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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 2 - S. 473

1903 - Langensalza : Greßler
473 als im Heraufklimmen. Als wir ungefähr in 5460 Meter Höhe waren, fing es heftig an zu hageln. Zwanzig Minuten, ehe nur die untere Grenze des ewigen Schneees erreichten, wurde der Hagel durch Schnee erseht. Die Flocken waren so dicht, daß der Schnee bald viele Centimeter tief den Boden bedeckte. Wir wären gewiß in Gefahr gekommen, hätte uns der Schnee auf 5650 Meter Höhe überrascht. Um zwei Uhr erreichten wir den Punkt, wo unsere Maultiere standen. Der Teil unseres Aufklimmens oberhalb des ewigen Schneees hatte nur 31/2 Stunden gedauert." 45. Der flmazonenftrom.* Der Amazonenstrom, der größte Strom der Erde, bildet das mittelste der drei großen Wassersysteme Südamerikas. Ihm strömen die Gewässer von einem Flächenraume zu, der fast zehnmal größer als Deutschland ist. Flüsse vereinigen sich mit ihm, die Europas größten Flüssen an Wassermenge gleichkommen. Von seiner Quelle ab, die in Ober-Peru gelegen ist, führt er den Namen Marannon, von der Mündung des Incayali bis zu der des Rio Negro heißt er Silismoes und von da weg bis zur Mündung Amazonen- ström. Sein Lauf geht durch die Ungeheuern Wälder Brasiliens. Seine jährlichen Anschwellungen beginnen im September und erreichen im März ihre höchste Höhe. Dieses Steigen und Fallen ist eins der großartigsten Naturereignisse. Sobald der Strom in gewisser Höhe über seine sandigen Inseln hinflutet und Schilf und Gräser bedeckt, verlassen die Vögel diese Orte und ziehen landeinwärts oder dem Orinoko zu. Ode und schweigsam wird die Gegend, die vorher vom Geschrei der Kiebitzen und Möwen ertönte, und Fische spielen da, wo vorher Krokodile ruhten und Wasferschweine und Tapire ihre Nah- rung suchten. Schneller und stürmischer tritt endlich das Wasser über seine Ufergrenzen. Die Bäume erzittern unter dem Drange der Flut, und scheu flüchten die Tiere nach höher gelegenen Gegenden. Nur einzelne Vögel, wie der fasanartige Zigeuner und krächzende Papa- geien, erhalten sich auf den Gipfeln der höchsten Bäume. Inzwischen belebt das Wasser die Nahrungssäfte der Pflanzen, und aus dem strotzenden Laube brechen tausend duftige Kelche. Während das schlam- mige Wasser um die Stämme wirbelt, überziehen sich die Kronen mit einem Schmelze der buntesten Blumen, und der Wald wird zu einem geschmückten Wassergarten. Fische durchschwärmen jetzt die beschatteten Gewässer, und Krokodile und Flußschildkröten haben sich ebenfalls aus den Tiefen in die trüberen und belebteren Gewässer, die über die Ufer- flächen sich ausbreiten, herauf begeben. Etwa vier bis sechs Wochen nach dem höchsten Wasserstande treten die mit Schlamm nun über- zogenen Waldflächen wieder aus der Flut hervor, Gras und Unterholz * Nach Martius und Pöppig.

