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1. Theil 1 - S. 272

1821 - Nürnberg : Campe
272 Ramen dieses Sohnes abgefordert, und der Tod ange- droht, wenn er sie nicht herausgeben würde. Mit tief verwundetem Herzen fügte sich der unglückliche Monarch in alles. Er ließ sich auch gefallen, nach Ingelheim zu kommen, wö ihn Heinrich mit seinen Anhängern er- wartete, Und ihn dukch schreckliche Drohungen nöthigte, ganz der Regierung zu entsagen. Nun hatte der königliche Schurke, was er wünschte. Er ging also trinmphireud nach Mainz zurück, und ließ den Vater als Gefangenen zu Ingelheim. Alles wurde sogleich an den Pabst berichtet, der seinen Beifall und seinen apostolischen Segen dazu gab. Vater Heinrich aber fand Gelegenheit, wahrend der Freudensbezeugungen, die man zu Mainz über die Thronbesteigung seines ungerathencn Sohns anstellte, aus seinem Gefängniß zu entfliehen. Glücklich erreichte er Cölrr; da er sich aber hier nicht für sicher hielt, so ging er weiter nach Lüttich, wo sich der Bischoff Otbert sei- ner freundlich annahm. Das zerrissene Vaterherz konnt; er aber doch nicht heilen, und so geschah es, daß Hein- rich Iv. schon im folgenden Jahre vor Gram starb (1106). Noch aber hatte die Verfolgung gegen ihn kein Ende«. Otbert ließ die Leiche mit allen Ehren in die Sanct Lambertuskirche begraben. Auf Befehl des pabstlichen Legaten mußte er sie aber wieder ans der Gruft heraus- nehmen lassen, bis der Bannfluch von ihr genommen ' seyn würde. Unbeerdigt wurde nun der Leichnam auf einer kleinen Insel in der Maas ausgesetzt. In der Folge führte man ihn nach Speyer, und wies ihm eine Gruft in Maria Münster an, welche Kirche er selbst erbaut hatte; allein der fanatische Bischoff erklärte sie für ent- heiliget, und wollte von nun an keinen Gottesdienst mehr darin halten lassen. Er ruhete nicht eher, bis Heinrich zum zweitenmal aus dem Grabe genommen

2. Theil 1 - S. 16

1821 - Nürnberg : Campe
scheu, lebten; ihre Pflicht aber war, die Uecker zu be- stellen, die man ihnen einräumte, und ihrem Herrn jedes Jahr eine gewisse Menge Getreide davon abzuliefern. Auch Vieh und Kleidungsstücke mußten sie ihm jährlich geben; vermuthlich auch Holz für ihn fällen und spalten, auch andere schwere Arbeiten verrichten, zu welchen die Frauen zu schwach und die freien teutschen Männer zu stolz waren. Erfüllten die Leibeigenen treulich ihre Pflicht, so wurden sie mild und gut behandelt ; sehr selten beka- men sie Schlage, oder wurden in Fesseln gelegt; reizten sie aber ihre Herren zum Zorn, so hatte freilich mancher das Schicksal, ohne weiters todt geschlagen zu werden, und für einen solchen Mord war der, der ihn verübte, keinem Menschen verantwortlich. Religion der Teutschen. Die alten Teutschen waren Heiden. Sie verehrten nicht, wie wir, den einzigen wahren Gott; aber auch keine lasterhafte Gottheiten, wie die Griechen und Rö- mer. Die Gegenstände ihrer Verehrung, waren die wohlthätige Sonne, der freundliche Mond, die freigebige Erde und das alles erwärmende Feuer, als Bild der Sonne. Ein mächtiger Gott ließ über ihren Häuptern, hinter schwarzem Gewölle, den Donner rollen und schleu- derte mit gewaltiger Hand den Wettcrstrabl: dieß war, ihrer Meinung nach, der mächtige Gott Thor. Richt minder furchtbar war ihnen Wodan, der Gott des Krieges, der von ihnen angerufen wurde, wenn sie zur Schlacht auszogen, und dem sie einen Theil ihrer Gefan- genen opferten. Auch Freia, die holde Göttin der Liebe, hatte bei ihnen ibre Altäre, und jedes junge Paar, das sich durch die unauflöslichen Bande der Ebe mit ein- ander verbinden wollte, richtete an sie seine Gebete, und brachte ihr jcme Gaben.

