Neger. 5
und Schauderbilder, daß sie empfindungslos die empörendsten
Menschenopfer verrichten. Man hat dem Neger das Bedürfnis
nach vielen europäischen Waren eingeimpft, namentlich kann er
der Feuergewehre, des Rums und der Putzwaren nicht ent-
behren. Diese kann er sich meist nicht anders als durch Sklaven
verschaffen; er ist also auch gegen seinen Willen zu dieser gräß-
lichen Menschenräuberei gezwungen. Kann er nun nicht durch
Gewalt oder List Feinde in seine Gewalt bringen, so verkauft
er die Seinen, und auf diese Weise wird jedes Familienleben
vernichtet.
Europa hat viel zu thuu, ehe es den Fluch versöhnen wird,
den es durch die Vernichtung der Sittlichkeit eines ganzen Welt-
teiles auf sich geladen hat.
Als die Spanier, Portugiesen, Engländer, Holländer und
Franzosen anfingen, den neu entdeckten Erdteil Amerika zu be-
bauen, fehlte es ihnen dazu nicht selten an Menschenhänden.
Da verfiel man auf die Einführung von Sklaven ans Afrika;
denn die amerikanischen Eingeborenen gaben sich zu den Feld-
arbeiten nicht her und waren auch nicht kräftig genug dazu.
Man sandte nun Schiffe auf den Negerfang oder Negerkauf
aus; Staaten und Privatpersonen fingen an, Sklavenhandel zu
treiben, und man führte das „Ebenholz", wie man die Unglück-
lichen gefühllos wegen ihrer schwarzen Farbe nannte, massenhaft
in den neu entdeckten Erdteil und verkaufte sie auf Sklaven-
Märkten. Dieser Handel wuchs nach und nach zu solchem Um-
fange, daß man wohl mit Recht annehmen kann, es seien im
ganzen gegen 40 bis 50 Millionen unglücklicher Afrikaner nach
Amerika in die Sklaverei geschleppt worden. Erst 1838 wurden
alle englischen Sklaven frei erklärt. Das kostete die Engländer
freilich 27 Millionen Pfund Sterling und verursacht ihnen noch
jetzt alljährlich große Ausgaben, da sie die gefaßten Beschlüsse
aufrecht erhalten und auf die Sklavenhändler-Schiffe fahnden lassen.
Was Wunder, wenn sich Afrika, das von den meisten Be-
suchen fremder Nationen, nur Unglück und Böses empfangen
hat und teilweise noch empfängt, allen Forschungen verschließt?
Was Wunder, wenn der Afrikaner in jedem Weißen einen ge-
borenen Feind, einen Menschenräuber sieht? Und daß er das
wirklich thnt, das beweist die Erklärung, die der Neger dem
Sklavenhandel giebt. „Die Weißen", sagt er, „haben ein Land,
in dem gar nichts wächst, deshalb bauen sie sich die Häuser auf
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Afrika Amerika Afrika
8 Kru-Neger.
Ihr Unterhalt ist ungemein einfach; sie erhalten nichts
als reichlich Reis, den sie gewöhnlich ohne jegliche Zuthat der-
zehren. Wird geschlachtet, so sollen ihnen die Eingeweide und
Köpfe zu. Kann man es haben, so kauft man ab und zu einige
Fische für sie. Ihr monatlicher Lohn beträgt 4 ^ in Gütern,
doch erhalten sie ihn erst nach abgelaufener Dienstzeit, damit
dem ohnedies sehr gewöhnlichen Entlaufen eine Grenze gesetzt
werde.
Zwischen den Kamerun- und Kru-Negern besteht eine heftige
nationale Abneigung, und dieser Umstand ist den Europäern
günstig, denn ein Kru-Neger hat die größte Freude, die Er-
tappung und Bestrafung eines von Kamerun-Negern verübten
Diebstahls herbeizuführen. Daß nichtsdestoweniger öfters be-
trächtliche Diebstähle aus ländlichen Warenlagern vorkommen,
wobei die Häuptlinge selbst beteiligt sind, ist um so selbst-
verständlicher, als der Diebstahl bei diesen Negern wie bei den
Spartanern nur dann für schimpflich gilt, wenn er mißlingt.