2. Bd. 2 - S. 442

1903 - Langensalza : Greßler
442 Guiana. Die Stadt wird auch „die Enge" genannt, weil der ge- waltige Strom sich hier in der Tat verengt, trotzdem aber doch noch eine ansehnliche Breite hat. Mitten in seinem Fahrwasser liegen aber gewaltige Felsblöcke, welche die Strömung besonders nach der rechten Seite hinüberdrängen, so daß es bei voller Höhe des Flusses fast un- möglich sein soll, dagegen anzukämpfen. Bolivar selber macht von weitem keinen besonders freundlichen Eindruck, denn es fehlt das Grüne zwischen den Häusern; es fehlen Bäume oder Palmen. Kahl und in der Sonne röstend liegen die Ge- bäude und zwischen ihnen wild zerstreut eine Menge braunfarbiger Felsblöcke, die nach einem sonnigen Tage noch mitten in der Nacht eine Gluthitze ausströmen. So felsig ist dabei der Boden, auf welchem die Stadt steht, daß einzelne Häuser ordentlich in die Steine hineingemeißelt werden mußten. Übrigens finden sich hier wieder, trotz der oft fallen- den schweren Regen, die platten Dächer, was den ganzen Ort vor den übrigen Städten auszeichnet. Einst hatte Bolivar einen sehr bedeutenden Handel und Verkehr; dieser wurde durch die Revolution (während des nordamerikanischen Bürgerkrieges 1861—1865) in vieler Hinsicht gestört, scheint aber jetzt durch die mehr und mehr sich bevölkernden Goldminen wieder im Wachsen zu sein. Die Bevölkerung der Stadt betrug früher 25 000 Seeleu, jetzt 12 000. Dennoch bildet Bolivar den Ausgangspunkt für alle in Guiana und den nördlichen, am Orinoko liegenden Provinzen gezogenen oder gewonnenen Produkte — allerdings nur Rohprodukte, bei denen besonders die Häute eine große Rolle spielen. In manchem Jahre sind dort bei 100000 Hirschhäute verschifft, denn die Gegen- den am Apure und am Rio Negro sind die wildreichsten des ganzen Landes. Außerdem bilden Balsam, Tongabohnen und Kakao nicht unbedeutende Ausfuhrmittel. Der Handel von Bolivar ist zum großen Teil in den Händen von deutschen "Kaufleuten. Letztere versenden jedenfalls die meisten Waren; auch deutsche Handwerker, wenngleich noch in geringem Maße, haben sich dort niederlassen. Früher besuchten auch sehr viele deutsche, be- sonders Bremer Schiffe Bolivar; das scheint aber nachgelassen zu haben, teils wohl des durch die Revolution unterbrochenen Handels wegen, teils weil der Orinoko selber ein bösartiger Strom ist. Unter den Deutschen in Bolivar herrscht ein reges, geselliges Leben; sie haben ein freundliches Vereinslokal mit vielen deutschen Zeitungen, und manche von ihnen hübsche Sommersitze in der Nähe der Stadt, um dort unter den fächerblättrigen Palmen und prachtvollen Mango- bäumen die Sonntage zu verbringen. Bolivar selber ist regelmäßig gebaut, soviel es wenigstens der mit Steinen besäete Hügel, aus dem die Stadt steht, erlaubt. Sie hat aber insofern eine nicht besonders günstige Lage, als dicht unter ihr eine weite Lagune (kleiner See) einmündet, die in der trockenen Jahreszeit

3. Bd. 2 - S. 498

1903 - Langensalza : Greßler
498 Gegenden ist die Plage selbst am Tage unbeschreiblich. Je trockener die Jahreszeit und der Wald, desto massenhafter erscheinen die kleinen Garapaten, Baumläuse von spinnenförmigem Ansehen, die sich bei der geringsten Berührung eines Busches an die Kleider des Wanderers fest- setzen und in die Haut einfressen. Auch die Tiere haben von den Insekten schwer zu leiden. Die blut- saugenden Fledermäuse sind in den Llanos die Plage der Herde und der Schrecken der Hacienda-Besitzer. In den Grasebeneu von Guanacaste im Staat Costa Rica kommt eine große Erdspinne vor, die alljährlich Hunderte von Pferden durch ihren Biß am Fuß tötet, welcher Eiterung erregt, und infolgedessen die Pferde ihre Hufe verlieren. Nicht so stetig ist in diesem Lande die furchtbare Erscheinung der Wanderheuschrecken. Man rechnet zweimal in jedem Jahrhundert auf ihren Besuch. Wenn sie aber einmal da sind, so sehen sie ihre Verheerungen drei bis vier Jahre hintereinander fort, und ver- schwinden dann plötzlich aus unbekannten Ursachen, nachdem sie der Anwendung aller menschlichen Zerstörungsmittel getrotzt hatten. Diese Plage stellte sich leider während unseres Besuches in Mittel-Amerika in den Jahren 1853 und 1854 ein. Sie hatte, wie gewöhnlich, gänzliche Mißernten in den tiefen Regionen und Hungersnot zur Folge. Die Heuschrecken kommen aus dem Süden wolkenartig geflogen. Sie verbreiten sich zuerst über Costa Rica und Nicaragua und er- scheinen erst ein halbes Jahr darauf in San Salvador, Honduras und Guatemala. Wenn die Schwärme dieser geflügelten Loknsiden sich der Erde nähern, so verbreiten sie ein eigentümlich schwirrendes Geräusch. Nur einzelne kleinere Schwärme verirrten sich in die höheren Andesregionen von 1250 bis 1570 Meter und besuchten selbst die Hochebene von Guatemala, zogen sich aber bald wieder von dort in die tieferen wärmeren Gegenden zurück. Es erneuern sich davon drei Generationen in jedem Jahr, und die junge Brut bleibt drei Monate lang kriechend und hüpfend auf Büschen und Bäumen, bis sie Flügel bekommt und ausgewachsen ist. Dann erheben sich die Heuschrecken plötzlich in großen Schwärmen, rauschen hoch in der Luft über den Urwald hin und lassen sich fast immer nur an gelichteten Stellen nieder; denn sie lieben mehr die Kulturpflanzen, als die wilde Waldvegetation, und nehmen mit letzterer gewöhnlich erst vorlieb, wenn sie eine Plantage rein abgefressen haben. In unabsehbaren Massen von vielen tausend Millionen sahen wir diese Orthopteren während des Sommers 1854 in den Llanos und Wäldern des Staates Guatemala zwischen Esquintla und Jtapa. Alle versuchten Mittel des Schreckens wie der Zerstörung durch Trommeln, Schellen, Gewehrschüsse oder durch Anlegen von Gräben und An- zünden großer Feuer konnten die dortigen Mais- und Zuckerpflan- znngen nicht retten. Die Heuschrecken ließen sich auf ihrem Ver-

