Einleitung
3(uf dem Boden und innerhalb der Grenzen des heutigen König-
reichs Sachsen haben in alter Zeit nach und nach verschiedene Volks-
stämme ihre Wohnsitze gehabt. Wir finden in dem heutigen Meißen,
Osterland und Thüringen bereits im vierten Jahrhundert als Bewoh-
ner und Inhaber des Landes die Hermunduren oder Thüringer,
einen germanischen Nomadenstamm. Als aber das mächtige Reich
jener Thüringer im sechsten Jahrhundert mit Hülfe der Sachsen von
den Franken vernichtet worden war, setzten andere Nachkömmlinge
ihren Fuß auf den Boden, den wir jetzt bewohnen: cs waren die Sla-
ve n (Sorben), welche hin und wieder bereits Städte und Dörfer anleg-
ten. Die Könige der Deutschen*) traten kämpfend gegen die Slaven auf,
das Schwert sollte ihnen entreißen, was sie, durch die Umstände be-
günstigt, errungen hatten, namentlich sollte ihnen, die ebenso wie die
Hermunduren Götzendiener waren, der christliche Glaube verkündet werden.
Außer den Slaven waren es aber die Normannen und die Ma-
gyaren (Ungarn), welche den deutschen Königen zu Angriff und Ge-
genwehr Veranlassung gaben. Der große und edle deutsche König
Heinrich I. (der Finkler oder Städtebauer beigenannt), trat im zehn-
ten Jahrhundert siegreich den Ungarn entgegen, ebenso den Slaven
in dem Lande, welches dann Meißen hieß. Der von ihm bezwun-
gene slavische Stamm war der der Daleminzicr. Heinrich zer-
störte um das Jahr 927 ihre starke Veste Gana (bei Lommatzsch) und
war darauf bedacht, das Errungene zu sichern. Wie nun iin deutschen
Vaterlande im Laufe der Zeit, um die Macht fremder Eindringlinge
zu beschränken, verschiedene Marken (d. i. von einem Markgrafen
oder Grenzbefehlshaber vcrtheidigte Grenzgebiete) gegründet wurden, so
geschah in Daleminzien (oder dem von den Daleminziern bewohnten
Lande zwischen der Mulde, Chemnitz und Elbe) durch Heinrich jene
Gründung, aus welcher sich in der Folge eine statliche Markgrafschaft
*) Deutschland galt eigentlich stets nur als ein Königreich, nie als ein Kai-
serthum. Es war ein Wahlreich, indem die deutschen Fürsten beim jedesmaligen
Wechsel einen König wählten. Der Papst dagegen weihcte ihn zum römischen
Kaiser. Indessen verschmähten manche deutsche'könige diese Auszeichnung ganz,
wahrend manche erst viele Jahre nach ihrem Regierungsantritt sich in Rom zum
Kaiser krönen tießen.
1
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich Heinrich Lommatzsch Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Osterland Sachsen Ungarn Ungarn Daleminzien Chemnitz Deutschland Rom
18
Otto der Reiche.
1179*) die Berzstadt Freiberg, welches seinen Namen von den vielen
Freiheiten erhalten hat, die derselbe den zahlreich vom Harz herbeige-
kommenen Bergleuten, als den ersten Bewohnern, zugestand. Da er
beim Kaiser in besonderer Gunst stand, so erlangte er von demselben
die Belehnung mit dem Bergregal. Den reichen Bergsegen der frei-
berger Silbergruben verwendete der Markgraf nicht bloß zum Ausbau
des Klosters Zelle, zur Gründung lind Begabung des Klosters Owa
(Aue) sowie überhaupt zur reichlichen Versorgung der Stifter der Kirche,
sondern auch zur Verschönerung und Vergrößerung der Städte Libicz
(Leipzig), Dsenbergk (Eisenberg) u. a. m. Ja, er fühlte sich im Besitz
seines großen Reichthums auch veranlaßt, in dem angrenzenden thü-
ringer Lande Weißenfels und viele andere Güter käuflich an sich zu
bringen. Da aber Markgraf Otto der Reiche einen thüringischen
Besitz nach dem andern erkaufte, so glaubte sich der Landgraf von
Thüringen Ludwig Iv. (oder der Fromme) beeinträchtigt, verweigerte
die Lehen über die erkauften Güter und forderte diese zurück. Dadurch
ward Otto in Krieg mit demselben verwickelt, in welchem der Land-
graf unfern Markgrafen gefangen nahm und auf die Veste Wartburg
setzte. Dieß geschah im Jahre 1182. Nur der Vermittelung des Kai-
sers gelang es, Otto wieder in Freiheit zu setzen; doch mußte er, mit
Ausnahme von Weißenfels, die gekauften Güter und Schlösser, gegen
Rückerstattung des Kaufgeldes, wieder an den Landgrafen abtreten?