In diesem Falle wird er aber auch sehr streng bestraft; und
die Strafe kann bis zur Sklaverei gesteigert werden, zu der
der Thäter verurteilt wird.
3. Wüstenvölker.
a. Hebu.
Während aus der westlichen Sahara die schwarze Ur-
bevölkernng bis auf einige Reste verschwunden ist, hat sie sich
in der östlichen bis auf den heutigen Tag erhalten und erreicht
hier den nördlichsten Punkt ihrer Verbreituugsgrenze. So viel
man bis jetzt weiß, gehören die sämtlichen schwarzen Bewohner
dieses Gebietes einer einzigen Nation an, deren Name von den
mit ihr in Berührung gekommeneu Reisenden bald Tibbo oder
Tibbu bald Tubu geschrieben wird, nach Dr. H. Barth
Tebn. Trotz ihrer nahen Beziehungen zu den Bewohnern
von Bornu darf man die Tebu doch nicht zu den eigentlichen
Negern zählen, denn sie unterscheiden sich von ihnen sowohl
durch die Gesichtsbildung als durch weniger krauses und weniger
wolliges Haar. Die Tebu sind ein wohlgebildeter Menschen-
schlag; ihr langes, ernstes, kluges Gesicht sticht vorteilhaft von
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32 Indianer in Nordamerika.
sein Pferd tanzen lernen sollte; die bitterste Not zwingt wohl
manchmal einen Indianer, mit Weib und Kind auf einer be-
nachbarten Pflanzung zu arbeiten, er hackt und gräbt zwei, drei
Tage lang mit rührender Geduld, in der nächsten Nacht der-
schwindet er, um in sein Elend zurückzukehren.
Diese eingewurzelte Arbeitsscheu zu besiegen, wird dem
Indianer um so schwerer, als sich bei ihm im Verkehr mit den
Weißen nach und nach eine Art von geistiger Lähmung einstellt,
deren er nicht wieder Herr wird.
Die Indianer bieten das entsetzliche Schauspiel eines Volkes,
das einem inneren, unheimlichen Zersetzungstriebe gehorcht. Der
Geselligkeitstrieb ist einer der mächtigsten in der menschlichen
Natur: bei den Indianern genügt der geringste Anlaß oder
nur eine Lauue, um einen Hausen vom andern, eine Familie
von der andern zu trennen. Auf den Neger macht der weiße
Mensch gar keinen Eindruck, sie fahren fort sich zu vermehren
wie der Sand am Meere; die Jndianerhorden fliehen bei der
Berührung mit Weißen auseinander, während doch der Selbst-
erhaltungstricb sie gegen ihre Dränger vereinigen sollte. Noch
merkwürdiger ist es, daß in den abgesonderten Gliedern eines
Stammes selbst die Sprache sich rasch verändert. Nur
daher lassen sich die mehr als tausend Sprachen erklären, die
man bei der amerikanischen Urbevölkerung gefunden. Eine so
außerordentliche Anzahl von verschiedenen Sprachen unter einer
sehr dünnen Bevölkerung weist daraus hin, daß jene Zer-
setzung schon lange vor der ersten Landung von Europäern im
Gange war.
Je rüstiger und zahlreicher nun die weißen Ansiedler in
das Innere Nordamerikas vordringen, desto gewaltsamer und
rascher wirken alle die bezeichneten Ursachen zusammen, um die
Indianer zu vernichten. Wo der Fremde noch vor einigen
Jahren mit ihnen auf die Jagd ging, stehen jetzt schon zahl-
reiche Farmen und Städte. Nicht lange mehr wird es dauern,
und die Rothäute sind auf die dürren Vorlande und in das
Innere der Felsengebirge zusammengedrängt; dort, in einer
rauhen und unfruchtbaren Umgebung, werden sie bald ihrem
bejammernswerten Schicksale erliegen. Wir können in diesem
Hergange die höhere Weltordnung erblicken, die niedere Völker-
schaften vergehen läßr, um deren Länder zu besetzen mit Völkern
von besserer Art und höherer Bestimmung.
