Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Katholische Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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stellte, um den jungen König m seine Hände zu bekom-
men, auf Ostern 1062 ein großes Gastmahl zu Kaisers-
werth am Rheine an, wozu er auch die Kaiserinn und
den Sohn einlud; und nach dem Essen beredete er den
Knaben, ein eben erbautes, besonders schönes und merk-
würdiges Schiff zu besehen. Kaum aber war er hinein-
gestiegen, alö die Schiffleute, auf den Wink des Erzbi-
schofs, vom Lande stießen und mitten in den Rhein ru-
derten. Darüber erschrak der Knabe unmäßig und sprang
unversehens in den Rhein, und wäre sicherlich ertrunken,
wenn nicht der Graf Ekbert von Braunschweig rasch nach-
gesprungen wäre und ihn mit eigener Lebensgefahr geret-
tet hatte. Unter Besänftigung und Tröstung brachte
man ihn nach Cöln. An dem Leben der Mutter nagte
von nun an schwerer Kummer; und als sie sehen mußte,
daß die Deutschen Fürsten kein Vertrauen mehr zu ihr
hatten, begab sie sich am Ende des Jahres 106z nach
Italien, um das Unglück ihres Hauses zu vergessen in
der Sorge für ihre Seele. In solchen Gedanken kam
sie nach Rom, bekannte an den Schwellen der Apostel ihre
Sünden, nahm den Schleyer, und starb nach 14 Jahren,
den 14. December 1077.
Der Erzbischof Hanno, damit es nicht das Ansehen
hätte, als wollte er allein die höchste Gewalt in Händen
haben, machte' eine Verordnung, daß der junge König
sich abwechselnd in verschiedenen Hauptstädten von Deutsch-
land aufhalten, und daß immer jener Bischof, in dessen
Sprengel er wohnte, die Vormundschaft und Reichsver-
waltung haben sollte. Im Grunde jedoch dachte er, den
Prinzen allein zu lenken. Aber er war nicht fähig, das
Herz des Knaben zu gewinnen; denn er war streng und
gebietherifch, und mochte ihn oft hart behandeln. Da-
gegen befand sich unter den übrigen Bischöfen ein ganz
anderer Mann, eben so ergeizig als Hanno, aber fein
und einschmeichelnd, und der den Knaben dadurch zu ge-
winnen wußte, daß er ihm in allem den Willen ließ;
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Extrahierte Personennamen: Apostel Schleyer Hanno Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Rhein Rhein Italien Rom
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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über die Alpen, umging die Vergpässe, Clausen genannt,
welche die 'Langobarden besetzt hatten, und lagerten sich
vor Pavia, im I. 774- Desiderius gedachte seine Haupt-
stadt so lange zu vertheidigen, bis Krankheiten und Man-
gel die Franken zum Rückzüge nöthigen würden. Allein
Carl war nicht der Art, sich leicht ermüden zu lasten:
sechs Monathe lag er vor Pavia, nahm sie ein, erhielt
den Desiderius gefangen, und schickte ihn in das Kloster
zu Corbey, wo er nach einiger Zeit starb. Carl nannte
sich nun König der Franken und Lombarden, und ließ
sich zu Mailand die eiserne Krone auf sein Haupt setzen.
Aber ehe er noch alles in Italien in Ordnung bringen
konnte, kam schon Bothschaft aus Deutschland, -)aß die
Sachsen von neuem den Krieg angefangen hatten. Er
eilte in ungltuckckicher Geschwindigkeit zurück (775), stellte
die Ruhe her, und da unterdeß ein Longobardischer Her-
zog den Augenblick zu benützen trachtete und sich empörte,
war Carl schon wieder in Italien (776) und strafte
die Abgefallenen, ehe ste ihn auch nur benachrichtigt
glaubten.
Diesesmahl wollte er auch nach Rom ziehen; da
kömmt der Bothe, die Sachsen seycn wiederholt in Auf-
ruhr, hatten die Ehresburg wieder genommen, und bela-
gerten Sigburg. Er, schnell zurück, dringt durch alle
ihre Verhaue, bis nach Lippspring; und hier ergeben sich
die Sachsen wiederum, und viele geloben sogar Christen
zu werden, und lassen sich taufen.
