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neben dem Dorfe Probstheida ist auf einer Hohe, die eine weite Aussicht
gewährt, noch jetzt ein einfacher Stein zu sehen, der bezeichnet den Punkt,
von welchem Napoleon an diesen: ewig denkwürdigen Tage die Schlacht
leitete. Er hatte die Anhöhe am frühen Morgen zuerst erstiegen, und hier
blieb er auch während des ganzen Tages. Neben ihm stand eine durch-
löcherte, halbzerstörte Windmühle, ein mahnendes Bild des von allen Win-
den abhängigen Glückes. — Napoleons Standpunkt gegenüber, auf einer
Anhöhe, die noch heute der Monarchenhügel heißt, übersahen die drei ver-
bündeten Monarchen, die Kaiser Franz und Alexander und König Friedrich
Wilhelm nebst dem Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg den ungeheuren
Schlachtenkreis. Es war ein Schauspiel, wie es die Welt wohl niemals
gesehen hat. Über 2000 Feuerschlünde machten in fast ununterbrochener
Thätigkeit die ganze Erde umher erzittern. Auf dem Raume von einer
Meile ins Gevierte focht eine halbe Million Menschen. Hier wurden
brennende Dörfer angegriffen und umgangen, dort plänkelten Tirailleur-
schwürme; da sprengten Reiterregimenter gegen den Feind los; ein Kartätschen-
hagel warf sie zurück; das Kreuzfeuer der Artillerie wütete; hinter den
angreifenden Linien rückte langsam und wohlbedacht unsere 100 000 Mann
starke Reserve nach und harrte des Befehles, um den entscheidenden Schlag
auszuführen.
Am fürchterlichsten wütete der Kampf um Probstheida. Beide
Theile stritten um dies Dorf mit größter Entschlossenheit. Die Kartätschen
schmetterten ganze Reihen nieder. Berge von Leichen und Verwundeten
thürmten sich an den Eingängen des Dorfes auf. Probstheida selbst brannte.
Bald waren die Unseren, bald die Franzosen Meister. 300 Kanonen
donnerten auf diesem einen Punkte gegen einander. So war's bereits
nachmittags 5 Uhr geworden, als die Monarchen, da der Sieg über die
Franzosen an mehreren Punkten bereits errungen war, dem mörderischen
Kampf Einhalt thun ließen. Napoleon mußte von jetzt an nur auf seine
Rettung bedacht sein. Beim Scheine des Wachtfeuers diktirte er seinen
Marschällen die Befehle zum Rückzüge. Noch in der nämlichen Nacht be-
gann derselbe. Die gewaltigen Scharen, welche der vermessene Kriegsmann
herbeigeführt hatte, waren jetzt tief gedemütigt, froh, wenn sie den sicheren
Rückweg in die Heimat gewinnen konnten. Im Ganzen verloren die Fran-
zosen in jenen Tagen 38 Om Todte und Verwundete, und 30 000 Ge-
fangene, aber auch die Verbündeten hatten ihren Sieg mit 42 Om Todten
und Verwundeten erkaufen müssen.
Am 19. Oktober nahmen die Verbündeten Leipzig ein. Napoleon
hatte schon vormittags 10 Uhr die Stadt verlassen. Ihm nach, dem
Rheine zu, eilte in größter Unordnung auch der Rest des französischen
Heeres. Um die Verfolgung seines Heeres den Verbündeten für kurze Zeit
unmöglich zu machen, hatte Napoleon befohlen, die steinerne Elsterbrücke zu
sprengen, und diese flog daher um elf Uhr — zu früh für die Franzosen
— plötzlich in die Luft. Viele Tausende seiner eigenen ^oldnten wurden
dadurch theils getödtet, theils verstümmelt, theils vom Hauptcorps abge-
schnitten, so daß sie sich gefangen geben mußten. Der Polenführer Fürst
Poniatowski, der, um auch der Gefangenschaft zu entgehen, mit seinem
wilden Hengste in den Fluß setzte, um ihn zu durchreiten, kam darin um.
Gegen Abend hielten die drei Monarchen Friedrich Wilhem Iii., Franz
und Alexander ihren Einzug in Leipzig. Es war ein großer Augenblick,
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Franz Franz Alexander Alexander Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Probstheida Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhem_Iii Friedrich Franz Franz Alexander Alexander
407
53* Die Schlacht von Königgrätz.
3. Juli 1866.
Am 30. Juni reiste König Wilhelm von Berlin ab auf den Kriegs-
schauplatz, um das Oberkommando über seine vereinigten Heere zu über-
nehmen, mit ihm General von Moltke, der geistvolle Urheber des ganzen
Kriegsplans, auch der Ministerpräsident Graf Bismarck als „Landwehr-
major" und der Kriegsminister von Roon. Er nahm am 2. Juli sein
Hauptquartier zu Gitschin. Die Truppen waren von mühseligen Märschen,
sowie von einer Reihe blutiger Gefechte ermattet und sollten deshalb vom
1. bis 3. Juli Rasttage haben. Da lief am Abend des 2. Juli von allen
Seiten die Nachricht ein, Benedek stehe mit seiner ganzen Macht kampf-
bereit zwischen der Bistritz und der Elbe. Er hatte nach den vielen
Niederlagen der einzelnen Corps seinen Kaiser gebeten, Frieden zu schließen;
dieser aber hatte ihn aufgefordert, um jeden Preis eine Schlacht zu wagen.
