Oberflächengestalt. 35
die Baude ganz, und ihre Insassen gehen dann durch die Dachluken ein
und aus. Leichen müssen oft wochenlang im Schnee aufbewahrt werden,
ehe man sie zu Thale bringen kann. Auf dem losen Schnee kommt man
nur mit Hilfe von Schneereifen oder Schneeschuhen (Sky) vorwärts. Der
Figur 18. Äußeres einer Baude.
Weg ist schon im Sommer durch hohe Stangen abgesteckt worden, die dann
nur noch wenig über deu Schuee hinausragen.
Die Schönheit des Gebirges lockt viele Fremden herzu. Die Menge
der Reisenden hat ungemein zugenommen, seit mehrere Eisenbahnen an das
Gebirge heran und sogar in seine Thäler hinein führen. Das ließ eine
lebhafte
Fremden-Industrie
emporblühen. Zunächst sind allerwärts viele und zum Teil sehr große
Gasthäuser entstanden. Auch einige Bauden sind geradezu iu Gasthäuser
umgewandelt worden. Fast jedes Haus in den Gebirgsdörsern enthält
„Sommerwohnungen". In neuerer Zeit werden große Logierhäuser für
Sommerfrischler errichtet. Die Führung der Fremden durchs Gebirge
beschäftigt viele als Gebirgssührer, Träger. Sesselträger und Eseltreiber,
obgleich die Führer zum Teil durch die vom „Riesengebirgs-Vereine"
(R. G. V.) angebrachten Wegweiser überflüssig geworden sind. Dieser Verein
hat sich durch die Anlegung guter Wege ein hohes Verdienst erworben.
Endlich verdienen viele Leute ihr Brot mit dem Verkauf der sogenannten
3»
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Die Bevölkerung. 67
übrige mit Hochwald bedeckt. Windbruch, Brände, Köhlerei, Teerschwelerei und Holz-
schlag lichteten allmählich den Wald. Zunächst blieben weite Strecken dieser Wald-
brachen unbebaut. Bedeutenden Raum nahm in den Auen der Thäler und auch aus
erhöhten Strichen das Weideland ein. Auf ihm grasten große Stutenherden. Auf den
Heidefluren trieb man Bienenzucht. Viel weiter als heute breiteten sich die Teich-
und Moorlandschaften aus. Inmitten derselben lagen ans Bodenerhebungen die
slavischen Burgen sehr sicher.
Die Ansiedelungen waren sast durchweg Einzelhöse, selten Dörfer, durch die
eine kurze Straße führte, die in der Mitte des Ortes verbreitert war. Eine geregelte
Hufeneinteilung gab es noch nicht.
Nur einige Pfade leiteten dnrch die dichten Wälder, die durch Verhaue oft
gesperrt und im allgemeinen sehr unsicher waren. An ihnen bildeten die heutigen
Orte Ottmachan, Wartha, Glatz, Schweidnitz, Nimptsch, Striegau, Schweinhaus
(bei Bolkenhain), Lähn, Glogan, Breslau, Brieg, Oppeln, Kosel, Ratibor, Tost
und Militsch feste Kastelle. Sie bestanden meistens aus einem Doppelringwalle,
den ein Turm krönte.
Das Vordringen des Deutschtums in Schlesien hängt zusammen mit dem Über-
tritte Polens zur christlichen Kirche im 10. Jahrhundert. Deutsche Kolonisten kamen
nun auch in das zu Polen gehörige Schlesien und eroberten das Land durch die
friedlichen Werke der Kultur. Besonders Boleslans der Lange (um 1160) eröffnete
das Land deutscher Kultur. Er teilte Unternehmern ans Deutschland Landstrecken
aus längere Zeit steuerfrei zu, und diese zogen dann andre Kolonisten herbei. Sehr
behilflich bei diesem Werke warm dem Herzoge auch die Klöster, besonders die Cister-
zienser der Klöster Leubus, Heinrichan und Grüssau.