Im folgenden Jahre (777) konnte Carl schon einen
Reichstag im Sächsischen Lande, zu Paderborn, halten,
wo das Volk, zum großen Theile, feyerlich Treue schwur.
Ihr kühnster Anführer aber, Wettekiud oder Wede-
kind genannt, hatte sich zu dem Normannischen Könige
Siegfried geflüchtet. Auf diesem Landtage war es, als
vor Carln die Gesandten der Arabischen Statthalter von
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te vom Lande geschwind mit ihren besten Sachen in die
Städte flüchten konnten. Dann verordnete er auch, daß
von den kriegöpflichtigen Landleuten immer der neunte
Mann in die Stadt ziehen und dieselbe vertheidigen soll-
te; die acht übrigen mußten für ihn das Feld mitbauen
und Borrath in die Stadt liefern, damit sie selbst iin
Augenblicke der Gefahr einige Zeit darin leben könnten.
Und um den Einwohnern das Stadtleben auch angenehm
zu machen, verlegte er Jahrmärkte und die damit
verbundenen Lustbarkeiten in die Städte, veranstaltete
Waffenübungen für die Bürger, wie er andere für
den Adel fliugerichtet hatte, und schuf so den An-
fang eines Deutschen Bürgerstandes, welcher für
die nachherige Geschichte so wichtig geworden ist. Aus
kleinem Anfänge blüheten die Städte langsam, aber desto
sicherer empor, zogen Gewerbe, Verkehr und Handel an
sich, wurden reich an Gütern und Menschen, und bilde-
ten kleine Staaten für sich, in welchen der gemeine frepe
Mann durch Fleiß und Verstand sein Bestehen finden, ja
sich vielleicht zum reichen und angesehenen Manne empor-
schwingen konnte. Das regte die Kräfte auf, und weck-
te den Geist, daß nicht die Geburt über das Glück
des Lebens entschied, sondern die eigene Thatigkeit. Die
Bürger einer Stadt fühlten sich durch Vereinigung stark,
wagten es bald, sich den Anmaflungen des Adels mit
den Waffen zu widersetzen, bothen den Verfolgten und
Hülfsbedürftigen eine Zuflucht dar, und die meisten ka-
men endlich dahin, daß sie keinen Herrn mehr über sich
erkannten, als den Kaiser allein, und also freye Städ-
te des Reichs wurden.
Als Heinrich eben mit seinen Vorbereitungen gegen die Un-
garn fertig war, war auch der neunjährige Waffenstillstand
abgelaufen. Die Ungarn schickten von neuem Gesandte, uin
den Tribut einzufordern; aber Heinrich ließ ihnen, statt des
Tributes, einen verstümmelten, räudigen Hund überreichen,
was nach altem Herkommen ein Zeichen des äußersten Schim-
Wiedemann mittl. Geschichte Hl. D
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sicht noch Einheit des Willens leitete, so ward er ohne
erheblichen Schaden der Verfolgten, und ohne große
Anstrengung des Herzogs schnell wieder gedampft. Auch
hatte Stephan von den benachbarten Völkerschaften keine
feindlichen Angriffe zu befürchten. Kaiser Otto Ii. um
Ein Fahr jünger als Stephan, ihm gleich an Gottselig-
keit, nur an gelehrter Bildung ihn übertreffend, war ihm
Freund im edlern Sinne des Wortes. Für Heinrichs,
des Bayern Herzogs, treuen Beystand mit Rath und
That, hatte er an dessen edlen Schwester Gisela, seiner
Gemahlinn, ein liebliches und sicheres Unterpfand; auch
war Heinrich selbst fromm und voll alten, Deutschen Gei-
stes. Der Markgraf von Oesterreich, Heinrich, Leo-
polds Sohn, sorgte für den Wohlstand des ihm anver-
trauten Landes, und bewarb sich um den Ruhm des
Tapfern nur dann, wenn ihn Pflicht gegen Kaiser und
Reich zum Heerbann rief. Byzantiner und Bulgaren
waren jetzt nicht im Stande, an den Angelegenheiten der
Ungern Theil zu nehmen; und das wilde Volk der Pet-
