Vorwort.
Als geographische Quellen sind in erster Linie solche Werke an-
zusprechen, die auf Grnnd eingehenden Studiums oder vornehmlich
durch wissenschaftliche Beobachtungen an Ort und stelle zustande
gekommen siud und aus Erforschung und Erschließung kleinerer
oder größerer Erdräume abzieleu (Werke oou den Professoren Dr. Alb.
Peuck, Dr. Theobald Fischer. Dr. Friederiken, Dr. Bezzenberger, Dr.
Fridtjof Nansen, von Drygalski, Dr. Carl Chuu, von Alexander von Hum-
boldt, Sven von Hedin u. a.). Daneben kommen die mehr gemein-
verstündlich gehaltenen volkstümlichen Neisebeschreibnngen in Betracht
(z. B. von Ehlers, Perl, Wilda, Meurer, Georg Ebers, H. vou Sodell,
Wegeuer, Passarge, Hausjakob, Baumgartner, Güßfeldt, Wilhelm von
Massow n. a.). Wenn die letzteren auch meist nur flüchtige Eindrücke
von Land und Leuteu wiedergeben, so sind sie doch fast ausnahmslos aus
Tagebuchnotizen oder Briefen hervorgegangen und enthalten darum
eine Fülle naturwahrer, lebensvoller, gleichsam in Handlung gesetzter an-
schaulicher Einzelzüge, packende Beschreibungen und Schilderungen, so daß
der Lesende den Darstellungen leicht nud mit Interesse solgen und sich an
ihnen erquicken und bilden kann. Hierzu treten Schilderungen von Land und
Leuten, die sich auf jahrelangen Aufenthalt iu fremden Landen grün-
den (z. B. Dr. Wettstein, Blumenan; Ernst Hacket, Java; Dr. Carl Peters,
die Engländer); Missionsberichte (von Flierl, Kleintitschen, D. Merensky),
Erlebnisse und Beobachtungen von Militärpersonen (Moltke in der
Türkei; Dominik, Kamernn; Schwabe, Deutsch Südwest-Asrika) und Staats-
mäunern (Bismarck in Ungarn), Darstellungen von Selbstgesehenem
und Selbsterlebtem aus der Heimat (vgl. die Quellenstücke über Deutsch-
land), Schilderungen von Dichtern (Heines Harzreise), typische Ab-
Handlungen in Zeitschriften (Nanticns, Veröffentlichungen des Instituts
sür Meereskunde, Westermanns Monatshefte, Deutsche Erde) u. dgl.
Auf diese vielseitigen Stoffquellen hinzuweisen und wertvolle Teile der-
selben für den Unterricht darznbieten, ist die nächste Aufgabe des vorliegen-
den „Quellenlesebuches".
Für die Stoffauswahl siud folgende Grundsätze maßgebend gewesen:
1. Es wurden mehr schnlwissenschaftliche als schöngeistige
Werke bevorzugt und aus ihueu Abschnitte gewählt, die schulpraktischen
Wert haben und sich durch Darbietung konkreter Einzelzüge, durch Behaud-
luug typischer Landschaften und charakteristischer Züge aus dem Volksleben
besonders auszeichnen.
2. Der Inhalt soll Zeitgemäßes bieten: Neben Landschaftsschilderungen
und geologische» Darstellungen wurden Abhandlungen aus dem Volksleben,
der Missionstätigkeit, dem Landwirtschafts-, Bergbau-, Gewerbe- und Handels-
betriebe gegeben, das Vaterland aber in den Mittelpunkt des Ganzen gestellt
(bei den fremden Erdteilen wurden besonders Schilderungen des Deutsch-
tums im Ausland berücksichtigt).
A*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: Theobald_Fischer Fridtjof_Nansen Drygalski Carl_Chuu Alexander_von_Hum- Alexander Sven_von_Hedin Ehlers Meurer Georg_Ebers Wilhelm_von
Massow Wilhelm Wettstein Ernst_Hacket Ernst Carl_Peters Flierl D._Merensky Moltke Dominik Heines_Harzreise
— 65 —
diejenigen Rechte anmaßen, welche der Bundesregierung durch die Verfassung
übertragen sind, und darf nichts unternehmen, was die Einheit der Union
aufheben und letztere schädigen kann.
Die Verfassungen der verschiedenen Staaten sind daher keineswegs gleich,
ebensowenig wie ihre ganze Organisation, Verwaltung und Gesetzgebung,
und vieles, was in dem einen erlaubt, ist in dem nächsten oder in andern
Staaten verboten und umgekehrt. Auf diesen gänzlichen Mangel an Ein-
heitlichkeit in der Gesetzgebung namentlich sind viele Konflikte der Staaten
unter einander oder mit der Bundesregierung und zahlreiche Übelstände
zurückzuführen, die das öffentliche und das soziale Leben der Vereinigten
Staaten aufzuweisen haben.
