mit desto größerer Sicherheit
und Ueberlegeuheit seinen übrigen Feinden zu Leibe rücken.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Süd-Teutschland Würtemberg Ulm Frankfurt Augsburg
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
lassen hatte. Schon im Monat Juli drang der Groß-
vezier mit einem übermächtigen Heere in Ungarn ein.
Prinz Eugen trat aber wieder wie ein Würgengel ge-
gen die türkischen Rotten auf, und schlug sie bei Peter-
wardcin so fürchterlich, daß 39,000 Mann nebst dem
Großvezier ans dem Schlachtfelde liegen blieben, und
ihr ganzes reiches Lager, nebst 164 Kanonen und Mör-
sern, den Siegern zur Beute wurde. Gleichwohl kamen
sie das folgende Zabr starker als vorher zurück, und such-
ten den Prinzen mit seinem kleinen Heere vor der Stadt
Belgrad einzuschließen, die er belagerte. Aber auch
hier traf sie schrecklich sein Arm. Er jagte sie in die
Flucht, nahm ihnen wieder ihr ganzes Lager mit allem
Geschütz und nöthigte sie zum Frieden. Die Folgen sei-
ner Siege waren groß. Die Türken mußten ganz Ser-
Vien mit der Hauptstadt Belgrad, den Banat Temeswar
mit seiner Festung, einen großen Theil der Walachei,
und einen Theil von Croaticn, Bosnien, Slavouien
abtreten.
Zn der langjährigen Ruhe, die jetzt eintrat, hatte
Karl Vi. Zeit, sich mit einer Angelegenheit zu be-
schäftigen, die ihm sehr nahe am Herzen lag. Er hatte
nämlich keine Söhne, sondern nur einige Töchter, wo-
von die älteste Maria Theresia, die Erbin aller sei-
ner Staaten seyn sollte. Schon im Jahr 1713 hatte er
daher verordnet, daß alle österreichischen Erblande un-
zertheilt auch auf die Prinzessinnen sollten vererbt wer-
den können. Da ihm aber bange war, es möchte diese
Verfügung nicht beachtet oder gemißbraucht werden, weil
auch von dem verstorbenen Kaiser Joseph Töchter da
waren, so ließ er sie erst von einer jeden Landschaft sei-
ner Erbstaaten, dann von dem ganzen teutschen Reiche
und endlich auch von den auswärtigen Mächten garan-
tiré». Diese so bestätigte Verordnung hieß die präg-
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Inhalt: Zeit: Geographie
164
wig Xiv. werden wollte, nachdem er lange genug sein
Feind gewesen war und ihn mit Kriegen geängftiget
hatte. Wirklich entschlief-Karl Ii. am i. Novbr. 1700,
und veranlaßte durch seinen Tod ein neuaufloderndes
furchtbares Kriegsfeuer, den sogenannten spanischen Su c-
cessionskrieg.
Ehe ich die Geschichte dieses Krieges beginne, habe
ich zu bemerken, daß nach der Einäscherung der Stadt
Speyer das Reichskammergericht, welches dort seinen
Sitz gehabt hatte, nach Wetzlar verlegt wurde, und daß
im Jahre 1699 der Herzog von Braunschweig-Lüneburg
mit der neunten Kurwürde belehnt und drei andere
teutsche Fürsten zur königlichen Würde erhoben wurden.
Schon im Jahre 1633 wurde nämlich dem Prinzen Wil-
helm von Oran ien, der auch Erbstatthalter in Hol-
land war, die englische Krone aufgesetzt. Der Kurfürst
von Sachsen, Friedrich August, bestieg 1696 nach dem
Tode des tapsern Johann Sobiesky, des Befreiers
von Wien, den polnischen Thron, und der Kurfürst von
Brandenburg, Friedrich Iii., den Preußischen. Von
letzterem, mit welchem die Reihe der Könige von Preus-
sen beginnt, habe ich etwas umständlicher zu reden.
4.
Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg
wird erster König von Preußen.
(I. 1701.)
Friedrich Iii. Kurfürst von Brandenburg, ein
Sohn des großen Kurfürsten, der sich in den französi-
schen Kriegen so rühmlich ausgezeichnet hatte, befass
nicht dessen Verdienste, aber viel mehr Eitelkeit, Pracht-
liebe und Ehrsucht als sein großer Vater. Er hatte den
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Extrahierte Ortsnamen: Speyer Wetzlar Braunschweig-Lüneburg Oran Sachsen Wien Brandenburg Brandenburg Brandenburg
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Inhalt: Zeit: Geographie
das heißt eine seichte Stelle im Strom, wo die Reiterei
ohne Gefahr hinübersetzen konnte. Karl ließ das Fuß-
volk zurück, stellte sich an die Spitze seiner Reiter, ging
über den Strom und jagte dem Feinde nach. Nicht
weit von dem Städtchen Mühlberg holte er die Sachsen
ein. Die Schlacht begann. Der Kurfürst, obgleich aus?
serordentlich dickleibig, schlug sich mit großer persönlicher
Tapferkeit. Seine Reiterei mußte am Ende weichen; das
Fußvolk wurde größtentheils niedergehauen. Er selbst
sah sich gezwungen zu fliehen, wurde aber eingeholt und
nach einer mnthigen Gegenwehr zum Gefangenen ge-
macht. Uebcr die linke Backe hatte er einen bedeutenden
Säbelhieb erhalten, und blutete sehr stark. In diesem
Zustande brachte man ihn auf das Schlachtfeld zurück
vor den Kaiser, von dem er sehr übel empfangen wurde.
Auf seine dcmüthige Bitte um eur fürstliches Gefängniß,
erhielt er zur Antwort, er solle gehalten werden wie er
es verdient habe. — Zugleich mit ihm wurde der Her-
zog Ernst von Braunschweig-Lüneburg gefangen,
und von seinem ganzen Heereshaufen entkamen kaum
400 Mann. Alle übrigen wurden gekostet oder gefan-
gen genommen.
Des Kurfürsten Schicksal schien eine üble Wendung
zu nehmen, denn der Kaiser ließ ihn vor ein Kriegsge-
richt unter dem Borsitz des Herzogs von Alba ziehen,
das ihn als einen geächteten Rebellen zum Tode verur-
theilte. Nur durch Unterschreibung der härtesten Bedin-
gungen konnte er sein Leben retten. Er mußte der Kur-
würde und seinen Kurlanden entsagen, die Städte Wit-
tenberg und Gotha sogleich an den Kaiser übergeben,
und in der Gefangenschaft bleiben, so lange es Karln
gefallen würde. Alle seine Güter wurden eingezogen,
doch sollte seinen Kindern ein jährliches Einkommen von
50,000 Gulden bleiben, und ihnen hierzu gewisse Städte,.
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Extrahierte Personennamen: Karl Ernst_von_Braunschweig-Lüneburg Ernst
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
245
Nun kehrte er seine Waffen gegen die Ungarn, und
zwar wartete er nicht, bis sie kamen, sondern er suchte
sie, was viel rühmlicher war, in ihrem Lande auf, wo-
hin er von ihrem abgesetzten König Robert war geru-
fen worden. Zweimal zwang er sie, ihm Unterwürfig-
keit und Gehorsam zu geloben; zweimal brachen sie aber
ihren Schwur. Bei dem dritten Feldzug zwang er sie,
den vertriebenen König wieder anzunehmen, und Hein-
richen selbst für ihren Oberherrn anzuerkennen; allem
es war mit diesen unrubigen Köpfen nichts auszurichten.
Sie stießen König Robert zum zweitenmal vom Thron,
warfen ihn in ein Gefängniß, stachen ihm die Augen
aus, und wählten sich einen andern König, Namens
Andreas. Das Augenausstechcn war damals eine sehr
gemeine Sache. Heinrich nahm sich vor, sie dafür zu
züchtigen; es wollte ihm aber nickt gelingen.
