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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 135

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 135 - thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden. Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen. Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt. Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück. b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen. c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten. Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in

2. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 20

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
20 Erstes Buch. Zweiter Abschnitt. Bremen, ein geborner Graf von Stade, durch Wiederaufrichtung derselben sein priesterliches Ansehen zu verbreiten sich bestrebte. Daß aber der Erz- bischof auch die neuen Bisthümer besetze, glaubte Heinrich nicht zugeben zu dürfen. Weil seine Vorfahren jene Lande unterjocht hatten, weil sie durch das Blut seiner Vasallen erworben waren, verlangte er nicht ohne Grund, daß nur ihm die Ernennung dortiger Bischöfe zustehe. Eine solche Forde- rung war allerdings unerhört, und ähnliche Schritte hatten einst den Sturz von Kaiser Heinrich Iv. durch den Hof zu Rom veranlaßt. Was aber jener Salier nicht ohne sein Verderben hatte wagen dürfen, war dem jun- gen Welfen unbenommen, und Erzbischof Hartwig durfte seinen bittern Haß nicht laut werden lassen, als der fromme Vicelin vom Herzoge in Lüneburg zum Bischöfe über Oldenburg ernannt wurde. Nachdem er feine Herrschaft im Norden befestigt sah, sann Heinrich der Löwe ernster darauf, das verlorene Baiern wieder zu gewinnen. Schon hatte der noch vor dem Kaiser aus dem Orient zurückgekehrte Welf Vi. die Fehde gegen die Hauser Oestreich und Staufen daselbst wieder begonnen. Da brach auch Herzog Heinrich von Lüneburg auf, nachdem er das Land dem Schutze seines Freundes Adolph von Holstein anbefohlen, und trat, unterstützt von seinem Schwiegervater, Konrad von Zahringen, gegen Hein- rich Jasomirgott in die Schranken. Mit dem höchsten Unwillen sah der inzwischen heimgekehrte Kaiser die Erneuerung des alten Streites; als sein Gebot den Welfen nicht schreckte, zog ec in Eile auf Goslar, um, in Ver- bindung mit Markgraf Albcecht von Brandenburg, die sächsischen Lande zu besetzen. Rasch eilte Heinrich nach seinem Sachsen zurück, und so gewich- tig galt seine Gegenwart den Freunden und Feinden, daß der vor Braun- schweig gelagerte Kaiser die Stadt nicht anzugreifen wagte, seit er den Löwen in ihr wußte sondern sich nach Schwaben zurückbegab, wo er 1152 en- dete. Ihm folgte in der Regierung des Reiches sein Neffe, der schöne, rit- terlich kühne, für alles Hohe begeisterte Friedrich I. Nicht ohne Grund hoffte man durch ihn, dessen Mutter, Judith, eine Schwester Heinrichs des Stolzen war, die endliche Beilegung des Haders zwischen Welfen und Staufen (Ghibellinen). Daß >er dem welsischen Vetter nicht gram sei, zeigte sein Spruch, der demselben die erledigte Grafschaft Winzenburg, trotz der Einreden von Markgraf Albrecht, zuerkannte. Jetzt sollte auf einem Tage zu Goslar über den Besitz von Baiern erkannt werden, wo, als Heinrich Jasomirgott nicht erschien, 1154 Heinrich der Löwe mit dem seinem Va- ter entzogenen Heczogthume belehnt wurde. Es war nicht Ländersucht,