4. Bd. 2 - S. 445

1903 - Langensalza : Greßler
445 Das Leben in Quito ist sehr teuer. Rindfleisch ist selten, auch Hammelfleisch wird selten genossen, desto gewöhnlicher aber eingemachte Sachen und Schokolade, die hier vortrefflich ist. Auch die Erdäpfel sind von ausgezeichnetem Geschmack, das Volk trinkt eine Art Tschika, aus dem Sirup der Zuckermühlen von I b a r a bereitet. Außerdem werden an Obst und Gemüsen Äpsel, Birnen, Pfirsichen verschiedener Art, Erdbeeren, Tnnas, Melonen und Kartoffeln genossen. Die Einwohner Quitos, nach neueren Angaben 40 000, stehen in ziemlich lebhaftem Verkehr mit dem Seehafen Gnayaqnil. Sie beschäftigen sich hauptsächlich mit Weberei und versehen mit ihren blau- gefärbten Tüchern fast ganz Peru. Der in Quito vorherrschende Jndianerstamm gehört zu den ge- bildetsten der großen peruanischen Völkersamilie, Sie sind Christen und leben überall in Städten und Dörfern. Die Kreolen sind zwar mild, wißbegierig und nicht ohne Geist, aber ihre angeborene Weichlich- keit hält sie von aller eigentlichen Arbeit fern, daher bilden die Indianer, die Mulatten und die schwarzen Sklaven den Stand der Arbeiter, die außer den Tüchern und groben Baumwollenstoffen Teppiche und Ponchos verfertigen und namentlich auch jene undurchdringliche, in aller Welt unter dem Namen Gummi elasticum bekannte und gebrauchte Substanz sammeln und zubereiten. Ihre Kleidung ist sehr malerisch und besteht bei beiden Ge- schlechtem aus einer Art Tunika aus einem karrierten Stoffe, welche den Körper vom Kopf bis zu den Knieen bedeckt, Arme und Beine aber bloß läßt. Die Frauen gehen gewöhnlich ohne Kopfbedeckung, und die langen glänzenden Haare werden auch bei den Männern nur selten geschoren. Die Indianer der Umgegend tragen als gewöhnliche Waffe einen Bogen von 2 Meter Länge, mit welchem sie kleine, an der Spitze vergiftete Pfeile aus hartem Holze auf eine Entfernung von sechzig Schritten mit Sicherheit schießen. Sie besuchen häufig die Märkte von Quito, um die Erzeugnisse ihrer Felder gegen andere Bedürfnisse zu vertauschen. Trotz ihrer hohen Gebäude soll die Stadt früher niemals unter den Zuckungen ihres vulkanischen Bodens gelitten haben, da sich diese nicht kreuzten, so daß die Einwohner vollständig unbesorgt waren. Nach den neuesten Nachrichten wurde aber die Stadt am 12. März 1859 dennoch von einem Erdbeben heimgesucht und beinahe ganz verschüttet. Es sollen 5000 Menschen bei demselben umgekommen fein, und der Schaden sich auf mehr als drei Millionen Dollar be- laufen. Auch noch einige kleine Städte im Norden der Hauptstadt wurden von diesem Erdbeben betroffen, das man auch in Guayaquil verspürte.