Die Bürger des Staats wählen auf Grund des allgemeinen Wahl-
rechts die Mitglieder der General Assembly, der gesetzgebenden Versamm-
lung, welche sich aus Senat und Abgeordnetenhaus zusammensetzt, und
ferner den Gouverneur, den Präsidenten. Letzterer hat seine Sekretäre, die
sein Ministerium bilden und die verschiedenen Ressorts verwalten. Er selbst
stattet dem Unionspräsidenten jährlich seinen amtlichen Bericht ab.
Als Regierungssitz wird meist nicht die eigentliche Hauptstadt des
betreffenden Staates erwählt, sondern ein kleinerer, möglichst zentral ge-
legener oder von allen Teilen des Staats leicht zugänglicher Ort; so ist
der Regierungssitz von New Jork zum Beispiel nicht etwa diese Stadt,
sondern das kleine Albany, der Regierungssitz von Kalifornien nicht etwa
San Francisco, sondern Sacramento. Manche Staaten haben sogar zwei
politische Hauptstädte, zwischen denen sie wechseln, wie Connecticut, dessen
Regierungssitze Hartford und Newhaven sind.
Der Zweck dieser eigenartigen Institution ist, die Ansammlung der
politisch einflußreichen oder maßgebenden Elemente am Regierungssitze zu
verhüten, der Zentralisation der Macht und der Möglichkeit eines seitens
der herrschenden Partei oder anderer Faktoren etwa beabsichtigten Staats-
streiches vorzubeugen.
Vii. Der Südosten der Union und der Mississippi.
(„Die Vereinigten Staaten von Nordamerika." Von Dr. Friedrich Ratzel,
Professor der Erdkunde an der technischen Hochschule zu München. Erster Band. Physi-
kalische Geographie und Naturcharakler. Mit 12 Holzschnitten und 5 Karten in Farben-
druck, München, Druck und Verlag von R. Oldenburg, 1878. 667 Seiten, 2 Bände
14 Mark. S. 488, 490-493, 517—519, 521—524.)
(1. Der Charakter des Südostens.) Wer jemals im Winter durch
den Süden, etwa durch die östlichen Teile der beiden Carolinas reiste, wo
Niederungen und dürre Sandrücken häufig miteinander abwechseln, hat den
südlichen Charakter jener und den nordischen dieser gewiß bald herausgefühlt.
Wiewohl die Zypressen des Südens (Taxodien) im Winter ihre Blätter ab-
werfen, während die Föhren der Sandrücken grün bleiben, sieht es doch im
Zypressensumpf immer halb tropisch, im Pine Barren hingegen winterlich
dürr, nordisch aus; das Unterholz und einzelne eingesprengte Bäume bedingen
den Unterschied. Im Zypressensumpf sehen wir das dichte Palmengestrüpp,
die immergrünen Aruudinarien, Lorbeer- und Heidekrautartige, und stellen-
weise Magnolien, ferner lebhaft grüne Schlingsträucher, wie Smilax und
Marquardt, Quellenlesebuch. 5
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: New_Jork San_Francisco Friedrich_Ratzel Friedrich Carolinas
— 124 —
damit die zarte Farbe und das Aroma nicht durch Anwendung der
Hände leiden.
(4. Ceylon.) Colombo liegt versteckt in Palmenwäldern und Zimt-
gärten. Die Stadt und ihre sich strahlenförmig zu den Vororten aus-
dehnenden Straßen sind weitläufig gebaut. Mehrere Süßwasserseen werden
durch Kanäle miteinander verbunden. Inmitten eines Parkes liegt das
Museum mit einer reichhaltigen ethnographischen Sammlung. Die schöue
Galle-Face-Promeuade zieht sich am Meere entlang. Schwüle, feuchte
Treibhausluft, durch die Seebrise etwas gemildert, erschwert jedes zu Fuß
gehen. Selbst für die kürzesten Entfernungen benutzt man eine Riksha,
ein leichtes — hier nur von einem Kuli gezogenes Wägelchen. Trotz der
Hitze rennt dieses sich selbst lenkende „Pferd" in vollem Trabe.
In dem unmittelbar bei dem Landungssteg gelegenen „Grand Oriental
Hotel" geht es zu wie in einem Bienenstock. Täglich lansen Dampfer aller
Nationen Colombo an, die nach Ostasien oder Australien fahren oder von
dort kommen. Während die Dampfer Kohlen einnehmen, strömen die
Passagiere in die eleganten Räume des vorzüglichen Hotels. Sitzt man in
der geräumigen „Hall" und beobachtet die hastig eintretenden Gäste, deren
Kopf meist mit dem Tropenhelm bedeckt ist, so wird man unwillkürlich an
einen Operetteuaufzug aus der „Geisha" oder „Mikado" erinnert. So
vornehm das Hotel ist, so eigentümlich berühren doch die Eidechsen, welche
überall an Wänden und Decken umherhuschen. Sie sind hier aber nützliche
Haustiere, die die Moskitos einsangen.