In den markgräflichen Landen war damals die Zahl der Städte
noch gering und deren Aussehen sehr unscheinlich; daher fuhr Otto
fort, mit Hülfe des reichen Ertrags der freiberger Bergwerke mehre
Städte zu erbauen oder bereits gegründete zu verschönern. Nament-
lich war es Leipzig, das er besonders bevorzugte, und wo er sich öfters
aufzuhalten Pflegte. Er ließ diese Stadt mit einer festen Mauer und
mit einem tiefen Graben umgeben, erbaute die Nicolaikirche und ge-
währte der Stadt mehre Freiheiten. Insbesondere ertheilte er derselben
die Gerechtigkeit, jährlich zwei Jahrmärkte zu halten, woraus später
die Jubilate- und Michaelismesse entstanden sind.**) Ebenso war die
Entdeckung der gedachten Silbergruben der Gewerbthätigkcit aller säch-
sischen Lande höchst förderlich. So begann denn in diesem Zeiträume
überhaupt allmählig ein regeres und reicheres Leben in den Städten,
wo die Ertheilung von Markt-, Zoll- und Münzgerechtigkeit gewöhn-
lich der Anfang des Aufblühens war, und Handel-, Kunst und Ge-
werbe unter dem Schutze der Stadtmauern gediehen. Auch war cs
für das Land von Bedeutung, daß die große Handelsstraße von der
Donau und dem Rhein nach Böhmen, Polen und der Ostsee durch das
Osterland und Meißen (d. i. das Gebiet zwischen Elster, Mulde und
Saale) ging. Otto war cs auch, der (um 1161) den Weinbau in
der meißner Gegend begründete. Noch ist bemerkenswerth, daß derselbe
*) Zeit und Ort der Gründung Freibergs sind nicht so genau und sicher bekannt,
wie man gewöhnlich annimmt.
**) Die dritte, die Ncnjahrsmesse, ward erst spater durch Friedrich den
S anftm üthig e n bewilligt.
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Extrahierte Personennamen: Otto Freiberg Otto Ludwig_Iv Ludwig Otto Otto Otto Otto Friedrich Friedrich
11. Friedrich der Sanstmüthige.
(1428 — 1464.)
Friedrich H., der in der Geschichte den schönen Beinamen „der
Sanstmüthige" erhalten hat, überkam als Erstgeborner die Kur-
würde und die dazu gehörigen Lande, in den übrigen Ländern regierte
er mit seinen Brüdern gemeinschaftlich. Obschon bei des Vaters Tode
noch nicht volle 16 Jahre alt, scheint doch Friedrich die Regierung,
wenn auch unter Beirath seiner Mutter, sofort selbstständig und ohne
besondere Vormundschaft angetrcten zu haben. Doch theiltcn die Brü-
der, um dich gleich im Voraus zu bemerken, bereits im I. 1435, als
ihr Bruder Heinrich gestorben war, die väterlichen Besttzungen unter
sich, und als ein Jahr darauf Sigismund in den geistlichen Stand
getreten, blieben bloß Friedri ch und Wilhelm (Iii. oder der Tapfere)
übrig, die eine Zeit lang zusammen regierten.
Zwei bei dem Ableben des Vaters noch unerledigte Angelegenheiten
waren cs, welche den jungen Kurfürsten beim Antritt seiner Regierung
beunruhigten, nämlich einerseits der Streit über die Besetzung des Burg-
grafthums zu Meißen*), vor dessen Entscheidung Friedrich der
Streitbare gestorben war, und dann die erneuerten Ansprüche des
Herzogs Erich von Lauenburg auf die Kur und das Herzo^-
thum Sachsen. Was den ersteren Streit betrifft, so bemühete sich
Friedrich der Sanstmüthige, denselben durch einen Vergleich zu
erledigen. Er versprach nämlich, den vom König ernannten Burggra-
fen Heinrich 1. von Plauen mit dem Bcsitzthume des Burggraf-
thums (den Thurm zu Meißen ausgenommen) und mit dem Schlosse
und Amte Frauenstein zu belehnen und ihm überdieß noch für gewisse
Lehen eine Abfindungssumme zu bewilligen (1428). Als indessen der
Nachfolger dieses Burggrafen, Heinri'ch Ii., abermals Streit erhob,
that König Al brecht 11. einen entscheidenden Spruch, nach welchem dem
*) In der Schlacht bei Außig war nämlich unter Andern auch der Burggraf
von Meißen, H e in ri ch Ii. aus dem Hause Hartenstein, geblieben. Derselbe war
kinderlos gewesen, und es hatte daher der König Sigi smund das gedachte Burg-
grafthum nebst Hartenstein als ein eröffnetes Lehen aufheinrich I. von Plauen,
seinen Hofrichter, übertragen. Da der Kurfürst Friedrich der Streitbare
gleichfalls Ansprüche zu haben vcrmeiirte, so waren zwischen ihm und dem König
Mißhelligkeiten entstanden, welche bei des Kurfürsten Tode noch unerledigt geblie-
den waren.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich_H. Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Wilhelm Friedrich Friedrich Erich_von_Lauenburg Friedrich_der_Sanstmüthige Friedrich Heinrich_1._von_Plauen Heinrich Sigi Hofrichter Friedrich Friedrich
96
Ernst.