Ihr werdet euch wohl vorstellen, daß die widerspen-
stigen Italiener bei der neuen Regisrungsveränderung
nicht ruhig blieben. Wirklich fielen wieder solche Un-
ordnungen vor, daß Heinrich sich gezwungen sah, M
Person zu kommen und Frieden zu stiften (1046). Nicht
weniger als drei Päbste stritten sich um den päbftlichen
Thron, und einer hatte ihn von dem andern käuflich
übernommen. Wer sich eines solchen Handels mit geist-
lichen Würden schuldig macht, der begeht das Verbre-
chen der Simonie, das nach den Kirchengesetzen streng
bestraft wird. Heinrich ließ zwei von den drei Plb-
ften absetzen, und der dritte mußte selbst abdanken.
Hierauf wurde auf seine Veranlassung ein sächsischer Bi-
schoss, unter dem Namen Clemens ll, zur päbftlichen
Würde erhoben, und dieser hatte die Ehre, ihm und
seiner Gemahlin die römische Kaiserkrone aufzusetzen.
Das Gesetz Otto's, des Großen, nach welchem kein
Pabst ohne Bewilligung des Kaisers gültig sollt? gewählt
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Extrahierte Personennamen: Robert Robert Andreas Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_ließ Heinrich Clemens_ll
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
»77 -s**
versetzen, oder ihm seine Stelle ganz nehmen kann.
Icach uno nach ging cs aber mit den altteutschcn Her-
zogen ganz anders, denn sie henützlen ihre Macht und
die innern Unruhen, i- Herzogtümer nach und nach
erblich zu machen, und so wurden sie am Ende wahre
Landesherren, Hie von dem König nur noch durch den
Lehensverband abhängig waren. Ihre Lande konnten
ihnen und ihren Söhnen nicht wieder genommen wer-
den, außer wenn sie sich gegen ibren Oberherrn empör-
ten , oder einen andern wichtigen Leyenfehlcr begingen,
Und selbst in diesem Falle durfte sie der König nicht
eigenmächtig absetzen, sondern mußte sie erst ans einem
Reichstage vernrtheilen lassen.
Bald fanden die Herzoge bei der allgemeinen Ver-
wirrung, besonders unter Heinrich Iv., an den Gra-
fen Nachahmer. Meistens besaßen sie schon ansehnliche
eigene Güter in ihren Gauen; zu diesen zogen sie all-
mählich noch mehr königliche, sie verkauften, verschenkten,
verlehnten Dorfschafrcn, und brachten dafür andere an
sich, so daß man am Ende nicht mehr genau wußte, «as
dem Regenten oder ihnen gehörte, Nach ihrem Tod
ging der Besitz der eigenen Ländereien, und mit demsel-
den zugleich die Verwaltung der königlichen auf ihre
Söhne über, und zuletzt eigneten sich diese das Ganze zu,
führten den Namen ihrer Schlößer, und verwandelten
den ganzen Gau in eine Grafschaft, die den Namey
ihrer Burg führte.
In den Gauen waren aber auch viele freie Gutsbe-
sitzer angesessen, die sich den Grafen nicht unterwerfen
wollten, sondern ihre Unabhängigkeit tapfer behaupteten.
Aus diesen freien Männern sind unsere Freiherren ent-
standen, die keinen andern Oberherrn als dm Kaiser
anerkannten. —
Eben so pie mit dm Herzogtümern und Graf-
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
— 2chz
in der Güte zugestehen wollte. Allein es ging ganz an*
ders, als er gehofft hatte. Kaiser Konrad ließ ihn ge-
fangen nehmen und ans die Feste Giebichenftein setzen.
Ernsts Leute hatten nicht Muth, sich seiner gegen ihren
Oberlehenherrn anzunehmen, und so gmg für den Un-
glücklichen, statt des Königreichs, das er zu erringen
hoffte, sein Herzogthum und seine Freiheit verloren. .