3. Theil 1 - S. 153

1821 - Nürnberg : Campe
153 setzen würde, wenn etwas davon an den Tag käme. Wie so viele andere leichtsinnige Mädchen dachte sie, es könne unmöglich jemand etwas davon wahrnehmen und sie verrathen. Nun fiel aber etwas vor, das sie sich nickst leicht hatte träumen lassen. Indeß sic nämlich unbesorgt mit ihrem Eginhard in dem Zimmer schwatzte und koftte, fiel außen ein kleiner Schnee; und als der Geliebte sich vor Tags wieder entfernen wollte war der ganze Schloß- hof weiß. Mit Entsetzen bemerkten die beiden Liebenden dieses Unglück; Eginhard konnte nun nicht von ihr gehen, ohne Spuren seiner Schritte irr dem Schnee zu hinterlassen ; jedermann konnte am frühen Morgen sehen, daß in der Nacht ein Mann bei ihr gewesen war; ihr guter Name war unwiderbringlich verloren, und wenn erst der strenge Vater etwas davon erfahren sollte, denr seine Ehre über alles ging? — Das zärtliche Paar schau- derte vor den Folgen dieses Leichtsinns. Da nun aber die Mädchen in ihren Liebesnöthen meistens sehr erfinderisch sind, so verfiel auch Emma in dieser Verlegenheit auf einen ganz herrlichen Gedanken. Sie erbot sich nämlich, den Mann der Liebe auf die Schultern zu nehmen, und über den Schloßhof zu tra- gen, damit mau hin und her nur Mädchentritte in dem Schnee sehen möchte. Eginhard sträubte sich anfangs gegen den Antrag; endlich ließ er sich aber doch bereocn, und Emma fühlte sich stark genug, eine so süße Last zu tragen. Indem sie aber rüstig mit ihrem schönen Ritter über den Schnee dahin schritt, wollte das Unglück, daß Vater Karl, der gerade diese Nacht nicht schlafen konnte, in dem Fenster lag, und in das Freie hinaus schaute. Er erkannte sogleich das liebe Töchterchen und seinen wackern