die böhmische Krone stritten, und 1474 auch des Letzteren Vater, König
Casimir von Polen, mit großer Heeresmacht in Schlesien einfiel,
beriechen sich Ernst und Albert mit "dem Kurfürsten Alb recht von
Brandenburg und gingen mit 6000 auserlesenen Reitern nach
Breslau, um ihre Vermittelung anzubieten und den Widerspenstigen
zu bedrohen. Doch unterblieb das Blutvergießen, indem durch Vertrag
Wladislaus König von Böhmen blieb, Matthias dagegen auf
die Dauer seines Lebens Mähren, Schlesien ltixb die Lausitz behalten
und zugleich den Titel eines Königs voir Böhmen führen durfte.
Im I. 1471 wurde urplötzlich ein ungeahnter Gottessegen in
den neuentdeckten reichhaltigen Silberadern auf dem Schneeberge ge-
funden, wodurch dann im I. 1477 die Anlegung der Stadt Schnee-
berg veranlaßt wurde. In eben diesem Jahre besuchte der Herzog
Albert diese, so reiche Ausbeute gebenden, Bergwerke, wobei ihm der
Bergmeifter die Ueberraschung bereitete, daß er ihm fammi seinen
Rathen in der Tiefe der Georgenzeche ein Mahl darbot auf einer, wie
es heißt, 3 Ellen langen und ilk Ellen breiten, 400 Centncr
schweren und 80,000 Mark reichen Erzstufe gediegenen Silbers, welche
die Form einer Tafel hatte. „Unser Kaiser (sagte der Herzog bei
diesem unterirdischen Mahle) ist zwar ein gewaltiger und reicher Herr,
und dennoch hat er jetzt keinen so stattlichen Tisch, als dieser ist!" —
Durch den großen Bergsegen, welcher in den schnecbcrger Silbergruben
in den ersten zehn Jahren ausgebracht wurde, und von dein die zehnte
Mark als Bergzehnt an die beiden Brüder abgegeben werden mußte,
wurden diese in den Stand'gesetzt, ihre Besitzungen zu erweitern.
So kauften sie im I. 1472 von dem in Schulden gerathcnen schlesi-
schen Herzog Johann Ii. (oder dem Wilden) das Herzogthum Sagau
für 50,000 ungarische Goldgülden. Der König Matthias voir
Ungarn ertheilte ihnen die Belehnung darüber. Ferner brachten sie im
I. 1477 auf Wiederkauf die bieberstein'schen Herrschaften Sorau,
Bes ko w und Storkow für 62,000 Goldgülden an sich. (Nach
33 Jahren, im I. 1510, wurden dieselben wieder eingelöset.)
Im I. 1477 hatte der Kurfürst Ernst wieder eine Fehde auszu-
kämpfen, um der Schwester Hedwig, welche Aebtissin zu Quedlin-
burg war, Hülfe zu leisten. Die Bürger Quedlinburgs geberdeten
sich wie die einer freien Stadt und wollten die Hohheit des Stiftes
über sich nicht mehr anerkennen. Zu gleicher Zeit hatte sich der Bi-
schof von Halberstadt das Schutzrecht über das Stift angemaßt, wäh-
rend der Kaiser bestimmt hatte, daß die Aebtissin den Lehenseid in
die Hände des Kurfürsten Ernst ablegen sollte. Nachdein Hedwig
die Hülfe ihres Bruders zur Wahrung ihrer Rechte angerufen, zog
dieser mit einer starken Heeresmacht nach Quedlinburg, drang mit
Sturm in die Stadt, ließ die alte Rolandssäule, welche die Bürger
für ein Zeichen ihrer Freiheit ausgabcn, während sie bloß ein Zeichen
der peinlichen Gerichtsbarkeit war, Umstürzen und zwang die wider-
spenstigen Bewohner zum Gehorsam unter das Stift. Die Aebtissin
übertrug nun die erbliche Schutzvoigtei über Quedlinburg dem sächsi-
schen Kurhause. Ebenso ward der Bischof von Halberstadt gezwungen.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Casimir_von_Polen Ernst Albert Matthias Albert Johann_Ii Johann Matthias Ernst Hedwig Ernst Hedwig
70
Friedrich der Streitbare.
Helm Ii., dagegen bekam, um dieß gleich hier im Voraus zu bemer-
ken, nachdem das meißner Land mit der Stadt Leipzig an Friedrich
gefallen war, den größeren Theil des Osterlandes und starb 1425,
worauf Friedr ich auch dessen sämmtliche osterländischc Besitzungen
erbte, von welcher Zeit an das Osterland nie wieder einen besonderen
Regenten gehabt hat und seine frühere eigenthümliche Verfassung ver-
lor. Insofern nun dieser Wilhelm, da er seines Bruders Friedrich
Uebergewicht anerkannte, größtcntheils nach dessen besserer Einsicht han-
delte, knüpft sich die Geschichte unsers Landes vorzugsweise an Fried-
rich den Streitbaren.