Iv. Java.
(„Aus Jnsulinde." Malayische Reisebriefe von Ernst Häckel. Mit 72 Ab-
bildungen, 4 Karten im Text und 8 ganzseitigen Einschaltbildern. Bonn, Verlag von
Emil Strauß (jeht Alfred Kröner, Leipzig), 1901. 260 Seiten, 6 Mark. S. 81—83,
131—132, 134, 147 — 150, 167—169.)
(1. Täglicher Wetterwechsel.) Während des größten Teils des
Jahres läuft der tägliche Wechsel von Wärme und Feuchtigkeit im Äquatorial-
klima von Bentenzorg^) mit solcher Regelmäßigkeit ab, wie es an wenigen
anderen Orten der Erde der Fall ist. Die schönsten Stunden des Tages
sind die vier Morgenstunden von 5 bis 9 Uhr; das Erwachen des jnngen
Tages, die erfrischende Kühle, der Glanz der glitzernden Tautropfen an
den Blättern, die im Licht der aufsteigenden Sonne zu funkelnden Diamanten
werden, dazu die Entfaltung der zusammengelegten Blätter, das Erwachen
der schlafenden Blumenkelche, die munteren Stimmen der Vögel und Ju-
sekten — das alles zusammen genommen ist unbeschreiblich schön! Die
Aquarellskizzen und Photogramme, welche ich in diesen goldenen Morgen-
stunden teils im Garten selbst und seiner nächsten Umgebung, teils in der
weiteren Umgegend von Bentenzorg aufnahm, werden zu den mir liebsten
Erinnerungen dieser Javareise gehören.
Um 9 Uhr vormittags beginnt die hoch aufsteigende Tropensonne ihren
mächtigen Einfluß gefahrdrohend zu entfalten, in zunehmendem Maße bis
zur Mittagszeit. Es gilt als allgemeine Regel, während dieser heißesten
Beutenzorg liegt auf den Höhen bei Batavia; es ist die Residenz des General-
Gouverneurs von Niederl.-Jndien und hat einen berühmten botanischen Garten.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Ernst_Häckel Ernst Emil_Strauß Alfred_Kröner
— 277 —
der Weg durch das Terektal aufwärts über den Kreuzbergpaß in das
Aragwatal allen Wanderungen über das Gebirge gewissermaßen von der
Natur vorgezeichnet. Kein Wunder, daß der hier alle anderen Gipfel so
gewaltig überragende Kasbek den Wanderern als der höchste und mächtigste
erschien. Es ist „der Berg" in besonderem Sinne. „Wot gora!" (da ist
der Berg!) sagt der Jämschtfchik, sobald der Gipsel des Kasbek sichtbar wird,
obwohl wir seit Stunden von lauter Bergen umgeben sind. Und auch der
Grusiuer meint den Kasbek, wenn er schlechtweg vom „mtja" (Berg) spricht,
und überträgt auf ihn alle die Sagen, die Einheimische und Fremde von
großen Bergen erzählen ...
Wunderbar sticht die sanfte Romantik dieser Täler der Südseite ab
von der starren, schauerlichen Wildnis der vom Terek durchströmten Dar-
jalschlncht im Norden. Großartig ist der Eindruck dieses von 2—3000
Meter hohen Felswänden eingeschlossenen Engwegs, wenn man von der
Ebene aus in ihn eindringt; aber geradezu überwältigend wirkt es, wenn
man von den oberen Regionen des Gebirges her hinuntersteigt in diese
drohenden, den Ausgang sperrenden Felsenmassen, die immer enger zusammen-
rücken, immer höher in den Himmel Hinaufmachsen und zuletzt kaum Raum
lassen für den tobenden Terek und die in die Felsen gesprengte Straße.
An der Teufelsbrücke, wo die Straße auf das andere Ufer hinübergeführt
wird, hat die Talsohle höchstens die Breite von 130 Metern, während die
Felswände nahezu 3000 Meter erreichen. So mögen sich wohl die Alten
den Eingang zur Unterwelt vorgestellt haben.
