Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
110
So gründeten die Franken eine feste Herrschaft über die gesamten
deutschen Stämme, mit Ausnahme der Sachsen und Friesen.
An die Stelle der römischen Macht trat die germanische.
§ 30. Lehenswesen. In dem Frankenreiche verschwand
der letzte Rest altgermanischer Gemeinfreiheit, und durch Er-
oberungen k. bildete sich die Lehensverfassung, die nun dem
deutschen Leben ein ganz anderes Gepräge gab. Die Könige be-
schenkten ihre Dienstmannen mit erobertem Lande für die ge-
leisteten Kriegsdienste (Eigentum, Allöd). Von dem, was der
König für sich behielt, gingen manche Stücke wieder auf die
Dienstleute als Lehen über. Dieses Verhältnis dehnte sich schon
früh auch auf Ämter aus; aber erst nach und nach wurde die
Erblichkeit festgestellt. Die Vasallen waren dem Lehensherrn in
allen Dingen zu Dienst und Treue verpflichtet. Da die Lehens-
mannen von ihrem Lehen wieder kleine Stücke an andere als
Lehen abgaben, so wurden sie dadurch wieder zu Lehensherren,
und es entstand eine vielfach verzweigte Gliederung. Das ärmere
Landvolk geriet in Leibeigenschaft. Mancher Freie trat auch sein
Alläd ab, um es als Lehen gegen Schutz rc. wieder zu empfangen.
Am fränkischen Hofe waren Hofbeamten: Kämmerer (der
den Schatz bewahrte), Marschall (der die Pferde unter Aufsicht
hatte), Truchseß (der die Tafel besorgte), Schenk (der den Wein
herbeischaffte und darreichte), ma^or äomn8 (der die Ritter und
Lehen beaufsichtigte). März- und Maifelder waren große Ver-
sammlungen der Lehensleute, bald auch der Freien. Die Fürsten
wanderten, um Gericht zu halten rc. (Vgl. § 57). Es entstanden
geschriebene Gesetze, teilweise in lateinischer Sprache und vom
römischen Rechte beeinflußt, doch nach Stämmen verschieden. Die
Pfalzen waren königliche Krongüter mit Burgen oder Wohnungen
der Fürsten, die Aufseher und Richter in den Pfalzen hießen
Pfalzgrafen.
§ 31. Religion. a) Christentum. Bereits im An-
fange des 4. Jahrhunderts hatten die Westgoten das Christentum
angenommen; ihr Bischof Ulfilas übersetzte die Bibel in ihre
Sprache. Während der Völkerwanderung wurden noch viele
andere deutsche Stämme Christen, aber ebenfalls Arianer. 496
ließ sich der Frankenkönig Chlodwig taufen, die Franken wurden
Christen (katholisch), was großen Einfluß auf die anderen
Stämme hatte. Das eigentliche innere Deutschland wurde durch
irische und angelsächsische Mission bekehrt vom sechsten Jahr-
hundert an. So entstanden Kirchen, Bischofssitze, Klöster. Letztere
hatten anfangs segensreichen Einfluß, denn von ihnen aus ver-
breitete sich die Kultur des Bodens weit umher, sie waren Stützen
der Armut, die gastlichen Herbergen für Pilger und Wanderer,
Asyle für Verfolgte, vor allem aber durch Abschreiben und Ver-
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Extrahierte Personennamen: Schenk Chlodwig
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Christentum Deutschland
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Ili
vielfälügung der Bücher und durch ihre Schulen Pflegestätten
der Bildung. Am nachhaltigsten hat W i n f r i e d oder B o n i f a c i u s
gewirkt: 1. als Missionar in Mitteldeutschland (wo er die
Eiche des Donnergottes bei Fritzlar fällte) und bei den Friesen
(zu denen er zweimal ging und wo er auch 755 den Märtyrer-
tod fand). — 2. Als Ordner der deutschen Kirche, die er in feste
Verbindung mit dem römischen Stuhl setzte. Als Erzbischof von
Mainz sorgte er für kirchliche Ordnung (Bischöfe, Geistliche), kirch-
liche Zucht (damals gab es viele Unwürdige), hielt Synoden ab
und stellte die deutsche Kirche unter den Papst. So brachte er
in die vielfach verworrenen Zustände Zusammenhang und Ordnung.
b) Mohammed wurde 571 zu Mekka in Arabien geboren. Anfangs
war er Kaufmann, später trat er als Prophet auf, mußte aber 622 von
Mekka nach Medina fliehen, breitete nun seine Lehre mit dem Schwerte
aus und starb 632. Seine Lehre ist ein Gemisch aus christlichen, jüdischen
und heidnischen Elementen. Die Hauptlehre Mohammeds ist: „Es giebt
nur einen Gott, und Mohammed ist sein Prophet." Moses und Christus
sind weniger als jener. Mohammed lehrte ein unvermeidliches Schicksal
und ein sinnliches Leben nach dem Tode. Er verlangte von seinen An-
hängern, Moslemin genannt, Beten, Fasten, Almosengeben und Ausbreitung
seiner Lehre durchs Schwert. Das heilige Buch der Araber ist der Koran,
ihre Bethäuser heißen Moscheen, ihr Feiertag ist der Freitag. Seine Nach-
folger, die Kalifen, stürmten mit den Scharen der Moslemin zu Eroberungen
und unterwarfen rasch Syrien, Ägypten, Kleinasien, Nordafrika. Das ost-
römische Reich widerstand ihnennoch, aber sie eroberten Spanien,
machten dem Westgotenreich'ein Ende und griffen dann das
Frankenreich an. Es handelte sich jetzt darum, ob arabisch-mohamme-
danisches, ob germanisch-christliches Wesen den Sieg davon tragen sollte.
