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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 11

1911 - Magdeburg : Creutz
K. Geschichtliches. 11 Das Eigentum der Stadt bringt Geld ein (Pachte Miete). Außer- dem sind die Einwohner verpflichtet, Steuern zu zahlen. Bon diesen Einnahmen deckt der Magistrat alle Ausgaben der Stadt, z. B. sür Bauten, Straßen und Gehälter. Die Stadtverordneten haben bei vielen Dingen, z. B. überall, wo Geld zu zahlen ist, dem Magistrate ihre Zustimmung zu erteilen. Sie unterbreiten dem Magistrate die Wünsche und Beschwerden der Ein- wohner. Manche Verwaltungsgeschäfte überträgt der Magistrat be- sonderen Beamten. So überwacht die Baupolizei die Erbauung der Häuser, der Brandmeister das Feuerlöschwesen, der Schulvorstand das Schulwesen usw. Für die Sicherheit und Ordnung bei Tag und Nacht sorgt die Polizei. An ihrer Spitze steht in großen Städten der Königliche Polizeipräsident, in kleineren der Bürgermeister als Polizei- Verwalter. Bei gewissen Angelegenheiten, z. B. Brückenbauten und Stadterweiterungen, kann die Stadtbehörde nicht allein handeln, sondern bedarf der Zustimmung und Erlaubnis der höheren Behörde, die König- liche Negieruug genannt wird. An ihrer Spitze steht der Regierungs- Präsident. K. Geschichtliches. Woher hat unser Heimalort seinen Rainen? Was bedeutet dieser? Was ist über die Gründung unseres Wohnortes bekannt? Welche Sagen knüpfen sich daran? Welche Zeugen der Vorzeit sind noch vorhanden? Welchen Zwecken dienten diese? Welche geschichtliche Ereignisse knüpfen sich an unsern Ort? Welche be- rühmten Männer sind hier geboren oder haben hier gewohnt? Wodurch haben sie sich ausgezeichnet? Wie ist hier ihr Andenken geehrt? Iii. Kreis: Wa»drr»»gk» i» die »Wk Umgtliung. a) Kodenformen. Nach welcher Himmelsgegend ist der Boden eben? Welche Höhen lernten wir kennen? Wie liegen sie zum Heimatorte? Nenne einzeln liegende Erhöhungen (Hiigel, Berg)! Wo bilden die Erhöbungen Gruppen? (Hngelreihe.) Name? Hobe in m? Wie ist ihr Boden beschaffen? Wie macht der Mensch diese Höhen nutzbar? Welche Täler sind in der Umgebung? Welche verschiedenen Bodensormen lernten wir also ans unseren Wanderungen kennen? Wie bezeichnet man auf der Karte einen Hügel, einen Berg, einen Höhenzug, einen Abhang usw.? Entwirf eine Karte von der nächsten Umgebung, die die Bodensormen zeigt! (Wand- Lasel, Buch.)

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 24

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 24 — sich erhalten in den Namen: Wendisch-Mulsow, Wendisch-Warnow rc. War später auch in dem wendischen Nebendorfe das deutsche Wesen zur Herrschaft gelangt, so wurde die alte Benennung „Deutsch" und „Wendisch" in „Groß" und „Klein" abgeändert; z. B.: Gr. Schwaß, Kl. Schwaß rc. Die von den deutschen Kolonisten auf ausgerodetem Waldboden oder bis dahin unbebauten Ackerflächen neu gegründeten Ortschaften pflegen vielfach auf „Hagen" zu endigen; reich an ihnen rst der s. g. Hägerort bei Rostock. Lagen zwischen den deutschen Ansiedlungen noch vereinzelt Wendendörfer, so verloren letztere ganz ihren Namen, man nannte jedes derselben „Wendendorf" oder „Slavendorf". So sind die Namen: „Wendors, Schlakendors, Schlagsdors" entstanden. 2. Die Städte. — Die Städte haben am meisten zur Verdrängung des Wendentums beigetragen. Die älteste Stadt des Landes ist Schwerin; sie wurde 1166 von Heinrich dem Löwen gegründet. Die meisten mecklenburgischen Städte entstanden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Anschluß an die alten wendischen Burgen: 1218 Rostock, Parchim und Marlow, 1228 Güstrow. In den Städten hatten die Wenden eine ehrlose Stellung. Kein Zunftmeister nahm einen Lehrling „wendischer Art" an. Wurde einem Wenden dennoch der Betrieb eines Handwerks gestattet, so mußte er sich als unzünftig durch das Beiwort „Wendt" kenntlich machen, z B Wendtfchmied, Wendtschlächter. Außerdem wurden die Wenden auf kleine, ungesunde, schmale Straßen beschränkt. 3. Die Ritter. — Unter dem Adel erhielt sich das Wendentum am längsten. Erst allmählich verschwanden die alten wendischen Geschlechter neben den deutschen Rittern, welche in großer Zahl ins Land kamen und Lehen empfingen. Um feine Herkunft zu verbergen, vertauschte mancher wendische Ritter seinen Namen mit einem deutschen oder nannte sich nach seinem Gute oder Wappen. Während der Westen des Landes sich hauptsächlich mit Bauern bevölkerte, siedelten sich die deutschen Ritter vorwiegend im Osten an. Deshalb enthält noch heute der westliche Teil Mecklenburgs mehr Bauerndörfer, der östliche mehr adlige Höft. 4. Das Land Stargard. — Das Land der Redarier, das heutige Mecklenburg-Strelitz, wurde nicht wie das Obo-tritenland von Westen aus, von den sächsischen Herzögen,

