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TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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— 117 —
Mittel, das relative Alter der Gesteine zu bestimmen. Es sind das die Versteinerungen
oder Fossilien, d. h. die zu Stein erhärteten Reste von Pflanzen und Tieren, die sich in
allen im Wasser abgelagerten Gesteinen finden. Die Erde hat nämlich in früheren Zeiten
andere Lebewesen getragen als jetzt, und zwar hat eine stufenmäßige Entwicklung stattgefunden.
Erst gab es nur niedere Tiere und Pflanzen, denen dann höher entwickelte folgten, bis zuletzt
als höchst organisierte unsere Vögel und Säugetiere auftraten. Von allen diesen Geschöpfen
enthält die Erde Versteinerungen. Findet man nun in zwei Gesteinsschichten, mögen sie
auch noch so weit auseinander liegen, etwa die eine in Europa, die andere in Amerika,
dieselben Versteinerungen, so schließt man daraus, daß diese Schichten in derselben Zeit-
Periode entstanden sein müssen, zu der Zeit nämlich, als gerade die Pflanzen und Tiere
auf der Erde lebten. Schichten, in denen man nur niedere Lebewesen eingeschlossen findet,
müssen also älter, solche, die auch höher entwickelte enthalten, jünger sein.
Entsprechend nun der Geschichte des Menschengeschlechts hat man auch die Geschichte
der Erde iu vier große Zeitabschnitte oder Perioden eingeteilt: die Urzeit (archäisches
Zeitalter), das Altertum (paläozoisches Z.), das Mittelalter (mesozoisches Z.) und
die Neuzeit (käuozoisches Z.). Jeder von diesen Zeitabschnitten, der ohne Zweifel
Millionen von Jahren umfaßt, zerfällt wieder in mehrere Unterabteilungen oder For-
mationen. Diese sind z. T. nach gewissen Gesteinen benannt, die stark in ihnen ver-
treten sind. So spricht man z. B. von einer Steinkohlen- und von einer Kreideformation.
Die einzelnen Formationen sind nicht streng voneinander geschieden, sondern gehen all-
mählich ineinander über. Sie sind auch nicht überall auf der Erde vollzählig vorhanden.
Hier fehlen diese, dort jene Schichten, und nur indem man die Funde der ganzen Erde
zusammengestellt hat, ist man zu der nachstehenden Reihenfolge gelangt.
Übersicht über die Entwicklungsgeschichte der Erde.
I. Archäisches Zeitalter (Urzeit).
Ii. Paläozoisches Zeitalter (Altertum).
1. Eambrische Formation.
2. Silnr-Formatiou.
3. Devon-Formation.
4. Kohlen-Formation.
5. Perm-Formation.
Iii. Mesozoisches Zeitalter (Mittelalter).
6. Trias-Formation.
7. Jura-Formalion.
8. Kreide-Formation.
Iv. Känozoisches Zeitalter (Neuzeit).
9. Tertiär-Formation.
10. Quartär-Formation
oder Diluvium.
11. Jetztzeit oder Alluvium.
I). Die Gesteine der Erde und ihre Lagerung.
Absatz- und Erstarrungsgesteine. Die Gesteine, die sich in der früher angegebenen
Weise durch Ablagerung unter Wasser gebildet haben, nennt man Absatzgesteine oder
Sedimente. Sie sind leicht daran zu erkennen, daß sie in gleichlaufenden, mehr oder
weniger dicken Schichten übereinander lagern, weshalb sie auch geschichtete Gesteine heißen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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170
und auch Amerika von Sizilien aus mit Schwefel versorgt. Seit man aber gelernt hat,
Schwefelsäure auch aus schwefelhaltigen Metallerzen herzustellen, haben die sizilischen
Gruben an Bedeutung verloren. Doch liefert Italien an reinem Schwefel noch immer
etwa zwanzigmal so viel als alle andern Länder der Erde zusammengenommen.
