Vorwort.
Als geographische Quellen sind in erster Linie solche Werke an-
zusprechen, die auf Grnnd eingehenden Studiums oder vornehmlich
durch wissenschaftliche Beobachtungen an Ort und stelle zustande
gekommen siud und aus Erforschung und Erschließung kleinerer
oder größerer Erdräume abzieleu (Werke oou den Professoren Dr. Alb.
Peuck, Dr. Theobald Fischer. Dr. Friederiken, Dr. Bezzenberger, Dr.
Fridtjof Nansen, von Drygalski, Dr. Carl Chuu, von Alexander von Hum-
boldt, Sven von Hedin u. a.). Daneben kommen die mehr gemein-
verstündlich gehaltenen volkstümlichen Neisebeschreibnngen in Betracht
(z. B. von Ehlers, Perl, Wilda, Meurer, Georg Ebers, H. vou Sodell,
Wegeuer, Passarge, Hausjakob, Baumgartner, Güßfeldt, Wilhelm von
Massow n. a.). Wenn die letzteren auch meist nur flüchtige Eindrücke
von Land und Leuteu wiedergeben, so sind sie doch fast ausnahmslos aus
Tagebuchnotizen oder Briefen hervorgegangen und enthalten darum
eine Fülle naturwahrer, lebensvoller, gleichsam in Handlung gesetzter an-
schaulicher Einzelzüge, packende Beschreibungen und Schilderungen, so daß
der Lesende den Darstellungen leicht nud mit Interesse solgen und sich an
ihnen erquicken und bilden kann. Hierzu treten Schilderungen von Land und
Leuten, die sich auf jahrelangen Aufenthalt iu fremden Landen grün-
den (z. B. Dr. Wettstein, Blumenan; Ernst Hacket, Java; Dr. Carl Peters,
die Engländer); Missionsberichte (von Flierl, Kleintitschen, D. Merensky),
Erlebnisse und Beobachtungen von Militärpersonen (Moltke in der
Türkei; Dominik, Kamernn; Schwabe, Deutsch Südwest-Asrika) und Staats-
mäunern (Bismarck in Ungarn), Darstellungen von Selbstgesehenem
und Selbsterlebtem aus der Heimat (vgl. die Quellenstücke über Deutsch-
land), Schilderungen von Dichtern (Heines Harzreise), typische Ab-
Handlungen in Zeitschriften (Nanticns, Veröffentlichungen des Instituts
sür Meereskunde, Westermanns Monatshefte, Deutsche Erde) u. dgl.
Auf diese vielseitigen Stoffquellen hinzuweisen und wertvolle Teile der-
selben für den Unterricht darznbieten, ist die nächste Aufgabe des vorliegen-
den „Quellenlesebuches".
Für die Stoffauswahl siud folgende Grundsätze maßgebend gewesen:
1. Es wurden mehr schnlwissenschaftliche als schöngeistige
Werke bevorzugt und aus ihueu Abschnitte gewählt, die schulpraktischen
Wert haben und sich durch Darbietung konkreter Einzelzüge, durch Behaud-
luug typischer Landschaften und charakteristischer Züge aus dem Volksleben
besonders auszeichnen.
2. Der Inhalt soll Zeitgemäßes bieten: Neben Landschaftsschilderungen
und geologische» Darstellungen wurden Abhandlungen aus dem Volksleben,
der Missionstätigkeit, dem Landwirtschafts-, Bergbau-, Gewerbe- und Handels-
betriebe gegeben, das Vaterland aber in den Mittelpunkt des Ganzen gestellt
(bei den fremden Erdteilen wurden besonders Schilderungen des Deutsch-
tums im Ausland berücksichtigt).
A*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: Theobald_Fischer Fridtjof_Nansen Drygalski Carl_Chuu Alexander_von_Hum- Alexander Sven_von_Hedin Ehlers Meurer Georg_Ebers Wilhelm_von
Massow Wilhelm Wettstein Ernst_Hacket Ernst Carl_Peters Flierl D._Merensky Moltke Dominik Heines_Harzreise
obschon wir in diesem Falle Hütten erwarten können, daß sie zugenommen
haben würde. Der Kindermord, welcher früher bis zu so einem außerordent-
lichen Grade herrschte, hat aufgehört; Ausschweifung ist in einem bedeutenden
Grade unterdrückt worden, und die mörderischen Kriege sind weniger häufig
gewesen.