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2 Neger.
Straßen der Neger-Dörser und -Städte sind immer krumm,
und um die Ortschaften selbst sind gewöhnlich Erd- oder Lehm-
mauern oder große Dornengehege gezogen.
In der Kultur sind die Neger im allgemeinen noch sehr
weit zurück. Bei einem großen Teile von ihnen kann der ganze
Lebenslauf in die Worte: Essen. Trinken, Schlafen zusammen-
gefaßt werden. Den meisten ist auch das Bedürfnis der Kleidung
unbekannt; die Wärme des Klimas macht sie ebenso überflüssig
wie der Reichtum an Früchten das mühsame Verdienen der
Nahrung. Indessen giebt es auch Negervölker, die auf einer
höhern Kulturstufe leben. Diese finden sich namentlich in Ober-
Guinea. Die Aschantis und andere benachbarte Negervölker
verstehen z. B. Baumwollenzeuge zu fertigen, Metalle zu schmelzen
und geräumige Wohnungen zu baueu. Man kennt in Hoch- und
Flach-Sudan den Acker- und Bergbau, bereitet Leder und ver-
schiedene Gewebe, auch Sattler- und Töpferwaren und treibt
starken Handel mit Kaffee, Zucker, Reis, Datteln, Palmöl,
Gummi, Baumwolle, Elfenbein, Gewürzen, Straußfedern, Gold-
staub und leider auch mit Sklaven. Als Tauschmittel bedient
man sich im Innern Afrikas der Kauris (kleiner, weißer
Schneckenfchalen), der Glasperlen, der Leinwandstreifen
oder der Baumwollenzeuge. Nur an den Küsten kennt
man geprägtes Geld.
Die Neger zerfallen in eine sehr große Anzahl von Stämmen,
die meistenteils in Feindschaft untereinander leben und grausame
Kriege miteinander führen.^ Als Waffen bedienen sie sich der
Spieße und auch vergifteter Pfeile. Die Kämpfe untereinander
haben dem Neger eine solche gegenseitige Furcht und solchen
Argwohn eingepflanzt, daß der Verkehr der einzelnen Völker-
schaffen untereinander ganz gehemmt und, wo er nötig, so be-
schränkt ist, daß er eigentlich aufhört, Verkehr zu fein. Braucht
z. B. ein tief im Innern wohnender Stamm eine große Menge
Salz (das überhaupt in den heißen Gegenden, wo alles der
Fäulnis so sehr unterworfen ist, wegen seiner fäulniswidrigen
Kraft sehr geschätzt wird), so bringen die Melli-Neger dieses
Salz bis an den Grenzfluß und legen es dort auf die Erde.
Sobald sie sich entfernt haben, kommen die Neger des Innern
und legen neben jeden Haufen Salz so viel Gold, als ihnen
das Salz wert scheint, und entfernen sich wieder. Die Melli-
Neger kommen zurück, und wenn ihnen die Menge des Goldes
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70 Lappe.
bau des Landes durch die sich mehrenden Ansiedler begann um
die Mitte des 17. Jahrhunderts in Finnland und seit dem 18.
auch in Schweden. Dadurch wurden die Lappen immer mehr
eingeschränkt und am Umherwandern gehindert; sie mußten sich
entweder als Kolonisten ansiedeln oder Fischfang treiben. Da-
her teilen sie sich jetzt in Berglappen, Fischerlappen und
W a l d l a p p e u.
Die Berglappen sehen sich selbst als die echten Lappen an.
Mit großer Liebe hängen sie an ihrer nomadischen Lebensweise.
Ihrer sind verhältnismäßig nur wenige, in Norwegen bloß ein
Zehntel der ganzen Lappenbevölkerung, in Schweden eine noch
geringere Zahl, in Finnland und auf Kola einige Tausend.
