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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 9

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Niederungen. 9 und Lehm, die hier gegraben werden, Töpfe, Schüsseln, Kannen, Flaschen und anderes braunes Geschirr hergestellt werden. Wir sehen zu, wie die Töpfer an ihren Drehscheiben sitzen und mit Händen und Füßen arbeiten, um den Tonmassen die gewünschten Formen zu geben. Wir staunen über die großen Brennöfen mit den riesigen Schornsteinen. Das viele Kiefernholz, das zum Erhitzen der Brennöfen nötig ist, liefern die weitausgedehnten Forsten. — Wir befinden uns am Südrande eines früher sumpfigen Landstriches, der den Namen Fiener, d. h. Bruch, führt. a) Lage und Ausdehnung. Die längste Ausdehnung besitzt der Fiener in der Richtung von O. (Havelseen) nach W. (Elbe). Würden wir ihn in dieser Richtung durchwandern, so müßten wir sechs Stunden gehen (30 km). Zu einer Wanderung von S. nach N. würden nrir ungesähr eine Stunde gebrauchen (3—5 km). Sowohl an dem Süd- rande (Ziesar) als auch an der Nordseite (Genthin) finden wir eine stattliche Reihe von Dörfern, die durch gepflegte Landstraßen miteinander verbunden sind. Zwei Chausseen, die von S. nach N. laufen, durchkreuzen diese große Niederung. Die östliche von beiden führt den Namen „Fiener Damm", von Friedrich dem Großen angelegt. Sie war früher die einzige Straße, die von Brandenburg über Ziesar nach Magdeburgs führte. Um von Ziesar nach der Nordseite des Fiener zu gelangen. /

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 16

1911 - Magdeburg : Creutz
16 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe. Hauptgestüt Grabitz (wendischer Name = großer Wall) mit die besten Rennpferde des ganzen Vaterlandes gezüchtet. Ein Pferd wird im Durchschnitt mit 1800—2000 M. bezahlt; auch kommt es vor, daß ein erprobtes Nennpferd mit 8000—10 000 M. bezahlt wird. — In den Bruchgegenden sinden noch immer viele Menschen als To rfstech er Ver- dienst; in den Kohlengedieten arbeiten sie als Bergleute und in Belgern, Görzke, Ziesar als Töpfer. An den großen Gewässern treffen wir Schiffer, Fischer und Schiffbauer (Roßlau). In den Waldgegenden ist der Wald die Hauptnährquelle. Hier fällt man Bäume zu Bau- und Brennholz und fertigt allerlei nützliche Gegen- Jährlinge auf der Weide von Graditz. stände an, z. B. Harken, Holzschauseln, Karren, Leitern, Eimer, die auf Leiterwagen in die wohlhabenden Gegenden gefahren werden. Hier und da siedet man auch Teer und Pech und brennt Holzkohlen (Zerbster Kreis). Zur Sommerzeit liefern die Wälder auch große Mengen von Heidel- und Preißelbeeren, die weithin geschafft werden und den Beeren- suchern einen kärglichen Verdienst abwerfen. An einigen Orten blüht die Korb- und Strohflechterei (Mühlben}, Kraupa bei Elsterwerda). Da die Bewohner des rechtselbischen Gebietes meist nur soviel ernten, als sie gebrauchen, so bleibt ihnen wenig zum Verkauf oder Handel übrig. Von