Der Missionar I. Williams sagt in seinem interessanten Buche, daß
die erste Berührung zwischen Eingeborenen und Europäern unabänderlich
von der Einführung von Fieber, Ruhr oder irgend anderer Krankheiten
begleitet ist, welche große Zahlen des Volkes dahinraffen. Ferner behauptet
er: „Es ist sicherlich eine Tatsache, welche nicht widerlegt werden kann, daß
die meisten Krankheiten, welche auf den Inseln während meines Aufenthaltes
hier gewütet haben, von Schiffern eingeschleppt worden sind. Und was die
Tatsache noch merkwürdiger macht, ist, daß unter der Bemannung des
Schiffes, welche eine solche zerstörende Einschleppung verursacht, gar keine
Krankheit scheinbar vorhanden zu sein braucht." Diese Angabe ist nicht
völlig so außerordentlich, als sie auf den ersten Blick erscheint; denn mehrere
Fälle sind beschrieben worden, wo die bösartigsten Fieber ausgebrochen sind,
ohne daß die Parteien selbst, welche die Ursachen dazu waren, affigiert ge-
wesen wären. In der ersten Zeit der Regierung Georgs Iii. wurde
ein Gefangener, der in einem Kerker gefangen gehalten worden war, in
einer Kutsche mit vier Koustablern vor den Richter gebracht, und obgleich
der Mann selbst nicht krank war, starben doch die vier Konstabler an einem
sehr schnell verlaufenden fauligen Fieber; aber die Ansteckung verbreitete sich
nicht auf andere. Nach diesen Tatsachen möchte es beinahe scheinen, als ob
die Ausdünstungen von einer Anzahl eine Zeitlang zusammengeschlossen
gehaltener Menschen giftig wirkte, wenn sie von anderen eingeatmet werden,
und möglicherweise ist dies noch mehr dann der Fall, wenn die Menschen
verschiedenen Raffen angehören. So mysteriös dieser Umstand zu sein
scheint, so ist er doch nicht mehr überraschend, als daß der Körper von einem
Mitgeschöpf unmittelbar nach dem Tode und ehe noch die Fäulnis aufzu-
treten begonnen hat, häufig von einer so tödlichen Eigenschaft ist, daß ein
bloßer Stich mit einem bei seiner Sektion benutzten Instrument sich als
todbringend herausstellt.
Ii. In Australien und auf Samoa.
(„Samoa, die Perle der Südsee", & jour gefaßt von Otto E. Ehlers,
6. Aufloge; Berlin, Hermann Paetel. 1904, 191 Seiten, 4 Mark. S. 14, 15, 17, 18,
24, 25, 31—33, 4ü, 41, 48, 49, 75—77, 80—82, 129—131.)
(1. Adelaide.) Wer etwa nach Australien kommt in der Erwartung,
auf Schritt und Tritt von boxenden Känguruhs angerempelt zu werden,
das Emu seine Eier in die Rinnsteine legen und das Schnabeltier seine
ausgebrüteten Jungen an den Straßenecken säugen zu sehen, der wird sich
schon am ersten Tage schmerzlich enttäuscht sehen. Ich hatte, durch ameri-
kanische Erlebnisse gewitzigt, meine Erwartungen auf ein möglichst geringes
Maß herabgeschraubt und fand, daß ich gnt daran getan hatte, da ich nun-
mehr angenehm überrascht wurde.
Adelaide, die Hauptstadt Südaustraliens, die ich nach etwa halbstündiger
Eisenbahnfahrt durch schönes frischgrünes Weideland erreichte, macht mit
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Personennamen: Williams Otto Ehlers Hermann_Paetel
Extrahierte Ortsnamen: Georgs Australien Samoa Berlin Adelaide Adelaide
— 20 —
sonstwo in der Welt, zumal sich die Schurzeit der verschieden Kolonien
über den größten Teil des Jahres verteilt. Bisher erhielten die Scherer
20 Mark für je 100 geschorene Schafe, doch ist neuerdings infolge der
niederen Wollpreise das Schergeld auf 18 Mark fürs Hundert herabgesetzt,
eine immerhin recht anständige Bezahlung, wenn man bedenkt, daß geübte
Scherer 80 bis 100, ja selbst 120 Schafe am Tage bewältigen.
Während in früherer Zeit das Schaffleisch in Australien nahezu wert-
los war, hat im letzten Jahrzehnt die Ausfuhr gefrorener Hammel nach
Europa eiueu für die Australier ebenso erfreulichen wie für die europäischen
Landwirte bedenklichen Umfang angenommen. Wenn erst einmal alle jetzt
im Bau begriffenen und geplanten Gefrieranstalten ihre Tätigkeit begonnen
haben, dann ade ihr armen europäischen Schafzüchter. Nun, hoffen wir,
daß es der hohen Obrigkeit bei uns gelingen möge, noch rechtzeitig eine
gefrorene australische Schaftrichine zu entdecken, bevor der Hammel des
fünften Weltteils die deutschen Landwirte dazu zwingt, nachdem sie das
Hungertuch allmählich verzehrt haben, am Bettelstabe weiterznnagen.
(4. Goldgewinnung.) Ballarat, mit einer Bevölkerung von etwa
45 000 Einwohnern bei weitem die bedeutendste aller australischen Binnen-
landstädte, verdankt seine Entstehung der in das Ende der vierziger Jahre
fallenden Entdeckung außerordentlich reicher Goldfelder und ist auch heute
noch eine Minenstadt in des Wortes vollster Bedeutung, wenn auch die
Zeiten, in denen das Gold gleichsam auf der Straße lag, und in denen der
Revolver eine Rolle spielte, längst entschwunden und dahin sind. Heute
liegt das Geld nicht auf, sondern unter deu Straßen Ballarats; Schachte,
die oft eine Tiefe von 3000 Fuß haben, führen hinab zu dem goldhaltigen
Quarz, von dem nicht selten mehrere tausend Kilo mühsam in riesenhaften
Stampfmühlen zermalmt werden müssen, um eine einzige Unze*) reinen
Goldes zu gewinnen. Kleinere und größere solcher Mühlen finden sich über
die ganze Stadt verstreut, und wenn man hört, daß 2 75 000 Unzen die
Ausbeute eines Jahres sind, so kann man sich ungefähr einen Begriff davon
machen, welche Unmaffen Quarzes hier gefördert und verarbeitet werden.