5. Bd. 2 - S. 392

1886 - Langensalza : Greßler
392 die Gewässer von einem Flächenraume zu, der fast zehnmal größer als Deutschland ist. Flüsse vereinigen sich mit ihm, die Europas größten Flüssen an Wassermenge gleichkommen. Von seiner Quelle ab, die in Ober-Peru gelegen ist, führt er den Namen Maran- non, von der Mündung des Aucayali bis zu der des Rio Negro heißt er Silismoes und von da weg bis zur Mündung Amazonen ström. Sein Lauf geht durch die ungeheuern Wälder Brasiliens. Seine jährlichen Anschwellungen beginnen im Sep- tember und erreichen im März ihre höchste Höhe. Dieses Steigen und Fallen ist eins der großartigsten Naturereignisse. Sobald der Strom in gewisser Höhe über seine sandigen Inseln hinslutet und Schilf und Gräser bedeckt, verlassen die Vögel diese Orte und ziehen landeinwärts oder dem O r i n o c o zu. Öde und schweigsam wird die Gegeud, die vorher vom Geschrei der Kiebitzen und Möwen ertönte, und Fische spielen da, wo vorher Krokodile ruhten und Wasserschweine und Tapire ihre Nahrung suchten. Schneller und stürmischer tritt endlich das Wasser über seine Ufergrenzen. Die Bäume erzittern unter dem Drange der Flut, und scheu flüchten die Tiere nach höher gelegenen Gegenden. Nur einzelne Vögel, wie der sasanartige Zigeuner und krächzende Papageien, erhalten sich auf den Gipfeln der höchsten Bäume. Inzwischen belebt das Wasser die Nahrungssäfte der Pflanzen, und aus dem strotzenden Laube brechen tausend duftige Kelche. Während das schlammige Wasser um die Stämme wirbelt, überziehen sich die Kronen mit einem Schmelze der buntesten Blumen, und der Wald wird zu einem geschmückten Wassergarten. Fische durch- schwärmen jetzt die beschatteten Gewässer, und Krokodile und Fluß- schildkröten haben sich ebenfalls aus den Tiefen in die trüberen und belebteren Gewässer, die über die Uferflächen sich ausbreiten, herauf begeben. Etwa vier bis sechs Wochen nach dem höchsten Wasser- stande treten die mit Schlamm nun überzogenen Waldslächen wieder aus der Flut hervor, Gras und Unterholz sproßt üppig nach, und die Tiere kehren nach und nach zurück in ihre alten gewohnten Plätze. Eine Fahrt aus dem Riesen aller irdischen Ströme läßt zwar nicht gewerbliche Städte und liebliche Landhäuser und Dörfer, wie unsere deutschen Ströme, an seinen Usern schauen, aber eine mächtige Natur zieht an den: Reisenden vorüber. Ein einziger Urwald deckt die Gegend, in die der Marannon aus den Anden herausbricht. Nach Aufgang der Sonne und wenn die Sonnenwärme sich neu gestärkt und gekräftigt hat, kommt Leben in die Bewohner der Wälder. Große Familien von Affen nehmen den höchsten Gipfel der Bäume ein, wo sie nicht mehr der Pfeil des Indianers zu erreichen vermag. In behaglichen Stellungen sitzen die Brüllaffen der Morgensonne zugewendet, sie mit ihrer rauhen, schallenden Stimme zu begrüßen. Die meisten Tiere fliehen in jener Stunde die niedrigsten Stellen der Waldungen, wo unter den platten, dichten Kronen der tropischen

