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dem reichgeschmückten Reichssaale. Hier wurden Jahrhunderte lang Reichs-
tage abgehalten. In den Gewölben befinde: sich die mit schrecklichen
Folterwerkzeugen ausgerüstete Folterkammer.
Dem Rathause gegenüber steht das Dollingerhaus mit dem
Dollingersaal. In letzterem erblickt man an einer Wand die Abbildung
eines schweren Kampfes zwischen zwei Rittern. Die (Sage*) weiß uns
darüber folgendes zu erzählen:
Einst durchzog Deutschland ein riesenhafter Heide aus Uugaru,
Namens Krako. Er war 10 Schuh groß. Sein Helm wog 20 Pfund,
sein breites Schwert maß 3 Ellen, seine Lanze war dick und lang wie
ein Baum. Seine Brust schützte ein Gewand aus der dickeu Haut eines
Elesanten. Der Riese forderte jeden Ritter zum Zweikampf heraus und
blieb immer Sieger; denn er stand im Bunde mit dem Teufel. Schrecken
verbreitete sein Name. — So kam er auch gelegentlich der Hochzeit des
Herzogs uctch Regeusburg, eben als Kaiser Heinrich der Vogelsteller dort
seinen Reichstag hielt. Höhnisch sorderte er die den Kaiser umgebenden
Ritter zum Kampf heraus. Keiner wollte es wagen. Das that dem
Kaiser über die Maßen leid. — Ein Regensburger Bürger, Hans Dol-
linger, der eben im Gefängnis faß, erfuhr dies. Er ließ den Kaiser
bitten, ihm den Kampf mit dem prahlerischen Ungarn zu erlauben.
Eiligst schickte ihm der Kaiser einen ehernen Schild, ein scharfes Schwert
und ein schnelles Roß. Der Kampf begann.**) Zweimal wurde der
brave Dollinger in den Sand gestreckt. Da bat er den Kaiser um ein
Kruzifix, um dem Höllenfürsten die Macht zu nehmen. Beim dritten
Anrennen flog Krako weithin in den Sand, sein Lästermund verstummte
für immer. Der Kaiser machte Dollinger zum Ritter.
Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Dollingerhaus.
Regensburg besitzt einen herrlichen Dom, welchen König Ludwig I.
vollendete. Im alten Rathaus befinden sich der prächtige Reichs-
saal und die schauerliche Folterkammer. Das Dollingerhaus er-
innert an den tapfern Dollinger.
6. Zur Walhalla.
Lehrmittel: Eine Abbildung von der Walhalla.
Wir besuchen heute von Regensburg aus eiu berühm-
tes Bauwerk Ludwigs I.
Welche Bauwerke Ludwig I. sind uns schon bekannt? Regensburger
Dom (Vollendung), Besreiuugshalle, Ludwigskanal, Pompejannm. — Ihr
seht, Ludwig I. hat geru fchöne Bauwerke aufgeführt. Eiu solches er-
reichen wir auch heute von Regensburg aus.
*) Nach: Weiß und Blau.
**) Kulturhistorisches Bild von Lehmann: Das Turnier.
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Bei der Stadt Neuburg breitet sich das Donaumoos aus. Jugol-
stadt ist von mächtigen Wällen umgeben. Diese Stadt ist die
stärkste Festung unseres Vaterlandes.
5. Im Gngthat der Dona«.
Wir fahren weiter. Immer noch begleiten uns aus dem
inken Ufer nah herantretende Berge des Jura, während nach rechts
hin die Ebene freien Ausblick gewährt. Bald kommen wir an dem
Dorfe Weltenburg vorbei, um jetzt das Kloster Weltenburg in
lieblicher Abgeschiedenheit zu erblicken. Es gehört zu den ältesten in
Bayern. Im Innern der prachtvoll ausgestatteten Klosterkirche befindet
sich die Statue des heiligen Georg. Der Ritter sitzt auf dem sich bän-
meuden Roß, von dem herab er die Lanze dem Lindwurm in den Rachen
stößt. Die Gruppe erglänzt reich in Silber.
Links vom Kloster, der Donau entlang, zieht sich der Klostergarten
hin, der nach dem Strom zu durch eine lange Mauer geschützt ist.