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 24

1911 - Magdeburg : Creutz
24 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre. so mußten die Leute das Heu aus dem Wasser herausfischen und es nach höhergelegenen Stellen tragen. Die am höchsten gelegenen sandigen Hügel, Horste genannt, waren mit Eichen und Buchen bedeckt; die tiessteil Stellen bildeten Torflager. c) Für die umliegenden Ortschaften hatte der Dröinling auch iu dieser Gestalt gewissen Nutzen. In den Zeiten des Krieges verbargen die Dorfbewohner ihr Vieh in den Schlupfwinkeln der Waldungen. Wer die Fußwege nicht kannte, fand sich aus dein Wirrwarr nicht wieder heraus. Im Sommer, wenn der Dröinling teilweise ausgetrocknet war, oder auch im Winter, wenn das Eis die Sumpfflächen bedeckte, gingen die Dorf- bewohner der anliegenden Ortschaften mit Beil und Säge in den Dröinling und holten sich ihr Brennholz. Der Bauer fand dort geeignetes Nutz- holz, um die Stiele zu Schippen, Spaten und Hacken schneiden zu können; aus den Weiden flocht er Körbe und Kiepen. Jeder konnte von den bescheidenen Gaben nach Herzenslust nehmen. Später wurde die Fläche des Drömlings unter die Bewohner der Dörfer verteilt. Nach der Heu- ernte weideten auf den Wiesen die Kuhherden; die Pserde blieben selbst während der Nacht auf der Weide. Da die Versumpfung des Bruchs im Laufe der Jahrhunderte immermehr zunahm, so wurde der Aufenthalt für das Vieh gefährlich. Es brachen Viehseuchen aus, die den Wohlstand der Drömlingsbauern sehr schädigten. 4. Auf welche Weise wurde der Drömling in ein fruchtbares Land umgewandelt? Friedrich der Große, der dafür gesorgt hatte, daß der Fiener ent- wässert wurde, ordnete an, daß auch der Drömling urbar gemacht werde. Das meiste Wasser stand in der Mitte des Drömlings, da er hier mii niedrigsten lag. Aus welche Weise sollten nun die großen Wassermassen abgeleitet werden? Für den Lauf der Ohre mußte ein vollständig neues Bett gegraben werden. Das alte Flußbett war versandet und verschlammt; die Ufer waren zerrissen; im Ohrebett lagerten dicke Stämme von Bäumen und hemmten de» Laus des Wassers. Als die Entwässerungsarbeit im besten Gange war, schloß der große König im Jahre 1786 seine Augen für immer. Mit großer Freude hatte er zuvor die Worte des Berichts gelesen: „Das Wasser rauscht heraus, und die Drömlingsgrundstücke fangen jetzt schon an trocken zu werden." Das Werk des Königs wurde mit großein Eifer fortgesetzt. Es wurden 38 Abzugskanäle, 17 Entwässeruugs- graben, 16 Dämme und ebensoviel Schleusen angelegt, desgleichen 32 eiserne und hölzerne Brücken, um bequeme Übergänge zu schassen. Trotz dieses großartigen Netzes von Entwässerungsanlagen waren die tiefliegenden Flächen wenig zu gebrauchen. Die Menschen sanken bei der Arbeit tief ein in die schlammigen Erdmassen; selbst leere Wagen blieben im Snmpse stecken. Da kam der Rittergutsbesitzer zu Kunrau (der Ort liegt am nördlichen Rande des Drömlings an der Eisenbahnstrecke Obisselde—salz- Wedel) auf den Gedanken, in seinem Drömlingseigentum diese sumpfigen