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 85

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 85 Männern der Auftrag zu Theil, die verfallene Kirchendisciplin auf die ur- sprüngliche Reinheit zurückzuführen. Diesem Geschäfte unterzogen sich für Niederfachsen Rembert von Wittenburg und Johann von Nordheim. Ueberall fanden sie den lebhaftesten Widerspruch von Seiten der Kloster- leute, welche sich ihres behaglichen Lebens und der gewohnten Genüsse nicht begeben wollten, und es bedurfte der entschiedenen Mitwirkung der weltli- chen Macht, um die Widerfpanstigen zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Vor- nehmlich wurde diese Reformation vom Kloster Bursfelde aus betrieben, seitdem Johann von Nordheim zum Abte desselben erkoren war. Nur durch den Schutz, dessen sich die Verbesserer der Kirchenzucht bei den Her- zogen Otto Cocles von Göttingen und Otto von Lüneburg zu erfreuen hatten, konnte diese in beiden Fürstenthümern Eingang finden. Für die calenbergifchen Klöster arbeitete Johann Busch, Abt von Sulta zu Hildes- heim, unter Mitwirkung von Herzog Wilhelm dem Aeltern. Aber selbst des Fürsten Ansehen war nicht ausreichend, die Nonnen von Wennigsen und Marienfee zum Gehorsam zu zwingen, es bedurfte mitunter der Auf- stellung einer bewaffneten Macht gegen die hartnäckigen Schwestern, um sie zur treuen Erfüllung ihrer Ordensgelübde zurückzuführen. Durch die solchergestalt eingeführte Reformation der Klöster war in- dessen den gerechten Klagen des Volkes über die Geistlichkeit nur theilweise abgeholfen. Der Keim des Verderbens blieb in den gehäuften Reichthü- mern und dem nothwendig hieraus sich ergebenden Streben nach Genuß und einem unleidlichen Hochmuthe. Die Töchter und nachgebornen Söhne des Adels drängten sich in den geistlichen Stand, nicht etwa, um ein abge- schlossenes Leben in Selbstbeschauung zu führen, sondern um sich einer bequemen Geselligkeit zu überlassen. Deßhalb waren die Gotteshäuser über- füllt mit Brüdern und Schwestern, die sich von dem Schweiße des Land- manns nährten. Es konnte der Geistlichkeit freilich nicht entgehen, daß ihr Ansehn beim Volke geschwächt, ihr Einstuß mächtig untergraben war. Aber das einzige Mittel, die verlorne Stellung durch ein kirchliches, wahrhaft frommes Leben wiederzugewinnen, erforderte eine Aufopferung ihrer Ergötz- lichkeiten, deren sie nicht fähig war. Durch prächtige Processionen und ei- nen glänzenden Kirchendienst glaubte sie die Gemüther an sich zu fesseln, und vergaß, wie sichtbar, trotz des Prunkgewandes, ihre Blöße Jedermann vor Augen lag. Kam nun dazu, daß durch die Erfindung der Buchdrucker- kunst eine frische geistige Richtung das Volk erfaßte, daß mit den erwachten Wissenschaften eine richtige Beurtheilung des augenblicklichen Zustandes nicht fehlen konnte, und die Verworfenheit einzelner Vorsteher der Christen- heit überall gerechte Rüge fand, so konnte nicht fehlen, daß ein Zeitpunkt

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 86

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
86 Erstes Buch. Fünfter Abschnitt. herbeigesührt wurde, in welchem das lange in grober Täuschung befangen gehaltene Volk sich den Schleier von den Augen zog. So waren die kirch- lichen Verhältnisse in Deutschland, als Martin Luther in Wittenberg zuerst gegen den schnöden Handel mit Ablaßbriefen eiferte, welchen der Kurfürst von Mainz durch den Dominicaner Tetzel in Sachsen betreiben ließ. Die Worte des Augustinermönchs, welcher mit glühendem Eifer die Verderbt- heit der Kirchendiener schalt, und auf die Nothwendigkeit einer durchgrei- fenden Verbesserung der Kirchenzucht hinwies, fanden den allgemeinsten Beifall; man lernte bald einfehen, wie verschieden von den Satzungen der Papste die Gebote und Verheißungen der heiligen Schrift lauteten. Herzog Ernst von Lüneburg hatte aus reinster Ueberzeugung sich der Lehre Luthers ergeben, und schon 1523 versuchte er, der Reformation in seinem Fürstenthume, namentlich in der Residenz Celle, Eingang zu ver- schaffen. Obwohl nun Ernst in diesen Bemühungen weit entfernt war, durch andere Mittel, als die der Ueberzeugung, auf seine Unterthanen zu wirken, fand er doch namentlich bei der Klostergeistlichkeit in Celle einen erbitterten Widerstand; sie war es, die auch Heinrich den Mittlern bewog, sich noch ein Mal in sein Land zurückzubegeben, um die Bestrebungen des Sohnes zu vereiteln. Trotz dessen wurde von dem auf dem Landtage zu Scharnebeck versammelten Standen am Gründonnerstage 1527 der Be- schluß gefaßt, der Reformation Eingang zu verschaffen. Seitdem wurde ein Kloster nach dem andern von den bisherigen Bewohnern geräumt; er- fahrene Männer wurden der Verwaltung der klösterlichen Güter vorgefetzt; der Widerstand, welcher diesen Neuerungen von Seiten einiger Orden ge- boten wurde, konnte den Gang der großen Umwandlung nicht hemmen. Endlich mußte auch der Rath von Lüneburg dem Verlangen seiner evan- gelisch gesinnten Bürgerschaft sich fügen, und Kirche auf Kirche zur Ver- kündigung der lutherischen Lehre einraumen. Auf dem 1530 gehaltenen Reichstage zu Augsburg, woselbst die evangelischen Stande ihr Glaubensbekenntniß öffentlich ablegten, erschien auch Herzog Ernst, welcher noch in dem nämlichen Jahre sich in Schmal- kalden mit einigen gleichgesinnten Fürsten zur männlichen Vertheidigung der von ihnen ergriffenen Wahrheit und zum Schirm ihrer landesherrli- chen Rechte gegen die drohende Gewalt des Kaisers verband. In Augs- burg hatte der Herzog den Prediger Urbanus Regius kennen und lieben gelernt, und denselben vermocht, ihm nach seinen Landen zu folgen. Hier begann der fromme Mann, welcher zum Hofprediger in Celle und zum Generalsuperintendenten des Fürstenthums Lüneburg ernannt war, in Ver- bindung mit seinem fürstlichen Freunde das planmäßig betriebene Werk der

