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1. Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten - S. 216

1880 - Braunschweig : Vieweg
216 Das Königreich Italien. In der Nähe von Girgenti (an der 8-Küste der Insel) befinden sich die großartigsten Tempelruinen des Alterthums; aber der ehemalige Glanz der Stadt ist längst dahin und nur die reichen Schwefelminen der Umgebung gewähren den Anwohnern kärglichen Verdienst. Nördlich von der sicilischcn Küste sind die Liparischen Inseln zu er- wähnen, deren nördlichste, Stromboli, einen ununterbrochen thätigen Vulkan besitzt. Die Insel Sardinien ist besonders im östlichen Theile durchweg gebirgig und vielfach von großen Waldungen bedeckt. Die Niederungen an den Küsten sind ungesund, aber fruchtbar, doch liegt der Ackerbau sehr darnieder. Die Insel

2. Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten - S. 214

1880 - Braunschweig : Vieweg
214 Das Königreich Italien. Palatin, das Colosseum, das zur Kirche umgewandelte Pantheon, Triumph- bögen, vas Capitol und Forum Nomanum, auf dem heute Viehherden verweilen. Der ehemalige päpstliche Palast, Quirinal, ist gegenwärtig Residenz des Königs von Italien. Am südöstlichen Ende Roms liegt „aller Kirchen der Stadt und des Erd- kreises Mutter und Haupt": San Giovanni in Laterano, daneben der Lateran- Palast, die frühere Residenz der Päpste. Auf der rechten Seite des Tiber erhebt sich die feste Engelsburg, ursprünglich Mausoleum des Kaisers Hadrian; auf dem Petersplatze die ungeheure St. Pcterskirche, deren gewaltige, stundenweit sichtbare Kuppel dem Wanderer in der Campagna zuerst die Nähe Noms ankündigt. Der be- nachbarte Vatican, die Residenz des souveränen Papstes, ist der größte Palast Europas. Er enthält die sixtinische Kapelle mit den großartigen Fresken Michel Angelo's, die Säle (Stanze) mit Raphael's unerreichten Malereien, sowie in der Antikensammlung die herrlichsten Kunstschätze des klassischen Alterthums. Südöstlich von Rom erhebt sich die mit schattigen Wäldern bedeckte vulkanische Gruppe der Albaner Berge, noch jetzt wie vor Jahrtausenden der beliebte Sommeraufenthalt vornehmer Römer. Gegen das Meer hin dehnt sich die öde Campagna aus, an die südlich die Pontinischen Sümpfe anschließen, eine im herrlichsten Grün prangende, von Herden halbwilder Büffel belebte Gegend, deren Luft indeß dem Menschen ge- fährlich ist. Während in Rom Alles an eine großartige Vergangenheit erinnert, ist Neapel (450 000 Einwohner) vorzugsweise die Stadt der heileren Gegenwart. Am mittleren dreier herrlicher Golfe, in der fruchtbaren Campagna felice, mit einer Umgebung, die alle Schönheiten und Schauer der Natur vereinigt, ist die Lage Neapels — besonders vom Meere gesehen — unvergleichlich. Im Inneren bietet die Stadt, welche zahlreiche krumme und schmale Straßen hat, wenig Her- vorragendes; merkwürdig ist dagegen das vom heiteren Himmel begünstigte, ja hervorgerufene Leben und Treiben der Bevölkerung auf den Straßen. Längs der Ostküste des Golfs von Neapel erhebt sichln paradiesischer Umgebung eine fast ununterbrochene Reihe von Ortschaften, überragt von dem flachen Kegel des Vesuv (1290m), den die Felsmasse der Somma halbkreisförmig wie ein Mantel um- gibt. Die Somma ist der Nest eines früheren, ungleich größeren Kraters, der haupt- Fig. 86. sächlich die ungeheuren Lava- und Aschenmassen auswarf, welche den Boden der Campagna bilden. Aber auch die Ausbrüche des Vesuv selbst haben im Laufe der Zeiten beträcht- liche Veränderungen der umgebenden Oberfläche hervorgerufen und unter anderen die römischen Städte Hcrculanum, Pompeji und Stabiä (im Jahre 79 v. Chr.)