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
66 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Braunkohlengruben, bedeutender Ackerbau. Fabriken: Zucker, Malz, Maschinen. Bierbrauerei, Ziegelei. Alter Spruch von den elf wohlhabendsten Bördedörfern: Schlemmern, Bure, Barendorp, Zens, Mülinge, Eickendorp, Brumby und Glöte, Jllnitz und Ferstede, Atzendorp is ok dabi, Solln det nich elf Dörper si? Besichtigung des Moltkeschachtes und der Saline in Schönebeck a. E. An einem schönen Herbsttage schritt ich dem Moltkeschachte in Schönebeck a. E. zu. Schon von ferne sah ich den großen Fabrikschornstein und schuppen- und turmartige Gebäude. Bei meiner Ankunft wandte ich mich sogleich an den Ober- beamlen, den Steiger. Er bewillkommnete mich, sah den Erlaubnisschein des Kgl. Salzamtes an und hieß mich Bergmannskleidung (Kittel und dicke Filzmütze) an- legen. Dann führte er mich in das turinartige Gebäude, den Förderturm. Hier sah ich die gewaltigen Maschinen, Pumpen und Schwungräder, die den ganzen Betrieb regeln. Überall begrüßten uns die Bergleute mit „Glück auf". Im Ober- geschoß des Förderturms angekommen, stiegen wir in den Fahrstuhl. Das ist ein großer eiserner Kasten, in dem vier Personen stehen können. „Der Fahrstuhl", sagte der Steiger, „hängt an einem starken Drahtseile und gleitet in der einen Halste des Schachtes zwischen vier Eisensäulen hinab. Nebenan in der andern Hälfte des Schachtes bewegen sich die Pumpwerke, die das Grubenwasser und die Sole fortleiten." Die Förderleute gaben uns zwei Öllampen. „Glück auf! — Glück auf!" schallte es von beiden Seiten; dann bewegte sich der Fahrstuhl in die Tiefe. An den Schachtwänden rauschte das Wasser hinab. Nebenan arbeitete das Pumpwerk. Das Gehör schien mir zu schwinden. Es mochten aber kaum zwei Minuten vergangen sein, da waren wir unten im Bergwerke, 415 in tief unter der Erde. Hier war es stockfinster; nur unsere Grubenlampen leuchteten spärlich. Es war hier auffallend warm. „Dieser senkrechte Schacht", erzählte mein Führer, „war der Anfang des Bergwerks. Durch Sprengungen haben ihn die Bergleute hergestellt. Er hat viele Mühe verursacht. Weil das Wasser von allen Seiten eindrang, mußte er teils mit Eisenplatten ausgesetzt, teils ausgemauert werden. Als man endlich unten auf dem Grunde, „der Sohle", angekommen war, begann man wagrechte Gänge, „die Strecken", zu sprengen, durch die wir jetzt gehen. Sie führen nur durch Steinsalz, das hier eine 85 m hohe Schicht bildet. Jede Strecke ist 2,50 m hoch, 5 m breit und mehrere Kilometer lang. Alle Strecken sind nach einem sorgfältigen Plane angelegt, damit kein Zusammensturz erfolgen kann. Das Bergwerk hat mehrere Geschosse, die durch 7 m starke Decken voneinander getrenut sind. Jede Strecke führt zu einem großen, kuppelförmigen Räume, einer „Glocke". Die Strecken und Glocken liegen genau übereinander." — Als ich mich wunderte, daß keine Bergleute zu sehen seien, erwiderte der freundliche Steiger: „Während früher hier unten mehrere hundert Bergleute arbeiteten, sprengten, hackten und das Salz fortfuhren, sind setzt kaum 50 beschäftigt; denn die meiste Arbeit muß das Wasser tun. Sehen Sie, hier führt ein Schlauch dem Spritzrohre Wasser zu. Dieses wird mit großer Kraft gegen das Salz gespritzt und löst es auf; so ent- stehen die Strecken und die Glocken. Die Arbeiter haben nur aufzupassen, daß das Wasser ordentlich läuft und daß das Rohr verlängert oder verkürzt wird- Soll eine Glocke entstehen, so spritzt man zuerst 9 m hoch ein Loch in die Salz- decke, dann beginnt man, das Loch zu erweitern, indem man selbsttätig drehbare Röhrenarme an das senkrechte Rohr anschraubt. Die ganze Vorrichtung ähnelt einem Rasensprenger. Eine Glocke ist 9 m hoch und 23 m breit. Vier Glocken stoßen

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 58

1911 - Magdeburg : Creutz
58 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Salzgewinnung in Staßfurt. Ldie Anlage des Steinsalzbergwerkes zu Staßfurt ist dieselbe wie in Schöne- beer. Das Salz wird aber in Staßfurt nicht ausgelaugt, sondern durch Spren- gungen zutage gefördert. Das reine Salz wird gemahlen und als Tafelsalz sofort in den Handel gebracht. Über dem Steinsalze liegt eine ungefähr 250 m dicke Schicht, die sich aus Kalisalzen zusammensetzt. Der Bergmann nennt sie das Hangende. Die in den einzelnen Schichten vorhandenen Schnüre, die wir auf dem Bilde deutlich er- kennen, nennt man Jahresringe. Man schätzt die Zahl auf 13000 Stück. Soviel Jahre sollen nach der Annahme der Gelehrten nötig gewesen sein, um die Stein- und Kalisalzlager in der Mächtigkeit von 1000 m zu bilden. Wir sind in der Kalisteinbruch in Staßfurt. Tiefe und sehen der Arbeit der Bergleute zu. In allen Farben schillern uns die verschiedenen Salze entgegen. Einige Salzmassen sind weiß, auch grau bis schwarz, andere sind rosarot, dunkelrot usf. In der Zeit, in der man nur Steinsalz gewinnen wollte, schüttete man die Abraumsalze (woher der Name?) als wertlose Massen auf Halden. Als man aber durch Versuche feststellte, welchen hohen Wert die Kalisalze als Düngesalze für die Landwirtschaft hatten, da wurde der Abbau der Kalisalze der Hauptzweck und die Gewinnung des Steinsalzes nur Nebenzweck. Eine Reihe von Fabriken entstanden, um die Salze zu mahlen und zur Herstellung von Säuren zu verwenden. Zwei Bergleute sind damit beschäftigt, ein Bohrloch in dem Hangenden herzustellen, in das nachher der Sprengstoff gelegt werden soll. Die abgesprengten Massen werden von dem dritten Bergmanne mit einem großen Hammer zerschlagen. Zwei andere Bergmänner laden die Salzmassen in den Wagen. Die einzelnen Wagen werden zu einem kleinen Zuge aneinandergereiht, der durch elektrische Kraft in Bewegung gesetzt wird. Auf Wasser- und Landwegen iverden die Kalisalze nach allen Ländern der Erde verschickt- Durch Anwendung