scheneger fand auf Rusischem und Byzantinischem Gebiethe
weit bessern Raub, als ihm auf Ungrischem gebothen
werden konnte. So war also von Aussen für den Her-
zog der Ungern nirgends Gefahr, für Aufrührer im Lande
überall keine Aussicht auf Beystand. Dennoch wurde
Stephan bald genöthigt, das Schwert zu ziehen, und
seinem Volke sich als Herrscher furchtbar und verderbend
anzukündigen. Kuppa, Arpadö Enkel, Graf deö Sü-
megher Landes, steckte, beleidigt, daß Geisa's junge Wit-
we, Adelheit, seine Hand ausschlug, die Fahne der Em-
pörung auf mit der Aufforderung zum Kampfe für Frey-
heit und Heidenthum (yy8). Schnett vermehrten sich
seine Rotten; aber eben so schnell eilten die treuen Ver-
ehrer des Rechts und des Eides ihrer Väter, sich unter
Stephans Heerbann zu versammeln, um ihres Fürsten
gerechte Sache auch gegen die überlegene Heerkraft Kup-
pa ö zu vertheidigen. Vergeblich sandte der Herzog Frie-
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Extrahierte Personennamen: Stephan Otto Stephan Heinrichs Heinrichs Gisela Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Stephan Kuppa
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lnng der Stand, (1016) als bleibend, Gesetze vev-
kündigen.
Dreymahl noch mußte Stephan sich zum Kriege
rüsten: das erstemahl gegen einen seiner Verwandten,
Nahmens Gyula, der des Königs freundlichen Auffor-
derungen zur Annahme des Christenthums anfänglich
mit Trotz und Lästerungen, endlich mit kühnen Verheerungen
des Ungrischen Gebiethes begegnete (1002); das zweyte-
mahl gegen den lehenspflichtigen Markgrafen Achtum,
welcher, der schlaffen Oberhcrrlichkeit der Byzantinischen
Kaiser mehr, als Stephans strenger Negierung geneigt,
nach Unabhängigkeit strebte (1016); endlich, nach dem
Tode des heiligen Kaisers Heinrich, mit Conrad dem
Salier, der eine abgedrungene Selbstvertheidigung Ste-
phans für einen Angriff auf das Deutsche Reich erklärte
und zur Rache den kaiserlichen Heerbann in Ungarn
einbrechen ließ (10z0). Nachdem sich Stephan, vor-
nehmlich durch die Vermittelung Herzog Heinrichs, des
Sohns Conrads, von dem letzter» Kriege befreyt sah,
und auch in dem ganzen Reiche Wohlstand, Ruhe und
Ordnung herrschte: beschloß er bey sich, die Negierung
seinem Sohne, dem einzigen, der ihm von mehrern übrig
geblieben war, zu übertragen. Emerich war, jetzt in
seinem vier und zwanzigsten Jahre, des Vaters Trost,
des Volkes Liebling, des Vaterlands Hoffnung, seit fünf
Jahren mit der Tochter eines Königs der Croaten in
jungfräulicher Ehe vermählt. Am Festtage der Geburt
Mariä wollte Stephan sich der Bürde aller irdischen Ho-
heit entledigen; da sollten sämmtliche Bischöfe, Prä-
laten und Magnaten des Reichs zu Stuhlweissenburg
dem Erben seiner Gottseligkeit, Weisheit und Gerechtig-
keit als ihrem Könige huldigen. Allein im Rathe des
Ewigen war es anders beschloßen: „sechs Tage vorher"
(2. Sep. 10z1 ) — so wurde den versammelten Ständen
verkündiget — „ward Emerich weggenommen aus dem
Leben unter den Sündern. Er war bald vollkommen
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Extrahierte Personennamen: Stephan Gyula Heinrich Heinrich Conrad_dem
Salier Stephan Heinrichs Heinrichs Conrads Emerich Stephan
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Ig
dem Geschlechte nach der erste unter den Pilgern, und auch
an Rechtlichkeit und Sitte hinter keinem zurück. 4) Der
Graf Stephan von Blois und Chartres, tzder
so viele Burgen zahlte, als Tage im Jahre sind. 5) Graf
