Die Fruchtebene. 79
Sitz der Regierung für Oberschlesien geworden ist und von der be-
dentendsten Bahnlinie Oberschlesiens berührt wird. Von ihr zweigen sich
hier mehrere Seitenlinien ab. Verschiedenartige Lehranstalten sorgen
ebenfalls für den Zuzug, und die Fabrikthätigkeit ist nicht gering.
Den Kreidemergel der Gegend verarbeitet man besonders in Cementsabriken.
So ist Oppelns Einwohnerzahl seit Beginn uusers Jahrhunderts von etwa
3000 auf 30 000 gestiegen.
Da wo der Chelm an die Oder herantritt, fließt sie an dem Städtchen
Krappitz vorüber. Der fruchtbare Mergel in seiner Umgebung leitete die
Bewohner zum Ackerbau hin; die Kalkbrüche im Chelm bringen andern Leuten
Beschäftigung iu deu Kalköfen; endlich nützen viele die Lage an der Oder
zum Schiffahrtsbetriebe aus.
So recht im Mittelpunkte Oberschlesiens liegt Kosel. Hier beginnt erst
recht die Flußschiffahrt; hier mündet der Klodnitzkanal; hier verzweigt sich
darum auch das oberschlesische Eisenbahnnetz, und hierher wird der wichtige
„Umschlaghafen" der Oder gelegt, in dem die Mineralschätze Oberschlesiens
in Zukunft verladen werden. An dieser wichtigen Stelle ist darum anch schou
in sehr alter Zeit eine Befestigung angelegt worden, aus der später die
Festung Kosel entstand. Sie gehört zu deu wenigen Festungen, die sich
1807 gegen die Franzosen behaupteten. Ihr tapfrer Kommandant von
Neumann hielt sie bis zu seinem Tode.
Aber gerade die Einengung durch die Festungswerke hat die Stadt am
Aufblühen gehindert. So mnßte der Bahnhof beinahe eine Meile weit weg
gelegt werden zu dem Dörfchen Kandrzin, das sich zu einem bedeutenden
Beamten- und Fabrikorte entwickelt hat. Die Festungswerke sind jetzt ge-
schleift.
Dagegen ist die Oderstadt Natibor in ihrer Entwicklung ständig sort-
geschritten. Die Stelle, wo sie angelegt wurde, ist schon früh ein wichtiger
Übergangsplatz gewesen. Gerade das Zurückbleiben Kosels hat Ratibor zum
Mittelpunkte für diesen Teil Oberschlesiens gemacht. Es ist auch durch die
Hierherverlegung eines höheren Gerichtshofes und die verhältnismäßig
frühe Gründung eines Gymnasiums (1819) gehoben worden. In seinem
Äußern gehört es zu den schönsten Städten Oberschlesiens und besitzt große
Fabriken für Schnupftabak, Eigarreu und Maschinen.
Die Einwohnerzahl ist seit Beginn des Jahrhunderts von 3 000 aus
24000 gestiegen.
In der Nähe Ratibors auf dem romantischen Schlosse Lubowitz wurde Joseph
von Eichendorff geboren.
In der Ebene links der Oder liegt südlich von Oppeln Proskau, wo
sich eine Königliche Obst- und Gartenbauschule bestndet. Ans der
Königlichen Domäne werden auch Meier und Meierinnen in der Milchwirt-
schaft ausgebildet.
Falkcnbcrg und Fricdland in Oberschlcsicn trägt eine inselartige nn-
fruchtbare Bodenerhebung, die hier die Ackerbauebene durchstreicht. Die
reichen Torflager dieser Teichgegend bieten vielen Leuten Erwerb, die
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Oppelns Neumann Joseph
von_Eichendorff Meier
— 24 —
und einer Königlichen Berginspektion. Auch befindet sich hier
die Direktion der Oberschlesischen Kokswerke, eine Brikettfabrik,
mehrere Koksanstalten, ferner eine katholische und eine evangelische
Kirche, ein Gymnasium, mehrere Volksschulen und eine Berg-
Vorschule. Zaborze verdankt seine Größe und seinen Reichtum
der Königin Luise-Grube, die dem Staate gehört. Diese
Grube ist das größte Steinkohlenbergwerk Deutschlands. Sie
beschäftigt gegen 8 000 Arbeiter, welche jährlich 3 bis 4 Millionen t
Kohle fördern. Sie wurde im Jahre 1791 iu Betrieb gesetzt
und besitzt eine Größe von 19 598 664 qm.
Ruda liegt an der Eisenbahnstrecke Gleiwitz-Kattowitz und
ist der Sitz der Gräflich Ballestremschen Grubenverwaltung.