Ich besichtigte eine der größeren Waschanstalten, in der 80 Stampfen
einen geradezu ohrenbetäubenden Lärm vollführten. Die zerstampfte Masse
hat verschiedene Schlemm- und Mahlprozesse durchzumachen, und das Ende
vom Lied ist sehr viel weniger Gold, als der Laie sich's vorzustellen pflegt.
Die Arbeiter in den Minen erhalten 7,50 Mark Tagelohn; sämtliche Minen
sind in den Händen von Aktiengesellschaften, und alles ist so prosaisch wie
möglich. Die Romantik des Goldgräberlebens, wie Gerstäcker uns dasselbe
geschildert hat, findet sich nur noch gelegentlich in unentdeckten Golddistrikten,
wie beispielsweise letzthin in den in Westaustralien gelegenen Coolgardie-
Minen, in denen binnen wenigen Monaten Millionen verdient worden sind.
Aber die Romantik ist auch da nicht von langer Dauer gewesen: der
Kapitalist verdrängt den auf seine eigene Faust grabenden Abenteurer: eine
Quadratmeile nach der andern ging in die Hände großer Gesellschaften
über, und dem kleinen Mann, der gestern noch die Möglichkeit sah, in einem
Tage, wenn das Glück ihm lächelte, ein reicher Mann zu werden, ist heute
i) Ein englisches Gewicht für Edelmetall — 3/12 Pfund; eine deutsche Unze
— 2 Lot oder x/16 Pfund.
L
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt]]
Extrahierte Personennamen: Gerstäcker
Extrahierte Ortsnamen: Australien Europa Goldgräberlebens Westaustralien
— 24 —
einer amerikanischen Stadt, die ebensogut auf den Goldfeldern Kaliforniens
oder sonstwo in der Welt hätte entstehen können; denn das Grün, das sie
aufzuweisen hat, verdankt sie künstlichen Anlagen, und ihre Gärten erinnern,
einige wenige Palmen ausgenommen, mehr an Südfrankreich als an die
Tropen. Die Berge sind meist kahle, ausgebrannte Krater, mit großen
Strecken kahlen Landes zu ihren Füßen, die nur hie und da durch Zucker-
rohrselder, Bananen- und Taroplantagen unterbrochen werden. Etwas
grüner sah zwar die jenseits der Berge gelegene Küste aus; aber paradiesisch
konnte ich auch diese durchaus nicht sinden.
Die anderen Sandwich-Inseln ähneln Oahu. Die größte derselben,
Hawaii, ist allerdings an der Nordostküste zumeist grün und stellenweis wild-
romantisch; aber dafür sind West- und Südseite mit riesigen Lavafeldern
überzogen. Wohl kommen auch auf den Hawaii-Jnfeln schöne, sogar recht
schöne Punkte vor, und im Mondschein sehen die kahlen, scharfgekanteten
Kraterwände recht gut aus; die Mondscheinnächte Honolulus sind aber nur
dadurch so berühmt geworden, daß die zwischen Sydney und San Francisco
verkehrenden großen Mailsteamer hier eine Nacht liegen bleiben und den
Passagieren gerade Zeit lassen, sich von einigen abgelebten Hula-Mädcheu
etwas vortanzen zu lassen, dabei Champagner zu trinken, von Schönheit und
Liebe zu schwärmen, um, wenn der Kopfschmerz des nächsten Tages über-
wunden ist, die Insel für das irdische Paradies zu erklären.
So wenig einnehmend wie das Land sind seine jetzigen Bewohner, die
aus amerikanisierten Eingeborenen, aus Chinesen, Japanern und aus Weißeu
bestehen, die entweder Amerikaner sind oder es zu sein zum größten Teil
vorgeben. Die Kanakas bilden einen solchen Mischmasch von Polynesischem
und Amerikanischem, daß sie gerade auf der Stufe stehen, wo einem der
Mensch am unangenehmsten ist. Das frühere schöne, harmlose und immer
fröhliche, durch seine anmutenden Lieder und Tänze berühmte Naturvolk ist
längst ausgestorben, was übriggeblieben, wird auch nicht mehr allzulange auf
dieser Erde weilen; die Hawaiier gehen ihrem Ende schnell entgegen, um so
schneller, als die Mädchen, statt ihresgleichen zu heiraten, lieber nach den
Städten wandern, um nach einem kurzen, Eros, Tralles und Terpsichore
geweihten Leben zugrunde zu gehen.
Das Interessanteste auf den Hawaii-Jnfeln, zugleich eiue der großartig-
sten und erhabensten Erscheinungen unseres Planeten, ist der Kilauea aus
Hawaii mit dem feuerflüssigen Lavasee Halemaumau, „das Haus des ewigen
Feuers".