Geschichte. Sizilien war im Altertum eins der gesegnetsten Länder Europas. Seine
außerordentliche Fruchtbarkeit, seine günstige Lage in der Mitte des verkehrreichen Meeres
und seine vortrefflichen Häfen lockten schon früh fremde Ansiedler herbei. Phönizier,
Griechen und Karthager ließen sich au den Küsten nieder. Vor allem zahlreich waren
die griechischen Pflanzstädte. Das auf der Ostseite gelegene Syrakus soll zur Zeit seiner
Blüte 1 Mill. E. gehabt haben. Agrigent im S., jetzt Girgenti (dschirdschönti), muß
nach den noch vorhandenen Ruinen ebenfalls sehr bedeutend gewesen sein. Nach dem ersten
Punischen Kriege (241 v. Chr.) kam die Insel unter die Herrschaft der Römer. Das Land
war damals vortrefflich angebaut und erzeugte gewaltige Mengen von Getreide. Im
Mittelalter ließen sich Sarazenen und nach ihnen Normannen auf Sizilien nieder und
haben es Jahrhunderte lang in Besitz gehabt. Dann haben in wechselvoller Geschichte
Deutsche (Hohenstaufen), Franzosen, Spanier und Österreicher die Herrschaft aus-
geübt, bis die Insel 1860 mit dem neuen Königreiche Italien vereinigt wurde.
Die Insel hat schwere Geschicke durchgemacht. Kriegsstürme, Mißregierung, innere
Unruhen, verheerende Erdbeben und Ausbrüche des Ätnas haben das einst so blühende
Land arg heruntergebracht. Der größte Teil der Bevölkerung ist arm und verkommen,
unwissend und roh. Fast aller Grundbesitz ist in den Händen reicher Adliger, des Staates
und der größeren Stadtgemeinden. Die kleinen Pächter aber und die kärglich bezahlten
Landarbeiter darben. Ihre Wohnung, Nahrung und Kleidung sind gleich armselig.
Siedlungen. Die wichtigsten Städte Siziliens liegen an der Küste. Palermo
(310000 E.) an der Nordseite ist ausgezeichnet durch seine wundervolle Lage in einer
überaus fruchtbaren, künstlich bewässerten Ebene, der Goldenen Muschel (Conca d’oro), die
hufeisenförmig von Bergen umschlossen wird. Unmittelbar hinter der Stadt der Monte
Pellegrino (650 na), d. h. Pilgerberg, eine gewaltige Felsmasse ohne Baum und Strauch.
Palermo ist reich an Baudenkmälern aus der arabischen, normannischen und staufischen
Zeit und der erste Handelsplatz der Insel. Messina verdankt seine Blüte der Lage an
der Meerenge und seinem vorzüglichen, durch eine sichelförmig vorspringende Halbinsel ge-
bildeten Naturhafen. Leider steht es auf gefährlichem, erdbebenreichem Boden, und schon
zweimal, 1783 und 1908, ist es gänzlich zerstört worden. Es zählte zuletzt 160 000 E.
und war ein Hauptausfuhrplatz für Südfrüchte, Wein und Öl. Catania (150000 E.),
am Fuße des Ätnas, am Rande der größten und fruchtbarsten Ebene Siziliens, führt
nebeir Südfrüchten viel Schwefel aus und betreibt Seidenindustrie. Siracusa (32000 E.)
ist jetzt eine unbedeutende Stadt. Girgenti (dschirdschdnti 21000 E.) an der Südküste und
Caltanisetta (43000 E.) in der Mitte liegen in den Hauptgebieten der Schwefel-
gewinnung. An der Westküste die Hafenstädte Marsala (58000 E.) und Trapani
(59000 E.).
Die Nachbarinseln. W. von Sizilien liegen die kleinen Ägatischen Inseln,
drei aus Kalk bestehende Eilande und mehrere Klippen, n. die Gruppe der Liparischen
Inseln, 12 an der Zahl und sämtlich vulkanischen Ursprungs. Auf zweien, Lipari und
Vulcano, regt sich noch zuweilen die unterirdische Tätigkeit, auf einer dritten, Str6mboli,
ist der 925 m hohe Kraterberg in fast ununterbrochener Arbeit und schleudert Asche und
Schlacken gen Himmel. Auch die Insel Pantellaria zwischen Sizilien und Tunis ist ein
erloschener Vulkan.
