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1. Bd. 2 - S. 575

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
19. Die Sahara. 575 trocknet ist und die Quellen und Bäche nur wenig Wasser haben. Hier werden alle Bedürfnisse, als Gerste, rohe Wolle, Häiuinel und Bntter, eingehandelt, bis dann zu Ende des Sommers diese Zugvögel vergnügt in ihre Heimat zurückkehren. Eine berühmte Nation sind die Tmariks, welche zwischen Sudan und dem Atlas die Sahet dnrchschwärmen, schöne, stolze Menschen, Abkömmlinge der Urbewohner des Atlaslandcs. Bei weißer Hautfarbe, nur an Gesicht und Armen von der Sonne gebräunt, haben sie gebogene Nasen, große Augen, einen feinen Mund und eine hohe Stirn; sie sind behend und rasch in der Ausführung ihrer Ränbereien, schießen sehr gnt und bewegen sich auf ihren flüch- tigen Kameelen, äußerst schnell; daher werden sie von den Weißen und Schwarzen, in deren Mitte sie wohnen, gleich sehrgefürchtet. *) Die Handclszüge durch die Wüste gehen regelmäßig, in Gesellschaf- ten von 200 bis 1000 Kaufleuten mit ihren Lastthiercu. Die Kara- wane von Fczzau gilt für die am besten eingerichtete. Die Hanpt- richtungcu gehen von Osten nach Westen, z. B. von Marokko nach Kairo oder von den Nil-Oasen nach Fezzan in Tripolis. Die Karawane von Fez nach Timbnktn brancht 129 Tage, unter denen 59 Rasttage sind. Große Gefahr in der Wüste bringen die Sandstürme. Es ereignet sich nämlich nicht selten, daß heftige Wirbelwinde die Sandmassen gleich Meereswogcn in Bewegung setzen, aufwühlen und als thnrmhohc Sand- säulen in die Höhe wirbeln. Die Leiden der Reisenden während eines Sandstnrmes sind unbeschreiblich, und der gewisse Tod steht jeden Augen- blick bevor, weßhalb die Araber, wenn der Sand sich zu bewegen an- fängt, schnell die Zelte abbrechen. Die ganze Luft ist dann voller Staubwolken, so daß man nicht zwei Schritte weit sehen kann. Dabei steigt die Hitze zu einem erstaunlich hohen Grade. Die Pferde recken die Zungen ans dein Halse hervor und bäumen sich; die Menschen werden von dem schrecklichsten Durste gequält; nur das Kameel ertrügt alle Beschwerden init Ruhe und Geduld. Unterdessen schreiten die Sand- massen wie wandelnde Berge daher; die hoch ragenden Säulen fliegen bald mit Windesschnelle, bald schieben sie mit majestätischer Ruhe über den Boden dahin. Manchmal fürchtet man schon erreicht zu sein, schon regnet ein feiner Staub ans den Wolken nieder; da entfernen sic sich wieder und verschwinden mit unglaublicher Schnelligkeit. Zuweilen be- ginnen sie an der Spitze zu zerrinnen und stäuben auseinander; inanch- mal brechen sie auch in der Mitte zusammen. Oft stürmen sie ganz nahe an der Karawane vorüber, Schrecken und Staunen erfaßt die Reisenden; an ein Entrinnen ist nicht zu denken, das schnellste Araber- pferd würde von ihnen überholt werden. Man kann nichts thun, als sich ruhig in sein Schicksal ergeben und das Ende des Natnrschauspiels abwarten. Man gewahrt in der Wüste häufig Knochen und Schädel von Menschen und Kameelen neben den Sandpfaden, oft auch große Sandhügel, aus welchen hunderte von weißgcblcichten Gerippen hervor- *) Ueber die Tuariks siche ausführlicher Nr. 320.