Ruda hat zwei katholische Kirchen, mehrere katholische Volks-
schulen und eine höhere Knabenschule. Am Marktplatze befindet
sich das Kaiser Wilhelm-Denkmal. In der Kolonie Karl Emanuel
befindet sich eine Chamottesabrik des Grafen Ballestrem.
Biskupitz liegt an der Zabrze-Beutheuer Chaussee. Nord-
östlich schließt sich die Hüttenkolonie Borsigwerk an.
Bielschowitz liegt an der Eisenbahn Gleiwitz-Jdaweiche.
Es hat eine Königliche Berginspektion und ein Knappschasts-
lazarett. Bei Bielschowitz findet man guten Lehm, weshalb sich
auch hier mehrere Ziegeleien befinden.
Der Landkreis Kattowitz ist 1761/2 qkm groß und hat
150 000 Einwohner. Fast der ganze Kreis gehört dem Industrie-
bezirk an, und nur an der südlichen Grenze gibt es noch einige
kleine ackerbautreibende Dörfer. Ziemlich in der Mitte des
Kreises an dem Rawabache liegt der Stadtkreis Kattowitz
(35 000 Einw.). Mitten durch die Stadt führt die Eisenbahn.
(Welche Eisenbahnstrecken berühren Kattowitz?) Die wichtigsten
Straßen sind die Grundmann- und die Friedrichstraße. Katto-
witz ist der Mittelpunkt eines lebhaften Verkehrs, namentlich mit
Rußland. Den Wilhelmsplatz schmückt ein Denkmal Wilhelms I.
und Friedrichs Iii. Von wichtigen öffentlichen Gebäuden der
Stadt sind zu erwähnen das Rathaus, das Landratsamt, zwei
katholische, eine evangelische und eine altkatholische Kirche, eine
Synagoge, mehrere Volksschulen, ein Gymnasium, eine städtische
Badeanstalt, das Eisenbahndirektionsgebäude, eine Reichsbankneben-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Emanuel Karl Biskupitz Bielschowitz Wilhelms_I. Wilhelms_I. Friedrichs
— 28 —
neben einer Hochofenanlage, ein großes Stahl- und Walzwerk,
sowie eine Koksanstalt mit Teer- und Ammoniakgewinnuug hat.
Der Stadtkreis Königshütte (66 000 Einwohner) liegt
im südöstlichen Teile des Kreises Benthen. Die Bewohner l?e-
Denkmal des Grafen Reden.
schäftigen sich zum kleineren Teil mit Handel und Gewerbe,
zum größeren Teil aber mit Bergbau und Hüttenarbeit. Der
Religion nach ist die Mehrzahl katholisch. Königshütte ist der
Sitz einer Königlichen Berginspektion und eines Königlichen
Amtsgerichts. An öffentlichen Gebäuden sind vorhanden: das
Rathaus, drei katholische und eine evangelische Kirche, eine
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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— 32 —
Der Sitz der Kreisbehörden ist die Stadt Tarnowitz mit
12 000 Einwohnern. Hier befindet sich ein Amtsgericht und eine
Königliche Berginspektion. Auf dem Ringe der Stadt steht ein
Denkmal des Markgrafen Georg von Brandenburg, der sich um
den Bergbau zu der damaligen Zeit (1526) große Verdienste
erworben hat. Der große Dichter Goethe besuchte die Stadt
Tarnowitz und schriebin das Fremdenbuch der Knappschaftskanzlei:
„An die Knappschaft zu Tarnowitz!
Fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches, wer hilft euch
Schätze finden und sie glücklich zu bringen ans Licht?
Nur Verstand und Redlichkeit helfen: es führen die beiden
Schlüssel zu jeglichem Schatz, welchen die Erde verwahrt."
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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5
laus I. und soll 964 ihren Anfang genommen haben.
Alle Schriftsteller stimmen darin überein, daß die Ver-
mählung des Micistaus mit Dambrowka, des böhmi-
schen Herzogs Boleslaus Tochter, die eine Christin war,
und die den Micislaus bewog, auch Christ zu werden, die
nächste Veranlassung dazu gegeben habe. Die Taufe des-
selben erfolgte 965^ Micislaus wandte sich hierauf an
den Pabst, um sich von demselben Arbeiter im christlichen
Reiche auszubitten. Der Pabst schickte mehrere Geistliche
aus Rom nach Polen und es wurden hier verschiedene
Bisthümer angelegt, unter welchen auch eins in Schlesien
zu Stande kam, welches Johanni dem Täufer gewidmet
wurde. Dem ersten Bischof, Gottfried, ward seine
Domkirche in Smogra, einem damals sehr bedeutenden
Orte, 966 angewiesen. Als Smogra aber in der Folge
durch Krieg, Feuer oder andere Unglücksfälle seine Wich-
tigkeit verlor, so wurde dieses Bischofthum von Smogra
nach Nyczen (Bitschen) und späterhin nach Breslau
verlegt, wo es noch bis heute sich befindet. Micislaus
starb, nach den sichersten Angaben, 992.