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Extrahierte Personennamen: Girgenti
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Sizilien Italien Sizilien Europas Syrakus Sizilien Italien Palermo Palermo Messina Catania Siziliens Siracusa Caltanisetta Sizilien Sizilien Tunis
152 Weltstellung der griechischen Halbinsel. §. 49.
Lage, Physische Beschaffenheit (dort die größte Zerrissenheit des hori-
zontalen Umrisses, hier die größte Maffenhaftigkeit) den ihnen am
meisten benachbarten Erdtheilen (Asien, Afrika) verwandt, während die
italische in allen diesen Beziehungen wesentlich europäisch ist. Wie
verschiedenartig aber auch die horizontale und vertikale Gliederung ihrer
Oberfläche ist (ein von Randgebirgen umgebenes und durchzogenes
Tafelland auf der iberischen; ein mehrgliederiges Kettensystem auf der
italischen; beide Formen nebeneinander auf der griechischen), so haben
doch alle drei auch in ihrer plastischen Gestaltung etwas Gemeinschaft-
liches: die glückliche Mischung von Berglandschaften und wohl bewässer-
ten Thälern, Reichtbum an Häfen, aber Mangel an großen Tiefebenen
und schiffbaren Strömen. Endlich kann in historischer Beziehung her-
vorgehoben werden, daß von allen eine Weltherrschaft ausgegangen
ist, zum Tbeil sehr verschiedener Art, von der griechischen und italischen
sogar eine doppelte und zwar von verhältnismäßig kleinen Räumen
aus: Macedonien hat eine politische, Athen eine geistige Weltherr-
schaft ausgeübt; Rom ward zweimal der Mittelpunkt einer weit aus-
gebreiteten Herrschaft, zuerst einer politischen, dann einer kirchlichen;
Spanien, welches nächst Großbritannien am meisten vom Continente
ab- und dem Ocean sowie den fernen Erdtheilen zugewandt ist, ward
in Folge der oceanischen Entdeckungen ein Reich, in welchem „die Sonne
nicht unterging".
8. 49.
Die griechische Halbinsel.
W e l t st e l l u n g.
Wie von den drei Halbinseln Südasiens die westliche, Arabien,
sich als ein Mittelglied zwischen zwei Erdtheilen, Asien und Afrika, bei
der Ausbreitung der arabischen Weltherrschaft nach O. und W. bewährt
hat, so diente die östliche Halbinsel Europas, die griechische, bei
der Ausbreitung und Entwickelung der Cultur als ein wesentliches
Mittelglied zwischen dem übrigen Europa und Borderasien. Diese
cultur-historische Bedeutung hat aber nur das eigentliche Griechenland
erlangt; denn die Berglandschaften des unwegsamen Hämus und seiner
nächsten südlichen Zweige sind stets der Sitz wilder Gebirgsftämme
geblieben, während der südliche Theil der großen Halbinsel, in Ver-
bindung mit der Westküste Kleinasiens, sowohl die empfangenen Keime
der Cultur, als neue aus dem eigenen Schooße am frühesten entwickelt
und im höchsten Grade veredelt dem Abendlande mitgetheilt hat. Die
Landmaffe gewinnt in demselben Verhältnisse historische Bedeutung, wie
sie aus dem breiten Berglande als eine Folge von Halbinseln^ hervor-
tritt. Dies zeigt am deutlichsten eine Vergleichung des jetzt türkischen
Nordgriechcnlands mit dem Mittlern und südlichen, denn wie ihm die
peninsulare Form meistens fehlt, so griff es auch am wenigsten in den
Gang der Geschichte ein.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Macedonien Athen Rom Spanien Asien Afrika O. Europas Europa Westküste_Kleinasiens
Gebiet der Donau.
265
eigene Kosten, jedoch nur unter Zustimmung des Landtags zu vertheidigen. Durch
Stephl.ii deu Heiligen dem Katholicismns zugeführt, wandte sich im Reformationszeit-
alter das Volk dem Protestautismus zu; doch wußte die österr. Regierung der kathol.
Lehre besonders unter den Magnaten neue Ausbreitung zu verschaffen.