Als den Streitbaren bewies sich Friedrich, der bis zum Tode
seiner Mutter Katharina (1397) unter deren Vormundschaft stand,
zuerst durch eine Waffenthat in Franken im I. 1388. In jener
Zeit war in Deutschland noch vielfältig das Faustrecht an der Tages-
ordnung; es kämpften jetzt aber seltener mehr Einzelne, sondern man
schloß sich in. größere Verbindungen zusammen. So kam es denn, daß
der in Franken, Schwaben rc. gegen den Adel geschloffene Städtebund
in den sogenannten Städtekrieg ausbrach. Da der Burggraf Fried-
rich von Nürnberg seine Vettern, die wettiner Fürsten, in das Bünd-
niß des Adels zog und dieselben zu Hülfe rief, so ward Friedrich
der Streitbare von seinen beiden Oheimen Balthasar und Wil-
helm I. an der Spitze von tausend Reitern nach Franken gesandt.
In dieser Fehde focht der neunzehnjährige Held Friedrich mit Ruhm
an der Seite des Burggrafen, und cs gelang ihm, demselben die
Schlösser Windsheim und Rothenburg erobern und das trotzige Nürn-
berg demüthigcn zu helfen.
In sein Land zurückgekehrt, hatte Friedrich auch hier einige
Fehden zu bestehen. So mußte er (1390) die Brüder Friedrich,
Wilhelm und Veit von Schön bürg zu Glauchau, welche sich
weigerten, mehre baare Rückstände abzutragen und sich deshalb mit
andern unruhigen Köpfen verbunden hatten, mit bewaffneter Hand zu
Recht und Gehorsam nöthigen. In demselben Jahre ließ er gegen zwei
thüringer Raubritter statt mit dem Schwert über sic herzufahren, beim
Landfriedensrichter über den seinem Lande zugefügten, auf 1000 Mark
Silber angeschlagenen Schaden Klage anbringen und erlangte auf diese
Weise sein Recht. Ebenso legte er um diese Zeit noch einige andere
Raubhändel bei und trieb die Widerspenstigen zu Paaren.
Im I. 1391 eröffnete sich ein neuer Kampfplatz zur Bewährung
seiner Thatkraft, indem der Hochmeister des deutschen Ordens die Rit-
terschaft aller deutschen Länder aufforderte, sich an einem Kreuz- oder
Kriegszuge gegen die heidnischen Litthauer zu betheiligen.*) Der
*j Nach Andern galt es nicht der Bekehrung der heidnischen Litthauer. indem
ihr Großherzog Jaget lo, damals noch der einzige heidnische Fürst in Europa, be-
reits 1386, um die polnische Krone zu erlangen, mit seinem ganzen Bolke den christ-
lichen Glauben angenommen haben soll. Vielmehr soll der Zug gegen Jagello
gerichtet gewesen sein, welcher mehre gefangene deutsche Ordensbrüder ihrer Haft
nicht entledigen wollte. Zugleich soll es gegolten haben, die Vereinigung zwischen
Polen und Litthauen zu verhindern.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich
Uebergewicht Friedrich Friedrich Friedrich Katharina_( Friedrich
der_Streitbare Friedrich Balthasar Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Deutschland Schwaben Nürnberg Rothenburg Glauchau Europa Polen
172
August.
und politisch kluger Vorgänger und Bruder das Sachsenland in der
kurzen Zeit seiner Regierung berühmt gemacht, so gelang cs dem staats-
wirthschaftlichcn August, dasselbe in seiner vieljährigen Regierung all-
seitig glücklich zu machen und zu einem Musterstaate zu erheben. Da
cs unmöglich ist, das vollständige Bild eines so umfassenden Fürstcn-
lebens in einen Rahmen einzuengen, wie ihn das gegenwärtige Buch
gestattet, so müssen wir uns in der nachstehenden Schilderung von
dein gesegneten Wirken dieses Kurfürsten nur auf das Hauptsächlichste
beschränken.
Vor allen Dingen war August darauf bedacht, den Markgrafen
Al brecht von Brandenburg, der ja vor dem, Bruche auch mit
Moritz in so inniger Freundschaft gestanden, für sich zu gewinnen,
um seine Lande vor dem Einbrüche jener räuberischen Horde zu be-
wahren, und er war so glücklich, durch Vermittelung des Königs von
Dänemark sowie des Kurfürsten Johann Georg von Branden-
burg diesen Zweck sehr bald zu erreichen, indem er durch einen am
Ii.sept. 1553 zu Braunschweig geschlossenen Vertrag sich init dem-
selben aussöhnte. Ebenso gelang es ihm einige Monate später, die
Forderungen I ohann Friedrich's von Weimar, der wegen seiner
Ansprüche auf die Kur bereits vom Kaiser abschläglichen Bescheid er-
halten hatte, durch einen Vertrag zu beseitigen, der den 24. Febr.
