Erstes Kapitel.
9281640.
Geschichte des brandenburgisch-preuischen Staates bis zum Regierungsantritt des Groen Kursrsten.
Erster Zeitraum. 9381133.
Die ltesten Bewohner und die Grndung der Nordmark. Die ltesten Bewohner.
Die ltesten Gebiete, auf denen sich der brandenburgisch-preuifche Staat aufgebaut hat. find die Lnderstriche zwischen der mittleren Elbe und Oder, die Flugebiete der Havel und Spree, auerdem der nrdliche Teil des Regierungsbezirks Magdeburg.
Nach den Mitteilungen des rmischen Geschichtsschreibers Tacitns waren die ltesten Bewohner dieser Gegenden Deutsche, nmlich die Sem-nonen, die einen Teil des groen Suevenstammes bildeten, welcher die weiten Gebiete jenseits der Elbe innehatte. Den Semnonen gegenber und zwar an der unteren Elbe hatten die Langobarden ihre Wohnsitze; in der Neumark, an der Warthe und Netze, lebten die Burgunder.
Diese Volksstmme, wahrscheinlich einige Jahrhunderte v. Chr. ein-gewandert, haben nur kurze Zeit auf mrkifchem Boden geweilt. Die Semnonen fhrte der Strom der Vlkerwanderung (I. T. S. 197) nach Westen, wo sie unter anderen Stmmen untergegangen zu sein scheinen; die Burgunder grndeten an der Grenze Galliens, am Oberrhein und an der oberen Rhone, die Langobarden in Oberitalien neue, schnell ausblhende Reiche.
Are Menden.
1. Wohnsitze. In die freigewordenen Gebiete rckten von Osten her die slavischen Wenden (Venedi) ein, welche die wenigen zurck-gebliebenen Deutschen unterwarfen.
Brockmann, Lehrbuch der Geschichte. Iii. 1
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
I. Von den Anfngen deutscher Geschichte bis zum Ausgang
des Mittelalters.
9 n. Chr. Barns, Feldherr des Kaisers Augustus, wird mit drei Legionen vom Cheruskerfrsten Arminins im Teuto-burger Walde vernichtet.
375
476
800
919
Einbruch der Hunnen in Europa. Germanische Vlker-Wanderung.
Zge der Westgoten nach Italien (Alarich 410) und Spanien.
Ende des (West-)Rmischen Reiches. Chlodwig grndet das Frankenreich (um 500). Die Ostgoten (König Theoderich) in Italien.
Der Frankenknig Karl der Groe, Begrnder eines christlich-germanischen Weltreiches, wird vom Papste zum Rmischen Kaiser gekrnt. Sein Reich wird von seinen Enkeln geteilt (Vertrag von Verdnn 843, von Mersen 870).
Der Sachsenherzog Heinrich I. wird König des Ost-frnkischen (Deutschen) Reiches. Sein Sieg der die Ungarn (933).
955 Heinrichs Sohn Otto I., der Groe, besiegt die Ungarn auf dem Sechfelde (unweit Augsburg).
962 Otto I. wird Rmischer Kaiser. Das Heilige Rmische Reich Deutscher Nation.
1099 Der erste Kreuzzug: Eroberung von Jerusalem.
Zeittafel A. B.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Barns Augustus Chlodwig Karl_der_Groe Karl Heinrich_I. Heinrichs_Sohn_Otto_I. Heinrichs Otto_I. Otto_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Spanien West-)Rmischen Italien Ungarn Ungarn Jerusalem
der Agilolfinger in 33ajoarten. 5
Mönch ans dem oströmischeu Kaiserthum, wanderte 452 in das
Ufer-Norikum ein und gründete bei Fabiana, einer Stadt
zwischen dem heutigen Tultt und Kahlenberge tu Unterösterreich,
ein Kloster, von wo aus er längs der Donau auswärts nach
Lorch, Paffau, Künzing und auch in das Alpenland nach Salz-
burg und Küchel wanderte, theils um das Christenthilm weiter
zu verbreiten, theils um das Vorgefundene ztt erhalten und zu
befestigen. Gleichzeitig mit Severin wirkte in Lorch eilt Bischof
Constantiuö, der mit seiner Gemeinde unter Führung Severins
nach Fabiana zog und nach dem Tode des Severin für die be-
drängten römischen Unterthaneit dieser Gegcttd die einzige Stütze
wurde.