Das Dasein der Berglappen ist gänzlich an das Renntier ge-
knüpft. Dieses versieht ihn mit Nahrung und Kleidung und
ermöglicht ihm das Fahren. Die Sehnen dienen als Zwirn,
die Knochen, Hufe und Geweihe werden zu verschiedenen Kunst-
und Nutzgegenständen verwendet. Zweihundert Renntiere mögen
einer kleinen Familie genügen; besitzt ein Lappe tausend, so gilt
er als reich. Den Besitzer können leicht Unfälle treffen: Wölfe
oder ungünstige Witterung, sodaß die Renntiere kein Futter
finden, können in kurzer Zeit eine Heerde vernichten. — Die
Renntiere nähren sich im Winter hauptsächlich vom Renntier-
moose, das sie mit den Vorderfüßen unter dem Schnee hervor-
scharren. Im Sommer, dessen Wärme sie nicht gut ertragen,
und wo sie auch von Insekten sehr leiden, gehen sie immer aufs
Gebirge oder ans Meer, und kehren im Herbste zurück. Sie
sind demnach stets ans der Wanderschaft, und der Lappe muß
dem Renntiere folgen. Der Berglappe wohnt somit immer in
Zelten, die alle acht oder vierzehn Tage weiter verlegt werden.
Das Zelt der Lappen ist buchstäblich wenig mehr als ein
Lumpen groben Tuchs, das hauptsächlich in Schweden und Nor-
wegen gemacht wird und einen Hauptgegenstand des Handels
mit den Lappen bildet. Viel von diesem Tuche wird auch von
den Küstenlappen gewoben, die es gegen Renntierfelle an die
Gebirgslappen vertauschen. Das von ästigen Birkenstämmen
unterstützte Zelt bildet die einzige Wohnung, und uuter diesem
schwachen Verdeck hält der Lappe die langdauernde, strenge Kälte
der Wintermonate in den innern Gegenden aus. Auf den engen
Raum eines einzigen Zeltes drängen sich der Lappe, sein Weib
und seine Kinder zusammen und lassen noch Ecken für ihr ein-
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54 Beduine.
ausgeschlossen sind die Paria, die einst unabhängig gebliebene
Urbevölkerung, die mit der Ausbildung der Herrschaft des
Brahmaismus als verworfene Volksklasse mit dem Fluche all-
gemeiner Verachtung belastet wurde. — Allerdings haben sich
in den letzten Jahrzehnten unter dem Einflüsse der englischen
Herrschaft die Kastenunterschiede etwas abgeschwächt. So hat
die Not des Lebens die Brahmanen mehrfach zu Beschäftigungen
gezwungen, in denen sie ihre Schreibekunst verwerten: man sieht
sie jetzt im Telegraphenamt und auf der Eisenbahn, als Rech-
nungsführer und Wirtschaftsbeamte thätig. Bei alledem aber
greifen die Vorurteile des Kastenwesens noch vielfach in das
bürgerliche Leben hinüber.
5. Beduine.
Der Beduine ist der Sohn der arabischen Wüste. Er ist
mittelgroß, hager, muskulös, die Glieder vom schönsten Eben-
maß, das Antlitz ein regelrechtes Oval, die schwarzen, blitzenden
Augen scharf gespalten, Hand und Fuß zierlich gebildet, die
Gebärden behende. Der Geist aber ist seiner Hülle würdig.
Der anständigen Körperhaltung entspricht der Adel und die
Ritterlichkeit der Seele: der Beduine ist treu und hält selbst
dem Feinde Wort; er ist gastfrei in dem Maße, daß er selbst
hungrig ohne scheelen Blick den wildfremden Gast aus seiner
vollen Schüssel essen sieht; Mannesehre steht ihm höher als
das Leben; die Schande wäscht er nur mit Blut ab. „Die
Räch', die Räch' und nur nicht die Schmach!" ist noch immer
das Kriegsgeschrei des für seine und seiner Frauen Ehre
kämpfenden Beduinen. Es ist wahr, der Beduine ist ein
Räuber; Gewalt geht ihm vor Recht; keine Karawane ist vor
ihm sicher; aber Plünderung bei Nacht und Diebstahl ist ihm
ein Abscheu; den Besiegten und Beraubten läßt er nicht ver-
schmachten, er giebt ihm Obdach und Unterhalt; wer aber vor
der Wanderung seinen Schutz sich erkaufte, dem läßt er kein
Haar krümmen. Immer bedacht auf Raub ist er ebenso willig,
wieder zu geben; auch der Ärmste bietet von seinem Brote und
seinen Datteln den Zuschauern seines kargen Mahles, und
Almosengeben galt dem Araber aller Zeit für eine seiner höch-
sten Verpflichtungen. Den schwarzen, blitzenden Augen entspricht
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Ägypter. 23
deinen Großvater". Der Nicht-Schürfa darf nicht erwidern,
denn den Vorfahr oder Vater eines Nachkommen des Propheten
beleidigen, wäre ein Verbrechen gegen die Religion. Er hat
aber das Recht, die Person des Schürfa selbst zu beschimpfen,
und gegen ein „Gott verfluche dich" als Entgegnung kann in
einem solchen Falle der Schürfa nicht klagen.