Ortschaften. — 1) An der Donau: Bemerkenswerth ist, daß an der mitt-
leren und unteren Donau die größeren Städte sich paarweise gegenüber liegen: Ofen-
Pest, Peterwardein-Neusatz, Belgrad-Semlin, Widdin-Kalasat, Rustschuk-Schiurschewo,
Matschin-Braila:e>. und daß die Städte der (höheren) rechten Seite durch geschicht-
liche Erinnerungen ausgezeichnet, aber von dem früheren Glänze herabgekommen, die
der (niedrigeren) linken durch Handel und Betriebsamkeit im Aufblühen begriffen sind;
in all diesen Donaustädten ist das deutsche Element besonders stark vertreten und es bil-
dete von jeher das anregende und belebende Princip, den Ursprung aller Gesittung, wie
ja überhaupt die Kultur dem Lauf der Ströme zu folgen pflegt. Presburg zwischen
hohen Bergen und weiter Ebene, eine zeitlang königliche Krönnugsstadt, mit 46,5(10 E.
ist nur zum vierten Theil magyarisch. Unterhalb theilt sich der Strom in 2 Arme, welche,
die große fruchtbare Jusel Schütt bildend, sich erst nach 11 M. bei der starken Festuug
Komorn (12,200 E.) wieder vereinen. Gran mit großartiger Domkirche; der dor-
tige Erzbischos ist höchster Geistlicher oder Primas von Ungarn. Unterhalb Gran biegt
der Strom südwärts nach der (durch eine Kettenbrücke verbundenen) Doppelhauptstadt
des Landes, in den verschiedenen Epochen der wechselvollen Geschichte der politische Mit-
telpunkt desselben, an der Stelle, wo zum letzteumale steile Höhen au den Strom heran-
treten, an deren Fuß heiße Quellen hervorsprudeln. Oseu oder Buda mit
54,000 E. (zu mehr deuu 3/4 deutsch), alte Hauptstadt Ungarns, am rechten Ufer in
schöner, weinreicher, in deutscher Weise mit Dörfern besäter Gegend, an Stelle des
römischen Aquincum und des hunnischen Etelvar (Etzelsburg); Sitz der Regiernngs-
behörden. Zuoberst in der Festuug, die sich 1849 siebzehn Tage lang gegen Görgeys
Heer vertheidigte, ist dem General Hentzi und den mit ihm gefallenen Leuten ein Mo-
numeut errichtet. Von der Türkenherrschaft her noch eine kleine Moschee anf dem
Grabe eines muhamedanischen heiligen Mönchs, die lant dem Karlowitzer Frieden von
4699 erhalten wird. Pest, die größte Stadt Ungarns, Centralpunkt des Handels
und der Jndnstriethätigkeit. 200,000 E. Hier das Magyarenthum überwiegend, daher
Sitz der Nationalinstitute: Universität, Akademie, Nationaltheater, Nationalmuseum.
Die große Synagoge hat ein Fundament aus rothem einheimischen Marmor und ist
nach dem Plane von E. Förster im maurischen Stile geschmackvoll ausgeführt. Vor der
Stadt auf der Ebene Rakos (Pußte) wurden ehemals die ungarischen Reichstage gehal-
ten , jetzt Pferderennen. — Weiter südlich berührt die Donan kleinere Orte, z. B.
Mohacs, wo 1526 die Türken, 1687 aber die Christen siegreich gewesen (jenes An-
sang, dieses Ende der Türkenherrschaft im Lande). Erst Nensatz ist wieder eine größere,
rasch ausblühende Handelstadt, wo deutsche Sprache herrscht (19,100 E ). Gegen-
über die nach Komorn stärkste Donaufestung Peter ward ein auf einem von 3 Seiten
durch die Donau umflossenen Vorgebirge (daher das „ungarische Gibraltar"). Prinz
Eugen und die Türken 1716. Karlowitz am Ostende des weinreichen Fruska Gora
(hl. Gebirg, auch Vrdnik) in Syrmien (18 Mln. lange, 3 Mln. breite, schöne, frncht-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Hentzi Rakos B.
