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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 184

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 184 — geräumiger Schulhäuser und Lehrzimmer und bestimmte, daß eine Klasse nicht über 60 Kinder zählen solle. Da auch die Schulstundenzahl erhöht ward, mußte man die Zahl der Seminare steigern (Schneeberg, Auerbach, Rochlitz, Frankenberg, Leipzig). Die Seminare, Realschulen, Realgymnasien und Gymnasien erhielten (1876) neue Lehrordnungen, die später verbessert wurden. Viele neue höhere Schulen wurden gegründet, teils aus Kosten des Staates, teils auf Kosten der Städte, denen aber meist der Staat Beihilfen gewährt. Die Landesuniversität in Leipzig ward fort und fort vervollkommnet und vergrößert, so daß sie jetzt in der Besucherzahl den dritten Platz unter den deutschen Hochschulen einnimmt. Das technische Schulwesen nahm an diesem Aufschwünge teil, begünstigt durch das rasche Emporblühen von Handel und Gewerbe. Es entstanden und erblühten zahlreiche Handels- und Fachschulen, Schiffer- und Baugewerkenschulen , landwirtschaftliche und gewerbliche Schulen, Kunstakademien und Kunstgewerbeschulen, eine Schule für Blecharbeiter in Aue, für Musikinstrumentenmacher in Markneukirchen, für Uhrmacher in Glashütte, eine Tierarzneischule in Dresden, zwei Konservatorien in Dresden und Leipzig, eine Musikakademie in Dresden, eine Musikschule in Klingenthal; dazu die Technische Hochschule in Dresden. Ferner die Kadettenschule in Dresden, die Unteroffizierschule in Marienberg, die Garnisonschulen in Dresden und Königstein, Schulen für Blinde, Taubstumme und Schwachsinnige. Das wirtschaftliche Leben nahm in diesem Zeitraum einen machtvollen Aufschwung. Sachsen zählte 1815 nach der Teilung etwa 11/6 Million Einwohner, 1850 etwa 2 Millionen, 1885 über 3 Millionen, 1900 über 4 Millionen, 1905 aber 4,5 Millionen, so daß jetzt auf den Geviertkilometer rund 300 Menschen kommen. Diese zunehmende Volksdichte hatte einen großen Einfluß auf das Wirtschaftsleben Sachsens, zumal sie Hand in Hand ging mit einem starken Wachstum der Städte. Zählt doch Sachsen vier Großstädte über 100000 Einwohner, von denen zwei infolge zahlreicher Einverleibungen die halbe Million überschritten haben. Die rein landwirtschaftliche Bevölkerung ging in ihrem Anteil an der Gefamt-bevölkerung zurück und umfaßt nur noch etwa 15 v. H. Damit ist schon klar, daß Sachsen in hohem Maße zum Industriestaat geworden ist. Da aber die Erhaltung eines tüchtigen und gesunden Bauernstandes eine Staatsnotwendigkeit ist, sucht die Regierung die Landwirtschaft zu fördern. Diesem Zwecke dienen die Landwirtschaftskammern, der Landeskulturrat, die Körordnung, die Viehversicherung, Hengststationen und andere Einrichtungen, sowie Verordnungen über Bekämpfung der Reblaus, Blutlaus, des Ringelfpinners, der Nonne usw. Um den Fischreich tum unserer Gewässer zu erhalten, erließ die Regierung Verordnungen über Fischfang und künstliche Fischzucht.

2. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 185

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 185 — Dazu kommen Talsperren und das geplante wasserwirtschaftliche Gesetz. Das Forstwesen erhalten die Forstverwaltungen auf hoher Stufe. Dem Handel und Gewerbe dienen die Handels- und Gewerbekammern, sowie die zahlreichen Handels- und Gewerbeschulen. Unter allen Gewerben ragt das Webgewerbe mit seinen 300 000 Arbeitern hervor. Das Bekleidungs- und das Metallgewerbe erfreuen sich gleicher Höhe der Ausdehnung. 1877 ward der 3 m hohe und 2,5 m breite Rothschönberger Stollen vollendet, dessen Bau 1844 begonnen wurde und im ganzen 36 Millionen Mark gekostet hatte. Er ist 13 km lang, mit seinen Seitenarmen aber 34 km lang und ist überall gangbar und fahrbar und leitet die Freiberger Schachtwässer ab. Der Freiberger Silberbergbau geht unaufhaltsam seinem Ende entgegen. Um schwere Übelstände zu verhüten, kaufte der Staat 1886 die Erzgruben und läßt sie seit einiger Zeit langsam, allmählich eingehen. Dem Verkehrswesen hat Sachsen stets größte Aufmerksamkeit geschenkt. Es kaufte die Privatbahnen an und schuf ein einheitliches Staatsbahnnetz. Das befaß 1871 nur 1060 km Schienenlänge, wuchs aber fort und fort und erreicht jetzt beinahe 3200 km. Um selbst den weniger zugänglichen und ergiebigen Gegenden und Gebirgstälern die Wohltaten des Eisenbahnverkehrs zu erschließen, baute man auch Sekundär- und Schmalspurbahnen. So hat Sachsen nächst Belgien das dichteste Bahnnetz, aber seine Eisenbahnrente ist verhältnismäßig niedrig. Das Anlagekapital hat die Milliarde bereits überschritten. Gegen 1400 Dampfrosse, 4000 Personen- und 32000 Gepäck- und Güterwagen befördern jährlich beinahe 30 Millionen Tonnen Güter und über 72 Millionen Personen. Die reinen Einnahmen beliefen sich 1905 auf 48,5 Millionen und ergaben eine Verzinsung von 4,7 v. H. Den Straßen und Chausseen ward die gleiche Fürsorge zumteil und (14) Straßen- und Wasserbauinspektionen sehen darauf, daß die Verkehrswege in gutem Zustande erhalten bleiben. Die Erhebung von Brücken- und Chausseegeld ward eingestellt. Die Elb-schiffaljrt nahm gleichfalls einen außerordentlichen Aufschwung. In Dresden verkehren jährlich über 11000 Personenschiffe. Zu Schiffe erhält es etwa 800 000 Tonnen an Gütern und versendet über 100000 Tonnen. Infolge des großartigen Aufschwunges des Erwerbslebens stieg natürlich auch der Wohlstand Sachsens nicht unbeträchtlich. In 50 Jahren erhöhten sich die Sparkasseneinlagen von 11 Millionen niif beinahe eine Milliarde und das Volksvermögen hat seit 1870 um mindestens vier bis fünf Milliarden zugenommen. So konnte Sachsen auch große Opfer für Wohltätigkeitsanstalten bringen, Gemeinde-und Bezirkskrankenhänser, Heil- und Pflegeanstalten für Krämpsige < Königswartha) und für Irrsinnige (in Hohenweitzschen), Versorgungs-

3. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 171

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 171 — keines Wortes würdigten. Vielmehr erhielt er die niederschmetternde Antwort, daß er russischer Gefangener sei und sich nach Berlin zu begeben habe. 9. Sachsens Teilung. Sachsen ward zuerst von Rußland (Repnin), dann von Preußen verwaltet. Schwer hatte es in den Kriegen gelitten. Franzosen, Österreicher, Polen, Russen, namentlich die asiatischen Horden, die Kirgisen, Kosaken und Baschkiren, hatten das Land ausgesogen. Die Kassenscheine waren bis auf die Hälfte entwertet. Die fremde Regierung half, so gut sie konnte; aber doch mußte das erschöpfte Land noch 40000 Mann gegen Napoleon zusammenbringen, welche in Belgien und vor Mainz ehrenvoll stritten. Auf dem Wiener Kongreß wurde heftig über Sachsens künftiges Schicksal verhandelt. Endlich einigte man sich. Um Preußen für die an^ Rußland abgetretenen polnischen Gebiete zu entschädigen, ward Sachsen geteilt. 368 Geviertmeilen (20000 qkm) fielen als Herzogtum Sachsen an Preußen und der Neustüdter Kreis an Weimar, während der kleinere, aber dichter bevölkerte Teil dem König Friedrich August I. verblieb. Nach langem Zögern unterzeichnete dieser 1815 den ihn so tief schmerzenden Vertrag. Er trat dem Kriegsbunde gegen Napoleon, der die Insel Elba verlassen hatte, und dem neugegründeten Deutschen Bunde bei und kehrte in sein zerstückeltes Land zurück. Mit großer Freude ward er empfangen. Die Herzen aller treuen Untertanen fchlugen ihm in Liebe und Dankbarkeit entgegen. 10. Seine Letzten Lebens- und Regierungsjahre. Friedrich August I. mischte sich nicht in die äußere Politik eiu, welche er ganz und gar der heiligen Allianz überließ. Es war natürlich, daß er sich nach außen möglichst abschloß und vornehmlich gegen Preußen eine tiefe Abneigung zeigte. Um fo rühriger ward gearbeitet, das Wohl des verkleinerten Landes zu heben. In der Verfassung und Verwaltung wurde nichts von Belang geändert; nur die meißnische Stiftsregierung verlor ihre Selbständigkeit, und die Oberlausitz nahm jetzt teil an dem erbländischen Landtage. Der zerrüttete Staatskredit wurde bald wieder hergestellt, trotzdem 1816—1817 eine große Teuerung das Land schwer schädigte. Das Heer wurde fortan nur aus Landeskindern gebildet; gleichwohl behielt man die Stellvertretung noch bei. Da Annaburg an Preußen gefallen war, gründete der König in Struppen eine Soldatenknaben-Erziehungsanstalt. Um die Offiziere genügend vorzubilden, ward die Militärakademie und für die Oberleitung der Generalstab gegründet. 1818 feierte der schwergeprüfte Greis sein 50 jähriges Herrscherjubelfest, das unter allen Wettinern nur noch Heinrich dem Erlauchten

4. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 188

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 188 — Herrschaft über Quedlinburg (1477) und über Erfurt (1483) erlangten, ja 1482 Thüringen wieder erbten; aber durch die Teilung von 1485 zerrissen sie die wettinischen Lande für immer in zwei Linien, in die ernestinische und albertinische, zwischen denen sich in der Folge ein tiefer Gegensatz herausbildete. Die albertinische Linie führte 1499 die Erbfolge nach dem Rechte der Erstgeburt ein und machte somit den verderblichen Teilungen ein Ende, wovon allerdings Johann Georg I. noch eine Ausnahme machte. Die Erwerbung von Friesland war nicht bloß von kurzer Dauer (1494—1514), sondern auch für Sachsen kein Vorteil, da dieser Besitz zu entlegen war. Der Schmalkaldische Krieg brachte neue und bleibende Gebietsveränderungen für Sachsen. Infolge der Wittenberger Kapitulation verlor 1547 die ernestinische Linie die Kurwürde und das Kurfürstentum Sachsen, sowie den östlichen Teil vom Pleißnerlande bis an die Weiße Elster samt allen Ansprüchen auf Magdeburg und Halberstadt an das albertinische Herrscherhaus, während das Vogtland als böhmisches Lehen an das Haus Reuß fiel. Hiervon gab zwar Vater August im Vertrage zu Naumburg 1554 Altenburg und den Neustädter Kreis zurück, dafür aber erwarb er von Johann Friedrich dem Mittleren die vier Ämter Weida, Ziegenrück, Arnshaugk und Sachsenburg, sowie 1569 von dem verschuldeten Grasen Reuß-Plauen den vvgtländischen Kreis, ferner die Grafschaft Henneberg, Mansfeld und die drei Bistümer Merseburg (1561), Naumburg (1564) und Meißen (1581), so daß sein Land gegen 550 Geviertmeilen umfaßte. Johann Georg I. vergrößerte fein Gebiet beträchtlich, indem er die beiden Lausitzen 1623 pfandweise und 1635 durch den Prager Sonderfrieden erblich erwarb, allein er teilte das Land und stiftete so die drei selbständigen Fürstentümer Sachsen-Weißenfels (1652—1746), Sachsen-Merseburg (1652—1738) und Sachsen-Zeitz (1652 — 1718). Zum Glück für das albertinische Fürstenhaus fielen diese später wieder an das Stammhaus zurück. Friedrich August I. erlangte zwar Polen, aber dafür veräußerte er das Amt Petersberg und das Schutzrecht über Quedlinburg und Nordhaufen an Preußen, die Ansprüche auf Sachsen-Lauenburg an Hannover. Friedrich August Iii. erlangte 1779 im Frieden zu Teschen, daß Österreich auf die Lehenshoheit der Schönburgifchen Lande verzichtete und diese ihm zuerkannte. Im Frieden zu Posen 1806 erhielt er für einige abgetretene thüringische Ämter den Kreis Kottbus und außerdem im Frieden zu Tilsit 1807 das Herzogtum Warschau, das von Napoleon später durch Galizien vergrößert ward. Im Jahre 1815 hingegen verlor Sachsen durch die Teilung außer Polen noch 368 Geviertmeilen an Preußen und den Neustädter Kreis an Weimar. Es war dies die letzte große und entscheidende Gebietsveränderung. 1845 und 1848 trat Österreich Schirgiswalde nebst mehreren Ortschaften an unser Vaterland ab. So

5. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 68

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 68 — ließ man anfangs alle ihre Einrichtungen, und sie blieben nach wie vor Sorben wie früher. Da aber die Deutschen auch allmählich die Rechtspflege leiteten und allen Verkehr, Handel und Wandel erwarben, so mußten die Sorben wohl oder übel etwas Deutsch lernen und sprechen. Am frühesten nahmen die meisten Edeln*) das Deutschtum an und traten in deutsche Dienste. Als Supane, Dorfvorsteher richteten sie ihre Volksgenossen im deutschen Auftrage; als kämpfende Drenstmannen (Wethemzen) oder Witjasen, d. H. Helden (Weithas heißen daher noch heute manche) wurden sie wie Deutsche mit Lehen ausgestattet und stritten wie Deutsche für Deutsche. Immer größer ward trotz der zahlreichen Kümpfe die Zahl der deutschen Krieger und Herren. Bis zum Jahre 1100 haben sich in Meißen hauptsächlich bloß Krreger, Herren und Ritter niedergelassen, dazu die notwendigen Geistlichen. Sie hielten die Sorben fest im Zaume. Die Hörigen, die früheren sorbischen Freien, zahlten ziemlich hohe Abgaben, konnten aber dafür ihre Felder weiter bebauen. Diejenigen, die schon unter den Sorben unfrei waren, nannte man Smurden, d. h. Schmutzige; sie bildeten die unterste Stufe, waren das Gesinde und konnten kein Vermögen erwerben. Alle Empörer und ähnliche Leute traf das Los dieser Knechtschaft. Mit der Zeit arbeiteten sich viele zu Häuslern, Kossäten empor, viele blieben in etwas anderer Form die „Hofelente"; ein Teil der Sorben siedelte sich als Töpfer und Leineweber in Vorstädten an. Hiermit hatte zwar die deutsche Eroberung wichtige Fortschritte gemacht; aber die Eindeutschung war damit erst leife begonnen worden. Die Gefahr lag vor, daß die im Verhältnis wenigen Deutschen vielleicht gar slawisiert wurden. Zunächst bestand freilich eine tiefe Kluft zwischen Deutschen und Wenden, und die Deutschen suchten mit Strenge zu verhindern, daß Wenden Bürger wurden; selbst lange nach 1500 verlangten viele Stadtordnungen von jedem Bürger den Nachweis ehrlicher, d. h. deutscher, nicht wendischer Geburt. Doch haben die deutschen Städte, die man feit Otto dem Reichen im Sorbenlande gründete, viel zur Eindeutschung des Landes beigetragen. Die Deutschen steckten meist neben oder unweit von sorbischen Siedlungen einen Platz von etwa 400—600 m Durchmesser ab, legten in die Mitte den Markt und ließen von da ziemlich gerade Straßen nach allen Himmelsgegenden ausgehen. Die neue Stadt nahm vielfach den Namen des benachbarten Sorbendorfes an, obwohl dieses eine besondere Gemeinde blieb und meist erst sehr spät eingegliedert ward. So sind z. B. Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und viele andere Städte nicht aus, sondern neben sorbischen Orten entstanden, und die sorbischen Dörfer haben ihren städtischen Nebenbuhlern nur *J Wiprecht von Groitzsch war ein Nachkomme eines sorbischen Edeln.

6. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 69

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 69 — den Namen geliehen. Vielfach gründete man Städte nahe bei einem Burgwart; man denke an die obige Burgenliste. Einen neuen Aufschwung nahm die Besiedelung und Eindeutschung erst mit der Einwanderung deutscher Bauern, die namentlich von 1100—1300 sehr stark war. Natürlich ward So-rabien von Westen nach Osten zu allmählich mit deutschen Ortschaften überzogen. Thüringen lieferte von Anfang an viele Ritter, Bürger und auch Bauern. Namentlich die Gebiete zwischen Saale und Pleiße sind vor allem von Thüringern besiedelt worden. Die Sachsen wandten sich vornehmlich dem Niederlande zu, doch haben sich einzelne Siedlerscharen auch mehr nach Norden gewandt. Sachsendorf, Sachsenfeld, Sächsftadt in Freiberg usw. geben uns noch heute Kunde davon. Die Niederländer und Flamen bevorzugten die Gebiete der Provinz Sachsen (Fläming), doch sind auch im Königreich verschiedene flämische Siedelungen angelegt worden (Kühren bei Wurzen, von Bischos Gerung von Meißen gegründet, Flemmingen bei Waldheim und Altenburg). Die Franken der Maingegend besiedelten vor allem die Gebiete der Saale, Pleiße, Wyhra, Mulde und einzelne Gebiete vom Vogtlande und Erzgebirge (Frankenberg). Die Bayern haben vornehmlich das Vogtland bevölkert (Beiersdorf, sowie die Ortschaften auf reut, grün). Auch die Schwaben fehlen nicht (Schwaben bei Waldenburg). So haben die meisten deutschen Stämme an der Besiedelung Sachsens mitgewirkt. Viele haben ihre alten Mundarten noch ziemlich treu bewahrt. Langsam schob sich die deutsche Siedelungswelle von West nach Ost vor. Zunächst mehrten sich die deutschen Ortschaften in der Nähe der Burgwarten und Städte, Klöster und Kirchen. Die hohe Straße, die von Mainz über Erfurt, Halle, Leipzig, Wurzen, Oschatz, Riesa, Großenhain, Kamenz, Bautzen, Löbau, Görlitz bis hinein nach Polen führte, ward zu beiden Seiten mit deutschen Dörfern besetzt. Desgleichen umsäumten die Reichsstraße, die von Franken nach Leipzig führte, bald Zeilen deutscher Orte. Ebenso entstanden längs der Heerstraße, die von Franken nach Planen, Reichenbach, Zwickau, Chemnitz, Freiberg, Dresden, Bischofswerda, Bautzen führte, viele deutsche Siedelungen. Die Siedler kamen nicht einzeln und es baute nicht einer sich hier, der andere dort an. Nein, sie erschienen stets in solcher Zahl, die ein ganzes Dorf oder mehrere auf einmal errichten konnten. Viele Grafen, Ritter, Bischöfe, Äbte und Domherren riefen aus dem Westen die auswanderungslustigen deutschen Bauern herbei und machten ihnen günstige Angebote. Man vereinbarte einen Ansiedelungsvertrag. Nun ward die Dorfflur abgesteckt, in lauter handtuchartige Streifen zerlegt und unter die Siedler verteilt. Der Erb-schulze erhielt in der Regel zwei Hufen ohne Abgaben und übte

7. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 24

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 24 — Wir verurteilen aber ganz und gar ihre große Grausamkeit und Raubgier. Rauben und morden, plündern und zerstören nichts weiter wollten sie in Sachsen. Sie hausten ebenso schlimm wie ernst die wilden Ungarn und die Raubritter. Durch sie erlitt Sachsen ungeheuren Schaden, denn sie haben viele Tausende von wehrlosen Einwohnern erschlagen, sie haben die Felder, Gärten und Weinberge verwüstet, viele Hunderte von Dörfern und Städten vollständig niedergebrannt und unermeßliche Beute fortgeschleppt. In den Husiiteu kam der Haß der Tschechen gegen die Deutschen zum Ausbruch. Glaubens- und Völkerhaß vereinigten sich mit der Mord-nnd Raubgier zum schrecklichen Bunde. 5. Rückblick auf die Wettiner. Im Jahre 1127 erhielten die Wettiner die Mark Meißen als erbliches Besitztum. Konrad von Wettin ist der Stammvater unseres Fürstenhauses. Heinrich der Erlauchte erwarb Thüringen und das Pleißnerland. Friedrich der Streitbare erhielt das Herzogtum Sachsen und den Kurfürstennamen. Als Kurfürsten konnten die Wettiner den neuen König wühlen. Noch heute heißen die Könige von Sachsen auch Herzog von Sachsen. 6. Rückblick auf Sachsen. Die alten Sachsen bewohnten das Land zwischen Rhein und Elbe und zwischen der Nordsee und dem Harze. Sie wurden von Herzogen beherrscht. Einer von den berühmtesten ist Widukiud, der mit Karl dem Großen viele Kriege führte und sich endlich unterwarf und sich taufen ließ. Herzog Heinrich wurde 919 deutscher König und begann das sächsische Kaiserhaus. Unter dem Hohenstauseu Friedrich Rotbart wurde das Herzogtum Sachsen geteilt. Nur der kleine Teil an der Elbe behielt den Namen Sachsen; der übrige bekam andere Namen, wie z. B. Braunschweig, Westfalen usw. Die Hauptstadt des kleinen Herzogtums war Wittenberg. Die Herzöge von Sachsen waren Kurfürsten, denn sie wählten den deutschen König mit. Unter Kaiser Sigismund bekamen 1423 die Wettiner Sachsen. Seit der Zeit hießen die Länder der Wettiner Sachsen, obwohl sie nicht von den alten Sachsen bewohnt wurden. So wanderte der Name Sachsen von Norden nach Süden. Jetzt gibt es ein Königreich Sachsen, vier sächsische Herzogtümer und die Provinz Sachsen, die zu Preußen gehört.

8. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 168

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 168 — gegen dasselbe erhob, konnte er nicht länger untätig bleiben. Die Sachsen fochten im Verein mit den Preußen rühmlich bei Kaiserslautern und später bei Wetzlar. Da aber 1795 Preußen mit Frankreich einen Sondervertrag zu Basel schloß, ließ er sich gleichfalls int Vertrage zu Erlangen 1796 zur Neutralität bestimmen und sein Land war durch die preußische Grenz- oder Demarkationslinie. vor dem Einfalle der Franzosen geschützt. ^Preußen hatte 1806 schon mit Sachsen und Rurhessen über die Stiftung eines norddeutschen Bundes verhandelt, als der Krieg ausbrach. Friedrich August schloß sich an Preußen an und stellte ihm ein Heer von 22000 Mann. Leider war ihnen das Kriegsglück abhold. 7000 davon gerieten bei Jena in französische Gefangenschaft. Der allgefürchtete Eroberer zeigte sich gegen Sachsen nicht so streng, als man erwartete. Zwar besetzte er ohne weiteres Leipzig und Dresden und verlangte große Lieferungen und hohe Kriegsauflagen (sieben Millionen), aber er entließ die Gefangenen in ihre Heimat und schloß mit Friedrich August sogar einen Waffenstillstand, dem bald darnach der Friede zu Posen (am 11. Dezember 1806) folgte.*) 7. Sachsens Erhebung zum Königreiche. Dieser Friedensschluß hat für Sachsen und die Wettiner eine außerordentliche Bedeutung erlangt, obgleich Sachsen keinen Fuß breit Land gewann oder verlor. Es ward jedoch zum unabhängigen Königreiche erhoben und Friedrich August hieß nun der Erste, nicht mehr der Dritte. So erlangten jetzt die Wettiner ohne ihren, vielleicht gegen ihren Willen die sächsische Königskrone. Die Reichsverfassung war *) In klug berechneter Weise wußte Napoleon den Haß und das Mißtrauen der Sachsen gegen Preußen zu entfachen. Schon vor der Schlacht bei Jena schrieb er in seinem Aufrufe: Die Preußen wollen Sachsen zwingen, seiner Unabhängigkeit zu entsagen, indem sie es schon zu ihren Provinzen zählen. Er aber wolle die sächsische Unabhängigkeit, Verfassung und Freiheit schützen. Nach der Schlacht bei Jena ließ er in der „Leipziger Zeitung" ausführen, daß Preußen der Störer des allgemeinen Weltfriedens, die Königin Luise die persönliche Veranlass enrt des Krieges, Napoleon hingegen der Schirmherr des Friedens sei. Da seine Truppen Sachsen, obgleich es noch als feindlich galt, ausnahmsweise milde behandelten, söhnte man sich bald mit dem Umschwung der Verhältnisse aus und verehrte in Napoleon den großen Kaiser, den unwiderstehlichen Sieger und Friedensbringer. Aber da dann Sachsen unaufhörlich Truppen stellen mußte, gewann auch die franzosenfeindliche Richtung an Boben. Insbesondre 1809 wünschten „viele Sachsen Österreich den Sieg. Infolgedessen ließ Napoleon eine scharfe Überwachung der Zeitungen einführen. Außerdem erregten die Verbrennungen englischer Waren in Leipzig und die drückenden Durchzüge der Truppen nach Rußland das Volk tief. Schon machte sich die Unzufriedenheit in allerlei verächtlichen Ausdrücken über Napoleon, den „Räuber", den „Mörder", den „Vielfraß an Ländern" Luft und Ende 1812 ward es auch manchem Sachsen klar, daß man 1813 unerhörte Dinge erleben, daß die Rache den großen Verbrecher ereilen, die „Dreizehn" ihre schlimme Eigenschaft bewähren werde.

9. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 169

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 169 — zertrümmert, und deshalb war Friedrich August an sich schon selbständig. Leider wurde ihm und seinem Volke die Freude über diese unerwartete Rangerhöhung vergällt; denn der schlaue Korse gab nichts, ohne einen Gegendienst zu verlangen. Der neue König mußte dem Rheinbünde beitreten und dem Kaiser von Frankreich ein Hilfsheer von 6000 Mann stellen, für später mehr versprechen. So mußte jetzt Sachsen abermals seine Waffen gegen Preußen kehren. Nach dem Frieden zu Tilsit übertrug ihm Napoleon das neugebildete Herzogtum Warschau; so ward Friedrich August nun auch Herrscher über Polen, trotzdem er früher die politische Königskrone, durch welche über Sachsen soviel Unheil gebracht worden war, abgelehnt hatte. Dies Geschenk war auch jetzt durchaus kein Borteil für Sachsen, denn wiederum mußte sächsisches Geld nach Polen wandern*), und außerdem ward Sachsen vollends mit Preußen verfeindet und ganz und gar an das korsische Weltreich gekettet. 8. Sachsen im Bunde mit Frankreich. Bei aller Größe und bei allem äußeren Glanze fühlte sich das Land nicht glücklich. Es hatte ja alle Selbständigkeit verloren und sowohl das Volk als der König waren der Willkür des sremden Eroberers schutzlos preisgegeben. Fort und fort gab es Einquartierungen und Durchmärsche. Der Handel war durch die Festlandssperre geschädigt. Die Sachsen mußten zu seiner Ehre ihr Blut im Auslande , namentlich in Spanien, verspritzen. 1809 fochten sie 16000 Mann stark gegen Österreich und zeichneten sich durch ihre Kaltblütigkeit bei Wagram aus, ernteten allerdings dafür in den amtlichen Schlachtenberichten nur Undank und Verunglimpfung, jedenfalls um den Ruhm der großen Nation nicht zu schmälern. Unterdessen hatten die Österreicher Dresden besetzt und die schwarzen Husaren des Herzogs von Braunschweig die Einwohner gebrandschatzt. Im Frieden zu Preßburg erhielt es dafür einige böhmische Enklaven in der Oberlausitz, sowie die sächsischen Güter des ausgelösten Deutschen Ritterordens. Unterdessen ward das Heer vollständig nach französischem Muster umgestaltet, neu bewaffnet und neu eingeübt. Dann baute Sachsen auf Napoleons Machtgebot für 6—7 Millionen Taler die Festung Torgau, während die Festungswerke von Dresden niedergerissen wurden. Für den ungeheuern und übermütigen Zug Napoleons nach Rußland mußte es 21000 Mann in trefflicher Ausrüstung und 7000 Pferde samt 48 Geschützen stellen, die zumeist mit den Österreichern nach Südrußland hineinmarschierten. Nur 3 Reiterregimenter waren bei dem Hauptheere. Sie erstürmten bei Borodino *) Ein Pfarrer dichtete damals: „Sei gegrüßt, des Vaterlandes Vater! . . . ruft die polnische Nation . . . Komm bald wieder in die Königsstadt, die jetzt keinen Vater hat!" ruft jeder Sachse.