Diese großartigste und eindrucksvollste Strecke des Weges führt in
ziemlich unvermitteltem Übergang zu dem Ausgang des Gebirges, wo in
freundlicher Ebene das hübsche Städtchen Wladikawkas vor uns liegt. Sehr
merklich ändert sich alsbald der ganze Charakter der Umgebung. Kaum
hinausgetreten aus der mächtigen Gebirgsnatur, die den Übergang zu einem
andern Erdteil bildet, erhielten auch wir damals die Beglaubigung, daß wir
wieder in Europa waren; wir begegneten dem ersten — Radfahrer. In
Wladikawkas wurde nach kurzer Rast schon am folgenden Tage die Heim-
reise angetreten. Noch einmal fährt uns der Rostower Schnellzug an der
langen, stolzen Kette der Schneeberge vorüber; aber immer weiter tritt sie
zurück und verschwindet endlich in Wolken und Nebel. Nun sind wir ganz
und gar dieser großartigen Welt entrückt. Eindrücke ganz andrer Art treten
uns entgegen, und weiter geht es nach Norden, der Heimat zu.
Iii. Im Ural.
(„Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg," Band
Xiv. Im Auftrage des Vorstandes herausgegeben von Dr. L. Friederichsen, Ersten:
Sekretär. Mit 2 Originalkarten und 14 Lichtdruck-Tafeln. Hamburg, L. Friederichsen & Co.,
Land- und Seekartenhandlung, Geographischer und Nautischer Verlag. Neuerwall 6t, 1898.
500 Seiten, 16 Mark. „Der südliche und mittlere Ural" von Max Friederichsen
[mit 28 Original-Abbildungen^, 16 Mark, Sonderabdruck 3 Mark. S. 12—16, 17—19.)
(1. Gold-, Platin- und Eisengewinnung.) Man pflegt vom
Ural zu sagen, seine Sonnenseite sei Asien, seine Schattenseite Europa zu-
gekehrt. Man hat nicht unrecht mit dieser Behauptung. Der ganze Erz-
reichtnm des Gebirges, der Sonnenschein an ihn geknüpfter Kultur, die größere
Dichte menschlicher Siedelungen, der Segen eines ertragreichen Hüttenbetriebes
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: L._Friederichsen L._Friederichsen Max_Friederichsen Max
Extrahierte Ortsnamen: Europa Wladikawkas Hamburg Hamburg Asien Europa
— 287 —
Das Seephänomen ist nicht der ausschließliche Ausdruck der Gletschererosion,
es ist uur ein Beweis von deren geringem Alter, gleichsam ein gewisses
Stadium in der Geschichte von deren Werken. Nicht die Seen allein also
dürseu als Zeugen der Gletschererosion betrachtet werden.
Sind nun auch die großen wie kleinen Seen alter Gletschergebiete ver-
gängliche Zeugnisse eines großen Ereignisses, so kommt den ersteren doch
eine weit größere Dauer als den letzlereu zu. Nicht nur weil sie erhaltuugs-
fähiger sind, sondern weil sie auch in so bestimmter Beziehung zur Ver-
gletscherung stehen, daß sie bei deren Wiederholung von neuem an derselben
Stelle entstehen können. Dies gilt namentlich von den Seen am Rande
der Alpen; denn am Fuße dieses Gebirges mußte bei jeder Vergletscherung,
welche die Hochebene erreichte, erodiert werden. So erscheinen jene großen
Seen in gewissem Sinne als lang dauernde, bisweilen sich verjüngende
Gebilde, aber nicht vermöge der ihnen innewohnenden Unvergänglichkeit,
sondern weil sie in bestimmter Abhängigkeit zu einem periodisch wieder-
kehrenden Ereignisse in der jüngsten Geschichte des Gebirges stehen. Sie
sind nicht permanente, sondern periodische Erscheinungen in den Alpentälern.
Ii. Nürnberg und München.
(„Das ist des Deutschen Vaterland!" Eine Wanderung durch deutsche Gauen.
Herausgegeben von Josef Kürschner Mit 1275 Abbildungen. Berlin, Eisenach,
Leipzig. Hermann Hillger Verlag ^jetzt Dampsbuchbinderei F. A. Barthel, Leipzigs. 441
Seiten. S. 398—400, 406-410.)
(1. Nürnberg.) Nürnberg, die „steinerne Chronik" Deutschlands, ist
das Mekka der Deutschen, so sie Sinn für mittelalterliche Kuust, Poesie
und Baustil besitzen. Die alte ehemalige Reichsstadt wird auf jeden Besucher
einen überwältigenden Eindruck machen; es wird mit jedem Schritt ein
Stück Mittelalter lebendig, es erwachen Erinnerungen an eine große Zeit.
Überall uach alter deutscher Sitte Türme, Erker, Basteien, Grüben, Mauern,
Wälle, prachtvolle Kirchen, Häuser in herrlichster Gotik, winkelige Gassen,
krumme Brücken, schöne Brunnen, und darüber auf 72 m hohem Sandstein-
felsen die stolze Burg — ein herrlich deutsches Bild! Nürnberg ist die
wunderbarste Stadt Deutschlands fürwahr! Jahrhunderte sind vorüberge-
rauscht, doch die Stadt ist gleich, schier unverändert geblieben. Dank des
edlen Strebens des verdienstvollen Architekten Heideloff hat man bei Neu-
bauten stets die mittelalterlichen Vorbilder im Auge behalten und neue
Gebäude in Harmonie zur alten Stadt gebracht, wodurch das einheitliche
Gepräge erhalten geblieben ist. Neben Prag ist Nürnberg die malerischste
Stadt der Welt, von der die Chronisten stolz schreiben: „Es gibt nur ein
Nürnberg!" Ragt der fünfeckige Turm der Zolleruburg noch in die heidnische
Zeit hinauf, so finden wir Nürnberg selbst im Jahre 1050 urkundlich
erwähnt. Mannigfach sind die Schicksale der Stadt, die Heinrich V. zerstörte,
Konrad Iii. wieder aufbaute. Das Nürnberg, wie es erhalten geblieben,
hat Kaiser Karl Iv. geschaffen, und die goldene Bulle mit der reichsgesetz-
lichen Bestimmung, daß jeder Kaiser seinen ersten Reichstag zu Nürnberg
abzuhalten habe, nützte Nürnberg so sehr, daß die alte Noris zur vornehmsten
und mächtigsten Stadt des Mittelalters emporwuchs. Doch fehlte es nicht
auch an Leid, Fehde und Kampf, insbesondere als Burggraf Friedrich Vi.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Josef_Kürschner Hermann_Hillger Dampsbuchbinderei_F._A._Barthel Heideloff Nürnberg Heinrich_V. Heinrich_V. Konrad_Iii Konrad Karl_Iv Karl Friedrich_Vi Friedrich
Verlag von Carl Meye^Gnstav Prior) in Hannover n. Serlin W. 35.
Prüfungsexemplar steht den Herren Direktoren und Fachlehrern gratis und
postfrei zu Diensten von der Verlagsbuchhandlung: -
Heise und Marquardt,
in fünf Teilen.
Mit Karten und vielen Abbildungen.
1.—3. Teil: Erdkunde für Präparandenanftalten. Bearbeitet von E.
Heise, Seminarlehrer in Osterbnrg i. A.
4.—5. Teil: Erdkunde für Lehrer-Seminare. (Für die 3.—1. Seminar-
klasse.) Bearbeitet von R. Marquardt, Seminarlehrer in Dramburg.
Teil I, Iv und V (Preis geb. je Mk. 3.50) liegen vor,
können daher auf Wunsch sofort geliefert werden.
Teil Ii erscheint im Mai, Teil Iii (Schluß) im Oktober d. I. (1911).
Urteil des Herrn Seminarlehrers Rosenburg in Cisleben:
Marquardts Erdkunde für Lehrer-Seminare (oben Iv n. V) ist nach
meinem wohlerwogenen Urteil die bedeutendste Erscheinung der Neuzeit
auf dem Gebiete der Schulgeographie. Seit länger als einem Menschen-
alter erteile ich (neben Geschichte) Geographieunterricht am Seminare und
habe im Laufe der Zeit verschiedene Lehrbücher benutzt, die alle mehr oder
weniger einander ähnlich waren.
Marquardt aber bietet nach Inhalt, Gliederung und Darstellung des
Lehrstoffs wesentlich Neues, und das Neue ist gut und bildet einen Fort-
schritt. Das Eigenartigste und Fesselndste ist mir, daß bei der allgemeinen
Erdkunde sowohl, wie bei der Länderbeschreibung jede Lehreinheit durch
Aufstellung eines beherrschenden Gesichtspunktes ein einheitliches, in-
haltsvolles Lehrziel erhält, so daß eine streng geordnete Gedankenarbeit
zu leisten ist. Das wirkt anregend im Unterricht, hält die Teilnahme wach
und gewährt das Bewußtsein eines bestimmten geistigen Gewinnes. — Das
Vaterländische ist überall in den Vordergrund gerückt, Geologie und
Volkswirtschaftslehre sind zur Hauptsache gemacht. Die durchsichtige
Gliederung des Stoffes erleichtert ungemein den Gebrauch des Buches. Die
Abbildungen sind meist Verkleinerungen bekannter Schulwandbilder. — Daß
der V. Teil (für die Ii. und I. Seminarklasse) neben der Beschreibung Deutsch-
lands auch die mathematische Geographie, eine kurze Kartographie und die
Methodik der Erdkunde enthält, erspart den Schülern die Anschaffung beson-
derer Lehrbücher für diese Zweige. — Ich beabsichtige bestimmt, bei der
zuständigen Behörde die amtliche Einführung des Buches zu beantragen.