§ 5. Kaum waren die Römer aus Vindelizien littb
Norikum gewichen, so drangen (454 — 488) mehrere deutsche
Völkerhaufen, als Markomaitnen, Quadcn (ein Zweig des
sucvischen Stammes) und Gothen (hauptsächlich Rugier, Heruler,
Schyren, Turcilinger oder Turilinger) ans ihren bisherigeit Sitzen
jenseits der mittleren Donau (Böhmen, Mähren, dem westlichen
und nördlichen Ungarn) in das heutige Oesterreich vor und nahmen
entweder deshalb, weil ihre Mehrzahl aus dem Lande der Marko-
mannen kam, dessen Bewohner noch immer von den Bojern her
Bämih hießen, oder weil ihre neue Heimath in älterer Zeit
bo fische Gefilde waren, bcu gemeinschaftlichen Namen Bojoa-
rier, Bajoaricr, Bajuarier, auch Bajuwarier an als
die Baren oder Waren, d. i. Mannen, Schirmer, Wehrer und
Inhaber des ehedem von Bojern bewohnten Landes H.
Zu den wichtigsten Punkten, welche der junge B ajo aren st a a t
in sich faßte, zählte Reginisburg (Regenöburg), Pass au und
Lorch. Hierinlorch, aus welchem 452 derbischos Constantius
mit feiner ganzen Gemeinde ausgezogen und nach Fabiana
übergesiedelt war, traf nach dem Tode des Bischofes Constan-
tius (f 487) der Bischof Mamertinuö, früher Tribun zu
Fabiana, ein und führte dem Christenthum in und um Lorch
viele neue Bekenner zu. Nach dem Tode des M am er t in ns
(4 um 520) blieb das Lorch er Bist hum verwaist, bis der
hl. Rupert, seit 536 Bischof von Worms, auf Betrieb des
austrasischen Königs Thevdebert I (534 — 548) um das Jahr
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
6 Die Süd-Donauländer v. d. Herrsch, d. Agilolf. iu Bajoariern.
540 in diese Gegend kam, um für die Erhaltung des hier noch
bestehenden Christenthums zu wirken. Rupert, dem Lorch
unter bcu angetroffenen Verhältnissen für einen Bischofssitz nicht
mehr geeignet erschien, suchte mib erhielt von dem austrasischen
'Könige die Erlaubniß, den Sitz des Bisthnms Lorch zu verlegen
und den hiefür geeignetsten Ort ansznsnchen. Auf seiner zu
diesem Zwecke unternommenen Wanderung gelangte er die Donau
abwärts bis an die Grenze des unteren Pannoniens, ging
voie da wieder zurück über Lorch in diewildniß des Wall er se es
(ein kleiner See am rechten Ufer der Salzach, unweit Salzburg),
wo er dem hl. Petrus zu Ehren ein Kirchlein, Seekirchen, er-
baute. Doch schlug er nicht hier, sondern auf den nahen Ruinen
der einst (475) von den Herulern und Rugiern zerstörten Römer-
stadt Juvavia bcu Sitz des Lorch er Bisthnms auf und gab so
dem jetzigen Erzbisthume Salzburg den Ursprung. Nachdem
er ans Franken zwölf fromme Männer als Gehilfen beigezogen,
baute er am Fuße des Berges H, ans dem heutigen Tags ein
umfangreiches Schloß steht, zu Ehren des hl. Petrus eine Kirche
und ein Kloster für Männer, auf dem Berge selbst aber ein
Frauenkloster, dem er seine Nichte Ehrentrude als erste Vor-
steherin gab. Ob der hl. Rupert dem Bisthume Salzburg bis
zu seinem Lebensende vorgestanden habe, ist ungewiß, die mehreren
Gründe sprechen dafür, daß er sein Leben (um 550) zu Worms
beschlossen habe.