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 535

1874 - Mainz : Kunze
Afrika — das Land. 535 Tongrube.) Nach spätern Beobachtungen und Erkundigungen desselben Reisenden in Vorku (südöstl. von Tu) scheint dieses Gebirg sich weiter nach So. zu erstrecken (wo der Kussi, der, wie der Tustdde, einen mäch- tigen Krater besitzt und sich zweier Thermen erfreut) und in einem riesigen Bogen von Tu bis uach Darfur im O. zu reichen, wo es vielleicht mit dem Centralgebirge Marr ah dieses Landes in Verbindung steht. — Diese und andere Berge und Berggruppen der Wüste sind meist ohne Humusdecke; sie stehen da arg zerklüftet, in der Farbe ihres Gesteins, hier röthlich, dort grau oder blendendweiß, auch ganz schwarz (wie die Harudsch- berge nordöstl. von Mursuk). Ein so widerwärtiges Land I Und doch wird es — und wurde es schon vor alter Zeit — von Karawanen durchzogen, um Elfenbein, Goldstaub, Straußfedern, besonders Sklaven an die Küsten des Mittelmeers zu bringen, und wiederum Waaren allerlei Art, nebst dem Salz der Wüste selbst, zu den Völkern des Sudan. So vermag das Han- delsiuteresse Wege durch die Wüstenei ausfindig zu machen, und das einzig dazu taug- liche Thier, das Kamel, nämlich das Dromedar, bietet seine Dienste dazu an. Es gibt denn wirklich mehrere Straßen,*) manche auch sich kreuzende, durch die ganze Breite der Sahara, wo entweder daliegende Gebeine gefallener Kamele und Sklaven — denn von diesen Unglücklichen, die in der Karawane zu Fuß, durch Stricke aneinander ge- hängt und mit Lasten bepackt einher Waden müssen, kommt stets eine große Zahl um — oder hervorragende Felsen oder bekannte Schluchten und Wadis die Wegweiser sind; und wo es an Markzeichen fehlt, muß der Wüstenreiter, wie der Schiffer auf dem Meere, zu Compaß und Gestirnen seine Zuflucht nehmen. Dies letztere ist um so nöthiger, da man der Kühlung halber immer einen Theil der Nacht znm Marsch ver- wendet und für die heißesten Stunden des Tags wo möglich einen Ruheplatz zu er- reichen sncht. Im Mai 1850, wo Barth sich noch in den nördlichen Gegenden der Sahara befand, stieg die Wärme anf 32, im Juni südwestlich von Mursuk auf 35, einmal auf 36° R. im Schatten. Nun denke mau sich auf eine schattenlose Hams-da! „3n Nubien, sagt der Araber, ist die Erde Feuer, der Wind Flamme." Nur die Nächte gewähren Erfrischung, doch leicht eine gefährliche, indem die Kühlung zur Kälte, der erquickende Thau nicht selten zum Reif wird, und so in 24 Stunden die grellsten Gegensätze der Temperatur stattfinden können. Nach einem sehr heißen Tage beobachtete Barth am andern Morgen nur 4 Grad. Zu den kleineren Plagen, die den Europäer und selbst den Afrikaner in der Wüste erwarten, kann mau die optischen Täuschungen (Luftspiegelungen) rechnen, die der bekannten Fata Morgana der Meerenge von Mefsiua ähneln; oft wähnt der ermüdete, *) Außer den bereits genannten Karawanenwegen seien als wichtigste noch er- wähnt: die von Kano und Sökoto (in den Haussasta aten, links des untern Quorra) über Asben und Rhat (Gh at), und von da entwederüber Rhadämes (Ghadämes) oder über Mursuk nach Tripoli; die von Timbukiu über Tandeni und Bel Abbas nach Mogadür in Marokko, wegen Wassermangels die beschwer- Uchste aller; die von Tibesti über Bilma und Agsdes (in Asben) nach Asanad und Timbuktu.