Eisleben. Rosen bürg.
Druck von Hesse & Becker in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
— Iv —
3. Die Stücke stammen zum guten Teil vou Forschern ersten
Ranges her und sind fast ausschließlich Werken der neuesten Zeit ent-
nommen, wo nicht, so sind die Werke doch von dauerndem Werte
(z. B. von Darwin, Alex, von Humboldt, Stanley u. a.).
Die Reihenfolge der Quellenstücke richtet sich nach der Anordnung
der „Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten" von Heise und Marquardt,
Teil Iv und V (Verlag von Carl Meyer jgustav Priort-Hannover).
Durch das Quellenlesebuch soll das geographische Lehrbuch
ergänzt werden. Beim Lehrbuch tritt die objektive Seite der Darstellung
in den Vordergrund, es wendet sich vorzüglich an den Verstand; das
Qnellenlesebnch will den geographischen Stoff auch in Verbindung mit den
persönlichen Verhältnissen und dem subjektiven Empfinden des einzelnen
Forschers und Reisenden darbieten, also mehr Herz und Gemüt bilden.
Das geographische Lehrbuch bietet den schulmäßigen Merkstoff, gibt leitende
Gedanken, behandelt große Erdräume, kommt also dem Gedächtnis zu Hilfe
und regt fortgesetzt das geographische Denken an; das Quellenlesebuch
beschränkt sich auf wenige Objekte, liefert aber von diesen eine Fülle von
Einzelzügen, ohne die ein anschaulicher Unterricht gar nicht denkbar
ist. Dazu wird der mehr schulmäßige Stil des Lehrbuches hier infofern
ergänzt, als im Qnellenlesebnch eine Anzahl von Meistern der geo-
graphischen Darstellung zu Worte kommt.
Das Quellenlesebnch ist in erster Linie für die Hand des Schülers
bestimmt. Der Stoff desselben — nach der Schwierigkeit auf Präparande und
Seminar verteilt — wäre im Unterricht selbst zur Erklärung, Vertiefung
und Ergänzung zu benutzen oder, kurz erläutert, als Privatlektüre zu
behandeln; besonders interessante, klassische Schilderungen könnten auch iu
der Stunde gemeinsam gelesen und behandelt werden. Außerdem dürfte
das Buch ein wertvolles Hilfsmittel für den geographischen Unterricht der
Lehrseminaristen in den Übungsschulen sein.
Dem im Amte stehenden Lehrer soll das Quellenlesebuch die selb-
ständige Fortbildung erleichtern; es soll ihn zum Weiterstndinm anregen, ihn
mit einem guten Teil der Fachliteratur und mit Werken bekannt machen,
die er im Unterricht benutzen, für die Schulbibliotheken anschaffen und im
Interesse der Jugendpflege (vgl. Minist. Erl. vom 18. Jan. 1911) ver-
wenden kann. Darum bietet das Quelleulesebuch größere, in sich abgeschlossene,
umsaugreiche Stilproben von guteu geographische» Schriftstellern, die den
Charakter des Originalmerkes dentlich erkennen lassen und eine genaue
Quellenangabe an ihrer Spitze tragen1). Ihr vielseitiger Bildungsinhalt
wird dem Lehrer das Interesse am geographischen Unterricht in der Schule
erhalten helfen und ihm zur Belebung des Unterrichts interessante Einzel-
züge liefern.
Wenn das vorliegende Quelleulesebuch mit dazu beiträgt, Freude an
Gottes weiter, schöner Erde, Vaterlandsliebe und Vaterlandsstolz in den
Herzen von Lehrern und Schülern zu erwecken und zu pflegen, so hat es
seinen Zweck erfüllt.
Dramburg, Ostern 1911. Rudolf Marquardt,
Kgl. Seininarlehrer.
i) Die unter *) **) ***) f) gegebenen Fußnoten gehören den Originalwerken an,
die unter "2) 3) sind außerdem erläuternd hiuzugefügt worden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Darwin Alex Humboldt Stanley Carl_Meyer Rudolf_Marquardt Rudolf
— 47 —
Steuer hinten allein nicht genügt, die Richtung gibt, diese Seitenbewegung,
so zerschellt das Boot im nächsten Moment und an Rettung ist kaum zu
denken. Bewunderungswürdig war, wie fest der Puntero beim Niederfall
des Bootes auf seinen Beinen stehen blieb, als ob er angenagelt wäre.
Nun gingen die erfahrensten Leute zurück durch den Wald und brachten die
andern Boote ebenfalls über den Fall. Einen Löwenmut kann man den
Leuten nicht absprechen; denn wie häufig nehmen diese Fahrten ein schlim-
mes Ende.