Zweiter Zeitraum.
Bcijoarien unter den Agilolsingern *)
(554_788).
§ 6. So lange die Longobarden, welche sich (in den Jahren
525 itub 548) von ihren Wohnsitzen an dem linken Ufer der
*) Die Herzöge Bajoariens
Garibald I 554—595.
Tassilo I 595—610.
Garibald Ii 610—640.
Theodo I 640—652?
Hugobert 652? — 680.
Theodo 11 680—717.
aus dem agilolfingischen Hause sind:
Theodoald 702—712(713?), Thco-
dcbert 702—724, Grimoald
702—725.
Hu gib er t 725—737.
Odilo 737—748.
Tassilo Ii 748-788.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
7
Bajoarien unter bcu Agilolsingern.
mittleren Donau uach Panuonieu ausgebreitet hatten, die östlichen
Nachbarn der Bajoarier blieben, drohte diesen von Ofteit her keine
Gefahr; als aber die Longobarden nach dem Sturze der ostgoth-
ischen Herrschaft in Italien (554) ans die Einladung des byzan-
tinischen Feldherrn Narses (568) nach Italien anfbrachen und
das von ihnen geräumte Pannonien ihren bisherigen Bundes-
genossen, den Avaren^), verließen, drängten diese in Vereinig-
ung mit Slaven- oder Wendenvölkern (Karantanen) iln-
anfhörlich ans die Bajoarier, bis diese das Land östlich von
der Enns räumten und, in westlicher und südwestlicher Richtung
vorgehend, in jene Gefilde einrückten, welche nachmals und noch
heute im eigentlichsten Sinne Bayern heißen und nördlich von
der Donau, östlich von der Enns, südlich vom Noeins
(Noßbach oberhalb Trient), westlich vom Lech begrenzt sind.
Was sich ans dieser Strecke an Bojern noch vorfand, verschmolz
mit den eingewanderten Bajoariern allmählig zu einem Volke, die
zurückgebliebenen römischen Unterthanen dagegen wurden tribut-
pflichtig gemacht und Römlinge (Romanisci, Romanenses),
Wallen, Walchen oder Wälsche genannt, welch' letztere Namen
noch in Waller stein, Wallersee, Traunwalchen, Straß-
walch en, Seewalchen fortleben.
In dem neuen Vaterlande hatten die Bajoarier nach drei
Seiten hin Nachbarn germanischer Abkunft, denn im Süden saßen
die Longobarden, im Westen die Alemannen oder Schwaben,
im Norden die Thüringer. Im Osten saßen die hunnischen
Avaren, und im Südosten (in Kärnthen und Steyermark) die
unter dem bestimmten Namen Karantanen geschaarten Slaven.
In Folge der Abhängigkeit, in welcher sich die westlichen und
nördlichen Nachbarn der Bajoarier von den Franken7) befanden
(die Alemannen seit dem Siege Chlodwigs bei Zülpich im Kölnischen
496, die Thüringer seit dem Siege Theoderichs oder Theuderichs
530), geriethen die Bajoarier ans zwei Seiten mit dem mäch-
tigen Frankenreich in Berührung, und bald in Abhängigkeit,
welche jedoch anfänglich nur darin bestand, daß die Bajoarier sich
verpflichten mußten, ans ihrer Seite das Frankenreich zu schützen,
mit ihren Nachbarn, den Avaren, Karantanen und Longobarden,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Zum cr/icn Zeitraum gehörig von Ziffer 1—5 incl.
