— 179 —
das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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— 181 —
dunkelfarbige Urbewohner. Verhältnismäßig sehr gering ist die Zahl
der Europäer (etwa 200 000).
Ungefähr 3/4 aller Bewohner Indiens sind noch Heiden (An-
Hänger des Brahmaismus, Buddhismus u. a.), 57 Millionen bekennen
sich zum Islam, 21/2 Millionen zum Christentum.
Die ehemalige Einteilung der Hindu in vier Gesellschaftsklassen
oder Kasten (Priester, Krieger, Ackerbauer und Gewerbetreibende,
Dienende) ist in Anpassung an die modernen Erwerbszweige um-
gestaltet, indem sich die beiden unteren in mehrere neue Kasten auf-
gelöst haben. Die außerhalb der Kasten stehenden P a r i a s werden
als rechtlos mit Verachtung behandelt.
A. Die Kimataja-Länder.
Am obern Indus liegt der britische Schutzstaat Kaschmir,
eine herrliche Alpenlandschaft, mit der Hauptstadt Srinagar
(120 000 E.), wo die feinen Kaschmir-Shawls gefertigt werden.
B. Das Tiefland des Indus.
La höre (177 000 E.) im obern Jndusgebiet, dem fruchtbaren
Pandschab, ist ein wichtiger Handelsplatz. — Peschawer (Peschauer,
84 000 E.) ist als „Thor Indiens" eine wichtige Grenzfestung gegen
Afghanistan.
C. Das Tieftand des Ganges.
Es ist außerordentlich dicht bevölkert und hat viele große Städte.
— Delhi (193 000 E.) an der Dschamna, dem großen rechten
Nebenfluß des Ganges, soll früher als Residenz des Großmoguls
2 Millionen Einwohner gehabt haben. Aus der Glanzzeit sind noch
viele herrliche Tempel und Paläste erhalten. — Allahabad am
Zusammenflusse des Ganges und der Dschamna hat 175 000 E.
Benares (220 000 E.) ist eine den Indern heilige Stadt mit vielen
Badeplätzen in dem göttlich verehrten Ganges. - Patna (165000 E.)
ist der Hauptmarkt für Opium, welches besonders nach China ge-
liefert wird. — Kalkutta an dem auch Seeschiffen zugänglichen
westlichen Mündungsarme des Ganges (862 000 E.) ist der Sitz
der indischen Regierung und der zweite Seehandelsplatz.
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— 172
Nr. Name Flächeninhalt in qkm Einwohnerzahl Auf
5. 6. 7. 8. Französische (Jndochina [d. i. Kambodscha, Cochinchina, An- nam, Tongking^, Pondichery) Portugiesische (Goa, Diu, Macao, Osttimor).... Deutsche (Kiautschou) . . . Vereinigten Staaten von Amerika gehörige (Philip- pinen und Suluiuseln) . . 706 000 20 000 500 296 000 25 Mill. 1 80 000 7 „ 35 48 160 24
Ostasien.
Das Kaiserreich China.
Es umfaßt auf einem Flächenraume von 11 Millionen
den größten Teil des hinterasiatischen Hochlandes, ferner die dem-
selben im Osten vorgelagerte Tiefebene. An Größe wird China von
Rußland und Großbritannien (mit den Kolonien) übertroffen, aber
der Bevölkerungszahl nach nur von letzterem Reich. Nach neuerer
Annahme hat China 357 Millionen Einwohner, das ist fast der
gesamten Menschheit. Auf das eigentliche China treffen hiervon
345 Millionen, während die Nebenlander, obwohl sie 2/3 der Ge-
samtfläche einnehmen, nur etwa 12 Millionen Bewohner zählen.