Iii. Alexander von Humboldts Keife im Gebiet des Orinoco.
(Alexander von Humboldts „Reise in die Äquinoktialgegenden des
neuen Kontinents^)." In deutscher Bearbeitung von Hermann Hanfs. Nach der An-
ordnnng und unter Mitwirkung des Verfassers. Einzige von A. v. Humboldt anerkannte
Ausgabe in deutscher Sprache. 4 Bände (in 2 Bänden). Stuttgart. I. G. Cottascher
Verlag 1859. 403, 416, 403 und 444 Seiten, 6 Mark, in einem Band 5 Mark.
Band Iii, S. 22—24. 26—27, 51—52, 75, Band Iv, S. 27—28, 315—317, Band Ii.
S. 208—209.)
(1. Fahrt auf dem Rio Apnre^), a. Uferszenerie.) Am 31. März.
Der widrige Wind nötigte uns. bis Mittag am Ufer zu bleiben. Wir
sahen die Zuckerfelder zum Teil durch einen Brand zerstört, der sich aus
einem nahen Wald bis hierher fortgepflanzt hatte. Die wandernden Jndi-
aner zünden überall, wo sie Nachtlager gehalten, den Wald an, und in
der dürren Jahreszeit würden ganze Provinzen von diesen Bränden ver-
heert, wenn nicht das ausnehmend harte Holz die Bäume vor der gänz-
lichen Zerstörung schützte. Wir fanden Stämme des Mahagonibaumes
(Oakoda) und von Desmanthns, die kaum zwei Zoll tief verkohlt waren.
Vom Diamante an betritt man ein Gebiet, das nur von Tigern,
Krokodilen und Chigniren, einer großen Art von Linnes Gattung Cavia,
bewohnt ist. Hier sahen wir dichtgedrängte Vogelschwärme sich vom Himmel
abheben, wie eine schwärzliche Wolke, deren Umrisse sich jeden Augenblick
verändern. Der Fluß wird allmählich breiter. Das eine Ufer ist meist
dürr und sandig, infolge der Überschwemmungen; das andere ist höher und
mit hochstämmigen Bäumen bewachsen. Hin und wieder ist der Fluß zu
beiden Seiten bewaldet und bildet einen geraden, 150 Toisen^) breiten
Kanal. Die Stellung der Bäume ist sehr merkwürdig. Vorne sieht man
Büsche von Saufo (Hermesia castaneifolia), die gleichsam eine vier Schuh
hohe Hecke bilden, und es ist, als wäre diese künstlich beschnitten. Hinter
dieser Hecke kommt ein Gehölz von Cedrela, Brasilholz und Gayac. Die
Palmen sind ziemlich selten; man sieht nur hie und da einen Stamm der
Corozo- und der stachlichten Pirituspalme. Die großen Vierfüßer dieses
Landstrichs, die Tiger, Tapire und Pecarischweine, haben Durchgänge in
die eben beschriebene Sausohccke gebrochen, durch die sie zum Trinken an
den Strom gehen. Da sie sich nicht viel daraus machen, wenn ein Canoe
herbeikommt, hat man den Genuß, sie langsam am Ufer hinstreichen zu
J) 1799-1804.
2) Linker Nebenfluß des Qrinoco.
3) 1 Seemeile — 950 Toisen.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Humboldts_Keife Alexander Alexander_von_Humboldts Alexander Hermann_Hanfs Cottascher Saufo_(Hermesia Cedrela
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feierliche Aufzug von Toreadores^), Picadores^), Banderilleros3) usw. in
spanischer Fechtertracht — einige auch in Zivil, mit rotem Schlips — ge-
währte ein hübsches Bild. Zunächst schritt ein junger, grauer Stier auf
den Kampfplatz, der sofort die vorgehaltenen Tücher annahm. Die Männer
sprangen geschickt hinter die vor der Brüstung stehenden Schutzwehren oder
über jene fort. Dann ward das Tier in üblicher Weise durch bebänderte
Stachelspitzen gespickt, während ihm außerdem mit Lanzen zugesetzt wurde.
Der Stier quetschte einen der Lanzenreiter an die Wand, wobei er seine
Hörner einige Male in die Weichen des armen Pferdes stieß. Pferd und
Reiter brachen zusammen, konnten sich aber wieder erheben und die Arena
verlassen. Hiermit hatte ich eigentlich schon genug von der Tierquälerei,
über die das Publikum jubelte. Schließlich sah ich noch den ziemlich ruhigen
Kampf des Toreros4), der das rote Tuch und die lange Espada5) hielt.