Über die geistige Begabung der Marokkaner läßt sich wenig
sagen. Große Mänuer hat die Neuzeit nicht hervorgebracht, und
bei der Verdummung, welche die Religion herbeigeführt hat, und
worin das Volk zu erhalten der Sultan und die Großen ihren
Vorteil sehen, wird hierin auch aus ihrer Mitte selbst keine Ab-
Hilfe kommen. Kunst und Handwerk findet man nur noch in
den Städten und auch da kümmerlich genug. Edlerer Reguugen
ist der Marokkaner kaum fähig; das Gute zu lieben und zu
thuu bloß um des Guten willen, das kennt man bei diesen Leuten
fast nicht. Höchstens schwingt sich der Marokkaner auf den
Standpunkt, deshalb gut zu handeln, weil es die Religion vor-
schreibt, weil er sonst der zukünftigen Freuden des Paradieses
verlustig ginge oder sich wohl gar die Strafen der Hölle zu-
ziehen könne.
Indes ist die Unsittlichkeit beim Landvolke lange nicht so
schlimm wie bei den Städtern. Diebstahl, Lug und Betrug
kommen zwar oft genug vor, indes wird dies kaum als fünd-
Haft betrachtet. Lügen ist überhaupt den Arabern und Berbern
fo eigen, daß es wohl kaum einen giebt, der die Wahrheit
spricht. Faustrecht, Raub und Mord sind in all den Teilen
des Landes, die nicht von dem Heere erreicht werden können,
an der Tagesordnung,, und niemand findet auch etwas Außer-
ordentliches darin.
8. Ägypter.
Zur ägyptischen Familie gehören die Bewohner des Nil-
thales, die noch heutzutage, wenn auch mit fremdem Blute viel-
fach vermischt, in den Kopten und Fellachen fortleben. Als
Kern der ägyptischen Volkskraft hat man die Fellachen
(Fellach, Pl. Fellachin) die „Pflllger" oder „Bauern", zu be-
zeichnen.
Der Fellach ist meist von mehr als mittlerer Größe, der
Knochenbau stark, der Schädel fest und massig geformt, auch
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44 Chinese.
Im Charakter der Chinesen sticht vorerst grell hervor
sein Stolz. So wie der Kaiser das Oberhaupt der Erde,
China der Mittelpunkt der Welt sein soll, so will das chinesische
Volk auch das älteste und vorzüglichste Volk der Erde sein.
Selbstgewichtig glaubt der Chinese, daß alle Völker ihm eigent-
lich Tribut zahlen müßten, daß seinem Kaiser, als Inbegriff
der Vernunft und des höchsten Maßes, göttliche Verehrung
zukomme. Sind anderer Menschen Vorzüge auch anerkennnngs-
wert, so thut der Chinese, als sähe er sie gar nicht. Ja, diese
Volkseitelkeit geht so weit, daß alle fremden Waren, ja alle fremden
Personen chinesische Benennungen erhalten.