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 510

1874 - Mainz : Kunze
510 Asien — Türkei. Belebung des Verkehrs über Erzerum und Tabris nach Teheran wieder bis auf 50000 Köpfe gestiegen. Die reich bewässerten und üppig fruchtbaren Landschaften an der Süd- ostküste des schwarzen Meeres (Lasist an) bilden eine Anzahl kleiner, meist räuberischer, untereinander selbständiger Vasallenstaaten, welche die Oberherrschaft der Pforte an- erkennen. h) Inseln der asiatischen Tü rkei. — Im Marmorameere (Propontis) die9 Prinzen-Jnselchen nahe dem Bosporus, vou Griechen bewohnt, und die größere Mar mar-Adassi oder Marmorinsel, — Im ägeischen Meere, vor der Küste Klein- asiens: Bogdfcha oder Tenedos mit einer türkischen Beste, klein aber weinreich. — Midi Hu oder Lesbos , voll Buchten und guter Häfen; viel Oliven, Trauben, Feigen u. s. w. Noch stehen die alten Orte Molivo oder Methymua, und Castro Mete- lin o oder Mytilene. Die schöne Insel, Alkäus' und der Sappho Heimat, hat auf 29 Qm. nur L3000 Bew. — Südlich von Lesbos die fruchtbare Sakys oder Chios. Von Griechen bewohnt, noch vor wenig Jahrzehnten mit einer Bevölkerung von 114000 Menschen und reich durch Handel mit Mastix (Harz des Pistazienbanms), Seide, Wein und Südfrüchten, ist sie jetzt meist verödet und zählt kaum 40000 Bewohner. Die Chioten nämlich hatten an dem bekannten Aufstande der Hellenen Theil genommen; der Kapndan Pascha übersiel plötzlich die Insel, anf den Sieg folgte barbarisches Verwüsten und Morden, und mehr als 40000 Chioten wurden zuletzt als Sklave« abgeführt und verkauft. Während die christlichen Mächte Europas solche Greuel ruhig geschehen ließen, sannen die tapfern Bewohner der kleinen Nachbarinsel Psara, kühne Seeleute, auf Rache; geschickt ruderten sie in die noch auf der Rhede von Chios liegende Türkenflotte hinein, und zündeten das Admiralschiff an, das mit dem Kapndan Pascha in die Lnft flog. Dies geschah nachts den 19. Juni 1822, und trug dazn bei, andre Inseln, be- sonders Samos, vor ähnlichem Unglück zu bewahren. Syssam Adassi oder Sa- mos, der Pforte bloß tributpflichtig, übertrifft deshalb gegenwärtig das größere Chios an Produktion und Bewohnerzahl. Von den kleineren Inseln weiter südlich merken wir nur den meist unfruchtbaren Felsen Pathmos, der von wenig Schiffern bewohnt, doch als Exil des Apostels Johannes berühmt ist. Die Grotte, worin er gewohnt haben soll, wird durch Lampen erleuchtet. — Rados oder Rhodos mit Waldgebirg und schönen Thälern, und zu verschiedenen Zeiten ruhmvoll in der Geschichte genannt, hat gegenwärtig, wo es von kaum 35000 Griechen und Türken bewohnt ist, nur ge- ringe Bedeutung. Die gleichnamige Hauptstadt, 1856 von einem Erdbeben schrecklich zerrüttet, wird aber von den Türken als Festung und Kriegshafen sehr Werth gehalten, und mit Recht, wenn man sie in gleicher Weise vertheidigt, wie sie von der freien Bürgerschaft (305 vor Chr.) gegen Demetrius Poliorcetes, und von den Johanniter- Rittern 1522 gegen die Türken vertheidigt wurde. Der höchste Punkt der Insel Rho- dns, worauf vor alters ein Zeustempel stand, hat 1494 m. Höhe und gewährt eine weite reizende Umsicht. Umfangreicher ist Cypern (149 Q. M., 110—120000 E. meist Griechen) vor dem Golfe von Skanderun. Schöues Gebirg (Olymp 2010 m.), fruchtbare Ebenen, mildes Klima, vortrefflicher Wein, aber elende Bebauung. Im alten Hellas galt diese herrliche Insel für einen Lieblingsaufenthalt Aphrodiles, deren Tempel zu Jdalium, Paphos und Amathus prangten. Nach Untergang des griechisch-macedo- nischen Glanzes gerieth sie in die Gewalt der Römer, dann unter byzantinische Herrn;