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 28

1911 - Magdeburg : Creutz
28 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre. 4. Der reiche Ernteertrag der Wische. Die Wische ist ein gesegneter Landstrich inmitten der angrenzenden Gegenden. Westlich von ihr liegen die sandigen Strecken der Altmark, mit düsteren Kiefernwaldungen dedeckt. Nur wo die Siedlungen der Menschen liegen, ist der Wald ausgerodet und das Land in Äckerland umgewandelt worden. Die Wische ist wie die Magdeburger Börde eine baumlose Ebene mit steinlosem Boden. Die tiefgründige, feuchte Acker- krume ladet zum Ackerbau ein, die weiten Wiesenflächen zwischen der Elbe und dem Deiche begünstigen die Viehzucht. Mit sichtbarer Freude durch- schreitet der selbstbewußte Landmann im Sommer seine Fluren. Überall regen sich zur Ernte fleißige Hände. Zu deu eiuzelliegenden Gehöften fahren schwere Erntewagen, mit großkörnigem Weizen beladen. Duftender Klee wird in großen Massen getrocknet und aus die Futterbödeu gebracht. Auf den Elbwiesen, die zwischen der Elbe und dem haushohen Elbdeiche liegen, fehen wir große Heuhaufen aufgetürmt; schwarzbunte Rinder weiden friedlich mit deu Pferdeu auf den Weiden. — Ein Blick oon dem Elb- dämme gewährt eine herrliche Aussicht. Dort ans der Elbe fahren riesige Dampfer, deren schwarze Rauchwolken noch lange zu sehen sind. Aus der Ferne grüßen die Kirchtürme der Städte Osterburg und Seehausen, Werben und Havelberg. Ausgaben. 1. Was ist ein Deichamt? Was sind Teiche? 2. Welchen Zweck verfolgt das Deichamt, wenn das Wasser des Aland in ein Flüßchen geleitet werdeu soll, das weiter stromabwärts mündet? 3. Inwiefern trifft für die Wische das Wort zu: „Ohne Fleiß kein Preis!" c) Der Calliesche Werder. Bei dem Städtchen Calbe besteht das Flüßchen Milde aus zwei Armen, der Ober- und Unter-Milde, und empfängt noch einige Bächlein. Das von diesen Wasserläuseu umflossene Land war früher eine bruchige Niederung, der Mildebrnch. Als der Drömling entwässert wurde, durchzog man auch dieses Gebiet mit Gräben (Königsgraben 1780) und gewann vorzügliche Wiesen, Weiden und Äcker. Tie Bruchdörfer, die ehemals arm waren, jetzt aber zu den wohlhabendsten der Umgegend gehören, führen feit alters her den Gesamtnamen: der Ealbesche Werder (Hopsenban). B. Gewässer. Tie Elbe ist der Hauptstrom des Gebietes. Die Ohre und alle Gewässer nördlich von ihr eilen der Elbe zu; es sind Nebenflüsse. Wohin dacht sich also das Land ab? Die wichtigsten Flüsse heißen: Ohre, Tanger, Aland und Jeetze. 1. Tie Ohre einspringt an der Westgreiize des Gebietes und fließt in südöstlicher Richtung zur Elbe. Sie durchströmt den Drömling und

