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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 71

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 71 — tritt tut, — ja da erhält man Respekt vor diesem gewiß in der ganzen Welt unübertroffenen Gebirgspferd! Den höchsten Grad erreicht die Be- wunderung aber, wenn man an einen Gebirgsfluß kommt und sieht, wie das Pferd entweder ohne weiteres durch den Strom watet, oder anfängt zu schwimmen, während man selber zusehen kann, wie man trocken bleibt. Ist der Fluß nicht sehr tief, so tut man am besten, die Beine auf den Hals des Tieres zu legeu, wenn man da nicht bei einer unerwarteten Bewegung des Pferdes herunterrollt. Bekanntlich gibt es auf ganz Island weder Wege noch Brücken, auf dem Pferderücken oder zu Fuß aber kommt man überall durch. (2. In Sturm und Treibeis vor Grönlands Ostküste.) Wir näherten uns mehr und mehr*), das Geräusch wurde stärker, die treibenden Schollen um uns zahlreicher, — jetzt stieß das Schiff zuweilen gegen eine an. Unter schrecklichem Getöse wurde sie in die Höhe gehoben und von dem starken Bug bei Seite geschleudert. Manchmal waren die Stöße so heftig, daß das ganze Schiff bebte und man vornüber auf das Deck ge- worfeu wurde. Man konnte wahrlich nicht mehr im Zweifel sein, daß man hier etwas Neuem, Unbekanntem entgegenfuhr. Wir nahmen unfern Kurs ein paar Tage hindurch am Eise entlang. Da zog eines Abends ein Un- wetter herauf; wir waren des Seegangs müde und beschlossen, in das Eis hineinzugehen, um dort den Sturm abzuwarten. Ehe wir aber den Rand des Eises erreichten, brach der Sturm los. Die Segel wurden gerefft, schließlich hatten wir nur noch ganz verschwindend wenig Leinwand zurück- behalten, — trotzdem aber flogen wir in sausender Fahrt dahin. Das Schiff stieß gegen das Eis an, es wurde von einer Eisscholle gegen die andere geschleudert, aber es mußte vorwärts und bahnte sich seinen Weg durch die Finsternis. Und nun kam das Schlimmste, nämlich der Seegang, der immer stärker wurde. Die Eisschollen türmten sich auf, schlugen gegen- einander, es brauste und lärmte rings um uns her; aber die kräftigen Kommandorufe des Kapitäns vermochten das Brausen der Brandung zu übertönen. Pünktlich und schweigend gehorchten ihm die bleichen Männer; alle waren auf Deck, uuter Deck war sich jetzt, wo das Schiff in allen Fugen krachte, niemand seines Lebens mehr sicher. Und weiter ging es in das Eis hinein, es schäumte und brauste vor dem Bug, die Eisschollen rollten heran, zerschellten, wurden unter- gedrückt oder bei Seite geschoben, —- da war keine Rede von Widerstand. Dort vor uns im Dunkeln erhebt sich eine mächtige, weiße Eisscholle, sie droht die Davids und das Takelwerk an der einen Seite fortzufegeu; das Steuer wird gewendet und unbeschädigt gleiten wir vorüber. Da rollt eine große Welle heran, sie bricht sich weiß schäumend an der Windseite, das Schiff erhält einen gewaltsamen Stoß, ein Krach erschallt, Holzsplitter sausen uns um die Ohreu, das Schiff legt sich auf die Seite, ein neuer Krach ertönt, — auf beiden Seiten ist die Schanzbekleidung zertrümmert. Aber je weiter wir in das Eis hinein kommen, desto ruhiger wird es. Der Seegang ist hier nicht so fühlbar, das Getöse wird schwächer, nur der dem Eisrand, 2) engl. — drehbare Schiffskräne (das Schiff war ein Seehundsfänger, es hieß „Jason").

2. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 266

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 266 — sinkt und sinkt, bis sein Rumpf zwischen den granitenen Wänden ver- schwindet. Dann segelt es durch die geöffneten Tore in die zweite Kammer, um wieder zu sinken und so Stufe um Stufe den Berg hinabzusteigen, still und ohne Lärm, wie auf den Wink eines Zauberers. Denn diese Schleusen sind so sinnreich eingerichtet, daß ein Kind sie spielend öffnet und schließt. Ein wunderbarer Gegensatz zu der elementaren Wut der Katarakte! (5. Kopenhagen.) Ich muß noch einmal in die Straßen Kopenhagens hinabsteigen. Für den Fremden haben sie etwas, ich möchte sagen Süd- deutsches, und das kommt von den Hunderten von Schildern her, welche weit in die Straße hineinragen wie die süddeutschen Wirtshausschilder und den Straßen dieses sonderbare, aber höchst malerische Ansehen geben. Es ist eine der unglücklichsten unserer polizeilichen Bestimmungen, daß wir von nnsern Häusern keine dergleichen Schilder, Anzeigen usw. dürfen ausgehen lassen. Unsere norddeutschen Häuserreihen stehen alle so glatt, so kahl, so gedrillt da wie eine Regimentslinie; kein Arm streckt sich aus, um eine Tafel, eine Fahne zu halten; keine freundliche Einladung wird dir schon aus der Ferue zuteil. In Kopenhagen wandelst du wie zwischen den Kulissen eines Theaters, und du brauchst nur geradeaus zu blicken, um dich von dem Inhalt der Betriebsstätten, der Läden zu beiden Seiten der Straße zu überzeugen. Es ist wie eine fortwährende Feier, inmitten deren wir uns befinden, so geschmückt erscheint uns alles, so fahnenbehangen. An den dänischen Ankündigungen wirst du auch deine Freude haben; manche verstehen wir wohl zur Not, z. B. Caffe og Bevärtning; schlimmer wird es schon, wenn wir lesen: Öl-Udsalg og Bevärtning. Öl heißt näm- lich Bier (baiersk Öl), Uclsalg aber Verkauf. Sehr oft lesen wir über den Türen der Keller (Kjälder) die Worte: Rödgröd med flöde. Diese Worte kündigen das dänische Nationalgericht an, nämlich rote Grütze mit süßem Nahm; es ist eine köstlich erfrischende Speise, so daß ich schon um ihretwillen eine Reife nach Kopenhagen machen möchte. Die Schweden rivalisieren aber mit den Dänen in betreff dieser Rahmspeise; sie stellen derselben ihre filebunke med grädde (bunke — Bütte) entgegen (saure Milch mit Rahm), und es scheint mir sehr fraglich, was schwerer in Übereinstimmung zu bringen sein möchte, die beiden verschiedenen Nationali- tüten oder die rote Grütze und die sanre Milch. Gehst du längs dem Nenhasen, so erblickst du Schiff an Schiff, teils mit Kartoffeln beladen, teils mit Holz. Sie brennen hier das prächtigste Bnchenholz, das znm großen Teile von den dänischen Inseln selber kommt, aber anch von der pommerschen Küste. Solche Schiffe siehst du überall mitten in der alten Stadt; denn breite Kanäle gestatten ihnen die Einfahrt, und so darf es dich nicht überraschen, dicht neben Thorwaldsens Museum die Masten eines Seeschiffes zu erblicken. Das gibt der Physiognomie der Straßen etwas Frisches, Lebendiges; denn beim Anblick von Schiffen denkt jeder gleich an Meer, Seeluft und Ferne Am auffallendsten ist dieses Bild in der Nähe der Börse. Hier liegen große Seeschiffe dicht neben dem Boll- werk und strecken ihre Klüverbäume weit in die Straße hinein. Die Fuhrleute schreien fleißig ihre Waren aus, namentlich Kartoffeln; auch die Frauen rufeu ihr Gemüse mit kreischender Stimme aus, ganz so wie die Handelsfrauen in Königsberg, welche in dieser Beziehung vielleicht unübertroffen dastehen. An die norddeutsche Heimat erinnert überhaupt so

3. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 446

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 446 — die schnellen Kreuzer. Bei den Kriegsübungen der großen Seemächte werden gewöhnlich den Geschwadern eine größere Zahl Schnellkreuzer beigegeben. Beim Marsch der Schlachtflotte laufen diese Kreuzer den Panzergeschwadern in Aufklärungsgruppen weit voraus und decken auch die Flügel und den Rücken der Schlachtschiffe gegen überraschende Angriffe von Hochseetorpedo- booten, die nachts gefährlich sind. Da ans dem großen offnen Seekriegs- schauplatze der Feind aus jeder Richtung des Kompasses herkommen kann, sind viele Kundschafter nötig, um ihn rechtzeitig zu erspähen. Dabei fordert die strategische Defensive ebensoviele Kreuzer wie die strategische Offensive. Eine Panzerflotte, die selbst den Feind suchen oder sein Herankommen über- wachen müßte, würde ihre Kraft zersplittern und außerdem so viel Kohlen verbrauchen, daß sie im entscheidenden Augenblicke gefechtsuntüchtig sein könnte. Die wichtigsten Erfordernisse für die Kampfbereitschaft der Schlachtschiffe, genügender Vorrat an Kohlen und Schießbedarf, sowie gesammelte Kräfte der Besatzungen, können nur vorhanden sein, wenn die Zahl der Anfklärnngs- schiffe groß genug ist, die Linienschiffe von jeder andern Aufgabe als der, den Feind in der Schlacht zu schlagen, zu eutbiudeu. Und gerade bei einer kleinen Schlachtflotte ist es doppelt nötig, die Kräfte ohne Verzettlung für den Hauptschlag bereit zu halten. Als Aufklärungsschiffe werden bei den Panzerflotten aller Seemächte Kreuzer der verschiedensten Größen verwandt; bei keiner einzigen Seemacht begnügt man sich dabei lediglich mit kleinen Fahrzeugen, man gibt vielmehr jeder Gruppe von Kundschaftern auch große Panzerkreuzer bei. Das hat gute Gründe. Die kleinen Schnellkrenzer sind zu schwach bewaffnet, als daß sie Vorpostengefechte durchführen könnten; um durch die feindliche Vorposten- linie hindurch bis in die Nähe Der feindlichen Panzerflotte laufen zu können, müffen die Aufklärungsschiffe stärker bewaffnet, also größer sein. Mit gegebnen Verhältnissen muß man rechnen; da sowohl die französische wie auch die englische und die nordamerikanische Flotte mächtige Panzerkreuzer ihren Panzergeschwadern beigeben, dürfen wir nicht ohne Panzerkreuzer bleiben. Denn die mächtigen feindlichen Panzerkreuzer würden unsre kleinen Schnellkreuzer zurückdrängen oder gar zerstören, ehe sie ihre Aufgabe, die Stärke der feindlichen Panzerflotte auszukundschaften, erfüllen könnten. Die Verwendung der kleinen Schnellkreuzer ist auf die Abwehr vou Torpedo- bootsaugriffen und auf den Dienst als Meldereiter beschränkt. Daß die Kreuzer der Aufklärungsgruppen im einzelnen um so stärker und größer sein müssen, je weniger von ihnen der Schlachtflotte beigegeben werden können, das ist wohl jedem klar, der daran denkt, daß dem Befehlshaber der kleinern Schlachtflotte sichre Auskunft über das Herankommen und über die Stärke des Feindes viel wichtiger sein muß als dem Admiral, der auf seine Übermacht pochen kann. Treffliche Beispiele für die Unentbehrlichst von Kreuzern bei den Bewegungen der Schlachtflotten gibt Leutnant zur See Hollweg in der Marinerundschau für 1897 in dem Aufsatze: „Kreuzer- mangel und Krenzernntzen"; obwohl diese Beispiele aus der Zeit der Segel- schiffe stammen, sind sie auch jetzt uoch ebenso lehrreich, wie die Einführung der Dampfkraft Freund und Feind zugute gekommen ist, so daß die Ans- klärung und Beobachtung seitdem sicher nicht leichter geworden ist. In ähn- licher Weise wird mit Kreuzeru der Feiud, vou dessen Auslaufen aus seinem Kriegshafen man meistens Kunde haben wird, auch aufgesucht werden können,

4. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 40

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 40 — Spitznamen „perigo allemäo" beilegten und sein Kommen mit den Worten begrüßten: „da kommt die deutsche Gefahr". — Auf der Reise nach Porto Alegre traf ich mit lieben Landsleuten zusammen, deren Großeltern bereits nach S. Maria ausgewandert waren und dort eine ansehnliche Wohlhaben- heit erlangt hatten. Sie kamen eben freudig bewegt von einer Reise aus der alten Heimat ihrer Großeltern zurück, wo sie Verwandte besucht hatten, und sprachen ein so echtes Pfälzisch, daß man ihr Ursprungsland noch in der Mundart der dritten Generation erkannte. Ihre erwachsene Tochter aber tat so affig, nicht ein einziges deutsches Wort von sich zu geben, ob- wohl wir zwei Tage zusammen an Bord waren und ihre Eltern immer wieder betonten, daß sie gut Deutsch verstehe. Dafür stocherte sie — wie jeder „fashionable" Brasilianer — bereits bei der Suppe mit dem Zahn- stocher im Munde herum. — Auch in Sta. Catharina, in Jtajahy, sah ich einen Teuto-Vrasilianer, dessen eingewanderter Vater sich schweres Geld in den deutschen Kolonien erworben hat, und der so sehr auch äußerlich seine deutsche Abstammung zu verbergen suchte, daß er wie eine französische Cocotte nach Parfüm roch und aussah, wie ein seingepntzter Macao. Er meinte offenbar in seinem Größenwahn, der Geburtsort Jtajahy genüge, um Minister zu werden, weil der verehrte Deutsch-Brasilianer Minister Dr. L. Müller in Jtajahy von deutschen Eltern geboren wurde. (4. Laufpikaden im Urwald.) Das ganze brasilianische Berg- und Tafelland ist arm an Verkehrswegen. Abgesehen von den Küstenstrichen und Uferländereien fahrbarer Flüsse finden wir fast durchweg uur Pfade, keine Wege, keine dauerhaften Brücken, kein einheitliches, zweckmäßig an- gelegtes Wegnetz, wenig geregelte Wegunterhaltung und wenig organisierten Betrieb. Aber auch die Pfade finden am Urwaldrand der Randgebirge Südbrasiliens ihr Ende, und nur au markanten Pässen sah ich im Urwald die Spuren der Buger (Indianer) sich zu einem Pfad verdichten. Die üppige Vegetation gestattet wohl hier und dort für den einzelnen Mann ein Durchschlüpfen unter Zweigen oder an Stellen hohen dichten Waldes einige 100 m ein Vorwärtskommen ohne Waldmesser und Axt, im übrigen aber muß der Eindringling und erst recht, wenn ihm Träger folgen, sich eine Gasse, eine Pikade, in das Gehölz hauen. Namentlich der Außenrand des Waldes an Flußläufen und Weganlagen und oben am Gebirgsrand, d. h. wo Luft und Licht zutritt, ist mit Taquarrohr, Lianen und ähnlichen Schlingpflanzen heckenartig verwachsen. Das Eindringen in dieses turmhohe Dickicht geschieht deshalb nur aus dem Trieb der Selbsterhaltung, zur Verfolgung der Buger und zu Jagdzwecken oder im Forschungstrieb, besonders zur Erkundung der für Kolonisationszwecke wichtigen Ländereien und zum Aufsuchen der von der Natur angedeuteten Wege. Auf einer zweiwöchigen Wegeerkundung von Säo Bento nach der Platemündung fand ich so schwierigen Wald und so tiefe Schluchten, daß wir trotz anstrengendster zehnstündiger Arbeit nur 3 km täglich zurücklegten"). *) Beim Wettgehen legten trainierte Menschen oft neun und mehr Kilometer in der Stunde zurück, und bei einein der größten Kämpfe im Wettgehen in England behauptete ein Sportsman 13 km Stundenrekord während 3 Stunden. — In Deutsch-Südwestafrika habe ich wiederholt auf der offenen Steppe und ihrer „Päd" im Tag 120 km trotz der minderwertigen, afrikanischen Pferde geritten, ein scharfer Gegensatz zu der obengenannten Tagesleistung im Urwald.

5. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 128

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 128 — nicht durch einen Fehltritt nnfer Leben zu gefährden. Die gelbe Schwefel- kruste über der Oberfläche vieler Becken ist so diiuu, daß man beim Betreten durchbrechen und in der kochenden Masse sicher versinken würde. Aus vielen Öffnnngen strömt Wasser und Schwefeldampf mit solcher Heftigkeit hervor, daß das laute Getöse au das Gebläse einer Schmiede überfeines Hochofens erinnert: Papaudajau ist das sundanesische Wort für Schmiede. An anderen Stellen meint man den Pfiff der Lokomotive zu hören; die Eingeborenen nennen sie „Kareta api" = Feuerwagen, d. i. Lokomotive. Dazwischen er- tönen von Zeit zu Zeit dumpfe unterirdische Donnerschläge, als ob große, schwere Massen in die Höhe gehoben würden und wieder zurückstürzten. Kurz, es ist in dieser Riesenschmiede Vnlkans dafür gesorgt, daß nicht mir das Auge, sondern auch das Ohr uns beständig an die nnheimliche Gewalt der finsteren, nnterirdischen Kräfte erinnert, die hier nnter der dünnen, porösen Decke ihr Wesen treiben. Es ist kein Wnnder, daß die Eingeborenen diesen Höllenkessel noch mehr als den Kawa Manuk schenen; sie wollten den Krater nicht betreten und blieben unter dem Schutzdache zurück, das am Eingang desselben errichtet ist. Besonders gefürchtet sind einige große gelbe Schweselselsen, welche einer menschlichen Figur gleiche», einem Mönche mit Kapnze und Kntte oder einer Nonne im faltigen Mantel. Wirklich gefähr- lich sind übrigens die erstickenden Dämpfe von schwefeliger Sänre und Schwefelwasserstoff, die mit großer Gewalt aus vielen Löchern des Bodens ansströmen. Als ein plötzlicher Windstoß mir dieselben ins Gesicht trieb, wurde ich von heftigem Husten befallen und mußte sofort flüchten; ich hörte, daß schon öfter Besucher dadurch ohnmächtig geworden und nur mit Mühe gerettet seien. Die Begleitung des ortskundigen eingeborenen Führers ist daher auch hier nicht überflüssig. Von dem höheren Rücken des Sattels, welcher die beiden Kegel des Vulkans verbindet, genoß ich, über Geröll und Lavablöcke emporkletternd, einen vortrefflichen Uberblick über die wilde Szenerie; da wo die Bresche der nördlichen Wand sich öffnet, zeigte sich in der Ferne über dem Talkessel von Garnt eine Reihe von anderen Vnlkanen und darüber prächtige dnnkle Monsnnwolken. Jetzt begannen aber anch die Wolken, die sich inzwischen in der Nähe gesammelt hatten, mit Regen zu drohen; so trat ich um 1 Uhr den Rückweg au und war um 5 Uhr wieder in Garut. (5. Tempelruinen.) Die Hinduruinen von Brambanan bestehen nicht, wie die von Boro-Budur, aus einem einzigen, sehr großen, sondern ans zahlreichen kleinen Tempeln; sie waren nicht dem monotheistischen Buddha- Kultus, sondern der polytheistischen Brahmareligion gewidmet. Auf eiuem sehr ausgedehnten Terrain, das rings von Reisfeldern und Zuckerpflanzungen umgeben ist, sind mehrere Gruppeu brahmauischer Tempel zerstreut, deren größte und besterhaltene am linken User des Opakflusses liegt und von drei kreisrunden konzentrischen Wällen festungsartig umgeben ist. Zwischen dem äußeren und mittleren Wall sind die Reste von 157 kleinen Tempeln sicht- bar, welche in drei Reihen stehen und früher Götterbilder enthielten. Auf dem Platze, den der innere Wall umschließt, erheben sich die Ruinen von acht größeren pyramidenförmigen Tempeln in drei parallelen Reihen, zwei mittlere zwischen je drei äußeren. Der interessanteste ist der mittlere weit- liche Tempel; seine Basis ist zwanzigeckig; sein Inneres umschließt vier Räume mit großen Götterbildern. Das berühmteste von diesen ist das

6. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 96

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 96 — irischen Erscheinungen in kürzester Zeit Unheil und Schrecken in die Kara- wane trugen. Der schlimmste Feind der Trüger ist die nasse Kälte. Wenn sich ost urplötzlich bei Eintreten der Dunkelheit Regenwolken dräuend zusammen- ballen, das Firmament von Blitzen durchzuckt wird und Wirbelstürme sich erheben, dann aber prasselnde Regenfluten schon in wenigen Minuten das Lager unter Wasser setzen; — wenn im Nu die jüngeren Tiere der mit- geführten Herden, wie anch etwa mitgenommene Hühner ertrunken sind, die Menschen aber fröstelnd und halb erstarrt, von ihrem dürftigen Zeltchen kaum gegeu den Regen geschützt, sich am Boden hinkauern; — weuu die Wut der Elemente einen Höhepunkt erreicht, der von unbeschreiblicher Groß- artigkeit ist, — so wirkt alles dies, wenn anch öfters erlebt, immer wieder aufs furchtbarste und großartigste aus den Menschen ein. Ich erinnere mich solch einer tropischen Gewitternacht im britischen Ostafrika in den Ländern der Wasserscheide zwischen den Viktoria-Nyanza- und den zum indischen Ozean abwässernden Gebieten, also in einer recht beträchtlichen Höhe über dem Meere. In kurzen Minuten durchlebte ich damals so viel schaurig Gewaltiges, daß ich wohl nicht sähig bin, anch nur einen Teil davon mit Worten wiederzugeben . . . So erlebte ich es, während des Gewittersturmes binnen wenigen Minuten das Lager unter Wasser gesetzt zu seheu, die Kälber meiner mitgeführten Kühe aber und eine große Anzahl von Gegenständen in den Wasserfluten zu verlieren. Meine halberstarrten Leute suchten zwar, so gut sie es ver- mochten, Schutz im Lager; aber jene Nacht legte den Gruud zu Krankheiten verschiedener Art, die bald daraus ihre Opfer heischten. Mit einer un- beschreiblichen Heftigkeit wüteten Wasserfluten im Verein mit Wirbelwinden. Im Nu war mein Zelt umgelegt, ich selbst uuter der uassen Leinwand be- graben, und alle meine mitgeführten zoologischen Objekte waren teils fort- geschwemmt, teils vollkommen verdorben. Die Heftigkeit der elektrischen Erscheinuugen war unbeschreiblich; Blitz auf Blitz, gefolgt von furchtbaren Donnerschlägen, wechselten in unheimlicher Schnelligkeit miteinander ab, so daß die ganze Atmosphäre mit Elektrizität geschwängert schien. (3. Die Masai.) Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Einzel- heiten des Merkerschen Werkes^) einzugehen; das Für und Wider müssen die Fachgelehrten kritisch abwägen. Aber soviel ist gewiß: seit unendlicher Zeit beherrscht der ol morani, der Speerkrieger des Masaivolkes, die Steppen- länder! Mit Schild und Speer bewaffuet, schweisteu die Kriegerhorden weit umher, immer wieder ihre Viehherden ergänzend durch Viehraub aus dem Bestände der ansässigen Völkerschaften. Ähnlich dem Indianer Nordamerikas sahen die Masai in der schranken- losen Freiheit ihr höchstes Gut. Militärisch straff in ihrer Art organisiert, hielten sie alle ansässigen Volksstämme im Schach. So führten sie Tausende von Jahren ein herrliches, freies Kriegerleben, bis endlich das Eindringen des weißen Mannes ihrer Herrschaft ein Ziel setzte und sie als Volk zweifel- los bald dem Untergang entgegenführen wird. i) „Die Masai. Ethnographische Monographie eines ostafrikanischen Semitenvolkes." Berlin 1904. Dietrich Reimer.

7. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 153

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 153 — erhalten. Die Dungmittel erhalten daher eine Kostbarkeit, die — wie über- Haupt die ganze gartenbauartige Kultur dieser Huertas — an chinesische Verhältnisse erinnert. Aufs eifrigste werden alle tierischen und menschlichen Abfälle auf den Straßen und Höfen gesammelt. Die bei uns erst in den Anfängen begriffene Verwendung des gewöhnlichen Straßenschmutzes der Großstädte zur Düngung der Felder ist in Valencia bereits eine alte Ein- richtung. Bis in die sechziger Jahre hinein wagte man aus Angst vor einem Volksaufstand nicht die Straßen Valencias zu pflastern, weil die Bauern der Huerta noch von maurischer Zeit her ein Gewohnheitsrecht darauf besaßen, den unergründlichen Kot derselben als Düngmittel abzufahren. Neuerdings wird Guano in großen Mengen angewendet . . . Somit ist das Dasein des Huertabauern, wenn auch der Anblick der Gefilde, die er bewohnt, an den Garten Eden gemahnen möchte, wahrlich kein paradiesisches. Ein eiserner Fleiß, eine unermüdliche Sorgfalt und Auf- merkfamkeit ist unerläßlich und wird den Bauern der Huertas auch wirklich nachgerühmt. Leider aber entspricht der persönliche Lohn den Bemühungen nur wenig. Man kennt die wirtschaftlich traurige Lage des Landarbeiters in der Lombardei. Und gerade wie die hier geschilderten Berieselungsgebiete Spaniens in bezug auf ihre Bewirtschaftung die lebhafteste Ähnlichkeit mit der Lombardei haben, so ist auch das Los des Huertabauern dem des lombardischen ähnlich. Die außerordentlich dichte Besiedelnng des Bodens sowie der stark entwickelte Großgrundbesitz drücken die soziale Stellung des Landarbeiters schwer darnieder, und wir erleben auch hier die so oft zu machende Erfahrung, daß ein Bezirk zwar für den Nationalwohlstand höchst wertvoll und das Ganze ein Stolz des Landes sein kann, daß aber der ein- zelne Bewohner desselben diesen Segen mit dem eigenen Elende erkaufen muß. Iii. Das mittlere Spanien nebst Portugal. („Aus dem heutigen Spanien und Portugal." Reisebriefe von L. Pas sarge. 2 Bände. Leipzig, Verlag von Bernhard Schlicke ^Balthasar Elischer^. 1884, 286 und 319 Seiten. 2. Aufl. 8 Mark, eleg. geb. 11 Mark. Band I S. 59—61, 133—134, 243—244, 250—252, 255—257, Band Ii S. 212—214, 220, 228—229.) (1. Barcelona.) Um eine Übersicht über Barcelona zu erhalten, be- stieg ich den einen der Kathedraltürme. Denke dir eine über eine Meile lange und eine halbe Meile breite Muschel, welche von einem nicht erheb- lichen Bergzuge im Nordwesten eingeschlossen, im Südwesten vom Mont Jnich und südlich vom Meere begrenzt wird. Im Osten verläuft die Ebene in die Küstenlinie, welche nach Matarö führt. Diese Muschel, deren landschaftliche Schönheit nicht eigentlich bedeutend ist, öffnet sich, außer nach dem Meere, noch im Westen zwischen dem Mont Jnich und dem Berge Sau Pedro Martyr zum Tale des Llobregat. Durch diese Lücke geht die Eisenbahn nach Tarragona und die große carretera real nach Zaragoza. Nach Norden gibt es einen zweiten Ausweg durch eine Senke des die Muschel umschließenden Bergzuges am Tale des Besos bei Moncada; ihn hat die Eisenbahn nach dem Norden gewählt, welche, mit einer Abzweigung von Granollers, zugleich nach Zaragoza sührt. Diese ganze weite, all- i) Ein mächtiger Festungsberg.

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 248

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 248 — niedrigen Tribünen für den massenhaften lokalen Verkehr der Vorstädter, die an jedem Morgen mit dem bekannten schwarzen Reisetäschchen in die City und abends wieder herausfahren. Dann folgen suburbane^) Kolonien von Villen, wo die Familien jener täglich zwischen Land und Stadt hin und wieder schwingenden Geschäftsleute in frischer Luft zu frischen Menschen aufwachsen. Weiterhin zeigen sich Wiese, Wald und Wasser in ungestörter Naturfrische, und nun erscheint endlich auch die großartige Mischung dieser drei: der Park, der den erleuchteten Herrensitz am Ende jener vornehmen zweihundertjährigen Ulmenallee breit umlagert. Jetzt sind wir wirklich aus dem Lande — wir sind im Freien. Ii. Die Engländer. (Or. Carl Peters „England und die Engländer". 2. unveränderte Auflage. 6.—10. Tausend. Berlin, Verlag von C. A. Schwetschke und Sohn ^jetzt Süd-West-Ver- lag, Berlin] 1905. 284 Seiten, 6 Mark. S. 102—104, 195-200, 218—220.) (1. Volkscharakter.) Wenn man fragt, in welcher Charaktereigen- tümlichkeit die staatenbildende Befähigung der angelsächsischen Rasse letzten Endes beruht, so findet man den starken, individuellen Unabhängigkeitssinn als das hervorstecheude. In allen englischen Staatsgründnngen auf der Erde ist das System der „organisierten Freiheit" durchgeführt. Seine Formen sind Selbstverwaltung bis in die kleinsten Kreise und Repräsentiv- Verfassung für das Ganze. Dem Engländer ist jede Willkür von oben zuwider, er will selbst Herr seiner Bestimmungen sein. Aber daneben ist ihm ein starker Sinn für Ordnung und Gesetz eigen, ohne welchen der Individualismus nirgends zur Staatsbegründung führen kann. Es ist dieser Art ein hoher Grad von Achtung für das Recht der Individualität über- Haupt angeboren, und diese Achtung äußert sich in einem starken Billigkeits- sinn. Das, was man hier „fair" nennt, liegt allen ihren Staatseinrich- tnngen zugruude. Es läuft aber dieser Zug nicht etwa auf einen Humanitären Kosmo- politismns hinaus, obwohl auch hierfür eine starke Richtuug in der eng- tischen Welt nachweisbar ist. Dagegen, als praktische Maxime, bewahrt sie ihr National-Egoismus. Gegen Mitbewerber ist dieses Volk rücksichtslos, ost brutal; aber sie sind gegeneinander billigdenkend und gerecht. Keine Nation der Erde besitzt mehr Dankbarkeitsgefühl gegen ihre nationalen Helden, ja gegen jeden, welcher bemüht ist, der Gesamtheit zu dienen. Im Umfang der angelsächsischen Weltherrschaft lohnt es sich, gemeinnützig zu sein, und dies ist nicht die letzte Ursache für den wunderbaren Aufschwung dieser Rasse. Es ist nirgendwo leichter für eine „starke Persönlichkeit", Spielraum für ihre Kraft zu finden, als unter den Engländern. Aus dieser Grundanlage ergibt sich, daß der Neid in der politischen Entwickelung des Angelsachsentums eine so geringe Rolle spielt. Treitschke nennt die Deutschen das undankbarste Volk der Welt, und wir alle wissen, wie stark das Gefühl des Neides im sozialen und politischen Leben Deutsch- lands sich geltend macht. Hier liegt sicherlich die letzte Ursache für den traurigen Gang der deutschen Geschichte im Vergleich mit der englischen. suburb (ßvbörb) — Vorstadt.

9. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 249

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 249 — Denn nicht etwa entwickeln sich die Volkseigenschaften aus den äußeren Schicksalen, sondern umgekehrt, die äußeren Schicksale gehen ans den Volks- eigenfchaften hervor. Die Ermordung Hermann des Chernskers durch seinen eigenen Stamm ist typisch für unsere ganze Geschichte gewesen. Jedes Volk hat nicht nur die Regierung, sondern auch die Schicksale, welche es verdient. Zu dieser Grundlage eines starken, mit Billigkeit gegen andere ver- bnndenen individualistischen Unabhängigkeitsgefühles kommt bei den Eng- Ländern ein nüchterner, ans das Reale gerichteter Sinn, um sie zu einem politischen Volk zu machen. Sie haben vorwiegend „common sense" oder gesunden Menschenverstand und sind frei von dem Befangensein in theore- tischen Schablonen. Die Richtung ihres Verstandes ist induktiv, der De- duktion abgewendet. Sie erfassen demnach vorliegende Probleme mehr mit einer naiven Unvoreingenommenheit als Völker, welche geschult werden, nach abstrakten Theorien zu denken. Es trägt dieser Zug viel dazu bei, den englischen Einrichtungen so oft den Charakter des Unordentlichen, ja des Saloppen zu verleihen; aber es erhält ihnen auf der anderen Seite den Stempel der Urwüchsigkeit und Frische. Kein Volk ist weniger methodisch als das englische; aber kein Volk ist weniger von der „grauen Theorie" belastet. Dies macht sich fühlbar in der Mangelhaftigkeit aller ihrer ftaat- lichen Organisationen; aber es gibt ihnen anderseits die natürliche Elastizität, sich schnell in neue und ungewohnte Verhältnisse zu finden. Deshalb sind sie die geborenen Kolonisatoren der europäischen Welt. (2. Arbeitszeit des Arbeiters.) Seine Arbeitszeit an den Wochen- tagen, außer Sonnabends, ist von 6 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags; an den Sonnabenden aber nur bis 2 Uhr nachmittags. Während dieser Stunden hat er zwei Erholungspausen, vou 8—8x/2 Uhr für sein Frühstück und von 12—1 Uhr für sein Mittagessen. Dies gibt ihm an fünf Tagen 9*/,,, am Sonnabend aber nur 6l/2 Arbeitsstunden, im ganzen 54 Stunden jede Woche. Dies ist verschieden in den Minen, wo von 7 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags gearbeitet wird mit nur einer Unterbrechung von 1i2 Stunde zwischen 11 und 11% Uhr morgens für eine Mahlzeit, und auch beim eigentlichen Landarbeiter, welcher von 6—6 Uhr arbeitet, aber im ganzen 2 Stunden Pause erhält. Die Tatsache, daß der eigentliche Fabrik- und Straßenarbeiter (Navvy) in der Regel um 5 Uhr nachmittags mit seiner Arbeit fertig ist und in den Schoß seiner Familie zurückkehren kauu, am Souuabend aber schon um 2 Uhr mittags, während er den ganzen Sonntag überhaupt frei hat, bedeutet, wie ich nicht darzulegen brauche, ein außerordentlich hohes Maß häuslichen Behagens gegenüber dem Deutschen. Wie lebt nun unser Freund an einem gewöhnlichen Tage? Um 5 Uhr morgens wird er aufstehen müssen, um sich anzukleiden und zu seiner Fabrik oder seiner sonstigen Arbeit zu wandern. Seine Frau, wenn er eine hat, oder feine Hauswirtin kocht ihm vor dem Aufbruch eiue Tasse Tee oder, neuerdings mehr und mehr, Kakao, zu welcher er ein Stück Brot mit Butter, Margarine oder Bratenschmalz (dripping) ißt oder auch nicht. Auf seinen Weg nimmt er sich einen gehörigen Knust Brot mit, zu dem er sich in irgend einem frühen Laden ein Stück Speck (rasher) kauft. Dies mit einer Kanne Tee, für welche er einen halben Penny ausgibt, bildet sein eigent- liches Frühstück um 8 Uhr. Den Speck brät er sich ans offenem Feuer

10. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 336

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 336 — Genügsamkeit. Unnütze Ausgaben sind ihm verhaßt. Das zeigt sich beson- ders in seiner Kleidung und Kost. Solange ein Kleidungsstück der Aus- besserung noch fähig ist, wird es nicht in den Ruhestand versetzt. Die alten Volkstrachten sind leider, soweit das männliche Geschlecht in Frage kommt, sast gänzlich verschwunden. Die jüngeren Personen kleiden sich durchgängig „ftädt'sch". Etwas abweichend erscheint die Tracht der älteren Männer, soweit sie mit Jndnstriearbeit nicht in Berührung kommen. Wochentags wird von ihnen zumeist der blauleiueue Kittel, eine lange Bluse, getragen; des Sonntags geht der ältere Mann einher in einem langschößigen schweren Tuchrock. Eine kurze Weste von schwarzem Seidenstoff — zuweilen auch buntfarbig — umschließt die Brust. Ein schwarzseidenes, zu einem schmalen Streifen zusammengelegtes Halstuch bildet den Abschluß nach oben. Statt des Hutes deckt eine Mütze mit breitem Augenschirm den Kops. — Ein mehr charakteristisches Gepräge weist die Tracht der älteren Frauen auf. Beson- ders die Landfran liebt es, durch eine Menge schwerer übereinanderliegender Röcke ihrer Erscheinung Fülle und Rundung zu geben. Je größer der Besitz, um so breiter die Bäuerin. Bescheiden ist die Kost, die der Thüringer Landbewohner jahraus, jahreiu genießt. Kartoffeln in der mannigfachsten Zubereitung und Brot sind für weite Volkskreise die hauptsächlichsten Nahrungsmittel. Besser ist es natürlich Sonntags um den Tisch bestellt. Da erscheint stets Fleisch oder geröstete Bratwurst auf demselben als Beilage zu dem Lieblingsgerichte des Thüringers, dem Kartoffelkloß. Den Namen des letzteren läßt der Dichter von Rudolstadt, Herr Anton Sommer, in seinen mundartlichen Dichtungen durch folgendes Rätsel ergründen: „Horch, Andrees, ech will d'r ämal ä Rätsel offgabe, probier'sch, ob de 's rauskriechst. Gucke, 's sinn vier Silben. De erschte ös rond, de zwäte und drötte besamm —- ös a rond; de erschte, zwäte und drötte besamm — ös a rond; de verte — ös a rond; nn alle viere besamm — ös a rond. Was ös änn das? No, ech sih der'sch an Gesöcht an, däß de 's nech raus- bröngst, du Drihnöckel, zermartre dei Geherne nech, ech will der'sch sa: das ös d'r Ardapfelklus" (Kartoffelkloß). Ja, so ein Kartoffelkloß ist, wenn er wohlgeraten, weder schliffig noch „klitschig", eine fein wollige Struktur auf- weist, „nnr was Rares" ... A. Meuselbach, Giebichenstein. (2. Das Werratal bei Treffurt.) Nichts ist ergötzlicher als Ge- schichten von verkleideten Fürsten, die sich unerkannt unter den gemeinen Haufen mischten und allerlei Wunderliches erlebten. Der eine ging kalt und ohne Grnß an ihnen vorüber; der zweite guckte die verkappte Größe spöttisch vou der Seite an; der dritte gab ihr im Gedränge einen derben Rippenstoß; der vierte kränkte sie mit losen Reden. Wie köstlich nun, wenn die verkannte und beleidigte Majestät den grauen Rock aufriß und die funkelnden Ordenssterne zeigte, wenn der Frevler schier in die Erde ver- sank, verwirrt Entschuldigungen stotterte und endlich Gnade fand! Jede Ehrenrettung freut und jeder Akt der Gerechtigkeit befriedigt uns. Das gilt von Personen und Sachen, anch von verkannten Orten. Wie mancher schöne Erdenwinkel gleicht noch einer zugeknöpften Majestät! Mit Kronen auf dem Haupte und Orden auf der Brust schmückt er sich jahrein jahraus nur für sich selbst. Zu diesen unbekannten und selten besuchten Majestäten gehört das Werratal vou Kreuzburg über Treffurt und Wanfried nach Eschwege. Der anmutige Talcharakter steigert sich hier
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