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 129

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 129 Kriegslust und Habsucht nicht nur benachbarter Dynasten, sondern auch seiner eigenen trotzigen Vasallen zu ringen, obwohl zu keiner Zeit in die- sem Theile von Westphalcn häufigere Schenkungen zu Gunsten von Klö- stern erfolgten. Nachdem Bischof Arnold, Graf von Altena, 1191 auf ei- ner Kreuzfahrt vor Accon seinen Tod gefunden hatte, und die zwiespältige Kaiserwahl Philipps von Staufen und des Welfen Otto das Reich er- schütterte, litt auch das Bisthum durch die Doppelwahl eines Vorstehers desselben. Bischof Bruno sah sich seines hohen Amtes entsetzt, weil er der Theilnahme an dem 1225 bei Schwelm erfolgten Morde des Erzbischofs von Cöln verdächtig galt. Damals verkaufte Graf Otto von Teklenburg den Bürgern von Osnabrück seine über diese Stadt ihm zustehende Voig- teigerechtigkeit. Seitdem wuchs das Ansehn der Stadt und damit zugleich das Verlangen der Bürgerschaft, ihre Freiheiten gegen die Eingriffe des Domkapitels, ihren Handel gegen die räuberischen Anfalle umwohnender Großen zu schützen. Ihr Bund mit den Städten Soest, Dortmund und Münster, dann ein gleichartiges Streben von Kaiser Rudolph I. für das Reich, erleichterte ihr den Kampf mit der Ritterschaft. Mehr als ein Mal wurden die Städter durch den kriegerifchen Sinn ihrer Bischöfe genöthigt, sich in's Schlachtgewühl zu stürzen. So als Ludwig den Grafen Simon von der Lippe bekämpfte und gefangen nahm. Erst 1305, nachdem er 6 Jahre im Bucksthurme geschmachtet hatte, erhielt der Graf feine Frei- heit wieder. Aber schon 4 Jahre darauf erglühte der Kampf von Neuem, und in der Schlacht auf dem Hallerfelde, wo Bischof Ludwig kämpfend siel, errangen Ritter und Bürger des Hochstifts einen glanzenden Sieg.' Durch Fehden diefer Art nahm der Wohlstand des Bisthums beträchtlich ab; Bischof Johann Ii. sah sich gezwungen, seine besten Schlösser und Aemtec zu versetzen und in dem Grafen Dietrich von der Mark einen Administrator des Stifts zu ernennen. Aber dieser siel in dem Kampfe bei Holthausen in die Gewalt des Bischofs von Minden. Melchior, Her- zog von Grubenhagen, der Nachfolger Johanns Ii., wurde 1363 bei Vad- bergen von dem Grafen von Hoya geschlagen und ergriffen, und in Folge dessen Graf Dietrich noch ein Mal zum Coadjutor des Stifts erkoren. Kaum war durch ihn der Bischof seiner Haft erledigt, als zwifchen beiden Männern ein ärgerlicher Zwiespalt ausbrach, den der Graf von Teklen- burg so glücklich zu benutzen verstand, daß er den größeren Theil des Bis- thums in seine Hände brachte. Die verlorenen Güter wieder zu erwerben, bedurfte es ungewöhnlicher Anstrengungen; dennoch weigerte sich das Domkapitel, einen Theil der Lasten auf sich zu nehmen, welche die Rüstun- gen der Stadt mit sich brachten. Dadurch wurde die Stimmung zwischen 9

