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aus dem Hause Hohenzollern 1427 die Burg nebst Pertinenzeu an die Stadt
verkaufte, um mit den erhaltenen 120 000 Gulden die Mark Brandenburg
als erbliches Lehen zu erwerben. Ob dieses Kaufes und der Gebietsver-
mehrung befehdete der Markgraf Brandenburg-Bayreuth-Kulmbach die Reichs-
stadt schwer und nachdrücklich. Lauten Widerhall fand die Reformation in
Nürnberg, kräftigst unterstützt durch die durch Anton Koberg hochgebrachten
Fortschritte in der Buchdruckerkuust. — Tilly vermochte der stark befestigten
Stadt keinen Schaden zuzufügen. Gustav Adolf, jubelnd empfangen, konzen-
trierte 40 000 Mann bei Nürnberg, errang aber Wallenstein gegenüber
keinen Erfolg.
Blieb die Reichsstadt auch vor Schicksalsschlägen, wie sie Magdeburg
erlitt, verschont, so erschütterten die Folgen des schweren Krieges Nürnbergs
Größe, zerstörten Handel und Verkehr, Gewerbe und Gesundheit. Nach dem
Siebenjährigen Kriege und dem Raubzug der Frauzoseu ging es rasch dem
politischen und finanziellen Verfall entgegen. Vom gebeugten, innerlich
gärenden Nürnberg wollte trotz der Bitte um Schutz der König von Preußen
uichts wissen, es kam die Auslösung des deutschen Reiches, Nürnberg verlor
die Selbständigkeit und wnrde 1806 Bayern einverleibt.
Als Handelsstadt stand das alte Nürnberg ebenso machtgebietend da
wie als Stätte emsiger Gewerbe; hente wandern Nürnberger Spielwaren
und Lebkucheu über die Ozeane, und als Industriestadt geuießt Nürnberg
hohen Ruf. Die Taschenuhr ist in Nürnberg erfunden worden, ebenso die
Windbüchse, das Feuerschloß, der Metalldruck, die Probierwage. Treu
gepflegt ward schon im 14. Jahrhundert die Kunst, und Heinrich Behaim,
Veit Stoß, Adam Krafft hatten vielfache Gelegenheit zur Betätigung
ihrer Kunst.
Albrecht Dürer ist unsterblich in der Geschichte der deutschen Kunst,
nicht minder Peter Bischer, der Schöpfer des Grabmals des heiligen
Sebaldus, eines der herrlichsten Knnstdenkmale Deutschlands. Der große
Seefahrer und Schöpfer des ersten Globus, Martin Behaim, ist ein Nürn-
berger Kind, ebenso Veit Hirschvogel, der geniale Glasnialer, Hieronymus
Paumgärtner, der gelehrte Freund Melanchthons und Begründer der Stadt-
bibliothek, Wenzel Jamnitzer, der berühmte Meister der Goldschmiedekunst,
Melchior Pfinzing, der Verfasser des „Theuerdank", Johann Regiomonlanus,
der große Mathematiker. Hier saug die Nürnberger Nachtigall, der Schuh-
macher Hans Sachs.
Die zirka 140 000 Einwohner zählende Stadt trennt die Pegnitz in die
Sebalder- und Lorenzer-Seite, so uach den beiden Hauptkirchen genannt.
Sieben alte Brücken und mehrere Stege stelleu die Verbindung her; darunter
ist die Fleischbrücke, nach dem Muster des ponte rialto in Venedig, die
berühmteste. Wie einst steht noch die Umfassungsmauer und der tiefe,
jetzt trockengelegte riesige Stadtgraben. Drei Tore stehen noch; das Lauser-
tor ist bis auf deu Turm aus Verkehrsrücksichten niedergelegt worden. Jllus
gleichen Gründen wurden noch andere, historisch weniger bedeutende ^.ore
eingerissen. Für immerwährende Zeiteu soll die schöne Partie vom neuen
Tor bis zum Maxtor inklusive Stadtgraben erhalten bleiben. -— Nürnbergs
Kirchen sind einzig schön und weisen einen Reichtum an Kunstwerken auf,
wie er anderswo vergeblich zu suchen sein dürfte. Hochgeschätzt ist Nürn-
bergs Bibliothek und Stadtarchiv im alten Dominikanerkloster, hochinteressant
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Brandenburg-Bayreuth-Kulmbach Anton_Koberg Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Heinrich_Behaim Heinrich Adam_Krafft Albrecht_Dürer Albrecht Peter_Bischer Martin_Behaim Hirschvogel Hieronymus
Paumgärtner Wenzel_Jamnitzer Melchior_Pfinzing Johann_Regiomonlanus Johann Hans_Sachs
166
einmal um l/2 Procent gestiegen. Jedoch sind die Ursachen die-
ser Erscheinung, wie Cholera, starke Auswanderung, andauernd
hohe Preise der Lebensmittel, wohl nur vorübergehender Natur.