Nach Weltenburg steigen plötzlich zu beiden Seiten des Flusses 100 in
und noch höher die teilweise mit Hochwald bewachsenen Kalksteinselsen
des Frankenjura empor, manchmal so steil, daß selbst zu einem Fußsteig
kein Raum bleibt. Ost hängen die Felsen wie das Laubdach eines Riesen-
baumes über unsere Wasserstraße. Wir sehen dann nichts als
brausende Flut, nacktes Gestein und nur ein bißchen Himmel. An den
Felsenwänden bemerken wir in einer langen Reihe große eiserne Ringe, an
denen die Schiffer ihre Fahrzeuge stromaufwärts ziehen. Jeder von den
Felfen rechts und links führt nach feiner Gestalt einen eigenen Namen,
und von jedem erzählt sich das Volk eine Geschichte. Wir sehen „die
lange Wand", „nnsre liebe Frau aus der Flucht", „die Jungfrau",
„die Kanzel", „Peter und Paul", „den Bischof", das „Nürnberger Thor",
„Napoleon", „die drei Brüder." Von letzteren weiß uns der Schiffer
folgende Geschichte zu erzählen:
Zwei Knaben hatten ihren jüngeren Bruder nicht lieb und wollten
ihn aus dem Wege räumen, wie einst die Söhne Jakobs ihren Bruder
Joseph. Wie sie nun den Bruder ins Wasser stürzten, zog dieses die
Mörder selbst hinab, und es wurdeu alle drei zu Stein. —
Allmählich weichen die Berge zu unserer Rechten wieder zurück.
Der Strom wird breiter; die Aussicht auf Menfchenwohnnngen thut
sich aus. Am linken Ufer sehen wir in einer Bergnische „das
Klö sterl", früher ein Einsiedelhaus, später ein Klostergarten, jetzt ein
von den Bewohnern Kelheims gern besuchter Ausstugsort. Bald erblicken
wir Kelheim, hoch über dem Städtchen die uns schon bekannte
Befreiungshalle.
Geographie von Bayern. 5
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— 146 —
erhabenste und größte Bau der Welt bezeichnet wird Die Sophien-
moschee ist von dem oströmischen Kaiser Justinian erbaut worden und
war lange Jahrhunderte hindurch eine Stätte christlichen Gottesdienstes.
Wohl wurde der Prachtbau mehrfach durch Brand und Erdbeben zerstört,
aber immer wieder richtete man ihn nnter Benutzung des alten Materials
in seiner ganzen Herrlichkeit wieder auf. Noch heute kann man an dieser
Moschee Säulen sehen, die einstmals die Tempel heidnischer Götter zierten.
Seit der Eroberung Konstantinopels schallt kein christlicher Lobgesang
mehr durch die weiten Räume. Muhamed Ii., der Eroberer Konstantia
nopels, sprengte am Tage der Eroberung mit seinem Streitrosfe auf den
Altar der Kirche, zerschlug dort mit eigener Hand das Kreuz, das
Zeichen des Christentums, und rief: „Es ist nur ein Gott, und Mu-
hamed ist sein Prophet." An jenem Tage verschwand auch das Kreuz,
das die Kuppel des Gebäudes schmückte. Au seine Stelle trat ein riefen-
hafter Halbmond. — Die Sophienmoschee hat, wie allen übrigen Mo-
scheen, auch eine Anzahl Minarets oder Türme. Diese Türme gleichen
hohen und schlanken Säulen und tragen keine Glocken. Die Stelle der
Glocken vertritt der Ausrufer, der Muezzin. Er ruft vom Minaret
herab die Gläubigen fünfmal des Tages znm Gebet.
3. In Konstantinopel finden wir großartige Gefchäfts-
hänfer.
Jedes führt den Namen Bazar. Ein jeder dieser Bazare ist eine
Stadt im Kleinen und besitzt zahlreiche Gassen und Durchgänge. Das
Ganze ist überwölbt und empfängt meist nur von oben aus Licht. In
einem solchen Bazare schauen wir tausenderlei. Hier werden Perlen,
Edelsteine und köstliche Schmucksachen, wie Ringe, Ketten, Armspangen
und Broschen, seilgehalten. Hier kann man feine, weiße Seidemücher,
kostbare Teppiche und prachtvoll gestickte Shawls kaufen. Hier sind
reizende, goldgestickte Pantoffeln zu haben. Hier bietet man auch Rosen-
öl, Beutelchen mit Moschus und aus wohlriechendem Holze oder aus
Bernstein gefertigte Rosenkränze aus. Auch Waffen sind in Hülle und
Fülle zu haben. Da giebt es Dolche, deren Griff und Scheide mit
blinkenden Edelsteinen besetzt sind, Schwerter aus feinstem Stahl, Ge-
wehre mit kunstvoll verzierten Läufen. Die Verkäufer sind meist ehr-
würdige Türken mit langen Barten. Sie hocken ernst mit nnterge-
schlagenen Beinen in ihren Läden und erwarten Käufer.