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 145

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Sechstes Kapitel. 145 ren verfallen, und zahllose Wüstungen zeigten die Statten an, wo einst wohlhabende Dörfer gestanden hatten. Der Glanz und das Leben des gc- sammten Landes schien sich in die fürstlichen Residenzen geflüchtet zu haben. Die Kraft des städtischen Raths war gebrochen, der Adel hatte feiner frü- heren Unabhängigkeit vergessen, und buhlte um die Gunst, unter die Hof- dienerfchaft ausgenommen zu werden, oder nahm den Kriegssold der Für- sten, um seiner noch nicht erloschenen Neigung zu Kämpfen zu genügen. Voll tiefen Verdrusses gewahrte er, wie Fremdlinge am Hofe seines Fürsten sich der höchsten Gunst zu erfreuen hatten. Aber zum männlichen Widerstreben fühlte er sich zu schwach, und ohne Widerspruch bewilligte er dem Landes- herrn das Recht zur Erhebung von Abgaben ungewöhnlicher Art. Die Zahl der bei der Regierung angestellten Männer war fortdauernd im Zu- nehmen begriffen; die Landstande verloren einen Theil ihrer früheren Be- deutung. Die rechtserfahrenen Doctoren wurden mit dem Adel vettaufcht, der mehr als zuvor sich dem Studium der Staatswissenfchaften unterzog. Unverkennbar zeichnete sich der hannoversche Hof durch Bildung und Wohlstand aus. Die Sitten verfeinerten sich im gleichen Grade, als die Vergnügungen gesuchter und damit kostspieliger wurden. Die Kurwürde schien zu erheischen, daß man hinter den Höfen von Berlin rmd Dresden nicht zurückstehe. Der Bau von Herrenhaufen, welcher von Quirini gelei- tet wurde, erheischte bedeutende Ausgaben, die unglaublich gemehrte Die- nerschaft, die Besoldung des beträchtlichen Heeres, an dessen Spitze wir jetzt bereits einen Feldmarschall erblicken, lag schwer auf den fürstlichen Casscn, die überdies durch reiche Gnadengeschenke an französische und ita- lienische Günstlinge in Anspruch genommen wurden. Noch verderblicher wirkten die wiederholten Reisen von Ernst August und Georg Ludwig nach Italien; nur in Rom oder Venedig glaubte man die Zeit des Fasching verleben zu können. Dort entfaltete man den ganzen Glanz eines deut- schen Reichsfürsten. Trotz dieser außerordentlichen Ausgaben wurden unter Ernst August die calenbergischen Fürstenthümer an Wohlstand gehoben; es war dieses eine Folge der strengeren Verwaltung des Regenten; von der andern Seite waren die Hülfsgelder, welche der Kurfürst von England, Venedig und den Staaten für Ueberlassung seiner Söldner bezog, von der höchsten Bedeutung. Außer den Lustbarkeiten des Carnevals hatte das Theater besonders den Kurfürsten zu seinen dem Lande so nachtheiligen Reisen nach Italien bewogen. Deshalb wurde, auf Betrieb der Minister, eine Oper zu Hannover errichtet, deren Kosten ausschließlich der Fürst trug. Wie in Hannover, so wurden am Hofe der Herzöge von Braun- 19

8. Geschichte des preußischen Staates - S. 130

1895 - Münster in Westfalen : Alphonsus-Buchh.
130 Vierter Zeitraum. Seit 1871. Der Kaiser ist der Oberbefehlshaber der Land- und Seemacht' vertritt das Reich in völkerrechtlicher Beziehung und kann im Namen des Reiches, doch nur mit Zustimmung des Bundesrates, Krieg erklären, Frieden,. Bündnisse und Vertrüge mit andern Staaten schließen. Die Reichsgesetzgebung geschieht durch einen Bundesrat in Verbindung mit einem Reichstag. Der Bundesrat steht unter dem Reichs" kauzler, der vom Kaiser ernannt wird; er besteht aus den Vertretern der Bnndesmitglieder, die int ganzen 58 Stimmen sichren. Die Mitglieder des Reichstages werden direkt in geheimer Abstimmung vom Volke gewählt, und zwar kommt aus je 100 000 Einwohner ein Vertreter. Durch Mehrheitsbeschlüsse des Reichstages und des Bundesrates werden die Reichsgesetze festgestellt, die der Kaiser verkündet und deren Ausführung er zu überwachen hat. Negierung Wilhelms I. nach dem Frieden von Frankfurt bis zu seinem Tode. 1871—1888. Beim Abschlüsse des Friedens von Frankfurt war Kaiser Wilhelm bereits 74 Jahre alt; noch fernere 17 Jahre schenkte ihm Gott, und in diesen war es ihm vergönnt, sein Land in Frieden zu regieren. Leider gingen die großen Hoffuuugeu, denen sich das deutsche Volk nach dem ruhmreichen deutsch-französischen Kriege hingab, für die katholischen Unterthanen nicht in Erfüllung. Die Maigefetze 1873 und die Gesetze der folgenden Jahre stellten an das katholische Volk und dessen Geistlichkeit Anforderungen, denen sie, ohne ihr Gewissen zu verletzen, nicht nachkommen konnten. Trotz der harten Lage aber, in die sie dadurch versetzt wurden, hielten sie unerschütterlich ans in ihrer Liebe zur Kirche wie auch in der 2reite gegen den Kaiser, und so suchte denn die Regierung in Verhandlungen mit dein Papste den Frieden anzubahnen. Durch neue Maigesetze 1880 wurden die größten Härten teils gemildert, teils beseitigt, was allseitig mit dankbarer Gesinnung anerkannt wurde. In den letzten Jahren seines Lebens war Kaiser Wilhelm besonders darauf bedacht, die materiellen Verhältnisse besonders der niedern Volks-klassen zu verbessern. Schon im Jahre 1878 bestimmte er die sogenannte Wilhelmsspende, eine Summe von 1 740 000 Mark zur Stiftung einer Altersversorgung für Arbeiter. Das deutsche Volk hatte