Vom Herausgeber.
7. Der preußische Staat.
Historisch-statistische Uebersicht.
Preußen, eine der 5 europäischen Großmächte und die
zweite Großmacht Deutschlands, bildet einen Staat, welcher zwar
die meisten deutschen Unterthanen, aber auch die verschieden-
artigsten deutschen Volksbestandtheile unter der Einheit eines
Königshauses umfaßt, ein Ländergebiet, welches sich über Deutsch-
land von dessen äußerstem Nordostende bis zum westlichsten Saum
(von Memel bis Aachen) ausbreitet.
Der jetzige preußische Staat besteht aus mehr als 50 ehe-
maligen Reichsgebieten, die durch Kauf, Eroberung, Erbschaft
und Verträge im Laufe der Jahrhunderte vereinigt wurden. Das
Stammland, die Mark Brandenburg, um Christi Geburt von
Germanen bewohnt, wurde späterhin von den vordringenden
Slaven besetzt, seit Carls des Großen Zeiten aber von den
deutschen Kaisern erobert. Im 10. Jahrhundert werden die dort
hausenden slavischen Stämme mit dem Namen Borussen oder
Preußen belegt; diesen Heiden predigte der Bischof Adalbert von
Prag (1- 996) und der Benedictiner Bruno das Christenthum.
Der christliche Graf Albrecht der Bär, der zuerst die Altmark
besaß und sein Gebiet im Osten der Elbe ausdehnte, nannte
sich um das Jahr 1140 zuerst Markgraf von Brandenburg und
gründete 1162 Berlin. Nachdem Albrechts Stamm schon 1320
erloschen war, wurde nach mehrfachem Regentenwechsel der Burg-
graf von Nürnberg, Friedrich Vi., aus dem Hause Hohenzollern
durch Kauf Markgraf und Kurfürst 1415. Sein Gebiet war
etwa 460 □'!. groß. Im Jahre 1482 hatte sich der Staat
schon zu 685 Ql. und -bis zum Anfänge des dreißigjährigen
Krieges durch die Erlangung des Herzogthums Preußen zu
1450 n>M. erweitert; 1687 war nach Erwerbung von Hinter-
pommern, der Bisthümer Halberstadt, Minden (1648), des
Herzogthums Kleve, der Grafschaft Mark, Ravensberg (1666),
des Erzbisthums Magdeburg (1689) und anderer der Umfang
schon zu 2040 d>M. angewachsen. Friedrich Iii., der sich unter
dem Namen Friedrich I. mit Bewilligung des Kaisers Leopold
am 18. Januar 1701 zum König von Preußen machte, erweiterte
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Bruno Albrecht Albrechts_Stamm Albrechts Friedrich_Vi Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Aachen Brandenburg Christi Prag Altmark Brandenburg Berlin Nürnberg Minden Ravensberg Magdeburg
301
Anstatt auf der Eisenbahn über Croydon nach Brighton
zu fahren, wählen wir den langem, aber viel interessantem Weg
an der Küste hin; das Meer hat hier bedeutende Veränderungen
hervorgerufen, mehrere sonst bedeutende Häfen sind im Laufe der
Zeit versandet und verschlammt und die einst berühmten Fünf-
Häfen (Cinque Ports) an der Südküste: Hastings (fpr. Hehstings),
Rye (fpr. Nei), Hythe (fpr. Heith'), Dover und Deal sind, mit
Ausnahme von Dover, jetzt unbedeutend; an andern Stellen
haben Sturmfluten Stücke der Küste hinweggerissen. Das Land
sieht hier im ganzen kahl und unfruchtbar aus und gewinnt erst
weiter gegen Westen nach Portsmouth zu in der anmuthigen
Grafschaft Hampshire ein behäbigeres und fruchtbareres Ansehen.