4. Konstantinopel hat ein eigenartiges Straßenleben.
Dasselbe weicht in gar vielen Stücken von dem unserigen ab..
Wandern wir durch eine belebte Straße, so sehen wir überall Unge-
wohntes. Da sitzt in einem Straßenwinkel mit unterschlagenen Beinen
eine Schar von Buben. Sie lesen mit lauter Stimme im Koran, in der
Bibel der Muhamedaner. In der Mitte sitzt als Lehrer ein alter Türke
mit langem, grauem Barte. Er raucht seine Pfeife, hört aufmerksam zu
und läßt zuweilen fein Pfeifenrohr auf den Köpfen und Rücken derer
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151
gel der Liebe für ein erbliches Königshaus, unter den
Großen auch die Liebe für das Vaterland und für die
Religion, daß sie es nicht scheuten, gegen diefelbe ge-
meinsame Sache mit den Ungläubigen zu machen. Ju-
lian schlug es selbst dem arabischen Statthalter von
Afrika, Mouza, vor, mit einer Flotte herüber zu segeln
und Spanien zu erobern, weil man ihn dort, wegen der
grausamen Herrschaft Roderichs, gern aufnehmen werde.
Und nachdem Mouza bei seinem Kalifen in Damaskus
angefragt und dessen Bewilligung erhalten hatte, schickte
er zuerst feinen Unterfeldherrn Tarek mit einigen tau-
fend Reitern auf Schissen herüber, welcher bei seiner
Landung zuerst den hohen Felsen besetzte, der nachmals
von ihm Gibraltar genannt worden ist. Und wie ihm,
bei glücklichen Aussichten, andere Kriegstruppen nach-
folgten, daß schon die Einnahme des Landes im Süden
begann, da erhob sich König Roderich, der früherhin
große Tapferkeit besessen hatte, zur Gegenwehr, und
mit dem größten Kriegsheer, welches er nur zusammen
bringen konnte, und die beiden Kriegsheere fanden sich
bei der Stadt Teres de la Frontera, auf einer Ebene
am Flusse Guadalede. Und drei Tage dauerte die Schlacht,
in welcher sich der Kriegsmuth der Gothen gegen die
feurigen Araber gar sehr bewieß, und nur durch den
Verrath der Söhne Witizas, welche mit in der Schlacht
waren, und zu den Arabern übergingen, verlor sie Ro-
derich, und zugleich auch fein Leben. Im Schlachtge-
wühl selbst, heißt es, erschien er noch im königlichen
Schmuck, auf einem prächtigen mit Elfenbein gezierten
Wagen, mit weißen Maulthieren bespannt, nrit dem
Purpurmantel angethan und mit goldener Krone ge-
schmückt. So ereilte ihn Tarek und erlegte ihn mit
eigener Hand. Doch wird auch erzählt, daß er sich
selbst aus Verzweiflung in den Guadalede gestürzt, und
daß man feinen königlichen Schmuck an den Ufern des
Flusses gefunden habe.. Dieß war die Schlacht bei Te-
res, im I. 711 n. Ehr. Geb., welche den Untergang
des westgothischen Reichs in Spanien herbeiführte. Denn
zu Folge dieses Sieges drang nun Tarek schnell in das
Innere des Landes vor, und bald kam der afrikanische
Statthalter Mouza selbst auch nachgeeilt, um die Früchte
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der Kirche des heil. Martin zu Rheims die feierliche
Taufe Klodwigs und seiner Frauken veranstaltet. Durch
die Straßen der Stadt, die mit bunten Teppichen be-
hängen waren, führte der Bischof unter Vortragung des
Kreuzes und Absingen der Litanei den König in die fckön
geschmückte, erleuchtete und von Weihrauch duftende
Kirche. Beim Eintritt fragte Klodwig, der jetzt wohl
wirklich gerührt war, den Bischof treuherzig: „Mein
Vater, ist dies das Reich Christi, welches ihr mir ver-
sprochen habt." — „Nur der Weg, der in dasselbe führt,"
antwortete Remigius; und wie nun das Taufbecken mit
Wasser gefüllt und der Balsam ausgegossen war, wie
nun bei dem Wohlgeruch der flammenden Wachskerzen