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 265

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
265 gel, wozu Friedrich August von Napoleon gezwun- gen wurde, hat ihm manchen Vorwurf der Harte und der Habsucht zugezogen, obgleich er durchaus nicht nach freiem Willen handelte. Napoleon hatte sich im Tilsiter Frieden alle Schuldforderungen Vorbehalten, welche Preu- ßen an das Herzogthum Warschau zu machen hatte, und drang solche dem König Friedrich August, gegen eine Summe von 20 Millionen Franken, durch den gehei- men Vertrag zu Bayou ne, vom 11. Mai 1808, auf. Demgemäß halten die Forderungen des Königs von Preu- ßen und der preußischen Staatskasse mit Beschlag ge- legt werden können, allein auch das Vermögen der Bank, der Seehandlung, der Witwenkasse, des potsd amm er Waisenhauses, vieler Kirchen, milder Stiftungen und das Vermögen von Privatpersonen wurde mit Beschlag belegt, im Ganzen eine Summe von 17 Millionen Thaler, wo- von nur der kleinste Theil das Eigenthum des Königs von Preußen war. Friedrich August erließ zwar den Befehl, das gerichtlich nachgewiesene Privatvermögen frei zu lassen, allein es wurde so wenig darauf gehalten, daß Preußen über 15 Millionen Thlr. verlor. Alle Unterhandlungen Preußens waren vergebens, denn Na- poleon lies keine billige Ausgleichung zu. Da Oestreich's Rüstungen den Ausbruch eines neuen Kriegs befürchten ließen, so erhielten die Fürsten des Rheinbundes i. I. 1808 von Napoleon die Wei- sung, ihre Truppen zusammenzuziehen und im August be- zogen 13,406 Mann Sachsen zwei Lager zwischen Pirna und Bu d issin, doch wurden sie schon im October in ihre Standquartiere wieder entlassen, da durch den Congreß zu Erfurt vom 27. September bis 14. Octbr., dem auch der König von Sachsen beiwohnte, Napoleon sich den Beistand Rußland's in einem etwaigen Kriege mit Oe st- reich zugesichert hatte. Dennoch brach der Krieg im fol- genden Jahre 1809 mit Oestreich aus, 18 bis 19,000 Sachsen wurden unter den Befehl des Marschalls Bernadotte gestellt und der König ging am 18. Juni mit seiner Familie über Leipzig nach Frankfurt am Main. Die Sachsen nahmen zuerst am 17. Mai An- theil am Kampfe, und besonders zeichneten sie sich' in der
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