3. Lehrbuch der Erdkunde für Gymnasien, Realschulen und ähnliche höhere Lehranstalten - S. 258

1880 - Braunschweig : Vieweg
258 Abessinien und die Ostspitze Afrikas. In Oberägypten ist das Nilthal schmal und stellenweise tritt die Wüste fast un- mittelbar an den Strom. Zahlreiche Trümmer uralter Riesenbauten (Tempel und Paläste) ziehen sich längs der Ufer hin. Am großartigsten zeigen sich diese Ueberreste .in dem Ruinenfelde der altägyptischen Königsstndt Theben. Sie dehnt sich zu beiden Seiten des Nil aus und ihre Bewohner ruhen als Mumien in den katakombenartigen Felsgräbern der benachbarten libyschen Bergkette. In Stut zweigt sich die Karawanenstraße nach Dar-For ab. Auch Mittelägypten ist reich an uralten Denkmälern. Am Aus- gange des Nilthales, oberhalb der Hauptstadt Kairo, liegen dieruinen von Niemphis und gegenüber erheben sich auf einem niedrigen Plateau die Pyramiden. Die Hauptgruppe dieser ungeheuren, Zeiten und Böller überdauernden Grabmäler, ist die von Gizeh. In der Nähe steht die berühmte, riesenhafte Sphinx, halb im Sande be- graben. Unterägypten, das Deltaland des Nil, ist der Kern des Reiches. Dort liegt auf sandiger Landzunge, mit dem Nil durch den Mamudiehkanal verbunden, Alexandria (220 000 Einwohner), im Alterthume eine der Haupthandelsstädte der Erde, später verfallen. Gegenwärtig ist die Stadt der Hauptstapelplatz für die Aus- fuhr der ägyptischen Landesprodukte wie für die Einfuhr europäischer Fabrikate. Port Said, an der Mündung des Sues-Kanals ins Mittelmeer, eine neue, durchaus europäische Stadt, ist durch ihre Lage zu großer Blüthe bestimmt. Der (1869 eröffnete) Sues-Kanal ist 22 Meilen lang, 60 bis 100 in breit und 8 in tief. Von Port Said aus durchkreuzt er zuerst zwischen meilenlangen Dämmen die Mens alehseen, dann den Tim sa Hs ee, wo die prächtige Stadt Jsmailia angelegt wurde, trifft weiterhin auf das große Bassin der Bitterseen und führt von hier aus nach Sues. Ein Seitenkanal, der mit einem alten Nilarme in Verbindung steht, ver- sorgt Jsmailia und Sues mit Trinkwasser. Die große Bedeutung des Sucs-H'anals besteht darin, daß er den Weg von Europa nach Indien um 1300 Meilen abkürzt. I). Nubien, das mittlere Stufenland des Nil, der sich hier in gewaltigem Bogen und unter zahlreichen Katarakten Bahn bricht, ist größtentheils gluthauchende Wüste. Nur das Thal des Nil ist fruchtbar und mit großartigen Tempelruinen bedeckt. Die geringe Bevölkerung besteht aus langhaarigen, braunen Nubiern und nomadisircnden Arabern. Der Hauptort ist Chart um am Vereinigungspunkte des Weißen und Blauen Nil. Die Stadt bildet das Centrum der Karawanenstraßen, den Hauptplatz für den Elfenbeinexport und den Ausgangspunkt fast aller Expeditionen in die oberen Nilläudcr. c. Der ägyptische Sudan (im engeren Sinne) umfaßt das Gebiet südlich und westlich von Chartum. Längs des Blauen Nil breiten sich hier große fruchtbare Flächen aus, die südwärts in Grassteppen und Wälder übergehen. Die Umgebung des Weißen Nil bildet eine einförmige Steppenflächc, sowie in n. Br. ansgedehnte höchst un- gesunde Sumpfdistricte, in welchen nur die Eingeborenen mit ihren Rindviehherden sich dauernd aufzuhalten vermögen. Die Niederlassung G ondo loro am Oberlaufe des Nil ist gegenwärtig in Folge ihrer ungesunden Lage verlassen. Kordofan ist ein welliges Grasland das, wasserarm und nur unregelmäßig von den periodischen Regen- güssen befeuchtet, keine allgemeinere Bodencnltur gestattet. Ebenso ist das benachbarte Dar-For nur in einzelnen Theilen fruchtbar. 8- 76. Abessinien und die Ostspitze Afrikas. Das waldumsäumte, wasserreiche Alpenland Abessinien, in welchem auf kleinem Raume alle Klimate der Erde, von der heißen Zone in den Niederungen bis zu dem ewigen Schnee der Hochgipfcl, angetroffen werden, ist reich an den verschiedensten Naturprodukten und wie geschaffen zur Entwickelung einer