Das eigentliche Khina,
von den Chinesen mit Stolz „das Reich der Mitte" genannt,
breitet sich über den östlichen Abhang des hinterasiatischen Hochlandes
und über die chinesische Tiefebene aus. Das Land wird vom Hoangho
und Jangtsekjang durchflösse:?. Ein weit ausgedehntes Kanalnetz
verbindet dieses wasserreichste Strompaar Asiens (der berühmte Kaiser-
kanal hat eine Länge von 1300 km — der Lange des Rheins).
Das milde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodeus und die starke Be-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Kambodscha Cochinchina Macao Osttimor Amerika Ostasien China China China China Asiens Rheins
— 174 —
stehen geblieben, weil sie in blinder Verehrung zur Vergangenheit
aufschauten und in dünkelhafter Selbstüberschätzung sich bis in die
neueste Zeit von allen andern Völkern abschlössen. Seit 1842 ist
das Land allmählich den Fremden zugänglich geworden. Unaus-
haltsam dringen europäische Einrichtungen vor, besonders seit das
Deutsche Reich, Großbritannien und Rußland an der Küste Be-
sitzungen erworben haben (S. 175).
Infolge rastloser Thätigkeit der (besonders katholischen) Missionäre
zählt China jetzt schon über 1 Million Katholiken und etwa 100 000
Protestanten. Staatsreligion ist die Lehre des Konfutfe, die Niedern
Volksklassen bekennen sich meist zum Buddhismus.
China ist ein unumschränktes Kaiserreich. Der Herr-
scher, „der Sohn des Himmels", vereinigt in sich die höchste Welt-
liche mit der höchsten geistlichen Gewalt. — Das Land wird in
18 Provinzen eingeteilt, welche unter nahezu selbständigen Statt-
Haltern stehen.
China soll angeblich über 50 Städte mit mehr als 7a Million
Einwohner zählen; doch ist die Bevölkeruugsangabe sehr schwankend.
Gewiß ist, daß das Mündungsgebiet der beiden Hauptströme so dicht
bevölkert ist wie kein anderes Land der Erde. Ein Teil der Be-
wohner lebt hier ständig auf Flößen im Wasser. Bei solcher Über-
völkerung treten trotz der Fruchtbarkeit des Bodens oft Hungersnot
und Seuchen auf. Viele Chinesen wandern deshalb nach Indien,
Amerika und Australien aus.
Die wichtigsten Städte Chinas sind:
Peking (mit 1600 000 E.), die Hauptstadt und Residenz
des Kaisers. — Tientsin (fast 1 Million E.) ist die Hafen-
stadt für Peking, mit diesem jetzt dnrch eine Eisenbahn ver-
bunden.
Nanking (72 Million E.), am Jangtsekjang gelegen, ist
eine blühende Handels- und Fabrikstadt, sowie Hauptsitz der chine-
sischen Gelehrsamkeit. — Schanghai (mit 450000 E>) und
Kanton (mit 2v2 Millionen E.) sind die wichtigsten See-
Handelsplätze.
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Ortsnamen: China China China Indien Amerika Chinas Peking Tientsin Peking Nanking Schanghai
— 199
stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe.
Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen-
fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede
sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben.
Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan.
Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten
in das Innere aus.
tlordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und
2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp-
tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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— 269 —
Am nächsten Morgen war das, was wir uns bisher nnr in
der Phantasie ausgemalt hatten, in Wirklichkeit vor uns. Langsam
fuhr unser Schiff in das Goldene Horn und warf den Anker. Da
ist sie nun, die Siebenhügelstadt mit ihrer unvergleichlichen Lage;
das sind die Moscheen mit ihren blitzenden Kuppeln und den schlanken,
weißen Minarets, das die Gärten und Paläste; das ist Kon-
stantinopel, wie wir es uns vorgestellt hatten, nur noch um vieles
schöner, glühend im rosigen Lichte der Frühsonne.