eine angenehme Paradiefesluft sich verbreitete, und dann
der König zuerst an den Altar herantrat und von dem
Bischof die Taufe verlangte, da sprach Remigius: „Beuge
nun, sanfter Sigambrer, deinen Hals, bete an, was du
sonst verbrannt, und verbrenne, was du sonst angebetet
hast!" — Und Klodwig und seine beiden Schwestern
Albofleda und Lanthildis, und nach ihnen viele Franken,
wurden nun auf das Bekenntniß der heiligen Dreieinig-
keck getauft, und Klodwig war in dieser Stunde so ge-
rührten und eifrigen Herzens, daß er bei dem Vorlesen
der Leidensgeschichte Christi voll edlen Unwillens aus-
rief: „O, wäre ich mit meinen Franken zugegen gewesen,
die Schmach wäre nicht ungerochen geblieben." — Und
auch ein Wunder erzählte man spater in Frankreich,
welches sich bei dieser großen Lauffeierlichkeit soll er-
eignet haben. Als nämlich der heilige Remigius den
König Klodwig auch falben wollte, wie einst der Pro-
phet Samuel den König David, da fehlte es an dem
heiligen Salböl, weil der Priester, der es herbeitrug,
nicht durch die Volksmasse kommen konnte. Inbrünstig
betete da der bedrängte Bischof zum Himmel, und siehe,
eine Taube, weißer als Schnee, schwebte herab, ein mit
geweihetem Oel gefülltes Fläschchen im Schnabel tra-
gend, aus welchem sich ein lieblicher Geruch ergoß. Das
, ist das heilige Oelfläfchchen zu Rheims, aus welchem
nachher immer wieder, bis auf die neuesten Zeiten, die
Könige von Frankreich gesalbt wurden. — Wie es sich
auch mit dieser Wundererzahlung verhalten mag, der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Remigius Remigius Schwestern
Albofleda Remigius Samuel David David
Extrahierte Ortsnamen: Rheims Christi Dreieinig- Christi Frankreich Rheims Frankreich
32
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
lange Zeit mit seinem dichtesten Schneegewande. Düstere Moore decken weite
Strecken der Hochfläche. Durch einsame Heiden, die, wenn der gelbe Ginster
und das purpurrote Heidekraut blühen, ihrer Reize nicht entbehren, zieht der
friedliche Hirt mit seiner genügsamen Schafherde. Um den Loden mit Rartoffeln,
Buchweizen und Hafer zu bebauen, wird der umgestochene und durch die Sonne
gedörrte Rasen angezündet und seine Asche als Düngemittel benutzt. Gering
ist jedoch der Ertrag an Garten- und Zeldfrüchten,- häufig stellt sich der Winter
schon ein, ehe die Zrüchte reif sind. Alsdann pocht bittere Hungersnot an die
Hütten der armen Eifelbewohner. Rümmerliche Waldungen wechseln hier und
da mit der braunen Heide, vor Zeiten rauschten herrliche Wälder, wo jetzt
nur die stillen Heiden zu erblicken sind, und boten Ackern und Dörfern Schutz
gegen die Unbilden des Klimas. mit Türmen und Zinnen geschmückte Bürgen
grüßten von den dichtbewaldeten höhen- reiche Klöster waren von wogenden
Zruchtfeldern und prächtigen Obstgärten umgeben. Unter der französischen
Herrschaft wurden die gesegneten Kluren verwüstet- die Wälder fielen der Axt
anheim. Seit jener Zeit ist die Gegend kahl und öde, und die engen Täler leiden
oft unter verheerenden Überschwemmungen. Gegenwärtig ist die Staats-
regierung bemüht, diesen Notständen abzuhelfen. Gdländereien werden auf-
geforstet, moorige Wiesdn entwässert und Verkehrsstraßen erbaut. Tin weit
erfreulicheres Landschaftsbild bieten die Täler der vielen Eifelflüßchen und
Läche. Liebliche Wälder, üppige Wiesen und fruchtbare Zelder ergötzen das
Auge, und landschaftliche Schönheiten, die das sich durch die Selsen nagende
Wasser geschaffen, bewundern wir hier in Mengen.