1554 abgeschlossen ward und in seinen Hauptbestimmungen dahin
ging, daß, während die Wittenberger Capitulation in Kraft blieb, Au-
gust noch 100,000 Gulden und die vier Aemter Altenburg, Eisenberg,
Sachsenburg und Herbisleben an Johann Friedrich überließ, der
aber bereits an dem Tage, an welchem er den Vertrag Unterzeichnete
(3. März 1554), mit Tode abging.
Die Folge jenes Vertrags war zugleich die Erneuerung der aus den
Zeiten der Mutter Hein rieh's des Erlauchten sich herschreibenden
Erbvereinigung mit Hessen und dann mit Brandenburg, am
9. und 12. März 1555. Zwei Jahre später wurden auch die bereits
1332 geschlossenen Erbverträge mit Böhmen erneuert. — Im I. 1555
erhielt Kurfürst August, der nun von einer glücklichen Erwerbung zur
andern fortschritt, die Würde eines Obersten des sächsischen Krei-
ses. Es war nämlich auf dem in diesem Jahre zu Augsburg gehal-
tenen Reichstage bestimmt worden, daß zur Aufrechthaltung des Land-
friedens für jeden Kreis Deutschlands ein Kreisoberster gewählt werden
sollte. Durch diese mit Stimmenmehrheit unserem August übertra-
gene Würde, die auch bis zur Auflösung des deutschen Reiches beim
Kurfürstenthum Sachsen verblieben ist, vermehrte sich unstreitig Sach-
sens Uebcrgewicht in seinem Kreise.
Im I. 1558 betheiligte sich Kurfürst August an dem sogenann-
ten „Saukriege". Als nämlich die Erben des verstorbenen meißner
Bischofs Nico laus 11. lvon Carlowitz) von seinem zu Stolpcn resi-
direnden Nachfolger Johann Ix. (von Haugwitz) die Herausgabe
eines angeblichen zweiten Testaments forderten, und Letzterer von einem
solchen nichts zu wissen versicherte, fielen dieselben, Hans von Car-
lowitz, A ugust's Stallmeister, an der-Spitze, verheerend in dessen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: August August August Moritz Johann_Georg_von_Branden- Johann Johann_Friedrich_überließ Johann Friedrich März Hein August August August Nico Carlowitz Johann_Ix Johann Haugwitz Hans_von_Car-
lowitz
Heinrich der Erlauchte.
33
brandcnburgischen Markgrafen für sich in Anspruch nahmen, während
sie doch mit der Lausitz unter Heinrich's Vater an die meißner
Fürsten gekommen waren. Es entspann sich, trotzdem, daß ein Schieds-
gericht unserm Markgrafen diese Orte zugesprochcn hatte, ein vierjähri-
ger blutiger Kamps, in welchem zuletzt He inrich verlor, so daß er die
gedachten beiden Städte an die Brandenburger abtreten mußte.
Heinrich sollte indessen diesen Verlust bald verschmerzen lernen.
In seiner Ehe mit Constantia von Oesterreich zeugte er die beiden
Söhne Albrecht und Dietrich. Den ältesten von ihnen, Albrecht,
verlobte der erlauchte Vater noch während jenes Kampfes (1242) mit
der hohenstaufischen Prinzessin Margaretha, einer Tochter des Kai-
sers Friedrich Ii. Diese Verbindung gereichte unserm Regcntenhause
zu großem Vortheil; denn der Kaiser überließ dem Markgrafen aus
Geldmangel, statt der zugesicherten Mitgift von 10,000 Mark Silber,
unterpfändlich ein bis dahin unmittelbares Reichsgebiet, das Pleißncr-
land, zu welchem bedeutende Landstriche, die Städte und Schlösser Alten-
burg, Frohburg, Colditz, Leisnig, Werdau, Crimmitzschau, Zwickau, Chem-
nitz u. s. w. gehörten. Durch diese Erwerbung ward das Mcißncrland
mehr abgerundet; auch ergab sich daraus der Vortheil, daß dasselbe dadurch
von der zuweilen lästigen Nähe eines kaiserlichen Landvoigtes, der bis da-
hin das Plcißnerland verwaltet hatte, befreit ward. — In demselben Jahre
crtheilte der Kaiser Heinrich dein Erlauchten für den Fall, daß der
gegenwärtige Landgraf von Thüringen ohne männliche Erben mit
Tode abgehen sollte, die Belehnung mit dieser Landgrafschaft sowie
mit der Pfalzgrafschaft Sachsen*) sammt allen übrigen Rcichslehen.
