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1. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 7

1882 - Wiesbaden : Kunze
I. Mit einem Begriff mufs, wer gegenwärtig über geschichtlichen Unterricht schreibt, zuerst abrechnen. Will man der einen Tendenz, welche der Unterricht kennen soll den Wahrheitssinn in der Jugend zu pflegen — gerecht werden, so mufs man mit der „ersten Lüge“ in unserem historischen Unterrichte entschieden brechen: man mufs in der Quarta nicht Weltgeschichte lehren wollen oder zu lehren vor-geben. Dafs es eine Weltgeschichte d. h. eine Geschichte der Menschheit als eines sittlichen Ganzen giebt, das ist allerdings eine notwendige Voraussetzung, welche der Religionsunterricht, der Unterricht in biblischer Geschichte, schon dem Sextaner und Quintaner nahe gebracht hat, soweit es auf dieser Stufe geschehen kann; es ist die Grundvoraussetzung jedes Religionsunterrichts auch auf jeder höheren Stufe. In den besonderen Geschichtstun den aber, mit denen wir es hier allein zu thun haben, mufs dieser Begriff als ein wissenschaftlicher erst erarbeitet wterden und dies kann nicht auf der ersten Stufe jenes Unterrichts geschehen. Zerstreuten historischen Stoff nun hat nach unserer (preufsischen) Organisation, an der ich in dieser Hinsicht nichts zu tadeln wüfste, der Schüler der beiden unteren Klassen schon im geographischen, deutschen, lateinischen Unterrichte gewonnen, er hat im Religionsunterrichte solchen sich angeeignet, wenngleich unter dessen besonderen Gesichtspunkten und in der diesem Gebiete eigentümlichen Beleuchtung; er hat im lateinischen Unterrichte einen gar nicht unbedeutenden Vorrat von Keimen historischer Erkenntnis erworben, aber ohne sich dieses Besitzes als eines geschichtlichen bewufst zu sein: historische

2. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 10

1882 - Wiesbaden : Kunze
i — 10 — Nehmen wir uns, wie wir wirklich sind — so Gott will, leidlich verständige Menschen, die etwas gelernt haben und die darnach streben, ihre Sache so gut als möglich zu machen, und versuchen wir aus den Allgemeinheiten herauszukommen Welches sind diezwecke und Zielpunkte, die den Geschichtsunterricht, die 2—3 wöchentlichen Geschichtstunden auf dem Gymnasium, als einer für das wissenschaftliche Studium im strengsten Sinn vorbereitenden Anstalt bestimmen sollen? Es sind, denken wir, zwei: 1. Mitteilung und Einprägung eines gewissen Quantums an historischem Wissen; 2. Entwickelung der Fähigkeit, mit diesem Wissen zu operieren. Dies — Mitteilung historischen Stoffs und Entwickelung der Fähigkeit mit demselben zu operieren, und zwar in elementarer, nicht in geschichtsphilosophischer Weise zu operieren — dies und nichts anderes scheint uns die spezifische Aufgabe des historischen Unterrichts auf Gymnasien und analogen Anstalten zu sein. Den vaterländischen Sinn zu entwickeln u. s. w., ist eine Aufgabe, die ihm, so weit er sie hat, zum mindesten mit anderem Unterrichte gemein ist. Wir reden zuerst von dem ersten Zielpunkte: Mitteilung und Einprägung eines gewissen Quantums von historischem Wissen. Dafs dieser Teil der Aufgabe auf der elementaren Stufe, der Quarta, überwiegt, That, wer sollte das nicht einstimmig annehmen? Ich möchte nur den „Unterabsatz“ dieser These hinzufugen: „Es ist wünschenswert, dafs der Lehrer wirklich im Stande sei i) einen anschaulichen, 2) warmen, 3) überzeugenden, 4) freien und 5) im Sinne der geschichtlichen Wissenschaft wahren Vortrag zu halten. Die letztere Kleinigkeit, welche uns die Hauptsache scheint, wird gewöhnlich bei Seite gelassen und wenn der Lehrer die großen Worte alle ernst nimmt, welche über diesen Unterricht gemacht werden, hat er auch gar keine Zeit übrig, um diese Hauptsache zu erledigen.

3. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 16

1882 - Wiesbaden : Kunze
einem Blättchen und wenn es sogar ein Heft wäre — wovor die Didaxis der großen Worte neuerdings einen so großen Abscheu affektiert — zu notieren und dieses Blättchen ruhig in der Stunde zu benutzen. Völlig freier historischer Vortrag ist sehr schwer — schwerer, als ihn in einer Instruktion, Lehrerversammlung oder Direktorenkonferenz verlangen; er will gelernt sein, und nicht blofs auf dem Eise gilt Göthes Wort: „Willst du schon zierlich erscheinen und bist nicht sicher? Vergebens 1 Nur aus vollendeter Kraft blicket die Anmut hervor.“ Der zweite Zielpunkt des historischen Unterrichts in den besonderen Geschichtsstunden ist: Entwickelung der Fähigkeit, mit dem gelernten Stoff zu operieren. Es ist nichts Neues, dafs es wohlgethan sei, Repetitionen — Repetitionen gröfserer Abschnitte — anzustellen unter anderen Gesichtspunkten als diejenigen waren, welche .den Vortrag beherrschten: es möchte aber gut sein, dies stärker zu betonen, als gemeinhin geschieht. Was ich unter Operieren mit gelerntem historischen Stoff verstehe, mag ein Beispiel veranschaulichen, das ich absichtlich dem Bereiche des Geschichtsunterrichts in Prima entnehme. Der historische Kursus ist zu Ende, glücklich ist das Jahr 1871 erreicht, und es sind noch 3 Stunden übrig. Wenn ich nun den Schülern sage, dafs wir, sie und ich der Lehrer, diese 3 Stunden benutzen wollen, um die orientalische Frage zu studieren, so werden sie zuerst verdutzt sein, was das bedeuten solle; wenn ich ihnen aber nun weiter sage, dafs ich beabsichtige, ihnen (wieder einmal) deutlich zu machen, dafs sie in dem Unterrichte nicht blofs Thatsachen und Jahreszahlen gelernt haben, sondern auch mit Thatsachen und Jahreszahlen zu rechnen und zu denken; dafs die „orientalische Frage“ nicht von heute und von gestern sei, sondern als Gegensatz und gelegentlicher Zusammenstofs von

4. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 17

1882 - Wiesbaden : Kunze
— i 7 — Orient und Occident von den Perserkriegen an und früher •durch die ganze Weltgeschichte sich hindurchziehe; dafs sie als Gymnasiasten den Vorzug hätten, dergleichen Fragen von der Oberfläche rückwärts in die Tiefe der Zeiten zu verfolgen und dafs sie mithin sich rüsten möchten, zunächst diese Frage, wie sie im Altertum auftrat, klar zu legen: so kann ich mit voller Sicherheit darauf rechnen, dafs ich, wenn ich in der nächsten Stunde nun diese Zusammenstöfse von Orient und Occident, die orientalische Frage als Perserkriege, Alexanderzug, punische Kriege, als syrischen, mithri-datischen, parthischen Krieg u. s. w. bis hinab zum Einbruch der Hunnen verfolge, aus einer aufmerksamen und wohlgerüsteten Klasse alle Thatsachen und Jahreszahlen, die ich nur wünschen kann, erhalte. Und diese Aufmerksamkeit wird nicht nachlassen, wenn ich unter demselben Gesichtspunkte weiterhin die Ereignisse von 622, 711, 732, 778, <lie Kreuzzüge u. s. w.; die Eroberung von Konstantinopel I453> die Schlacht von Lepanto 1571, die Belagerungen Wiens von 1529 und 1683 u. s. w. bis zum Frieden von Kustschuk-Kainardsche und bis zum Krimkriege herab ab-frage. Ich würde dies und ähnliches aber nicht können, ■wenn die Schüler nicht früher schon, wenn sie nicht einiger-mafsen methodisch daran gewöhnt wären, gelernten historischen Stoff in neue Formen zu füllen, ihn unter neuen Gesichtspunkten zu betrachten. Beginnen kann man damit schon in Quarta und man mufs damit fortfahren, auf allen Stufen des historischen Unterrichts. Für die Erzählung, den Vortrag ist allerdings davor ■eher zu warnen: hier gilt es zu sammeln, nicht zu zerstreuen: doch ist nichts dawider zu sagen, wenn der Lauf der Erzählung gelegentlich mit Fragen unterbrochen wird, wie die: warum die Hellenen gegen Xerxes die Stellung in Thessalien wieder aufgegeben haben mögen, wesshalb Darius Stellung bei Issus verfehlt, Pyrrhus Lage trotz seiner Siege mifslich 2

5. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 21

1882 - Wiesbaden : Kunze
— 21 — Erste These. Historische Bildung, d. h. eine auf intensiver Erkenntnis vergangener Zeiten gegründete intellektuelle Befähigung für die Arbeiten der Gegenwart ist überhaupt der Zweck und bestimmt den Charakter des Gymnasiums gegenüber der Realschule*). Innerhalb dieser, auf historische Bildung gerichteten Gesamt-thätigkeit des Gymnasiums hat der Geschichtsunterricht seine, wesentlich nur subsidiäre, Stelle. Dieser Satz mag wie ein unfruchtbares Theorem aus-sehen, es wird sich aber zeigen, dafs er von praktischer Bedeutung ist. Vielfach wird über den geschichtlichen Unterricht so gesprochen, als ob auf dem Gymnasium aufser-halb der besondern Geschichtsstunden gar nichts von Geschichte betrieben werde, und die ganz und gar ideologische Forderung besonderer Quellenlektüre im historischen Unterrichte scheint von derselben Ansicht auszugehen. Wird denn aber nicht von T^ertia aufwärts, d. h. sobald es und nach dem Mafse wie es möglich ist, eine ganz erhebliche Anzahl von Geschichtsquellen im Original gelesen? Man wende nicht ein, dafs dadurch die Bedeutung des sprachlichen Moments herabgedrückt werde. Sprachliches und Sachliches läfst sich gar nicht trennen **); schon indem unsere *) Nämlich der Bürgerschule und der Oberrealschule nach der neuen Terminologie. **) Tonte langue, sagt Vinet in seiner vortrefflichen Vorrede zum ersten Teil der französischen Chrestomathie, en nommant definit, en classant les mots classe les idees. — Une langue parfaite serait la verite meine. La seule etude des langues fait plus pour etendre Vesprit, plus pour le mettre a la hauteur des idees generales, plus pour le preparer a la philosophie (vielmehr zunächst für ihre Grundlage, die Geschichte), que toute autre etitde a laquelle ses premieres forces pourraient etre app-liquees. Ich füge dem bei, was Thiers Histoire du consulat etc. 3, 364, gelegentlich der von Napoleon I. geschaffenen Lyceen sehr verständig

6. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 24

1882 - Wiesbaden : Kunze
— 24 — griff der Sage, wie dem des geschichtlichen Unterrichts. Wie sehr wir es vom didaktischen Standpunkte aus als ein Glück zu schätzen haben, in der biblischen, zunächst alt-testamentlichen Geschichte einen Stoff zu besitzen, der zugleich Religion und Geschichte ist, ist oft ausgeführt worden, scheint aber noch immer nicht genug ausgebeutet zu sein» Es ist die Geschichte einer Person, die sich zur Geschichte einer Familie, eines Stammes, eines Volkes erweitert, dann wieder zur Geschichte Einer Persönlichkeit sich zu verengern scheint, zu gleicher Zeit aber zu wahrer Weltgeschichte sich ausdehnt: eine Geschichte mit unermefslich tiefem Hintergründe, unermefslich weitem Ausblicke und doch für sich selbst klar, in den mannigfaltigsten individuellen Bildern verständlich und wirksam; die Kraft und Art einer Nation überall in hervorragenden Charakteren, Mose, Simson, Samuel, David, zusammengefafst, denen das von trüben Leidenschaften gaehrende, bald störrisch-eigenwillige, bald frommgutwillige, bald begeisterte, bald verzagte, immer aber der Wunderzeichen und der Führung bedürftige Volk, das Volk wie es immer ist, gegenübersteht; es sind die einfachsten Volks- und Staatszustände, Zusammenhänge, Übergänge: Steuern sind „Geschenke, mit denen man des Königs Hand füllt“, Anarchie : „um diese Zeit war kein Richter in Israel, und jedermann that, was ihm gut däuchte“; das Ganze getragen von einer Auffassung, die tief ist, ohne dunkel zu sein, vorgetragen in einer Sprache, deren Congenialität mit dem kindlichen Alter schon der stehende Gebrauch der direkten Rede charakterisiert: eine Welt, die für die Kindheit zugleich den vollen Reiz des ganz Fremden und Entlegenen und die ganze Deutlichkeit des unmittelbar Gegenwärtigen und Gewissen hat. Aufserdem ist, da dieser Unterricht zugleich Religionsunterricht ist, einige Garantie gegeben , dafs die Reflexion nicht vorzeitig sich einmische ;

7. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 25

1882 - Wiesbaden : Kunze
dagegen thut es dem Gegenstände ganz und gar keinen Eintrag, sondern entspricht vielmehr gar sehr seinem Zwecke, wenn über diejenigen Völker, denen das Volk Israel auf seinen Wegen begegnet ist, etwas ausführlicher als gewöhnlich zu geschehen pflegt, gesprochen, also etwas davon erzählt wird, worin die Weisheit der Ägypter bestanden, was für ein Volk die Phönikier, die Perser, wer Nebukadnezar, Cyrus, Alexander gewesen. Dieses alles bedarf keiner weitern Erörterung: der Lehrer, dem dieser Unterricht vertraut ist — dafs er theologisch gebildet sei, ist durchaus nicht nötig — kann und soll den Grund zu einer ernsten, religiösen Auffassung alles ferneren geschichtlichen Stoffes legen: je mehr er diesen Unterricht als Geschichte geben wird, desto wirksamer wird er das Interesse der Religion wahrnehmen und umgekehrt. Das Lernen von Sprüchen und Liedern versteht sich von selbst, denn der enge Zusammenhang dieses Unterrichts mit dem Kultus und Leben der Gemeinde mufs durchaus aufrecht gehalten werden: aber keine Dogmatik, kein Katechismusunterricht soll auf dieser Stufe (Sexta) jenes unmittelbare Nahetreten des göttlichen Geistes in den Führungen eines Volkes stören. Eben darum aber, weil er Phantasie, Gemüt und jede Kraft des kindlichen Gemütes mächtig anregt, soll seine Wirkung möglichst wenig gestört werden durch heterogenen historischen Stoff; vollends die Sagen des klassischen Altertums auf dieser Stufe zum Gegenstand nebenherlaufenden besonderenunterrichts zu machen, halten wir für gänzlich verkehrt: nicht weil wir fürchteten, dafs unsere Sextaner wieder an Apollo und Athene glauben könnten, sondern weil wir Gemüt und Phantasie der Kinder dieser Stufe nicht auch noch durch den Unterricht nach verschiedenartigen Seiten gezogen wünschten — weil wir .die einfachen und starken Eindrücke den bunten vorziehen. — Dafs im geographischen Unterrichte geschichtlicher Stoff gelegentlich beigebracht werde, darauf legen wir,

8. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 27

1882 - Wiesbaden : Kunze
— 27 — es sich auch in dieser Klasse nur erst um Weckung des Sinns für geschichtliche Zusammenhänge, so zu sagen um die Pflege einer Art historischen Gemeingefühls, noch nicht um bestimmte historische Kenntnisse handelt. Dagegen ist es recht gut und zweckmäfsig, hier im deutschen Unterrichte, sei es, dafs das Lesebuch dies ermöglicht, sei es unabhängig davon, die schönsten Sagen des klassischen Altertums, auch passende Lokalsagen, wo der Lehrer deren mächtig ist, vorzulesen oder zu erzählen, solche auch als Themata für die schriftlichen Nacherzählungen zu benutzen, welche man schon auf dieser Stufe Aufsätze zu nennen die üble Gewohnheit hat. Die antiken oder irgendwelche andere Sagen zum Gegenstand eines fortlaufenden Unterrichts (mit Repetitionen und allem was daran hängt) zu machen, ist schon darum falsch, weil damit die spezifische Wirkung der Sage als Poesie Not leidet; wenn man aber von einem Vorerzählen im Tone Niebuhrs (in den „griechischen Heroengeschichten, an seinen Sohn erzählt“) oder G. Schwabs in seinen „schönsten Sagen des klassischen Altertums“ spricht, so vergifst man zweierlei, einmal, dafs ein Lehrer 40—60 Schülern gegenüber und ein Vater seinem Sohne gegenüber verschiedene Dinge sind, und zweitens, dafs, wo ein Lehrer erzählen könnte, wie Niebuhr in jenen Heroengeschichten, oder wie Schwab, der auch im gewöhnlichen Leben durch sein Erzählungstalent berühmt war, er vermutlich nicht lange den Geschichtsunterricht in der Quinta eines Gymnasiums zu erteilen haben würde. Sage ist nicht Geschichte: sie ist an ihrem Orte schön und gut, aber sie darf auch im Unterrichte nicht den strengen und ernsten Sinn für das wirklich Geschehene verdrängen wollen. Dritte These. Der richtige Zeitpunkt, besondere Geschichtstunden anzusetzen, istmitquarta (11 —13 J.) eingetreten. Der Stoff ist aus der griechischen und römischen Geschichte und dem,

9. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 30

1882 - Wiesbaden : Kunze
— 30 — Respekt vor dem Wirklichen gegenüber dem historischen Klatsch zu pflegen. Man preist mit Recht als Muster He-rodot: vor allem also mufs, was der Lehrer sagt, mit Sachkenntnis und ohne Phrase gesagt werden: namentlich dürfen Schlachten (und die wichtigem, Thermopylä, Salamis, Cannä, u. s. w. sollen ausführlich behandelt werden) nicht inani verborum strepitu erzählt, sondern sie müssen, wie sie geschehen sind, beschrieben werden; wie der Lehrer überhaupt, dem großen Muster Herodots folgend, nicht sein eigenes, sondern das Pathos der Thatsachen auf den Schüler wirken lassen mufs: rem tene, verba sequentur. Übrigens mufs die Geschichte auf dieser Stufe ganz politische und Kriegsgeschichte sein: für Kultur-, Literatur-, Kunstgeschichte ist keine Zeit und wenig Empfänglichkeit vorhanden. —; Was die Förderung betrifft, welche der Sinn für Geschichte in dieser Klasse durch die übrigen Unterrichtsgegenstände finden kann, so möchten wir den deutschen Unterricht am liebsten für diese Klasse ganz mit dem geschichtlichen zusammenwerfen, was die sorgfältige sprachliche Behandlung der deutschen schriftlichen Arbeiten und das Auswendiglernen deutscher Gedichte (hier wie in der folgenden Klasse vorwiegend epischen Charakters) nicht ausschliessen würde. Wenigstens mufs die häusliche Unterhaltungslektüre, soweit die Schule durch die Schülerbibliotheken auf dieselbe Einflufs übt, auf gute geschichtliche Unterhaltungsbücher, also z. B. nicht die aus der Spamer’schen Fabrik, welche in einer ganz falschen Manier geschrieben sind („allein mit ihrem Gram safs Lucretia in ihrem Gemache“ und ähnliche Ingredienzien für ein Vomitiv), hingelenkt werden. — Der Religionsunterricht lenkt in dieser Klasse gewöhnlich wieder auf das alttestamentliche Gebiet zurück: die Richter- und die Königszeit bieten hier einen Stoff, der, unmittelbar aus der Quelle geschöpft, die religiöse Auffassung geschichtlicher Dinge und die geschieht-

10. Bemerkungen über den geschichtlichen Unterricht - S. 33

1882 - Wiesbaden : Kunze
— 33 — gemessen und er findet Belebung, Ergänzung, Vertiefung durch den deutschen Unterricht, welcher gute deutsche Poesie und Prosa dem Schüler zuführt: hätten wir nur schon eine gute erzählende Darstellung des Ganzen der deutschen Geschichte. Über den nationalen Wert dieses Unterrichts darf ich mich wohl auf dasjenige beziehen, was in den Protokollen der berliner Oktoberkonferenz (1873) pag. 122 —125 steht. Die Anschauungen, die ich über die gestellte Frage: „Man hat den öffentlichen Schulen neuerdings den Vorwurf gemacht, dafs sie sich die Pflege des Bewufstseins deutscher Nationalität zu wenig angelegen sein lassen: was kann zu demjenigen, was bereits in dieser Richtung geschieht, durch besondere Anordnungen neu hinzugefügt werden?“ — entwickelte, fanden damals bei den meisten Mitgliedern der Konferenz Zustimmung und sind selbst in französischen Blättern [Revue 1 des deux Mondes) mit einigem Widerwillen als berechtigt anerkannt worden. Im Übrigen möchte es allmählich an der Zeit sein, mit dem Zauberworte national etwas haushälterischer umzugehen. Es heifst wirklich dem gesunden Menschenverstände, den wir doch auch als etwas Nationales, in unserem Lande einheimisches ansehen möchten, Hohn sprechen, wenn man gelegentlich — freilich auf einem Boden, wo man sich keine noch so extravagante Behauptung übel genommen hat, nämlich im Prozefs Realschule contra Gymnasium — zu hören bekommt, dafs „vom nationalen Standpunkte aus" der Lektüre des Cäsar in Tertia Bedenken entgegenstehen. Wenn beim besonderen geschichtlichen Unterrichte der Lehrer stets bedacht sein mufs, bestimmte Kenntnisse den Schülern beizubringen, so ist es dagegen von der gröfsten Wichtigkeit für die Pflege des historischen Sinnes überhaupt, für das Verständnis historischer Zustände und Zusammenhänge, für die allmählich zu erringende Er- 3
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