Gefühllosigkeit ist ferner eine Schattenseite im Charakter
des Chinesen, Gefühllosigkeit gegen anderer Leiden und gegen
seine eigene Ehre. Beim Einzüge der englischen Gesandtschaft
stürzten mehrere neugierige Zuschauer ins Wasser und riefen in
Todesangst um Hilfe; man überließ sie kalt ihrem Schicksale,
obgleich Fischerboote in der Nähe waren. Schamlos gesteht der
Chinese zugleich seine Betrügereien ein und fagt wohl gar
noch: „Ich sehe wohl, daß ich nur ein Anfänger bin; ihr seid
noch gescheidter, und ich werde mich künftig mit keinem Barbaren
mehr einlassen." Weil ihr Kaiser „Sohn des Himmels" und
ihr Vater ist, dauert das kindliche Verhältnis fort, und selbst
die obersten Behörden sind Kinder und müssen ihre Überzeugung
dem Willen des Monarchen opfern. Mit der größten Gleich-
giltigkeit ertragen darum die höchsten Staatsbeamten, Räte und
Statthalter sowie auch die Generale die entehrendsten Strafen,
z. B. öffentliche Stockprügel; oder sie müssen Kopf und Hand
durch ein Brett stecken und bleiben fo halbe Tage laug ge-
schloffen liegen. Aber wehe auch dem, der hinterher einem so
Bestrasten nicht gehorchen wollte! — Bettler verstümmeln sich
oft gräßlich, nur um die Bewunderung der Reichen zu erwecken.
Dabei ist in China der niedrigste Eigennutz zu Hause, und
der Chinese sagt selbst, es sei Gewohnheitssache, daß in China
fo viele Spitzbuben wären; dafür könne niemand. — Dann
aber ist der Chinese auch feig. Die persönliche Feigheit geht
so weit, daß der stolzeste und großsprecherichste Mandarin festem
Auftreten gegenüber feig und schüchtern wird. Hingegen wiegen
die vorteilhaften Seiten des chinesischen Charakters jene Fehler
nicht auf: feine Wißbegierde und Gelehrigkeit, seine anßerordent-
liche Höflichkeit, seine Ruhe und sein Gehorsam, seine Mäßigung
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88 Engländer.
Franzose aber bewegt sich fast nur in kleinen Diensten und
Geschäften des Lebens, in untergeordneten Stellungen: er ist
Hausierer mit allerlei Luxusgegenständen, aber kein Mensch der
eigenen Kraft, der persönlichen Selbständigkeit. Dies offenbart
er sogar in dem Artikel, worin er es am weitesten gebracht zu
haben meint, in dem Kriegsmute. Wer wollte diesen Mut dem
ritterlichen, ungestümen Volke streitig machen? Aber wieder
bleibt es wahr, dieser Mensch der Massen und der Menge,
dessen Zeichen mit Recht der Bienenkorb ist, dieser Mensch kann
sich nur in Massen finden und empfinden, um in voller Kraft
zu wirken. Dann sind sie aber auch heftig, diese Franzmänner.
Sie heben sich wie die Wellen im Topfe und sprühen Schaum,
um wieder zurückzusinken, es ist mehr Sausen und Brausen,
Schäumen und Wogen als ruhiger, starker Wellenschlag auf
der Tiefe der Wasser.
Was ihre gesellige Lebensbildung, die Kunst des Umgangs
betrifft, so gestehen wir ihnen da gern eine glückliche Leichtig-
keit, eine gewisse Zierlichkeit zu; aber es ist unendlich viel Leer-
heit und gemachte Steifheit und Nichtigkeit dabei.
Mehr als die Pflicht gilt dem Franzosen die Ehre als Nicht-
schnür seines Lebens. Aber diese Selbstachtung ist zu ober-
flächlich und leer, um die Achtung anderer entbehren zu können.
Daher stammt seine Ruhmbegierde, welche die Quelle großer
Thaten ist, aber sich oft auch mit Verletzung des Sittengesetzes
befriedigt; daher die Sucht zu glänzen, die Eitelkeit und
eine wahre Furcht vor dem Lächerlichen. Ehre und Ruhm
sind die zwei großen Triebfedern aller Handlungen des
Franzosen.