Ihm folgte sein Sohn
Boleslaus I. (Chrobri d. i. der Strenge),
der von 992 bis 1025 regierte. Er führte mehrere Kriege.
Ein böhmischer Geistlicher, unter dem Namen heiliger
Albrecht, hatte Prag und Gnesen verlassen und war
nach Preußen gegangen, um dort das Christenthum zu
verbreiten, und war daselbst ermordet wordin. Boleslaus
zieht deshalb gegen Preußen zu Felde, verlangt gegen
baare Bezahlung den Körper des erschlagenen Albrcchts
zurück, den er auch erhielt und nach Gnesen zur Beerdi-
gung abführen ließ. Verschiedene vorgegebene Wunder
verursachten Wallfahrten zu seinem Leichname nach Gne-
sen. Dieses Vorwandes bediente sich Kaiser Otto Hi. im
Jahre 1000, um eine Reise dahin auzutreten. Boleslaus
empfing ihn mit königlicher Pracht und machte ihm meh-
rere angenehme Geschenke, unter welchen sich auch ein
Arm des heiligen Albrechts befand. Aus Erkenntlichkeit
dafür soll der Kaiser das Bisthum Gnesen in ein Erzbis-
thum erhoben und demselben unter andern Bisthümern des
polnischen Reiches auch das Bisthum Breslau unterwor-
fen, ja dem Boleslaus selbst die königliche Würde ertheilt
haben, die derselbe, als er sich von allen seinen Verbind-
lichkeiten gegen das deutsche Reich loszumachen suchte,
zwar wieder verlor, die- er aber 1024 unter Kaiser Con-
rad Ii. eigenmächtig wieder angenommen haben soll. Zu
der 964 das Cbri-
sienthum cinführ-
te, ausveranlas-
sung seiner Ge-
mahlin Dam-
browka.
der 965 getauft.
u. unter welchem
966 das Bisthum
zu Smogra ge-
gründet wird.
992 — 1025
Boles laus I-,
Chrobri
zieht gegen Preu-
ßen zu Felde,
wird im I. iooa
von Kaisex Ot-
to in, besucht.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Pabst Johanni Gottfried Smogra Micislaus Albrecht Albrecht Boleslaus Otto Boleslaus Albrechts Chrobri
41
sind die Gcnerallieutenanls Generalmajors, Obersten, Oberstlieutenants,
Majors, Hauptleute oder Kapitains, Premier- und Secondelieutenants.
Zu dem Beamten stau de gehören alle diejenigen Personen,
welche vom Staate mit einer bald ausgedehnteren, bald beschränkteren
Gewalt ausgerüstet sind und, unmittelbar oder mittelbar von demsel-
den beauftragt, die öffentlichen Angelegenheiten verwalten, wie in den
folgenden Paragraphen nachgewiesen werden wird.
§ 35.
Die Provinz Schlesien ist ein Theil des preußischen Staa-
tes, welcher acht Provinzen enthält: Brandenburg, Pommern, Preu-
ßen, Posen, Schlesien, Sachsen, Westphalen und die Rheinprovinz,
über 5,050 ^Meilen groß ist und an 15 Millionen Bewohner zählt.
An der Spitze des ganzen Staates steht der König, jetzt Friedrich
Wilhelm Iv., der mit unumschränkter Gewalt herrscht und regiert,
und dessen Wille durch die König!. Behörden vollzogen wird. Als
berathende Behörde steht dem Könige der Staatsrath zur Seite;
die oberste verwaltende Behörde ist das Staatsministerium,
welches nach den verschiedenen Wirkungskreisen in mehrere Abtheilun-
gen zerfällt, Ministerien genannt, deren jeder ein Minister vor-
steht. Unter diesem Ministerium, dem die Obhut über den ganzen
Staat anvertraut ist, stehen die obersten Provinzialbehörden,
welche in Militair- und Civilbehörden zerfallen.