Mohacs Peter Eugen Eugen Karlowitz
Deutsches Reich — Geschichtlicher Ueberblick. 779
Folgende Jahre bezeichnen wichtige Abschnitte in unserer Geschichte: Borhistorische
Zeit bis zum ersten Auftreten der Germanen in der Geschichte 113 v. Chr. — 9 nach
Chr. Vernichtung des Varns und 14—17 mislungene Unterwerfungsversuche vonseiten
des Germanikns. — 162 Markomannenkrieg, als Vorspiel der Völkerwanderung und
Beginn der Angriffe der Germanen aufs Römerreich. — 375 Beginn der Völkerwan-
dernng und 568 Ende derselben mit Alboins, des Langobarden, Zug über die julischen
Alpen. — 848 im Frieden zu Verduu zersplittert das große Frankenreich und beginnt
Deutschland für sich ein eigner Staat zu sein. — 1073 Anfang des Kampfs zwischen
deutschem Kaiserthum und der Hierarchie. — 1268 ungestrafte Hinrichtung Konradins
von Schwaben, als letzter Beweis, daß die deutsche Reichskraft sich aufgelöst und
die Hierarchie gesiegt. — 1414 misglückter Versuch eiuer Kircheureform auf dem
Concil zu Kostnitz, Veranlassung des Hussitenkrieges. — 1519 Tod des Kaisers
Max I. (zu dessen Zeit das Reichskammergericht nebst Einteilung in 10 Kreise)
und Beginn der Reformation. — 1648 Ende des 30 jährigen Krieges. — 1740
Thronbesteigung Friedrichs Ii. von Preußen; zugleich Beginn der neueren Lite-
ratnr Deutschlands. — 1806 definitive Auflösung des Römischdeutschen Reiches unter Kaiser
Joseph Ii. — 1815 Einsetzung des Bundestages. — 1866 Auflösung des Deutschen
Buudes und 1870 Lösung der deutschen Frage durch Gründung des neuen Deutschen
Reiches.
Als die Römer mit dem jetzigen deutschen Lande näher bekannt wur-
den, war der Südeu desselben bis zur Donau, ja bis gegen den Main hin
und bis zu den Karpathen noch von verschiedenen celtischen Völkerschaften
besetzt, Mittel- und Norddeutschland ostwärts bis zur Weichsel hatten Ger-
manen inne, die östlichsten Stämme wahrscheinlich gemischt mit Slaven,
doch so, daß die Germanen die Herren, die Slaven in dem Verhältnis von
Untergebenen waren. Im Westen waren die Germanen bereits über den
Rhein vorgedrungen und im nördlichen Gallien (Bund der Belgier) mit
Celten gemischt. Sie zerfielen in eine große Zahl einzelner, kleiner Völker-
schasten oder Stämme: so viele Stämme, so viele Staaten, kein nationales
Einheitsband; so groß war der Trieb der Vereinzelung. Ja nicht einmal
einen gemeinsamen Namen hatten sie; denn die Bezeichnung Germanen
(wahrscheinlich von dem celtischen Worte gann^Geschrei, also „schreiende,
tobende Krieger") wurde ihnen von ihren gallischen Nachbarn beigelegt, und
vonfbett Slaven wurden sie als Njemeczky, d. i. „unverständlich Redende"
eigentlich „Stumme", bezeichnet. Doch sprach sich das Bewußtsein natio-
naler Zusammengehörigkeit schon in der gemeinsamen Stammsage, dann in
der gemeinsamen Sprache, dem gemeinsamen Volksglauben, den gleichen
Staatseinrichtungen bei allen Stämmen ic. aus. Erst im 10. Jahrhundert
gelangte die Bezeichnung der Volkssprache als äintise (gothisch: thiudisks,
t)ott diot, thiuda — Volk), d. h. dem Volke angehörig, im Gegensatz zum
Latein der höheren Stände und zum walisc iwälsch — fremdartig) der ro-
manischen Völkerschaften, zur allgemein giltigen und ?hrenvollen Bezeich-
50*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
966
Europa
— Polen.
§. 14. Das Königreich Polen.
Es gibt zwar kein polnisches Königreich mehr; was man so nennt und
was vor etwa 4 Jahrzehnten auch noch amtlich diesen Namen führte, ist
jetzt eine in (10) Gouvernements zerschlagene russische Provinz. Da aber
die Selbständigkeit Polens erst vor kurzem völlig aufgehört hat, so mag
der Geschichte, sowie dem jetzigen Bestände des sogen. Königreichs
ein besonderer Paragraph gewidmet sein.
Geschichtlicher Ueberblick.
Die polnische Geschichte zerfällt in 3 Abschnitte: 1) Wachsthum und äußere
Größe unter den Häusern Piasts und Jagellos bis 1572. 2) Innere Zerrüttungen bis
zum Untergange 1795. 3) Versuche neuer Erhebung.