Raimund von Toulouse, der mächtigste und reichste
Fürst Frankreichs, der seine meisten Besitzungen veraus-
serte, um die große Unternehmung desto nachdrücklicher be-
fördern zu können. 6) Der Normann Boe mund, Fürst
von Tarent, seinem Vater Robert Guiscard in Allem ähn-
lich, großen Muth und Kriegsgeschick mit noch größerer
Gewandtheit und Verschlagenheit verbindend; und endlich
7) sein Neffe Taue red, der die jüngern Genoffen an
Kühnheit der Waffenführung, die ältern Männer an beson-
nenem Ernste übertraf, ein fleißiger Hörer des göttlichen
Wortes, nicht Böses mit Bösem vergeltend, mehr be-
müht, den Feind in offener Fehde, als durch listige Rath-
schläge zu besiegen, niemals seine eigenen Verdienste rüh-
mend, qber, indem er Wachen dem Schlafe, Arbeit der
Muße, Anstrengung der Erhohlung vorzog, aufdem Wege
zum rechten Ruhme, den er bei der Mit - und Nachwelt
zu erlangen wünschte. Er hatte gezweifelt, ob der geist-
liche oder der weltliche Stand sein eigenster Beruf sey, ob
er in dem einen oder dem andern die höchste Entwicklung
seiner Natur erwarten dürfe: da forderten die Kreuzzüge
Nittertugenden zu geistlichen Zwecken, und vereint hatte er
jetzt gefunden, was ihm früher auf immer getrennt zu seyn
schien. — Dieß waren die Häupter der Kreuzfahrer; und
an sie schloffen sich nun unzählige Ritter und Edle an,
so wie das Vaterland und äußere Verbindung es mit sich
brachte, oder wie innere Uebereinstimmung der Gemüther
es verlangte.
Der Winter des Zahres 1095, und selbst der Früh-
ling und Sommer des nächstfolgenden verstoßen unter
den Vorbereitungen zu dem großen Zuge. Dieses Ver-
fahren der Fürsten erschien aber vielen Pilgern als ta-
delnswerthe Zögerung; sie verbanden sich daher mit an-
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— 22
schon hinweggegangen, und die Arbeiter erschöpft; da
sprang Petrus ohne Schuhe und im bloßen Hemde in die
Grube, flehte um höheren Beystand, und zog bald nach-
her die Lanze aus der Erde hervor. Sie wurde feyerlichst
den versammelten Pilgern gezeigt, und Graf Naimund
seiner Frömmigkeit halber zum Träger derselben ernannt.
Dem Volke entstand durch dieses Wunder neuer Muth
und neues Vertrauen, und die Fürsten beschlossen diese
feurige Stimmung der Menge schnell zu benützen. Sie
sandten Abgeordnete an Korboga, um ihn durch Unter-
handlungen zu billigen Bedingungen zu bewegen, und als
er nun unter der Bedingung, wenn sie Muhammeds Lehre
annahmen, ihnen nicht bloß Schonung, sondern Land und
Gut in Fülle verhieße: so bereitete sich alle^ aufs eifrigste
zur Schlacht. Am 26. Iuny aber, nachdem alle ihre
Sünden gebeichtet, und das heil. Sacrament empfangen
hatten, zogen die Fürsten mit halb nackten und vor Hun-
ger ermatteten Fußgängern und nur 300 tauglich ge-
rüsteten Reitern aus der Stadt, um das zahlreiche, im
Ueberfluße genährte Türkische Heer zu besiegen. Und es
ward besiegt. Das ganze Türkische Lager, mit Pferden,
Heerden, Lebensmitteln und Kostbarkeiten aller Art, siel
in die Hände der Christen, so daß sich die frühere Ar-
muth in Reichthum verwandelte. In Antiochien feyerte
man große Dankfeste, und der päpstliche Legat warnte
vor Frevel und Uebermuth: denn nicht durch eigene Kraft,
sondern nur durch den himmlischen Beystand sey der Sieg
über die ungleich größere Macht der Feinde errungen wor-
den. Die Stadt selbst erhielt Boemund; er bildete dar-
aus ein selbstständiges Fürstenthum, und blieb in dem-
selben, während sein Neffe Tancred sich Gottfrieds Dienste
ausschließlich widmete.