Bei der Besiedelung durch die Deutschen wurde viel Wald ausgerodet, und
auf den Rodestellen entstanden neue Dörfer. Die Erinnerung an diesen ihren Ur-
spruug enthallen noch zahlreiche Orte Schlesiens in ihrem Namen, der mit „Wald"
und „Rode" zusammengesetzt ist. Man wählte zu dieseu Ansiedelungen am liebsten
Flußthäler. Die Berglehnen zu beiden Seiten des Thales wurden bis zur Wasser-
scheide hinauf bebaut, und jedem Ansiedler wurde ein Streifen Landes zugeteilt, der
von seinem Hofe aus an beiden Lehnen aufstieg. Diese streifenförmige Einteilung
der Feldflur ist noch jetzt an vielen Orten zu erkennen. Der Unternehmer wurde
„Erbschulze" und erhielt die Gerechtsame der Zinsfreiheit und der Anlage von Mühle,
Schenke und Schmiede. Er hatte auch die niedrige Gerichtsbarkeit. Oft wurden
mehrere kleine Slavendörfer zu eiuem großen deutschen Dorfe vereinigt.
Die Deutschen gründeten auch die ersten Städte. Zu den ältesten gehören
Goldberg (1211), Neumarkt, Löwenberg und Neisse. Breslau erscheint als Stadt
erst zur Zeit des Mongoleneinsalles. Die Anlage dieser Städte war ziemlich
gleichartig.
Der deutschen Kolonisation stand meistens die polnische Geistlichkeit feindlich
gegenüber, und die rechte Oderseite blieb ganz polnisch bis in die Zeit Friedrichs
des Grotzen. Er hat besonders dorthin deutsche Ansiedler gebracht. Im Zeitraum
von nur zwei Jahren ließ er nach dem Siebenjährigen Kriege in verschiedenen Teilen
Schlesiens 200 neue Dörfchen anlegen. Diese Anstellungen waren nicht alle lebens-
fähig. Manche lagen zu abgeschlossen von allem Verkehr mitten im Walde oder in
zu bedeutender Höhe (z. B. an der hohen Mense). Viele Ansiedler besaßen zu wenig
Land, um sich zu erhalten, und wurden so zum Holzdiebstahl und zur Wilddieberei
gedrängt. Manche von den kleinen deutschen Kolonien mitten im polnischen Sprach-
gebiete sind dem Polentum verfallen.
Der Herkunft nach sind die Deutschen Schlesiens teils Niedersachsen, teils Franken.
Aber es ist aus diesen verschiedenartigen Volksstämmen ein einheitlicher Stamm mit
5*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Die untere Oderebene. 101
Westlich der Neisse liegt der wendische Teil der Heide. Die wichtigsten
Orte in ihm sind Niesky und Hoyerswerda.
Niesky ist die bedeutendste schleiche Herrnhnterkolonie. Ihre Be-
wohner sind in der Mehrzahl Angehörige der Brüdergemeinde. Um die einfache
Kirche breitet sich ein Platz ans, an dem altmodisch gebaute, sehr stattliche Wohu-
Häuser stehen, an die sich zahlreiche Werkstätten, Fabrikanlagen und Gärten
anschließen. Es ist alles sehr sauber gehalten. In den Kolonien herrscht
großer Gewerbfleiß. In Niesky werden besonders Möbel und Maschinen
gefertigt. Es besitzt auch eiu Pädagogium und reichhaltige Sammlungen
aller Art.
Hoyerswerda ist Kreisstadt und liegt an der schwarzen Elster. Es hat
einige Fabrikthätigkeit, Wollwaren, Glocken und Turmuhren liefert.
7. Die unteke Hdereöene.
Die Dalkauer Hügel und die Hügel um Winzig trennen dieses Gebiet
vom übrigen Schlesien ab.