4. Asien, Afrika, Amerika und Australien - S. 133

1830 - Hannover : Hahn
§. 47* Aegypten. J33 überstehenden Hauser die Hand reichen können; einige Straßen sind oben mit Matten überzogen, um die Sonnenstrahlen abzuhalten. Auf einer alten vcrfallncn Burg ist der sogenannte Josefsbrunnen, 275 Fuß tief im Felsen ausgehauen, dessen Wasser durch Ochsen herauf gezogen wird. Kähira soll 3oo Mosteen und i5 Chrisil. Kirchen haben. Die größte Mostee ist die des Sultan Hassim, von deren Einkünften 4ooo Blinde unterhalten werden, denn Blindheit ist eine wahre Landplage Aegyp- tens, die wahrscheinlich von dem feinen salzigen Staube, den der Wind aus den Ebenen mit sich führt, der aber auch durch das große Gewühl in den Straßen entsteht, verursacht wird. Cs sind hier auch katholische Klöster und Jüdische Synagogen. Daschnr, Gize (Dschiße) und Sak, kara, Flecken, die durch die in ihrer Nahe befindlichen Alterthümer merkwürdig sind. Hier stehen nämlich die berühmten Pyramiden, d. h. viereckige Gebäude, die oben in eine Spitze zusammenlaufen und die aus großen Steinblöcken zu einer so gewaltigen Breite und Höhe erbauet sind, daß Tausende von Menschen Jahre lang daran gearbeitet haben müssen. Die größte Pyramide ist 700 F. breit und 45o F. hoch, also höher, als der höchste Thurm Europas. Mehr als 200 sehr hohe Stu- fen führen hinauf, so daß man sie ganz ersteigen kann. Im Innern sind einige schmale Gänge und Kammern entdeckt, in deren einer ein steinerner Sarg steht. Wahrscheinlich waren diese Ricsengebaude, die schon i5oo Jahr vor Christus erbauet wurden, zu Grabgewölben und Denkmählern aller Aegyptischen Könige bestimmt. Sic stehen alle an der W. Seite des Nils, in der Wüste. Der nördlichste Theil Aegyp- tens , der da anfängt, wo sich der Nil in zwei Arme theilt, heißt Un- ter Aegypten oder das Delta, ganz verschieden von den südlicheren Theilen. Hier ist kein enges Nilthal, keine Bergkette, sondern eine nie, drige Ebene, an beiden Seiten der Nilarme dürre Sandwüste, inner- halb derselben fruchtbarer Boden von vielen Kanälen durchschnitten und in unzählige Inseln getheilt, am Meere voll stehender Gewässer, Süm- pfe und Sandflächen. Hauptstädte und wichtige Handelshäfen sind Ale- xandrien und Rosette, letztere am W. Arme des Nils, erstere weiter westlich am Meere. Alexandrien, von dem berühmten Macedonischen König, Alexander dem Großen, erbauet, war vor 2000 Jahren eine große und glanzende Stadt, jetzt eigentlich nur ein großer Haufen von Trümmer, die zum Theil 6 bis 8 Ellen hoch mit Sand überschüttet sind, von einer anderthalb Stunden langen Mauer umgeben, mit Schutt und Steinhaufen angefüllt. Jetzt leben hier etwa i5,ooo E-, unter denen viele Christen sind, die hier einer größeren Freiheit genie- ßen, als in einer anderen Aegyptischen Stadt. In der Nähe sind noch mehre Obelisken (Spitzsäulen) und Säulen, auch wcitläuftige unterirdi- sche Grabgewölbe (Rarakomben). Der jetzige Pascha hat mit großen Kosten einen alten Kanal zwischen hier und Kairo, zur Beförderung des Handels wieder fahrbar machen lassen. Abukiv, ein Dorf am Meere,