Wir passieren die etwas verfallenen Städte Hythe, Rye und
dann die alte, als Badeort berühmte Stadt Hastings, wornach
die bekannte Schlacht benannt wird, welche 1066 der sächsischen
Königslinie ein Ende machte und Englands Krone einem Nor-
mann auf das Haupt fetzte. Die Schlacht fand jedoch nicht in
unmittelbarer Nähe von Hastings statt, sondern etwa 7 englische
Meilen nordwestlich von diesem Orte, da. wo der Marktflecken
Battle (Schlacht) durch seinen Namen das Ereigniß verewigt;
von der berühmten Abtei (Battle Abbey), die von Wilhelm
dem Eroberer in Folge eines Gelübdes gestiftet wurde, und de-
ren Abt Sitz im Parlamente hatte, sind nur noch Ruinen übrig;
die noch vorhandene Stiftungsurkunde (Carla fundationis abba-
tiae Sancti Martini de bello), nach welcher der Ort selbst Bel-
lum (Krieg) genannt werden soll, ist aber erst vom Jahre 1087
datiert. Ucber Pcvenfey, wo Wilhelm der Eroberer, von St.
Valery an der Mündung der Somme kommend, landete, an
Beachy-Head, der höchsten Felsenklippe dieser Küste (573 Fuß
hoch) vorbei gelangen wir nach der schön gelegenen und höchst -
fashionablen Meeresstadt Brighton, gegenüber dem ebenfalls
von der vornehmen Welt sehr besuchten französischen Seebade
Dieppe, wohin regelmäßig Dampfschiffe gehen. Mehr als die
glänzende Stadt fesselt uns auch hier der Anblick des schönen
blauen Meeres, das uns sogar Ersatz bieten kann für rauschende
deutsche Wälder, die in England fast gar nicht zu finden sind.
Wohl der einzige Wald von Bedeutung ist der New Forest,
angelegt von Wilhelm dem Eroberer im Jahre 1079; dieses große
Waldland mit Dörfern und Städten in seiner Mitte dehnt sich in
Gestalt eines unregelmäßigen Dreiecks von etwa 50 engl. Mei-
len im Umfange, westlich und südwestlich von Southampton (spr.
Sauth'hämten) in Hampshire aus. An der Seeküste aber sind
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Carla Sancti_Martini Ucber_Pcvenfey Wilhelm Valery Wilhelm
269
aus Venedig, Genua, Konstantinopel konnte man zu gleicher Zeit
hier ausladen sehen, die Warenhäuser seufzten unter der Last
englischer Wollballen, flandrischer Leinwand und persischer Seide.
Als im Jahre 1301 Johanna von Navarra mit ihrem Gemahl,
dem König von Frankreich Philipp Iv. (Philippe le Bel) zu
Brügge den Aufwand und die Kleiderpracht sah, äußerte sie:
„Ich glaubte allein Königin zu sein, hier aber sehe ich deren
Tausende." Lange war Brügge Residenz der Grafen von Flandern;
den Höhenpunkt seines Glanzes aber erreichte es in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts, als die Herzoge von Burgund
hier Hof hielten. In dieser Zeit (1429) wurde hier von Philipp
dem Guten bei seiner Vermählung mit Isabelle von Portugal
der berühmte Orden des goldnen Vließes (Toi8on d’or) gestiftet.
Das Wort Vließ oder Fließ bedeutet ein Fell mit feiner Wolle.
Mit diesem Ordenszeichen gewährte der Herzog dem Fleiße der
Weber von Flandern die Anerkennung, daß zu dem blühenden
Wohlstände dieser Lande nicht wenig der hohe Grad von
Vollkommenheit beigetragen habe, zu welchem es die Weber in
Verfertigung von Wollenwaren gebracht hatten. Ganz passend
also wurde das Vließ als ein Zeichen der Macht und des
Glanzes von den Beherrschern Flanderns gewählt mit der Or-
densdevise: pretium laborum non vile (kein geringer Preis der
Muhen). Der Orden des goldnen Vließes ist noch jetzt der vor-
nehmste Spaniens.
