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1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 44

1898 - Schwabach : Schreyer
— 44 — dem reichgeschmückten Reichssaale. Hier wurden Jahrhunderte lang Reichs- tage abgehalten. In den Gewölben befinde: sich die mit schrecklichen Folterwerkzeugen ausgerüstete Folterkammer. Dem Rathause gegenüber steht das Dollingerhaus mit dem Dollingersaal. In letzterem erblickt man an einer Wand die Abbildung eines schweren Kampfes zwischen zwei Rittern. Die (Sage*) weiß uns darüber folgendes zu erzählen: Einst durchzog Deutschland ein riesenhafter Heide aus Uugaru, Namens Krako. Er war 10 Schuh groß. Sein Helm wog 20 Pfund, sein breites Schwert maß 3 Ellen, seine Lanze war dick und lang wie ein Baum. Seine Brust schützte ein Gewand aus der dickeu Haut eines Elesanten. Der Riese forderte jeden Ritter zum Zweikampf heraus und blieb immer Sieger; denn er stand im Bunde mit dem Teufel. Schrecken verbreitete sein Name. — So kam er auch gelegentlich der Hochzeit des Herzogs uctch Regeusburg, eben als Kaiser Heinrich der Vogelsteller dort seinen Reichstag hielt. Höhnisch sorderte er die den Kaiser umgebenden Ritter zum Kampf heraus. Keiner wollte es wagen. Das that dem Kaiser über die Maßen leid. — Ein Regensburger Bürger, Hans Dol- linger, der eben im Gefängnis faß, erfuhr dies. Er ließ den Kaiser bitten, ihm den Kampf mit dem prahlerischen Ungarn zu erlauben. Eiligst schickte ihm der Kaiser einen ehernen Schild, ein scharfes Schwert und ein schnelles Roß. Der Kampf begann.**) Zweimal wurde der brave Dollinger in den Sand gestreckt. Da bat er den Kaiser um ein Kruzifix, um dem Höllenfürsten die Macht zu nehmen. Beim dritten Anrennen flog Krako weithin in den Sand, sein Lästermund verstummte für immer. Der Kaiser machte Dollinger zum Ritter. Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Dollingerhaus. Regensburg besitzt einen herrlichen Dom, welchen König Ludwig I. vollendete. Im alten Rathaus befinden sich der prächtige Reichs- saal und die schauerliche Folterkammer. Das Dollingerhaus er- innert an den tapfern Dollinger. 6. Zur Walhalla. Lehrmittel: Eine Abbildung von der Walhalla. Wir besuchen heute von Regensburg aus eiu berühm- tes Bauwerk Ludwigs I. Welche Bauwerke Ludwig I. sind uns schon bekannt? Regensburger Dom (Vollendung), Besreiuugshalle, Ludwigskanal, Pompejannm. — Ihr seht, Ludwig I. hat geru fchöne Bauwerke aufgeführt. Eiu solches er- reichen wir auch heute von Regensburg aus. *) Nach: Weiß und Blau. **) Kulturhistorisches Bild von Lehmann: Das Turnier.

2. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 65

1898 - Schwabach : Schreyer
— 65 — Bei der Stadt Neuburg breitet sich das Donaumoos aus. Jugol- stadt ist von mächtigen Wällen umgeben. Diese Stadt ist die stärkste Festung unseres Vaterlandes. 5. Im Gngthat der Dona«. Wir fahren weiter. Immer noch begleiten uns aus dem inken Ufer nah herantretende Berge des Jura, während nach rechts hin die Ebene freien Ausblick gewährt. Bald kommen wir an dem Dorfe Weltenburg vorbei, um jetzt das Kloster Weltenburg in lieblicher Abgeschiedenheit zu erblicken. Es gehört zu den ältesten in Bayern. Im Innern der prachtvoll ausgestatteten Klosterkirche befindet sich die Statue des heiligen Georg. Der Ritter sitzt auf dem sich bän- meuden Roß, von dem herab er die Lanze dem Lindwurm in den Rachen stößt. Die Gruppe erglänzt reich in Silber. Links vom Kloster, der Donau entlang, zieht sich der Klostergarten hin, der nach dem Strom zu durch eine lange Mauer geschützt ist. Nach Weltenburg steigen plötzlich zu beiden Seiten des Flusses 100 in und noch höher die teilweise mit Hochwald bewachsenen Kalksteinselsen des Frankenjura empor, manchmal so steil, daß selbst zu einem Fußsteig kein Raum bleibt. Ost hängen die Felsen wie das Laubdach eines Riesen- baumes über unsere Wasserstraße. Wir sehen dann nichts als brausende Flut, nacktes Gestein und nur ein bißchen Himmel. An den Felsenwänden bemerken wir in einer langen Reihe große eiserne Ringe, an denen die Schiffer ihre Fahrzeuge stromaufwärts ziehen. Jeder von den Felfen rechts und links führt nach feiner Gestalt einen eigenen Namen, und von jedem erzählt sich das Volk eine Geschichte. Wir sehen „die lange Wand", „nnsre liebe Frau aus der Flucht", „die Jungfrau", „die Kanzel", „Peter und Paul", „den Bischof", das „Nürnberger Thor", „Napoleon", „die drei Brüder." Von letzteren weiß uns der Schiffer folgende Geschichte zu erzählen: Zwei Knaben hatten ihren jüngeren Bruder nicht lieb und wollten ihn aus dem Wege räumen, wie einst die Söhne Jakobs ihren Bruder Joseph. Wie sie nun den Bruder ins Wasser stürzten, zog dieses die Mörder selbst hinab, und es wurdeu alle drei zu Stein. — Allmählich weichen die Berge zu unserer Rechten wieder zurück. Der Strom wird breiter; die Aussicht auf Menfchenwohnnngen thut sich aus. Am linken Ufer sehen wir in einer Bergnische „das Klö sterl", früher ein Einsiedelhaus, später ein Klostergarten, jetzt ein von den Bewohnern Kelheims gern besuchter Ausstugsort. Bald erblicken wir Kelheim, hoch über dem Städtchen die uns schon bekannte Befreiungshalle. Geographie von Bayern. 5

3. Europa - S. 146

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 146 — erhabenste und größte Bau der Welt bezeichnet wird Die Sophien- moschee ist von dem oströmischen Kaiser Justinian erbaut worden und war lange Jahrhunderte hindurch eine Stätte christlichen Gottesdienstes. Wohl wurde der Prachtbau mehrfach durch Brand und Erdbeben zerstört, aber immer wieder richtete man ihn nnter Benutzung des alten Materials in seiner ganzen Herrlichkeit wieder auf. Noch heute kann man an dieser Moschee Säulen sehen, die einstmals die Tempel heidnischer Götter zierten. Seit der Eroberung Konstantinopels schallt kein christlicher Lobgesang mehr durch die weiten Räume. Muhamed Ii., der Eroberer Konstantia nopels, sprengte am Tage der Eroberung mit seinem Streitrosfe auf den Altar der Kirche, zerschlug dort mit eigener Hand das Kreuz, das Zeichen des Christentums, und rief: „Es ist nur ein Gott, und Mu- hamed ist sein Prophet." An jenem Tage verschwand auch das Kreuz, das die Kuppel des Gebäudes schmückte. Au seine Stelle trat ein riefen- hafter Halbmond. — Die Sophienmoschee hat, wie allen übrigen Mo- scheen, auch eine Anzahl Minarets oder Türme. Diese Türme gleichen hohen und schlanken Säulen und tragen keine Glocken. Die Stelle der Glocken vertritt der Ausrufer, der Muezzin. Er ruft vom Minaret herab die Gläubigen fünfmal des Tages znm Gebet. 3. In Konstantinopel finden wir großartige Gefchäfts- hänfer. Jedes führt den Namen Bazar. Ein jeder dieser Bazare ist eine Stadt im Kleinen und besitzt zahlreiche Gassen und Durchgänge. Das Ganze ist überwölbt und empfängt meist nur von oben aus Licht. In einem solchen Bazare schauen wir tausenderlei. Hier werden Perlen, Edelsteine und köstliche Schmucksachen, wie Ringe, Ketten, Armspangen und Broschen, seilgehalten. Hier kann man feine, weiße Seidemücher, kostbare Teppiche und prachtvoll gestickte Shawls kaufen. Hier sind reizende, goldgestickte Pantoffeln zu haben. Hier bietet man auch Rosen- öl, Beutelchen mit Moschus und aus wohlriechendem Holze oder aus Bernstein gefertigte Rosenkränze aus. Auch Waffen sind in Hülle und Fülle zu haben. Da giebt es Dolche, deren Griff und Scheide mit blinkenden Edelsteinen besetzt sind, Schwerter aus feinstem Stahl, Ge- wehre mit kunstvoll verzierten Läufen. Die Verkäufer sind meist ehr- würdige Türken mit langen Barten. Sie hocken ernst mit nnterge- schlagenen Beinen in ihren Läden und erwarten Käufer. 4. Konstantinopel hat ein eigenartiges Straßenleben. Dasselbe weicht in gar vielen Stücken von dem unserigen ab.. Wandern wir durch eine belebte Straße, so sehen wir überall Unge- wohntes. Da sitzt in einem Straßenwinkel mit unterschlagenen Beinen eine Schar von Buben. Sie lesen mit lauter Stimme im Koran, in der Bibel der Muhamedaner. In der Mitte sitzt als Lehrer ein alter Türke mit langem, grauem Barte. Er raucht seine Pfeife, hört aufmerksam zu und läßt zuweilen fein Pfeifenrohr auf den Köpfen und Rücken derer