6. Bd. 2 - S. 415

1886 - Langensalza : Greßler
415 Moskitonetz versehen ist und es kunstgerecht aufzuhängen weiß, dem gönnen diese kleinen Peiniger keinen Schlaf, keine schmerzlose Minute. In vielen Gegenden ist die Plage selbst am Tage unbeschreiblich. Je trockener die Jahreszeit und der Wald, desto massenhafter erscheinen die kleinen Garapaten, Baumläuse von spiunensörmigem Ansehen, die sich bei der geringsten Berührung eines Busches an die Kleider des Wanderers festsetzen und in die Haut einfressen. Auch die Tiere haben von den Insekten schwer zu leiden. Die blutsaugenden Fledermäuse sind in den Llanos die Plage der Herden und der Schrecken der Hacienda-Besitzer. In den Grasebenen von Guanacaste im Staat Costa Rica kommt eine große Erdspinne vor, die alljährlich Hunderte von Pferden durch ihren Biß am Fuß tötet, welcher Eiterung erregt, und infolgedessen die Pferde ihre Hufe verlieren. Nicht so stetig ist in diesem Lande die furchtbare Erscheinung der Wanderheuschrecken. Man rechnet zweimal in jedem Jahrhundert auf ihren Besuch. Wenn sie aber einmal da sind, so setzen sie ihre Ver- heerungen drei bis vier Jahre hintereinander fort, und verschwinden dann plötzlich aus unbekannten Ursachen, nachdem sie der Anwendung aller menschlichen Zerstörungsmittel getrotzt hatten. Diese Plage stellte sich leider tvährend unseres Besuches in Mittel-Amerika in den Jahren 1853 und 1854 ein. Sie hatte, wie gewöhnlich, gänzliche Mißernten in den tiefen Regionen und Hungersnot zur Folge. Die Heuschrecken kommen aus dem Süden wolkenartig geflogen. Sie verbreiteten sich zuerst über Costa Rica und Nicaragua und er- schienen erst ein halbes Jahr darauf in San Salvador, Honduras und Guatemala. Wenn die Schwärme dieser geflügelten Lokusiden sich der Erde nähern, so verbreiten sie ein eigentümlich schwirrendes Geräusch. Nur einzelne kleinere Schwärme verwirrten sich in die höheren Andesregionen von 1250 bis 1570 Meter und besuchten selbst die Hochebene von Guatemala, zogen sich aber bald wieder von dort in die tieferen wärmeren Gegenden zurück. Es erneuern sich davon drei Genera- tionen in jedem Jahr, und die junge Brut bleibt drei Monate lang kriechend und hüpfend auf Büschen und Bäumen, bis sie Flügel be- kommt und ausgewachsen ist. Dann erheben sich die Heuschrecken plötzlich in großen Schwärmen, rauschen hoch in der Luft über den Urwald hin und lassen sich fast immer nur an gelichteten Stellen nieder; denn sie lieben mehr die Kulturpflanzen, als die wilde Wald- vegetation, und nehmen mit letzterer gewöhnlich erst vorlieb, wenn sie eine Plantage rein abgefressen haben. In unabsehbaren Massen von vielen tausend Millionen sahen wir diese Orthopteren während des Sommers 1854 in den Llanos und Wäldern des Staates Guatemala zwischen Esquintla und Jtapa. Alle versuchten Mittel des Schreckens wie der Zerstörung durch Trommeln,