Die Stellung, in welcher er sich nun befand, schien vortrefflich gewählt.
Auf den schroffen Anhöhen hatte er vor sich die Bistritz mit ihren sumpfigen
Ufern, die durch den fortwährenden Regen angeschwollen war. Rechts war
seine Aufstellung durch die Festung Josephstadt, links durch die Festung
Königgrütz gedeckt. Die zahlreichen Dörfer und Weiler an den Abhängen
und am Fuße waren durch Verhaue zu kleinen Festen gemacht und hunderte
von Geschützen terrassenförmig hinter Erdauswürfen aufgestellt, auch die
Zielpunkte auf den gegenüber liegenden Höhen genau bezeichnet. Fast fünf
Armeecorps, über 200 000 Mann, mit 672 Geschützen standen ihm zu
Gebote. Beinahe drei Stunden weit dehnte sich die furchtbare Festung
ans, von Problus, wo die Sachsen standen, links bis Benatek und Hore-
nowes rechts. Auf dem höchsten Punkte, bei Chlum und Lipa, hatte der
Feldherr sein Hauptquartier, zu seinen Füßen über die Bistritz lag Sadowa,
der Schlüssel zu seiner Stellung. Hier erwartete er die Preußen.
Die erste Armee hatte Befehl den Feind in der Front zu fassen, die
Elbarmee seinen linken Flügel, die Sachsen, anzugreifen; um Mittag sollte
die zweite Armee ihm in die rechte Flanke fallen.
Noch war die Sonne des 3. Juli nicht aufgegangen, so war schon
das ganze Prenßenheer auf dem Marsche. Die Wege waren durch den
anhaltenden Regen bodenlos; dennoch war um die festgesetzte Stunde alles
zur Stelle. Um 7 Uhr erschien General von Horn vor Sadowa,
empfangen von den ersten Kanonenschüssen; um 8 Uhr überschritt Prinz
Friedrich Karl mit seiner Hauptmacht die Bistritz; um 9 Uhr war Herwarth
bei Nechanitz mit den Sachsen im Kampf. Um 8 Uhr bestieg König
Wilhelm bei Dub, % Stunde von Sadowa, sein Streitroß; er hatte die
6 Meilen von Gitschin in 2 */2 Stunden zurückgelegt. Alsbald begrüßten
ihn die Österreicher mit Granaten. Auf der ganzen Linie von Nechanitz
bis Benatek tobte der Kampf. General von Fransecky warf sich um 9 Uhr
mit seiner Division in den Wald von Maslowcd vor Benatek und be-
hauptete sich dort gegen die dreifache Übermacht fast 6 Stunden lang:
dadurch wurde der rechte Flügel des Feindes namhaft geschwächt.
Um 12 Uhr stand die Schlacht; vorwärts konnten die Preußen nicht,
zurück wollten sie nicht. Aller Augen richteten sich nach der Seite, von
wo der Kronprinz erscheinen sollte. Schon hatten sich die Österreicher zu
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: König_Wilhelm_von_Berlin Wilhelm von_Moltke Graf_Bismarck Roon Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth Wilhelm Nechanitz Fransecky
408
einem gewaltigen Stoß auf die ermatteten Preußen gerüstet. Da sah man
links hinter den Hügeln wiederholt Rauchwolken aufsteigen, ein Zeichen,
daß der Kronprinz nahe sei, und zugleich bemerkte man, wie die Öster-
reicher sich in der Richtung von Horenowes bewegten und nach dieser
Seite ihr Feuer richteten. Die zweite Armee war auf grundlosen,
engen, steilen Wegen herbeigeeilt, hatte seit 8 Uhr den Kanonendonner ver-
nommen, war schon seit 11 Uhr im Kampf und stürmte geradewegs ans
Horenowes los, das schon um 1 Uhr in preußischem Besitz war.
Nun befahl König Wilhelm Vorgehen der ganzen Linie. Um 2p4 Uhr
hatte General Hiller von Gärtringen mit der Garde Chlum genommen
und bald darauf den Heldentod gefunden. Um 3 Uhr war der österreichische
rechte Flügel geschlagen; die 1. Gardedivision hatte 55 Kanonen erobert
und stand im Rücken der feindlichen Hanptstellung. Da ließ Benedek
seine 50 000 Mann Reserven los, frische Truppen. Von Höhe zu Höhe,
von Schlucht zu Schlucht wogte der Kamps; 400 000 Männer mit mehr
als 1000 Geschützen rangen hier um den Sieg, dort um einen rettenden
Rückzug, beide mit der ruhmvollsten Tapferkeit. Um 3 Uhr mußten die
Sachsen Problus räumen; die feindliche linke Flanke war bedroht. Um
V2 4 Uhr befahl der König seiner Reiterei, die Verfolgung zu beginnen.