Es geschah das Letztere. Karl Martell schlug 732 die Mauren bei Poitiers.
§ 32. Zur Wiederholung und Übung. — i.
folgende Zeittafel auswendig:
Lerne
b. Chr.
113. Kimbern und Teutonen.
60—50. Cäsar am Rhein.
12—9. Drusus.
n. Chr.
9. Hermannsschlacht.
14—17. Germanikus.
200. Völkerbündnisse.
375. Anfang der Völkerwanderung.
395. Teilung des römischen Reiches.
410. Manch stirbt.
429. Vandalen in Afrika.
n. Chr.
449. Angelsachsen in Britannien.
451. Schlacht b. Chalons a.d.marne.
452. Attila in Italien.
476. Odoaker.
500. Theodorich d. Große. Chlodwig.
555. Justinian.
622. Mohammeds Flucht.
732. Schlacht bei Poitiers u. Tours.
752. Pipin der Kleine wird König.
755. Bonifacius ch
768. Karl der Große.
2. Welche deutsche Stämme kennst du? Nenne ihre Wohnplätze!
Welche Stämme haben ihre Wohnplätze verändert, welche nicht? — 3. Er-
kläre folgende Wörter: Heerbann, Gefolgschaften, Volksstamm, Gau. Ge-
memdeversammlung, Graf, König, Lehen, Völkerwanderung, Islam, Mission,
Truchseß, major domus, Pfalz, Marschall, Pfalzgraf. Odin, Walhalla! —
4. Inwiefern haben die Römer auf die deutsche Kultur Einfluß gehabt? —
5. Nenne Städte in Deutschland, die römischen Ursprunges sind! — 6. Wer
waren: Drusus, Germanikus, Hermann, Marbod, Manch, Attila, Boni-
facms, Karl Martell, Varus, Pipin der Kleine, Theodorich (2 mal), Ju-
fhmatt, Odoaker, Mohammed? — 7. Gieb die Einteilung der deutschen
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammeds Mohammed Christus Mohammed Karl_Martell Karl Cäsar Drusus Germanikus Chalons Attila Chlodwig Mohammeds Karl Drusus Germanikus Hermann Attila Karl_Martell Karl Varus Mohammed
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Geschichte an! — 8. Wie gliedert sich die Stammeszeit? — 9. Welche Be-
deutung hat die Hermannsschlacht, die Schlacht bei Chalons, die bei Tours?
— 10. Welche Bedeutung halten anfangs die Klöster? — 11. Welche
Reiche sind nach einander in Italien entstanden? — 12. Welches war die
erste Ursache der Völkerwanderung? Warum ging Attila nach Deutschland?
Weshalb zogen die Angelsachsen nach Britannien? — 13. Welche Völker-
familien sind zur Zeit der Völkerwanderung in Europa entstanden? —
14. Wer war Karls des Großen Vater?
2. Kaisergeschichte.
a) Die Karolinger.
§ 33. Karl der Große (768—814) regierte von 768
bis 771 gemeinschaftlich mit seinem Bruder Karlmann, nach
dessen Tode allein.
1. Seine Kriege a) in Deutschland. Karl wollte alle
deutschen Stämme zu einem Reiche verbinden und dies Reich
sollte ein christliches sein. Das fränkische Reich wurde durch
Grafen verwaltet; nur in einigen Gegenden Frankreichs und
außerdem in Bayern waren noch Herzöge. Der Herzog von
Aquitanien in Südfrankreich wurde 769 entsetzt.
Die Sachsen (Sassen) wohnten vom Harz bis zur Nordsee, vom
Rheiu bis zur Elbe. Sie zerfielen in Ostfalen, Engern und Westfalen.
Das Sachsenland zerfiel in 12 Teile, jedem stand ein Edler vor, der das
Gericht hielt. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden von 36 Abge-
sandten in Markloh in der Wesergegend beraten.
Die Sachsen hatten durch räuberische Einfälle oft das
Frankenland verheert; deshalb wurde auf dem Maifelde zu
Worms 772 gegen sie der Reichskrieg (nicht bloß durch Lehens-
mannen, sondern auch durch den Heerbann) beschlossen, der mit
verschiedenen Unterbrechungen dreißig Jahre dauerte. Im Zahre
772 zerstörte Karl die Eresburg (am Teutoburger Walde) und
Zrmensäule (a. d. Diemel) und unterwarf die Sachsen bis zur
Weser; sie gelobten Treue. 773, als Karl in Italien war, er-
folgte eine neue Sachsenerhebung unter Wittekind. Zwei Feld-
züge brachten Sachsens Unterwerfung bis zur Elbe, alle gelobten
Treue und wollten das Christentmn predigen lassen (777). Witte-
kind hatte nicht mit geschworen; Krieg und Aufstand dauerten
fort. Nach der Niedermctzelung des Frankenheeres am Süntel
(782) eilte Karl aus Spanien her, unterwarf Sachsen wieder,
4500 Sachsen wurden bei Verden (Halsmühlen) wegen Felonie
(Treubruch) enthauptet.*) Eine neue furchtbare Empörung folgte,
bis Karl bei Detmold und an der Hase siegte (783). Endlich
unterwarf sich Wittekind und nahm das Christentum an (785).