Die Polen gehören zum slavischen Stamm der indogermanischen Bölkerfamilie
und zwar bilden sie im Vereine mit den Slovaken, Mähren und Tschechen, sowie den
sorbischen oder polabifchen Slaven die Abtheilung der Westslaven (S. S. 809). Sie
sind der Hauptzweig des ljächischen oder polnischen Astes und durch eine Linie
etwa von Grodno (am Niemen) nach Prz emy sl (am San) von dem Hauptvolk
der Ostslaven, den Russen, geschieden; ihre Südgrenze bildet der Karpathen-
zng und erreicht die Oder zwischen Oderberg und Ratibor; die jetzige West-
grenze der polnischen Sprache ist S. 132 angegeben, und ihre Nordgrenze kann durch
eine Linie von Grodno an die Pregelmündung bezeichnet werden, jenseit welcher
Littauer wohnten oder noch wohnen. — Die slavischen oder wendischen Völker östlich
der Elbe mußten sich dem deutschen Reiche unterwerfen und wurden allmählich mehr
oder minder germanisirt; die Polen aber, obgleich ihre Fürsten geraume Zeit bei unfern
Kaisern zu Lehen gingen, erhielten sich als selbständige Nation. Das christliche Priester-
thum, das schon im 10. Jahrhundert von Deutschland und Rom aus bei ihnen Ein-
gang gefunden (Otto Iii. im Jahre 1000!), hatte sie vor dem Geschick ihrer nörd-
lichen Nachbarn, der Preußen, bewahrt, die einige Jahrhunderte später dem deutschen
Ritterorden und den Kreuzfahrern ihre Unabhängigkeit und allmählich auch ihre eigen«
thümliche Sprache aufopfern mußten. Die weiter rückwärts wohnenden Littauer
(oder obern Littauer, wenn man die alten Pornffen oder Preußen, ihre Brüder in
Sprache und Religion, Nied er-Littauer nenne« will) an Niemen und Wilia blieben
ebenfalls von den Eroberungen der Deutschen, die an der Küste sich festsetzten, verschont.
Dafür entbehrten aber beide, sowohl Littaner als Polen — und jene noch mehr als
diese — der Bildungsmittel, welche die Deutschen brachten. In Littauen entstanden
gar keine, in Polen nur wenig Städte durch die Ansiedlung deutscher Handwerker und
Kanflente;"') kein Lehenssystem, was für den Anfang wohlthätig gewesen wäre, brachte
Manchfaltigkeit in das Leben der Volksklassen; der Geist blieb unentwickelt, der Umgang
•*) In diesen wenigen galt allerdings deutsches (Magdeburger) Recht, selbst bis
nach Krakau und Lemberg.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Otto
Extrahierte Ortsnamen: Europa Polen Polen Polens Grodno Oderberg Ratibor Grodno Deutschland Rom Nied Polen Krakau Lemberg
Geschichte.
639
sammelte, schuf er damit ein Werk, das noch durchs ganze Mittelalter hin-
durch eine Hauptquelle für geographische Belehrung bildete. Als aber die
Römer durch zu großen Uebermuth und Reichthum verdorben, ihre repnbli-
kanischen Gesinnungen eingebüßt und sich knechtisch dem Despotism der
Kaiser gefügt hatten, erlosch der wissenschaftliche Eifer bei ihnen, wie bei
den unterjochten Griechen. Alles politische und geistige Leben erstarrte in
dem ungeheuren, willkürlich beherrschten Reiche, das zuletzt in ein abend-
ländisches oder lateinisches, und ein morgen ländisches oder grie-
chisch-byzantisches sich theilte.
Unterdessen hatte die Vorsehung gesorgt, daß die geistige Regsamkeit
in Europa einmal wieder erwachen und, wenn auch erst nach 1000 Jahren,
ein neues herrliches Zeitalter der Kultur, vielleicht für den größten Theil
der Menschheit, herbeigeführt werden könne. Deshalb war Jesus Christus
schon beim Beginn der kaiserlichen Despotie, in der sernen Provinz Syrien,
als Prediger eines möglichen Himmelreiches auf Erden, mit seiner einfachen,
der Vernunft durchaus gemäßen, göttlichen Lehre erschienen, die sich zwar
bald nach seinem Tode durch Zusätze und Auslegungen veränderte, aber doch
zur Erhebung' und Tröstung vieler tausend Herzen durchs weite Reich ver-
breitete. Weil aber Roms Unterthanen so sehr erschlafft waren, daß selbst
die neue Religion sie nicht auf neue Wege bürgerlicher und geistiger Thätig-
keit zu bringen vermochte, so erlangten die Völker deutscher Nation
endlich das Uebergewicht im Völkerkampfe. Die abendländische Römerherr-
schaft brach zusammen, ihre Provinzen wurden Beute der Deutschen. Mit
dem Jahr 476 nach Chr. Geb. hörte die Kaiserwürde in Italien auf, und
jugendlichrohe Staaten bildeten sich in den latinisirten Ländern, während
das östliche Kaiserthum mit der Hauptstadt Konstantinopel sich noch geraume
Zeit kümmerlich erhielt, bis es endlich die Beute der Moslemin wurde.