7. Bd. 1 - S. 183

1889 - Langensalza : Greßler
183 sie die Häuser der Stadt. Teile derselben ziehen sich in die Schluchten der Berge hinein. Unterhalb Schwedt, wo auf ähnliche Weise die Ränder des Stromthales scharf hervortreten, verläßt die Oder die Mark Brandenburg. — Nun tritt sie in das Pommerland und sucht sich nach beiden Seiten hin auszudehnen; deuu die hohen Uferwände treten allmählich zurück. Dadurch bilden sich an beiden Ufern Bruchländer, und in dem Flusse selber entstehen Inseln und Sandbänke, von denen die letzteren die Schisfahrt bei seichtem Wasser gefährlich machen. Bald darauf teilt sie sich bei Garz in zwei größere Arme, von denen der eine nicht weit von der Festung Damm in den Dammschen See, der andere aber links davon durch Stettin ins Papenwafser fließt. — Stettin, die alte Hauptstadt Pommerns, liegt auf beiden Seiten der Oder. Ihre engen Straßen gehen bergauf und bergab. Der bedeutende Handel, welcher von hier aus getriebeu wird, macht die Stadt sehr belebt. Die Oder, die bis Stettin sogar mit Seeschiffen befahren wird, fließt von da ab am Fuße lieblicher Hügelreihen in das Papenwafser und sodann in das zehn Meilen breite Haff; endlich er- gießt sie sich in den drei Armen, die Peene, Swine und Divenow, zwischen denen die Inseln Usedom und Wollin liegen, in die Ost- see. An der Swine ist die Stadt Swinemünde von Friedrich Ii. erbaut worden. 34. Berlin. Mit verdienter Bewunderung und gerechter Anerkennung sind in diesem Augenblick die Augen der Welt auf die Residenz der preußischen Könige, auf die Hauptstadt des neuen deutschen Reiches, auf Berlin gerichtet. Kaum dürfte es gegenwärtig eine zweite Stadt geben, die in demselben Grade das allgemeine Interesse in Anspruch nimmt wie die jüngste Weltstadt, welche in einer verhältnismäßig kurzen Frist unter den uugünstigsteu Verhältnissen sich zu einer solchen Höhe und Bedeutung emporgeschwungen hat. Zu einer Zeit, wo London und Paris bereits berühmt, Aachen, Frankfurt am Main und Köln hoch angesehn, selbst die kleineren Städte der Mark, Havelberg, Brandenburg, Potsdam und Frankfurt an der Oder bekannt waren und eine mehr oder minder wichtige Stelluug in der Geschichte einnahmen, war Berlin noch ein uugeuauutes, unbeachtetes, wendisches Fischerdorf. Um so schneller und überraschender entwickelte es sich im Lause weniger Jahrhunderte nach seiner Gründung durch die Tüchtigkeit seiner Fürsten und Bürger, die treu miteinander verbunden in Freud und Leid, im Krieg und Frieden für das Wohl des Vater- landes und das Gedeihen der Stadt unablässig Sorge trugen. So wuchs Berlin immer mächtiger und schöner empor; selbst die schweren Kämpfe und Drangsale vermochten nicht sein Wachstum auf- zuhalten, weder die Ungunst der Verhältnisse, noch die Angriffe seiner

8. Bd. 1 - S. 105

1889 - Langensalza : Greßler
105 Stralsund und Greifswald und zwischendurch viele blühende Dörfer und fruchtbare Äcker. In deiner Nähe dehnen sich rechts und links schöne Ackerfelder wie kostbare Teppiche aus. Grell stechen im Sommer das gelbe Korn, die dunkelgrüne Gerste, der bläuliche Hafer, der goldfarbige Weizen und die bunten Wicken, die kaum vor den gelben Wucherblumen aufkommen köuuen, voneinander ab. Dörfer mit roten Kirchtürmen, auch zierliche Städte mit weißen Häusern trifft dein Blick. — Unter kleinen, mit Gras bewachsenen Hügeln finden sich auf Rügen Hünengräber mit Hünenbetten. Hier liegen vielleicht seit Jahrtausenden die irdischen Über- reste alter Helden. Öffnet man ein solches Grab, so findet man meist ein Gewölbe, das aus kleinen Granitblöcken zusammengesetzt ist. In der Mitte stehen Urnen (runde Thongefäße) von gelblich grauer Farbe, die mit Asche und Knochen gefüllt sind. Daneben liegen mancherlei Waffenstücke aus Stein oder Metall, Schmucksachen und anderes Geräte. Das beweist, daß die Rügener früher streitbare Männer gewesen sind; wir wissen, daß sie im Altertums mit ihren Schiffen sogar Kopenhagen heimgesucht und die Stadt erobert haben. Jetzt aber sind sie friedliche Ackersleute oder Fischer. Die letzteren ziehen im Frühjahre, wenn die Heringe in zahllosen Schwärmen ankommen, aufs Meer. Ist der Fang reichlich, dann sind die Rügener fröhlich, wie die Weinbauer nach einem guten Herbst. Beide beten um volle Fässer. Von dem glücklichen Fange hängt das Wohl fürs ganze Jahr ab. Selbst der Bauer auf Rügen, der keinen Fischfang treibt, bildet sich etwas darauf ein, eine Tonne „selbsteingemachter" Heringe, die er,, grün" gekauft, im Hause zu haben, und setzt sie dem Fremden mit einem gewissen Stolze vor. So gemüt- lich der rügensche Bauer und Fischer dir auch ein Willkommen bietet, wenn du in ihre Hütten trittst, so erbarmungslos sind sie doch, wenn der Sturm ein Schiff zerschellt an ihre Küsten wirft; denn sie betrachten alle Waren des Schiffes, die sie bergen können, als ihr Eigentum. Obschon seit 1168 das Christentum auf der Jnfel eingeführt ist, hat es die barbarische Sitte des Strandrechtes noch nicht ganz vertreiben können. Zahlreiche Zugvögel bringen die gute Jahreszeit auf der Insel zu, andere kommen von Norden und halten hier ihre Rast. Gelegentlich verirren sich wohl auch hierher die Schneeeule, der Löffelreiher und der schwarze Storch, auch mancherlei Raubvögel. Die Waldschnepfe fällt in massenhaften Zügen im Stanbnitzerwalde ein. Die Seevögel der rügen- schen Küste bestehen aus allen möglichen Gänse-, Möwen- und Taucher- arten. Auf den felsigen Gestaden Jasmunds, Mönchguts und Wittows sind der Hase und das Rebhuhn seltene Erscheinungen, während sie auf dem eigentlichen Rügen häufiger vorkommen. Merkwürdig ist, daß das Reh auf Rügen nicht gedeihen will. Dagegen gedeihen Edelhirsch und Damhirsch sehr wohl auf der Insel. In großer Zahl bergt Rügen Füchse, selten begegnet man dem Dachs. Das Wildschwein kommt gar nicht vor, während Marder, Iltis. Wiesel sich häusig finden, hin und wieder zeigt sich auch eine Fischotter.