*) Wenn dies anch nach fränkischen und sächsischen Gesetzen statthaft
war, und auch die Sachsen selbst die Anführer rc. ausgeliefert hatten, so
ist es doch vom christlichen Standpunkte ans nicht zu billigen, wie es auch
in politischer Beziehung seinen Zweck verfehlte.
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Extrahierte Personennamen: Attila Karls Karl Karlmann Karlmann Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Britannien Europa Deutschland Frankreichs Bayern Südfrankreich Sachsen Nordsee Rheiu Westfalen Markloh Wesergegend Sachsen Worms Sachsen Italien Sachsens Frankenheeres Spanien Sachsen Sachsen Detmold Sachsen
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Großen; Reichsverordnungen oder Kapitularien. Die alten Herzog-
tümer mit ihren Volksherzögen an der Spitze, die zu sehr au
die Selbständigkeit der einzelnen Stämme erinnerten, waren
aufgelöst. Dafür traten die Gaugrafen als kaiserliche Ver-
walter, Richter und Heerführer auf. Zn den Grenzländern waren
Markgrafen, in den Pfalzen Pfalzgrafen, auf Domänen
Kammerboten. Die Sendgrafen revidierten. —
Alle Freien mußten dem Kriegsaufgebote folgen; sie bildeten den
Heerbann. Karl sorgte für das Wohl seines Reiches. Um den Handel
zu fördern, wollte er schon den Rhein-Donau-Kanal anlegen. Er verbesserte
den Acker- und Obstbau, richtete gute Schulen ein (Klosterschulen, Hof-
schulen), berief tüchtige Lehrer, ließ gute Bücher abschreiben und eine deutsche
Grammatik verfassen, sammelte deutsche Lieder und gab den Monaten
deutsche Namen. Er stiftete eine Reihe von Bistümern: Münster, Minden,
Osnabrück, Verden, Bremen, Paderborn, Halberstadt und Elze, welches
später nach Hildesheim verlegt ist. Er sorgte für Ansehen und Unterhalt
der Geistlichen, hielt aber auch strenge auf Pflichterfüllung. Die Zahl der
Kirchen wuchs. In ihrer Nähe siedelten sich Kaufleute an. Auch nahmen
die Jahrmärkte ihren Anfang.
3. Karls Persönlichkeit. Karl war groß (7 seiner
eigenen Fußlängen) und kräftig. Zn seiner Lebensweise war er
schlicht. Gewöhnlich trug er nur Kleidung von Leinen und Tuch;
bei feierlichen Gelegenheiten erschien er jedoch in vollem Kaiser-
schmucke. Das Schwert hatte er stets an der Seite. Er war
der beste Fechter, Schwimmer und Reiter unter den Franken.
Sein Auge leuchtete den Dürftigen mild, den Schuldigen furchtbar.
Er war den ganzen Tag thätig, schlief wenig, lernte im Alter
noch schreiben und ging täglich zweimal zur Kirche. Eine feste
Residenz hatte er nicht, sondern zog im Lande umher und wohnte
auf seinen Pfalzen. Am liebsten weilte er jedoch in Aachen.
Hier starb er auch 814 im Alter von 72 Jahren und fand im
Dome seine Ruhestätte.
§ 33. Karls Nachfolger. Karls Sohn Ludwig (814
bis 840) erhielt den Beinamen „der Fromme", weil er der Kirche besonders
zugethan (nochmalige Salbung, mönchisches Leben am Hofe, Mission nach
Norden von Corvey und Hamburg aus, Ansgarius rc.), und weil er schwach
und gutmütig war (schwache Reichsleitung, Weggeben von Zollfreiheiten
und freien Gerichtsbarkeiten, übertriebene Nachsicht gegen die Lehensträger,
die ihre Lehen bereits als erblich ansahen, mehrmalige Teilung des Reichs
unter seine Söhne, deren Empörungen rc.) — Nach seinem Tode kriegten die
Söhne um die Erbschaft und teilten sie im Vertrage zu Verdun 843.