Es ist jetzt nicht mehr schwer, dorthin zu gelangen. Gehören die Schiffe,
die zwischen Oahu und Hawaii verkehren, auch nicht zu den besten, ist der
zurückzulegende Landweg auch keiue Kunststraße, so sieht und hört man auf
der Reise doch soviel Interessantes, daß die Zeit schnell genug vergeht. Die
Schiffe verlassen Honolulu des Morgens. Schon an der Landungsbrücke
bietet sich ein belebtes, anziehendes Bild. Die Abreisenden werden von
Freunden dermaßen mit Blumen behangen, daß sie oft einer wandelnden
Blumenpyramide ähneln, die vom Träger nur einen Hut und das Ende von
ein Paar Beinen sehen läßt. Blumen sind auch heutigen Tages noch der
Lieblingsschmuck der Kanakas, und die Sitte, Blumenketten zu verschenken,
ziehe ich der unsrigen, Damen Blumensträuße mitzugeben, entschieden vor,
man behält dabei wenigstens die Hände frei. Das Schmücken geschieht nicht
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Goldfeldern_Kaliforniens Oahu Hawaii Sydney San_Francisco Hawaii Lavasee_Halemaumau Oahu Hawaii
— 28 —
dem Jnselchen Tami begonnen; 1890 verlegten wir die Station Simbang
vom niedrigen Strand auf einen dahinterliegenden Hügel. 1892 kam Bruder
Höh an und am 8. November des gleichen Jahres wurde die Station aus
dem Sattelberge dauernd besetzt und in den nächsten Jahren unter viel
Hindernissen ausgebaut.
(2. Sprachstudien.) Wenn man als erster Missionar in ein Heiden-
land kommt, zu einem Stamm wie die Jabim noch 1886 waren: — ihre
Sprache noch ganz unbekannt — so ist man die erste Zeit unter ihnen wie
ein Taubstummer. Die deutschen Beamten hatten zwar eine kleine Wörter-
sammlung von ungefähr 100 Vokabeln zusammengebracht. Wie ich aber in
der Folge herausfand, war ein Teil der Worte falsch, ein zweiter Teil halb
richtig und vielleicht ein Drittel richtig, wie es ja bei solchen ersten Wörter-
sammlungen nicht anders sein kann. Aber eine kleine Hilfe war das Ver-
zeichnis immerhin. Es freut die Leute, wenn man auch nur einige Worte
mit ihnen stammeln kann. Es hilft einem, wenn man gleich nach Weg und
Steg, nach Mensch und Dorf, nach Essen und Wasser sragen kann. Bei
jedem äußeren Dinge, dessen Bezeichnung ich noch nicht wußte, fragte ich
bei Begegnung mit Schwarzen asa? (was?), indem ich die Hand auf den
betreffenden Gegenstand legte. Auf diese Weise erhält man in kurzer Zeit
die Namen für alle gewöhnlichen äußeren Dinge. Etwas schwerer geht es
mit den Tätigkeitswörtern; aber auch da erhält man die Bezeichnungen für
äußere Tätigkeiten wie gehen, lanfen, springen, schneiden, hacken, klopfen usw.,
indem man diese Tätigkeiten vormacht und dann das Fragewort (asa)
braucht. Abfragen kann man von der Sprache nur das Äußerlichste; vieles
muß man ganz allmählich finden dnrch stilles Beobachten und Hinhorchen
— und erst nach vielen Jahren kann man sagen, daß man die Sprache
wirklich versteht. Der Papua hat wohl Worte für stark und gut, aber nicht
für die Stärke und Güte, noch weniger finden sich Ausdrücke für geistliche,
himmlische und göttliche Dinge. Da muß man sich durch mühsame Um-
schreibungen helfen und fürchtet doch, das Beste zu verschütten, wenn man
die göttlichen Wahrheiten in die armen Mundarten dieser Heiden nmzn-
gießen sucht.
Es ist aber diese Armut an Worten doch auch zu etwas gut; sie
zwingt, daß man zu den großen schwarzen Kindern recht einfach und schlicht
über die geistlichen und göttlichen Dinge redet.
Aber das bisher über sprachliche Schwierigkeiten Angeführte ist noch
lange nicht alles. Das schlimmste ist die Vielsprachigkeit der Heiden aus
Neuguinea. Der Jabimstamm, wo Simbang lag, zählte nur etwa 1000
Seelen; benachbarte Stämme an der Küste und aus nahen Inseln sprechen
verwandte, aber doch eigenartige Dialekte; jedoch völlig verschieden von der
Küstensprache ist diejenige der Bergbewohner, der Kai, die demnach besonders
studiert sein wollte.
(3. Äußere Arbeiten.) Nun zu den notwendigen äußeren Arbeiten
bei Begründung einer Mission in einem wilden Heidenland! Wenn ein
Missionar in ein Kulturland wie Indien oder China zieht, so kann er da-
selbst ein Haus mieten in Dorf oder Stadt und die nötigen Lebensmittel
sich kaufen." Die Kultur in Neuguinea ist jedoch anderer Art. Ihre Häus-
lein bauen die Schwarzen- auf Pfähle ein bis zwei Meter über den Erd-
boden, der großen Feuchtigkeit wegen. Sie haben nur einen Raum mit
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Papua Neuguinea Indien China Neuguinea
— 36 —
gegossen. Alle, die sich zur Zeit des Essens im Gehöste befinden, erhalten
einen Teil; denn der Kanake ist sehr gastfreundlich und ladet alle Anwesen-
den ein, mitzuessen. Würde jemand nicht eingeladen werden, so müßte er
das als eine Beschimpfung auffassen. Da der Wilde sich aber nicht zweimal
einladen läßt, so wartet man lieber, bis die lästigen Besucher sich entfernt
haben.