Jene gewaltigen Ereignisse erneuerten und verstärkten den alten Gegen-
satz zwischen abendländischer oder lateinischer und morgenländ Äscher oder
griechischer Welt; selbst die Christen schieden sich dadurch in 2 Kirchen oder
Hierarchien, die ihre Hauptsitze in Konstantinopel und Rom hatten. Da
man nun von Rom aus das lateinische Priesterthum und seine Lehrsätze
durch die neuen Staaten allmählich bis zur Grenze Lapplands, und bis
über den Seengürtel östlich des baltischen Meeres verbreitete, so wurden
in jener Zeit, wie auch jetzt wieder, die christlichen Missionäre zugleich
geographische Erforscher, während anderseits alle Völker dieses erwei-
terten Abendlandes nach und nach, freilich mehr und weniger, an den
Staats- und Kircheneinrichtungen, an den gesellschaftlichen und geistigen
Zuständen teilnahmen, die das Mittelalter, ganz verschieden von an-
tiker Art, auszeichneten. Die Elemente der neuen eigentümlichen Ent-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Jesus_Christus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Syrien Italien Konstantinopel Konstantinopel Rom Rom Lapplands
640
Europ a.
Wickelung waren aber: Neurömisches Priesterthum, Vorherrschaft
der deutsch-römischen Lehensmonarchie, und spärliche Ueber-
reste altrömischer Civilisation. Was daraus erwuchs und vor-
züglich im Zeitalter der Kreuzzüge, die zugleich wesentlich zur Aufhellung
des Süd-Ostens von Europa beitrugen, glänzend ward, entbehrte jedoch der
Freiheit des denkenden Geistes, und stand in diesem wichtigen
Punkte fortdauernd hinter dem längst vergangenen schönen Hellenenthum
zurück; bis auch dieser Mangel endlich gefühlt und ergänzt wurde. Dazu
führte erneutes Studium der alten, besonders der griechischen
Literatur und Erfindung der Buchdruckerkunst, wodurch rascher
als je die Gedanken vorzüglicher Köpfe sich verbreiteten. Hiermit und mit
der Entdeckung noch unbekannter Welttheile, so wie mit dem
Beginn der Reformation, neigte sich das Mittelalter zu Ende, nach-
dem schon 5—6 Jahrhunderte srüher die merkwürdigen und bedeutenden
Seefahrten und Landreisen der Normannen dazu gedient hatten, auch den
Norden und Nordosten Europas in den Kreis des geographischen Wissens
hereinzuziehen.
Die neuere Zeit, mit harteu Kämpfen beginnend, indem die Abend-
länder die Fesseln abgelebter Formen und Einrichtungen des Mittelalters
nur mühsam und allmählich abstreiften, machte zuletzt Riesenfortschritte, für
deren Ermöglichung das deutsche Volk in einem 30jährigen Kampse sogar
seine politische Existenz eingesetzt hatte. Im wissenschaftlichen Gebiete, wie
auf dem Erdboden selbst, erweiterte sich der Gesichtskreis unablässig. Merk-
würdige Erfindungen und Entdeckungen solgten auseinander. Der Grund-
satz, frei forschen zu müssen, ward immer deutlicher, immer auer-
kanuter, und die Kenntnisse vermehrten sich ins fast Grenzenlose, so daß
der Europäer wahrhafter Herr der Erde wurde, deren sämmtliche Meere
er befuhr, in deren fämmtlichen Welttheilen er Niederlassungen anlegte,
seine Kultur fernen Ländern darbietend, während zugleich schon gegen das
Ende des 16. Jahrh. der ganze heimatliche Eontinent äußerlich wenigstens
bekannt geworden war, wenn es auch damals fast überall noch an genauer Er-
kenutuis fehlte. Vor allen zeichneten sich im letzten Jahrhundert Deutsche,
Franzosen und Engländer aus, deren Land und Geschichte deshalb
vorzügliche Beachtung verdient. Allein die meisten Nationen Europas waren
in eine Wechselwirkung gekommen; sie lebten nicht mehr, wie größtentheils
im Mittelalter, von einander getrennt, vielmehr hatte sich ein politisches
Verhältnis gebildet, welches die eine der andern näherte, sowie durch Studien
und Buchdruckerei die geistigen Schätze jeder Nation sich den andern leicht
mittheilten. Nicht wie im alten Griechenland konnte die Literatur einer
Sprache auf sich allein beschränkt bleiben; sie wetteiferten miteinander.