2. Bd. 2 - S. 582

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
582 Hi. Länder- und Völkerkunde. 6. Afrika. 323. Die Hottentotten und die Raffern. (Nach „Die Gegenwart".) Die Gesammt-Bevölkerung, welche das Cap bewohnt, ist aus den verschiedensten Menschenracen zusammengesetzt. Die Eingebornen sind die Hottentotten (in ihrer eigenen Sprache: Quaikuae), die ursprüng- lich Süd-Afrika iin Westen bis zum südlichen Wendekreise und im Osten jedenfalls bis zum Keifluß bewohnt haben. Es ist eine schwache, un- kriegerische Race, die vielleicht von den kräftigeren Racen der Mensch- heit nach diesem Südende der alten Welt hinabgedrängt wurde, und von der es sprüchwörtlich gilt, daß sie ans der Grenze zwischen Mensch und Thier stehe. Die Hottentotten sind jedenfalls äußerst häßlich. Die Gesichtsform ist eckig, die Backenknochen sehr hervorstehend, der untere Theil der Wangen eingeschrumpft, das Kinn spitz, der Mund hervor- ragend, die Lippen dick, die Augen klein, schmal und etwas schräg ge- setzt, die Stirn niedrig, die Nase so platt, daß der obere Theil gar nicht erscheint, die Nasenlöcher groß und weit, der Haarwuchs aus eini- gen unregelmäßigen Büscheln grober Wolle bestehend. Ihre Haut hat eine gelbbraune Farbe, die Hände und Füße sind meistens klein und zärtlich (im Gegensatz zu denen der Neger), ihre Statur ist klein, unter fünf Fuß. Die Hottentotten, welche noch im wilden Zustande leben, thun dabei das Mögliche, um ihre Häßlichkeit zu vermehren. Sie be- schmieren sich stets dick mit Fett, welches, da cs fortwährend dem Rauche ausgesetzt bleibt, eine schwarze, glänzende Kruste bildet, so daß die gelb- braune Haut kaum durchschimmert. Sie führen zur Rechtfertigung dieser Gewohnheit an, daß sie das Einschmieren gegen die Sonnenstrah- len schütze und Hautkrankheiten verhindere. Die Schmiere bildet dabei aber ein Hauptunterscheidungszeichcn der Klassen: der Reiche bedient sich frischer Butter, der Aermere des Fetts. Ihre Kraals (Dörfer) sind verwirrte Knäuel kleiner konischer Hüttchen, aus Zweigen und Erde er- baut, in welchen ganze Familien schlafen und wohnen, ohne darin auf- recht stehen zu können. Das in der Mitte befindliche Feuer füllt den Raum mit dichtem Rauche; der Fußboden ist mit- Schmutz jeder Art bedeckt. In ihrem früheren freien Zustande hatten sie Häuptlinge, die je einem Kraal vorstanden und sie in den Krieg führten, wo sie mit Wuth gefochten haben sollen. Sie gebrauchen ihre Pfeile und Wurf- stöcke mit großer Sicherheit und umzingeln wilde Thiere mit einer Ge- schicklichkeit, greifen sie mit einer Energie an und vermeiden ihre Sprünge mit einer Gewandtheit, wie es kein Europäer vermag. Auch gerben und bereiten sie ihre Felle, flechten Matten aus Binsen und drehen Bogensehnen aus Eingeweiden. Die Hottentotten haben eine unklare Vorstellung von einem guten und bösen Geiste, begehen Tänze und Festlichkeiten beim Voll- und Neumonde, halten gewisse Oerter als den Aufenthalt abgeschiedener Geister für heilig, besitzen aber keine Priester und halten keinen Gottesdienst, außer daß sie einen kleinen glänzenden