Schild von Nürburg.
Als der letzte, kinderlose Graf von Nürburg, der allgemein verehrte und biedere
Graf Ulrich, auf dem Sterbebette lag, kam zu ihm sein Bruder Conrad, der gestrenge
Trzbischof von Köln und verbitterte ihm die letzten Augenblicke dadurch, daß er ihm
unter Androhung erviger Strafen ernste Buße predigte. Graf Ulrich jedoch war
getrosten Mutes und, der Gnade seines Gottes gewiß, sprach er: „Nimm meinen Schild,
den ich in mancher Kehde getragen, und hänge ihn an der Wand im Schlosse auf.
Dann will ich drei Tage nach meinem Tode ein Zeichen senden, daran ein jeder spürt,
daß Engel mich ins Paradies getragen haben." Oer Bischof tat nach diesem Worte
und schaute zweifelnden Blickes nach dem Schilde, welcher bis an den dritten Tag still
an der Wand hing. Doch als am dritten Morgen der erste Sonnenstrahl durchs Kenster
schien, da glühte der Adler im Ivappenbilde prächtig auf, und rasselnd fiel der Schild
zu Boden. Bestürzt schaute der Bischof drein. Oa kam der alte Schloßvogt, brachte
in Demut ihm die Schlüssel der Burg und sprach: „Negiere nun auch du uns so, daß
du dereinst deinen Krummstab getrost neben den Kitterschild hängen kannst!"
3. Das Khrtal. Das liebliche pfingstfest benutzen wir zu einer Wanderung
durch das herrliche Ahrtal, eines der schönsten Zlußtäler unseres Vater-
landes. von dem Städtchen Remagen aus gelangen wir ins Tal des
munter dahinplätschernden Zlüßchens. Krühlingszauber, wohin wir blicken.
Tin leuchtendes Llütenmeer in allen Gärten, der hauch des frischen Maien-
grüns über den Wäldern, in den saftigen Wiesengründen ein vielfarbiger Blumen-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
7
Am 26.. März verabschiedete sich Fürst Bismarck vom Kaiser. Gegen 10vs Uhr fuhr der Fürst, welcher die Uniform seiner Halberstädter Kürassiere mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens trug, aus seinem Palais heraus und wurde von der Menge lebhaft begrüßt. Einige Damen versuchten Blumen in den Wagen zu werfen, und der Kanzler winkte ihnen feinen Dank dafür zu. Kurz nachdem Fürst Bismarck in das Portal 3 des Schlosses eingefahren war, traf der Kaiser ein, welcher von einer Ausfahrt zurückkehrte. Die Audienz dauerte etwa fünf Viertelstunden. Nach derselben verabschiedete sich der Fürst im königlichen Schlosse auch von der Kaiserin. Als Fürst Bismarck kurz vor 12 Uhr das Schloß wieder verließ, hielt er in seiner Hand einen prächtigen Blumenstrauß, welcher ihm von der Kaiserin gewidmet worden sein soll. Die vor dem Schlosse versammelte Menge umdrängte den Wagen, für welchen man nur mit Mühe Raum schaffen konnte. Unter den Linden ließ Fürst Bismarck vor dem niederländischen Palais halten, um sich von den dort logierenden großherzoglich badischen Herrschaften zu verabschieden. Gegen 12 Uhr 20 Minuten fuhr der Fürst wieder nach dem Reichskanzlerpalais zurück.
Über die Abschiedsaudienz, welche der Kaiser dem Fürsten Bismarck erteilt hat, erfährt die „Köln. Ztg.", daß dieselbe besonders herzlich gewesen ist. Der Kaiser habe dem Fürsten aufs Wärmste für feine großen Dienste gedankt und ihn wiederholt bei der Verabschiedung umarmt und geküßt.
Am 28. März früh fuhr Se. Durchlaucht nach Charlottenburg und begab sich in die Gruft, um sich auch bei dem hochseligen Kaiser Wilhelm abzumelden.