1. Bei den Alten führte die Gegend südlich von der mittleren und
unteren Donau die Namen Binde lizien, Raetien, Norikum und
Pannonien. Vindelizien hieß das Land vom Bodensee, von der Wertach
und dem untern Lech bis zum Inn; vom Inn bis zum Kahlenberge bei
Wien und von der Donau bis zum Kraiugebirge erstreckte sich Norikum,
welches seit Hadrian in ein Ufer-Norikum (heutiges Ober- und Uuteröstcr-
rcich) pnd in ein Binnen - Norikum (heutiges Steyermark und Kärnthen)
abgetheilt wurde. Pannonien wurde die Strecke vom Kahleubcrge bis an
den Einfluß der Save in die Donau genannt; was südlich von Vindelizien
zwischen den Duellen des Rheins und Norikum bis an die Grenze Italiens
reichte, hieß Rätien. Nach den Zeiten Hadrians hieß Vindelizien das
zweite Rätien.
2. Daß die Bojer aus Gallien gekommen seien, ist ebenso wenig nach-
weisbar, wie dies, daß die Bojer eine keltische Völkerherrschaft gewesen, die
in Gallien ihren Ursih hatte. Darf aus dem historisch beglaubigten Zusammen-
leben der bojischen Ueberreste in den oberen Donau- und Alpengegenden mit den
um die Mitte des sechsten Jahrhunderts nach Christus ebendahin eingewanderten
Bajoariern germanischer Zunge geschlossen werden, daß sich in der Sprache
und Schrift der heutigen Bayern die der alten Bojer einigermaßen erhalten
habe, dann läßt die auffallende Aehnlichkeit der süddeutschen Sprache mit
der griechischen verniuthen, daß die Bojer vor ihrem Zusammentreffen mit
den Kelten an der Donau (um 590 v. Ehr.) in einer Gegend Asiens, ver-
muthlich in Armenien, seßhaft gewesen und ihrer Abstammung nach den
Griechen weit näher gestanden seien, als den Kelten. Uebereinstimmend damit
sagen schon die Non. hist, monaster. Tegernsee illustrantia ap. Bern.
Pez Thes. Anect. noviss. Tom. Iii. pag. 493: — Noricorum, ut dixi,
in ultimo Oriente circa Armeniern vel Indiam usque hodie manet origo,
quod plene omnibus notum a probatissimis etiam nuper accepimus,
qui peregrinati illuc Bawarizantes audierant. Daß Armenien die Hei-
math der Bojer sei, behaupten auch Vitus Arnpeckh in seinem Obren.
Bajoar., Bernhardus Xoricus ap. Hier. Pez scr. rer. austr. T. I.
p. 689, Andreas, Presbyter Batisbon. in Joan. Boecleri Volum, rer.
Germ., Vincenz von Pallhausen in seiner Schrift: Garibald, erster
König Bajoaricns (München 1810) in den Belegen S. 175 n. 86, wo auf
die Worte in einem Briefe des Themistokles Bezug genommen wird: In
navali pugna contra Xerxem Boji praeclare et fortiter dimicarunt, end-
lich Felix Joseph Lipowsky in den Urgeschichten von München
(München 1815) Ii in der Vorrede S. 5 und 6.
3. Böhmen oder Beheim ist das Bojohemum des Vellejus, das Boihe-
mum des Tacitus, das Bovi'ca/uov des Strabo, die Heimath der Baco/üifxai
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Christus Vitus_Arnpeckh Bernhardus_Xoricus Andreas Batisbon Boecleri Vincenz_von_Pallhausen Felix_Joseph_Lipowsky Felix
1
Beilagen zum zweiten Zeitraum. 441
des Ptolomäus. Der letztere Name wurde späterhin abgekürzt in Lasas
oder Laia. Der Uebergang des in dem Namen Boiollemum vorkommcnden
oi (oj) in ai und dann in e oder ao (Bämi-Beheim) kommt auch in dem
Flußnamen Moiu, Mohin oder Mogiu, d. i. Main, lat. Noenus, vor.