3. Bd. 2 - S. 266

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
2gíí Ui Länder- und Ssoíleríunbe. A. Europa. von Sämischleder, mit einem Saum von rothem Tuch. Die Nähte sind gleichfalls mit rothem Tuche übernaht und Epauletten von dem- selben schimmernden Zeuge schmücken die Schultern. Ueber die Augen und das ganze Gesicht hängt ein Tuchlappen herab, denn nicht mit dem Auge, sondern mit seinem inneren Blick dringt der Tadibe in die Geisterwelt. Sein Kopf ist unbedeckt, nur ein schmaler rother Tuch- streifen um den Nacken und ein anderer über den Scheitel dienen zur Befestigung des erwähnten Lappens. An der Brust prangt eine polirte Eifenplatte. Solchergestalt ausgeschmückt ergreift nun der Schamane die furchtbare Zaubertrommel, deren mächtige Töne die Geister ans ihrem müßigen Schlafe erwecken. Ihre Form ist rund, ihre Größe ist verschieden bei den verschiedenen Tadiben. Die Trommel hat nur einen Boden von durchsichtigem Rennthierfell, und ist je nach den Dermögensumständen des Tadiben mehr oder weniger mit Messingrin- gen, mit Zinn und anderin Schmuck verziert. Bei der Ceremonie des Beschwörens wird gewöhnlich der Zauberer von einem in der magischen Kunst weniger eingeweihten Jünger unter- stützt. Sie lassen sich entweder nieder oder gehen im Kreise nmher. Der vornehmste rührt die Trommel, Anfangs leise, dann heftiger und schneller, und singt dazu einige Worte in einer mystischen, schrecklichen Melodie. Der Jünger stimmt sogleich mit ein und beide wiederholen singend und jede Silbe unendlich ausdehnend, dieselben Worte. Nun fliegen schon die Geister herbei und die Unterredung beginnt; der bessere Tadibe verstummt von Zeit zu Zeit, wahrscheinlich den Antworten der Unsichtbaren lauschend, und rührt nur noch schwach die Trommel. Un- terdcß fährt jedoch der Gehülfe fort wiederholt zu fingen, was der Meister zuletzt gesagt hat. Endlich geht das stumme Gespräch zu Ende und der Gesang verwandelt sich nun in ein wildes, thierisches Geheul; die Trommel droht unter den furchtbaren Schlägen zu platzen; wahn- sinnig flammt das Auge des Schamanen, Schaum tritt ihm vor den Mund — der entsetzliche Lärm bricht plötzlich ab — und der Orakel- spruch ertönt. Glicht nur mit ein verlorenes Rennthier wieder zu finden, um eine Seuche von der Heerde abzuwehren, oder um sich einen glücklichen Fang von den Geistern zu erbitten, wird der Zauberer befragt, auch in der Krankheit kennt der nordische Heide keine andere Hülfe, als die seines Schamanen. Es handelt sich nur darum, zu erforschen, ob die Krankheit vom höchsten Gotte oder von bösen Menschen komme, und nur in letzterem Fall werden die Geister gerufen; denn wer vermöchte etwas gegen den Willen des mächtigen Iilibeambaertje? Die Hülfe der Tadebtsios besteht aber darin, daß derjenige, der die Krankheit „ange- than" hat, nun selbst gar jämmerlich erkrankt. Man sieht, daß der.tadibe eben keines großen Aufwands ärztlicher Kenntnisse bedarf, du die dienstbaren Geister die Sorge für den Kran- ken übernehmen. Er trommelt sie herbei und das ist Alles. Das einzige Heilmittel, welches er außerdem noch anwendet, besteht allenfalls