9. Bilder aus der deutschen und preußischen Geschichte für Elementarschulen - S. 30

1878 - Münster : Regensberg
— 30 — einigermaßen im Frieden genießen zu können, veranstalteten sie häufige Kampfspiele, Turniere genannt. Die eigentliche Blüthe des Nitterthnms fallt in die Zeit der Kreuzzüge. Der Eifer für das Christenthum gab dem ganzen Ritterleben gleichsam eine heilige Weihe, und die Züge in das ferne Morgenland erhoben die Gemüther zu noch größerer Begeisterung. Nach den ersten Kreuzzügen aber trat Unordnung und Gewalt an die Stelle des Rechtes, und da sank auch das Ritterthum. Unter den ewigen Fehden der Ritter, zum Theil mit einander, mehr aber noch mit den reichen Städten, gewöhnten sich viele von ihnen an Raub und Gewaltthätigkeiten. Von dieser Zeit an war ihnen nichts lieber, als wenn sie die an ihren Burgen vorüberziehenden Kaufleute ausplündern konnten; denn da gab es stets reiche Beute. Deßhalb suchten sie auch auf alle mögliche Weise mit den reichen Städten in Streit zu kommen und gelang ihnen das, so hatten sie einen Vorwand zu solchen Plünderungen. Endlich aber machten sie sich auch nicht einmal mehr Sorge um einen Vorwand, sondern plünderten ohne Unterschied jeden Vorüberziehenden, oder forderten wenigstens ein sehr hohes Lösegeld, wenn sie ihn frei sollten ziehen lassen. Sie kümmerten sich nm niemand, selbst um den Kaiser nicht; und wenn man sie angreifen wollte, schlossen sie sich in ihre Felsenburg eilt, wo sie völlig gesichert waren. Auf diese Weise sank schon im dreizehnten Jahrhundert das früher so edle Ritterleben zu einem in der That ruchlosen Ränberleben herab. Die Klöster. Zur Zeit der Christenverfolgung hatten manche der Gläubigen alles verlassen und waren in Einöden geflohen. Dort lebten sie von Beeren, Kräutern und Wurzeln. Ihre Zeit brachten sie in heiligen Betrachtungen und im Gebete zu. Man nannte diese Männer Eremiten, Einsiedler. Die meisten fanden

10. Bilder aus der deutschen und preußischen Geschichte für Elementarschulen - S. 44

1878 - Münster : Regensberg
— 44 — Elsaß. Das sonst so blühende Vaterland selbst aber bot einen Entsetzen erregenden Anblick dar. Tausende von Dörfern und Städten lagen in Schutt und Asche, und heimathslos irrten die unglücklichen Bewohner umher. Ganze Gegenden waren in eine schaurige Wüste verwandelt. Felder lagen uuaugebaut, Handel und Gewerbe stockten. Fast die Hälfte der Einwohner Deutschlands war untergegangen, ansteckende Krankheiten, Hungersnoth und Verzweiflung wütheten unter denen, welche dem Schwerte der Feinde entronnen waren. Dazu hatten die Gräuel des Krieges und die furchtbare Noth die Herzen der Menschen sehr verwildert. Nirgends war Sicherheit, überall wimmelte es von Räubern. Nach so großem Unglück konnte sich Deutschland nur allmählich erholen, und bloß dem Biedersinne unseres Volkes und seiner Fürsten ist es zuzuschreiben, daß es noch eher zu Kräften kam, als man hätte erwarten sollen.
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