4. Man findet: Bojoarii, Bojovarii, Bajoarii, Baioarii, Bajovarii,
Baiovarii, Bauuarii, Bavvoarii, Bavari, woraus Bayer geworden i|t, und
außer diesen findet sich noch: Bagoarii, 'althochd. Baigira, Bai gira;
mittelhochd. Beier, Beiger; neuhochd. Silier und Bayer. Die Endung
uarii oder varii kommt auch in Chattuarii aus Chatti, beit Chatten, in
Angrivarii aus Angri, den Engern, in Bipuarii, den Uferfranken und bei
andern Stämmenuameu vor. Die in der neuesten Zeit ausgesprochene Ber-
muthung, daß die Bajoarier kein Mischvolk, sondern Abkömmlinge der Bai-
carier seien, die ehedem in Basars an der oberen Elbe gegen Dacien
zu gewohnt hätten, entbehrt bis jetzt der zureichenden Begründung.^
5. Der Berg, auf welchem gegenwärtig das Schloß „Hohen-Salzburg"
steht, hieß vormals der „Schloßberg", später der „Nonnenberg"; die Fort-
setzung des „Nonnenbergs" gegen das Kloster St. Peter hin führt den
Namen „Mönchsberg".
Zum zweiten Zeitraum gehörig non Ziffer 6-20 incl.
6. Die Avaren waren ein wildes Reitervolk hunnischen Ursprungs, das
von der Wolga und dem Ural her gekommen war.
7. Unter dem Namen „Franken" erschienen ursprünglich zu beideu
Seiten des Niederrheins mehrere deutsche Volksstämme, unter denen sich die
Salier an der Assel in den Niederlanden und die Repuarier an den
Ufern des Niederrheins besonders hervorthaten. Nachdem der weströmische
Kaiser Houorius die Legionen vom Rheine zur Beschützung Italiens ab-
gerufen hatte, breiteten sich die Franken im nördlichen Gallien weiter aus,
griffen sodann unter ihrem zwanzigjährigen Könige Chlodwig aus dem
Hause der Merovinger die letzten Ueberresto der römischen Herrschaft in Gallien
an und besiegten den römischen Feldherrn Syagrius bei Sois so ns (486).
8. Daß Garibald ein Frauke gewesen, kann aus der Stelle des Banlus
viaoonus l. I. e. 21, wo gesagt wird, daß Chlotar die Waldrade uni ex
suis, qui dice batur Garibald, zur Ehe gegeben, nicht gefolgert wer-
den, denn die Worte uni ex suis sagen weiter nichts, als daß Garibald ein
dem Chlotar alliirter Heerführer gewesen sei. Die angesehensten Forscher
nennen Garibald einen Agilolsinger, und leiten dieses Geschlecht so ab, wie
die auf Seite 442 angebrachte genealogische Tafel zeigt.
9. Die Longobardischen Könige zur Zeit Garibalds I und seines Nach-
folgers Tassilo I:
* * *
Wacho, der neuntes?)
König der Longobarden.
Waldrade; 1. Gemahl:
der Frankenkönig
Theodoald;
2. Gemahl.:
Garibald, Herzog
von Bajoarien.
Audoin, der zehnte
König der Longobarden.
Alboin, der eilfte
König der Longobarden,
ch 574. 1. Geniahlin:
Klotsinde, d. fr. Königs
Chlotar I Tochter.
2. Gemahlin: Rosa-
munde, des Gcpiden-
königs Kunimund
Tochter.
Kleph (Klcpho, Cleve),
der z w ö lfte König der Longo-
barden (574—575); Geniahlin:
Messona.
Autharis, der dreizehnte
König der Longobarden (585—
591); Gemahlin: Thcodelinde,
des baj. Herzogs Garibald I
Tochter. Diese vermählte sich
nach Autharis Tode mit
Agilulf, Herzog von Turin,
der den longobardischen Thron
von 591—616 inue hatte.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Laia Bojoarii Baigira Peter Houorius Chlodwig Tassilo_I Tassilo Geniahlin Cleve Messona
Erster Zeitraum.