Eben diese Aussicht auf Thüringen und die Pfalz Sachsen bestimmte
unscrn Markgrafen, von einer anderweiten Vergrößerung seines Gebietes,
die er durch Erbanfall hätte erlangen können, abzusehen. Im I. 1246
war nämlich das Hcrzogthum Oesterreich erledigt, indem Eon st an-
tia's Bruder, der Herzog Friedrich der Streitbare, in einem Treffen
an der Leitha wider die Ungarn geblieben war. Somit war der baben-
bergische Mannsstamm in diesem Reiche erloschen. Der Kaiser Fried-
rich I. hatte durch einen dem Hause Oesterreich verliehenen Freiheits-
brief für den nun eingetretenen Fall die weibliche Nachkommenschaft
für erbfähig erklärt. Da nun die älteste Schwester des verstorbe-
nen Herzogs ihre Rechte nicht durchzuführen vermochte, sandten die
Stände eine Gesandtschaft an die Söhne der jüngern Schwester, der
Gemahlin Heinrich's des Erlauchten, und luden dieselben ein,
*) Der thürmgifchen Verfaß ung zufolge war der Landgraf gleichsam der Fürst-
statthalter nn Lande, der Pfalzgraf dagegen der oberste Verwalter und Richter
rn den königlichen (ober kaiserlichen) Kammergütern des Landes. Uebcr Alles, was
dem dcupchcn Könige oder Kaiser im Lande zustand «Güter. Geleite. Zoll. Münze
re.) hatte der Pfalzgraf die Aufsicht imb mußte derselbe die Einkünfte. Zölle und
Strafgelder erheben. Die Pfalzgrafschaft in Thüringen sowie das Recht, nach wel-
ehem der Pfalzgraf richtete, war sächsisch. Seit 1235 waren die Pfalzqrafcn unter
Beschränkung ihrer Befugnisie. nicht mehr Verwalter, sondern Eigentümer der königli-
chen Güter. Heinrich der Erlauchte nannte sich zwar gewöhnlich den Pfalzgrafen,
gab aber nach Abtretung fcncs Besitzes an seinen Sohn Albrecht diesen Titel auf.
den des letzteren Sohn, Friedrich!., in seinen ersten Regierungsjabren noch gebrauchte.
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TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Kamps Heinrich Constantia_von_Oesterreich Albrecht Albrecht Albrecht Margaretha Friedrich_Ii Friedrich Colditz Heinrich Heinrich Friedrich_der_Streitbare Friedrich Heinrich_der_Erlauchte Heinrich Albrecht Friedrich!. Friedrich
Ernst.
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eine solche dar mit dem Voigte von Plauen, Heinrich Hi.,
welcher den Titel eines Burggrafen von Meißen sich anmaßte
und seine Unterthanen hart bedrückte, den Edelleuten auf Antrieb sei-
ner Gemahlin ihre Sitze wegnahm und Viehhöfe und Schäfereien
daraus machte, indem er sprach, es wäre ihm nützlicher, zu „käsen und
zu buttern", als daß die Edelleute darauf säßen. Da Heinrich
Plauen als böhmisches Lehen inne hatte, so beklagten sich die Gedrück-
ten bei dem Könige Georg von Böhmen. Dieser ernannte Beauf-
tragte, welche einen Rechtsspruch des Schöppenstuhles zu Magdeburg
einholten. Statt sich dem Schiedsgerichte zu unterwerfen, griff Hein-
rich seine Mannen mit Mord, Brand und sonstiger Beschädigung an.
Georg erklärte hierauf Heinrich und seinen Sohn in die Acht und
der Herrschaft Plauen für verlustig. Im Aufträge Georg's zogen
nun Ernst und Albert bewaffnet gegen Heinrich und nahmen im
I. 1406 nach kurzer Belagerung Stadt und Schloß Plauen, ebenso
die Städte Oelsnitz und Adorf, worauf Herzog Albert, als Träger
der böhmischen Lehnstücke, über Schloß und Herrschaft Plauen gegen
Zahlung des im erwähnten Rechtsspruch bestimmten Schadenersatzes
die Lehen empfing.*) Der vertriebene Voigt rief die Hülfe des Pap-
stes an, und dieser verwies dem sächsischen Brüderpaar ihre Verbindung
mit dem hussitischen Böhmenkönig auf das Ernstlichste und bedrohete
sogar den Kurfürsten Ernst mit Bann und Jnterdict. Doch diese
wiesen die Eingriffe des Kirchenfürsten in ihre weltliche Angelegenheit,
wenn auch schonend, doch entschieden zurück. Als zuletzt der Papst
das Kreuz gegen den König von Böhmen' predigte, fielen die Kreuz-
soldaten, von Georg zerstäubt, flüchtig ins meißnische Gebiet und
übten daselbst raubend und plündernd ihr unedles Handwerk, wogegen
aber die sächsischen Fürsten streng einschritten. Heinrich selbst gerieth
in die Gefangenschaft des Kurfürsten Ernst und seines Bruders Al-
bert und ward nach Schellenberg, dann nach Rechenberg gebracht, bis
cr später frei wurde. — In demselben Jahre 1466 vertilgten auch
unsere Fürsten eine Räuberbande, „die Stellmeisen" genannt, welche
Sachsen verwüstete.