19. Engländer.
Das englische Tiefland ist sehr arm an Wald. Da-
für blüht das Land wie ein Garten. Es ist ein fortlaufender
Kranz von grünen Hecken, farbigen Feldstreifen, schimmernden
Flüßchen und tauglänzenden Hügeln; zahllose hellfarbige Häus-
cheu sind dazwischen gestreut, und ein Dorf nach dem anderen
lagert sich malerisch um eine altersgraue Kirche oder um einen
Hügel, von dessen Spitze ein wohlerhaltenes Schloß niederschaut.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
8 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
drei Söhnen das Patent des ausschließlichen Handels „nach allen Ländern,
Meeren und Golfen im Westen, Osten und Norden", die er zu entdecken
hoffte. Die Expedition zog sich nun noch ein Jahr hinaus, vermutlich weil
der spanische Gesandte gegen dergleichen Unternehmungen am englischen Hofe
Vorstellungen machte, da sie ein Eingriff in die vom Papste zugebilligten
Rechte der Krone Spaniens seien. Mit einem einzigen Schiffe „Matthew"
wurde vom Hafen zu Bristol aus 1497 die Fahrt ausgeführt.
Nachdem 400 Meilen im Atlantischen Ozean zurückgelegt worden
waren, fand man am 24. Juni 1497 das Festland von Amerika und eine
vorliegende Insel, die nach dem Tage der Entdeckung St. Johannes ge-
nannt wurde. Wahrscheinlich waren es Neufundland und Labrador, wo
die Seefahrer landeten. Das aufgefundene Land war indessen zu weiteren
Forschungen wenig einladend, denn die Jagd auf Eisbär und Remitier und
die Ausbeutung der fischreichen Gewässer fand man weder damals noch
später verlockend genug, um bereits eine Niederlassung dort anzulegen.
Um diese Zeit zeigten sich auch Portugiesen in jenen nordwestlichen
Meeren. Schon 1464 soll der Statthalter der Azoren, Johann Cortreal,
eine Stocksischküste (Terra do bacalhao) besucht haben. Ohne Zweifel war
dies nur die längst bekannte Insel Island; sein Sohn Kaspar segelte aber
weiter nordwestlich und kam 1500 an das ..grüne Land" (Grönland). Im
nächsten Jahre fand er die großen, reichen Fischergründe au der Küste von
Neufundland. Lange Zeit wurden die Inseln des Lorenzgolfes das Land
des Cortreal genannt, sonst hießen sie aber auch die Bacalhaos- (Kabeljau-)
oder Stockfischinseln, weil der Fang dieses Fisches sehr bald die Seefahrer
der verschiedensten Nationen dahin zog. Im Jahre 1504 landeten des
Fischfanges wegen Franzofen aus der Bretagne und Normandie an den
neufundländischen Küsten und gaben dem Kap Breton in Neuschottland
den Namen.
Erst nach 17 Jahren — denn die Kolonisationsversuche der ersten
Fahrt waren mißlungen, und die Begeisterung hatte sich abgekühlt —-
betrat Sebastian Cabot, der unterdessen diese lange Zeit hindurch in
spanischen Diensten gestanden hatte, das Gebiet seiner früheren Ent-
deckuugen wieder.
Von König Heinrich Viii. an die Spitze eines Geschwaders gestellt,
durchkreuzte er von neuem die nördlichen Regionen und drang bis zum Ein-
gang der Hudfousbucht vor. Mau hatte die Hoffnung uoch nicht aufgegeben,
eine Durchfahrt zu gewinnen, vermittelst welcher man in die Südsee und an
die asiatischen Küsten gelangen konnte. Durch die Feigheit seines Unter-
befehlshabers wurde er aber zu baldiger Rückkehr genötigt, und die Er-
gebuisse dieser Expeditionen waren in bezug auf greifbaren Gewinn nicht
derart, um andre zur Nachfolge aufzumuntern. Wir wissen überhaupt nur
sehr weniges über diese Reise. Der für seine Zeit außerordentlich gebildete
Seemann würde sicher Größeres und Wichtigeres geleistet haben, wenn
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Extrahierte Personennamen: Johannes Johann_Cortreal Johann Kaspar Sebastian_Cabot Heinrich_Viii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Atlantischen_Ozean Amerika Neufundland Island Neufundland Bretagne Neuschottland