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1. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 19

1900 - Leipzig : Spamer
Die Niederlassungen der Engländer und Holländer. 19 in Virginien aus Schwierigkeiten stießen, so untersuchte er die Umgebungen der Chesapeakebai und fand solche zur Gründung einer Niederlassung günstig genug. Doch erst des Lords Sohn Cecil empfing am 20. Juni 1632 den erbetenen königlichen Freibrief. Die Besiedelung des Landes, zu Ehren der Königin Henriette Marie Maryland genannt, unternahm mit etwa 200 Katholiken im folgenden Jahre Leonard Calvert, des Grundherrn Bruder, und dank der milden und einsichtsvollen Leitung des Genannten nahm der Wohlstand stetig zu und hielt gleichen Schritt mit dem Gedeihen der Niederlassungen von Virginia, deren Bewohnerzahl sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts bereits auf 20 000 Seelen belief. Die Stadt Baltimore ward jedoch erst hundert Jahre später von einem Nach- kommen des Lords George angelegt und bestand 1760 nur erst aus etwa 50 Häusern. Die Neuenglandstaaten gediehen allen Widerwärtigkeiten zum Trotz, und selbst der tyrannische Wille eines Karl I. vermochte den Zug seines Volkes nicht zu bannen, welcher alle thatkräftigen europamüden Naturen nach Westen übers Meer hinüberdrängte. König Karl I., aus Verdruß darüber, daß sich alljährlich Tausende politischer und religiöser Starrköpfe seiner Gewalt entzogen, verbot ge- radezu die Auswanderung nach den transatlantischen Wildnissen; dennoch ward dort gegen seinen Willen der Grund zu freiem und glücklicherem Ge- meinwesen gelegt. So wandten 1633 mehr als 3000 Puritaner ihrem Vaterlande den Rücken und gründeten am Connecticutflusse eine Nieder- lassung, welche sie anfangs Newhaven nannten, woraus indessen mit der Zeit der Distrikt oder die Grafschaft entstand, die zu Ehren eines der ersten Ansiedler, der früher Gouverneur in Portsmouth in Hampshire gewesen war, New Hampshire genannt wurde. Während der Zeit der Republik stockte allerdings die Einwanderung in den nördlichen Provinzen, dagegen wandten sich jetzt wiederum die aus ihrem Vaterlande vertriebenen Freunde des gestürzten Königtums den südlichen Kolonien Virginia, Maryland und Carolina zu. In dieser Periode der Entwickelung des englischen Nordamerikas stellten sich die Gegen- sätze zwischen dem puritanischen Norden und dem aristokratischen Süden immer entschiedener heraus. Dort war eine rasch sich mehrende, auf ihre Freiheiten erpichte Bevölkerung, glaubenseifrig, ja unduldsam, aber arbeit- sam und an ihrem obersten Recht, dem der Selbstregierung, unverbrüch- lich festhaltend, zu finden; — im Süden- aber eine viel gemischtere Gesell- schast: Verehrer des Königtums, auf verliehene oder ererbte Vorrechte fußend, geneigt, weniger selbst zu arbeiten, als andre für sich arbeiten zu lassen. Die letztgedachten Kolonisten blieben meist der englischen Hochkirche getreu, ließen sich mit ihrem Grund und Boden von der Krone Englands förmlich belehnen und beachteten als Gronvasallen die Satzungen des eng- tischen Herkommens.

2. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 104

1900 - Leipzig : Spamer
104 Die Engländer in Ostindien. schirmlose Hindostan. Den steigenden Verfall benutzten die Omras, Sn- bahs oder Subahdars, Nabobs, Iemindars, Radschahs, und wie die zahl- reichen Würdenträger, Statthalter und Zinspflichtigen des Großmoguls alle geheißen haben mögen, dazu, sich unabhängig und ihre Herrschaft erblich zu machen. So entstanden südöstlich von Delhi das Vizekönigtum von Bengalen, mit den Dependenzen von Orissa, Behar, sowie die Herrschaft des Radschah von Bcnares; westwärts das Reich des Nabob-Wesier von Audh, welcher gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts anfing, lüsterne Blicke bald nach Allahabad, bald nach Rohilkund zu werfen, jenen auf- strebenden Staaten, wo kräftige Afghanenhäuptlinge nach und nach zur Herrschaft gelangt waren. Von Westen nach Osten und Süden hatten sich die kriegerischen Mali- ratten von Meer zu Meer ausgebreitet, die unaufhörlich den Kaisersitz von Delhi bedrohten und das reiche Vizekönigtum Dekan — die Staaten des Nizams — ausplünderten. Die entfernteren Afghanen-Fürstentümer, die Staaten der Sikhs, eine Sekte Religionseiferer, die kriegerischen Radsch- putanen, achteten ebensowenig den Willen des Großherrn, als im Süden die Nabobs von Karnatik und Bedschapur, Vasallen des Nizams, wiewohl alle die Autorität des Großmoguls nominell anerkannten. Gegen das Jahr 1730 hatte sich durch den Abfall dieser Unterfürsten das Reich des Großmoguls tatsächlich schon aufgelöst. Die größte Demütigung widerfuhr dem Großmogul Mohammed Schah, als Nadir, der kriegerische Köuig von Persien, herbeigerufen von dem durch kaiserliche Günstlinge verletzten Nizam ul Mulk, dem Statthalter des De- kans, in das altersschwache indische Reich 1738 verwüstend einfiel, die kaiserliche Residenz Delhi infolge eines Aufstandes der Hindubevölkerung plündern und Hunderttausende ihrer Bewohner niedermetzeln ließ. Erst nach Abtretung aller Länder jenseit des Indus verließ der persische Er- oberer die zerstörte kaiserliche Residenz und verheerte Hindostan, ungeheure Beute mit sich fortschleppend, darunter den mächtigen Pfauenthron, von welchem die herrlichsten Juwelen Golkondas niederstrahlten, und dessen Herstellung 61/2 Millionen Pfd. Sterl. (130 Millionen Mark) gekostet haben soll, fowie den unschätzbaren Diamanten Koh-i-noor, den „Berg des Lichtes", der das Auge eines indischen Götzen bildete, und welcher sich heute unter den Kronjuweleu im Tower zu London befindet. Seit dem Einfall der Perser betrachtete sich der Nizam als erblicher Souverän von Dekan, und auch in Bengalen gelangten Usurpatoren zu tatsächlicher Unabhängigkeit. Dazwischen hinein brachen von Zeit zu Zeit in Hindostan sowie in die Staaten des Nizams Mahrattenhäuptlinge ein, die man, um sie abzuhalten, auf Schah Nadirs Seite zu treten, hinsichtlich des zugesagten Tributs an den Lehnsträger des Dekans gewiesen. Jahrzehnte- lang beunruhigten diese gefürchteten Horden den Kaisersitz und die Staaten zwischen dem Indus und Ganges, ehe sie dauernd in demselben sich festsetzten.

3. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 18

1900 - Leipzig : Spamer
18 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. Jahre auf dringendes Bitten in sein Vaterland zurückgeschickt worden war. Er wurde Dolmetscher und treuer Freund der Pilger; die vielen guten Rat- schlage, die er erteilte, waren diesen von unschätzbarem Werte. Durch Squautous Vermittelung wurde eiu Verkehr mit Massasoit, dem obersten Häuptlinge des Stammes, angeknüpft und bis an den Tod desselben im Jahre 1661 unterhalten. Massasoit ersuchte den Gouverneur der unter- dessen bedeutend angewachsenen Kolonie, seinen beiden Söhnen englische Namen zu geben, woraus diese die Namen Alexander und Philipp erhielten. Doch bald stellten sich auch hier — erzeugt durch vielfach gehegtes Miß- trauen — Zerwürfnisse ein, die mit blutigen Kämpfen endeten, bei welchen Philipp, der seinem Bruder nach dessen Tode in der Würde eines Hänpt- lings gefolgt war, endlich von einem Indianer getötet wurde. Der Krieg dauerte bis zum Jahre 1676. Er war in diesen 18 Monaten mit solcher Erbitterung geführt worden, daß ein tiefes Rachegefühl in den Herzen der englischen Kolonisten sowie der Indianer zurückblieb, welches bei guter Ge- legenheit sich Bahn zu brechen suchte. Es ist durchaus irrig, in den verfolgten und ausgewanderten Purita- nern Freunde der religiösen Freiheit zu vermuten. Im Gegenteil brachte ihre Unduldsamkeit, ihr geistlicher Hochmut und ihre Verfolgungssucht manche Drangsal über die Kolonie. Dennoch nahm sie infolge der nnbe- friedigenden Zustände im Mutterlande stetigen Aufschwung; politisch Un- zufriedene strömten in Menge herbei, und das Aussterben der benachbarten Indianer infolge der Verbreitung der Pocken begünstigte die Ausbreitung der Kolonisten. — Boston mit seinem trefflichen Hafen kam als Hauptort der Niederlassung rasch zur Blüte, viele schnell emporstrebende Ortschaften entstanden, und Massachusetts, wie die Kolonie benannt wurde, gelangte zu solchem Ansehen, daß sich dorthin der Hauptstrom der Auswanderer ergoß. Als im März 1638 die Schwärmerin Hutchinson mit ihrem An- hange aus Massachusetts vertrieben wurde, erwarb sie für einige Brillen von den roten Bodeneigentümern ein Eiland und gründete an dieser verlocken- den Stelle das Staatswesen, welches heute Rhode-Jslaud genannt wird, und dessen Mittelpunkt die Stadt Providence bildet. Bald waren damals in Europa die Protestanten die Bedrückten, welche der Unduldsamkeit ihrer katholischen Mitbürger sich zu entziehen strebten, bald die Katholiken die Verfolgten, bald wiederum gerieten die protestan- tischen Sekten — in England die Puritaner und Bekenner der anglikanischen Kirche — einander in die Haare. Wer der Wirren in der Heimat müde ward, der raffte zusammen, was er besaß, und schiffte gen Westen, wo er hoffte, unbehelligt seinem Glauben gemäß leben zu können. Im Jahre 1629 faßte der zum Katholizismus übergetretene Lord George Calvert Baltimore den Entschluß, seinen bedrängten Glaubens- genossen in der Neuen Welt eine Zufluchtsstätte zu eröffnen. Da seine Absichten

4. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 105

1900 - Leipzig : Spamer
Lord Robert Clive. 105 Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts war es keinem Gouver- neur der englischen Handelskompanie in den Sinn gekommen, seine Macht weiter auszudehnen, als auf die vorhandenen Forts und Faktoreien; außer diesen besaß mau keinen Fuß Landes auf der ganzen Halbinsel. Doch bald sollte diese geringe Machtstellung eine ganz andre werden; den ersten Anstoß dazu gab ein Krieg, der, in Europa zwischen England und Frank- reich ausgebrochen, auch nach Indien verpflanzt wurde. Der außerordent- lichen Gewandtheit und Energie des französischen Gouverneurs Dupleix zu Pondichery war es gelungen, von allen Europäern auf die einheimischen Fürsten den größten Einfluß zu gewinnen. Als der französische Admiral Labourdounais eine Expedition gegen Madras unternahm und im Jahre 1746 die Stadt zur Kapitulation zwang, sowie die Warenvorräte der englischen Kompanie als Kriegsbeute mit sich fortführte, ließ Dupleix die Festungs- werke schleifen und mehrere der vornehmsten Mitglieder der Niederlassung in Gewahrsam bringen. Zwar machte der 1748 zu Aachen erfolgte Frie- den dem Kriege zwischen den Engländern und Franzosen ein Ende, und alle von diesen gemachten Eroberungen wurden jenen zurückgegeben; doch blieb in dem Herzen der ersteren infolge der früher angethanen Schmach ein unauslöschlicher Haß gegen die letzteren zurück, der sehr bald wieder neue Nahrung finden sollte. Die Thronstreitigkeiten, welche beim Ableben des mächtigen indischen Vasallensürsten, des Nizams von Dekan, entstanden, gaben beiden Nationen, den Engländern und den Franzosen, Gelegenheit zum Einmischen in die inneren Angelegenheiten der Inder. Mit Hilse der Franzosen war der Prätendent Moznffer-Dschnug auf den Thron gekommen und stellte sich nun aus Dankbarkeit ganz uuter den Einfluß des Dupleix, der dadurch fast absolute Gewalt in Dekan erlangte. Die Engländer stellten sich begreif- licherweise auf feiten des Mohammed Ali, des Nabobs von Karnatik, der auch Anspruch auf einen Teil des dekanischen Reiches machte, doch vor dem neuen König und seinen französischen Hilfstruppen fliehen mußte. Aber der geringen Macht der englischen Kompanie fehlte es, seitdem der energische Major Lawrence nach Europa zurückgekehrt war, an einer geeig- neten Oberleitung; sie hatte sich in die Festung Tritschinopoly zurückziehen müssen. Niemand schien der Ausgabe gewachsen zu sein, die Streitkräfte der Kompanie vereinigen und zur äußersten Anstrengung antreiben zu können. In diesem Augenblicke höchster Gefahr war es der Mut und das Ge- uie eines bis dahin noch unbekannten jungen Mannes, der den Ereignissen einen andern Lauf vorzeichnete, des Robert Clive. Er war schon in seinem zwanzigsten Lebensjahre nach Madras gekommen, hatte dort wäh- rend des Krieges mit den Franzosen seinen Platz am Schreibtisch der Kom- panie mit einer Fähnrichsstelle in der Armee vertauscht und befand sich jetzt, 25 ^ahre alt, als Kriegskommissar in Tritschinopoly. Er war überzeugt, daß der Untergang des Mohammed Ali die Franzosen zu Herren der

5. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 60

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
60 Al'schn. 1. Physiologische Mñtlnigfaltigkeir und Einheit des Menschen. und bleibende, unveränderliche und dnrch keinerlei Einfluß umzugestaltende Verschiedenheit, welche die Abartung be- stimmt, wird aber dadurch keincsweges erklärt, wenn man nicht, ohne doch den Beweis fuhren zu können, zugleich an- nehmen will, daß jene Ursache in einer unbekannten Vorzeit anders, intensiver und nachhaltiger gewirkt habe, als heute. Denn soll die körperliche Abartung aus geistiger Entartung entstanden seyn, so muß auch die Zurückartung des Leibes durch geistige Förderung möglich seyn. Aber die Erfah- rung hat uns bis jetzt über einen solchen Vorgang nichts Ausreichendes mitzutheilen; wir sehen im Gegentheil, daß der geistige Hebel wohl über die Veredlung des Körpers inner den Grenzen Einer Varietät etwas vermag, aber über diese hinaus reicht seine Wirksamkeit nicht. Man mag daher wohl mit Glück die Verschiedenheit der geistigen Entwickelung aus der größeren oder geringeren Isolirung, — die physiognomische und körperliche Übereinstim- mlmg und Ähnlichkeit der Familien, Stämme und Völker Einer Race aus den vorherrschenden, durch die größere oder geringere Abschließung bald einseitiger, bald mannigfaltiger entwickelten Geistesrichtungen erklären: allein die körperlichen Abartungcn bleiben so räthsclhaft, als zuvor. — Dieser ganze Erklärungsversuch hat daher im Wesentli- chen nichts anderes zu Tage gefördert, als die Vermuthung einer einst vielleicht intensiver und energischer stattgehabten Einwirkungsweise des Psychischen auf das Physische: eine Ver- muthung, die höchstens durch die Beobachtung der jedem indivi- duellen Organismus, in der Periode der Jugend, beiwohnenden größeren Abartungsfähigkeit eine unsichere Stütze erhält. Auch kann man noch anführen, daß unsere Erfahrung weder tu historischer noch in geographischer Beziehung ausgebreitet genug sey, um aus ihr die Unmöglichkeit der Einwirkung des Psychischen auf die Umänderung der Varietät ableiten zu können. Es verhilft jedoch, hier wie überall, die Unznläng- lichkeit eines Gegenbeweises, noch keincsweges zum Beweise, und daher vermag sie auch ebenso wenig eine Vernruthung zur Gewißheit zu erheben. —

6. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 316

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
316 Abschtl. 3. Von den auf b. Entivickel. d. Menschh. einwirk. inneren Urs. den gelähmt, diese letztere daher für das Ganze nachtheilig werde: da sind nun republikanische und monarchische Staats- formen auf mannigfaltige Weise so nüt einander verschmol- zen worden, daß man es äußerlich unentschieden läßt, welche die eigentlich gestaltgebeude sey. Dies ist z. B. der Fall, wenn in einer Republik der Gebrauch herrscht, aus der Mitte der Staatsbürger Einen auszuwählen, und ihn mit dem Fürsten- mantel zu bekleiden, damit er, — je nach dem Grund-Cha- rakter des Staates, — der Heerführer oder der hohe Prie- ster oder der Oberrichter des Staates sey. Diese Ausprä- guugsweise der Republik hat man bekanntlich Wahl-Mo- narchie genannt, wiewohl häufig sehr unbezeichnender Weise, z. B. wenn die Macht des Wahlkönigs durch die ungeschmä- lerte Macht der Staatsbürger auf ein Minimum gesetzt oder, was richtiger ist, wenn der Wahlkönig nur als der bevoll- mächtigte Diener der Polyarchen angesehen wird, dem jede freie Regieruugsthätigkeit durch die Mitherrschaft jener un- möglich gemacht ist, so daß der Begriff der Monarchie eigent- lich ganz außer dem Charakter eines solchen Staates liegt. — §♦ 28. Charakteristik der verschiedenen Staatsformen — ' die konstitutionelle Monarchie. Fast Dasselbe ist von der sogenannten konsiitutionel- len Monarchie zu sagen, auch wenn ihr die Form des Wahlreichs fremd geblieben ist. Denn ihr Grund-Charakter ist ebenfalls wesentlich republikanisch. Auch sind die Pro- totypen dieser Staatsform gradczu von einer republikani- schen Grundgesialtung ausgegangen, indem dieser die geeig- net scheinenden monarchischen Elemente meist nur mecha- nisch zugefügt worden sind. Eine organische Durchdringung beider Elementar-Formen mag daher auch nur in den selte- neren Fällen, nur auf historischem Wege gelingen, während sich beim Beginne eines solchen Staatslebens alle Mängel eines unausgebildeten Mechanismus, eines gemachten, künstlichen Zustandes zu zeigen pflegen. Wo übrigens bei der Bildung dieser Staatsform die ihr nothwendige republikanische Grund- lage auch noch nicht faktisch ausgebildet seyn mag, da muß sie doch mindestens im Prinzip bereits tiefe Wurzeln ge-

7. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 390

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
390 Abschii. 4. Verbreitungs - Sphären. nach ihrer Losreißung versuchten Anschluß au die seit dem 4. Jahrhundert in Habesch gegründete, aber seitdem fast ver- gessene und völlig versunkene abyssiuische Kirche, deren im 17. Jahrhundert beabsichtigte Regeneration und Wiederverei- nigung mit der abendländischen völlig fehlgeschlagen ist. — Die unter dem Namen der Jakobiten bekannten syrischen Christen sind weit und breit über das Morgenland versprengt, und werden häufig mit den Nestorianern verwechselt. *) — Die National-Kirche der Armenier hat sich, unter allen diesen Sekten, am lebendigsten und freiesten erhalten. Außer ihren zahl- reichen, wegen ihres Fleißes, ihrer Wohlhabenheit und Friedens- liebe selbst von den muhamcdanischcn Unterdrückern geschon- ten, Anhängern im Vatcrlande, trifft man solche, in einzelnen Gemeinden oder als reisende Handelsleute, auch in den mei- sten übrigen muhamedanischen und in vielen christlichen Län- dern, namentlich den ost-europäischen, doch auch iu Indien, selbst in Amerika. — In neuester Zeit **) hat sich die arme- nische Kirche der griechisch-russischen genähert, während be- reits früher eine Parthei der Armenier in eine gewisse kirch- liche Gemeinschaft mit den abendländischen Katholiken getre- ten ist; — die Brüder des armenischen Klosters der Me- chitaristen zu S. Lazaro in den Lagunen von Venedig ha- den seit lange einen gelehrten Verkehr ihres Vaterlandes mit der occidentalischen Christenheit unterhalten. — Nach der Absonderung dieser ketzerischen National-Kir- chen der Perser (Nestorianer), Syrier, Armenier und Ägyp- ter, — nach der Zertrümmerung dieser so wie der orthodoxen afrikanischen Kirche, durch den siegenden Islam, — nach der, durch verschiedene politische und persönliche Ursachen, aber unter dogmatischen Vorwänden, immer weiter und wei- *) Von geringerer Bedeutung sind die Maroniten, die sich einst, unter einem eigenen Patriarchen, in ein Kloster des Libanons eingeschlos- sen, spater einen streitbaren Volksstannn um sich versammelt, und sich endlich, wiewohl unter eigenen Bedingungen, der abendländischen Kirche wieder unterworfen haben. **) Seitdem das Kloster Etschmiadzin, der Sitz ihres Oberhaup- tes (Kathvlikus), i. I. 1628 an Rußland gekommen.

8. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 392

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
392 Abschll. 4. Verbreittuigs-Sphären. bekanntlich, durch lange blutige Kämpfe, ausgerottet oder mit der herrschenden Kirche wieder verschmolzen, oder nur noch in der unbedeutenden Sekte der böhmischen und mähri- schen Brüder geduldet worden, und die abendländische Chri- stenheit, ein Jahrhundert später, in die beiden großen Par- theien der Katholiken und Protestanten zerfallen, dauert nun dieser letztere Gegensatz bis auf den heutigen Tag fort. — Zugleich hat der Protestantismus, der römischen Kirche gegenüber, verschiedene Gestalten gewonnen. Seit seinem Ent- stehen unterscheidet man Lutheraner, Calvinisien und Zwinglianer, und bezeichnet die letzteren beiden ausschließ- lich als Reformirte, wiewohl dieser Name, dem Sinne und den Absichten des Protestantismus gemäß, alle seine ver- schiedenen Partheien umfaßt. Man unterscheidet ferner die an- glikanische oder bischöfliche (Hoch-) Kirche, welcher sich zugleich die calvinistische Parthci der die schottische Kirche bildenden Presbyterianer oder Puritaner (in ihrer schärf- sten Ausprägung Independenten genannt) eben so schroff ge- genübergestellt, als beide dein Katholizismus. Aus dem wohl- gemeinten Versuche, Lutheraner und Reformirte, und somit die Mehrzahl der Protestanten zu vereinigen, ist endlich, weil er nicht allgemein gelungen, noch eine zahlreiche protestan- tische Relkgions-Parthci mehr entstanden, nämlich die unirte evangelische Kirche. Aber außer diesen Haupt-Part Heien des Protestan- tismus sind noch zahlreiche Sekten (Dissidenten, Dissenters) zu nennen, welche sich von ihnen bald feindlicher, bald freund- licher losgesagt haben, — nämlich von der reformirten (calvinistischen) Kirche die anfänglich (1535) fast ausgerot- teten, gleich darauf als Mennoniten und später (feit 1630) als Baptisten auftretenden Wiedertäufer, die Unitarier (seit 1553) und Socinianer (feit 1562), diearminia- ner oder Remonstranten (feit 1610) u. m. a.; von der lutherischen die Gichtelianer oder E»lgelbrüder (seit 1700), die Brüder oder Herrnhuter (feit 1722) u. e. a.; von der englischen Kirche die Freunde oder Quäker (seit 1619) und die Methodisten oder Wesleyaner (feit

9. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 298

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
298 Abschli. 3. Von den aufd. Entwickel. d. Menschh. einwirk. inneren Urs. Dies ist der Fall, wenn der Ackerbau - Staat sich, unter dem Einflüsse historischer und geographischer, solche Umwan- delung begünstigender Verhältnisse, allmählig in einen reinen Handels- oder Industrie-Staat verkehrt, in welchem nicht Heerden- oder Grundbesitz, sondern der Repräsentant alles Besitzes (also ein eingebildeter) — der Geldbesitz — die Grundlage des Gesammtlebens bildet. — Dasselbe ist fer- ner der Fall, wenn die natürliche Entwickelung des patriar- chalischen Staates auf andere, gewaltsamere Weise ge- hemmt, und an die Stelle des natürlichen Lebensprinzips ir- gend eine Macht gesetzt wird, welche dem Gesammtleben an- dere zwar, aber ebenfalls einseitige, die freie, allseitige Ent- faltung des Daseyns verhindernde Bahnen anweifet. Solche Macht beruht entweder auf dem Einflüsse des Schwertes und kriegerischer Siege, und dann entsteht ein Krieg er-Staai, eine Soldatenherrschaft, — oder auf dem einseitig vor- waltenden Einflüsse sieghafter religiöser Tendenzen, und dann bildet sich eine sogenannte Theokratie, richtiger ein Prie- sterstaat, — oder endlich auf der Herrschaft gewisser politischer Prinzipien, theoretischer Ansichten und abstrakter Ideen, bereit konsequente Ausbildung zuletzt den Prinzipien-Staat, die sogenannte Jdeokratie bildet, die sich übrigens in den äuße- ren Formen bald so, bald anders gestalten mag. In allen diesen Fällen sind die unorganisch, also mecha- nisch gebildeten Zustände nur als krankhafte Krisen des ge- sellschaftlichen Lebensprozesses anzusehen. Die Einseitigkeit der in diesen Staatsbildungen liegenden Lebensrichtungen übt da- her nothwendig einen nachtheiligen Einfluß auf die Ent- wickelung der Gesellschaft aus, welchen? — das soll weiter unten angedeutet werden; — auch hat der Erfolg gelehrt, daß jedes Staatsleben demselben entweder erliegt, oder sich ihm entzieht, indem es entweder verfällt oder, durch fort- gesetzten Kampf, zu einer organischen Gestaltung zurückkehrt, und durch diese zu einer höheren systematischen Ausbildung übergeht, sich entwickelt. —

10. Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde - S. 391

1840 - Berlin : Duncker & Humblot
Kap. 4. Von der Verbreitung der Haupt-Religionen. 391 ter auseinander gehenden Trennung der morgeuläudischen oder griechischen und der abendländischen oder römischen (la- teinischen) Kirche, ist endlich (seit 1054), ungeachtet mehrfal- tiger späterer Wiedervereinigungsversuche, eine unheilbare Spal- tung daraus geworden, welche um so bedeutender ist, als sie die große Masse, nicht, wie die vorgenannten Sekten, bloße Splitter der Christenheit betrifft. — Die größere östliche Hälfte des christlichen (europäi- schen) Erdtheils ist, nach dieser Spaltung, der griechischen, die kleinere, aber bewohntere westliche Hälfte der abendlän- dischen Kirche geblieben; eine von der Insel Korfu zur Kron- siädter Bucht gezogene Linie konnte als ungefähre Grenze be- trachtet werden. Nachdem die letztere, durch die im 17. und 18. Jahrhundert, unter Beibehaltung griechischer Kirchen- bräuche, geschehene Vereinigung der darum sogenannten unir- ten Griechen mit der römisch katholischen Kirche, einiger- maaßen verrückt worden ist, scheint es, als würde jene Par- thei in unseren Tagen, wenigstens großentheils, der griechi- schen Kirche wiederum einverleibt werden. — Bekanntlich ist es nun nicht bei jenem ersten großen Zwiespalt der Kirche geblieben. — Zwar hat die, von ihren Anhängern, gleich der römischen, auch die katholische, lie- der noch die orthodoxe genannte, griechische Kirche, in dogmatischer Hinsicht nur geringe Bewegungen erfahren, aber die politischen Verhältnisse haben ihren, mindestens äußerli- chen, Zerfall herbeigeführt. — Der unter dem Einflüsse des türkischen Großherrn erwählte und fungirende Patriarch zu Konstantinopel durfte auf die Geistlichkeit christlicher Län- der keinen Einfluß üben. Daher hat sich (seit 1589) die russische und, seit Errichtung des griechischen Königthums, auch die griechische Ratio nal-Kirche von der allgemei- nen äußerlich abgesondert. — Viel bedeutender aber sind die Spaltungen, welche in der abendländischen Kirche stattgefunden. —■* Nachdem die (feit 1160 entstandenen) Waldenser unterdrückt und in wenige abgelegene Gebirgsthäler zurückgedrängt, — die Hus- siten (Taboriten und Calixtiner oder Utraquisten) seit 1420
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