(8. Religiöse Vorstellungen.) Der Tambn^) ist bei den Kanaken
von viel höherer Bedeutung als das Geld bei uns. Aus dem einzigen
Grunde, sich ein großes Vermögen zu erwerben, würden sie nicht so sehr
nach den Muscheln streben. Dafür sind sie viel zu stumpfsinnig und zu
träge. Die Macht und Anziehungskraft des Tambu rührt vielmehr einzig
von ihrem religiösen System her. In ihrem krassen Materialismus haben
sie die Seligkeit ausschließlich vom Reichtum abhängig gemacht. Nur die
Reichen, die bei ihrem Tode viel Muschelgeld hinterlassen, gelangen zur
Ruhe, die Seelen der Armen dagegen müssen unstet umherirren. Aus diesem
Grunde ist das ganze Sinnen und Trachten des Kanaken auf Tambu ge-
richtet. Er will um jeden Preis zur Seligkeit gelangen, und deshalb strebt
er während seines ganzen Lebens nach dem, was ihn in den Besitz derselben
bringt. Er setzt seine Ehre und seinen Stolz darin, bei seinem Tode viel
Muschelgeld zu hinterlassen. Darum läßt sich denn auch leicht die Macht-
stelluug und das Ansehen der reichen Häuptlinge erklären, die mehrere
tausend Faden zusammengescharrt haben. Mit Tambu kann der Kanake sich
alles verschaffen, wonach sein Herz begehrt, da niemand demselben widersteht.
Jede Schwierigkeit, jeden Kampf, selbst die Blutrache kann er mit Tambu
beilegen. Vor keinem Verbrechen schreckt er zurück, weun ihm eine gute
Bezahlung in Aussicht gestellt wird; denn für Tambu ist jeder Kanake zu
jeder Schandtat bereit.
(9. Kannibalismus.) Trotzdem die Wilden das virua (Menschen-
sleisch) als ihre Leibspeise betrachten, so essen sie doch nicht ohne Unterschied
alles Fleisch. Der Gazelle-Bewohner verliert den Appetit, wenn es sich um
Leute handelt, die eines natürlichen Todes gestorben sind. Er verzehrt nur
diejenigen, die er im Kampfe erschlagen oder doch wenigstens abgeschlachtet
hat. Gewöhnlich verspeisen die Eingeborenen nicht die Leichen ihrer eigenen
Stammesgenossen, nehmen es aber in diesem Puukte nicht so genau. Hat
ein Mitglied eines Stammes ein Verbrechen begangen, das er mit dem Tode
sühnen muß, so veranstaltet der Häuptling eine Treibjagd auf ihn. Das
Fleisch des Erschlagenen verkaufen die Mörder an einen anderen Stamm
oder verzehren es selbst. Am begehrtesten aber sind die Leichen von er-
schlagenen Feinden und Fremden. Haben die Wilden infolge eines glück-
lichen Raubzuges vorab Menschenfleisch genug, so sparen sie die Kriegs-
gefangenen für später auf. Diese leben dann in der beständigen Angst, beim
nächsten Feste getötet zu werden. Sie müssen zusehen, wie ihre Leidens-
genossen einer nach dem anderen, je nach Bedars, abgeschlachtet werden, bis
endlich auch die Reihe an sie kommt.
i) Muschelgeld.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
kennen lernen will, sollte sich immer vor Augen halten, daß in Amerika
andere Ideale, andere Götter regieren. Dort beugt sich alles vor dem all-
mächtigen Dollar! Das ist der große Götze, die Riesenpagode>), der Dai-
butsu2), aber nicht von Bronze fein und kunstvoll geformt, nein ein Riesen-
goldberg, aus dem der Dollar gemünzt wird, und ans dessen Altar Ideale,
gemütvolles Seeleuleben, poesievoller Schwung, Bushido, diese selbstlose
Ritterlichkeit^), ausopserude Nächstenliebe geopfert und gcgeu andere prcik-
tischere, nutzbringendere Dinge und Wesenheiten, als da sind rücksichtslose
Charakterstürke, unbeugsame Energie, schonungslose Vernichtung alles dessen,
was einem vorgesteckten Ziele im Wege steht, und noch manches schätzbare
oder sagen wir: abzuschätzende und greifbare andere eingetauscht wird!
Nur so lassen sich solch großartige wirtschaftliche Erfolge, wie wir sie
hier in Amerika sehen, erreichen. Ob sie nun anch nur so erhalten werden
köuueu, muß die Zukunft lehren.