Es war ein schlanker, junger Mann im Ziviljackett, also ein Amateur*3),
wie es deren viele in allen Ständen gibt. Zunächst verwundete er nur
durch eiuen Stich den Stier, der darauf allen Mut verlor, stillstehend
scharrte und sich hilflos den Ausgang ansah. Dieser verzweiflungsvolle
Wunsch des Tieres, zu fliehen, erweckte mir ein quälendes Mitgefühl. Zum
zweiten Male ward es angegriffen. Unter frenetischem Beifall der Menschen
bohrte sich der Degen ihm bis zum Heft in die Gegend des Schulterblattes
ein, wo er stecken blieb. Das arme Tier schnappte, auf gespreizten Beinen
stehend, mit rückwärts gewendetem Kopfe immer nach seiner Schulter, als
wolle es sich von einem ihm unbegreiflich störenden Gegenstand befreien.
Dann schwankte es, brach zusammen und lag sterbend auf der Seite. Uu-
geheurer Jubel! Ich konnte das Schauspiel nicht länger ertragen. Draußen
in den Ställen sah ich noch einen großen hellbraunen Stier, der später sein
Ende sehr energisch verteidigt haben soll. Empört verließ ich die Arena.
Ein Volk ohne Mitleid! Es war mir ganz unsympathisch geworden, und
das Gefühl des Ekels wirkte noch lange in mir fort.
V. Der Westen der Union.
(„Weltreisebilder" von Julius Meurer. Mit 116 Abbildungen im Text
und auf Tafeln sowie einer Weltkarte. Leipzig, Druck und Verlag von B. G, Teubner.
1906. 398 Seiten, 9 Mark. S. 348, 362-363, 370—372, 380, 388—389.)
(1. Im Lande des Dollars.) Der Reisende in Amerika, der nicht
den vorausbestimmten, festgestellten Zweck verfolgt, den zu einer so glänzen-
den Höhe gebrachten Stand der Industrie und alles das, was damit im
Zusammenhange steht, zu studiereu, sondern die Schönheiten des Landes,
die besonderen Eigentümlichkeiten der Bewohner, das Volkswesen, die staat-
lichen und sozialen Einrichtungen und das, was Land und Leute Absonder-
liches oder Hervorragendes zur Schau tragen, aus eigener Anschauung
*) Gefechtsteilnehmer verschiedener Art.
2) Lanzenreiter.
3) Fußkämpfer, die dem Stier Stäbchen mit Widerhaken an den Schulterblättern
anbringen.
4) vgl. Toreadores.
5) Das Schwert.
ß) Liebhaber.
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(2. Sächsische Bauernhäuser in Brüttendorf bei Kloster
Zeven.) Wenn uns ein Mittel-, Süd- oder Ostdeutscher begleitet, fallen
ihm beim Gang durch das Dorf, das sich zwischen der 20 m hohen
Niederung der Aue, eines Nebenflusses der Oste, und einem 50 m hohen
sandigen Hügel lang hinstreckt, die getrennte Lage der Häuser, jedes in
seinem Eichenkamp, auf, die vom First bis fast zur Erde reichenden Stroh-
dächer, die lang gestreckte Gestalt der Gebäude, die er wegen der hohen
Giebeleinfahrtstür für Scheunen zu halteu geneigt ist.
_Straße._
Nach: Das altsächsische Bauernhaus in seiner geographischen Verbreitung
von Dr. W. Peßler-Hannover, zusammengestellt von Marquardt.
(3. Beschreibung des Hauses, a. Das große Eingangstor.)
Das ganze Haus (hns) macht unter dem langgestreckten, tief herabreichenden
Dach (dack) schon von außen den Eindruck der Einheitlichkeit.
_ An der zur Straße gelegenen schmalen Giebelseite befindet sich ein
großes Einfahrtstor (gröte dör), aus welcher ein Teil des Rauches über
die Diele her herauszieht; in anderen Gegenden findet sich dafür der Name
nettendör, missendör, nönndür, schünendor, porte, niendlir und andere.
Sie ist eine vom Türgericht (wo anders dorröm) umrahmte Öffnung (auch
dörlock genannt) in der Giebelwand (forwand). Die beiden seitlichen Tor-
Pfosten (dörenstinner) sind oben durch einen Holm (dorenrigel) miteinander
verbunden; unten stehen sie auf der Schwelle des Hauses (for wandsiech);
damit die Erntewagen beim Einfahren nicht anrennen, sind unten hölzerne
Prellböcke (afsetter) gesetzt. Die beiden großen Türflügel hängen in
Angeln an den dörenstinners und schlagen beim Zumachen an einen großen
Ständer (dössel, [meckler, stipel, stüttel, post, dorstenger, derenstender]),
Marquardt, Quellenlesebuch. 26
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]