4. Vorschule der Geschichte Europas - S. 151

1834 - Berlin : Enslin
151 gel der Liebe für ein erbliches Königshaus, unter den Großen auch die Liebe für das Vaterland und für die Religion, daß sie es nicht scheuten, gegen diefelbe ge- meinsame Sache mit den Ungläubigen zu machen. Ju- lian schlug es selbst dem arabischen Statthalter von Afrika, Mouza, vor, mit einer Flotte herüber zu segeln und Spanien zu erobern, weil man ihn dort, wegen der grausamen Herrschaft Roderichs, gern aufnehmen werde. Und nachdem Mouza bei seinem Kalifen in Damaskus angefragt und dessen Bewilligung erhalten hatte, schickte er zuerst feinen Unterfeldherrn Tarek mit einigen tau- fend Reitern auf Schissen herüber, welcher bei seiner Landung zuerst den hohen Felsen besetzte, der nachmals von ihm Gibraltar genannt worden ist. Und wie ihm, bei glücklichen Aussichten, andere Kriegstruppen nach- folgten, daß schon die Einnahme des Landes im Süden begann, da erhob sich König Roderich, der früherhin große Tapferkeit besessen hatte, zur Gegenwehr, und mit dem größten Kriegsheer, welches er nur zusammen bringen konnte, und die beiden Kriegsheere fanden sich bei der Stadt Teres de la Frontera, auf einer Ebene am Flusse Guadalede. Und drei Tage dauerte die Schlacht, in welcher sich der Kriegsmuth der Gothen gegen die feurigen Araber gar sehr bewieß, und nur durch den Verrath der Söhne Witizas, welche mit in der Schlacht waren, und zu den Arabern übergingen, verlor sie Ro- derich, und zugleich auch fein Leben. Im Schlachtge- wühl selbst, heißt es, erschien er noch im königlichen Schmuck, auf einem prächtigen mit Elfenbein gezierten Wagen, mit weißen Maulthieren bespannt, nrit dem Purpurmantel angethan und mit goldener Krone ge- schmückt. So ereilte ihn Tarek und erlegte ihn mit eigener Hand. Doch wird auch erzählt, daß er sich selbst aus Verzweiflung in den Guadalede gestürzt, und daß man feinen königlichen Schmuck an den Ufern des Flusses gefunden habe.. Dieß war die Schlacht bei Te- res, im I. 711 n. Ehr. Geb., welche den Untergang des westgothischen Reichs in Spanien herbeiführte. Denn zu Folge dieses Sieges drang nun Tarek schnell in das Innere des Landes vor, und bald kam der afrikanische Statthalter Mouza selbst auch nachgeeilt, um die Früchte