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 31

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Niederungen. 31 Bestand; er sagt: „50 Stakhupen Hoppland hew ik". Wenn der Hopfen recht gut gediehen ist, gibt ein Stakhaufen etwa 50 kg. Durch den großen Fleiß, den man in den letzten Jahren auf deu Hopfenbau verwendet hat, ist der Altmärker Hopsen so verbessert, daß er dem anderer Gegenden nicht viel nachsteht und gern gekauft wird- Die Hopfenernte ist für die Hopfengegenden eine Festzeit. Je höher die Preise sind, desto fröhlicher ist man. Am Bartholomäustage, am 24. August, beginnt die Ernte. Von nah und- fern wandern die „kleinen Leute", oft ganze Familien, ins Hopfenland. Der Hopfen- bauer heißt jede helfende Hand willkommen; es muß schon ohnehin alle andere Arbeit ruhen. Ein Teil der Arbeiter ist draußen im Hopfengarten beschäftigt, der andere auf der Scheuer. Jene schneiden die Ranken ab, streifen sie von Den Stangen und bündeln sie zusammen. Die leeren Stangen werden aufgezogen. Mit Jubel wird jede Fuhre von den Leuten auf der Scheuer empfaugen. „Utföken is nich, immer up de Reg weg!" schallt es, und jeder greift nach dem würzig duftenden Bunde. Die Hopfenpflücker sitzen in langer Reihe und zupfen die Frnchtköpfe ab, irni_ sie in einen Raum rechter Hand zu werfen. Von Sonnenaufgang bis zum späten Abend dauert die Arbeit bei fröhlichem Gesang und lustigem Scherz. Wenn der Hopfen gepflückt ist, muß er getrocknet werden; das ist das Un- angenehmste an der ganzen Ernte. In der Sonne werden große Laken ausgebreitet, und dann wird der Hopfen locker und dünn daraufgestrent, damit er nicht rot oder gar schwarz werde. Je heller er bleibt, desto wertvoller ist er. Bei schlechtem Wetter benutzt man große luftige Bödeu zum Trocknen. Ist der Hopfen endlich trocken, so wird er in große Säcke (Ballen) gestopft und dann versendet. E. Sprache, Sitten und Gebriinche der Kewoljner. Der Altmärker zeichnet sich aus im zähen Festhalten an den Sitten und Gebräuchen der Voreltern. In seinein Wesen ist er knorrig und bedächtig; er muß gleichsam erst warin werden, ehe er zugreift, aber dann wankt und schwankt er nicht. Ein Versprechen ist ihm heilig. In seiner Treue und seinem tapferen Kriegsmute steht er keinem deutschen Stamme nach. Die Heimat schätzt der Altmärker über alles, und mit fröhlichem Witz rühmt er, das; in der Altmark zwar nicht Milch und Honig fließe, wohl aber „Speck" und „Balsam" (zwei muntere Wiesenbächlein), und daß seine Heimat durch die heilige Siebenzahl ausgezeichnet sei, nämlich dnrch 7 alte Städte, 7 Flecken, 7 Flüsse, 7 berühmte Adelsgeschlechter und 7 verkehrte Kirchen (Türme nach O. statt nach W.). Die Volks- spräche ist das Nieder- oder Plattdeutsch. Die gebildeten Leute sprechen die hochdeutsche Schriftsprache. Das Plattdeutsch wird aber in den ver- schiedensten Gegenden der Altmark ganz verschieden gesprochen. Als Probe des Drömlingsplatt möge folgendes Zwiegespräch über die Kartoffelernte dienen: A.: Na, hemmt je ju Tüffeln all ut? B.: Nä, 'n poar Doag hemnl w' noch to dohn. Wie (wäi) hemm 'n poar Doag fchäpeltoal*) ntknegen laten, Nu hemm w' noch 'n föß Morgen stoahn, doa fchafft't nich recht, de willn 'w nu sülm vulln utkriegen. — Hemm je denn ju all ut? *) Scheffelweise (nach der Zahl der Scheffel); für den Scheffel werden in der Regel 10 Pfennige bezahlt, so daß unter Umständen eine Arbeiterfamilie täglich 12—18 M verdient, wofür dann die Kleidung der Familie vom Kopf bis zum Fuß bestritten wird aufs ganze Jahr. Sonst zahlt fast allgemein der Bauer hier als Tagelohn bei voller Beköstigung für Männer nur 0,75—1,00 M, für Frauen 0,50 M