Konstantinopel oder Stambul (d. i. Stadt des Islam) besteht
aus drei durch Meeresarme getrennten Teilen. Auf der asiatischen
Seite liegt Skutari; auf der europäischen Seite dringt ein breiter
Wasserarm in das Land ein, das Goldene Horn, welches das
eigentliche Stambul vou den großen Vorstädten Galata, Pera n. s. w.
trennt. Das Goldene Horn ist der Hafen von Konstautinopel, der
Marktplatz von drei Weltteilen und einer der größten, schönsten und
sichersten Ankerplätze der Welt. Das eigentliche Stambul, welches
rings von den starken byzantinischen Mauern umschlossen ist (vgl.
Bild 38, S. 124), bildet ein Dreieck, dessen Umfang 18 km beträgt.
Die Einwohnerzahl kann niemand genau angeben; man liest von
einer Million, in Wirklichkeit mag die türkische Hauptstadt, die
Vorstädte mit eingerechnet, von 600 000—800 000 Einwohnern be-
völkert sein. Die Stadtteile sind größtenteils aus Holz und enge
zusammengebaut, woraus sich die vielen und großen Feuersbrünste
erklären. Ans dem Häusermeere ragen meist auf Hügeln viele Hun-
derte von Moscheen, oft schöne und kunstvolle Bauten, hervor. Was
die ganze Stadt, die Seeseite ausgenommen, in dunkeln Gürteln
wie Wälder umzieht, das siud Cypressenhaine, welche die Grabstätten
der Moslems beschatten; denn da der Korangläubige nie ein Grab
zerstört, so sind noch alle Grabstätten samt ihren Denkmälern seit
Ankunft der Türken in Europa erhalten, und die Riesenstadt der
Lebendigen ist von Millionen Wohnnngen der Toten umgeben.
Vor allem ist es in Konstantinopel das Straßenleben,
welches auf den Fremden einen großen Reiz ausübt; denn was er
da sieht, ist ihm etwas Neues. Wenn man die bunte Bevölkerung
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Stambul Stambul Stambul Europa Konstantinopel
Hinterindien. §. 21.
63
dem übrigen Europa mittheilten: so hat auch Südasien drei große,
vom indischen Ocean umspülte Halbinseln: Hinterindien, Vor-
derindien, Arabien.
„Diese beiden Gruppen der merkwürdigsten Halbinselländer des
Morgen- und Abendlandes sind die größten Bereicherungen beider Erd-
geftalten; es sind ihre am schönsten und mannichfaltigsten ausgerüsteten,
ihre am meisten entwickelten Glieder und Organe des Verkehrs, die von
Ost gegen West ein Drittheil der Erde umlagern und auf ganz verschiedene
Oceane angewiesen sind. Zu ihnen gehören sechs der verschiedensten Länder-
systeme, deren jedes mit seinen Bewohnern eine Welt für sich bildet." l)
8. 21.
Hinterindien.
Die tropische Halbinsel Hinterindien, zwischen der süd-
chinesischen See und dem bengalischen Busen, steht im N. unter
dem Wendekreise des Krebses mit dem centralen Hochlande in un-
mittelbarer Verbindung und enthält dessen südlichste Gliederungen
in Berg- und Stromsystemen. Eines dieser Glieder, das mittlere
und schmälste, die Halbinsel Malüka, erstreckt sich bis in den Sunda-
Arckipelagus und in die Nähe des Aequatorö. Dadurch entsteht
eine bedeutende Küstenentwickelung der ganzen Halbinsel (1500 M.
oder 1:27, wie in Europa).
Fünf große Meridian-Gebirgsketten durchziehen die mit
einem fast übermäßigen Wasserreichthum gesegnete Halbinsel von N
nach S. und scheiden sie in vier Längenthäler, deren jedes von
einem Strome (ebenfalls von N. nach S.) durchflossen wird: a.
das choch in-ch inefische Küstengebirge; d. das ostsiamesische
Scheidegebirge (zwischen dem Cambodja-Fluß und Siam); c. das
westsiamesische Scheidegebirge (zwischen Siam und Birma); ck.
das birmanische Scheidegebirge; e. die Küstenketten von Ara-
kan. Die bedeutendsten der vier Haupt ströme sind der Cambodja
und der Jrawadi. Dieser Gleichförmigkeit der Gebirgs- und Fluß-
systeme entspricht die des Klimas (ein tropisches mit Monsoons und
regelmäßigen Regenzeiten) und der Producte, in deren Reichthum
die hintere Halbinsel mit der vordem (§. 22) wetteifert. Eigen-
thümlich hat sie edle Metalle und zahlreiche Elephanten, namentlich
ist in Siam die Abart der als göttlich verehrten weißen Elephanten
zu Hause.