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Geschi chte.
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Auch die Staatsformen wurden in den Bereich der Untersuchnngen
gezogen; so gesellte sich zu den Fortschritten der Kultur ein neues Streben
der Völker nach Rechten gegenüber der unterdes immer mehr gestiege-
nen Regierungsgewalt. Im 16. Jahrhundert rissen sich die vereinigten
Niederlande vom spanischen Joche los, um sich frei zu konstituiren. Im
17. Jahrh. brachen in England die Stürme aus, die den Willkürver-
suchen der Stuarts ein Ende machten. Im folgenden Jahrhundert wan-
delten sich englische Kolonieländer Nordamerikas in eine unabhängige
Ilnion von Freistaaten um, und bald daraus begann in Frankreich
die große Revolution eine so durchgreifende Staatsänderung, wie
niemals vorher eine ähnliche unter den Völkern der Erde stattgefunden.
Allmählich waren uuterdes zwei zuvor fremde Völker: die Türken,
welche 1453 Meister des schlecht regierten byzantinischen Kaiserthums ge-
worden, und die durch Peter den Großen gehobenen Russen, in die Po-
litik der europäischen Staaten verflochten, obwohl diese (die Russen) nichts
Heilsames bieten, sondern nur etwas lernen konnten, und jene (die Türken)
vermöge ihrer moslemischen Denk- und Lebensart dem Geiste des Abendlandes
auf andre Weise zu ferne standen. Beide hatten jedoch durch die Größe ihrer
Massen eine solche Bedeutung, daß sich nach ihrem Zutritt das schon vor-
her angebahnte System des politischen Gleichgewichts — kraft
dessen keine der größeren Mächte ein entschiedenes Uebergewicht erlangen
oder gar eine kolossale, die Selbständigkeit und Kultur der andern Vernich-
tende Despotie (sogenannte Universalmonarchie) ungestraft erstreben darf —
noch weiter ausbildete. Dies so notwendige System stets aufrecht zu er-
halten, war allerdings schwierig. Ein ehrgeiziger, ein mit Talent und
Kühnheit begabter Machthaber konnte sich leicht darüber hinaussetzen; Cha-
rakterschwäche anderer Regenten mit kleinlicher Gewinnsucht und Mangel
an politischem Scharfblick konnten ihm sein Unternehmen erleichtern. Dann
wurde es die Aufgabe der übrigen, oder wenn sie zauderten, die der Völker
selbst, mit gemeinschaftlicher Anstrengung ihn in seine Schranken zurückzu-
weiseu. Wir haben das im Jahr 1813 und 1815 gesehen: Napoleons Uni-
Versalmonarchie brach zusammen; der Krimkrieg rettete die Türkei vor Er-
oberung durch die Russen, deren Macht man leider durch den Untergang
Polens hatte zu hoch steigen lassen und die, seit man nach dem Sturze des
ersten französischen Kaiserreichs in der „heiligen Allianz" eine neue europäische
Ordnung zu gründen versucht hatte, in der europäischen Pentarchie die
dominirende Macht geworden waren. Nach der Zurückdrängung Rußlands
in jenem Kriege fiel die erste Stelle im europäischen Systeme Frankreich
zu, dessen Kaiser mit stolzen Worten erklären konnte: die Pentarchie sei
gestürzt, die Verträge von 1815 hätten aufgehört zu existiren; in der That
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Extrahierte Personennamen: Peter Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: England Willkürver- Nordamerikas Frankreich Napoleons Frankreich