Seinen Verkehrsmittelpunkt bildet Glogau. Die Gründung der Stadt
beruht jedenfalls auf einem ganz ähnlichen Umstände wie die Breslaus. Denn
anch hier spaltet sich die Oder in zwei Arme, die eine Insel einschließen. So
war der Übergang über den Strom erleichtert. Dieser Übergang war
umso wichtiger, als ober- und unterhalb dieser Stelle Sümpfe das Über-
schreiten des Stromes erschweren. — Schon früh erstand hier ein Kastell,
nm das bereits im 13. Jahrhundert ein deutscher befestigter Ort erbaut
ward. Er wurde Hauptstadt eines selbständigen Fürstentums und hat eine
reiche Geschichte erhalten. In den Kriegen der schlesischen Piasten gegen-
einander, besonders aber im 30jährigen Kriege hat die Stadt viel erlitten.
Auch die schlesischen Kriege haben der Festung mehrfach Belagerungen gebracht.
Noch jetzt ist Glogau eine starke Oderfestung. Die Festungswerke
umgeben aber die Stadt in einem so großen Bogen, daß sie sich auszudehnen
vermag. Sie zeigt viele schöne, neue Bauten. Aus der alten Zeit sind
das Schloß und eine Anzahl von Gebäuden erhalten.
Weil sich hier 4 Eisenbahnen kreuzen, hat die Stadt einen lebhaften
Verkehr, der durch die Schiffahrt auf der Oder noch erhöht wird.
Die Einwohnerzahl beträgt ungefähr 22000.
Oberhalb Glogaus liegen an der Oder das Ackerstädtchen Koben und
die alte Stadt Steinau. Sie verdankt ihre Anlage wahrscheinlich der
bequemen Übergangsstelle, die sich hier an der Oder bietet. Hier treten
die Sandhügel rechts und links so nahe an den Strom heran, daß die
Stelle vor Überschwemmungen gesichert ist. Die Erbauung einer Brücke über
die Oder brachte der Stadt schon im Mittelalter viel Gewinn, war aber
anch die Ursache, daß mehrfach Kriegsscharen durch Steinau zogen, so Wallen-
stein im 30jährigen Kriege und Karl Xii., den hier die Evangelischen
Schlesiens um Hilfe anflehten.
Über Leubus s. S. 49.
Unterhalb Glogaus liegen an der Oder Beuthen und Neusatz.
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Iv. Geschichtliche Entwicklung.
17
Iv. Geschichtliche Entwicklung.
Von Schlesiens ältesten Bewohnern sind keine schriftlichen Nachrichten
erhalten, nur Reste ihrer Gräber, ihrer Werkzeuge und Waffen aus Stein,
Bronze und Eisen und ihrer Werke zur Verteidigung des Landes (Heiden-
schanzen, Schwedenschanzen). In den ersten Jahrhunderten nach Chr. Geb.
saßen Wahrscheinlich deutsche Stämme in Schlesien, namentlich die zu den
Vandalen gehörigen Silinger. Von dem Handel mit dem Römischen Reiche
zeugen die zahlreichen römischen Münzen, welche man namentlich zwischen
Ratibor und Leobschütz, aber auch in anderen Teilen der Provinz gefunden
hat, z. B. zu Sakrau bei Breslau zusammen mit kunstvollen Gerätschaften.
Die überlieferte Beschichte Schlesiens beginnt erst im 10. Jahrhundert mit
der Einführung des Christentums. Der Name Schlesien haftete im besondern
auf der Umgebung des Zobtenberges (damals Berg Slens) und dem Tale
der Lohe (damals Slensa), welches durch seinen Reichtum an vorgeschichtlichen
Funden als sehr alter Wohnplatz sich erweist. Schlesien war in jener Zeit
ganz von Slawen bewohnt und gehörte zu Polen.
Der Zufluß deutscher Kolonisten wurde erst bedeutend, seit 1163 in
Deutschland erzogene Herzöge zur Herrschaft gelangten, namentlich aber seit unter
Heinrich dem Bärtigen (1202 - 1238) Schlesien unabhängig von Polen wurde.
Der Mongoleneinsall (1241) störte das Vordringen der deutschen Besiedlung
Schlesiens nicht, gefährdete aber ihre Erhaltung durch seine Folgen. Nach dem
Heldentod Heinrichs ll. in der Schlacht bei Wahlstatt zerfiel Schlesien in
kleine Herzogtümer, welche im 14. Jahrhundert sämtlich abhängig wurden
von Böhmen. Die nationale Erhebung der Tschechen bedrohte bald auch das
schleiche Deutschtum.