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 33

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Niederungen. 33 Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache. Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe^ und Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh, das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus- flur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags- brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über dein Herde erhebt sich der gewaltige Rauchfang, in dem verschiedene Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir in die Wohnräume und Kanunern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten, Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be- wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische). Bei dem fränkischen Gehöste lagen die Wohn- und Wirtschasts- gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem Sterne. In einzelnen Wifcheorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen (40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke. Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen. Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch. Rätsel: Jin Ratlebenschen Dom, da steu 1ne gele Blom, wer de gele Blom will pflücken, de mut den ganzen Dom {erdrücken.*) Der Hansjochen Winkel. Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land, in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim, kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be- wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der, welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen- winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels waren Wenden. Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor- zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind, weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf einem Hügel setzte man in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehenden Steine fügte man gewaltige Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über 30 m lang und 9 m breit. *) Das Ei. Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 3

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 38

1911 - Magdeburg : Creutz
38 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. der Tonwalze eine fingerdicke Platte ab, die er mit dem Namen Schwarte be- zeichnet. Diese Tonplatten werden sodann über tellerartige Gipsformen gelegt, die sich auf der Töpferscheibe befinden. Durch kräftiges Andrücken werden die Tonmassen zu Tellern, deren Außenseite nach oben gekehrt ist, geformt, über der Töpferscheibe hängt an einer Vorrichtung eine Schablone. Diese wird dazu verwendenden Tellern die Füße anzudrehen. Sie wird zunächst auf den Teller gesenkt. Sodann drückt sie aus der weichen Tonmasse, die ans der sich in kreisender Bewegung befindlichen Töpferscheibe liegt, einen randartigen Kranz heraus. Die Form der Teller ist jetzt fertig. Sie werden von den Töpfern nunmehr auf Bretter gesetzt, damit sie lufttrocken werden. Damit die rohen Teller schön aussehen, werden sie noch geputzt und gerändert. Nun kommen sie in die Rohbrennerei. Darauf werden sie mit einer Glasur überzogen und nochmals gebrannt. Alsdann kommen sie in den Handel. Wolmirstedt, d. h. Wohnstätte Walmers (Waldemars) (4). W. führte ursprünglich den slaoischen Namen ustiure, d. h. Ohremündung. Ackerbau. Fabriken: Zucker, Stärke, Papier, Leder. Baudenkmäler: Schloß. Alle diese Städte gehören zu den Kreisen: Stendal, Osterburg, Salz- wedel, Gardelegen, Nenhaldensleben und Wolmirstedt. Ordne sie danach! Welche ^tadt gehört zu keinem dieser Kreise? 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Han. A. Kodeufsrmen. Aufgabe: Umgrenze auf dem Kartenbilde dieses Gebiet imd bezeichne die Bodenformen und die Bewässerung dieser Landschaft! I. Die Höhen. Die wenigen Erhebungen dieses Gebietes hängen mit dem Harzgebirge zusammen; es sind nördliche Ausläufer desselben. Sie folgen nach N. in 5 Zügen auseinander und haben im allgemeinen die Hauptrichtung des Harzes, nur der 5. hält sich mehr nördlich. Die Höhe der Erhebungen nimmt nach N. immer mehr ab, bis sie endlich ganz in die Ebene über- gehen. Die 5 Züge heißen: 1. Teufelsmauer, 2. Regenstein, 3. Hoppel- berg und Spiegelslierg, 4. Hui und Hakel, 5. Alvenslebener Höhenzug. 1, Die Teufelsmauer. Die Teufelsmaner ist ein gewaltiger Sandsteinwall. Riesige Felsen liegen so regelmäßig übereinander wie die Steine einer Mauer. Der Sage nach hat diese Mauer der Teusel erbaut, um sein Reich von dem des Herrn Jesus zu scheiden. Allein ein klähender Hahn habe ihn beim Bau gestört: so sei die Mauer unvollendet geblieben. Einzelne Teile nennt der Volksmund Teufelsküche, -fenster, -stein, -kessel, Großvater. Die Teufels- maner erstreckt sich mit Unterbrechungen in südöstlicher Richtung etwa 33 km weit von der Stadt Blankenburg bis zur Stadt Wallenstedt. Hier endet

10. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
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