Während Prinz Friedrich Karl an der Spitze einer Kavalleriebrigade über
die Brücke von Sadowa sprengt, stellt sich der König an die Spitze einer
andern Brigade, überall von dem Jubel seiner Krieger umbraust. Der
Kronprinz und Prinz Friedrich Karl trafen sich um 6 Uhr bei Chlum.
Bald daraus kreuzten sich die Elbarmee und die zweite Armee vor der Front
der ersten Armee. Die um Mittag 3^2 Meilen lange Gesechtslinie hatte
sich auf V2 Meile verengt.
Um 7 Uhr endigte die Schlacht. Die Preußen, welche meist schon
19 Stunden in Bewegung, deren viele schon 10 Stunden im heißen Ge-
fecht waren, ohne irgend Nahrung zu sich genommen zu haben, stellten die
Verfolgung ein. Die Österreicher in wilder Flucht fanden Schutz hinter
der Elbe unter den Kanonen von Königgrätz. Als es schon dunkelte,
trafen sich der König und der Kronprinz auf einer Wiese bei Problns.
Der Heldenvater und der Heldensohn sanken einander in die Arme. Der
König schmückte den Kronprinzen mit dem Orden pour le mérite.
Den Preußen kostete die Schlacht bei Königgrätz an Todten 99 Offi-
ziere und 1830 Mann, an Verwundeten 250 Offiziere und 6 688 Mann,
an Vermißten 270 Mann; den Österreichern und Sachsen an Todten 4 861,
an Verwundeten 13 920, an Vermißten 25 419, von welchen 19 800 unver-
wnndet in preußische Gefangenschaft fielen, 161 Geschütze, 5 Fahnen, hunderte
von Munitions-, Bagage-, Proviantwagen, viele tausend Gewehre u. s. w.
Bmder.
54. Der Abbruch des Krieges gegen Frankreich.
1870.
Frankreich war eifersüchtig auf die glänzenden Erfolge der
preussischen Waffen; die steigende Macht Preussens und die wachsende
Einigung Deutschlands machten es besorgt um seinen Einfluss und
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: König_Wilhelm Wilhelm Hiller Gardedivision Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Chlum Sachsen Frankreich Frankreich Deutschlands
412
durch den Park eine schöne Aussicht gegönnt. „Bellevue" ist der Name
des Schlosses. Die Hinterfront, die nach Donchery gewandt ist, wird
durch Baumanpflanzungen gedeckt. Den Vordergarten zieren Blumenbeete.
Auf die Höhe der Freitreppe gelangt, tritt man in die Räume, die
der Familienwohnung des Besitzers angehören, — zunächst in einen kleinen
Flur, der durch Glaswände von den Glassalons getrennt ist. Eine ein-
fache Einrichtung, ein großer, ovaler Tisch und vielleicht ein Dutzend Rohr-
stühle, kennzeichnet auch diesen Raum als Vorgemach. Man tritt von hier-
in den Salon des mittleren Thurmes, der zwar ebenfalls einfach, aber
doch mehr wohnlich ausgestattet ist. Tische, Lehnstühle, Sopha, Spiegel,
Kamin und Büffet befinden sich darin. Zur Seite dieses Gemachs, gleich-
falls im mittleren Thurme, ist ein Bibliothekzimmer, ein wenig eleganter,
als das oben beschriebene größere Zimmer.
Dieses Schlößchen war es, das am 2. September 1870 den Raum
zu der Unterredung zwischen König und Kaiser bot. Der König, an seiner
Seite der Kronprinz, die Kavallerie-Stabswache im Vortrab und im Ge-
folge, — so ritten sie über Donchery der Gegend zu, über die Maasbrücke,
bald darauf in den Park von Bellevue umbiegend. Als sich der Zug dem
Schlosse näherte, war es gegen 1 Uhr geworden.
Da stand der Kaiser an der Außenseite des Hauses vor der Treppe.
Er entblößte sein Haupt und verbeugte sich ehrerbietig vor dem Könige.
Kaum vom Pferde gestiegen, ging der König auf ihn zu, faßte seine Hand
und schüttelte sie. Er war von der Thatsache, daß sein herausfordernder
Gegner gedemütigt, abbittend und sein Schicksal abwartend vor ihm stand,
zu sehr gerührt, als daß er sogleich ein Wort hätte sprechen können. Er
war aber eben so voll Edelmutes und voll aufrichtiger Demut des Herzens.
Er hegte den lebhaften Wunsch, dem schon vielfach Gestraften über die
Schwere dieses Augenblicks hinweg zu helfen. Der König führte ihn die
Stufen der Freitreppe hinauf. Der Kronprinz folgte. Vor der Thür des
Mittelsalons angelangt, blieb auch der Kronprinz zurück.