Fürst Bismarck hat vor seiner Abreise alle Diener empfangen, welche zum 1. Mai oder richtiger schon jetzt ihre Stellung verlassen. Alle, bis hinunter zum letzten Pferdeknecht, erhielten außer dem vollen Jahresgehalt noch reiche Geschenke. Nur drei Personen von der großen Dienerschaft
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Bismarck Wilhelm Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
9
kouigl. Hauses, ti. Wedell, sowie Staatssekretär v. Maltzahu-Gültz. Der Kaiser hatte dem Fürsten zum Abschied ein Veilchenkissen gesandt, auf dem ein mit schwarz-weiß-roter Schleife geschmückter grüner Lorbeerkranz mit goldenen Früchten ruhte, die Frau Fürstin erhielt einen Blumenkorb mit Flieder und Rosen. Nachdem Fürst Bismarck am Bahnhof den Wagen verlassen, schritt er grüßend die Front der Ehrenwache ab und bestieg nach Begrüßung der zum Abschiede erschienenen früheren Kollegen den für ihn eingestellten Salonwagen. Unter Hurrarufen der Anwesenden verließ der Zug um 5 Uhr 40 Minuten den Bahnhof. Die Ankunft in Friedrichsruh erfolgte abends 10 Uhr. Der Fürst wurde durch den kommandierenden General des 9. Armeecorps Les-czinski begrüßt und reichte dem General und dem Oberförster Lange die Hand; auf die Ehrenkompanie des Hamburger ersten Bataillons deutend, sagte er: „Ich bin überrascht durch die Ehre, die mir der Kaiser angethan hat, denn ich habe ja alle Ehrenämter niedergelegt, bin ja nur ein General außer Diensten." Die Ehrenkompanie war mit der Fahne erschienen. Bismarck trug nur das Eiserne Kreuz. Nach Abschreitung der Ehrenkompanie unterblieb die Vorstellung der Offiziere, weil die Hochrufe kein Ende nahmen. Der Bahnhof war glänzend erleuchtet. Die Feuerwehren von Friedrichsruh, Trittau und Reinbeck geleiteten den Fürsten bis zum Schloß. —
Der neue Reichskanzler und Ministerpräsident, General Leo v. Caprivi, ist an politischen Parteikämpfen bisher in keiner Weise beteiligt gewesen. Er ist in konservativen Anschauungen groß geworden, und seine Soldatenlausbahn hat dieselben natürlich nur befestigen sönnen; er hat politische Überzeugungen, aber feinen Parteistandpunkt. Niemals hat er den Versuch gemacht, sich in das politische Leben einzumischen, und sein Wunsch, oder gar sein Ehrgeiz hat ihn gewiß nicht in die Stellung gebracht, in welcher er der
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Extrahierte Personennamen: Wedell Fürstin Bismarck Leo_v Leo
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
14
Julius Eduard von Caprivi, geboren 10. September 1797, den Namen fortpflanzte. Er starb am 25. Dezember 1865 als Kgl. Preußischer Ober-Tribunalsrat, Mitglied des Herrenhauses und Krön-Syndikus und hinterließ von Emilie Charlotte, geb. Koepke, welche ihm am 10. Januar 1871 im Tode folgte, vier Söhne und zwei Töchter.
Georg Leo von Caprivi, geboren zu Charlottenburg am 24. Februar 1831, General der Infanterie und Kanzler des Deutschen Reichs, ist der älteste Sohn. Seine Geschwister sind: Dorothea Hertha von Caprivi, Witwe des Kgl. Preußischen Gerichtsassessors und Premierlieutenants a. D. Karl Friedrich von Lamprecht; Friedrich Erich von Caprivi, gestorben zu Köln am 9. August 1882 als Kgl. Preußischer Ober-Regierungsrat und Abteilungsdirigent der rechtsrheinischen Eisenbahn-Direktion; Emanuel Raimund von Caprivi, Kgl. Preußischer Oberstlieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier im Garde-Füsilier-Regiment; Editha Emilie von Caprivi, gestorben zu Polenzko in Anhalt, Gemahlin des Kgl. Preußischen Generallieutenants a. D. und Kammerherrn Karl Wilhelm Freiherrn von Willisen.