Drei Jahre mußte er in der Gefangenschaft zu-
bringen. Endlich gab ihn Konrad los, und war ge-
neigt, ihm das Herzogthum Schwaben wieder einzuräu-
men, aber nur unter der Bedingung, daß er sich von
aller Gemeinschaft mit dem Grafen Werner von Ky-
burg, seinem Bundesgenossen, lossagen sollte, der noch
immer in seiner Empörung beharrte. Dessen weigerte
sich aber Ernst auf das hartnäckigste, und nun wurde
er als ein Reichsfeind in die Acht erklärt; es wurde
ihm sein Land und die herzogliche Würde genommen/
und von den Bischöffen der Bannfluch über ihn ausge-
sprochen. — Unflat und flüchtig irrte nun der Unglück-
liche umher und wurde der Anführer einer Räuberbande^
Ich weiß nicht/ ob Konrad, der ihn durch Un-
gerechtigkeit und Härte so weit gebracht hatte, sich nicht
geheime Vorwürfe darüber machte. Ich wenigstens,
hätte nicht mehr ruhig schlafen können und gewiß auch ihr
nicht. — Im Jahr 1053 starb endlich Rudolph Iii. von
Burgund, und nun nahm Konrad Besitz von diesem
schönen und großen Lande, das aus der heutigen Pro-
vence, Dauphine, Franchecomte, Lyon, Savoyen und
einem großen Theil der Schweiz bestand. Die Graf-
schaft Burgund und das Elsaß gehörten nicht dazu.
Noch einen zweiten Zug machte Konrad nach Ita-
lien, wo neue Unruhen ausgebrochen waren, und be-
hauptete dort das königliche Ansehen. In Deutschland
Hat er den Fehden Einhalt, und suchte Ruhe und Orv-
D z
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
330
stantia, der Muhme und nächsten Erbin des damaligen
Königs Wilhelm, der keine Kinder hatte. Die Braut
war freilich um zehen Jahre alter als der Bräutigam,
aber so ehelustig als er; und was ihr an Jugend und
jugendlichen Rcitzen abging, das ersetzten die Ansprüche
auf das herrliche Königreich Sicilien, auf Apulien und
Capua, die sie ihm zubrachte. Die Vermahlung erfolgte
im Jahr uso. Schon vorher hatte Friedrich einen
festen Frieden mit den Mailändern und den andern ita-
lienischen Städten geschlossen. Zum Beweis, daß alles
Vergangene vergeben und vergessen sei, ließ er das
Hochzeitsest auf das Glänzendste in der Stadt Mailand
feiern, und alle teutschen und italienischen Großen dazu
einladen.
Zwei Jahre darauf unternahm Kaiser Friedrich
cincn Kreuzzng nach dem heiligen Lande. Die Stadt
Jerusalem war durch den ägyptischen Sultan Sala din
den Händen der Christen wieder entrissen worden (H8i).
Sie aufs neue zu erobern und die Ungläubigen ñus Pa-
lästina zu vertreiben, war nun sein Ruhm und sein Be-
streben. Im Jahr 1189 brach er mit einem ansehnlichen
Heer aus Deutschland auf, überwinterte mit demselben
in Griechenland, schiffte daun über das Meer, schlug die
Türken und kam glücklich bis in die bcutige Landschaft
Caramanien. Hier geriet!) er auf den leidigen Ge-
danken, sich bei der damaligen großen Hitze in dem eis-
kalten Flusse Calycadnus oder Cydnus zu baden,
und fand da seinen Tod durch einen Nervcnschlag, von
dem er getroffen wurde, in einem Alter von siebenzig
Jahren (1190). Leider hatte er in seinem langen Leben
mehr für seine Größe als für das Wohl seiner Nation
gearbeitet.