(2. Das Aosemitetal bei San Francisco.) Zu vergleichen ist das
Josemitetal mit unseren Tälern in den nördlichen Kalkalpen, und zwar
solchen Tälern, iu denen noch keine Firngipfel und keine Gletscher sichtbar
sind. Dort werden wir viele Landschaften finden, die sehr Ähnliches und
nicht minder Schönes — von den Wasserfällen abgesehen — bieten. Unsere
von Gletscherkatarakten und Firuspitzen umstarrten Hochgebirgstäler stehen
landschaftlich hoch über diesem Tale hier, und auch unsere Dolomitentäler
übertreffen es in bezug auf Gipfelformeu und zerrissene und zerklüftete,
pittoreske Felsgestaltuugeu und mächtige pralle Wände erheblich.
Immerhin aber ist der Nosemite-Bergkessel ein des Besuches durchaus
wertes, prächtiges Schaustück. Die unstreitig schönste, überaus lohnende,
zu Pferd oder zu Fuß auszuführende Tour ist jene zum Glacier-Poiut,
2160 Meter über Meer, mit kleinem Hotel und mit den zwei oft ab-
gebildeten überhäugeudeu Felsplatteu. Austieg zweieiuhalbstüudiger Ritt,
Abstieg zu Fuß in zwei Stunden.
Die höchsten Erhebungen in nächster Umgebung hier steigen bis 2700
Meter auf.
Vom Sentinel-Hotel erfolgt die Rückfahrt iu fünf Stunden auf dem
gleichen Wege bis Wawoua (es gibt übrigeus auch uoch einen anderen Weg
zu einer südlicher gelegenen Bahnstation), wo in dem niedlichen, mitten in
prächtigem Walde gelegenen Hotel (1180 Meter) genächtigt wird. Am
nächsten Tage dann fährt man zu dem mit vollem Rechte weltberühmten
Maripofa-Big-Tree-Grove (1950 Meter), 11 Kilometer südwestlich von
Wawona.
Die Großartigkeit dieses Urwaldes, der in den Josemite-Nationalpark
einbezogen wurde, ist imponierend im höchsten Grade. Es gibt keine Rivalen
für diese Baumriesen der Welt! Selbst die gewaltigsten Urwaldstämme
Javas müssen znrücktreten gegen diese Kolosse. Man zählt hier an die
500 großer Stämme der Sequoia oder Wellingtonia gigantea, und was
sind das für Prachtstücke! Der „Grizzly Giant" hat unten 28 Meter
Umfang, 91ls Meter Dnrchmesser und 60 Meter über dem Erdboden noch
1) Pagode = Tempel oder auch Gottheit der Hindu.
2) — Name für. die Götzenbilder Buddhas.
3) Eiue Ritterlichkeit, die vou Perbrechern geübt wurde, welche zu den Wilden flohen
(in Australien Bushrangers, spr. buscdrendschers, genannt).
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Wawona
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Wawoua Josemite-Nationalpark Javas Wellingtonia Buddhas Australien
— 39 —
dessen Kaffee eine gute Mittelqualität vertritt, nicht nur keinerlei Kaffee ein-,
sondern Kaffee unmittelbar nach Deutschland ausführt. Der Kaffee stellt
also ein landwirtschaftliches Erzeugnis der alten Kolonie Blumenau dar,
das eine Hebung behufs Ausfuhr lohnte. In der neuen, höher gelegenen
und den kälteren Südwinden mehr ausgesetzten Kolonie am Nord- und West-
arm sind dagegen Kaffeekulturen uur ausnahmsweise anzuraten . . .
Die Kolonie, für Buttererzeugung eingerichtet, besitzt in der Butter eine
den Verhältnissen des Landes und der Neigung der Bewohner wohl an-
gepaßte Ausfuhrware, die bei rationellerem Betrieb und Vertrieb so steige-
rungssähig ist, daß sie für absehbare Zeiten als Hauptaussuhrware zu
bezeichnen ist. Schmalz und Butter dürften ihren verhältnismäßigen Anteil
am Handel durch Steigerung der Erzeugung leicht vermehren. Die erwünschte
Differenzierung der Ausfuhrerzeugnisse aber wird durch vermehrten Anbau
von Reis, Tabak und tropischen Früchten zu erreichen sein. Gleichzeitig
wird dadurch Geld von fremden Staaten ins Land gezogen.
(3. Deutschtum.) Aus verschiedensten Lebensberuseu heraus fanden
sich drüben Leute aller deutschen Gaue zunächst als Waldarbeiter zusammen
und wurden in der harten Lebensschule der Urwaldrodungen zu einer ein-
zigen Berufsklasse zusammengeschweißt, zum Kleinbauern, aus welchem Stand
sich erst allmählich wieder Händler, noch später selbständige Gewerbetreibende
auslösten und kürzlich erst Industrielle entwickelten.