‘) Vgl. Ritt er's Erdkunde von Asien, I. S. 63 ff.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Europa Hinterindien Hinterindien Hinterindien chinesischen_See Malüka Sunda-
Arckipelagus Europa Cambodja-Fluß Birma Cambodja Asien
68 Bevölkerung Vorderindiens. Das Britische Indien. § 22.
Bevölkerung. *)
Wie mannigfache Verschiedenheiten auch bei einer Bevölkerung
von 185 Mill. (im Mittlern Hindostan etwa 9000 auf 1 Ihm.)
Vorkommen mögen, so unterscheidet man doch heute noch, wie vor
dreitausend Jahren, neben den Resten der Urbevölkerung, vorzugs-
weise zwei große Völkerstämme in Indien, den arischen, welcher
das eigentliche Culturland Indiens, den Norden des ganzen Landes,
vom Himalaya bis zur Vindhjakette, nur mit Ausnahme des eigent-
lichen Bengalen, eingenommen hat, und den dekhanischen Stamm,
südlich von jenem.
Die arischen Inder sind das äußerste Glied des großen indo-ger-
manischen Völkerftammes gegen O. und gehören, wie dieser überhaupt,
zur caucasischen Rasse; ihre dunklere Hautfarbe läßt sich aus klimatischen
Einflüssen erklären; sie reden Sprachen, welche auf dem Sanskrit be-
ruhen oder doch mit diesem nahe verwandt sind. Auch die dekhanischen
Inder haben das caucasische Gepräge, ihre Hautfarbe ist noch dunkler,
als die der Arier, ihre Sprachen aber gehören alle einer, vom Sanskrit
wesentlich verschiedenen Familie an, deren ausgebildetster Zweig das
Tamil genannt wird.
Reste der Urbevölkerung finden sich noch zu beiden Seiten des Vin-
dhja-Gebirgcs, welcke als eine besondere Nasse erscheinen und, ohne Neger zu
sein, sich diesen nähern; sie stehen noch auf der tiefsten Stufe der Cultur. Zu
diesen drei verschiedenen Völkerstämmen kommen dann noch die Grenzvölker,
welche aus Hinterindien in das östliche Indien, vom nördlichen Hochlande in die
Himalayagebiete hineinragen und die, welche auf der Grenze zwischen der irani-
schen und indischen Welt wohnen.
Die vorherrschende Religion ist die buddhaistische (150 Mill.),
nur etwa 7is, höchstens Vio der Einwohner sind Mohamedaner, vor-
zugsweise im Pendjab; dazu kommen noch zahlreiche Stämme, namentlich
im Osten, welche ohne alle Cultur leben und Religionsgebräuche haben,
die von denen der Hindus wesentlich abweichen. Das Christenthum
hat in Indien, trotz zahlreicher Missions-Stationen, namentlich im süd-
lichen Dekhan und an der Ostküste dieser Halbinsel, noch wenig Verbrei-
tung gefunden, hauptsächlich weil die starren Religionssatzungen der
Hindus mit ihren Lebensverhältnissen aufs innigste verschmolzen sind.
I. Das Britische Indien.
Das britische Indien („die Perle in der Krone Großbritan-
niens") zerfällt in:
1. Unmittelbare Besitzungen unter den drei Präsidentschaften
von Bengalen, Madras und Bombay und den beiden Viceprä-
sidentschaften a. der nordwestlichen Provinzen und von Audh, und
b. des Pendjab; im Ganzen 40,000 Ihm. mit 135 Mill. E.