Die schweren Leiden der Hussitenkriege (1425- 1430) hinterließen indes
in dem verwüsteten Schlesien eine so andauernde Erbitterung gegen die
Böhmen, daß namentlich Breslau ernste Anstrengungen machte, die böhmische
Oberhoheit abzuschütteln. Das nachhaltige Eindringen der Reformation in
Schlesien begründete einen weiteren Gegensatz zwischen Böhmen und Schlesien,
da in letzterem Lande der neue Glaube auch nach dem 3v jährigen Kriege
(1618- 1648) sich in ausgedehnter Verbreitung behauptete. Die abweichende
nationale und religiöse Entwicklung Schlesiens bereitete dessen Lostrennung
von der böhmischen Krone und von der Herrschaft des Hauses Habs-
bürg vor.
Sie vollzog sich durch die Schleichen Kriege (1740 - 1742, 1744 - 1745,
1756- 1763), in denen Friedrich Ii., der Große, Schlesien eroberte und be-
hauptete. Die meisten Kämpfe dieser Kriege sind auf Schlesiens Boden aus-
gefochten worden. Bei Mollwitz (unweit Brieg) errang Friedrich 1741 seinen
ersten Sieg. Bei Hohenfriedeberg wendete er 1745 die schwankende Entscheidung
des zweiten Krieges zu seinen Gunsten. Der Siegestag von Leuthen stellte
1757 das verlorene Kriegsglück wieder her. Bei Landeshut erlag 1760 das
Korps Fouques der österreichischen Übermacht. Bei Liegnitz errang im selben
Jahre der König in ernstester Gefahr, von den Gegnern völlig erdrückt zu
werden, wieder einen glänzenden Sieg. Der Name Königszelt an der Kreuzung
mittelschlesischer Bahnen bewahrt die Erinnerung an das Bunzelwitzer Lager.
Bartsch, Landeskunde der Provinz Schlesien. S.auflage. 2
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Hohenfriedeberg Bartsch
Verlag von Ferdinand Hirt in Breslau.
Von dem Verfasser des vorliegenden Heftes ist in gleichem Verlage erschienen:
Eine Landeskunde für das deutsche Volk, auf wissenschaftlicher Grund-
läge.bearbeitet.
I. Teil: Das ganze Land. Mit 6 farbigen Karten und 23 Abbildungen.
Geheftet 9 M, in Halbfranzband 11,50 Jl.
Ii. Teil: Landschaften und Siedelungen. Mit 2 schwarzen und 3 farbigen
Karten sowie 50 Abbildungen in Schwarzdruck. In Halbfranzband 22.50 M.
Dieser Teil >ist .auch in einzelnen Heften 311 beziehen:
1. Heft: Oberschlesien. Geheftet 5 M. 2. Heft: Mittelschlesien. Geheftet 7,50 Jt.
3. Heft: Niederschlesien. Geheftet 6,50 Jh.
Pfeifers Lehrbuch der Geschichte "T
zahlreichen Faustkarten und synchronistischen Tafeln. Die Teile 1—3 enthalten
Bilderanhänge zur Kulturgeschichte, die Teile 4—6 die Anhänge zur Kultur-
und Kunstgeschichte von Direktor Professor Dr. P. Brandt.
1. Teil: Griechische .Geschichte bis zum Tode Alexanders des Großen. Römische Ge-
schichte bis zum Tode,des Kaisers Äugustus. 6. Auflage. Kartoniert 1.25 ^6.
:2. Teil: Dasrömijche Reich unter den Kaisern. Deutsche und.preußischeeeschichte bis 1740.
Ausgabe A: Für Parität, u. evangel. Anstalten. 4. Auflage. Kart. 2,— Jl
Ausgabe^: Für kathol. u. Parität. Anstalten. 4. Auflage. Kart. 2,— Jl
.3. Teil: Preußische und deutsche Geschichte vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen
bis zur Gegenwart. 4. Auflage. Kartoniert 1,30 Jl
<4. Teil: Die Hauptereignisse der griechischen Geschichte bis zum Tode Alexanders des
Großen und.der römischen Geschichte bis Augustus. 3. Auflage. Eebunden.2 Ji.