9. Theil 1 - S. 95

1876 - Langensalza : Greßler
95 Gegenüber jenfeit der Niederung endet plötzlich der südliche Berg- zug, und wenn man im Sommer die bewachsenen Höhen und im Winter die schneeige Bergkette betrachtet, so könnten sie für die Ausläufer irgend eines nahen Gebirges gelten. Die Oder scheint aber mit dem Abschiede jener Thalränder sich erst vollständig frei zu fühlen, indem sie ihre reichen Wasserschätze zur Bildung des Dammschen Sees, des Papenwassers und des Haffes ausströmt. Das reichste Rundgemälde gewährt Stettin von der Ostseite. Hat man die Vorsestuug Damm hinter sich, und beginnt die Sonne am Abend das große Wiesenthal mit dem See, die gegenüber- liegenden Häusergruppen der Stadt, die Jakobikirche und das Schloß zu vergolden, dann erscheint Stettin in seinem schönsten Anzüge. Viele Brücken und bedeutende Aufschüttungen beweisen, daß der Zugang zur Stadt von dieser Seite der schwierigste ist, jedoch hat der Straßenbau zwei Dämme uebeu einander durch das Bruch glücklich geführt, und die Lokomotive fährt bereits zwanzig Jahre über diese künstliche Anlage. Hoch- und Stauwasser überfluthen nicht selten im Frühjahre die Steinwege und sperren dann die Verbindung. Stettin gilt auch als Eingangsthor für die nordischen Reiche nach Deutschland, und wenn der Reisende von Kopenhagen, Stock- Holm oder Petersburg auf dem Dampfschiffe sich nähert, so wachsen die gewerblichen Anlagen in der Nähe der Stadt; am User erblickt man hinziehende Flöße, die großen Fabrikschornsteine mit ihren stattlichen Gebäuden mehren sich, Schiffswerfte erscheinen und über die grünen Wälle hinweg blickt von seiner Höhe das Schloß herunter, in welchem einst die pommerschen Herzoge das Land regierten. Die Stadt zieht sich an den beiden Seiten der Oder hin; vier Schisfbrücken verbinden die beiden User. Der zwischen ihnen ruhig und sanft dahinfließende Strom ist die Lebensader der Stadt. Das Zufrieren der Oder ist ein Trauertag für viele Familien, während freies Wasser mehr ein Festtag ist, welcher die Kaufleute, Makler, Schiffer und Träger mit frischem Lebensmuthe erfüllt. Der alte Hafen reichte früher vom Ober- bis zum Unterbaume. Beide Bäume bezeichneten das Gebiet der städtischen Niederlags- gerechtigkeit, waren aber später Schlagbäume der Steuerbehörde, und öffneten sich des Nachts nur mit besonderer Erlaubuiß. Vier Brücken mit Zugklappen scheiden die Theile des Hafens. Ober- halb der neuen Brücke liegen die Oderkähne mit ihren hohen Schnä- beln, während der Abschnitt des Hafens von der langen zur Baum- brücke mit den großen Speichern an der Lastadie zum Aus- und Einladen für die großen Schraubendampfer und Seeschisse dient. Unterhalb der Baumbrücke liegen die Dampfer für Reisende mit