Die 5üe>-Donaulander seit der Aiederlastnng von Bojern bis
zur Herrschaft der Agilolsinger in Bajoarien
(590 vor Chr.— 554 nach Chr.).
§ 1. Die älteste Geschichte des Volkes, dem man unter
den geachteten Namen „B ojoari er, Bajoarier, Bajuarier,
Bajuwarier, Bayern" begegnet, steht zu den Ereignissen in
Beziehung, die sich Jahrhunderte vor nnb nach Christi Geburt
in den Süd-Donauländern ch zngetragen haben. Die Hauptmasse
dieser Länder, die Strecke zwischen dem Lech und der Raab,
war zu zwei verschiedenen Zeitpunkten von Bojern'h besetzt
worden, der westliche Thcil *) ungefähr um das Jahr 590 vor
Christus, wo viele der Bojer, die gleichzeitig mit den aus Gallien
ausgewanderten Kelten an der Donau cingetrosfen waren, un-
verzüglich in dieses Gebiet einrückten, der östliche Thcil **)
zwischen 189 und 183, kurz nach dem blutigen Zusammenstöße,
bei welchem die Nachkommen der mit den Kelten nach Italien
vorgedrungenen Bojcr voll bent römischen Feldherrn Scipio
Nasica (191) besiegt und zur Rückwanderung in nordöstlicher
Richtung gezwungen worden waren.
*) Das alte Vindelizien und Nätien, die sich rechts der Donau
von den Quellen des Rheins, dem Bodensee, der Wertach und dein untern
Lech östlich hinab bis gmn mittleren und unteren Inn und bis zu den
kärthuischeu und steyrischen Gebirgen erstreckten.
**) Das alte Norikum und eintheil Pannoniens (jetztoesterreich,
Steyermark, Kärnthen iuib ein Th eil Salzburgs, Krains und Ungarns),
d. i. alles Land zwischen dem Inn und der Raab einerseits, der Donau unv
dem Kraingebirge andererseits.
Sattler, bayer. Geschichte
1
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
2 Die Süd-Donauländer vor der Herrschaft
Die rasche Vermehrung der Bojer in dem Gebiete südlich
der Donau und ihre steigende Macht rief in den Da eiern
(Geten oder Gothen), welche östlich von der Naab wohnten,
die Besorgniß wach, sie möchten eines Tages durch die Bojer,
ihre Nachbarn im Westen, verdrängt werden. Daher rüsteten
sie in aller Stille und versuchten im Jahre 45 vor Christus
initcr ihrem Könige Boirebistas einen Stoß auf die Ostbojer.
Diese hielten in Verbindung mit den ihnen verwandten £au =
riskern unter Führung des Bojers Kritasiros eine Zeit lang
Stand, wurden aber endlich auf empfindliche Weise geschlagen,
und ihre Ländereien von der Raab bis zum Kahlenberge
(rnon8 eetius) bei Wien in eine Wüste (vesorta Bojorum) ver-
wandelt. Die wenigen Ostbojer, die dem Schwerte der Dacier
nicht unterlegen waren, flüchteten zu den Westbojern in die
oberen Donau- und Alp eng eg enden (Nätien und Vindeli-
zien), geriethen aber hier, als Kaiser August ns im Jahre 16
vor Christus ganz Noricum durch seinen Feldherrn Publius
Silus, und ein Jahr darauf Nätien und Vindelizien durch
seine Stiefsöhne Drusus und Tiber ins erobern und zu Pro-
vinzen seines Weltreiches machen ließ, unter die Botmäßigkeit der
Römer. Fast gleichzeitig (12 oder 10 v. Chr.) erfuhren auch
jene Bojer, die ungefähr seit dem Jahre 590 v. Chr. das
Qnellgebiet der Elbe und Moldau (Bojohenmm, Heimat der
Bojer, Böhmen) besetzt hielten, das Geschick ihrer Stammeö-
genossen, indem sie von dem deutschen Volke der Markomannen
besiegt und unterworfen wurden.