5. Theil 1 - S. 428

1875 - Leipzig : Brandstetter
428 zurückgegeben. Jetzt entdeckt man kaum von dem etwas höher liegenden Narbonne aus dem flachen, versandeten Etang eine Fischerbarke, während der große, alte Hafen Marseiiles die Menge der Schiffe lange nicht mehr faßt, bereits schon lange ein zweiter, jetzt ein dritter Hafen außen vor mit ungeheuren Molen angelegt wird. Da, in der römischen Kaiserzeit, ifl es, wo Massalia das, was den Griechen nach dem Verluste ihrer Freiheit immer noch blieb, ihre Bildung, ihre Wissenschaft, ihre Kunst zum Ziele des Ehrgeizes macht; wo es als ein westliches Athen in seinen Mauern die gallische Jugend und nicht diese allein, auch die Söhne Roms versammelte; wo von hier aus griechische Aerzte, wie in alle Theile Gal- liens, so nach Rom gerufen wurden; von wo der griechische Stock der gelehrten Bildung der Anstalten zu Lyon, Autun, Toulouse, Bordeaux entnommen wurde. Dort, uns gegenüber, wo auf langer, spitz zulaufender Halbinsel die engen Straßen sich drängen, wo alle altern öffentlichen Gebäude sich zu- sammenfinden, erhob sich die Phokäerstadt, von drei Seiten vom Wasser umspült, und bis 80, ja 100 Fuß hoch ummauert und nach dem Festlande zu auf einer damals bedeutend schmälern Landenge durch starke Thürme das einzige Eingangsthor schützend. Einfach und bürgerlich waren nach Vitruvs Zeugniß die Privathäuser im Gegensatz zu den stattlichen Ge- bäuden des Cultus, Staates und Handels. Auf einem felsigen, jetzt viel- fach ausgeglichenen Plateau an der Landseite ragte die Akropolis mit den Tempeln des Stammgottes der Ionier, des D e l p h i s ch e n A p o l l o und der großen Göttin von Ephesus. Diese als umfassende, allgebende dunkle Mutter der Erde von den Asiaten verehrt, ward im griechischen Glauben zur pfeilfrohen, Gebirge durchschweifenden Schwester Apollo's, Artemis, aber ihr blieben charakteristische Züge der fremden Heimath genug. Der Stier, der Löwe sind ihr heilig; anspringend oder zur Vertheidigung die Tatze erhoben, begleitet sie dieser, jener die Hörner zum Angriff ge- richtet. Reichen Schmuck trägt sie als Ohrgehänge und Halsband, die Olive, das Gewächs, welches dem Boden der Provence, mit dem steinigen von Attika, Reichthum und Wohlstand entlockte, schlingt sich um ihr Haar. Sie ist die Schützerin des Hafens, wie dort am Strande von Ephesus; in ihrem Tempel hängen die Siegestrophäen mancher ruhmvollen Seeschlacht; der Dreizack und der Delphin schließen sich als weitere Symbole ihrer Darstellung an. Sichtlich haben sich im Dienste jener Rotredame de la Garde Spuren ihrer Verehrung erhalten. Jährlich wird, so ward mir wenigstens aus glaubwürdigem Munde berichtet, im Sommeranfang das heilige Bild der Mutter Gottes vom Felsen geholt und durch die Straßen getragen. Ein bekränzter Stier mit einem kleinen Mädchen auf dem Rücken folgt mit in der Procession; als eine zweite Europa scheint dieses dem Hafen, der Meeresfluth sich zu nahen, bis zu dem die Proceffion sich er- streckt, um Meer und Schifffahrt unter göttlichen Schutz zu stellen. An die Tempel der Artemis und des ebenfalls zur Meerfahrt in Beziehung