10. Theil 1 - S. 100

1876 - Langensalza : Greßler
100 Zahlreiche Zugvögel bringen die gute Jahreszeit auf der Insel zu, andere kommen von Norden und halten hier ihre Rast. Ge- legentlich verirren sich wohl auch hierher die Schneeeule, der Löffel- reiher und der schwarze Storch, auch mancherlei Raubvögel. Die Waldschnepfe fällt in massenhaften Zügen im Staubnitzerwalde ein. Die Seevögel der rügenschen Küste bestehen aus allen möglichen Gänse-, Möwen- und Taucherarten. Aus den felsigen Gestaden Jasmuuds, Mönchguts und Wittows sind der Hase und das Reb- huhn seltene Erscheinungen, während sie aus dem eigentlichen Rügen häufiger vorkommen. Merkwürdig ist, daß das Reh auf Rügen nicht gedeihen will. Dagegen gedeihen Edelhirsch und Damhirsch sehr wohl auf der Insel. In großer Zahl bergt Rügen Füchse, selten begegnet man dem Dachs. Das Wildschwein kommt gar nicht vor, während Marder, Iltis, Wiesel sich häufig finden, hin und wieder zeigt sich auch eine Fischotter. In der Verwaltung bildet Rügen mit den umliegenden kleinen Inseln einen Kreis für sich, dessen Hauptstadt Bergen mit 3600 Ew. ist. Die zweite Stadt ist Garz mit 2000 Ew. Ferner sind zu erwähnen die Flecken Sagard auf Jasmund, Wiek und das Dorf Altenkirchen, der Amtssitz des Dichters Kose garten (1792—1808) aufwittow, Gingst und Putbus auf dem eigent- lichen Rügen. Putbus, Lohme, Krampas und Saßnitz sind Badeörter. Ersteres zeichnet sich wegen der anmuthigen Aulagen und schattenreichen Spaziergänge, des reichen Wildparks, des neuen, schönen Schlosses und der reizenden kleinen Waldinsel Vilm aus. Gehen wir noch insbesondere zu den Bewohnern der Insel über, so finden wir ein Volk, grundgut, mildtreu und bieder, aber auch trotzig, wild und zum Jähzorn hinneigend, wie zumeist die Seeleute. Dazu kommt eine gewisse, ich möchte sagen, gutmüthige List und Verschlagenheit, welche, ohne ein Vorwurf zu sein, den Seevölkern eigen ist und den verwegenen Schiffer wohl kleidet. Es ist ein Volk, stark und gewaltig, von hünenhaften Gliedmaßen und wehrhaft. Die Küsten sind vorzugsweise bevölkert; hier herrscht Handel und Wandel, hier treibt der Schiffer und Fischer sein Wesen. Im Winter, wenn die Schiffsahrt ruht, überlassen sich die Seeleute ihren derben Lustbarkeiten, tanzen und trinken nach Herzenslust. In dieser Zeit wandern denn auch die Insulaner über das Eis von einer Halbinsel nach der andern hinüber, um mit ihres Glei- chen ihre handfesten Gedanken auszutauschen. Handwerker sind auf der Insel nur spärlich vorhanden, da die Bewohner fast ausschließlich Ackerarbeiter, Seeleute und Fischer sind. Die meisten Leiue verfertigen ihre Fußbekleidung, Holz- pantoffeln, selbst, auch spinnen und weben sie, machen Bürsten und dergleichen, sind gute Schlächter und tüchtige Kreideschlämmer. Der ächte Bürger- und Bauernstand, wie auch aller Fabrikbetrieb fehlen
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