Das Wappen der Familie von Caprivi zeigt einen gevierten Schild mit gekröntem Mittelschilde; der letztere zeigt in Rot einen gestürzten silbernen Göpel. Das erste und vierte Feld des Hauptschildes ist gespalten und zeigt vorn in Silber zwei rote Querbalken und hinten in Grün einen springenden silbernen Bock (caper) mit grünem Nessellaube im Maule. Das zweite und dritte Feld des Hauptschildes ist ebenfalls gespalten und zeigt vorn in Silber zwei rote schrägrechte Balken und hinten in Blau einen doppeltgeschwänzten goldenen Löwen mit einem blanken Schwerte in der rechten Pranke, auf grünem Dreiberge. Auf dem Hauptschilde ruhen drei gekrönte Helme, über dem mittlern erhebt sich der schwarze Reichsadler, aus dem rechten wächst ein Ritter mit goldenem Scepter in der rechten Hand und aus
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TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Julius_Eduard_von_Caprivi Eduard Emilie_Charlotte Georg_Leo_von_Caprivi Leo Dorothea_Hertha_von_Caprivi Karl_Friedrich_von_Lamprecht Karl Friedrich Friedrich_Erich_von_Caprivi Friedrich August Emanuel_Raimund_von_Caprivi Editha_Emilie_von_Caprivi Polenzko Karl_Wilhelm_Freiherrn_von_Willisen Karl Wilhelm Caprivi
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Ein langes Obergewand bedeckt mit reichem Faltenwürfe den
Körper, die Rechte hält vorgestreckt den Friedenszweig und die
Linke, dicht an den Körper geschmiegt, das Füllhorn der Seg-
nungen des Friedens. Das edle Engeisantlitz umwallt volles, mit
Laub geschmücktes Haar, und der Engel scheint, von sanft ausge-
breiteten Schwanenflügeln getragen, herniedersteigen zu wollen, um
als Genius des Friedens unser teures Vaterland mit seinen Seg-
nungen zu beglücken.
Zwischen diesen beiden Kolossalgestalten ist auf dem zweiten
Sockel das große Hauptrelief angebracht (10,78 m lang und 2,62 m
hoch), das nach Schillings,1) des genialen Schöpfers des Denk-
males, eigenen Worten die „Wacht am Rhein“ verkörpern soll,
insbesondere den Augenblick, in dem sich die deutschen Krieger
um ihren kaiserlichen Oberfeldherrn scharen. Den Mittelpunkt
bildet Kaiser Wilhelm hoch zu Roß. Seine Rechte hat er in dank-
barem Glücksgefühle auf die Brust gelegt, sein Haupt gen Himmel
gerichtet, entsprechend der Strophe :
„Er blickt hinauf in Himmelsaun,
Wo Heldenväter niederschaun,
Und schwört mit stolzer Kampfeslust:
Du, Ehein, bleibst deutsch, wie meine Brust!“
Über dem Kaiser wölbt sich der Fries in Bogenform zu einer
Rotunde, in der wir als Gruppe diejenigen deutschen Fürsten er-
blicken, die im Jahre 1870 regierten. Den oberen Teil des Raumes
schmückt eine Glorie von 25 Fahnen deutscher Städte, mit der
Bundesfahne an der Spitze. Von der Rotunde aus setzt sich die
Gruppierung nach beiden Seiten hin fort und zeigt uns zunächst
die deutschen Staatmänner und Heerführer, die zu den glorreichen
Erfolgen von 1870 und 1871 hervorragend beigetragen haben,
weiterhin Kriegerscharen, die nach der Seite hin, wo die Figur des
Krieges steht, den ersten Kampf, neben dem Genius des Friedens
den Siegeslauf unserer Heere darstellen — nahe an 200 lebens-
große Figuren, davon 150 Porträts, hinter diesem Hauptrelief sind
die fünf Strophen des bekannten Schneckenburgerschen Liedes ein-
!) Johannes Schilling wurde den 23. Juni 1828 in der sächischen Stadt
Mittweida (an der Zschopau) geboren. Mit fünfzehn Jahren wurde er als Schüler
in die Königliche Akademie der Künste in Dresden aufgenommen. An derselben
Anstalt wirkt er seit 1868 als Professor. Viele herrliche Schöpfungen trugen
den Namen des gottbegnadeten Künstlers weit über die Grenzen unseres deutschen
Vaterlandes hinaus. Sie aufzuzählen, ist hier nicht der Platz.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Johannes_Schilling