Seiner Lage sich bewußt, schwieg der Kaiser. Es stand ihm zu, abzu-
warten, wie der König die Unterredung einzuleiten wünschte.
Der König: Gott hat den Sieg meinen Waffen gegeben. Und ich
danke Gott dafür! Doch um Eurer Majestät willen bedaure ich aufrichtig
alles, was geschehen ist. Ich habe es sogleich herzlich bedauert, daß Eure
Majestät den Krieg gegen mich erklärt haben.
Der Kaiser: Sire, ich kann versichern, daß ich den Krieg nicht ge-
sucht habe. Die öffentliche Meinung, die Stimmung des Volkes waren es,
die mich gezwungen haben, Krieg zu beginnen.
Der König: Soll ich davon überzeugt sein, soll ich glauben, daß
Eure Majestät den Krieg geführt haben, um der öffentlichen Meinung zu
genügen, so muß ich doch sagen, daß Ihre Minister jene öffentliche Meinung,
welche den Krieg erzwang, künstlich hervorgerufen und genährt haben.
Der Kaiser schwieg.
Der König: Eurer Majestät Armee geht mit Ehren aus dem Kriege
hervor. Das Zeugnis, daß sie mit großer Tapferkeit gekämpft habe, darf
ihr nicht versagt werden.
Der Kaiser: Doch der Ruhm strengerer Disziplin gehört den Truppen
Eurer Majestät. Es ist leider wahr, daß diese einem großen Theil meiner
Truppen in letzter Zeit sehr gefehlt hat.
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600 000 Mann, darunter 20 000 Preußen unter dem General 9)orf, brach er im Jahre 1812 dahin auf. Preußen wurde gezwungen, der ungeheuren Armee den Durchzug zu gestatten, und das Land hatte abermals viel zu leiden durch die Einquartierungen und namentlich durch die frechen Räubereien der fremden Eroberer. Ungehindert überschritt Napoleon die russische Grenze. Das Heer der Russen zog sich fechtend zurück. Nach zwei blutigen Schlachten, die unentschieden blieben, zog Napoleon in die russische Hauptstadt Moskau ein. Hier gedachte er mit seiner Armee den Winter zu verbringen. Aber die ganze Stadt war menschenleer. In der Nacht brach an verschiedenen Stellen Feuer aus. Man wollte löschen, aber die Russen hatten alle Löschgeräte weggeschafft. Napoleon mußte die Stadt verlassen. Er bot dem Kaiser Alexander den Frieden an, aber dieser ließ erwidern, jetzt ginge der Krieg erst recht an. Da trat Napoleon den Rückzug an. Weil aber die Franzosen auf ihrem Heereszuge die ganze Gegend ausgeraubt und die Städte und Dörfer niedergebrannt hatten, so entstand in ihrem Heere eine entsetzliche Hungersnot. Dazu trat der Winter ungewöhnlich früh und mit heftiger Strenge ein. So kamen Tausende um vor Hunger und Kälte, und Tausende fielen durch die Lanzen der Kosaken, welche den Zug unaufhörlich umschwärmten. Als die Franzosen an die hoch-geschwollene Beresina kamen, ließ Napoleon zwei Brücken über den Strom schlagen. Die eine brach unter der Last ein, weil alles vorwärts drängte, die andere ließ Napoleon abbrechen, ehe alle hinüber waren, damit die Russen nicht nachfolgen könnten. So kam eine zahllose Menge in den kalten Fluten um. Tausende wurden von den Kugeln der Russen hingestreckt. — General Aork und seine 20000 Preußen hatten sich nur mit heimlichem Ingrimm an Napoleon angeschlossen. Beim Rückzüge trennte er sich von den Franzosen und schloß mit den Russen einen Waffenstillstand. Dem Könige schrieb er: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte." — Napoleon verließ die Trümmer seines Heeres und eilte verkleidet in einem Schlitten nach Paris, um ein neues Heer zu sammeln. Gegen Ende des Jahres kamen die Reste der großen Armee in den ostpreußischen Grenzstädten an und zwar in dem jämmerlichsten Aufzuge; die Gesichter waren von Hunger und Kälte entstellt, viele hatten erfrorene Gliedmaßen, und alle waren notdürftig in Lumpen gehüllt. Nur der zwanzigste Teil des stolzen Heeres kehrte zurück; die übrigen hatten ihr Grab in den öden Steppen Rußlands gefunden.
Wodurch ging die große Armee zu Grunde?
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
51. Der große deutsche Vrieg von 1866.
311
Glatz her durch tiefe Hohlwege und Schluchten in Böhmen eingerückt, und der
tapfere General von Steinmetz hatte bei Nachod und Skalitz herrliche Siege
über die Österreicher erfochten; der General von Bonin war freilich bei Trau-
ten au von Gablenz zurückgedrängt, aber schon am folgenden Tage ward
Gablenz bei demselben Orte von den Garderegimentern unter dem Prinzen
August vou Württemberg vollständig geschlagen. Die beiden Abteilungen
der zweiten Armee konnten sich nun vereinigen, und da Prinz Friedrich Karl
jetzt auch die sogenannte eiserne Brigade bei Münchengrätz vernichtete und den
glänzenden Sieg über die vereinigten Österreicher und Sachsen bei Gitschin
errang, so war Benedek außer stände, die Vereinigung des gesamten preußischen
Heeres noch länger zu hindern: er mußte sich zurückziehen, um seine Vorbe-
reitungen für die Hauptentscheidungsschlacht zu treffen.
5. Sobald die Kunde von diesen glänzenden Waffeuersolgen sich verbreitet
hatte, ertönte in ganz Preußen ein unbeschreiblicher Jubel: so wunderbare Siege
hatte niemand zu hoffen gewagt. König Wilhelm eilte aber jetzt trotz seiner
siebenzig Jahre nach Böhmen, um für die bevorstehende Hauptschlacht selbst den
Oberbefehl zu übernehmen. Am 2. Juli traf er in Gitschin ein; in seinem Gefolge
befanden sich Graf Bismarck, General von Moltke und der Kriegsminister von Roon.
Benedek hatte eine äußerst feste Stellung auf den Hügeln eingenommen,
die sich südöstlich von Sadowa, jenseit des Baches Bistritz, bis in die Nähe
der Elbfestung Königgrätz hinziehen; auf eine Linie von etiva 2 Bteilen Aus-
dehnung hatte er seine gesamte Macht, ungefähr 250 000 Mann, zusammen-
gezogen. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli empfing der König die sichere
Nachricht, daß Benedek einen Angriff auf die erste Armee unternehmen wolle.
Er hätte seinen durch die Schlachten und die Märsche erschöpften Truppen gern
einige Rasttage gegönnt, aber nun galt es, dem Feinde zuvorzukouimen. Prüiz
Friedrich Karl, der den Österreichern zunächst stand, sollte frühmorgens den
ersten Angriff machen; General Herwarth sollte den Feind an seinem linken
Flügel packen, wo die Sachsen standen; der Kronprinz aber, dessen Truppen
fast einen ganzen Tagemarsch entfernt lagen, sollte schließlich von Osten her
eingreifen und wo möglich die Entscheidung bringen.
Der verhängnisvolle Tag brach an: dunkle Wolken bedeckten den Himmel,
den ganzen Tag hielt ein starker Regen an, der die Wege fast bodenlos machte.
11m 7 Uhr fiel von Sadowa her der erste Kanonenschuß, und der große Kampf
begann. Der König selbst übernahm die Oberleitung der Schlacht. Ruhig und
majestätisch saß er hoch zu Rosse; der Anblick dieser Heldengestalt erfüllte die
Seinigen mit Begeisterung.
Auf der ganzen Linie tobte die Schlacht, am blutigsten vor Sadowa und
den: dichten Gehölz, aus dem ein furchtbares Geschützfeuer die anstürmenden
Preußen empfing. Diese nahmen eine Höhe nach der andern, aber um Mittag
stand die Schlacht: vorwärts konnten die Preußen nicht weiter, rückwärts woll-
ten sie nicht. Sehnsuchtsvoll schauten sie alle nach der linken Seite hin, woher
der Kronprinz kommen sollte. Da zeigten sich endlich um 1 Uhr weit links
hinter den Anhöhen aufschießende Rauchwölkchen! „Der Kronprinz, der Kron-
prinz, er ist es!" so lief es von Mund zu Mund, und neuer Mut und neue
Kraft durchströmte die ermatteten Preußen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Bonin August Friedrich_Karl Friedrich Karl Benedek Wilhelm Graf_Bismarck Moltke Benedek Sadowa Benedek Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
145. Soldatengeschichten.
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3- Die erste Fahne. Vor Nachod, am 27. Juni 1866, wurde die
erste Fahne erbeutet. Bei dem Flankenangriff auf die österreichischen Küras-
siere sah der Dragoner-Lieutenant von Raven plötzlich die feindliche Stan-
darte vor sich. Sofort warf er sich mit einigen seiner Reiter ans deren
Träger, der sich mit äußerster Entschlossenheit verteidigte. Aber der preußische
Offizier läßt nicht ab; den Säbel in der Faust, ringt er mit dem tapferen
Gegner, bis es ihm endlich gelingt, diesen vom Pferde zu stoßen und ihm
das teure Kleinod zu entreißen. Dem Dragoner-Lieutenant v. Raven war
es darum auch vergönnt, die Siegesbeute von Nachod in Berlin abzuliefern.
Ans den Händen der Königin empfing der Tapfere einen Lorbeerkranz.
4. Ein Braver unterm nsern Gegnern. Ein schwerverwundeter
österreichischer Fähnrich bleibt bei Königgrätz (3. Juli 1866) am Rande
einer Pfütze liegen. Nach dem Gefecht bemühen sich die preußischen Kranken-
träger, ihn auf einen Wagen zu heben, um ihn ins Lazarett zu fahren. Er
aber bittet und fleht, man möge ihn liegen lassen; durch das Wasser könne
er seine Wunde kühlen. Sie gehen weiter. Ans der Rückkehr wenden sie
sich noch einmal zu dem Fähnrich; — er ist bereits verschieden. Sie heben
die Leiche auf und finden unter ihr — die Fahne, die der brave Soldat
mit seinem Leibe gedeckt hat.
5. Ein kühner Ritt. Bei Gitschin (29. Juni 1866) war die
zweite Schwadron der Blücherschen Husaren stundenlang voll dem feindlichen
Kartätschenfeuer belästigt worden. Da reißt endlich dem Sergeanten Fischer
die Geduld. Mit vier unverzagten Reitern macht er einen verwegenen An-
griff auf den Feind, der solche Kühnheit nicht zu fassen vermag und hinter
den fünfen noch viele andere Husaren vermutet. Mittlerweile treiben die
Reiter ganze Scharen von Österreichern in die Flucht; ihrer 350 bitten um
Pardon und werden von dem Sergeanten gefangen genommen. Hohes Lob
wurde den Tapfern zil teil; die noch lebende Tochter des Fürsten Blücher,
von dem das Regiment seinen Namen trägt, beschenkte sie reichlich. •
6. Aus der Schlacht von Langensalza am 27. Juni 1866.
Das hannoversche Heer hatte mit überlegenen Streitkräften die Preußen
zurückgedrängt: von beiden Seiten war mit heldenmütiger Tapferkeit gekämpft
worden, aber leider! war dies eine Schlacht zwischen deutschen Brüdern, die
so oft früher miteinander verbündet gekämpft hatten. Unter den zuriick-
weichenden Preußen war ein nur noch 600 Mann starkes Bataillon schlesi-
scher Grenadiere Nr. 11. Ihr Führer Oberstlieutenant des Barres läßt
Halt machen und ein Viereck bilden.
Da erhebt sich plötzlich eine leichte Staubwolke, und man sieht einen
hannoverschen Offizier heransprengen. Er schwingt den Säbel, an dessen
Spitze ein weißes Tuch befestigt ist. Offiziere und Soldaten richten ihr An-
gesicht auf den Führer; dieser lächelt. — Der Hannoveraner hält vor der
Front. „Herr Kamerad", ruft er, „vermeidm Sie unnützes Blutvergießen. Ihre
Leute haben sich tapfer geschlagen. Ergeben Sie sich. Im Namen meines
Generals bitte ich um Ihren Degen." Jetzt furcht sich manche Stirn der
Grenadiere. Was wird der Führer antworten? — Dieser hat still zugehört;
mit ruhigem Tone antwortet er: „Meinen Degen? Bitte, Herr Kamerad, den
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
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36. Aus dem siebenjährigen Kriege.
289
Ein erhebender Augenblick, bei dunkler Nacht, unter Tausenden von Leichen!
Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfrende teil
und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man:
„Es lebe durch des Höchsten Gnade
der König, der uns schützen kann,
so schlägt er mit der Wachtparade
noch einmal achtziglausend Mann." Hahn.
4. Hochkirch. Es war am 13. Oktober 1758 in der Nacht, als alle
Kolonnen der österreichischen Armee ihr Lager verließen, um die Preußen zu
überfallen. Es befanden sich bei dem Vortrabe freiwillige Grenadiere, die hinter
den Kürassieren aufsaßen, vor dem preußischen Lager aber von den Pferden
sprangen, sich in Haufen formierten und so vorwärts drangen. Die Zelte blie-
den im österreichischen Lager stehen, und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden
sorgfältig unterhalten. Eine Menge Arbeiter mußten die ganze Nacht Bäume
zu einem Verhau fällen, wobei sie sangen und einander zuriefen. Durch dieses
Getöse wollten sie die preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen
wahrzunehmen. Die wachsamen preußischen Husaren aber entdeckten doch die
Bewegung des Feindes und gaben dem Könige sogleich Nachricht davon. An-
fangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber wiederholte Berichte solche
bestätigten, so vermutete er eine andere Ursache derselben, nur keinen förmlichen
Angriff. Seydlitz und Zielen befanden sich eben beim Könige und erschöpften
ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen;
sie brachten es auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden geschickt wurden,
aufzustehen, wobei mehrere Regimenter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten.
Dieser Befehl wurde aber gegen Morgen wieder aufgehoben, und der jetzt unbe-
sorgte Soldat überließ sich dem Schlafe ohne alles Bedenken. Der Tag war
noch nicht angebrochen, und es schlug int Dorfe Hochkirch 5 Uhr, als der Feind
vor dem Lager erschien. Es kamen ganze Haufen auserwählter Soldaten zu
den preußischen Vorposten und meldeten sich als Überläufer. Ihre Anzahl
wuchs so schnell und stark, daß sie bald Vorposten und Feldwachen überwältigen
konnten. Die österreichische Armee rückte kolonnenweise von allen Seiten in das
preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch
ihre eigenen Kanonenkugeln vom Schlafe aufgeschreckt; denn die anrückenden
Feinde, die großenteils ihr Geschütz zurückgelassen hatten, fanden aus den schnell
eroberten Feldwachen und Batterieen Kanonen und Munition, und mit diesen
feuerten sie ins Lager der Preußen.
Nie fand sich ein Heer braver Soldaten in einer so schrecklichen Lage,
wie die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlafenden Preußen, die nun auf
einmal im Innersten ihres Lagers von einem mächtigen Feinde angegriffen und
durch Feuer und Stahl zum Todesschlafe geweckt wurden. Es war Nacht, und
die Verwirrung über allen Ausdruck. Welch ein Anblick für die Krieger! Die
Österreicher, gleichsam aus der Erde hervorgestiegen, mitten unter den Fahnen
der Preußen, im Heiligtume ihres Lagers! Viele Hunderte wurden in ihren
Zelten erwürgt, noch ehe sie die Augen öffnen konnten; andere liefen halb nackt
zu ihren Waffen. Die wenigsten konnten sich ihrer eigenen bemächtigen; ein
jeder ergriff das Gewehr, das ihm zuerst in die Hand fiel, und floh damit in
Vaterländisches Lesebuch. 19
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Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
282
36. Aus dem siebenjährigen Kriege.
Stellung erwartete. Friedrich rückte nun weiter auf der Straße gegen Kollin
vor, um den Punkt ausfindig zu machen, wo der Feind anzugreifen wäre.
Um 10 Uhr erreichte man ein auf der Straße gelegenes Wirtshaus, bessert
obere Fenster einen vollkommenen Überblick über die Stellung der Österreicher
verstatteten. Hier entwarf Friedrich den Plan zur Schlacht. Der linke Flügel
der Feinde war durch tiefe Abhänge geschützt, auch das Mitteltreffen schien dem
Angriff bedeutende Schwierigkeiten entgegenzustellen; der rechte Flügel aberschien
durch kein Hindernis des Bodens verteidigt. Auf diese Stelle beschloß Friedrich
alle Kräfte zu konzentrieren; der Feind sollte hier umgangen und dann mit
voller Macht von der Seite angefallen werden. Bis Mittag ließ Friedrich feine
Truppen, die durch die Hitze des Tages und den Marsch schon angegriffen
waren, rasten; dann gab er das Zeichen zum Aufbruch. Aber der österreichische
Feldherr bemerkte die Absicht Friedrichs und bemühte sich, feinen schwachen
rechten Flügel zu verstärken.
Der Vortrab der Preußen begann den Kampf. Die Zietenschen Husaren und
die Grenadiere, die den Vortrab ausmachten, fielen dem Feind in die Seite und
gewannen ihm, trotz der heftigsten Gegenwehr, bedeutende Vorteile ab. Aber
plötzlich änderte Friedrich selbst den Plan. Er befahl, daß die Infanterie des
linken Flügels gerade von vorn den feindlichen Reihen entgegenrücken solle. Prinz
Moritz von Dessau, der das Haupttreffen kommandierte, suchte ihn auf die
Gefahr, der man sich aussetze, aufmerksam zu machen. Der König blieb bei
feinem Befehl; aber der Prinz wiederholte seine Einwendungen und sagte end-
lich: ohne seine Pflicht zu verletzen und ohne die schwerste Verantwortung auf
sich zu laden, könne er diesem Befehl nicht genügen. Dieser Widerspruch reizte
den Zorn des Königs; mit entblößtem Degen ritt er auf den Prinzen zu und
fragte ihn mit drohender Stimme, ob er gehorchen wolle oder nicht? Der
Prinz fügte sich, und seine Regimenter rückten gegen den Feind.
Und es schien, als hätte der König dem Heldenmut seiner Krieger nicht
zuviel zugemutet. Sie drangen, trotz des schmetternden Geschützfeuers, gegen
die Reihen der Österreicher empor, sie vereinigten sich mit den Regimentern
des Vortrabes und warfen mit diesen vereint eine furchtbare feindliche Batterie.
Der rechte Flügel des Feindes wankte, der Sieg schien sich auf die Seite der
Preußen zu neigen; schon ließ Daun auf einem mit Bleistift geschriebenen Zet-
tel den Befehl zum Rückzüge durch seine Armee laufen. Doch einer von seinen
Oberoffizieren bemerkte zur rechten Zeit, daß die Schlacht sich wiederum gün-
stiger gestalte, und hielt den Zettel an. Denn jetzt hatte sich das Mitteltressen
der Preußen, durch einen allzu heftigen General geführt, verleiten lassen, gegen
den ausdrücklichen Befehl des Königs teil an der Schlacht zu nehmen. Es
rückte gegen ein Dorf vor, das von Kroaten besetzt war, trieb diese hinaus
und versuchte nun gegen die Österreicher emporzustürmen. Aber auf dem
abhängigen Boden, der mit glattem, ausgedörrtem Grase bedeckt war, ver-
sagte jeder Tritt, und von dem Berge herab sprühte ihnen ein fürchterlicher
Kartätschenregen entgegen. Reihenweise wurden hier die tapferen Preußen
hingestreckt. Durch dies uuzeitige Unternehmen war den Regimentern des
linken Flügels und dem Vortrab der Preußen die nächste nötige Unterstützung
geraubt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Moritz_von_Dessau
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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53. Das Gottesgericht in Frankreich
unter Trommelschlag, ohne daß von unserer Seite ein Schuß fiel, einen Abschnitt
nach dem andern und warf auch auf diesem Flügel den Feind in die Festung
zurück. Bis 10 Uhr abends behaupteten alle preußischen Abteilungen das Schlacht-
feld, dann zogen sie, ohne vom Gegner belästigt zu werden, in ihre Biwachten.
Diesem erfolgreichen Angriff war es zu verdanken, daß Bazaine erst am
15. August nach Westen abziehen und auch jetzt noch sein erschüttertes Heer nur
langsam vorwärts bringen konnte. So gelang es dem Prinzen Friedrich Karl,
am Morgen des 16. August bei Mars la Tour und Viouville jetwa 2 Mei-
len westlich von Metz) mit den Spitzen seines Heeres von Südosten her die
Flanke des Feindes zu erreichen und ihn durch kühnen Angriff zum Stehen zu
bringen. Zwar war es zunächst nur das dritte Armeeeorps (Brandenburger) unter
General von Alvensleben, das an den Feind herankommen konnte, aber obwohl
es drei französiche Armeeeorps und die Kaisergarden zu bekämpfen hatte (45 000
gegen 180 000), hielt es dennoch mit bewunderungswürdiger Tapferkeit, wenn
auch unter schweren Verlusten, acht Stunden lang die feindliche Armee fest. Endlich
um 41/2 Uhr nachmittags kam zur Unterstützung das 10. Armeeeorps (Hanno-
veraner) heran; es hatte ohne Befehl, nur dem Kanonendonner folgend, seinen
Marsch hierher gerichtet. Prinz Friedrich Karl übernahm jetzt selbst das
Kommando, und nach blutigem Ringen, worin Infanterie, Kavallerie und Artil-
lerie wetteiferten das Höchste zu leisten, gelang es der unwiderstehlichen preußi-
schen Tapferkeit, die Hauptmasse der feindlichen Armee in der Richtung auf
Metz zurückzudrängen. Unsere Truppen erbeuteten 2 Adler und 7 Geschütze und
machten 2000 Gefangene, aber die Verluste an Toten und Verwundeten waren
ans beiden Seiten ungeheuer groß, man schätzte sie ans je 16 000 Mann.
Unsere Opfer waren also nicht minder schmerzlich, wie die des Feindes, aber
Prinz Friedrich Karl hatte seinen Zweck erreicht und dem französischen Heer
den geraden Weg nach Verdun und Chalons verlegt.
Aber noch galt es den Entscheidungskampf zu bestehen. König Wilhelm
erschien am 17. August selbst auf dem Schlachtfelde und benutzte diesen Tag,
da der Feind nicht anzugreifen wagte, dazu, soviele Truppen wie nur irgend
möglich heranzuziehen, um die Franzosen nochmals anzugreifen und völlig in
Metz hineinzudrängen. Aber auch diese verwandten den Ruhetag, um steh in
einer ansgesucht günstigen Stellung auf steilen Höhen möglichst stark zu ver-
schanzen. — Als nun der Morgen des 18. August anbrach, kam es westlich
von Metz bei Gravelotte zur blutigsten und grimmigsten Schlacht. König
Wilhelm selbst führte den Oberbefehl. Von deutscher Seite kamen zunächst die
Garde, die Sachsen und Hessen-Darmstädter und die Schleswig-Holsteiner ins
Feuer, später die Westfalen und die Rheinländer, zuletzt auch die Pommern;
auf feindlicher Seite stand die ganze Hauptarmee in fast unüberwindlichen,
festungsähnlichen Stellungen. Unsere Heere stürmten mit der Front nach Deutsch-
land, die Franzosen waren gegen Westen gerichtet. Lang und schwer wogte der
Kampf an den verschiedenen Punkten. Am linken Flügel (am weitesten nörd-
lich) kämpften die Sachsen und die Garde, namentlich um den steilen Hang des
hoch oben liegenden Dorfes St. Privat, in dessen steinernen Häusern sieh der
Feind unangreifbar wähnte; weiter südlich, um Verueville, die Schleswig-
Holsteiner; ans dem rechten Flügel, bei Gravelotte, die Rheinländer und die
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Karl Friedrich Karl August Metz Alvensleben Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Karl Friedrich Karl Wilhelm August August Metz Wilhelm