Die Militairverwaltung wird bei jedem einzelnen Armeecorps
durch den kommandirenden General und die ihm untergebenen Beam-
ten besorgt. Zu den letztem gehören auch die Militairärzte für die
Gesundheitspflege, und die Militairgeistlichen für das Kirchenwesen und
d:e Seelsorge bei den Truppen. — Die Civilbehörden scheiden sich in
eigentliche Verwaltungs- und Justizbehörden. Den eigent-
lichen Verwaltungsbehörden der Provinz Schlesien steht der Ober-
Präsident vor, als Stellvertreter der mit diesen Verwaltungsangelc-
genheiten beauftragten Ministerien, deren Anordnungen er durch die
ihm untergebenen Behörden ausführen läßt. — Die Justizverwaltung
der Provinz liegt drei Oberlandesgerichten ob, welche dem Ju-
stizministerium unmittelbar untergeordnet sind und von denen die übri-
gen richterlichen Behörden abhängen. — Zu genauer Kenntniß der
Bedürfnisse der Provinz, um danach die Maßregeln für deren Ver-
waltung bestimmen zu können, gelangt der König nebst dem Staats-
ministerium theils durch die ununterbrochene Verbindung mit den
Oberbehördcn, theils durch den Landtag. Nach einem von Friedrich
Wilhelm Iii. im Jahre 18*23 erlassenen Gesetze versammeln sich näm-
lich alle drei Jahre die Abgeordneten der Stände zur Bera-
thung über allgemeine Landesangelegenheiten, und diese Zusammen-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
57
§ 44
Im Regierungsbezirke Oppeln liegen:
1. Im Kreise Oppeln:
Oppeln an der Oder, 12 Meilen von Breslau, Hauptstadt des
Regierungsbezirks, Fürstenthums und Kreises gleiches Namens, mit
7,000 Einwohnern, ist Sitz der Königl. Regierung für Oberschlesien,
hat ein katholisches Gymnasium, ein Hebammen-Institut, fabrizirt
Leder, Töpfergeschirr, Leinwand rc., treibt bedeutenden Handel mit
Bergwerksprodukten Oberschlesiens, mit Wein und Vieh,fund hält be-
trächtliche Schwarzviehmärkte. — Südlich liegt das Dorf P,roskau
mit einer großen Fayence- und Steingutfabrik, nördlich die Stahl-
und Eisenwaarenfabrik Königshuld an der Malapane.
Krappitz, am Einfluß der Hotzenplotz in die Oder, mit Kalk-
steinbrüchen und Kalköfen; die Einwohner fertigen besonders Haide-
grütze und Wagen.
Karlsruhe, ein Marktflecken und Hauptort der Herrschaft glei-
ches Namens, hat ein schönes Schloß und treffliche Gartenanlagen.
Im südöstlich davon gelegenen Friedrichsthal sind bedeutende Eisen-
werke, die Kreuzburger Hütte genannt, und ein Königl. Hüttenamt.
An der Malapane liegt das Dorf Malapane, wo gleichfalls ein Königl.
Hüttenamt, eine Eisengießerei und andere Eisenwerke sich befinden.
2. Im Kreise Groß-Strehlitz:
Groß-Strehlitz, 16 Meilen von Breslau, mit 1,900 Ein-
wohnern, einem schönen Schlosse des Grafen Renard, hat in der
Umgegend viel Wald, Kalksteinbrüche und Eisenwerke.
Le schnitz, mit bedeutendem Obstbau am Annaberge; auf diesem
ein vormaliges Kloster, in dessen Kirche ein Gnadenbild, zu welchem
viel gewallsahrtet wird.
Ujest an der Klodnitz.
3. Im Kreise Kosel:
Kosel an der Oder und unfern der Klodnitz-Mündung, in einer
niedrigen Gegend, die leicht zu überschwemmen ist, 17 Meilen von
Breslau, hat 2,500 Einwohner und ist eine Festung. Im südlichen
Theile des Kreises liegen: die Herrnhuter Kolonie Gnadenfeld,
worin das theologische Seminar, eine Knaben- und Mädchen-Erzie-
hungsanstalt sich befinden, und Jakobswalde, mit einem Kupfer-
hammer und Messingwerke.
4. Im Kreise Ratibor:
Ratibor an der hier schiffbar werdenden Oder, 22 Meilen von
Breslau, mit 6,600 Einwohnern, dem Ober-Landesgericht für Ober-
schlesien, einem evangelischen Gymnasium, einer Taubstummen-Anstalt,
beträchtlichem Gewerbfleiß und lebhaftem Handel; ist Hauptort der
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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59
10. Im Kreise Rybnik:
Rybnik an der Ruda, 24 Meilen von Breslau, mit 2,300 Ein-
wohnern und einem König!. Jnvalidenhause; dabei das König!. Hütten-
amt Rybnik mit mehreren dazu gehörigen Hüttenwerken.