l. Lothar erhielt als Kaiser Italien, Lothringen, Burgund und Fries-
land; 2. Ludwig der Deutsche Deutschland bis an den Rhein und
jenseit noch Mainz, Speyer, Worms; 3. Karl der Kahle das jetzige
Frankreich und Spanien bis zum Ebro. — Es ist nun folgendes zu
merken: 1. Frankreich und Deutschland waren von nun an
geschieden. Diejenigen Franken, welche sich in Gallien festgesetzt hatten,
vermischten sich mit den Galliern oder Kelten, deren Nationalität die
deutsche verdrängte. Aus der fränkischen, keltischen und lateinischen Sprache
bildete sich die französische. — 2. Die Kaiserkrone war zuerst in
Italien (Lothar), dann in Frankreich (Karl der Kahle), daraus kam sie
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Extrahierte Personennamen: Karl Karls_Persönlichkeit Karls Karl Karls Karls Ludwig_( Ludwig Lothar Ludwig_der Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar) Karl_der_Kahle Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Donau-Kanal Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Aachen Karls Karls Corvey Hamburg Italien Lothringen Burgund Deutsche_Deutschland Rhein Mainz Speyer Worms Frankreich Spanien Frankreich Deutschland Gallien Italien Frankreich
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nach Deutschland (Karl der Dicke). — 3. Die Karolinger in Italien
und Frankreich verschwinden rühmlos.
Ludwig der Deutsche regierte von 843—876. Nur mit Mühe
konnte er sein Reich gegen dessen drei gefährlichen Feinde schützen. Diese
waren: a) die seeräuberischen Normannen (aus Dänemark und Nor-
wegen). welche mit ihren kleinen Schiffen in die Flüsse Deutschlands und
Frankreichs eindrangen (bis Hamburg, Bremen, Köln, Paris) und dort
mordeten, raubten und brannten; b) die Ungarn, welche von Südosten
her auf ihren schnellen Rossen heransprengten und bis ins Herz Deutsch-
lands verheerend vordrangen; c) die Slaven, welche von der Elbe her
die Grenzen beunruhigten. Zum Schutz des Landes ließ er die Herzogs-
macht, welche Karl der Große abgeschafft hatte, wieder aufkommen.
Unter ihm kam Lothringen zu Deutschland. — Nach Ludwigs Tode teilten
sich seine 3 Söhne das Reich; die beiden älteren aber starben bald und
nun beherrschte der jüngste, Karl der Dicke (876—887), ganz Deutsch-
land; er bekam auch die Kaiserkrone nebst Italien und Frankreich,
vereinigte also noch einmal die ganze Erbschaft Karls des
Großen, wurde aber wegen Feigheit abgesetzt. Die Normannen rissen
Frankreich und Italien teilweise an sich, gründeten auch später in
England eine Herrschaft (Wilhelm der Eroberer, Hastings). In
Deutschland wurde gewählt Arnulf von Kärnten, Enkel von Ludwig
dem Deutschen; er schlug die Normannen in den Niederlanden (831),
desgl. die Mähren, dann wurde er zum römischen Kaiser gekrönt.
Ihm folgte sein 7jähriger Sohn Ludwig das Kind, während dessen
Regierung (899—911) die Ungarn Deutschland verwüsteten und tribut-
pflichtig machten; auch wurden die Herzöge (Sachsen, Franken, Bayern,
Schwaben, Lothringen) fast selbständig. — Nach dem Aussterben der
Karolinger wurde Deutschland ein Wahlreich, wenn auch oft die Krone
lange bei einer Familie blieb. Sachsen und Franken wählten Konrad I.
von Franken zum Könige, unter dem Lothringen sich von Deutschland
trennte. Sterbend empfahl er seinen Gegner Heinrich von Sachsen zu
seinem Nachfolger.
b) Die sächsischen Kaiser.
§ 36. Heinrich I. 919—936. Heinrich stammte aus
dem Geschlechte der Ludolftnger in Sachsen. Er hatte sich längst
durch Tapferkeit gegen die Normanen rc. ausgezeichnet. Auf
einer Versammlung der Sachsen und der Franken wurde er zum
deutschen Könige gewählt. Er soll diese Nachricht empfangen
haben, als er gerade am Harze beim Vogelfänge beschäftigt war
(Vogelsteller, Finkler). Er lehnte die geistliche Salbung ab und war
nicht römischer Kaiser. Er hat ein dreifaches Verdienst um
Deutschland: 1. Er einte Deutschland. Durch Milde und
Strenge brachte er die anderen Herzöge zur Anerkennung der Kaiser-
macht (Schwaben, Bayern, Lothringen, welche nun wieder fest
mit dem Reiche vereint waren), schonte jedoch die Stammes-
eigentümlichkeiten. — 2. Er machte Deutschland wehrhaft.
Die Ungarn fielen bald wieder in Deutschland ein, Heinrich
nahm einen ihrer Fürsten gefangen, schloß dann mit ihnen einen
neunjährigen Waffenstillstand und zahlte ihnen Tribut. Diese
Zeile benutzte er weise. Er erneuerte die Grenzmarken und be-
festigte eine Reihe von Orten durch Wall, Graben und Mauer
(Burgen und Städte), wobei er die Sachsen an städtisches Leben
8*
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Große Karl Ludwigs Ludwigs Karl_der_Dicke Karl Karls Wilhelm Ludwig
dem Ludwig Ludwig Ludwig Konrad_I. Konrad_I. Heinrich_von_Sachsen Heinrich Heinrich_I. Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Frankreich Dänemark Deutschlands Frankreichs Hamburg Bremen Paris Ungarn Lothringen Deutschland Italien Frankreich Frankreich Italien England Deutschland Niederlanden Sachsen Bayern Schwaben Lothringen Deutschland Sachsen Lothringen Deutschland Sachsen Sachsen Deutschland Deutschland Schwaben Bayern Lothringen Deutschland Deutschland Sachsen
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gewöhnte. Der neunte Mann kan: zur Besatzung in die Burg
oder Citadelle; die Landbewohner hatten diese Besatzung zu ver-
sorgen, konnten aber zur Zeit der Not in die Stadt flüchten.