Es vollzieht sich bei den eingewanderten Dentsch-Brasilianern
im Laufe der Zeit ein Wechsel der geistigen Eigeuschafteu. Auch sie bleiben
ein Teil ihrer Abstammung und Vergangenheit; aber sie werden zugleich ein
Teil ihrer Umgebung, die sie fanden, und der Zukunft, die sie suchen. Ihr
Denken, Fühlen und Wollen ist von der Kulturstufe abhängig, die sie in
der Heimat verließen, und bedingt durch die Lebensweise, die ihueu drüben
über dem Ozean die Natur des Landes und sein Klima bestimmt hat. Als
echter Baner zeigt der Kolonist neben schlauem Sinn und tiefem Egoismus
Argwohn gegen den Staat, die Gemeinde, den Nachbar und auch gegen
moderne Errungenschaften der Technik, z. B. gegen alles Maschinelle. Der
Unternehmungsgeist ist gering, die Fähigkeit, große Entwürfe zu ersinnen
und durchzuführen, besitzen eigentlich nur zwei Blumenauer Kaufleute,
P. Chr. Fedderseu und Richard Paul, die deshalb hier namentlich auf-
geführt seien. — Wir finden aus der alten Bauernstube, uns traulich an-
mutend, den Wandschrank mit Glasscheiben und dahinter die schönen Tassen
mit der Aufschrift „Zum Geburtstag" oder „Dem artigen Kinde", und
gerade solche Leute, die äußerlich am guten Alten hängen, halten auch im
Innern treu und fest in tief eingewurzelter Vaterlandsliebe zu ihrem Mutter-
land und überlassen es späteren Geschlechtern, wie einen alten Rock ihre
deutsche Staatsangehörigkeit abzutun . . .
Wie manche Deutschabgestammten sich zu dem alten „Vaterland"
stellen, beleuchtet folgende Mitteilung: Ein in Brasilien geborener Sohn
eines eingewanderten Deutschen wollte sein Brasilianertnm dadurch zum Aus-
druck bringen, daß er unter seinen lnsobrasilianischen Freunden — und mit
dem „deutschen Plebs" verkehrte der Herr nicht — auf die Deutschen
schimpfte und, sein regelmäßiges Gesprächsthema, vor der „deutschen Gefahr"
(perigo allemäo) warnte. Die Brasilianer fanden aber sein Vorgehen so
verächtlich und nachgerade so lachhaft, daß sie diesem Renegaten selbst den
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Extrahierte Personennamen: P._Chr Richard_Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschtum Brasilien
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Ausführung ebenso wie die Tatkraft, die erforderlich war, um in so öden,
zur Zeit des Baues noch so dünn bevölkerten, wüsten und wilden Gebieten
ein solches Werk in solcher Nollendung durchzuführen, neidlos anerkennen
und bewundern.
Schon eingangs dieses Kapitels haben wir den großartigen technischen
Leistungen der Amerikaner gebührende Worte der Anerkennung gezollt, und
wenn man die nach allen Richtungen sich kreuzenden, das ganze ungeheure
Gebiet der Vereinigten Staaten netzartig umspannenden Schienenstränge
betrachtet, muß man staunen, daß dies in so kurzer Zeit möglich wurde.
Freilich dürfen wir aber auch nicht vergessen, daß in Amerika eine lange Periode
im Verkehrswesen vollständig überschlagen, übergangen wurde, nämlich jene
jahrhundertelange Zeitepoche, in der Europa mit einem Netz von vorzüg-
liehen, in Steinschotter fundamentierten Straßen, den sogenannten Chausseen
oder chanssierten Straßen überspannt wurde, Straßen und Wege, die un-
gezählte Millionen verschlungen haben. Kaum war dieses Straßennetz zu
hoher Vollendung erstanden, erschienen die eisernen, geschienten Wege, die
die steinfundierten gebahnten Straßen als Verkehrsmittel weit übertrafen,
in deu Schatten stellten und in zweite Linie drängten. Amerika trat als
beginnendes Kulturland just zu Beginn der Eisenbahnära auf, verwendete
selbstverständlich seine Millionen und Milliarden nun nicht für Straßen-
bauten, sondern sprang sofort in die Eisenbahnverkehrsperiode ein und mußte,
um zu großem Aufschwünge kommen zu können, natürlich auf diesem Ge-
biete nun, koste es, was es wolle, große Verkehrsverbindungen mit geschienten
Wegen schaffen, weil ihnen die chanssierte Straße gänzlich mangelte. Da-
her man auch heute noch überall in Amerika, im Augenblicke, wo man den
Schienenstrang verläßt, auf dürftigste, jämmerliche Wege (wie bei Mouida)
stößt . . .
New Jorks Verkehrseinrichtuugen zwingen uns zu bedingungsloser
Anerkennung; der geschäftliche Betrieb ist einfach bewundernswert. Daß
damit nicht auch Schönheit und Anmut Hand in Hand gehen, ist natürlich,
und wer nach New Jork, ja wer überhaupt in eine der zahlreichen großen
Städte Nordamerikas kommt, der darf dort nicht Dinge suchen und er-
warten, für welche dort kein Platz und keine Zeit zum Schaffen vorhanden
waren und noch sind. Denn schön oder anmutend sind die kilometerlangen,
schnurgeradeu, sich im rechten Winkel schneidenden Straßen wahrlich ebenso-
wenig wie die roten Backsteinhäuser. Ja selbst die Palais der Millionäre
und Milliardäre sehen von außen, ohne Garten in der Häuserreihe mit
aufmarschiert, nichts weniger als fürstlich oder besonders vornehm aus; deun
von den Millionenwerten, die sich im Innern vorfinden, sieht man von
außen nichts. Und wahrlich, es macht einen entsetzlich ernüchternden Ein-
druck, wenn man so einen neuen, bis zu 25 Etagen aufweisenden, kahl-
wandigen, mit Hunderten ganz gleichen Fenstern verunzierten „Sky Scraper"
(„Wolkenkratzer") neben einerseits einer Kirche, deren Kreuz auf dem Hoch-
türm noch nicht bis zum letzten Stockwerk reicht und vom Dachsirft des
Riesenhauses erheblich überragt wird, und andererseits einem älteren, vielleicht
drei bis höchstens vier Stockwerke hohen Hause iu der Frout stehen sieht.