4. Bd. 2 - S. 427

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
271. Die Hindus. 427 staben zum Ausdruck der Zahlen bedienten, wodurch die Berechnung jedenfalls schwerfällig und mühsam wurde, da kannten die alten Indier schon den Gebrauch von Ziffern, d. h. besondern Zahlzeichen, die — freilich noch nicht so ausgebildete Formen als jetzt — durch die Mau- ren von Spanien ans auch zu uns kamen, und daher mit Unrecht „arabische" Ziffern genannt werden. Jene früher erwähnten Baboos sind in der Regel eben so sichere Rechner als gewandte und schnelle Schreiber, und selbst der gemeine Hindu löst kleine Rechen-Aufgaben ohne Schwierigkeit, schnell und fehlerfrei. Die Hindus unterscheiden 4 Hauptkasten: Brahminen, Kschatri- jas, Bast-jas und Sudras, von welchen jede verschiedene Neben- oder Zweigkasten hat. Wie die „Wedas" ans der Nase, so entsprangen die Brahminen selbst dem Munde Brahma's — ein untrügliches Zeichen ihrer geheiligten, erlauchten Abkunft! Sic bilden die Priesterkaste. Die Kschatrijas gingen ans dem Arme, die Vaiejas aus den Schenkeln, und die Sndras aus den Füßen des Gottes hervor. Zu ersteren gehören Könige, Statthalter, Krieger; zu den Veiyjas die Acker- bauer und die Handel- und Gewerbetreibenden, und zu den letzteren, den Sndras, alle noch niedrigeren Unterlasten, die Knechte der andern. Unter diesen 4 Kasten steht noch die zahlreiche Klasse der Pa- rias, der „Auswurf der Menschheit, die Menschen der Schande und Erniedrigung" nach Hindubegriffen, mit denen keiner der übrigen zu schaffen haben will, deren bloße Berührung schon einen Kastenbrnch zur Folge hat. Brahma, der große Vater, der Herr der Geschöpfe, der „Schöpfer", wird als ein Mann mit 4 Köpfen und Armen, auf einem Schwane reitend, dargestellt. In einer Hand hält er einen Theil der heiligen Gesetzbücher, in der andern ein Gefäß mit Wasser, die dritte ist schützend aufgehoben, und die vierte gebend ausgestreckt. Wifchnn wird als ein blauer Mann, auf einem Fische reitend, dargestellt. Er hält in seinen 4 Händen eine Keule, eine Muschel, ein Schwert und eine Wasserlilie. Er wird als der „Erhalter" des Weltalls verehrt. Seine Anhänger und Verehrer werden Wischnuwi- ten genannt. Shiwa, der „Zerstörer" der Menschheit, erscheint als ein silber- farbiger Mann mit 5 Köpfen und 8 Händen. Er hat ein drittes viereckiges Auge auf der Stirn, Schlangen in den Ohren und ein Halsband von Schädeln. Am Ende jeder der 4 Aoogas ertränkt und gestaltet er von Neuem die Erde, wcßhalb er auch „Wiedergestalter, Wiedererzeuger" genannt wird. Seine Verehrer sind die Shiwiten. Diese drei haben 330 Millionen anderer Gottheiten erzeugt, von welchen viele in kaum geringerer Verehrung stehen als die Schöpfer selbst.