Es entstanden Märkte. — Jeder, der ein Pserd hatte, wurde
zum Reiterdienste eingeübt. — 3. Er schützte Deutschland.
In die von den Deutschen während der Völkerwanderung ver-
lassenen Gegenden rechts von der Elbe waren Wenden eingerückt,
die oft deutsche Gegenden plünderten. Heinrich schlug sie bei
Lenzen und eroberte Brcnnabor (Brandenburg), über die gefrornen
Sümpfe gehend. Heinrich legte dann zum Schutze gegen die
Wenden die Altmark an. Er machte die Böhmen tributpflichtig
und bezwang die Dänen. Gegen letztere errichtete er die Mark
Schleswig. Nach Ablauf des Waffenstillstandes kamen die Ungarn
wieder. Nun boten die Städte Schutz und Sicherheit. Heinrich
schlug mit seiner Reiterei die Ungarn in der Nähe von Merse-
burg 933 so aufs Haupt, daß sie fürs erste nicht wiederkamen.
So ist Heinrich der neue Gründer des deutschen Reiches. Er
ruht in Quedlinburg.
§ 37a. Otto I., der Große, Sohn Heinrichs, 936—973.
1. Die Zeit der deutschen Wirksamkeit. Er wurde in Aachen
gekrönt; hiebei huldigten ihm Fürsten aller deutschen Stämme,
und es entstanden die Erzämter, die erblich wurden (§ 30). Otto
besiegte die Wenden, Böhmen, Ungarn, Dänen. Die Herzöge sah er
wieder als absetzbare kaiserliche Beamte an. Er hatte mit Vasallen
(Bayern, Franken) und Verwandten (Thankmar, Heinrich) zu
kämpfen. Große Reichslehen gab er an seine Verwandten (Schwaben
an seinen Sohn, Franken an seinen Schwiegersohn, Bayern an
seinen Bruder Heinrich); Thüringen und Sachsen verwaltete er
selbst, bis er es später an Hermann Billing gab, der tapfer
gegen Normannen und Wenden kämpfte. Otto setzte Pfalzgrafen
ein, errichtete Bistümer zu Havelberg, Brandenburg, Merseburg,
Meißen, Posen, ein Erzbistum in Magdeburg. Billing und Gero
unterwarfen die Slaven; das Land zwischen Elbe und Oder wurde
christlich, auch deutsche Kolonieen entstanden, deutsche Sitten. Auch
im Norden unter den Dänen wirkte die Mission, ebenso im Süd-
osten. Deutschland war stark und einig; die einzelnen Stämme
nannten sich zuerst deutsch. — 2. Die Zeit der vorherrschend
italienischen Wirksamkeit. Otto wollte nun auch Italien
wieder zum Reich bringen. Die Königswitwe Adelheid, welche
vom Markgrafen Berengar gefangen gehalten wurde, bat den
Kaiser um Hülfe. Otto zog mit einem starken Heere nach Italien,
vermählte sich mit Adelheid, eroberte nach hartem Kampfe fält
das ganze Land und wurde 951 König desselben. Nach seiner
Rückkehr nach Deutschland dämpfte er die Empörung seines
Sohnes und Schwiegersohnes und schlug die Ungarn auf dem
Lechfelde bei Augsburg 955, die wieder in Deutschland ein-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto_I. Heinrichs Heinrichs Otto Heinrich) Heinrich Heinrich) Heinrich Hermann_Billing Otto Gero Otto Adelheid Berengar Otto Adelheid
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Ungarn Ungarn Merse- Quedlinburg Aachen Ungarn Schwaben Sachsen Havelberg Brandenburg Merseburg Posen Magdeburg Deutschland Italien Italien Deutschland Ungarn Augsburg Deutschland
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gefallen waren, so furchtbar, daß sie nicht wiederkamen; dann
erneuerte er die Ostmark (wo?), schlug abermals die Wenden
und wurde 962 römischer Kaiser („heiliges römisches Reich
deutscher Nation"). Er war Schirmherr der katholischen Kirche,
Schutzherr der Päpste, deren Wahl er bestätigte. Leider sahen
die Kaiser von jetzt an oft mehr nach Italien als nach Deutsch-
land; hierunter litt die Kolonisierung und Mission des Ostens.
Otto ruht in Magdeburg. — (Hohlmünzen, Silberbergwerke im
Harz, Gewichtuhren rc.)