5. Vorschule der Geschichte Europas - S. 104

1834 - Berlin : Enslin
der Kirche des heil. Martin zu Rheims die feierliche Taufe Klodwigs und seiner Frauken veranstaltet. Durch die Straßen der Stadt, die mit bunten Teppichen be- hängen waren, führte der Bischof unter Vortragung des Kreuzes und Absingen der Litanei den König in die fckön geschmückte, erleuchtete und von Weihrauch duftende Kirche. Beim Eintritt fragte Klodwig, der jetzt wohl wirklich gerührt war, den Bischof treuherzig: „Mein Vater, ist dies das Reich Christi, welches ihr mir ver- sprochen habt." — „Nur der Weg, der in dasselbe führt," antwortete Remigius; und wie nun das Taufbecken mit Wasser gefüllt und der Balsam ausgegossen war, wie nun bei dem Wohlgeruch der flammenden Wachskerzen eine angenehme Paradiefesluft sich verbreitete, und dann der König zuerst an den Altar herantrat und von dem Bischof die Taufe verlangte, da sprach Remigius: „Beuge nun, sanfter Sigambrer, deinen Hals, bete an, was du sonst verbrannt, und verbrenne, was du sonst angebetet hast!" — Und Klodwig und seine beiden Schwestern Albofleda und Lanthildis, und nach ihnen viele Franken, wurden nun auf das Bekenntniß der heiligen Dreieinig- keck getauft, und Klodwig war in dieser Stunde so ge- rührten und eifrigen Herzens, daß er bei dem Vorlesen der Leidensgeschichte Christi voll edlen Unwillens aus- rief: „O, wäre ich mit meinen Franken zugegen gewesen, die Schmach wäre nicht ungerochen geblieben." — Und auch ein Wunder erzählte man spater in Frankreich, welches sich bei dieser großen Lauffeierlichkeit soll er- eignet haben. Als nämlich der heilige Remigius den König Klodwig auch falben wollte, wie einst der Pro- phet Samuel den König David, da fehlte es an dem heiligen Salböl, weil der Priester, der es herbeitrug, nicht durch die Volksmasse kommen konnte. Inbrünstig betete da der bedrängte Bischof zum Himmel, und siehe, eine Taube, weißer als Schnee, schwebte herab, ein mit geweihetem Oel gefülltes Fläschchen im Schnabel tra- gend, aus welchem sich ein lieblicher Geruch ergoß. Das , ist das heilige Oelfläfchchen zu Rheims, aus welchem nachher immer wieder, bis auf die neuesten Zeiten, die Könige von Frankreich gesalbt wurden. — Wie es sich auch mit dieser Wundererzahlung verhalten mag, der

6. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 32

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
32 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. lange Zeit mit seinem dichtesten Schneegewande. Düstere Moore decken weite Strecken der Hochfläche. Durch einsame Heiden, die, wenn der gelbe Ginster und das purpurrote Heidekraut blühen, ihrer Reize nicht entbehren, zieht der friedliche Hirt mit seiner genügsamen Schafherde. Um den Loden mit Rartoffeln, Buchweizen und Hafer zu bebauen, wird der umgestochene und durch die Sonne gedörrte Rasen angezündet und seine Asche als Düngemittel benutzt. Gering ist jedoch der Ertrag an Garten- und Zeldfrüchten,- häufig stellt sich der Winter schon ein, ehe die Zrüchte reif sind. Alsdann pocht bittere Hungersnot an die Hütten der armen Eifelbewohner. Rümmerliche Waldungen wechseln hier und da mit der braunen Heide, vor Zeiten rauschten herrliche Wälder, wo jetzt nur die stillen Heiden zu erblicken sind, und boten Ackern und Dörfern Schutz gegen die Unbilden des Klimas. mit Türmen und Zinnen geschmückte Bürgen grüßten von den dichtbewaldeten höhen- reiche Klöster waren von wogenden Zruchtfeldern und prächtigen Obstgärten umgeben. Unter der französischen Herrschaft wurden die gesegneten Kluren verwüstet- die Wälder fielen der Axt anheim. Seit jener Zeit ist die Gegend kahl und öde, und die engen Täler leiden oft unter verheerenden Überschwemmungen. Gegenwärtig ist die Staats- regierung bemüht, diesen Notständen abzuhelfen. Gdländereien werden auf- geforstet, moorige Wiesdn entwässert und Verkehrsstraßen erbaut. Tin weit erfreulicheres Landschaftsbild bieten die Täler der vielen Eifelflüßchen und Läche. Liebliche Wälder, üppige Wiesen und fruchtbare Zelder ergötzen das Auge, und landschaftliche Schönheiten, die das sich durch die Selsen nagende Wasser geschaffen, bewundern wir hier in Mengen. Schild von Nürburg. Als der letzte, kinderlose Graf von Nürburg, der allgemein verehrte und biedere Graf Ulrich, auf dem Sterbebette lag, kam zu ihm sein Bruder Conrad, der gestrenge Trzbischof von Köln und verbitterte ihm die letzten Augenblicke dadurch, daß er ihm unter Androhung erviger Strafen ernste Buße predigte. Graf Ulrich jedoch war getrosten Mutes und, der Gnade seines Gottes gewiß, sprach er: „Nimm meinen Schild, den ich in mancher Kehde getragen, und hänge ihn an der Wand im Schlosse auf. Dann will ich drei Tage nach meinem Tode ein Zeichen senden, daran ein jeder spürt, daß Engel mich ins Paradies getragen haben." Oer Bischof tat nach diesem Worte und schaute zweifelnden Blickes nach dem Schilde, welcher bis an den dritten Tag still an der Wand hing. Doch als am dritten Morgen der erste Sonnenstrahl durchs Kenster schien, da glühte der Adler im Ivappenbilde prächtig auf, und rasselnd fiel der Schild zu Boden. Bestürzt schaute der Bischof drein. Oa kam der alte Schloßvogt, brachte in Demut ihm die Schlüssel der Burg und sprach: „Negiere nun auch du uns so, daß du dereinst deinen Krummstab getrost neben den Kitterschild hängen kannst!" 3. Das Khrtal. Das liebliche pfingstfest benutzen wir zu einer Wanderung durch das herrliche Ahrtal, eines der schönsten Zlußtäler unseres Vater- landes. von dem Städtchen Remagen aus gelangen wir ins Tal des munter dahinplätschernden Zlüßchens. Krühlingszauber, wohin wir blicken. Tin leuchtendes Llütenmeer in allen Gärten, der hauch des frischen Maien- grüns über den Wäldern, in den saftigen Wiesengründen ein vielfarbiger Blumen-

7. General Georg Leo von Caprivi - S. 7

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
7 Am 26.. März verabschiedete sich Fürst Bismarck vom Kaiser. Gegen 10vs Uhr fuhr der Fürst, welcher die Uniform seiner Halberstädter Kürassiere mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens trug, aus seinem Palais heraus und wurde von der Menge lebhaft begrüßt. Einige Damen versuchten Blumen in den Wagen zu werfen, und der Kanzler winkte ihnen feinen Dank dafür zu. Kurz nachdem Fürst Bismarck in das Portal 3 des Schlosses eingefahren war, traf der Kaiser ein, welcher von einer Ausfahrt zurückkehrte. Die Audienz dauerte etwa fünf Viertelstunden. Nach derselben verabschiedete sich der Fürst im königlichen Schlosse auch von der Kaiserin. Als Fürst Bismarck kurz vor 12 Uhr das Schloß wieder verließ, hielt er in seiner Hand einen prächtigen Blumenstrauß, welcher ihm von der Kaiserin gewidmet worden sein soll. Die vor dem Schlosse versammelte Menge umdrängte den Wagen, für welchen man nur mit Mühe Raum schaffen konnte. Unter den Linden ließ Fürst Bismarck vor dem niederländischen Palais halten, um sich von den dort logierenden großherzoglich badischen Herrschaften zu verabschieden. Gegen 12 Uhr 20 Minuten fuhr der Fürst wieder nach dem Reichskanzlerpalais zurück. Über die Abschiedsaudienz, welche der Kaiser dem Fürsten Bismarck erteilt hat, erfährt die „Köln. Ztg.", daß dieselbe besonders herzlich gewesen ist. Der Kaiser habe dem Fürsten aufs Wärmste für feine großen Dienste gedankt und ihn wiederholt bei der Verabschiedung umarmt und geküßt. Am 28. März früh fuhr Se. Durchlaucht nach Charlottenburg und begab sich in die Gruft, um sich auch bei dem hochseligen Kaiser Wilhelm abzumelden. Fürst Bismarck hat vor seiner Abreise alle Diener empfangen, welche zum 1. Mai oder richtiger schon jetzt ihre Stellung verlassen. Alle, bis hinunter zum letzten Pferdeknecht, erhielten außer dem vollen Jahresgehalt noch reiche Geschenke. Nur drei Personen von der großen Dienerschaft