________________
L'
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Bauernstand geblieben. Die damaligen Ackerleute stan-
den ungefähr auf eben derselben Stufe wie die ärmsten
unter unsern heutigen Landleuten, ja noch tiefer, in so
ferne sie leibeigen waren. Sie lebten, kleideten und
vergnügten sich noch eben so wie unter Otto, dem
Großen. Desto auffallender war der Unterschied unter
den teutschen Edelleuten vor den Kreuzzügen und nach
denselben, oder vielmehr unter denen, welche diese Züge
mitgemacht hatten, und den andern, die zu Hause ge-
blieben waren. Die ersteren machte ihr Aufenthalt in
Griechenland und Klein-Asien, ihr Umgang mit den
Franzosen, und alles, was sie sahen, hörten und erfuh-
ren, viel gesitteter als die andern, die indessen in ihren
Wäldern herum zogen und von ihren Burgen aus die
Reisenden plünderten. Scho« vor den Kreuzzügen war
aber auch bei diesen der Lurus ganz ausserordentlich hoch
gestiegen. Anstatt der rohe» Bärenhäute, die sie einst
umwarfen, hatten sie jetzt bereits Pelze von Zohel, Her-
melin, schwarzem Fuchs, Gramverk; auch Kleider von
Sammet, Atlas, goldgestickten Lasset. Nach einem schö-
nen Marderpelz waren sie, nach dem naiven Ausdruck
eines Schriftstellers jener Zeit, so begierig als nach dem
ewigen Leben. Die Pracht, mit welcher Gottfried
von Bouillon an dem Hof zu Constantinopel erschien,
setzte selbst den Kaiser Alerius in Erstaunen. Hein>
rich Iv. erbeutete im Lager der geschlagenen Sachsen
so viel Kostbarkeiten, besonders prächtiges Tafelgeschirr,
daß man hatte glauben sollen, sie seyen nicht zu einem
Treffen, sondern zu einem Schmause gekommen. — Die
teutschen Edelleute fingen auch schon an, die französische«
Moden, oder wie ein frommer Abt aus dem eilftcn
Jahrhundert klagte, die französischen Narrheiten nachzu-
äffen, kurze Kleider zu tragen, und sich barbieren zu
lassen. So hoch aber auch schon der Lurus gestiegen
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Extrahierte Personennamen: Otto Gottfried
von_Bouillon Alerius
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
354
glück brachte über diese Fürstenfamilie die Erwerbung
des Königreichs Sicilien, von der man sich so große»
Zuwachs an Macht und Glanz versprach! Es war nun
wieder verloren, und zugleich das schöne Herzogthum
Schwaben und das Leben des jungen hoffnungsvollen
Herzogs, auf dem allein noch die Erhaltung seines Ge-
schlechtes beruhete.
Nach Konradins Tod erhielt Schwaben keinen
Herzog mehr. Der größte Theil seiner Lande fiel an
Baiern; das übrige kam in die Hände des Markgrafen
von Baden, des Grafen von Wirtemberg und anderer
schwäbischen Großen.
s5.
Staatsmerkwürdtgkeiten unter den schwäbi-
schen Kaisern und in dem großen Zwischen-
reich. Wahl der teutschenkönige. Entstehung
der sieben Kurfürsten und ihrer und anderer
Fürsten Landeshoheit. Verhältnisse der
Herzoge zum König.
(2- Mz8 — 1272.)
Das teutsche Reich war ursprünglich ein Wahlreich;
die teutsche Nation wählte sich ein Oberhaupt nach ihren
Gefallen; gemeiniglich aber wurde die Krone dem älte-
sten Sohn des regierenden Königs aufgesetzt, und zwar
schon zu Lebzeiten des Vaters. War aber eine Regen-
tenfamilie auögestorben, dann versammelte sich die ganze
Nation, vorgestellt durch ihre Herzoge, Fürsten und Erz-
bischöffe, an einem bestimmten Orte zu einer neuen Wahl.
Die vier Hauptvölker, die Franken, Sachsen, Baiern und
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