§ 371). Otto Ii.) Hl, Heinrich Ii. Otto ii. (973—983)
behauptete Lothringen gegen Frankreich, konnte aber das Erbe seiner Ge-
mahlin, Unteritalien, nicht erwerben. Otto Iii. (983 bis 1002), das Kind,
kam drei Jahr alt zur Regierung unter Vormundschaft der Mutter und
Großmutter. Er hielt zuviel ans griechische und römische Sitten, die
kaiserliche Macht wurde ein Schatten. Die Herzogtümer wurden erblich;
die Herzöge waren mächtiger als der Kaiser; die Nachbarn (Ungarn,
Polen 2c.) wurden stark. Heinrich Ii., der Bayer, nahm sich wieder mit
voller Liebe Deutschlands an, steuerte der Fehdelust der Großen, nahm
die Niederen in seinen Schutz und stützte sich gegenüber der Macht der
Großen besonders auf die Bischöfe, die er ernannte.
o) Die fränkischeu Kaiser.
§ 38. Konrad Ii. Bei der ersten Königswahl durch Fürsten
aller deutschen Stämme am Rhein wird Konrad Ii., ein starker und
mächtiger Graf von Franken, gewählt (1024 bis 1039). („Die Kaiser-
wahl" — von Uhland). Er wurde daun in Mainz zum deutschen, in
Mailand zum lombardischen Könige, in Rom in Gegenwart der Könige
Kanut d. Gr. von Dänemark und Rudolf von Burgund zum Kaiser ge-
krönt. Er bezwang die Ungarn, Polen, Wenden, gab Schleswig an
Dänemark (Eider, Deutschlands Grenze), hatte mit seinem Stiefsohne
Ernst von Schwaben zu kämpfen, erwarb Burgund für Deutschland < wo-
von jedoch nur Elsaß und Schweiz dauernd) und demütigte die trotzigen
Vasallen. Die kleinen Lehen wurden erblich und waren nun unmittelbar
vom Kaiser abhängig.
§ 39. Heinrich Iii. Unter Heinrich Iii., 1039 bis
1056, entwickelte sich die Kaisermacht zur höchsten Blüte
(die Macht der Geistlichkeit, des Adels und des Auslandes ward
geschwächt). Heinrich wurde Lehnsherr von Ungarn, Polen,
Böhmen re., trat Frankreich kräftig entgegen (Handschuh hinge-
worfen), setzte drei Päpste ab, deutsche Päpste ein, erneuerte die
kaiserliche Bestätigung der Papstwahl und führte den Gottes-
frieden (trou^a Dei) ein. Hienach mußte nach kirchlichem Ge-
bote von Donnerstag Abend bis Dienstag Morgen, außerdem von
Advent bis zum 8. Tage nach Ephiphanias, und von Septua-
gesimä bis 8. Tage nach Ostern alle Fehde bei Strafe des Bannes
ruhen. Sein Lieblingssitz war Goslar (Bergwerke, Burg, Palast,
Kirchen, Festungsmauern, Sachsenfrohnde). Er starb 36 Jahre
alt in der Pfalz Bodfeld am Harz. Zu seiner Zeit trennte sich
die morgenländische Kirche von der abendländischen.
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Heinrich_Ii Heinrich Otto Otto Heinrich_Ii Heinrich Konrad_Ii Konrad Konrad_Ii Konrad Rudolf_von_Burgund Rudolf Ernst_von_Schwaben Ernst Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ostmark Italien Magdeburg Frankreich Unteritalien Ungarn Polen Deutschlands Rhein Mainz Mailand Rom Ungarn Polen Deutschlands Deutschland Ungarn Polen Frankreich Ephiphanias Goslar Sachsenfrohnde Pfalz_Bodfeld
Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
137
1629 wurde mit Dänemark Frieden geschlossen, in welchem
Christian seine Länder zurück erhielt, aber seine Verbündeten im
Stiche ließ. Wallenstein wurde mit Mecklenburg belehnt. Zm
Restitutionsedikt (Wiederherstellungsgesetz) befahl der Kaiser,
der katholischen Kirche alle seit dem schmalkaldischen Kriege ein-
gezogenen geistlichen Güter zurückzugeben. Die lauten Klagen
aller Reichsstände, auch der katholischen, über die fürchterlichen
Erpressungen und Grausamkeiten des Wallensteinschen Heeres
bei Ausführung des Restitutionsedikts bewogen den Kaiser,
Wallenstein seines Feldherrnamtes zu entsetzen und einen großen
Teil des Heeres zu entlassen; der Rest des Heeres wurde unter
Tilly gestellt, der jetzt kaiserlicher Oberfeldherr war.
3. Der schwedische Krieg (1630—35). — Da landete
der fromme Gustav Adolf, König von Schweden, an der
pommerschen Küste. Die Ausschiffung der Truppen fiel gerade
auf den Tag, da vor 100 Zähren die Protestanten dein Kaiser
ihre Bekenntnisschrift in Augsburg überreicht hatten. (25. Juni
1630). Gustav Adolf wollte die unterdrückten Protestanten
schützen und seine Verwandten, die Herzöge von Mecklenburg,
wieder einsetzen. Nachdem er die Kaiserlichen aus Pommern
vertrieben hatte, rückte er nach Brandenburg vor, aber sein
Schwager, der schwache Georg Wilhelm von Brandenburg, und
der Kurfürst von Sachsen zauderten, sich Gustav Adolf recht-
zeitig anzuschließen. So konnte er nicht hindern, daß Tilly
Magdeburg zerstörte (Mai 1631). Bald darauf schlug ihn
Gustav Adolf im September bei Leipzig oder Breitenfeld. Während
nun die Sachsen Böhmen eroberten, zog Gustav Adolf im raschen
Siegesläufe (mit Weimar, Sachsen, Braunschweig verbunden)
durch Thüringen und Franken nach dem Rhein und dann nach
Bayern, wo er am Zusammenflüsse des Lech und der Donau
Tilly schlug, der tötlich verwundet wurde (1632). Während
dieser Zeit hatte auf des Kaisers Bitten Wallen stein wieder
ein Heer geworben, dessen unumschränkter Oberherr er wurde.