8. General Georg Leo von Caprivi - S. 9

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
9 kouigl. Hauses, ti. Wedell, sowie Staatssekretär v. Maltzahu-Gültz. Der Kaiser hatte dem Fürsten zum Abschied ein Veilchenkissen gesandt, auf dem ein mit schwarz-weiß-roter Schleife geschmückter grüner Lorbeerkranz mit goldenen Früchten ruhte, die Frau Fürstin erhielt einen Blumenkorb mit Flieder und Rosen. Nachdem Fürst Bismarck am Bahnhof den Wagen verlassen, schritt er grüßend die Front der Ehrenwache ab und bestieg nach Begrüßung der zum Abschiede erschienenen früheren Kollegen den für ihn eingestellten Salonwagen. Unter Hurrarufen der Anwesenden verließ der Zug um 5 Uhr 40 Minuten den Bahnhof. Die Ankunft in Friedrichsruh erfolgte abends 10 Uhr. Der Fürst wurde durch den kommandierenden General des 9. Armeecorps Les-czinski begrüßt und reichte dem General und dem Oberförster Lange die Hand; auf die Ehrenkompanie des Hamburger ersten Bataillons deutend, sagte er: „Ich bin überrascht durch die Ehre, die mir der Kaiser angethan hat, denn ich habe ja alle Ehrenämter niedergelegt, bin ja nur ein General außer Diensten." Die Ehrenkompanie war mit der Fahne erschienen. Bismarck trug nur das Eiserne Kreuz. Nach Abschreitung der Ehrenkompanie unterblieb die Vorstellung der Offiziere, weil die Hochrufe kein Ende nahmen. Der Bahnhof war glänzend erleuchtet. Die Feuerwehren von Friedrichsruh, Trittau und Reinbeck geleiteten den Fürsten bis zum Schloß. — Der neue Reichskanzler und Ministerpräsident, General Leo v. Caprivi, ist an politischen Parteikämpfen bisher in keiner Weise beteiligt gewesen. Er ist in konservativen Anschauungen groß geworden, und seine Soldatenlausbahn hat dieselben natürlich nur befestigen sönnen; er hat politische Überzeugungen, aber feinen Parteistandpunkt. Niemals hat er den Versuch gemacht, sich in das politische Leben einzumischen, und sein Wunsch, oder gar sein Ehrgeiz hat ihn gewiß nicht in die Stellung gebracht, in welcher er der

9. General Georg Leo von Caprivi - S. 14

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
14 Julius Eduard von Caprivi, geboren 10. September 1797, den Namen fortpflanzte. Er starb am 25. Dezember 1865 als Kgl. Preußischer Ober-Tribunalsrat, Mitglied des Herrenhauses und Krön-Syndikus und hinterließ von Emilie Charlotte, geb. Koepke, welche ihm am 10. Januar 1871 im Tode folgte, vier Söhne und zwei Töchter. Georg Leo von Caprivi, geboren zu Charlottenburg am 24. Februar 1831, General der Infanterie und Kanzler des Deutschen Reichs, ist der älteste Sohn. Seine Geschwister sind: Dorothea Hertha von Caprivi, Witwe des Kgl. Preußischen Gerichtsassessors und Premierlieutenants a. D. Karl Friedrich von Lamprecht; Friedrich Erich von Caprivi, gestorben zu Köln am 9. August 1882 als Kgl. Preußischer Ober-Regierungsrat und Abteilungsdirigent der rechtsrheinischen Eisenbahn-Direktion; Emanuel Raimund von Caprivi, Kgl. Preußischer Oberstlieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier im Garde-Füsilier-Regiment; Editha Emilie von Caprivi, gestorben zu Polenzko in Anhalt, Gemahlin des Kgl. Preußischen Generallieutenants a. D. und Kammerherrn Karl Wilhelm Freiherrn von Willisen. Das Wappen der Familie von Caprivi zeigt einen gevierten Schild mit gekröntem Mittelschilde; der letztere zeigt in Rot einen gestürzten silbernen Göpel. Das erste und vierte Feld des Hauptschildes ist gespalten und zeigt vorn in Silber zwei rote Querbalken und hinten in Grün einen springenden silbernen Bock (caper) mit grünem Nessellaube im Maule. Das zweite und dritte Feld des Hauptschildes ist ebenfalls gespalten und zeigt vorn in Silber zwei rote schrägrechte Balken und hinten in Blau einen doppeltgeschwänzten goldenen Löwen mit einem blanken Schwerte in der rechten Pranke, auf grünem Dreiberge. Auf dem Hauptschilde ruhen drei gekrönte Helme, über dem mittlern erhebt sich der schwarze Reichsadler, aus dem rechten wächst ein Ritter mit goldenem Scepter in der rechten Hand und aus