6. Theil 1 - S. 436

1875 - Leipzig : Brandstetter
Achter Abschnitt. 1. Physiognomie des heutigen Rom. — 2. Die römische Campagna. — 3. Der römische Carneval. — 4. Die heilige Charwoche in Rom. 1. Physiognomie des heutigen Rom.*) Das heutige Nom streckt sich in Gestalt eines Fächers, dessen Griff die Porta del Popolo mit der vorstadtartigen Verlängerung nach Ponte Molle hin bildet, etwa bis in die Hälfte des von den Umfangsmauern einge- schlossenen Raumes hinein. Drei Hauptstraßen, die Via del Babuino, die Ripetta und zwischen beiden der Corso, bilden gleichsam die Gitterstübe dieses Fächers, als deren Endpunkt von Porto del Popolo aus die Kirche S. Maria Maggiore, das Capitol und das Judenghetto angesehen werden, können. Von diesen drei Punkten abwärts in südlicher Richtung beginnt die Trümmerstadt, das alte Rom, dessen Ueberbleibsel, sämmtlich der Kaiser- zeit angehörig, aus den unabsehbaren Gemüsefeldern, Gärten und Wein- pflanzungen hervorragen, welche jetzt wohl über zwei Drittheile des von den heutigen Umsangsmauern eingeschlossenen Areals bedecken. In diesem Reu-Rom geht keine Straße in der Richtung irgend einer des alten Rom. Keine Phantasie reicht hin, sich die Vorstellung eines Platzes, wie etwa das alte Marsseld war, aus dem wüsten Häusergewirr, welches jetzt seine Stelle einnimmt, zu erneuern. Es hat geradezu etwas Gespensterhaftes, wenn z. B. in der Nähe des schmutzig-engen Juden- viertels oder unter den jämmerlichen Häusern am ehemaligen Forum des Nerva plötzlich die Reste eines alten Porticus oder ein halbversunkenes Säulenpaar vor uns aufsteigen. Keine Stadt hat solche Erschütterungen, Verwüstungen, Umwandlungen erfahren, wie Rom. Neben dem Charakter einer uralten Residenz des geistlichen Oberhirten der Christenheit mit seinen zahllosen Kirchen — deren mehr als 300 vorhanden — und den Hofburgen und Schlössern seiner geistlichen und weltlichen Fürsten bietet es nun in seinen fashionablen Stadt- *) Nach Ad. Stahr, Ein Jahr in Italien (Oldenburg, 1853).

7. Theil 1 - S. 473

1875 - Leipzig : Brandstetter
*473 und größten Tempel des Alterthums. *) Wohl erfüllen uns diese hochauf- strebenden Säulen und die Gesimse des Daches und der Decke durch ihre schönen Formen und Verhältnisse mit Bewunderung und Entzücken; aber auf den ersten Anblick vermag die Phantasie nicht, aus der gräßlichen Ver- stümmelung, der auch dieser Bau unterlegen ist, sich lebendig das Ganze in seiner vollen Herrlichkeit wieder herzustellen. Die Säulen, jetzt des Daches, der Deckenbalken und zum Theil der Kapitäle beraubt, ragen klagend in die blaue Luft hinein und ringsherum liegen auf dem Boden des inneren Tempelraumes die schönsten Baustücke wüst durch einander. Mit bewegten! Gemüth geht man hinüber zu dem wunderbar zierlichen Erechtheion, dem Doppeltempel der Athene Polias und des Poseidon (Erechtheus). Die ionischen Säulen dieses einst so prachtvollen Tempels sind höchst anmuthig und leicht, das Ganze ist so schlank und zierlich, in allen Einzelnheiten so durchgebildet und feingegliedert! Aber fragt man, wie die einzelnen Theile dieser zwei Zellen mit ihren doppelten Seiten- flügeln unter sich zusammenhingen, so wird die Antwort schwer. Man muß öfter diese Trümmer betrachten und das Nachforschen und Studium der Alten in lebendige Verbindung setzen: dann werden allmählig auch diese Ruinen vor dem inneren Seelenauge zum schönen Ganzen, zu lebendigen Bildern der untergegangenen Herrlichkeit! Sie sind das Einzige, was wirklichen Genuß bietet; mittelalterliche Kunst und Bildung ist in Griechen- land nicht zu finden und die Gegenwart ist auch nicht viel mehr, als der Anblick einer Ruine. *) Dieser Tempel der Athene war 150 Ellen lang und 100 Ellen breit, darin stand die berühmte Bildsäule der Göttin. Die Türken machten eine Moschee daraus, welche 1677 durch die Bomben der Venetianer zerstört wurde.