Er vertrieb die Sachsen aus Böhmen und wandte sich dann
gegen Gustav Adolf. 11 Wochen standen beide sich verschanzt
gegenüber bei Nürnberg. Der Sturm der Schweden und
Weimaraner mißlang. Schnell zog Wallenstein nach Sachsen.
In der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 fiel Gustav
Adolf, aber die Schlacht wurde gewonnen. Es wurde in Süd-
deutschland weiter gekämpft (Bernhard von Weimar, Oxenstierna).
Wallenstein wurde 1634 zu Eger in Böhmen ermordet. Die
Kaiserlichen und die Bayern siegten im August bei Rördlingen in
Bayern über die Schweden. 1635 schloffen Sachsen,Brandenburg
und die meisten protestantischen Fürsten mit dem Kaiser Frieden.
4. Der schwedisch-französische Krieg (1635—48). —
Die Franzosen mischten, wie bislang schon heimlich, so jetzt offen
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Extrahierte Personennamen: Christian Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg_Wilhelm_von_Brandenburg Wilhelm Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf Bernhard_von_Weimar August
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vertauschte das ihm zugefallene Sardinien gegen Sizilien an den Savoyer
Fürsten, und dieser nannte sich seitdem „König von Sardinien."
§ 71. Peter der Große und der nordische Krieg.
Das größte Reich der Erde, eine Landmacht, ist Rußland. Es ver-
dankt seine Blüte dem berühmten Kaiser Peter dem Großen (1689
bis 1725). Er hob den Seehandel auf dem weißen Meere, eroberte Asow
(Südrußland), unterdrückte einen Empörungsversuch der verschworenen
Leibwache (Strelitzeu), beseitigte seine herrschsüchtige Schwester und reiste
dann 1697 durch Europa. Hierbei erlernte er in Saardam (in Holland)
die Schiffsbaukunst. Er führte europäische Kleidung ein, legte Schulen
und Buchdruckereien an, erleichterte die Lage der Leibeigenen, gründete die
neue Residenz Petersburg an der Ostsee, beförderte den Handel (Handel
mit Holland, Kanäle zur Verbindung der Ostsee mit dem kaspischen und
schwarzen Meere), ließ fremde Fabrikanten und Handwerker kommen, suchte
selbst Sibirien und Kamtschatka zu kultivieren und reiste 1716 noch einmal
durch Deutschland, Holland und Frankreich. — Um den Schweden die
Ostseeländer zu entreißen, verband er sich mit Dänemark und Polen und
führte gegen den jungen König Karl Xii. den nordischen Krieg.
Karl, mit Heldenkraft erfüllt, schlug anfangs alle seine Feinde, zwang den
König von Dänemark zum Frieden und schlug mit 8000 Schweden bei
Narva ein losnal so großes russisches Heer 1700. Dann wandte er sich
gegen den König von Polen und Sachsen und verfolgte ihn bis nach
Sachsen, so daß dieser der Krone entsagen mußte (1706). Während dieser
Zeit eroberte Peter einen Teil der Ostseelande. Endlich wandte sich Karl
wieder gegen Rußland 1709, und zwar nach der Ukraine. Der Zug schlug
fehl, weil die versprochene Hülfe der Kosaken ausblieb, und bei Pultawa
wurde Karl gänzlich besiegt. Er floh zu den Türken, die er zum Kriege
gegen Rußland bewog (Katharina, Peters Gemahlin, rettete die einge-
schlossenen Russen). Der König August nahm den polnischen Thron wieder
ein, und auch England, Frankreich und Preußen beteiligten sich jetzt am
Kriege. 1714 kehrte Karl aus der Türkei nach Schweden zurück und fiel
bei der Belagerung von Friedrichshall (norweg. Grenze). Schweden verlor
Bremen und Verden an Hannover, einen Teil von Vorpommern an
Preußen, einen Teil der Ostseeprovinzen und viele Inseln an Rußland.
Von 1630 bis 1709 war Schweden im Norden Europas der mächtigste
Staat gewesen, jetzt trat Rußland au seine Stelle.
§ 72. Brandenburg bis zu den Hohenzollern.