10. H. 1, Abt. 1 - S. 44

1904 - Leipzig : Wachsmuth
44 Ein langes Obergewand bedeckt mit reichem Faltenwürfe den Körper, die Rechte hält vorgestreckt den Friedenszweig und die Linke, dicht an den Körper geschmiegt, das Füllhorn der Seg- nungen des Friedens. Das edle Engeisantlitz umwallt volles, mit Laub geschmücktes Haar, und der Engel scheint, von sanft ausge- breiteten Schwanenflügeln getragen, herniedersteigen zu wollen, um als Genius des Friedens unser teures Vaterland mit seinen Seg- nungen zu beglücken. Zwischen diesen beiden Kolossalgestalten ist auf dem zweiten Sockel das große Hauptrelief angebracht (10,78 m lang und 2,62 m hoch), das nach Schillings,1) des genialen Schöpfers des Denk- males, eigenen Worten die „Wacht am Rhein“ verkörpern soll, insbesondere den Augenblick, in dem sich die deutschen Krieger um ihren kaiserlichen Oberfeldherrn scharen. Den Mittelpunkt bildet Kaiser Wilhelm hoch zu Roß. Seine Rechte hat er in dank- barem Glücksgefühle auf die Brust gelegt, sein Haupt gen Himmel gerichtet, entsprechend der Strophe : „Er blickt hinauf in Himmelsaun, Wo Heldenväter niederschaun, Und schwört mit stolzer Kampfeslust: Du, Ehein, bleibst deutsch, wie meine Brust!“ Über dem Kaiser wölbt sich der Fries in Bogenform zu einer Rotunde, in der wir als Gruppe diejenigen deutschen Fürsten er- blicken, die im Jahre 1870 regierten. Den oberen Teil des Raumes schmückt eine Glorie von 25 Fahnen deutscher Städte, mit der Bundesfahne an der Spitze. Von der Rotunde aus setzt sich die Gruppierung nach beiden Seiten hin fort und zeigt uns zunächst die deutschen Staatmänner und Heerführer, die zu den glorreichen Erfolgen von 1870 und 1871 hervorragend beigetragen haben, weiterhin Kriegerscharen, die nach der Seite hin, wo die Figur des Krieges steht, den ersten Kampf, neben dem Genius des Friedens den Siegeslauf unserer Heere darstellen — nahe an 200 lebens- große Figuren, davon 150 Porträts, hinter diesem Hauptrelief sind die fünf Strophen des bekannten Schneckenburgerschen Liedes ein- !) Johannes Schilling wurde den 23. Juni 1828 in der sächischen Stadt Mittweida (an der Zschopau) geboren. Mit fünfzehn Jahren wurde er als Schüler in die Königliche Akademie der Künste in Dresden aufgenommen. An derselben Anstalt wirkt er seit 1868 als Professor. Viele herrliche Schöpfungen trugen den Namen des gottbegnadeten Künstlers weit über die Grenzen unseres deutschen Vaterlandes hinaus. Sie aufzuzählen, ist hier nicht der Platz.
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