Sorau,chat viel Tuchmacher.
Los lau, Hauptort der freien Minderherrschaft gleiches Namens;
nordwestlich davon die Bäder Sophienthal und Wilhelmsbad,
die Gypsgruben bei Pschow, die Steinkohlengruben bei.czernitz.
Pilchowitz, ein Marktflecken, mit einem Kloster der barmher-
zigen Brüder.
11. Im Kreise Pleß:
Pleß, 27 Meilen von Breslau, südöstlichste Stadt, mit 2,900
Einwohnern, starker Tuchmacherei und bedeutendem Handel. In
Polnisch - Weichsel ist ein fürstliches Gestüt, in Czarkow ein
Bad.
Nikolai, ein schön gelegenes Ackerstädtchen.
Berun, ein Marktflecken.
12. Im Kreise Beuthen:
Beuthen, unfern der polnischen Grenze, 24 Meilen von Bres-
lau, 3,500 Einwohner. Die Umgegend ist sehr reich an Blei-,
Galmei- und Eisenerz, an Steinkohlen, Kalk- und Sandstein; Berg-
bau und Hüttenbetrieb sind von überaus großer Bedeutung. Die
Oerter Naklo, Radzionkau, Piekar, Michalkowitz, Ruda,
der Marktflecken Myslowitz, Brzenskowitz und Andere sind da-
durch berühmt. In Königshütte ist ein König!. Hüttenamt und
eine Eisenhütte.
Tarnowitz, Sitz eines König!. Bergamtes, mit vielen Blei-
und Eisengruben in der Nähe. Auf der nahen Königl. Friedrichs-
hütte werden aus den silberhaltigen Bleierzen Blei, Silber und Glätte
gewonnen.
Georgenberg, ein Marktflecken-mit vielen Mefferschmieden..
13. Im Kreise Tost-Gleiwitz:
Gleiwitz an der Klodnitz und dem Klodnihkanal, 21 Meilen von
Breslau, mit 6,000 Einwohnern, einem katholischen Gymnasium, ei-
nem Königl. Hüttenamte und berühmter Eisengießerei, die 300 Arbeiter
beschäftigt und jährlich über 100,000 Thaler Gußwaaren aller Art
liefert.
Tost, eine kleine Stadt mit großer Papiermühle.
Peiskretscham, worin viele Juden wohnen.
Der Marktflecken Kieferstädtel zählt viel Schmiede und
Schlosser.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Vi. Das Bober - Katzbach - Gebirge.
79
Ebene ab. Dieser Talfurche folgt die alte Straße Jauer-Schönau durch
das lauge Dorf Kolbnitz, in dem ehemals der Erzreichtum des Schiefers
abgebaut wurde., Nahe bei Kolbnitz ist aus demselben Schieferrande das
romantische Tal von Moisdorf herausgewaschen worden.
Durch sanfte Bodenschwellungen hängt mit dem Schönauer das Bolken-
hainer Becken zusammen. Im Westen, Süden und Osten überragen Ton-
und Grünschieferhohen seinen roten Talboden. Die bedeutendste von ihnen ist
der Große Hau (G. H„ 675 m). Ein Tonschieferkegel steigt aus der Mitte des
Beckens auf. An ihn schmiegt sich das Städtchen Bolkcnhain, und ans seiner
Spitze trägt er die Reste der Bolkoburg. Sie gehört zu den besterhaltenen
Abb. 36. Ruine der Schweinhausburg.
Ruinen Schlesiens. Ihr hoher Turm, der wohl nahezu 900 Jahre alt sein
mag, ist noch heute besteigbar und war einst das Schatzhaus Bolkos I., des
mächtigsten Piasten. Ein herrlicher Blick erschließt sich von diesem Turme
auf die liebliche, malerische und fruchtbare Berglandschast. Das Städtchen
5h seinen Füßen ist nach der Burg benannt und in ihrem Schutze entstanden.
Hier war zur Heidenzeit ein Götzenhain, woraus die zweite Hälfte des
Namens hindeutet. Wiese und Wasser, die hier vielfach vorhanden sind, er-
möglichten es, Bleichereien und eine mechanische Weberei der „Aktien-
gesellschaft für Schlesische Leinen-Industrie" hierher zu legen.
Nur eine halbe Wegstunde von der Bolkoburg entfernt, liegt die um-
fängliche Ruine der Schweinhausburg mif einem steilen Porphyrkegel. Sie
zeichnet sich vor andern schlesischen Burgen durch ein vielstöckiges, hohes Giebel-
haus aus. Leider ist sie fast ganz zerfallen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]