Daß in einer Handelsstadt wie Brügge die kaufmännische
Börse der Sache, wie dem Namen nach, ihren Ursprung hat,
ist nicht zu verwundern. Der alte Merian in seiner Topographie
von Niederdeutschland um 1650 nennt als eine Merkwürdigkeit
von Brügge „der Kauffleut Platz, da sie umb den Mittag und
Abend zusammenkommen, und Bursa genannt wird von deß
nunmehr abgestorbenen Geschlechts der Beursen (spr. Börsen),
ansehnlichen Häusern daselbst, so drei Seckel, Beuttel oder Bursas
in dem Wappen geführet, solche auch über den Hausthüren zu
sehen seyn, welcher Nahm hernach auch anderswo der Kauffleute
Zusammenkünften und Häusern ist gegeben worden. Ob aber
wol noch eine ziembliche Kauffmannschaft, sonderlich mit Tüchern
und Woll allhier getrieben wird, so ist doch solches nichts gegen
die vorigen Zeiten, da diese Statt das vierthe Conthor oder
vierte Niederlags-Stadt der Hansehe-Stätt vom Jahr ungefehr
1262 bis 1387 gewesen ist." — Die drei andern Waren-
Niederlagen der Hansa oder Hanse waren: Nowgorod in Ruß-
land, Bergen in Norwegen und London.
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Extrahierte Personennamen: Johanna_von_Navarra Philipp_Iv Philipp Philippe_le_Bel Philipp Philipp Isabelle_von_Portugal Seckel
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Genua Konstantinopel Frankreich Flandern Burgund Flandern Flanderns Spaniens Niederdeutschland Bursa Ruß- Norwegen London
114
nahm; aber die Franzosen herrschten hier bald mit solchem
Uebermuth, plünderten und beraubten das Land, das sie als
ein erobertes und besiegtes ansahen, so sehr, daß die Ein-
wohner bald die ehemals so verhaßte hohensiausische Herr-
schaft wieder zurück wünschten.
Als nun Conradin zum herrlichen, kräftigen Jüngling
herangewachsen war, glaubte er, da ihm die Stimmung
der Jtalianer nicht unbekannt geblieben war, den Versuch
wagen zu dürfen, das ihm geraubte väterliche Erbtheil wie-
der zu fordern. Er zog daher in seinem 17. Jahre, mit
seinem Freunde, den ungefähr in gleichem Alter mit ihm ste-
henden Friedrich von Baden, an der Spitze eines Heeres,
worin sich viele Freunde seines Hauses befanden, nach Jta-
lien. Auch hier fand er ebenfalls viele Anhänger, und er-
warb sich deren noch mehrere durch seine Freundlichkeit, wie
durch sein redliches Gemüthe. Selbst die Römer bewillkomm-
tcn ihn, zum großen Verdrusse des Papstes, mit lautem
Jauchzen, und so erschien er denn voll Hoffnung glücklichen
Erfolgs in Neapel. Hier aber scheiterten seine Plane; die
etwaige Neigung der Bewohner sich ihm anzuschließen, ward
durch die strengsten Maßregeln Carls von Anjou, unterdrückt.
Er verlor eine Schlacht, und fiel selbst mit seinem Fretmde
dem gefühllosen Sieger in die Hände. Dieser, welcher sich
in dem Besitze der geraubten Lander nicht sicher glaubte, so
lange Conradin lebte, beschloß ihn zu tödten, und ward in
diesem grausamen Entschlüsse durch das Zureden des Pap-
stes bestärkt. Zum Schein ward daher ein Gericht versam-
melt, vor welches man die beiden Jünglinge stellte, deren
bestochene oder eingeschreckte Richter sie als Räuber zum
Tode verurtheilten, und so wurden beide in der von Trauer
erfüllten Stadt Neapel öffentlich enthauptet. 1268. So
endete das Haus der Hohenstaufen.
11.
Die Kreuzzüge.
Seit der ersten Ausbreitung des Christenthums hegten
viele fromme Christen den Wunsch die Statte zu sehen, wo
Jesus Christus geboreit wurde, wo er lehrte, litt, starb und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Baden Friedrich Carls_von_Anjou Jesus_Christus
122
sechszchn Jahr nachher in einem von ihm gestifteten Klo-
ster.