Die Mark Brandenburg, das Stammland des preußischen Staates, war
anfangs von germanischen Volksstämmen (Langobarden und Semnonen)
bewohnt; als diese zur Zeit der Völkerwanderung hier wegzogen, nahmen
die Slaven oder Wenden das Land ein, und zwischen diesen und den
Deutschen entstand ein langer Kampf, in welchem letztere allmählich nach
Osten vordrangen und deutsche Sprache und Bildung und das Christentum
ausbreiteten. Wann hat Karl der Große die Wenden unterworfen? Welche
Grenzburgen hat er angelegt? (§ 33). Welcher deutsche König hat Deutsch-
land im Anfange des 10. Jahrhunderts gegen die Wenden beschirmt?
(§ 36). Welche Mark erneuerte er? Welche Bistümer hat Otto I. zur
Bekehrung der Wenden angelegt? (§ 37). Wodurch hat die Kolonisierung
und Mission des Ostens gelitten? (§ 37). Wer kämpfte gegen die Wenden
unter Otto I.? (§ 37). Wer erhielt unter Lothar die Nordmark (Alt-
mark)? Welche Mark ist damals neu gegründet, welche Stadt angelegt?
(§ 42). Was ist mit Brandenburg unter Konrad Iii. geschehen? (§ 43).
Wer hat Pommern unterworfen? (§ 44). Wie lange haben die Askanier
über Brandenburg regiert? Wem gab Ludwig der Bayer Brandenburg?
(§ 51). Wann kam es an die Luxemburger? (§ 51). Wann erlangte
Brandenburg die Kurwürde? (§ 51). Wie kam die Markgrafschaft Branden
bürg an die Höhenzollern? (§ 52).
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Extrahierte Personennamen: Peter Karl_Xii Karl Karl Karl Dänemark Peter Karl Karl Karl Karl Katharina Peters August Karl Karl Karl_der_Große Karl Otto_I. Otto_I. Lothar Konrad_Iii Konrad Ludwig_der_Bayer Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Sizilien Sardinien Europa Saardam Holland Petersburg Ostsee Holland Ostsee Sibirien Kamtschatka Deutschland Holland Frankreich Narva Polen Sachsen Sachsen England Frankreich Schweden Hannover Schweden Europas Brandenburg Brandenburg Brandenburg Brandenburg Brandenburg
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§ 24. Die Völkerbündnisse. Im Laufe des zweiten
Jahrhunderts treten teils durch Eroberung, teils durch freiwillige
* Verschmelzung an die Stelle der kleineren Stämme in Deutschland
große Volksgenossenschaften. Der größte Stamm waren die
Goten, Westgoten südlich und östlich von den Karpaten, Ost-
goten in den östlichen Ebenen. Sie hatten schon das Christentum,
ihr Bischof Ulfilas übersetzte die Bibel 360—80. Andere Stämme
waren: Alemannen am Oberrhein, Thüringer in Mittel-
deutschland von der Donau bis zum Harz, Burgon di onen bei
Worms, Sachsen, vom Harz bis zur Nordsee, vom Rhein bis
zur Elbe, Franken am Niederrhein, Friesen an der Nordsee-
küste und auf den Inseln re. Die alte Gemeindeverfassung fand
sich nur noch bei Sachsen und Friesen, sonst war sie verschwunden.
An ihrer Stelle fanden sich Heeresverfassungen mit Heereskönigen
an der Spitze, die sich meistens aus den alten Gefolgschaften
entwickelt hatten. Das römische Reich hatte von deutschen
Völkerschaften schon im 2. Jahrhundert schwere Stöße
auszuhalten und wurde von der Mitte des 3. Jahr-
hunderts an durch gewaltige Angriffe derselben un-
aufhörlich erschüttert, worin denn sein Untergang
durch germanische Macht sich immer lauter ankündigte.
d) Die Völkerwanderung.
§ 23. Hunnen und Westgoten. Die Völkerwanderung
hat fast 200 Jahre gedauert. Viele deutsche Völkerschaften ver-
ließen ihre Wohnsitze, drangen in das römische Weltreich ein,
bereiteten diesem den Untergang und errichteten in den römischen
Provinzen neue Reiche.
Der erste Stoß geschah durch die Hunnen, ein großes
mongolisches Nomadenvolk. Sie kamen aus Asien und suchten
neue Wohnsitze. Die Männer saßen Tag und Nacht zu Pferde,
die Frauen auf Wagen. Von Gestalt waren sie klein, aber
kräftig. Das Gesicht war gelb und zerfetzt, die Augen waren
klein und schief geschlitzt. Sie kleideten sich in Leinen und
Felle und nährten sich von rohem Fleische, Wurzeln und Milch.
Mit furchtbarem Geschrei stürzten sie sich auf den Feind und
mordeten ohne Erbarmen. Als sie über die Wolga gingen (375
n. Chr.), stießen sie auf Alanen und Ostgoten. Diese drängten
die Westgoten zurück, welche im römischen Reiche Wohnsitze
erhielten, aber mit den Römern wegen schlechter Behandlung in
Kampf kamen und bei Adrianopel 378 siegten, wobei Kaiser
Valens in einer Bauernhütte in den Flammen starb. Sein Nach-
folger war Theodosius der Große, welcher das römische Reich
teilte, § 18. — Die Westgoten eroberten unter Alarich Roni
412, zogen nach Unteritalien, wo Alarich starb („Das Grab im
Busento" von Platen), und wurden von Alarichs Schwager
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]