8. Theil 2 - S. 233

1875 - Leipzig : Brandstetter
233 reinlich und enthält außer dem Tempel noch ein kleines, hübsches Gebäude, in welchem die heiligen Bücher der Siamesen niedergelegt sind. .Bei jedem Hauptthore des Tempels stehen gigantische irdene Bilder von grotesker Form mit Keulen in den Händen, und an jeder Ecke eherne Figuren, die ein phantastisches Thier vorstellen. Außerdem sah man noch andere Figu- ren von Thon, die aber nur dem Geschmack der Siamesen, deren Götter- lehre noch nicht recht ergründet ist, Zusagen können. Der Tempel hat eine pyramidalische Form und ist hoch hinaus mit kleinen Figuren in chinesi- schem Styl bedeckt. Der Charakter dieser Zierrathen ist gerade wie bei den Gemälden der chinesischen Dschunken; sie sind nämlich zwar sehr müh- sam gearbeitet, aber grotesk und geschmacklos; jedoch war der allgemeine Eindruck, den sie hier auf das Auge machten, nicht unangenehm, wenn man nämlich aus einer gewissen Entfernung nur das Ganze betrachtete, ohne das Einzelne zu berücksichtigen. Ich machte die Bemerkung, daß die Siamesen anstatt der Kuppel, welche bei den Buddhisten von Ceylon die einzige Form ihrer Grabmüler ist, die Pyramide als charakteristisches Zei- chen ihrer dem religiösen Cultus gewidmeten Gebäude angenommen haben. Die Ursache dieser Verschiedenheit in einer so eng mit ihrer Religion zu- sammenhängenden Sache liegt wahrscheinlich in dem verschiedenen Charakter beider Rationen. Derselbe Grund gilt auch bei dem Unterschiede, den man an ihren beiderseitigen Buddhabildern bemerkt. Der Siamese scheint sich ein Ideal der Schönheit gebilder zu haben, welches von dem der Europäer ganz verschieden ist. Der bürgerliche Zustand von Siam ist ein sehr betrübender; es giebt nur zwei Elasten von Menschen, Sclaven des Königs, die nur für ihn arbeiten, und sogenannte freie Leute, die aber auch sechs Monate für das Staatsoberhaupt arbeiten müssen. Der härteste Despotismus drückt Alles nieder. Der König kann sich vermählen, mit wem er will, selbst mit seinen Schwestern und Töchtern. Die bürgerlichen Gesetze sind streng und grausam. Bankok, an der Mündung des Menamflusses, ist die bedeutendste Stadt von Siam geworden, vorher war dieser Ort von wenigem Belang und nur durch, die Trefflichkeit seiner Früchte berühmt, die in großer Menge in die ehemalige Hauptstadt Juthia geschickt wurden. Der Palast des jetzigen Königs liegt am linken Ufer des Flusses und ist mit einer ziemlich hohen Mauer umgeben. Nicht nur der König, sondern auch einige von seinen Ministern wohnen in diesem Raume. Ganz in der Nähe des Palastes haust in Hütten aus Palmblättern die zahlreiche Hof- dienerschaft. Die Stadt hängt mit dem Schlosse oder Palafte zusammen und er- streckt sich weit hin auf beiden Ufern des Flusses; am bedeutendsten ist sie auf den: linken Ufer, und der volkreichste und wohlhabendste Theil der- selben liegt gerade dem Hause des siamesischen Staatskanzlers (Praklang) gegenüber, aber etwas niedriger. Alle Schiffe, die nach Bankok kommen,

9. Theil 2 - S. 311

1875 - Leipzig : Brandstetter
Neunzehnter Abschnitt 1. Ein Blick auf die Baudenkmale Aegyptens. — 2. Die Pyramiden und ihre Um- gebung. — 3. Aegypten und der Nil. — 4. Alexandrien und Kairo. — 5. Der Kanal von Suez. — 6. Abyssinien. — 7. Samuel Baker's Entdeckungsreisen in den Quell- gebieten des Nils bis zum großen Nil-See. — 8. Di-. Georg Schweinfurth's Forschungs- reise im obern Nil-Gebiet. 1. Ein Blick aus die Baudenkmale Aegyptens.*) Aegypten ist ein Land der Wunder; sein Himmelsstrich, seine Fruchtbar- keit, seine zahllose Menge von alten Denkmälern und seine mancherlei Naturerscheinungen erregen Bewunderung und Erstaunen; Denkmäler, an denen viertausend und vielleicht noch mehr Jahre vorübergegangen sind, haben in ihrem Innern noch Gemälde aufzuweisen, die so neu scheinen, als ob sie erst vor Kurzem verfertigt worden wären; die Ungeheuern Massen, welche die Aegypter auf einander gehäuft haben, und die zahlreichen Grab- gewölbe in den Bergen verrathen eben so viel Kunstgeschicklichkeit, als Sinn für das Große und Uebersinnliche. Aegypten ist von Aethiopien her bevölkert worden; eine Colonie aus diesem Lande ist dem Laufe des Nils gefolgt und ließ sich in dem süd- lichsten Theile des Landes, Aegypten, nieder. Seine mittäglichen Gegenden sind zuerst bevölkert worden, und je näher die Monumente am Wendekreise liegen, desto älter sind sie. Es bildet sich gleich- sam eine Generation von Denkmälern, und das Alter eines jeden beträgt dreimal mehr, als das Alter der ältesten Staaten von Europa. Alle Tempel und Paläste sind von Sandsteinen erbaut; bloß zwei bis drei sind von Kalkstein, und nimmt man die Obelisken und Kolossal- bildsäulen aus, so findet man allein unter den Trümmern von Alexandrien und in seinen Moscheen mehr Granit verarbeitet, als man von Kahira aus bis zu den Wasserfällen antrifft. Erst dann hat man die Denkmäler *) Nach dem „Narrative of a journey in Egypt and the country beyond the Cataracts. By Thomas Legh, Esq.“ Bergt.: „Malerische Reisen in Aegypten und Syrien re." Leipzig, bei Gerhard Fleischer, 1820.