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 280

1874 - Mainz : Kunze
280 Tie Erde als Weltkörper. sie sich erstreckt, worauf sie dort ruht, und was noch weiter unten hinter dem Fundamente vorhanden ist, wer kann das ergründen? Selbst den Rand der Scheibe aufzusuchen, mag gefährlich sein; wer weiß auch, ob es über- Haupt möglich ist, sich ihm zu nähern? Vielleicht stützt sich grade dort auf den Kreisrand der Erde das ungeheure Gewölbe des Himmels, woran Sonne, Mond und Sterne ihre Bahnen ziehen. Wo freilich diese leuchten- den Körper beim Aufgang herkommen, wo sie beim Untergang hingehen, das ist ein Räthsel; aber daß sie kommen und gehen, ist gewiß.' So oder ähnlich lautet sicher noch jetzt die Meinung vieler Millionen, und so hat sie vor alters unter den Völkern der Erde gelautet, ehe man durch vielfältige Erfahrungen auf andere Ansichten und, durch Fortschritte in mathematischer Wissenschaft, zu Ueberzengnngen kam, die man trotz aller Phantasie und Erfindungskraft früher nicht haben konnte. Der Dichter Homer — etwa 1000 Jahre vor Chr. — dachte sich die Erdscheibe vom Oceamis, einem Strome, umflossen, und dahinter Säulen als Stützen des Him- mels. Bei den Hebräern, z. B. in Jesaias Zeit, 750 vor Chr. Geb., war man zweifelhaft, ob sie eine kreisartige oder viereckige Platte sei, doch floß das Meer herum; und wie dem Homer seiu Griechenland, so war ihnen die Stadt Jerusalem die Mitte derselben; nur glaubten sie nicht, wie jener Dichter, daß die Sonne ein Gott sei, der abends mit seinen Strahlen in den Oceanns tauche undvon W. nach O. die Erde umfahrend, morgens am Himmel wieder aufsteige. Auf der Mitte der Erde zu wohnen, war übrigens ein Vorzug, den sich nicht leicht ein Volk nehmen ließ. So hielten die Hindu oder Jndier den Götterberg Mern (ihren Olymp) für das Centrum der von Gebirgen eingefaßten, anf dem Weltmeer schwimmenden Erdscheibe. Schwimmend dachte sie auch der Philosoph Thal es aus Milet, einer der 7 Weisen Griechen- lauds; er sah in der Erde eine walzenförmige Masse, lehrte indes schon die wahre Ur- fache der Sonnen- und Mondfinsternisse und wußte die Sounenverfinsterung vom 30. Sept. 610 vorherzubestimmen. Sein Schüler Pythagoras aus Samos (um 550 v. Chr.) studirte auch in Indien und Aegypten und lehrte schon die doppelte Bewegung der Erde um sich und die Sonne, sowie die Kugelgestalt der Erde und wird deshalb der „Großvater der Kopernikaner" genannt. Zwar wollten nur wenige daran glauben, denn noch 100 Jahre später lächelte der völkerkundige Herodot darüber; aber Nu- stoteles aus Stagira (um 350), indem er zuerst auf die runde Begrenzung des Erd- fchatteus bei Mondfinsternissen hinwies, pflichtete bei und dachte sich die Kngel frei schwe- bend, obwohl an gleicher Stelle und unbeweglich, rings von der Luft, inmitten der Himmelskugel, umgeben. Die meisten dieser Kenntnisse haben die Griechen uns nur überliefert, ohne sie selbst durch Beobachtungen erworben zu haben; dieselben stammen vielmehr von den Babyloniern und noch weit mehr von den Aegyptern, die durch das Fallen und Stei- gen des Nils zu Himmelsbeobachtuugen genöthigt wurden. Sie waren es auch, welche die Sterne in Sternbilder abtheilten, und im Tempel zu Denderah am Nil sogar eine