5. Teil: Die Hauptereignisse der.römischen Kaiserzeit. Deutsche Geschichte bis zum Ende
des Dreißigjährigen Krieges.
Ausgab.e A: Für kathol. u. Parität. Anstalten. Bearbeitet von Professor
Dr. A. Christoph und Professor P. Dittrich. .Gebunden 3 Jl.
Ausgabe : Für evangelische und paritätische Anstalten. Bearbeitet van
Professor Dr. Carl Bruchmann. Gebunden 3 Jl
(6. Teil: Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen
Geschichte seit 1648.
Ausgabe A.: Für kathol. :u. Parität. Anstalten. Bearbeitet von Professor
Dr. Ä. Christoph und Professor P. Dittrich. Gebunden 3 Ji.
Ausgabe C:: Für.evangelische und paritätische Anstalten. Bearbeitet von
Professor Dr. Carl Bruchmann. Gebundene Jl.
Hinzugetreten ist.als Vo.rstufe:
Zeittafel für die unteren Klassen. 16 S. auf Schreibpapier. Geheftet —,30 M.
Zeittafel für die mittleren und oberen Klassen. In Vorbereitung.
Kriegsgeographie. Verfaßt von Herausgebern der C. von Seydlitzschen Lehrbücher
der Geographie: Dr. E. Oehlmann und Dr. R. Reinhard. Mit 13 Karten .und
Figuren sowie einer Tafel: Die Wege der Weltschiffahrt. Dritte, unveränderte
Auflage. Geheftet M. 1.75.
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TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Hirt Ferdinand Pfeifers P._Brandt Alexanders Friedrichs Alexanders Augustus Christoph P._Dittrich Carl_Bruchmann Christoph P._Dittrich Carl_Bruchmann C._von_Seydlitzschen_Lehrbücher Oehlmann Reinhard
18
Landeskunde der Provinz Schlesien.
in dem der König 1761, ganz auf die Verteidigung beschränkt, wochenlang
aushielt, ohne daß die weit überlegenen Gegner ihn anzugreifen wagten.
Die Erstürmung der Burkersdorfer Höhen und die Einnahme von Schweidnitz
beendeten 1762 den 7jährigen Krieg. Unter der väterlichen Pflege des großen
Königs erholte sich Schlesien von den Wunden dieser Kriege und verwuchs
so schnell fest mit dem Preußischen Staate, daß es in dessen härtester Prüfungs-
zeit eine Hauptstütze seiner neu auflebenden Macht wurde.
Von Breslau erließ 1813 Friedrich Wilhelm Iii. seinen Ausruf „An
mein Volk"; hier sammelten sich die Freiwilligen zum Freiheitskampfe wider
Napoleon. Auf Schlesiens Boden gewann das preußisch-russische Heer nach
den ersten Mißerfolgen wieder festen Stand und in der Waffenruhe Zeit zur
Kräftigung. An der Katzbach erfocht am 26. August 1813 dann Blücher
den ersten der großen Siege, die Deutschland frei machten von der französischen
Herrschaft. Wie in diesem Kampfe die Schlesier hinter keinem anderen Landes-
teil an Opferwilligkeit zurückblieben, so haben sie auch an den späteren Kriegen
1866 und 1870 in den Reihen des V. und Vi. Armeekorps ruhmreichen
Anteil genommen. Zur höchsten Anspannung ward ihre Kraft 1914 auf-
gerufen durch Deutschlands Abwehr einer Welt in Waffen.