Im darauf folgenden Jahre brachte es der Kurfürst Ernst durch
seine weise Vermittelung dahin, daß der von Papst Paul Ii. gegen
König Georg von Böhmen und diehussiten angeregte Reichsfeldzug
unterblieb, wie sich denn auch Ernst in Gemeinschaft mit seinem
Bruder bemühete, den König Georg noch vor seinem Tode mit dem
Papste auszusöhnen. Weil damals auch die Schlesier feindlich gegen
Georg waren, und namentlich die Breslauer mit ihrer Mannschaft
Frankenstein besetzt hatten, so schickten Ernst und Albert ihrem
Schwager und Schwiegervater bedeutende Hülfstruppen zu, durch deren
Hülfe gegen 4000 Mann Schlesier erschlagen wurden. Als nach
Georg's Tode Matthias von Ungarn und Wla dis laus sich um
*) Im I. 1547 brachten Heinrich's Enkel jene Städte noch einmal an sich,
dann aber kamen sie unter dem Kurfürsten August im I. 1566 durch Kauf blei-
bend an Sachsen zurück.
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Extrahierte Personennamen: Ernst Heinrich_Hi Heinrich Heinrich
Plauen Heinrich Georg_von_Böhmen Georg Heinrich Heinrich Ernst Albert Heinrich Heinrich Albert Ernst Georg Heinrich Heinrich Ernst Schellenberg Ernst Paul Georg_von_Böhmen Ernst Georg Georg Ernst Albert Matthias_von_Ungarn August
134
Albrecht der Beherzte.
Albrecht's Name war durch die Bezwingung der Niederlande
überall im Reiche gefeiert. Zum Danke für seine Aufopferung schmückte
ihn der römische König Maximilian mit dem burgundischen Ritter-
orden des goldenen Vließes, sowie er vom Papste eine goldene Rose
und ein Schwert erhielt. Auch in dem niederländischen Kriege hatte
übrigens Albrecht fast übermäßige Gcldopfer gebracht. Nach Fried-
richs Iii. Tode (im August 1493) folgte Maximilian dem Vater
auf dem Kaiserthron und kam bald darauf in die Niederlande, wo ihm
Albrecht die beiden Kinder und das zum Gehorsam gebrachte Land
übergab und damit zugleich die Bitte verband, daß ihm der nun sich
endigende Auftrag abgenommen werden möchte. In Anerkennung der
großen Verdienste, welche sich Albrecht um den Kaiser Marimilian
erworben, hatte ihm zwar derselbe die Anwartschaft auf Jülich und
Berg zugesagt; doch diese weit ausschauende Hoffnung konnte Albrecht
den Beherzten, der mit so schwerer Mühe, mit so vieler Lebensge-
fahr und (der Silberreichchum der schnecberger Gruben gestattete ihm
dieß) mit so außerordentlichem eigenen Kostenaufwande die Sache des-
selben geführt hatte, unmöglich befriedigen. Er machte daher seine An-
forderungen an denselben, die sich aus 300,000 Gulden beliefen, wieder-
holt geltend. Da nun der Kaiser zur Zeit nicht im Stande war, diese
beträchtliche Summe aufzubringen, so sann er darauf, den Herzog auf
eine andere Weise zufrieden zu stellen.
Er trug ihm nämlich die Erbstatthalterschaft über West-
Friesland an. Da Albrecht den ungezügelten Freiheitssinn der
Friesen kannte und voraussah, cs werde die Unterwerfung derselben
Kampf kosten, so weigerte er sich anfangs, diese Schenkung anzuneh-
men. Doch da unter den Friesen selbst eine starke Partei ihr Verlangen
nach Albrecht kund gab, die Grafen Edzard und Hugo von Ost-
friesland ihm ihre Hülse zusagten und viele Reichsfürsten ihm zurede-
ten; so entschloß er sich, im Vertrauen auf seine ergiebigen, neuerdings
durch die im Schrecken berge vermehrten Silbergruben den Unterwer-
fungskrieg auf Fricsland zu wagen und seinem Hause diese Erwerbung
zuzuwcnden. Im I. 1498 zog er, nachdem er die Regierung daheim
dem Prinzen Georg übergeben, nach Friesland, und unter der kräfti-
gen Beihülfe des Grafen Edzard gelang es ihm bald, die widerspen-
stigen Städte zu erobern, so daß er bereits im Mai 1499 zu Leeuwar-
den die Huldigung (als Gubernator oder Potestat von Wcst-Fries-
lapd) empfing. In diesem Jahre noch setzte er seinen Sohn Hein-
rich (den Frommen) zum Vice-Statthalter ein, der als solcher in Fra-
n eck er seinen Sitz nahm, und begab sich dann wieder nach Sachsen zurück.