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 569

1874 - Mainz : Kunze
er mit einer solchen Wasserfülle ausgestattet, daß er im Stande war, von der Einmündung des Atbara an noch 300 Meilen ohne weitere Zuflüsse zu durchlaufen und, trotz der Verdunstung unter so heißem wolkenleeren Himmel, bis ans Meer zu gelangen. Und dies nicht allein, die Eigenthüm- lichkeit seines tropischen Geburtslandes, alljährlich zur Sommerszeit mit häufigen Regengüssen begabt zu werdeu, machte es möglich, auch alljährlich seine Ufer, wo ihre Höhe es zuließ, zu überschreiten, den Boden zu wässern und mit seinem Schlamme zu befruchten, den Anwohnern überlassend, durch Kanäle und Dämme den Segen noch weiter zu verbreiten. So war es vor Jahrtausenden und so ist es noch. Im Mai beginnt die tropische Regenzeit Abessiniens und seiner westlichen Nachbarländer, Ende Juni kommt die Flut bei Assuän auder Grenze Aegyptens an, macht sich Anfang Juli in Kairo bemerklich*) und Ende September pflegt der Nil seine größte Höhe zu erreichen und etwa 2—3 Wochen auf derselben zu verharren. In der letzten Woche des Oktober, manchmal erst im November, beginnt er zu fallen, anfangs schnell, dann langsamer, gerade umgekehrt wie es beim Steigen geschieht. Das Sinken währt bis in die 2. Hälfte des Mai; auf feinem niedrigsten Wasserstande verharrt somit der Strom nur kurze Zeit. Es ist für den Europäer ein eignes Schauspiel, wenn er im Herbst das Land zu beiden Seiten mit gelbem Wasser bedeckt sieht, woraus Palmen, Dörfer und schmale Dämme hervorragen, und es von Kähnen wimmelt. Nach Ablauf der Gewässer wird der schwarze Schlammboden ohne weitere Düngung besäet. Daun aber, während nnsers Winters, entfaltet dort die Natur ihre Herrlichkeit, au Frische und Kraft der Vegetation manche ge- priefene Landschaft Europas überbietend. Im Frühling ist die Ernte schon abgethan, der Boden überzieht sich mit dickem grauen Staub, bald dorret vor Hitze das Laub wieder von den Bäumen, und man harrt der neuen Belebung und Befruchtung. Dabei hat Aegypten auch feine Mißjahre, wenn nämlich der Strom zu wenig oder zu viel austritt; zu einer guten Überschwemmung ist erforderlich, daß das Waffer am Nilometer auf der Insel Rhoda bei Kairo 22 Grad erreicht, d. i. 10 m. Steigt das Wasser höher, so richtet die Ueberschwemmuug Verwüstungen an; wird die ange- gebene Höhe vom Strome nicht erreicht, so bleibt ein Theil der Felder nn- fruchtbar. Nach der Höhe der Ueberschwemmnng richtet sich der Steuer- satz. Bei Kairo beträgt der niedrigste Nilstand über dem Meere 51/5 m , der höchste 13 m-, der Unterschied zwischen dem niedrigsten und höchsten Stande also ungefähr 8 m.; bei Theben beträgt dieser Unterschied 12 m.f bei Affitän 16 m. Man hat berechnet, daß im Delta die durch die Schlamm- *) In Gondokoro am weißen Nil ist die Anschwellung bereits Anfang Feb- ruar wahrzunehmen, in Khartnm Ende März, in Dvngola Ende Mai. Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. o7

8. Erdkunde - S. 307

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
307 Früher wurde die Messe weiter abwärts an der Wolga in einem dem hl. Makarius geweihten Kloster gehalten. Als aber im Jahre 1816 der Bazar daselbst niederbrannte, verlegte die Regierung den Markt an die Mündung der Oka in die Wolga nach der Stadt Nischnij-Nowgorod, deren Lage sehr günstig ist; denn hier treffen nicht weniger als sieben große Handelsstraßen zusammen; zudem liegt die Stadt auch an der Eisenbahn. 1822 wurde von der russischen Regierung ein großartiger Bazar aus Steinen gebaut, der aus 60 Gebäuden mit mehr als 2500 Verkaufsläden besteht; aber auch dieser ungeheure Bazar reicht während der Messe nicht für den Handel. Es müssen oft noch über 3000 Holzbuden er- richtet werden. Die Messe beginnt am 15. Juli und dauert bis zum 27. August. Das Völkergetümmel, welches während dieser Zeit herrscht, ist unbeschreiblich. Aus Rußland allein finden sich mehr als 30 verschiedene Völker zusammen; dazu kommen Geschäfts- leute aus fast allen europäischen Staaten. Asiaten scheuen nicht den weiten Weg von Afghanistan und vom Indus her; selbst aus dem östlichen Sibirien kommen Jakuten mit Mamutzähnen, welche sie an der Lenamündung aus dem Eise hervorgruben. Auch viele Chinesen erscheinen mit Thee, Lackwaren und anderen Erzeugnissen des Reiches der Mitte. Der Wert der zum Verkauf ausgestellten Waren beträgt oft über 600 Millionen Mark. Zu den reichsten Buden gehören diejenigen, in welchen Pelzwerk verkauft wird. Tritt man in eine solche Bude, so sieht man an den Wänden einige un- scheinbare Kisten und einige in Matten gehüllte Ballen, auf denen die Verkäufer plaudernd sitzen. Aber der Sitz des einen ist eine Kiste voll schwarzer Fuchsbälge, welche über 300 000 Mark wert sind; der andere hat vielleicht einen noch kostbarern Sitz. Hier wird nur im großen verkauft, und werden bedeutende Summen um- gesetzt. — Einen noch auffallender» Gegensatz zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als 100 000 Rubel (1 Rubel — 3,24 Mark) Perleu liegen. Ein sehr wichtiger