Daß einige dieser Bojer zu den der Römerherrschaft dienst-
baren Ueberresten der Bojer in den oberen Donau- und Alpcn-
gcgenden gezogen seien, dafür mangeln historische Belege.
§ 2. Die Römer hatten auf den oben erwähnten Kriegs-
zügen, die sie (16 und 15 v. Chr.) in die Süd-Donauländer
unternommen, neben und unter den Bojern auch Rätier,
Vindelizier und Noriker angetroffen, Völkerschwärme, die
weder deutschen noch keltischen, sondern tuscischen Stammes,
vcrmuthlich um 580 vor Chr. von den gallischen Kelten aus
ihren Wohnsitzen in Italien nach Norden verdrängt worden
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Christus August Christus
4
Die Süd-Donaulander vor der Herrschaft
allmählige Vorschicbung der Besatzungen gewonnenen Länder
zwischen dem Oberrhein und der obern Donau zu behaupten,
ward vom Kaiser Hadrian ein Grenzwall angelegt, welcher von
Ps bring bei Kelheim (Eeiensmn) über Gunzen Hansen bis
an den Neckar, Main und Rhein sich erstreckte und später
allgemein die „Teufelsmauer" genannt wurde. Allein diese und
andere Schntzanstalten hinderten weder den markomannisehen
Krieg (167—180), noch die Einfälle der Alemannen (seit 213),
'und eben so wenig das Vordringen der Hunnen (375) und
das der Westgothen unter Alarich (409). Am schrecklichsten
aber wurden die römischen Provinzen durch die Züge der Hunnen
unter Attila (451 und 452) verheert, den nur das Ansehen
des Papstes Leo I, des Großen, von dem Zuge gegen Rom
selbst abhielt. Als unmittelbar darauf deutsche Völkerschaften von
Norden itnb Osten unwiderstehlich gegen Vindelizicn und Nori-
knm, das nördliche Bollwerk des weströmischen Reiches, anstürm-
ten, waren die Römer gezwungen, sich ans dieser Gegend ganz
zurnckzuziehen, um ihre volle Wehrkraft für die Erhaltung ihres
engeren Vaterlandes aufznbieten (454).
§ 4. Der größte und nachhaltigste Gewinn, den die Herr-
schaft der Römer in bcn Süd-Donauländern für die Bewohner
dieser Gegend mit sich gebracht hatte, war die frühzeitige Ein-
führung des Ehristenthnms.
Schon im Jahre 281 erlitt der heilige Maximilian, wie
allgemein angenommen wird, zu Cilly im heutigen Steiermark
bcn Martertod, und im Jahre 303 ließ der hl. Florian mit
40 seiner einstigen Kriegsgesährten zu Lorch, und die hl. Afra
mit ihren Bcgleiterinen zu Augsburg das Leben für den
christlichen Glauben. Bischöfe Norikums wohnten nach dem
Zeugnisse des gleichzeitigen hl. Athanasius schon der Kirchcnver-
sammlung zu Sardica in Mösien (347) bei; der hl. Valentin
wirkte 448 zu Passatl, zog sich aber wegen des geringen Er-
folges seiner aufopfernden Thätigkeit nach Tyrol zurück, wo er
auch starb und zuerst in Mas es, dann in Trident beigesetzt
winde, woher später Herzog Tassilo Ii seine Reliquien nach
Passan bringen ließ; der hl. Severin, ein geborner Afrikaner,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Hadrian Hansen Attila Leo_I Leo Maximilian Maximilian Cilly Florian Valentin Tassilo_Ii Tassilo Severin
Extrahierte Ortsnamen: Donau Kelheim Main Rhein Rom Lorch Sardica Tyrol