Wenn man sich sohin auch nicht leicht zu dem Wunsche aufzuschwingen
vermöchte, in New Jork sein Leben zu verbringen, so mnß man doch in
Anbetracht des großartigen geschäftlichen und wirtschaftlichen Lebens zu-
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Extrahierte Personennamen: Jorks New_Jork
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Amerika Amerika Mouida Nordamerikas
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Schienen hergestellte Behälter entleert, um dann von dort ans mittels der
Schöpfeimer, welche an rotierenden Treibriemen angebracht sind, in das
oberste Stockwerk eines Elevators gehoben zu werden. Durch ein zweck-
entsprechendes Röhren- und Rinnensystem werden die Getreidemassen von
dort aus je nach ihrer Gattung und Bestimmung, nachdem sie unterwegs
gewogen sind, über die zahllosen Behälter verteilt, welche sich in dem zehn-
oder mehrstöckigen Speicher befinden, und zwar haben diese einzelnen Ab-
teilungen auch eine genau berechnete Größe, so daß jedes weitere Nachwiegen
und Ausmessen erspart wird. Der Eigentümer des aus solche Weise bis zu
weiterem Versand dort aufgespeicherten Getreides erhält hierüber eine genaue
Bescheinigung, welche eine Verwechselung seiner Ware mit der irgendeines
andern Händlers oder Produzenten ausschließt.
Ist an der Getreidebörse der bezügliche Handel abgeschlossen, soll die
in dem Elevator untergebrachte Ware weiter versandt werden, so wird der
Inhalt der betreffenden Abteilungen, welche das verkaufte Getreide enthalten,
wiederum durch Röhren- und Schlauchleitungen ohne irgendwelche weitere
Mühe in die Eisenbahnwaggons oder die Schiffe entleert und auf solche
Weise im Laufe weniger Stunden eine Arbeit verrichtet, die unter früheren
Verhältnissen Dutzende von Sackträgern vielleicht Tage lang in Anspruch
genommen hätte. So wird es möglich, daß jährlich etwa fünf Millionen
Tonnen, also fünf Milliarden Kilogramm Getreide, die Elevatoren Chicagos
passieren.
(4. Schlächtereien in Chicago.) Das größte Kontingent an
Schlachttieren bilden in Chicago die Schweine, und die junge Stadt hat
in diesem Punkte den Sieg über Cincinnati davongetragen, das früher den
Beinamen Schweinestadt, Porcopolis, führte und sich heute noch durch seine
großen Schlächtereien auszeichnet. In den Anstalten Chicagos werden jähr-
lich durchschnittlich ungefähr 10 Millionen Schweine geschlachtet und ver-
arbeitet. In den großen Schlächtereien von Philipp Armour kommen allein
in den Wintermonaten täglich zwischen 12000 und 15000 Schweine unter
das Messer. Diese Arbeit ist bei verhältnismäßig geringem Personal nur
infolge der vorzüglichen Organisation, der praktischen Einrichtungen und der
streng durchgeführten Arbeitsteilung möglich. Im Laufe weniger Minuten
ist ein Schwein abgestochen, in kochendem Wasser abgebadet, mittels einer
mit Dampf betriebenen kunstvoll hergestellten Maschine seiner Borsten be-
raubt, aufgeschlagen, ausgeweidet und in Stücke geteilt, die dann in den
Eiskellern während 48 Stunden ihrer weiteren Verwendung harren. Mit
gleicher Geschwindigkeit und unfehlbarer Präzision erfolgt das Schlachten
der Schafe, Ziegen und Rinder, welche letztere erschossen werden, da diese
Tötungsart sich als die beste und schnellste erwiesen hat.
Der Stock Jard, auf welchem sich alle Koppeln, Stallungen und
Schlächtereien befinden, bildet gewissermaßen eine Stadt für sich; denn neben
ihm sind die Wohnungen der daselbst und in den Schlachthäusern An-
gestellten; Hotels, Kirchen, Schulen, Verkehrsanstalten sind für die seßhafte
und für die fluktuierende Bevölkerung vorhanden. Durch Zweiglinien ist
dieser Viehhof mit allen großen Eisenbahnen direkt verbunden, so daß das
Vieh aus Texas wie aus Dakota und allen andern Staaten unmittelbar
dorthin gebracht werden kann. Die Koppeln bieten Raum sür ungefähr
21 000 Rinder, die gedeckten Stallungen für etwa 75 000 Schweine, 22000
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Armour Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Röhren- Chicagos Chicago Chicago Cincinnati Chicagos Texas