Neben dieser äußeren politischen Geschichte ging eine wechselvolle wirt-
schaftliche Entwicklung her. Die deutsche Kolonisation hatte Schlesiens Ober-
fläche zu zwei Dritteln waldbedeckt gefunden. Sie erweiterte nicht nur den
Raum des Anbaus und der Besiedelung, sondern sicherte beiden einen ge-
steigerten Erfolg. Der freie deutsche Bauer zog tiefere Furchen mit seiner
eisernen Pflugschar und verwertete seine Ernte besser auf dem Markt der
neu begründeten deutschen Städte, die zu Sitzen des Handwerks und des
Handels wurden. Der Anschluß Schlesiens an die vorangeschrittene deutsche
Kultur vergönnte deren neuem Grenzlande einen bedeutenden Anteil an dem
Warenaustausch zweier großen Wirtschaftsgebiete und die Gelegenheit, durch
eigene gewerbliche Verarbeitung einheimischer Erze und Ernten wie fremder
Rohstoffe im Osten wie im Westen reichen Gewinn zu erzielen. Die Be-
dingungen dieser glücklichen Entwicklung änderten sich mit Ablauf des Mittel-
alters. Das Emporkommen der Völker Westeuropas im Zeitalter der großen
überseeischen Entdeckungen, der Niedergang der deutschen Seegeltung in den
lange von der Hansa beherrschten Gewässern, der Stillstand und das Ab-
bröckeln der östlichen Vorposten deutscher Kolonisation, die Zerrüttung Polens
seit dem Ausreifen des Wahlkönigtums, der lähmende Einfluß der um sich
greifenden Türkenmacht auf den Südosten des Erdteils verdüsterten den
Horizont der wirtschaftlichen Weltstellung Schlesiens. Gleichzeitig gerieten
von den Grundfesten seines'inneren Lebens sowohl die Kraft seines Bauern-
standes wie die Macht seiner Städte ins Wanken. Wohl spiegelte sich der
auf mittelalterlichen Grundlagen entwickelte Wohlstand noch in den öffent-
lichen Bauwerken des 15. Jahrhunderts (Breslaus Rathaus) und in der
Behaglichkeit der Bürgerhäuser und der Landsitze des 16. Jahrhunderts, aber
der 30jährige Krieg verhängte auch über Schlesien schwere Verwüstung und
lange nachwirkende Entvölkerung. Langsam nur bereiteten neue Triebkräfte
eine Wiedererhebung vor.
Wie ein Vorbote des naturgemäßen Anschlusses Schlesiens an das nord-
deutsche Wirtschaftsleben nimmt sich aus die Eröffnung des Friedrich-Wilhelm-
Kanals zwischen Oder und Spree? 1668 fuhren die ersten Schiffe von Breslau
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon August
31
Klostergebäuden sind nur die kleine St. Jakobskirche
und der Pferdestall verschont geblieben.
Aber das Kloster erstand neu und stark befestigt
aus der Asche. Die Klosterkirche wurde 1508 fertig.
Noch härter war die Plage des dreißigjährigen
Krieges. Die Schweden verwüsteten 1639 das Kloster
und verlangten hohe Kriegskosten. Der schwedische
General Duwaldt ließ die meisten Kunstschätze des
Klosters sowie die ganze großartige Bibliothek nach
Stettin bringen, um sie nach Schweden schaffen Zu
lassen. Die Kunstsachen liegen heut auf dem Grunde
der Ostsee, Die Bibliothek ging durch Blitzschlag zu-
gründe.
Seit 1648 ab wurde das Kloster wieder hergestellt
und, unter Mitwirkung des berühmten Malers Will-
mann, des schleichen Raphael, wundervoll ausge-
stattet. Auch die inneren Verhältnisse des Klosters
sind in dieser Zeit auf eiueu hohen Stand gebracht
worden. Die höchste Kultur erlangte das Kloster
unter dem Abte Ludovicus Bauch, 1696—1729, der
auch in Liegnitz eine Residenz schuf.
In den schlesischen Kriegen mußte Leubus oft
schwere Steuern zahlen, so 1740 einmal 100 000 Reichs-
taler, und einmal 200 000 Reichstäler. Friedrich d. Gr.
verlangte 1763 von dem Kloster, das durch die Kriegs-
nöte viel Schaden gehabt hatte, daß es 29 Schiffe
ausrüste, Bleichen, Wollspinnereien und Lederfabriken
errichte.