5. Bd. 2 - S. 334

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
334 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. das Pferd mit ihren krummen Beinen umschließen, scheinen sie auf dem Sattel wie angeleimt zu sein. Bogen und Pfeile werden von ihnen mit großer Geschicklichkeit gehandhabt; auch bedienen sie sich sehr unvollkommener Luntenflinten, derer vordem Lauf sie auf eine Gabel legen; indessen ist dieses Gewehr in ihren Händen nicht sehr furchtbar. Außerdem gebrauchen sie im Gefecht auch ein kleines Beil mit einem sehr langen Griffe, welches oft tödtliche Wunden macht. Die Kirghisen sind höchst neugierig, leichtgläubig und schwatzhaft, im Allgemeinen auch gastfreundlich, doch rechnen sie im Stillen auf Wiederver- geltung, denn Eigennutz und Habsucht sind Hauptzüge ihres Charakters und werden nicht selten Veranlassung zu blutigen Streitigkeiten, in welche ganze Geschlechter gezogen werden. Wer sich durch Glück bei Uebersällen besonders auszeichnet, wird von seinen Landsleuten gepriesen und hoch geehrt. Doch sind sie im Ganzen nicht tapfer, sondern mehr kecke Räuber, die den Feind durch List oder Ueberrumpelung zu besiegen suchen und die Flucht ergreifen, wenn sie kräftigen Widerstand finden. Sie machen darum ihre Uebersälle und Angriffe meist des Nachts. Ihr erster Anfall ist stets heftig und fast unwiderstehlich, aber nur, weil sie gute Reiter sind. Wird das Pferd ge- tödtet und müssen sie zu Fuß fechten, so sind sie verloren. Der Anblick einer einzigen Kanone ist hinlänglich, sie in Unordnung zu bringen. Bei der Theiluug des Raubes, wenn sie eine Karawane geplündert haben, gehen sie auf eine lächerliche Weise gewissenhaft zu Werke. Tuch, Pelzwerk :c. wird in tausend Stücke zerrissen, selbst Uhren und Instrumente werden zer- brochen und die Stücke vertheilt; der Eine z. B. bekommt ein Rad, der Andere eine Schraube, der Dritte eine Feder u. s. w. Ueberdies muß Jeder, wenn er nach Hause kommt, einen Theil der Beute an seine Eltern und Verwandten abliefern, so daß ihm selbst oft nur wenig übrig bleibt. Die Religionsbegriffe der Kirghisen sind ziemlich unklar. Sie glauben allerdings an ein höchstes Wesen, aber die Einen verehren Gott nach den Lehren des Korans, die Anderen vermischen mit dem Islam noch alte Gebräuche des Heidenthums. Mit den Geboten des Korans nehmen es die Kirghisen nicht sehr genau. Sie beobachten weder die Fasten noch die Waschungen: auch das tägliche fünfmalige Gebet wird nicht von Allen verrichtet. Da Mekka zu weit entfernt von diesen Ländern ist, so hat man fast kein Beispiel, daß ein Kirghise die Wallfahrt dahin gemacht hätte. Rück- kehrende und durchreisende Pilger (Hadschis) und andere Schwärmer be- reichern sich nicht selten, indem sie in der Steppe umherziehen, Gottesdienst halten und Talismane verkaufen, welchen die Kirghisen die Kraft zuschreiben, unverwundbar und unbesiegbar zu machen. Moscheen und Priester haben sie nicht. Ihre Zauberer oder Wahrsager theilen sich in mehrere Classen. Die zahlreichste ist die der Dschaurunschis, welche auf jede beliebige

6. Bd. 2 - S. 330

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
330 Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien. andere Naturerscheinungen waren, das ist heute Allah, Mohammed geworden! innerlich aber ist der Nomade noch immer derselbe, wie vor zweitausend Jahren, und sein Charakter kann sich nur dann verändern, wenn er sein leichtes Zelt mit dem schwerfälligen Hause vertauscht, d. h. wenn er aufhört, Nomade zu sein. Der Turkomane ist stets durch seinen kühnen, scharfen Blick, seine stolze militärische Haltung zu erkennen, die ihn unter allen Nomaden und Städte- bewohnern Mittelasiens auszeichnet. In seiner Kleidung spielt die Hauptrolle das rothseidene Hemd, das nach den Satzungen des Islam verboten ist und doch von beiden Geschlechtern getragen wird, ja, bei den Weibern den ganzen Hausanzug bildet, über welches sie bei ihrem Gala-Anzuge noch einen großen Shawlgürtel binden, der in zwei Schleifen herabhängt. Am meisten beliebt ist der Schmuck, der in massiven, silbernen Armbändern, Hals-, Ohr- und Nasenringen besteht. Dann hängen einer Patrontasche ähnliche Etuis für Amulette oft rechts und links, wie unsere Ordensbänder, herunter und begleiten jede Bewegung mit hellem Geklinge. Der Turkomane liebt derarliges Gerassel so sehr, daß er sein Pferd oder seinen (etwa den Persern geraubten) Sklaven in Ähnlicher Weise behängt. Das Zelt besteht in ganz Mittelasien aus einem Holzgestell und einer Decke von Filzstücken. Das Holz ausgenommen, werden seine Bestandtheile von den Weibern angefertigt, die auch mit dem Aufschlagen und Zusammenlegen der Wohnung sich beschästigen und sie bei Wanderungen dem Kameel aufpacken, während sie selbst zu Fuß einherschreiten. Die Haupt-Angelegenheiten im Leben des Turkomanen, der jede häus- liche Arbeit für eine große Schande ansieht, ist die Alaman oder der räuberische Uebersall unter einem gewählten Anführer. Der Plan zu einem solchen Unternehmen wird selbst vor den nächsten Verwandten geheim gehalten; der Angriff geschieht entweder um Mitternacht, wenn man auf bewohnte Plätze, namentlich gegen die angrenzenden persischen Provinzen, loszieht, oder bei Sonnenaufgang, wenn eine Karawane oder andere feindliche Truppe über- fallen werden soll. Bei solchen Uebersällen zeigt sich die große Ueberlegenheit der Söhne der Wüste gegenüber den Jraniern, wie denn erst in neuerer Zeit 22,000 Perser von 5000 Turkomanen überwältigt wurden. Wer bei dem Uebersall Widerstand leistet, wird sofort niedergehauen; dem Muthlofen aber, der sich auf Gnade ergibt, werden die Hände gebunden, und entweder nimmt der Reiter ihn auf den Sattel (wobei ihm noch die Füße um den Bauch des Pferdes gebunden werden) oder er treibt ihn vor sich her, und wenn dies alles nicht möglich ist, wird er am Schweife des Pferdes angeknüpft und muß auf tagelangem Wege dem Räuber in die öde Heimat folgen. Die Hauptwaffe, die dem Turkomanen bei seinen Räubereien zum Siege verhilft, ist unstreitig sein vortreffliches Pferd arabischer Abkunft, welches er mit der größten Sorgfalt aufzieht, gegen Frost und Hitze kleidet