Doch der in Regierungsgeschäften unerfahrene Heinrich war
dieser Stellung, einem so unruhigen Volke wie die Friesen gegenüber,
nicht gewachsen. Zudem ließ er sich von unerfahrenen und leichtsinni-
gen Rächen zu vielem Unbilligen verleiten. Um eine Veste bei Har-
lingen zu bauen, ließ er die Materialien dazu dadurch beschaffen, daß
er die Thurmwarten der benachbarten Edelleute, ohne sie zu fragen,
abtragen ließ. Abgaben und Lasten, deren Rückstand Albrecht bisher
nachsichtig geduldet hatte, hieß er mit Härte eintreiben. Dem Friesen-
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Maximilian Maximilian Albrecht Albrecht August Maximilian Maximilian Albrecht Albrecht Albrecht Marimilian Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Edzard Hugo_von_Ost- Georg Edzard Heinrich Heinrich Albrecht Albrecht
August.
171
des Hochstifts Merseburg und überließ ihm mehre thüringische
Städte und Aemter, welche eine reine Einnahme von 25,000 Gulden
gewähren sollten. Im I. 1547 änderten die Brüder diesen Vertrag
dahin, daß Moritz die Aemter und Städte Kindelbrück, Freiburg,
Laucha, Weißensee, Sangerhauscn und Sachscnburg zurücknahm und
seinem Bruder ein Jahrgeld von 30,000 Gulden gewährte. Als in-
dessen August im nächsten Jahre an seine Vermählung dachte, gab
er seine Stelle als Administrator wieder ab, erhielt jene Aemter (und
dazu noch Eisenberg, Weißenfels, Schwarzenberg, für letzteres später
Wolkenstein), welche zusammen 40,000 Gulden Ertrag gaben, zurück
und außerdem noch einen jährlichen baaren Zuschuß von 5500 Gulden.
Im October 1548 vermählte sich nämlich der 22jährige Herzog
August, nachdem er 8 Monate zuvor zu Augsburg die kaiserliche
Mitbelehnschaft der Kur Sachsen erhalten hatte, mit der 17jährigen
Prinzessin Anna vondänemark, Tochter des Königs Christ ian Iii.
Die Vermählung erfolgte zu Torgau und war außerordentlich glanz-
voll. Von dieser Zeit an lebte August meist zu Weißenfels (zu-
weilen auch zu Wolkenstein), ausgenommen, wenn er in des Bruders
Abwesenheit die Leitung der Regierung übernehmen mußte. August,
der bei den vor Moritzens Zug gegen den Kaiser von den deutschen
Fürsten zu Lochau gepflogenen Berathungen mit zugezogen ward und,
wie oben erwähnt, nach Dänemark reifete, um seines Schwiegervaters
Beistand für ihn auszuwirken, blieb den Unternehmungen seines kur-
fürstlichen Bruders nicht fremd, wiewohl er mit dem Beginnen dessel-
den keineswegs immer zufrieden war.
Bei dem Tode seines Bruders Moritz befand sich August ge-
rade in Dänemark. Sofort nach Eintreffen der Trauerkunde mußte
er auf seine schleunige Rückkehr ins Vaterland bedacht sein, da theils
der wilde Markgraf Al brecht von Brandenburg, der zur Zeit noch
von Heinrich von B raun schweig bekämpft wurde und gleich nach
Moritzens Tod einen Fehdebrief an die sächsische Ritter- und Land-
schaft gesandt hatte, theils die muthmaßlichen Bestrebungen des freige-
wordenen Johann Friedrich und seiner Familie, die Kur wieder
zu erlangen, jeden Verzug als Gefahr bringend erscheinen ließen. Schon
am 18. Aug. 1553 nahm er zu Dresden die Erbhuldigung entgegen
und hielt bereits 3 Tage darauf seinen ersten Landtag zu Leipzig, wo
die Stände, da ein Einfall Albrecht's zu befürchten stand, eine Ver-
stärkung der Truppen verwilligtcn.
Die Lage des Vaterlandes war nach dem Tode des Kurfürsten
Moritz in der That eine bedenkliche, da zu den beiden erwähnten Ge-
fahren noch heftige Streitigkeiten der Theologen kamen, welche nach
der damaligen Sachlage leicht die Ruhe des Landes gefährden konnten,
lowie man im Innern über Verarmung klagte, und eine bedeutende
Schuldenlast schwer drückte. Der neue Kurfürst fand also nach allen
Seiten hin eine große und schwere Aufgabe vor. Doch August, den
bald sein dankbares Volk als den ,,Vatcr August" begrüßte, und
dessen Regierung noch späte Enkel segnen, war der. Fürst, der solcher
Aufgabe in jeder Hinsicht gewachsen war. Hatte sein kriegömuthiger
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Extrahierte Personennamen: August Moritz August August Anna August August Moritz August Heinrich_von_B Heinrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz August