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24. Elsaß und Lothringen.
Wenn man von Basel aus auf dem Rheine abwärts fährt, so blickt
man nach Osten hin in eine anmutige Landschaft mit Fruchtfeldern, Wiesen
und vielen wohlhabenden Ortschaften. In der Ferne zeigt sich ein Gebirge,
welches dem Rhein das Geleit zu geben scheint. Es ist der Schwarzwald.
Das Land, welches zwischen ihm und den grünen Ufern des Rheins als
langer Streifen sich hinzieht, heißt das Großherzogtum Baden. Bisher
konnte man nur mit Wehmut den Blick nach Westen wenden. In der
Ferne zeigt sich auch ein schönes Gebirge. Es war ehedem deutsch und
heißt das Wasgaugebirge oder die Vogesen. Zwischen ihm und dem Rhein
liegt ein Land, welches wie Baden sich auch schmal am Flusse entlang zieht
und gleich diesem lachende Auen, reiche Städte und Ortschaften besitzt.
Dies ist das Elsaß. Es war früher deutsch, wurde aber von den Fran-
zosen dem Reiche geraubt. Nunmehr ist es dem Mntterlande, zu dem es
nach Bevölkerung und Sprache gehört, wieder gewonnen.
Die Vogesen sind ein schön bewaldetes Gebirge. Am Fuße findet
man die verschiedensten Lanbhölzer: Eichen, Buchen, Birken, Ulmen und
weiter hinaus Nadelholz. Echt deutsch ist die Bauart der Häuser in den
Dörfern des Elsaß. Die Wände sind weiß getüncht, während das Balken-
werk rot angestrichen ist. Die alte Banerntracht hat sich noch in vielen
Gegenden erhalten. Die Elsässer sind schwäbischer Abkunft; das zeigt der
untersetzte Körperbau, die Gemütlichkeit und fröhliche Offenheit und die
zähe Ausdauer derselben.
Von Basel ans geht durch das Elsaß eine Eisenbahn. Sie folgt der
Richtung des Rheines und der Vogesen und läuft zwischen beiden in einiger
Entfernung hin. Würden wir aus dieser durch das Elsaß reisen, so kämen
wir zuerst nach Mühlhausen. Das ist eine gewerbreiche Stadt. Hier
werden ans Schafwolle, Baumwolle und Seide Kleiderstoffe aller Art ge-
fertigt, auch gefärbt, gedruckt und gebleicht. Tausende von Arbeitern sind
in den Fabriken beschäftigt. Damit sie gesunde Wohnung haben, hat man
für sie besondere Häuser gebaut. Sie liegen in geraden Straßen bei-
sammen und machen einen Stadttheil für sich aus.
Setzen wir unsere Reise von Mühlhausen aus in der Ebene fort, so
kommen wir nach Colmar, dann nach Schlettstadt. Dies ist mit Mauern,
Gräben und Schanzen umgeben; denn es ist eine Festung. Einige Stunden
nördlich von Schlettstadt liegt die Hauptstadt des Elsaß, das alte, berühmte
Straßburg. Schon ans weiter Ferne sieht man den hohen Thurm des
ehrwürdigen Münsters emporragen. In Deutschland findet dieser Dom
nur noch in Köln seines Gleichen. Er ist im 12. und 13. Jahrhundert
erbaut; es haben mehr als 60 Jahre dazu gehört, um dieses Meisterwerk
zu vollenden. Erwin von Steinbach hat den Plan zu dem Ban entworfen
und die Bauführung über 40 Jahre geleitet. Es war ihm aber nicht
vergönnt, das vollendete Werk zu schauen.
In Straßburg zweigen sich zwei Eisenbahnen ab. Die eine führt
nach Westen durch die anmutigen, engen Thäler und über die bewaldeten
Höhen der Vogesen. Von da geht man weiter nach Lothringen. Die andere
aber zieht sich nach Norden durch die Ebene des Rheins und folgt diesem
in Entfernung von einigen Meilen. Zur Linken liegt das blutige Schlacht-
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206
selb von Wörth (6. August 1870). Bei Weißcnburg, wo der Kronprinz von
Preußen den ersten Sieg erfocht, ist die Nordgrenze des reichen Elsaß.
Auf der ganzen Strecke sieht man die hohe Kette der Vogesen, von
welchen viele Ruinen mittelalterlicher Ritterburgen Herabschauen. In der
Nähe ziehen sich fruchtbare und wohlgepflegte Weinstöcke hin. Kastanien
und Nußbäume breiten an Straßen und Häusern ihre Äste aus. Auch
Hopfengärten finden sich hier und da.
Die Franzosen hatten wegen des Elsaß und Lothringen kein gutes
Gewissen. Damit die Deutschen sie ihnen nicht wieder nehmen sollten,
hatten sie eine große Anzahl Festungen in den geraubten Ländern angelegt.
So zieht sich durch Elsaß von Norden nach Süden hin ein starker Gürtel
von befestigten Plätzen. An der Nordgrenze sollten Bitsch, Lützelstein und
Pfalzburg gegen eindringende Feinde schützen. Am Rhein aufwärts, aber von
diesem etwas entsend, liegen Straßburg, Schlettstadt und Breisach. Nun
werden diese festen Städte uns gute Dienste gegen den Franzmann thun.
Nur die südlichste Festung, Belfort, gehört nicht mehr zum Elsaß, sondern
ist Frankreich verblieben.
Das Land ist höchst ergiebig an Getreide und Gemüse, an Wein und
Obst. Auch werden dort Tabak, Mohn, Hans, Raps und Krapp gebaut.
Letzteres ist ein Färbekraut, welches das Rot zu den Hosen der französischen
Soldaten liefert. In den Vogesen wird viel Bau- und Brennholz ge-
schlagen, auch Eisen und andere Metalle werden dort gewonnen.
Von dem nördlichen Theile der Vogesen nach der Mosel hin liegt
Deutsch-Lothringen. Buchen-, Tannen- und Eichenwälder breiten sich
über die gebirgigen Gegenden aus, und die steilen Felsen und Burgruinen,
welche auf den Anhöhen liegen, geben der Gegend ein schönes Ansehen.
In diesem Theile Lothringens befinden sich auch Burgfesteu, wie Pfalz-
burg und Lützelstein. Die größte und angesehenste Stadt in Lothringen
ist Metz. Dasselbe hat gegen 50000 Einwohner. Es liegt an der Mosel,
von der es durchflossen wird. An den Ufern derselben und auf den an-
grenzenden Hügeln hat es eine anmutige Lage. Im Mittelalter war Metz
eine mächtige und blühende freie Stadt des deutschen Reiches. Es gehörten
mehr als 200 Ortschaften zu ihrem Gebiete. Als es französisch wurde,
nahm der Wohlstand und die Bevölkerung immer mehr ab. Jetzt treibt
es bedeutenden Handel, der meistentheils bisher nach Deutschland ging
und nun noch mehr gehen wird. Die Franzosen haben die Stadt stark
befestigt; sie ist eine der stärksten Festungen der Welt; denn sie hat nicht
bloß einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben um sich, sondern
ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen
oder Forts umgeben. Daher, hat sie bisher als unbesiegbar gegolten, und
noch kein Feind hat sie zur Übergabe gebracht. Es ist dieser Ruhm den
deutschen Heeren vorbehalten geblieben.
Lesebuch von Bock.
25. vor Binger Mäusethurm.
Hatto, Abt zu Fulda und später Erzbischof von Mainz, lebte im
zehnten Jahrhundert und war ein harter, geiziger Mann, der lieber
die Hand ausstreckte zum Nehmen als zum Geben. Da geschah es,
dass eine grosse Hungersnot am Rheinstrom ausbrach und viele Men-
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Extrahierte Personennamen: August Hans Krapp Metz Hatto
Extrahierte Ortsnamen: Weißcnburg Lothringen Lützelstein Rhein Breisach Belfort Frankreich Lothringens Lothringen Deutschland Fulda Mainz Rheinstrom
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
314
52. Die wacht am Rhein.
Auch mit den süddeutschen Staaten schloß Preußen jetzt Frieden, aber
auf die allerglimpflichsten Bedingungen: sie mußten nur einige Millionen an
Kriegskosten bezahlen und Bayern und Hessen-Darmstadt außerdem einige
Quadratmeilen zur Abrundung des preußischen Gebietes abtreten. Gleichzeitig
aber mußten sie ein ewiges Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen ein-
gehen und ihre Kriegsmacht unter den Oberbefehl des Königs von
Preußen stellen.
8. In Norddentschland erfolgten jetzt bald die gewaltigsten Veränderungen,
wodurch die bei weitem größere Halste des früher so zersplitterten und machtlosen
Deutschlands zu einem großartigen und machtbewußten Ganzen zusammengefaßt
ward. Das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das
Herzogtum Nassau, die freie Stadt Frankfurt und die Herzogtümer
Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einverleibt; der-
selbe gewann dadurch nicht bloß einen Zuwachs von fast 1300 Quadratmeilen
mit mehr als 4 Millionen Einwohnern, sondern auch eine völlige Abrundung
und vorzügliche Häfen an der Ost- und an der Nordsee. Mit den übrigen
21 norddeutschen Staaten aber schloß Preußen einen ewigen Bund zum
Schutze des Bundesgebietes und zur Pflege der Wohlfahrt des deut-
schen Volkes. Im Frühling des Jahres 1867 wurden in Berlin die Grund-
gesetze der Bundesverfassung zivischen der Volksvertretung im Reichstage und
den Regierungen vereinbart; vorzüglich erwarb sich der große Graf Bismarck
ein bleibendes Verdienst um die schnelle und glückliche Vereinbarung. In An-
erkennung seines hohen Verdienstes ernannte ihn König Wilhelm zum Bundes-
kanzler. Keck.
52. Die Wacht
am
1. Cs braust ein Ruf wie Donuerhall, 4.
wie Schwertgeklirr und Wogeuprall:
„Zum Rhein, zum Rhein,, zum deutschen
4. „Und ob mein Herz im Tode bricht,
reich, wie au Wasser deine Flut,
ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
wirst du doch drum ein Welscher nicht;
Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2. Durch hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell.
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heil'ge Landesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
„Solang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht
und noch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
3. Er blickt hinauf in Himmelsaun, 6.
wo Heldengeister niederschaun,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rheiu, bleibst deutsch wie meine
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind!
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Brust."
Wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
M. Schneckenburger.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Wilhelm Schneckenburger
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
314
52. Die Ivacht am Rhein.
Kriegskosten bezahlen und Bayern und Hessen-Darmstadt außerdem einige
Quadratmeilen zur Abrundung des preußischen Gebietes abtreten. Gleichzeitig
aber mußten sie ein ewiges Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen'ein-
gehen und ihre Kriegsmacht unter den Oberbefehl des Königs von
Preußen stellen.
8. In Norddcutschland erfolgten jetzt bald die gewaltigsten Veränderungen,
wodurch die bei weitem größere Hälfte des früher so zersplitterten und machtlosen
Deutschlands Zu einem großartigen und machtbewußten Ganzen zusammengefaßt
ward. Das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das
Herzogtum Nassau, die freie Stadt Frankfurt und die Herzog-
tümer Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einver-
leibt; derselbe gewann dadurch nicht bloß einen Zuwachs von fast 1300 Quadrat-
rneilen mit mehr als 4 Millionen Einwohnern, sondern auch eine völlige Abrundung
und vorzügliche Häfen an der Ost- und an der Nordsee. Mit den übrigen 21 nord-
deutschen Staaten aber schloß Preußen einen ewigen Bund zum Schutze des
Bundesgebietes und zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes.
Im Frühling des Jahres 1867 wurden in Berlin die Grundgesetze der Bundes-
verfassung zwischen der Volksvertretung im Reichstage und den Regierungen
vereinbart; vorzüglich erwarb sich der große Graf Bismarck ein bleibendes Ver-
dienst um die schnelle und glückliche Vereinbarung. In Anerkennung seines hohen
Verdienstes ernannte ihn König Wilhelm zum Bundeskanzler. Keck.
52. Die Wacht am Rhein.
1. ^s braust ein Ruf wie Douuerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogeuprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
2. Durch hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell.
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschirmt die heil'ge Landcsmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
3. Er blickt hinauf in Himmelsaun,
wo Heldengeister uiedcrschaun,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine
Brust."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
4. „Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drum ein Welscher nicht;
reich, wie an Wasser deine Flut,
ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
5. „Solang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht
und rioch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind!
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
M. Schneckenburger.
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Wilhelm Schneckenburger
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Bayern Hessen-Darmstadt Norddcutschland Deutschlands Hannover Hessen Frankfurt Schleswig-Holstein Nordsee Berlin Rhein „Zum_Rhein Rhein Rhein Rhein Rhein Himmelsaun Rhein Rhein Deutschland Rhein Rhein Rhein Rhein Rhein Rhein
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Zz. Die wacht am Rhein.
Auch mit den süddeutschen Staaten schloß Preußen jetzt Frieden, aber
auf die allerglimpflichsten Bedingungen; sie mußten nur einige Millionen an
Kriegskosten bezahlen und Bayern und Hessen-Darmstadt außerdem einige
Quadratmeilen zur Abrundung des preußischen Gebietes abtreten. Gleichzeitig
aber mußten sie ein ewiges Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen eingehen
und ihre Kriegsmacht unter den Oberbefehl des Königs von Preußen
stellen.
8. In Norddeutschland erfolgten jetzt bald die gewaltigsten Veränderungen,
wodurch die bei weitem größere Hälfte des früher so zersplitterten und macht-
losen Deutschlands zu einem großartigen und machtbewußten Ganzen zusammen-
gefaßt ward. Das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen,
das Herzogtum Nassau, die freie Stadt Frankfurt und die Herzog-
tümer Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einver-
leibt; derselbe gewann dadurch nicht bloß einen Zuwachs von fast 70 000 qkm
(1300 Quadratmeilen) mit mehr als 4 Millionen Einwohnern, sondern auch eine
völlige Abrundung und vorzügliche Häfen an der Ost- und an der Nordsee. Mit
den übrigen 21 norddeutschen Staaten aber schloß Preußen einen ewigen Bund
zum Schutze des Bundesgebietes und zur Pflege der Wohlfahrt des
deutschen Volkes. Im Frühling des Jahres 1867 wurden in Berlin die
Grundgesetze der Bundesverfassung zwischen der Volksvertretung im Reichstage
und den Regierungen vereinbart; vorzüglich erwarb sich der große Graf Bis-
marck ein bleibendes Verdienst um die schnelle und glückliche Vereinbarung.
In Anerkennung seines hohen Verdienstes ernannte ihn König Wilhelm zum
Bundeskanzler. Keck.
53. Die Wacht
1. Es braust ein Ruf wie Donnerhall, 4.
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
„Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
5.
2. Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell.
Der deutsche Jüngling, fromm und stark,
beschinnt die heil'ge Laudesmark.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
3. Er blickt hinauf in Himmelsaun,
wo Heldengeister niederschaun,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine
Brust."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
am Rhein.
„Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drunr ein Welscher nicht;
reich, wie an Wasser deine Flut,
ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
„Solang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht
und noch ein Arm die Büchse spannt,
betritt kein Feind hier deinen Strand!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am
Rhein!
6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind!
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen
Rhein!
Wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein!
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
M. Schneckenburger.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Schneckenburger
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Bayern Hessen-Darmstadt Norddeutschland Deutschlands Hannover Hessen Frankfurt Schleswig-Holstein Nordsee Berlin „Zum_Rhein Rhein Rhein Rhein Rhein Himmelsaun Rhein Rhein Rhein Deutschland Rhein Rhein Rhein Rhein Rhein Rhein
360
67. Die Lorelei.
beiden Ufer voneinander schiede, daß nicht der erkennende Blick, der laute Ruf
ungehindert hinüber reichte. Mächtig und Ehrfurcht gebietend, erscheint er als
ein beweglicher Wasserspiegel, in den heitersten Rahmen gefaßt, nicht als eine
wässerige Öde mit nebeligen Ufern.
Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittleren Europa; an
seinen Quellen begegnen sich Italien, Burgund, das südliche Deutschland. Seine
Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebene des alten
Sachsenlandes ein und führt zu den britischen Inseln hinüber. Aus der schönen
Stromebene des mittleren Rheins, einem bergummauerten Gebiete, führen natür-
liche Wasserstraßen durch lange, enge Felsentore zu reichen, herrlichen Landschaften
tief in das innerste Deutschland und Frankreich hinein. Die Mosel auf der
linken, der Main auf der rechten Seite verbinden Franken und Lothringen. Der
Rhein selbst aber ist die große Handels- und Reisestraße zwischen Süden und
Norden, zwischen Holland und der Schweiz, England und Italien, die eine
immer größere Bedeutung erhält, je lebendiger die Berührungen aller Art
zwischen den verschiedenen Gliedern des europäischen Staatenkörpers werden.
Mendelssohn.
67. Die Lorelei.
1. ^.lch weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin?
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt niir nicht aus dem Sinn.
Die Lust ist kühl, und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein:
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.
2. Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar;
ihr gold'nes Geschmeide blitzet;
sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei;
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.
3. Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende noch Schiffer und Kahn,
und das hat mit ihrem Singen
die Lorelei getan. H. Heine.
68. Das alte westfälische Bauernhaus.
'yve Westfalen bewahren vielleicht am treuesten die Eigentümlichkeit des alt-
sächsischen Stammes. Sie sind gesund und stark von Leib und von festem
und unerschrockenein Mute. Bei großer Tüchtigkeit und Kernigkeit verharren
sie gern in ihren alten Gewohnheiten; um das große Ganze bekümmern sie sich
wenig, aber in seinem kleinen Kreise wirkt jeder mit Sorgfalt, Liebe und Treue.
Dabei besitzen sie einen unbeugsamen Rechtssinn; mit der äußersten Zähigkeit
und Hartnäckigkeit halten sie das fest, was sie einmal für gut und recht er-
kannt haben.
Der Hauptbestandteil der Bevölkerung ist der Bauer. Wie der Edelmann
auf seinem Stammschloß, fitzt er auf dem von Vorfahr zu Vorfahr fortgeerbien
Gute. Das große einstöckige Haus, von dessen Giebel meist zwei Pferdeköpfe
in Holz geschnitzt herabschauen, ist seiner bedeutenden Länge nach gewöhnlich in
3 Teile geteilt. In der Mitte der Giebelseite ist die Einfahrt, welche unmittel-
bar auf die Tenne führt. Von da wird die Ernte auf dem Speicher unterm
Dach untergebracht. Rechts und links von der breiten Einfahrt find die Plätze
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Mendelssohn H._Heine
Extrahierte Ortsnamen: Rheinstrom Europa Italien Burgund Deutschland Frankreichs Rheins Deutschland Frankreich Main Lothringen Holland Schweiz England Italien Rhein Westfalen
307
benutzt werden. Das Bad zu Ems an der Lahn wird von Brustleidenden stark
besucht; allein den besten Ruf hat eine Quelle, deren Wasser nicht an Ort und
Stelle getrunken zu werden pflegt, sondern in Krügen weithin verschickt wird.
Dies ist der Brunnen zu Selters. Die (ehemals nassauischen) Bergwerke in der
Provinz Hessen liefern Silber, Blei, Eisen, Kupfer und viele andere Mineralien.
Die Rheinprovinz wird vom Mittelrhein durchflossen. Koblenz liegt
am Einflüsse der Mosel in den Rhein. Ein Kreis von Forts mit ungeheuern
Mauern und drohenden Schießscharten liegt auf den Höhen um die Stadt herauf
beiden Seiten der zusammenfließenden Ströme, deren Ufer durch Brücken ver-
bunden sind. Dadurch wird die schöne Gegend noch herrlicher, und Reisende aus
fernen Gegenden benutzen die Dampfschiflahrt auf dem Rheine und der Mosel,
um Koblenz und die mächtige Feste Ehrenbreitstein, die Koblenz gegenüber auf
dem rechten Ufer liegt, zu sehen und die schöne Natur wie die gewaltigen Werke
der Menschenhand zu bewundern. Köln, die dritte Stadt Preußens, ist eine
starke Festung, eine Stunde lang und verhältnißmäßig breit. Die große Stadt
mit ihren schönen Gebäuden, ihren vielen Thürmen und dem majestätischen Dome
gewährt einen herrlichen Anblick, besonders wenn man vom Rheinufer aus die
Brücke und die zahlreichen Masten der im Hafen liegenden Schiffe, die Rauch-
säulen der ankommenden und abgehenden Dampfschiffe überschaut. Köln wird
mit jedem Jahre eine bedeutendere Fabrik- und Handelsstadt. Von seinen Waaren
ist das kölnische Wasser (Lau ck6 Cologne) am bekanntesten. Die größte Fabrik-
stadt der Rheinprovinz ist Elberfeld, an welche sich unmittelbar die eine Stunde
lange Stadt Barmen anschließt; beide zusammen bilden das berühmte Wupper-
thal. Hier herrscht eine ungemeine industrielle Thätigkeit, und die Garnbleichereien,
Färbereien, Seiden-, Baumwollen- und andere Manufakturen haben hier einen
großen Wohlstand gegründet. Auch eine Menge von evangelischen Anstalten zur
Förderung des Reiches Gottes finden hier kräftige Unterstützung. Das Wupper-
thal ist der Sitz einer Traktatgesellschaft, der bergischen Bibelgesellschaft, der
rheinischen Missionsgesellschaft mit ihrem Missionshause und vieler christlichen
Vereine. Aachen ist eine der ältesten deutschen Städte und war schon als die
gewöhnliche Residenz Karl's des Großen berühmt. Düsseldorf ist durch seine
Malerschule, Solingen durch seine Schwert-Fabriken weit und breit bekannt.
— Die Rheinprovinz ist sehr stark bevölkert. Die Bewohner sind rührige Men-
schen, in Ackerbau, Bergbau, Fabrikwesen und Industrie erfreuen sie sich des
herrlichsten Gedeihens.
Die Provinz Westfalen grenzt im Osten an Hannover. Münster, die
größte Stadt Westfalens, ist dadurch merkwürdig, daß auf dem dortigen Rathhause
im Jahre 1648 der jammervolle dreißigjährige Krieg durch den Abschluß des west-
fälischen Friedens beendigt wurde. Minden treibt lebhaften Handel und Schiff-
fahrt. Bielefeld treibt bedeutenden Handel mit Leinwand; Iserlohn und
Hagen sind ihrer Stahl-, Eisen- und Messingwaaren-Fabriken wegen berühmt.
— Im südlichen und östlichen Theile ist diese Provinz gebirgig, im westlichen und
nördlichen aber flach. Westlich vom Wesergebirge liegt der geschichtlich berühmte
teutoburgerwald.
Die Provinz Schleswig-Holstein gehört ebenfalls erst seit 1866 zu
Preußen. An^einem Busen der Ostsee liegt die schöne Stadt Kiel mit ihrem
vortrefflichen Seehafen. Altona an der Elbe ist eine bedeutende See- und
Handelsstadt. Schleswig und Flensburg liegen an Meerbusen der Ostsee.
— Der Westen dieser Provinz besteht aus fettem Marschlande; die Ostseite der-
selben ist fruchtbar und waldig; aber der Heiderücken, welcher sich von Süden nach
Norden durch Holstein und Schleswig hindurchzieht, besteht aus magern Heiden,
die jedoch an Torfmooren reich sind. Die bedeutendsten Inseln sind Alsen und
Fehmern in der Ostsee, Sylt und Föhr in der Nordsee.
Außer den hier beschriebenen Provinzen gehören noch das Herzogthum Lauen-
burg an der Unterelbe und das Stammland der Hohenzollern, nämlich die von
Würtemberg und Baden umschlossenen h o henz o llern'schen Lande, zu Preußen.
20-.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
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wird hier das belgische Hügelland genannt und dacht sich gegen den
Rhein hin allmählich ab. — In den Gebirgen der Rheinprovinz findet
man Eisen, Blei, Steinkohlen, Schiefer, Basalt, Tuffstein,
Kalkstein und Sandstein; in den Thälern wachsen Getreide aller Art,
Rübsamen, Hanf, Flachs, Tabak u. s. w. — Die Rheinprovinz
ist 491 Quadrat-Meilen groß, auf welchen 2,900,000 Menschen woh-
nen, von welchen 700,000 evangelisch sind.
Die Bewohner der Rheinprovinz sind rührige Menschen, und
Ackerbau, Bergbau und Fabrikwesen oder Industrie erfreuen
sich des herrlichsten Gedeihens. Nur auf dem Hunsrück, der Eifel
und dem hohen Veen ist die Natur so unfruchtbar, daß die Bevöl-
kerung minder dicht ist und oft mit Noth zu kämpfen hat. Dagegen
wohnen in dem Regierungsbezirke Düsseldorf mehr als 9000 Men-
schen auf einer Quadratmeile. An der Nahe, der Mosel, dem
Rheine und der Ahr bauen fleißige Winzer zum Theil trefflichen Wein
uno scheuen keine Beschwerden und Kosten, um die felsigen Weinberge
gehörig zu bearbeiten und mit Dünger und Pfählen zu versehen, ob-
gleich ihre Hoffnungen so oft getäuscht werden.
Die Hauptstadt der Verwaltung in der Rheinprovinz, dersitz
des Olerpräsidenten und des evangelischen General-Super-
intendenten, ist Koblenz. Koblenz liegt am Einflüsse der Mosel in den
Rhein, und zählt 26,000 Einwohner. Aus der Zeit, wo die Stadt
Residenz des Kurfürsten von Trier war, sind noch Paläste und
andere ansehnliche Gebäude, wie auch große Kirchen vorhanden; die
schönen Straßen und Anlagen rühren aber aus der neuern Zeit her.
Das Wichtigste von Koblenz jedoch sind die Festungswerke. Ein
Kreis von Forts (spr- Fohrs) mit ungeheuern Mauern und drohenden
Schießscharten liegt auf den Höhen um die Stadt her auf beiden
Seiten der zusammenfließenden Ströme, deren Ufer durch Brücken verbun-
den sind. Dadurch wird die an sich schöne Gegend noch herrlicher, und
Reisende aus fernen Gegenden benutzen die Dampfschifffahrt aus
dem Rheine und der Mosel, um Koblenz und die mächtige Feste
Ehrenbreitstein, die gegenüber auf dem rechten Ufer liegt, zu sehen.
Auch die eine gute Stunde rheinaufwärts gelegene prächtige königliche
Burg Stolzenfels, von welcher man die herrlichste Aussicht genießt,
wird von vielen Reisenden besucht.
Die große alte Stadt Köln, Sitz des katholischen Erzbischofs
von Köln, hat sehr viele Kirchen und mit dem gegenüber liegenden Städt-
chen Deutz an 100,000 Einwohner; sie ist die größte Stadt der
Rheinprovinz und nebst Deutz stark befestigt. Köln ist eine Stunde
lang und verhältnißmäßig breit. Die große Stadt mit ihren schönen
Gebäuden, den vielen Thürmen und dem majestätischen Dom
gewährt einen herrlichen Anblick — besonders wenn man vom rechten
Rheinuser her die Brücke und die zahlreichen Masten der im Hafen
liegenden Schiffe, die Rauchsäulen der ankommenden und abgehenden
Dampfboote überschaut. Dem Dome gegenüber, auf dem linken Rhein-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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zur evangelischen Religion bekemu. Sie besteht aus den Regierungs-
bezirken Münster, Minden und Arnsberg. Im südlichen und östlichen
Theile ist die Provinz gebirgig, dagegen im westlichen und nördlichen
Theile flach. An der südlichen Grenze erhebt sich der Westerwald;
nördlich hiervon befindet sich das Rolhhaargebirge, das sauerlän-
dische Gebirge und der Haarstrang. Diese Gebirge durchziehen
fast den ganzen Regierungsbezirk Arnsberg. Im Nordosten der
Provinz finden wir zu beiden Seiten der Weser das Wesergebirge
mit vielen tiefen Einschnitten, von denen der merkwürdigste die
sogenannte Porta Wcstphalica ist. Sie besteht aus zwei Gebirgs-
pfeilern, welche bei Minden die Weser in einen Engpaß ein-
schließen. Westlich von dieser Bergkette liegt der teutoburger Wald,
in welchem im Jahre 9 nach Christi Geburt Hermann der Deutsche
den römischen Feldherrn Varus schlug. — Die Weser ist der
bedeutendste Fluß der Provinz; sie durchzieht aber nur auf eine kurze
Strecke den nordöstlichen Theil in der Richtung von Süden nach Norden.
Folgende Nebenflüsse des Rheines haben ihre Quelle in der Pro-
vinz: die Lahn, die Sieg, die Ruhr und die Lippe. Außerdem
entspringt noch in der Provinz die Ems, welche den nördlichen
Theil des Regierungsbezirks Münster von Südosten nachnordwesten
durchstießt.
Wegen des felsigen Bodens in den Gebirgsgegenden und
wegen des vielen Sandes, der Heiden und Moräste in den Ebenen
ist die Fruchtbarkeit Westphalens sehr verschieden. Aber wenn auch
nicht überall so sehr fruchtbares Kornfeld angetroffen wird, wie in
der Gegend von Münster und Paderborn, am Hellweg und in der
Soest er (spr. sohster) Börde, so fehlt es im Ganzen doch nicht an
den gewöhnlichen Erzeugnissen des Ackerbaues, und die fleißigen und
genügsamen Bewohner Westphalens befinden sich bei ihrem Schwarz-
brod, Pumpernickel genannt, gesund und zufrieden. In der Gegend
von Bielefeld wird viel Flachs gezogen und verarbeitet, undbiele-
felder Leinwand ist weit und breit bekannt und beliebt. In andern
Gegenden lebt der Landmann mehr von der Viehzucht, und von den
zahlreich gezogenen Schweinen kommen die berühmten westphälischen
Schinken. Der südliche Theil der Provinz ist der Distrikt der
Fabriken, besonders in Metallwaaren. Da giebt es Thäler, in
denen sich Eisenhämmer, Schleifmühlen und andere derartige Ge-
bäude Meilen lang hinziehen. Denn das Mineralreich liefert Eisen,
Blei, Kupfer, Galmei, Kalk und andere Steinarten, Stein-
kohlen in großer Menge, Torf und Salz. — Auch an mineralischen
Heilquellen — deren Wasser in gar vielen Krankheiten zum Trinken
und Baden benutzt wird — fehlt es in Westphalen nicht. Die Bäder
zu Driburg und Li pp spring waren schon in frühern Zeiten bekannt.