7. Bd. 2 - S. 433

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
354. Die Gallas. 433 Anarchie, den freiwilligen Verfall seiner Religion und Sitte, den Selbst- mord. Der Abessinier fühlt, wie wir, nur roher und oft viel natürlicher und freimüthiger. Eben so wenig fehlt Muth und Frohsinn; man singt und tanzt die sternenhelle Nacht durch; Rhapsodien loben den Helden, den Löwentödter wie den Menschenbezwinger. Freud und Leid wird ausgesungen; das Lied begleitet die Arbeit, es bejubelt die Hochzeit. 354. Die Gallas. (Nach A. Katte, Reise in Abessinini.) Die Gallas, das merkwürdigste Volk Abessiniens, sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag, von einnehmender, interessanter Physiognomie, und weniger schwarz als die übrigen Abessinier. Die schönsten Sklaven, die nach Aegypten und Arabien aus Abessinien ausgeführt worden, sind Gallas. Sie werden auch in diefen Ländern, wegen ihrer körperlichen sowohl als geistigen Vorzüge, besser bezahlt als die übrigen Abessinier. Sie sind stark, gewandt, thätig, arbeitsam und ausdauernd in einmal angefangenen Unter- nehmungen. Treue und Mäßigkeit sind ihre hervorstechenden Tugenden; aus ihr gegebenes Wort soll man sich immer verlassen können. Dagegen sind sie rachsüchtig, und, wie alle auf einer Niedern Stufe der Civilisation stehen- den Völker, grausam gegen ihre Feinde. Bei ihren Kriegen und Streifzügen kommen ihnen ihre vortrefflichen Pferde, welche die steilsten Berge mit Leich- tigkeit hinaufgehen und mit bewundernswürdiger Sicherheit und Gewandtheit über breite und tiefe Felsschluchten und Abhänge hinwegsetzen, auf das beste zu Statten. Infanterie kennt man unter ihnen, wie in den meisten andern Provinzen, gar nicht, ja, ein Galla würde es für eine Schande halten, anders als zu Pferde in den Kampf zu ziehen. Ihre Waffen bestehen, wie die der Abessinier, in einem starkgekrümmten Säbel, der an der rechten Seite getragen wird, einer hellebardenartigen Lanze und einem Schild aus der Haut des Hippopotamus. Feuergewehre sind ihnen unbekannt. Bogen und Pfeil tragen sie nur sehr selten. Ihre Kleidung ist die einfachste von der Welt. Das Fell eines wilden Thieres über die Schulter gehängt, trotzen sie der Hitze und Kälte, die sie in hohem Grade ertragen können. Im Gefecht sind sie kühn und tapfer. Der Angriff geschieht mit Heftigkeit und großem Geschrei. Zuerst schleudert man die Lanze in die feindlichen Reihen, als? dann greift man mit dem Säbel in der Hand an. Gelingt der erste Angriff nicht, so fliehen sie, um aber gleich zu einem zweiten zurückzukehren. Ein großer Theil der Gallas sind Heiden, meistens Feuer- und Fetisch- Anbeter. Viele beten auch die Gestirne, Andere Thiers und Bäume an. Pütz, Vergl. Erd- und Völkerkunde. Ii. 2. Auflage. 28