Diesem ersten Kreuzzuge folgten bis zum Jahre 1270
noch sechs andere große Kreuzzüge, ungerechnet der einzelnen
Haufen Bewaffneter, die von Zeit zu Zeit dahinzogen. Die
Christen kamen nämlich im gelobten Lande bald wieder in
große Bedrangniß, ja im Jahre 1187 eroberte der türkische
Sultan Sa ladin Jerusalem wieder. Bei dieser Gelegen-
heit ward ein besonders glänzender, vielversprechender Kreuz-
zug, es war der dritte, verabredet. Es verbanden sich dazu
der deutsche Kaiser Friedrich I., der König von England
Richard Löwenherz, und der König Philipp August
von Frankreich. Allein auch dieser Kreuzzug erreichte seinen
Zweck nicht, ja dw Kreuzheere sahen nicht einmal die hei-
lige Siadt. Friedrich starb auf dem Hinmärsche, Franzosen
und Engländer wurden sich uneins, und bei der Eroberung
der Festung Ptolemais erzürnten sich Richard Löwenherz und
Leopold von Oestreich, der nach Friedrichs Tode das deutsche
Heer befehligte, so sehr, daß die Deutschen wieder heimkehr-
ten; Richard war nun nicht im Stande Jerusalem anzu-
greifen, und gab daher das Unternehmen auf. Der deutsche
Kaiser Friedrich Ii. befreite die Stadt vermittelst eines mit
den Türken geschlossenen Vertrages; aber wenige Jahre nach-
her bemächtigten sich die Türken derselben wieder, und seitdem
(1242) ist sie nie wieder in die Hände der Christen gekom-
men. Den letzten Kreuzzug unternahm der König von
Frankreich Ludwig Ix. oder der Heilige.
38.
Das Nrtter wesen.
Der kriegrische Sinn, der die deutschen Völker immer
auszeichnete, erhielt im Mittelalter eine besondere Richtung,
wodurch die Beschäftigung mit den Waffen, die außerhalb
der Städte von den freien Männern immer noch als die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Philipp Philipp August Friedrich Friedrich Richard_Löwenherz Leopold_von_Oestreich Leopold Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Frankreich Friedrichs Jerusalem Frankreich
113
deutschen Kaiser, die Letzten aber Philipp von Schwaben,
so daß nun zwei Kaiser sich lim das Regiment stritten. Für
Otto war der Papst, denn dieser, jetzt Innocenz Iii.
hatte, wie seine Vorgänger und Nachfolger den festesten
Vorsatz der Herrschaft der, für die Päpste gefährlichen Ho-
henstaufen, in Italien ein Ende zu machen.
Als nun Philipp von Schwaben von Otto von Wittels-
bach, einem Brudersfohne des ersten Herzogs von Baiern
dieses Namens, atis Rache über dessen gegen ihn bewiesene
Treulosigkeit und Falschheit, ermordet worden war, wählte
die hohenstaufische Parthei Heinrichs Vi. Sohn, den 17 jäh-
rigen Friedrich, einen Jüngling von großen vielversprechenden
Geistesgaben, zum großen Verdrusse des Papstes, der sich
denn auch bemühte, demselben so viele Hindernisse in den
Weg zu stellen, daß sein ganzes Leben ein fortwährender, und
nicht immer glücklicher Kampf gegen den Papst und die
Geistlichkeit war. Bei diesem Fürsten kam noch ein anderer
Grund hinzu, warum der Papst ihn haßte. Friedrich selbst,
für seine Zeit hoch gebildet, war ein Freund der Künste
und der Wissenschaften, die er möglichst begünstigte. Es
konnte nun nicht fehlen, daß an seinem Hofe die damalige
Unwissenheit der Geistlichen, so wie die Anmaßung des
Papstes oft verspottet wurden, woher nun der Papst die Ge-
legenheit entnahm, Friedrich als emen Religionsverächter, ja
als einen Heiden vor dem Volke anzuschwärzen, und es gelang
ihm wirklich, die öffentliche Meinung gegen diesen Fürsten
atlfzubringen. Sein Tod erfolgte 1250, und ihm folgte
sein Sohn Kon rad, doch nicht ohne heftiges Widerstreben
der Gegner seines Hauses, die einen Gegenkaiser aufstellten.