Mit der Besitznahme von Edessa und Antiochien
entwickelten sich unter den Führern ganz natürlich neue,
jedem eigenthümliche Zwecke. Jerusalems Befreyung blieb
nicht mehr die einzige Hoffnung und das letzte Ziel, son-
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25
Christen in Bethlehem ein, und bathen, ihnen schleunige
Hülfe zu senden, damit nach Jerusalem ziehende Türken
nicht ihre neu erbaute, sehr schöne Kirche zerstören möch-
ten. Von hundert auserwählten Rittern begleitet, er-
reichte Tancred mit der Morgenröthe den Geburtsort des
Heilandes; und freudig kamen ihnen die Bewohner ent-
gegen, sangen Hymnen und Psalmen, führten alle zu
Maria's Wohnung und zeigten die Krippe, in welcher
das Kind lag, das die Welt erlöset hat. Andächtig knie-
ten die Ritter und betheten; dann eilten sie nach Jeru-
salem. Weit allen übrigen voraus aber war Tancred, und
wagte sich bis zu den Mauern, ja bis jenseits des Tha-
les Josaphat zum Oelberge. Erst als mehrere Saracenen
den Ritter erblicket hatten, und ihm nachsetzten, begab er
sich zu seinen Begleitern zurück. — Auch in dem großen
Heere war man simgeduldig über jeden Augenblick län-
gerer Zögerung, und schon in der Nacht vom fünften auf
den sechsten Zunius brach ein Ritter mit dreyßig Beglei-
tern gegen die Stadt auf; er erbeutete eine Heerde, war
aber bereits von Saracenen, welche aus Jerusalem herzu-
eilten, auf einem Hügel eingeschlossen, als unerwartet
Tancred mit den Seinen erschien, und die Feinde verjagte.
Sobald die Ritter zum großen Heere zurückkamen und
verkündeten, daß sie Bethlehem gesehen und Jerusalem,
ergriff alle Pilger ein unbeschreiblicher Eifer. Rastlos
eilten sie vorwärts, jeder wollte die vorliegende Höhe zu-
erst ersteigen, jeder zuerst die heiligen Orte erblicken.
Endlich erreichte man den Gipfel des Berges und erkannte
in der Ferne Jerusalem. Da fielen alle auf die Knie, küß-
ten den Boden, erhuben Lobgesänge, und weinten Thränen
der Freude und Wehmuth. Sie vergaßen aller Leiden um
solches Lohnes willen; sie vergaßen, daß unzählige Feinde
den Einzug in die heilige Stadt verhinderten!
Seit der Niederlage Korboga'ö vor Antiochien war
bereits ein volles Jahr verflossen, ohne daß dieseldschu-
kischen Türken irgend etwas Erhebliches gegen die Chri-
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35
Anstoß gegeben hatte, sogleich hervortraten und sich die
Hände reichten. Diesem Beyspiele folgten die geringeren,
und unter Freudenthränen und Umarmungen verbreitete
sich im ganzen Heere ein hoher Wille, entweder zu sie-
gen, oder zu sterben.