8. Bd. 2 - S. 288

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
288 Iii. Länder- und Völkerkunde, B. Asien. könnte, doch wenige Hindu-Gewissen durch dieselbe gebunden werden würden. Zu den besseren Eigenschaften der Hindus kann man Mäßigkeit, Geduld, Gelehrigkeit und selbst Fleiß zählen. Die Hindus unterscheiden 4 Hauptkasten: Brahminen, Kschatrijas, Vai^jas und Sudras, von welchen jede verschiedene Neben- oder Zweigkasten hat. Die Brahminen entsprangen dem Munde Brahma's — ein untrügliches Zeichen ihrer geheiligten, erlauchten Abkunft! Sie bilden die Priesterkaste. Die Kschatrijas gingen aus dem Arme, die Vai?jas aus den Schenkeln und die Sud ras aus den Füßen des Gottes hervor. Zu ersteren gehören König, Statthalter, Krieger: zu den Vaiyjas die Ackerbauer und die Handel- und Gewerbetreibenden, und zu den letzteren, den Sudras, alle noch niedri- geren Unterkasten, die Knechte der andern. Unter diesen 4 Kasten steht noch die zahlreiche Kaste der Parias, der „Auswurf der Menschheit, die Menschen der Schande und Erniedrigung" nach Hindubegrisfen, mit denen keiner der übrigen zu schaffen haben will, deren bloße Berührung schon einen Kastenbruch zur Folge hat. Brahma, der große Vater, der Herr der Geschöpfe, der „Schöpfer", wird als ein Mann mit 4 Köpfen und Armen, auf einem Schwane reitend, dargestellt. In einer Hand hält er einen Theil der heiligen Gesetzbücher, in der andern ein Gefäß mit Wasser, die dritte ist schützend ausgehoben und die vierte gebend ausgestreckt. Wischnu wird als ein blauer Mann, auf einem Fische reitend, dargestellt. Er hält in seinen 4 Händen eine Keule, eine Muschel, ein Schwert und eine Wasserlilie. Er wird als der „Erhalter" des Weltalls verehrt. Shiwa, der „Zerstörer" der Menschheit, erscheint als ein silberfarbiger Mann mit 5 Köpfen und 8 Händen. Er hat ein drittes viereckiges Auge auf der Stirn, Schlangen in den Ohren und ein Halsband von Schädeln. Am Ende jeder der 4 Aoogas ertränkt er die Erde und gestaltet sie von Neuem, weßhalb er auch „Wiedergestalter, Wiedererzeuger" genannt wird. Diese drei haben 330 Millionen anderer Gottheiten erzeugt, von. welchen viele in kaum geringerer Verehrung stehen als die Schöpfer selbst. 303. Kalkutta. (Nach E. von Sydow, Reise des Prinzen Waldemar von Preußen nach Indien, mit Zusätzen vom Herausgeber.) Kalkutta (d. i. die Wohnung der Göttin Kali^ erstreckt sich I'/- Meile an dem linken Ufer des Hugly, eines Armes des Ganges (f. S. 284), da, wo noch im I. 1717 nur zwei Dörfer zwischen Sümpfen und Wäldern standen. Gegenwärtig wird von Kalkutta aus fast ganz Indien und überdies die öst-
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