10. Theil 2 - S. 314

1875 - Leipzig : Brandstetter
314 Lebhaftigkeit haben. Die Figuren, welche man nicht colorirte, sind gleich der schönsten Gypsarbeit polirt. Die alten Aegypter hatten den Glauben, sie würden nach einer ge- wissen Reihe von Jahrhunderten wieder in's Leben zurückkehren, wenn ihre Körper keine Veränderung in den Gräbern erlitten hätten ; daher rührte das Einbalsamiren, und deshalb suchte man auch die Mu- mien gegen die Ueberschwemmungen des Flusses zu sichern. Diese Hoff- nung auf Wiederbelebung war auch die Ursache, warum man Pyra- miden zur Aufbewahrung der Königsleichname baute. Die Pyrami- den versahen vielleicht die Stelle der Berge und wurden in der flachen Sandwüste Mittelägyptens errichtet, in dem mehr bergigen Oberägyp ten fehlen sie fast ganz. Ueberall in Oberägypten, wo man die Stelle und Ruinen einer alten Stadt antrifft, kann man mit Sicherheit im Schoße der benachbar len Berge die Gräber ihrer Einwohner finden. Auch kann man in jedem dieser Gräber die Geschichte des Aegypters finden, der darin begraben liegt. Sie ist an den Wänden und Mauern dargestellt. Die Liebe zu dem Ungeheuern, welche den Morgenländern eigen ist, war die Schöpferin der gewaltigen Denkmäler in Oberägypten und bei Memphis, der Koloffalstatuen und der Tempel und Pyramiden. Alle diese Werke konnten nur aus dem religiösen Geiste der Menschen entspringen und unter einer Priesterherrschafr zur Vollendung kommen. Die erstaunenswürdigsten Ueberreste von Baudenkmälern findet man zu Theben, in Mittelägypten, aus beiden Seiten des Nils gelegen, der hier breiter ist als irgendwo. Man benennt die noch vorhandenen Ruinen nach den Dörfern, welche sich auf der Ebene zu beiden Seiten be- finden. Auf der Westseite stehen die Dörfer Medinat-Abu und Kurnu, und auf der Ostseite Luxor und Karnak, wozu noch am Nordostende das Thal M ed-Amuth kommt. Die meisten geben den Monumenten aus der Ostseite den Vorrang. Wenn der Reisende den Palast von Luxor besucht, so fallen ihm zu- nächst zwei aus einem einzigen Granitblocke gearbeitete Obelisken in die Augen, die der Eingangsmauer gegenüber in einer Entfernung von 14 Schritten von einander stehen. Zwischen ihnen und der Mauer sind zwei Koloffalstatuen von schwarzem Granit, 38 Fuß hoch und einen sitzenden Mann darstellend, dessen beide Hände auf seinen Schenkeln ruhen. Diese Statuen sind von der Mauer 3 und von den Obelisken 8 Schritte ent- fernt. So findet man also schon in einem Raume von 11 Schritten un- geheure Denkmäler, wovon schon jedes, wenn es allein stände, durch seine Größe auffallen würde. Links, wenn man durch den Thorweg kommt, sieht man eine Säulen- reihe, die jetzt einen Theil arabischer Häuser bildet. Die Flügel des Ge- bäudes, welche hinter der Eingangsmauer sein sollten, sind gänzlich zer- stört. Sie führten zu einer zweiten Colonnade, die noch vorhanden ist,
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