9. Erste Anfangs-Gründe Der Geographie - S. 110

1741 - Nürnberg Nürnberg : Homann Fleischmann
lio Von Deutschland. Landes treffen wir vier besondere Provinzen an: welche sind x. Aas Fürstenthum Anhalt (Anbaiti- ) gleich unter dem Fürstenthum Halbcrsiadt. (Orange gelb) s. Die Landgraffchast Thüringen ( Landgra-viatu* jburingi*) unter vorigem lincker Hand wertst (Strohgelb) Z. (Lbtm&acbfen Eieäpratm Saxoni*) neben vo- rigem zur Rechten. (Safran) 4. Die Marggrafschaft Meisstn (Marcbionatus Mifhia) unter vorigem, l Orenos gelb rgl. Al!e diese Provinzen werden sonst mit dem allgemeinen Namen Ober - Sachsen (Saxonia Juperior') genkunst. 211. Der unter Westfalen aeleacne Zinober rotb istu- minirte Fleck Landes stellet uns drey Haupt'provin- tzen vor, als da sind i. Die Landgrafschaft Hcsstn (Landgraviatus Ha/.- /<*) oben.' ( Ziuober-roth) L. Die gefürstete Abtey ^nlda ( Abbatia Fulden/s') unter vorigem, (melirt Zinober) g, Die Grafschaft Xdaiocd’ ( comit. Wauccdcnf.) melirt Zinober. 4. Die wetteran (Vedcrovia') neben vorigen zur Lincken. ( melirt Zinober) imi. Der unten gelegene und Graß - grün illuminirte Fleck Landes stellet das gñntze Lranckenlñnv ( Er an- coni a ) vor §. i2. Nebst diesen vornehmsten Provinzen Don Teurschlanb mercken wir nun auch die st ro- ßen und berühmtesten Flüsse, deren ftchse sind: als r. Die

10. Erste Anfangs-Gründe Der Geographie - S. 449

1741 - Nürnberg Nürnberg : Homann Fleischmann
Von Pmlssel?- 445 gagjp »—i ■ . -------—— ______ ~'-T • -r sierburg heissen das Preussische Llthauen, und wohnen darinnen die Saltzburgische Emi- granten. if. z r. Von der r^arur ist dieses Landmit mancherlei) Segen begabet; indem es an Ge- ireyd und Vieh einen grossen Überfluß bat. Auch gibt es darinn viel Hvmg und Wachs, Item eine grosse Menge Bernstein /der aus der; See gefischet wird- /. ?2. Die Einwohner nchren sich voll dem Ackerbau, der Viehzucht und Handlung, und ist ihre Anzahl vor einigen Jahren durch die gedachte Saltzburgischen Emigranten sehr vers mehret worden. Z. ??Jn Preuffen werden alle drey Re- ü'glonen gedultet, obwohl in dem Brandm-» burgjschen Theü die reformirte die Oberhand hat. Daß auch die Preuffen Liebbaber von den Studils fct;n ^ davon zeugen die feine Gymnaflq rmd die Universität zu Königsberg. . /. Z4- Die Sprache betreffend, ist zu med- rken/ daß m Preuffen die von Adel, Gelehrte Änd andere civilisim Personen meistens teutsch reden, was aber den gemeinen Pöbel und die Bauern anlangt, so ist ihre Sprache ein Dia- lekt von der Polnischen und Manischen Spra- che, je nachdem sie naher an diesen oder jenen Staat angrenhem §. Zf. Die Regierungs -- Form ist in Mreufferi also beschaffen, daß das Polmsch- §f ' Preus-
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