Sogleich nach der Rückkunft von der heiligen Wan-
derung begannen die Christen nähere Vorbereitungen'zum
Angriffe. Der Herzog von Lothringen, Robert von Flan-
dern, und.robert von der Normandie bemerkten hiebey,
daß die Stadt ihrem Lager gegenüber nicht allein durch
die Mauern, sondern auch durch die stärkste Besatzung
Und das tüchtigste Kriegszeug besser als au allen andern
Seiten gedeckt sey; deßhalb veränderten sie klüglich ihre
Stellung in der Nacht vor dem beschlossenen Sturme,
legten mit großer Mühe die Belagerungöwerkzeuge aus-
einander, trugen sie morgenwärtö, wo die Mauer niedri-
ger und der Boden ebener war, und setzten dann alles
mit großer Anstrengung wiederum zusammen. Ein vier-
eckiger, ans Thal Zosaphat stoßender Stadtthurm befand
sich jetzt zu ihrer Linken, das Stephansthor zu ihrer rech-
ten Hand. Erstaunt sahen die Muhammedaner beym An-
bruche des Tages, daß des Herzogs Lager verschwunden
war, und wähnten, er sey davongezogen; bald nachher
entdeckten sie ihn aber mit dem Velagerungswerkzeuge an
der gefährlicheren Stelle. Gleichzeitig hatte dergrafvon
Toulouse mit großem Kostenaufwande eine Vertiefung aus-
füllen lassen, welche sich zwischen den Mauern und den
von ihm errichteten Thurme hinzog, so daß diesernunmehr
ohne Mühe der Stadt genähert werden konnte. Es wa-
ren aber die Thürme des Herzogs von Lothringen und des
Grafen Raimund von gleicher Bauart, hoch, vierseitig,
und vorn mit einer doppelten Bedeckung von starken Bret-
tern versehen: die äußern konnte man obenwärts ablösen,
und einer Fallbrücke gleich auf die Mauern niederlassen;
die innern mit Häuten überzogenen schützten dann nock-
hinlänglich gegen Wurfgeschosse und Feuer.
C *
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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49
Sünde einen Kreuzzug. Daher als Bernhard auf einer
ungemein zahlreichen Versammlung zu Vezelay in Bur-
gund (Ostern 1146) alle Gegenwärtige so begeisterte und
fortriß, daß die von ihm schon mitgebrachten und in Masse
ausgestreuten Kreuze nicht hinreichten, und er selbst sein
Kleid zerschneiden mußte, um den Andrang zu befriedi-
gen, nahm auch der König, und mit ihm seine Gemah-
linn, sein Bruder, viele Grafen, Bischöfe und Edle das
Kreuz.
Langsamer ging es bey Kaiser Konrad Iii. Einge-
denk der Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens und
der in Deutschland ihm obliegenden Pflichten und Lasten,
hatte er keine Neigung, einen Kreuzzug anzutreten, und
erwiederte in Frankfurt auf die ersten Antrage Bernhards:
er wolle sich vorher mit den Fürsten darüber berathen.
Hiedurch keineswegs abgeschreckt, sprach Bernhard aufdem
Reichstage in Speyer nur desto eifriger zu den in der
Kirche versammelten Fürsten und Prälaten, und stellte
insbesondere dem Könige mit höchstem Nachdrucke vor:
„er werde nicht im Stande seyn, am jüngsten Tage nach-
zuweisen, daß er seine Pflicht gethan habe;" woraufkon-
rad, tief erschüttert, die begeisterte Rede des heiligen
Mannes unterbrach und laut ausrief: „Ich erkenne den
Willen und die Gnade Gottes, er soll mich nicht undank-
bar finden." Mit ihm nahmen das Kreuz Friedrich sein
Neffe, der nachmahlige Kaiser, die Herzoge von Baiern,
Lothringen, Oesterreich und Böhmen, die Markgrafen von
Steyermark und Karnthen, die Bischöfe von Bremen, Re-
gensburg, Freysingen, Passau, Zeiz, so wie unzählige
andere Geistliche und Edle.
Nachdem Konrad noch die Haltung des Landfriedens
vorgeschrieben und die Wahl seines Sohnes Heinrich zum
Könige durchgesetzt hatte, sammelte sich das Heer mit dem
Frühlinge des Jahres 1147 im südlichen Deutschlands,
und eilte die Donau abwärts nach Ungarn. Denn un-
W, mittlere Geschichte, Iv. Heft. Z)
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Konrad_Iii Konrad Bernhard Friedrich Friedrich Konrad Konrad Heinrich Heinrich