Das Kloster verschuldete daher. Der letzte Abt
war Gabriel Otto, der 1810 mit den Ordensbrüdern
in die Pension gehen mußte. Die Güter wurden in
staatlichen Besitz genommen, es waren 57 Güter und
10 Domänen in 13 Kreisen. Die Wertsachen, Kunst-
und wissenschaftlichen Schätze wanderten nach Breslau.
Die Handschriften befinden sich heut im Staatsarchiv,
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Extrahierte Personennamen: Raphael Friedrich_d Friedrich Gabriel_Otto Otto
20
Das Fclofter Leubus.
Was der Vorfahrn Schweiß errang,
macht uns heut das Leben leicht,
Nie vergesset Euren Dank,
wieviel sie für uns erreicht.
(Chronik von Leubus.)
In das Bild einer echt schlesischen Landschaft fügt
sich der großartige Bau des Klosters Leubus so
selbstverständlich ein, daß es von der Gegend nnzer-
trennlich erscheint. (Suis ist gewiß bemerkenswert:
obschon hundert Jahre vergangen sind, daß das Kloster
ausgehoben wurde, also kirchlichen Zwecken nicht mehr
dient, ist es doch in aller Munde immer noch „das
Kloster Leubus". Selten sind irgendwo ein Bauwerk
seine Bestimmung und die umgebende Landschaft so
verwachsen, als in diesem Falle. Wir können weite
Wanderungen aus der Erde unternehmen, ehe wir ein
solches Bild, ein solches Bauwerk, eine solche Harmonie
wieder antreffen. Groß ist daher die Zahl der Wiß-
begierigen, die hierher kommen, um diesen seltenen
Genuß zu verkosten, das ehemalige Klostergebäude und
die dazu gehörigen Gebäude zu beschauen. Wenn es
dennoch soviel Unkenntnis über dieses hervorragende
schlesische Bauwerk gibt, so liegt das vor allem daran,
daß dieses Prachtstück auf schlesischer Erde in den-
jenigen Büchern und Werken, aus denen die Mehrzahl
der Lernenden und Lesenden ihr Wissen schöpfen, eine
unzulängliche Behandlung erfährt. Sehr richtig sagt
ein Beschreiber des Klosters: Läge der Vau statt an
der Oder an der Seine, an der Themse oder am Ebro:
wir wüßten alle in Deutschland sicher etwas von ihm,
wie man ja in allen deutschen Elementarschulen vom
spanischen Escorial zu sprechen pflegt. Und: hätte
Schiller dieses Baudenkmal geschaut, er hätte wohl ein
langes Gedicht darüber entworfen, nachdem er in
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
6
werden, ein Metall, das wie Silber aussieht und wie Eisen zu
gebrauchen ist. Von den Betrieben in den Gruben und Hütten
erzählt man seltsame Dinge. Da soll schon vor mehreren Iahren
in Tarnowitz ein „eisernes Pferd" angekommen sein, das stärker
als hundert lebendige Pferde sei und die schwersten Arbeiten
verrichte. Diese eisernen Pserde sollen jetzt auch in andern
Gruben und Hütten angekommen sein, mächtige Räder drehen,
Wasser pumpen, dabei lärmen und pusten und soviel Holz ver-
schlingen wie alle Öfen eines Dörfchens zusammen.
Über dem Siemianowitzer Revier lagert noch der Friede.
Der Bauer pflügt sein Feld und ahnt nicht, über welchen Schätzen
er dahingeht. An der Grenze schlüpft der Schmuggler durch
die dichten Schlupfwinkel des Brinnitzatales. Am Waldrand
sonnt sich die Otter, an den Stämmen klettern Eichhörnchen,
und Hirsch und Reh sind noch Bewohner der Gegend. Drei
Jahrzehnte vergehen, ehe sich in dem stillen Bilde etwas ändert.
Dann aber tritt der Wechsel rasch und unvermittelt eiu.