In der neuern Zeit aber ist das Bad Oeynhausen (spr. Öhnhausen)
bei Rehme im Regierungsbezirk Minden berühmt geworden. Bemer-
kenswerth sind die Bohrversuche, welche hier angestellt worden sind, um
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
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2. Die Oberfläche des Bodens im Staate ist sehr verschieden.
In der Rheinprovinz erheben sich zu Leiden Seiten des sie durchströ-
menden Rheines herrliche Berg- und Hügelreihen mit ihren, zahlreich
mit Reben bepflanzten Abhängen und waldgekrönten Rücken. So im
Süden von der Mosel der Hunsrück, im Norden desselben das un-
sruchtbare Eifelgebirge und nordwestlich von demselben das hohe Veen;
auf dem rechten Rheinufer dagegen das malerische Siebengebirge mit
dem Drachenfels, während nördlicher — in der Provinz Westpha-
len — ein Theil des Wefterwaldes, das Rothhaargebirge, das
sauerländische Gebirge, der Haarstrang, das Wesergebirge und
der Luchenreiche teutoburger Wald die Grenze des Gebirgslandes
im Nordwesten bilden. Doch diese rheinisch -westphälischen Gebirge
kommen am Höhe denen im östlichen Theile des Staates bei weitem
nicht gleich. Denn hier erheben sich an der westlichen Grenze der
Provinz Sachsen das Harzgebirge mit dem 3500 Fuß hohen Brocken,
und an der südwestlichen Grenze Schlesiens das Riesengebirge mit
der 5000 Fuß hohen Schneekoppe. — Von den rheinisch-westphälischen
Gebirgen aus flacht sich der Boden allmählich nach Nordwesten zur
Ebene ab, die wieder einen mannigfachen Anblick darbietet, je nachdem
fruchtbares Ackerlñnd, Wiesen, Sandflächen, Wälder und Büsche, Laub-
und Nadelhölzer miteinander abwechseln, und Bäche und Flüsse die
Gegend verschönern. — Nördlich von den Gebirgen Schlesiens und
östlich vom Harzgebirge zieht sich eine weite, breite Ebene, im Süden
mit fruchtbaren Feldern beginnend, sodann aber in der Provinz Bran-
denburg in magern Sandboden übergehend, durch die Provinzen Pom-
mern und Preußen hin bis zu dem Gestade der Ostsee. Man
sieht es dem Boden mit seinen vielen Landseen auf den ersten Blick
an, daß es flicht immer so war, und daß da, wo jetzt Dörfer und
Städte stehen^ und fleißige Menschen der Erde nur mit Mühe, durch
Fleiß und Betriebsamkeit die spärlichen Ernten abzugewinnen streben,
einst die Meereswogen dahinbraus'ten, die nur allmählich nach Norden
zurückgetreten sein mögen, jene Massen Sand auf der Oberfläche
und den Bernstein in der Tiefe zurücklassend; denn dieser wird nicht
allein aus der Ostsee gefischt, sondern auch an der Küste in der Erde
gefunden. Neben und unter diesen Sandgegenden sind aber auch gar
manche Strecken des Staates von außerordentlicher Fruchtbarkeit,
wie die Niederungen des Riemens und der Weichsel; die Warthe-
und Oderbrüche in der Mark; die östliche Ebene zwischen dem
Riesengebirge und der Oder in Schlesien; die güldene Au bei
Nordhausen in der Provinz Sachsen, die Soester Börde in
Westpyalen und der nordwestliche Theil der Rheinprovinz.
3. In diesen Gegenden, mit ihren herrlichen Ackerfeldern, Wiesen
und Gärten, deren Fruchtbarkeit durch den Fleiß der Bewohner fort
und fort erhöht wird, ist die Pferde-, Rindvieh-, Schweine- und
Schafzucht sehr bedeutend, und da auch die Wälder reich an Wild
sind, so liefert das Thier- und Pflanzenreich im Ganzen mehr, als
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]