Er starb schon im vierten Jahre seiner Regierung, und
hinterließ ein Söhnlein, von den Jtaliänern Konradino
genannt, der die Reihe der Hohenstaufen auf eine traurige
Art beschloß. Ward er auch nicht zum Kaiser erwählt,
so hatte er doch gerechte Ansprüche auf die von Friedrich I.
erworbenen Länder, Neapel und Sicilien. Dieses Erbe hatte
der Papst Clemens Iv. der um jeden Preis die Hohenstau-
fen aus Italien verdrängen wollte, als erledigt ausgeboten,
doch wagte es kein Fürst die Hand nach solchem unrecht-
mäßigen Besitze auszustrecken, bis es Carl von Anjou, des
französischen Königs, Ludwigs des Heiligen, Bruder, that,
der, unterstützt von einer großen Anzahl französischer Edel-
leute, die der Beute wegen, mitzogen, diese Länder in Besitz
Straus Kinderfr. 2ter Th. 8
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Innocenz_Iii Innocenz Philipp_von_Schwaben_von_Otto_von_Wittels- Philipp Otto Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Jtaliänern_Konradino Friedrich_I. Clemens_Iv Carl_von_Anjou Ludwigs
99
Pferde, und lehrte ihnen den ersten stürmischen Angriff der
wilden Schaar zu widerstehen. Diese Waffenübungen, woran
besonders der Adel Antheil nahm, verblieben auch spater, und
es galt für eine besondere Ehre in denselben Tapferkeit und
Geschicklichkeit gezeigt zu haben. Als auch dieß geschehen
war, führte er sie zu ernsten Kämpfen, indem er die Gren-
zen gegen die Slaven zu sichern suchte. Er that daher meh-
rere Kriegszüge gegen die böhmischen Slaven, gegen die,
welche in Brandenburg und Sachsen wohnten, und errichtete
hier die Markgrafschast Brandenburg und Meißen. Auch in
das Land der Dänen zog er mit seinen Deutschen, und errich-
tete hier die Markgrafschaft Schleswig. So war das Land
von dieser Seite gesichert. Während der Zeit war der neun-
jährige Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen, und sie
schickten daher Gesandte zum König Heinrich, um den gewöhn-
lichen Tribut zu fordern. Da ließ der König einen räudigen
Hund herbeibringen, zeigte auf den, und sagte: ,,Da nehmt
Euren Tribut, und erwartet keinen Andern." Im höchsten Zorn
verließen die also beschimpften Gesandten den König, und eil-
ten in ihr Land zurück. Mit großer Wuth fielen die Schaa-
ren der Ungarn in Deutschland ein, um diesen Schimpf zu
rächen. Aber nachdem schon einer ihrer Haufen bei Sonders-
hausen in Thüringen geschlagen und zerstreut worden war,
traf Heinrich selbst auf den andern Haufen der Ungarn bei
Merseburg, wo dieselben eine völlige Niederlage erlitten.
Dieser schöne Sieg ward nicht allein durch die neu erlernte
Kriegskunst der Deutschen herbeigeführt, sondern vorzüglich auch
durch den ritterlichen Geist des Königs, der von ihm aus, auf
alle Kämpfer überging; sie alle glaubten, wenn König Hein-
rich sie anführe, so könne ihnen der Sieg nicht fehlen. Dies
geschah im Jahre 933; drei Jahr nachher verstarb dieser
glorreiche König, und hinterließ das von ihm regierte Land
einig im Innern und mächtig nach Außen.
7.
Otto der Erste, oder der Große.