9 S. Petermann's Mittheilungen, 1657, Tafel 15.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Insel Ceylon. §. 22.
78
Daher müssen diese in weitem Umwege bis zum Aequator und darüber
hinaus steuern, wenn sie sicher gehen wollen. Der größte Theil des
Innern besteht aus einem höchst malerischen, reich bewässerten und frucht-
baren Berglande mit Wäldern riesenhafter Bäume (Kokus- und andere
Palmen, Brodfruchtbäume, Bananen, indische Feigenbäume, neben der
Baumwollenstaude der mächtige Baumwollenbaum); hauptsächlich aber
ist Ceylon die eigentliche Gewürzinsel, und der ächte Zimmtbanm war
bis vor wenigen Jahren ihr allein eigenrhümlich. Zugleich ist die Insel
ein Tummelplatz für die mannichsaltigste Thierwelt „von den flatternden
Papageien und glänzenden Pagoden-Dögeln, den springenden Affen-
heerden, lauernden Leoparden, einhertrabenden Büffeln, fliehenden An-
tilopen und stampfenden Elepbanten bis zu den schwärmenden Leucht-
käfern, quakenden Fröschen, schwirrenden Cicaden und sich ringelnden
Schlangen." Der Boden enthält Eisen in Fülle und eine außerordent-
liche Menge und Mannichfaltigkeit edler Steine, während das Meer
die kostbaren Perlenaustern und großen Seemuscheln (zu Gefäßen, Instru-
menten , Schmucksachen dienend) nährt und das reinste Salz an den
Ufern ablagert. Daher hat man die Insel die „Krone der indischen
Lande" genannt, ja sogar hier das Paradies gesucht. Sie ist ein Hauptsitz
des Buddhaismns und wird von den buddhistischen Völkern Hinterin-
diens als der Hauptsitz ihrer Religion betrachtet. Der (6950' hohe)
Adams Pie wird alljährlich von Tausenden opfernder und büßender
Pilger besucht, denn die Mohamedaner glauben, von hier aus habe
Adam das letzte Mal das im 7. Himmel gelegene Paradies, aus dem
er verstoßen war, gesehen, die Malabaren und andere Hindus verehren
hier die Fußstapfe Siwa's, und für die Buddhisten ist hier Gautama
Buddha vom Himmel zur Erde gestiegen. Die jetzige Hauptstadt ist
Colombo; ein trefflicher Hafen aber und gleichsam der Schlüssel In-
diens Trinkonomali im N.-O.
Außerdem gehören noch einige unbedeutende Inselgruppen zu Indien: die.
Lakkadiven und Malediven im W. der Küste Malabar, eigentlich Gipfel
einer vom Meere bedeckten Fortsetzung der Ghattakette, von Korallenriffen um-
geben und schwer zugänglich.
Ii. Die noch unabhängigen Alpenlandschaften im Norden.
1. Nipal auf den südlichen Terrassen des Mittlern Himalaya,
in jeder Beziehung eine Uebergangsstufe zwischen indischer und tibe-
tanischer Natur und Bevölkerung (namentlich auch zwischen den Be-
kennern des Brahma und Buddha), hat seiner abgeschlossenen Lage
eine gewisse Selbständigkeit zu verdanken, denn nachdem der west-
liche Theil (1815) an die Briten verloren gegangen, hat sich in
dem übrigen Nipal die Dynastie der Gorkhas erhalten. Keinem
Engländer ist es gestattet, ohne ausdrückliche Erlaubniß des Landes-
herrn Nipal zu betreten.
2. Bhotan oder Butan, ein kleines Gebiet in der Ostgruppe
des Himalaya, bildet eine Mittelstufe zwischen dem hohen Ost-Tibet
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Adams Gautama
Buddha Nipal Bhotan