Da drinnen im Schlosse, das so weltabgeschieden liegt,
residiert der Graf Henckel von Donnersmarck, ein Mann voller
Leben und Tatkraft, dessen scharfes Auge längst hinter dem
ländlichen Schleier die ungeheuren Reichtümer der Gegend ent-
deckt hat. Den Schreibtisch bedecken Karten, Pläne und Ent-
würfe, und die Männer, die da mit dem Grafeu beraten, sind
die Berliner Gebrüder Oppenseld. Nach längereu Verhandlungen
erhalten sie die Erlaubnis, auf dem Gebiete des Grafen eine
Eisenhütte anzulegen. Der Winter von 1836 bringt schon
manche Unruhe ins Dorf, aber der Kieferwald ahnt noch nicht,
daß es auf seinen Untergang abgesehen ist, und der Frühling,
der sonst der Verkünder ueueu Lebens war, bringt dem Walde
die Todesbotschaft. 1837 wird das bedeutungsvolle Werk in
Angriff genommen. Scharen von fremden Arbeitern haben sich
bereits eingefunden, und eines Morgens beginnen Axt und Säge
die Vernichtung. Die Bäume stürzen krachend zusammen, das
Waldgetier flieht entsetzt den Ort, und bald liegt ein weiter
Teil des Waldgrundes entblößt da. Erdarbeiter schachten den
Boden aus, und an Stelle der Bäume wachsen dicke Maueru
und hohe Schornsteine aus dem Boden heraus. Wagen kommen und
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für Tag in die Grube steigen und mit Hammer und Schlägel
arbeiten. Welches Schicksal ist ihm wohl beschieden? In allen
Winkeln der Betriebe über und unter Tage lauert die Gefahr,
die sich der industriellen Arbeit trotz aller Abwehr an die Fersen heftet.
Die zahlreichsten und grausigsten Gefahren drohen dem
Menschen unter Tage. Auf dem Bilde sehen wir vor der Halde
ein pyramidenartiges Gerüst. Dieses schützt ein eisernes Rohr,
dem ein weißlicher Rauch entsteigt. Wenn dem Wanderer diese
Wölkchen, die aus der Tiefe emporsteigen, vom Winde entgegen-
getragen werden, dann merkt er schon an dem Gerüche den ver-
derblichen Gesellen. Da unten kämpft noch immer der Berg-
mann mit seinem gefährlichsten Gegner, und beinahe Jahr für
Jahr hält da das Unglück seinen Einzng. Nicht weit von
diesem Gerüst liegt ein alter Holzhängeschacht verschüttet, in dem
einst zwei Bergleute auf eine grause Weise in den brennenden
Kohlengasen ums Leben gekommen sind.
Der Hintergrund des Bildes zeigt eiueu Hügelzug, der die
großen, langgestreckten Arbeiterhäuser trägt. Welche Zahl von
Menschen diese Häuser beherbergen, das kann man bei einem
Kirchgang oder Schulgang bemerken, das kann man beim Schicht-
Wechsel sehen, wo sich Arbeiter und Arbeiterinnen auf Wegen
und Stegen drängen und eiligen Schrittes ihrem Heim zu-
streben.
3. Aür den Unterricht.
Der oberschlesische Jndnstriebezirk gehört zu jenen Gegenden
des Deutschen Reiches, die wegen ihrer politischen und Wirtschaft-
licheu Bedeutung im Vordergrund des öffentlichen Interesses
stehen. Die unterrichtliche Betrachtung dieses Bezirkes in der
Volksschule steht zu dieser Bedeutung noch lange nicht in dem
richtigen Verhältnis. Das eingeführte Lesebuch bringt darüber
eine Seite trockenen Stoff, die Realienbücher finden sich mit
einigen Notizen ab, die geologischen Verhältnisse werden im natnr-
geschichtlichen Unterricht in einigen Stunden abgetan. Der Heimat-
kundliche Unterricht hat hier noch ein weites Feld zum Bebauen
vor sich. Er hat dem Kinde — mit Rücksicht auf seinen geistigen
Standpunkt — die Augen zu öffnen für das reiche und viel-
gestaltige Leben, das den Bezirk durchflutet, er soll es mit
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