Schon bei seines Vaters Lebzeiten hatten die deutschen
Fürsten demselben die Nachfolge für seinen Sohn versprochen,
und demnach wurde Otto in Mainz 937 feierlich gekrönt. Bei
7*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Sachsen Brandenburg Ungarn Deutschland Ungarn Merseburg Mainz
280
die Ausbreitung des Christenthumes in den Ländern
an der Ostsee. Nach Heinrichs V. Tode wurde
Lothar von Sachsen zum Oberhaupte des Reiches
gewählt, welche Würde er bis 1137 bekleidete. Ver-
bündet mit seinem Schwiegersöhne, dem Herzoge von
Bayern, Heinrich dem Großmüthigen oder
Stolzen, siegte Lothar im Kampfe mit den Hohen-
staufen; nach seinem Tode war Heinrich der Groß-
müthige, der ansetzt mit seinem Herzogthume Bayern
auch Sachsen durch Erbschaft vereinte, der mächtigste
Herr in Deutschland, doch hatte er sich durch sein
hochfahrendes Benehmen unter den andern Fürsten
so viele Gegner erweckt, daß die Wahl zum Reichs-
oberhaupt nicht auf ihn, sondern auf Konrad 11!.
den Hohenstaufen, den Herzog von Franken fiel.
Diesem erschien es zuvörderst nöthig, die große Macht
seines Gegners, des Herzogs von Bayern, zu be-
schränken; er gab Sachsen Albrecht dem Bären
und verlieh bald nachher' selbst Bayern an Markgraf
Leopold von Oesterreich. Als jedoch die Sachsen
dem alten Fürstenhaus treck blieben und in Heinrich
dem Löwen, des Großmüthigen Sohne, ein neuer,
mächtiger Gegner gegen das Haus der Hohenstaufen
auftrat, da entzündete sich jener lange Kampf zwi-
schen Heinrichs (des Welfen) Geschlecht und jenem
der schwäbischen Kaiser (den Waiblingern oder Ghi-
bellinen), welcher seine Flammen über mehrere Län-
der von Europa verbreitet hat. Albrecht der Bär
erkämpfte sich von ^ den Wenden die Mark Bran-
denburg.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs_V. Heinrichs_V. Lothar_von_Sachsen Heinrich_dem_Großmüthigen Heinrich Lothar Heinrich_der_Groß- Heinrich Konrad Konrad Albrecht Leopold_von_Oesterreich Leopold Heinrich
dem_Löwen Heinrich Heinrichs Heinrichs Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Bayern Hohen- Sachsen Deutschland Bayern Sachsen Sachsen Europa
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kraft, welcher jedoch nur das Recht gegen Andre mit
Strenge handhabte, desto weniger streng aber gegen seine
eigne, selbstsüchtige Natur war. Die innren Zerrüt-
tungen des Landes erreichten unter Stephan, Hein-
richs Neffen (von 1135 — 1154), eine hohe Stufe,
da kam Heinrichs I. Enkel, von seiner zuerst an
Kaiser Heinrich V., dann an den Grafen Gott-
fried vonanjou vermählten Tochter Mathilde
zur Regierung. Mit diesem König Heinrich Ii.
(von 1154—1189) beginnt in England die Linie
der Herrscher aus dem Hause Plantage net, das
den Thron in männlicher Nachkommenschaft über 3
Jahrhunderte besessen hat. Heinrich Ii. glich sei-
nem Großvater an Klugheit und Kraft, jedoch nicht
minder durch den Mangel an Selbstbeherrschung und
Mäßigung. Seine Söhne hatten sich gegen ihn em-
pört, unter ihnen kam Richard Löwenherz (von
1189 —1199) zur Regierung. Dieser persönlich
tapfere, dabey aber übermüthig stolze, rachsüchtige
und grausame Herr war es, welcher mit Philipp
August, dem Könige von Frankreich, im I. 1190
den Zug nach dem heiligen Lande antrat. Im I.
1191 ward vyn dem vereinten Heere der Deutschen,
wie der neu hinzu gekommenen Engländer und Fran-
zosen die Festung Acre wieder erobert, bald nachher
verließ Herzog Leopold von Oestreich, durch Ri-
chards verachtenden Uebermuth aufs Tiefste gekränkt,
mit seinen Deutschen die Stadt, auch Philipp Au-
gust, von des englischen Königes Stolz beleidigt,
kehrte heim in sein Land, ließ jedoch eine Schaar von
10,000 Franzosen für den gemeinsamen Krieg zurück.
Durch seine Grausamkeit, an 2500 tapfren Gefan-
genen verübt, zeigte Richard von neuem, wie wenig
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Personennamen: Stephan Heinrichs_I. Heinrich_V. Heinrich_V. Mathilde Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Richard_Löwenherz Philipp
August Philipp August Leopold_von_Oestreich Leopold Philipp_Au-
gust Philipp