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 39

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 39 — 19. Mittelalterliches Leben in Staat und Kirche. 1. Fürsten undltände. — Die fürstliche Gewalt war durch die § , ^ fortwährenden Landesteilungen sehr geschwächt Auch die Sitte, i h > ‘ daß nach dem Tode des Vaters die überlebenden Söhne die Regierung gemeinschaftlich führten, diente nicht zur Kräftigung der / Fürstenmacht. Durch die vielen Kriege und Fehden gerieten die Fürsten in eine wachsende Geldnot, welche sich noch dnrch Schenkungen an Kirchen und Klöster vermehrte. Selten reichte der Ertrag der ordentlichen Landessteuern, Beden genannt, zur Deckung des fürstlichen Geldbedürfnifses aus, und die Fürsten waren gezwungen, durch Verpfändungen von Grundbesitz und Abtretung von Hoheitsrechten sich die erforderlichen Geldmittel zu verschaffen. Mit dem Niedergang der fürstlichen Macht stieg aber das Ansehen der Stände. Schon früh hatten sich die Adligen, die Vertreter der Städte und der Geistlichkeit zu einem Bunde vereinigt, der den Namen „Stände" führte. Im Lande Stargard gab es bereits Stände, als das Land 1k04 an Mecklenburg fiel. Heinrich der Löwe gestand ihnen das Recht zu, unter die brandenburgische Herrschast zurückkehren zu dürseu, weun er ihre Privilegien antaste. Mit der Vereinigung der Lande Mecklenburg, Wenden und Stargard vereinigten sich auch die Stände dieser bislang getrennten Herrschaftsgebiete zu einem geschlossenen Ganzen. Die mecklenburgischen, wendischen und stargardischen Sonderlandtage kamen außer Brauch, und ein allgemeiner Landtag wurde vom Fürsten jährlich ein oder mehrere Male berufen. Den Gegenstand der Verhandlungen bildeten neue Landesgesetze und Steuern. Hülssgesuchen der Fürsten um Schuldentilgung aus Landesmitteln waren die Stände in der Regel nur gegen Erweiterung ihrer Privilegien zugänglich. Diese erreichten in der Folge einen außerordentlichen Umfang und erstreckten sich auf eigne Gerichtsbarkeit, eignes Münzrecht, fast völlige Abgabenfreiheit. Ort der Landtagsversammlung, deren Dauer sich gewöhnlich auf einen Tag beschränkte, war anfangs ein Platz unter freiem Himmel, meist die Sagsdorfe r Brücke bei Sternberg (Wenden), oft auch die alte Linde auf dem Kirchhofe zu Zurow bei Wismar (Mecklenburg), oder der Kirchhof zu Kölpin «Stargard). Unter den Ständemitgliedern ragten nach Zahl und Einflnß die landsässigen Vasallen oder Mannen hervor. Die Städte wurden durch ihre Bürgermeister, die Geistlichkeit durch die Prälaten, die Vorsteher der Klöster und Stifter, vertreten. Die Prälaten verschwanden nach der Reformation aus der Landtagsverfammlung, auf welcher Ritterschaft (feit der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Bezeichnung für „Mannen") und Landschaft (Städte) verblieben. Am 1. August 1523 schlossen die Stände die Landesunion, ein Bündnis zur Verteidigung ihrer Privilegien und Aufrechterhaltung der landständifchen Einheit. 2. Stadt, und Land. — Seit der Sachsenherzog Heinrich der Löwe llbtt Schwerin mit Stadtrecht bewidmet, wurden in rascher Folge neue Städte gegründet. Die Städte hatten die Rechte der Selbstregierung, der freien Gerichtsbarkeit und der Bürgerwehr.

8. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 40

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 40 — Jede Stadt war mit Mauern, Gräben und Wällen umgeben. Auch die Feldmark der Stadt war mit einem hohen Walle umzogen, der „Landwehr" genannt wurde und mit Dornen und Gestrüpp bewachsen war, um den ersten feindlichen Ansturm abzuhalten. Zur Verteidigung der Stadt war jeder Bürger verpflichtet. Die Waffenübungen der Bürger fanden gewöhnlich um Pfingsten statt und waren in vielen Städten mit einem Vogelschießen verbunden. Dem prächtigen Anblick, den von außen die Städte mit ihren Türmen und Thoren^ dem Auge darboten, entsprach das Innere derselben nicht. Die Straßen waren schmal angelegt und höchst unsauber gehalten, auch nicht gepflastert. Viele Bürger trieben ländliche Beschäftigung ; sehr verbreitet war die Schweinezucht. Eine Beleuchtung der Straßen kannte man für gewöhnlich nicht. Die Häuser waren aus Holz gebaut, und große Feuersbrünste nichts Seltenes, zumal sich auch die Scheunen innerhalb der Stadt befanden. Unter den Landstädten stand im 14 Jahrhundert Parchim oben an; in zweiter Linie folgten Neubrandenburg, Güstrow und Malchin, dann Sternberg und Friedland. Um die kleineren Landstädte zu heben, war es den Bewohnern des platten Landes verboten, Handel oder Handwerk zu treiben. — Die Lage der Landbevölkerung war im ganzen eine sehr traurige, weil die öffentliche Sicherheit und die Handhabung der Rechtspflege viel zu wünschen übrig ließ. Seit der Zeit des Interregnums (1254—1273) ward auch in Mecklenburg das Raubrittertum zur Landplage. Die Adligen des Mittelalters waren ein rauhes und kriegerisches Geschlecht, dessen hauptsächlichste Beschäftigung das Waffenhandwerk bildete. Die adligen Vasallen hatten ihrer Lehnspflicht durch Kriegsdienste zu Roß zu genügen, gebrauchten aber vielfach ihre Waffen auch zu blutigen Fehden, Raub und Plünderung. Am schlimmsten ging es an der Südgrenze unseres Landes her, wo z. B. die märkischen Ritter unter Anführung der Quitzows binnen drei Jahren 78 Raubzüge nach Mecklenburg unternahmen. Während der Regentschaft der Herzogin Katharina war es der Ritter Gans zu Pu tlitz, der sich durch seine Streifzüge weit in unser Land hinein hervorthat. Aber die mecklenburgischen Edelleute waren nicht besser; sie scheuten sogar ein Bündnis mit ihren märkischen Genossen nicht, wenn es etwa galt, Kaufmannswaren der Stadt Lübeck abzufangen. Erst spät wandte sich unser Adel der Bewirtschaftung seiner Güter zu. Letztere war nur klein; große Landgüter gab es vor dem 30jährigen Kriege in Mecklenburg nicht. Die rechtliche Lage des im Mittelalter sehr zahlreichen Bauernstandes war je nach der Gegend verschieden. An vielen Orten waren die Bauern ihren Grundherren unterthänig und zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet. Anderswo, z. B. im Bistum Ratzeburg, waren sie nahezu freie Herren, besaßen auch eine eigne Gerichtsbarkeit, die „Schulzengerichte", in denen der Dorfschulze den Vorsitz führte und Bauern die Schöffen waren. 3. Die wendische Hansa. — a) Äußerer G lanz. — Die 1241 gegründete Hansa zerfiel in verschiedene Quartiere oder Abteilungen. 1281 vereinigten sich in Rostock die 5 Ostseestädte Lübeck, Rostock, Wismar, Stralsund und Greifswald zu einem Bündnis, „wendische Hansa" genannt. Ihre Blütezeit war das 14. Jahrhundert. Von den übrigen Genossen der Hansa treu unterstützt, erfochten die wen-

9. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 49

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 49 - aber allein durch die Macht der inneren Überzeugung der neuen Lehre gewonnen; manche traten wohl zum Luthertum über, um dem Zwange der hohen kirchlichen Abgaben zu entgehen, ja, um sich an den Gütern der Kirche mühelos zu bereichern. Man betrachtete die letzteren vielfach als herrenloses Gnt, wo man nur zuzugreisen brauche, um als rechtlicher Besitzer zu gelten. So entstanden Unordnung und Gewaltthätigkeiten aller Art, und insolge der entgegengesetzten Stellung der beiden herzoglichen Brüder zur Reformation drohte inbezug auf die kirchlichen Dinge ein völlig gesetzloser Zustand einzutreten. 4. Die Lesefiigung der Reformation. 1534—1549. — Heinrich dem Friedfertigen gebührt das Verdienst, die eingetretene Verwirrung durch eine Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse beseitigt zu haben: a) Die Kirchenvisltation von 1535. — Durch diese Visitation wollte der Herzog einen Überblick über die bisherige Ausbreitung der evangelischen Lehre gewinnen. Die Visitatoren, deren einer der Hofprediger Agidins Faber war, besuchten 22 Städte und Flecken und 14 Dörfer; sie fanden überall ein großes Heilsverlanaen evangelische Prediger jedoch nur in geringer Zahl. . 'J) ?öhanit Ricbling. — Die Folge dieser ersten evangelischen Klrchenvlsitation war die Berufung eines Superintendenten zur Leitung und Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten. Auf Luthers Empfehlung fiel die Wahl auf deu Magister Johann Rieblinq zu Braunschwerg 1537. Superintendent Riebling erhielt seinen Wohnsitz in Parchim angewiesen und wurde mit der Abfassnnq dreier Schriften beauftragt, durch welche die Ordnung und Lehre der evangelischen Kirche für unser Land zusammengefaßt werden sollte, einer plattdeutschen Kirchenordnung (1540), eines Katechismus, ebenfalls in plattdeutscher Sprache versaßt, für den Gottesdienstes ^ eüier 2t0enbe §ur Regelung des sonntäglichen r. o) Die Kirchenvisitntion von 1541-154*. — Nachdem durch Rieb-lmgs Schriften Einheit und Gleichförmigkeit in das Leben und die Lehre der Kirche gebracht war, erfolgte in den Jahren 1541 und 1542 unter Lieblings Leitung eine neue Kirchenvisitation. Die Visitatoren fanden die meisten Städte teils ganz, teils in der Mehrheit ihrer ^^°?"^/^0ellsch, ähnlich stand es ans dem Lande. Nitrate £ *t vrrlüt§ Gadebusch hielten mit den Feldklöstern noch am katholischen Bekenntnisse fest. 22. Johann Albrecht I. 1547—1576. 1. Johann Wrkchts Jugend. - Herzog Johann Albrecht wurde am 22. Dezember 1525 zu Schwerin geboren. Von semen Eltern katholisch erzogen, kam er in seinem 14. Lebensjahre an den Hof seines lutherisch gesinnten Oheims Joachim Ii. von Brandenburg (1535—1571), um seine Ausbildung zu vollenden. Hter m Berlin ward er von der Macht des Evangeliums ergriffen, da^ er fortan ein begeisterter An- Benjes, Grundriß. .

10. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 62

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 62 — waren ganz vom Erdboden verschwunden und sind zum Teil nicht wieder ausgebaut worden. In den menschenleeren Gegenden streiften hungrige Wölfe umher, und verwilderte Hunde machten die Landstraße unsicher. Weil es zur Wiederausnahme des Ackerbaues an Menschen und Vieh fehlte, wuchs auf den Feldern, welche früher reiche Saaten getragen hatten Gestrüpp und Gehölz empor. Am besten war es noch den Städten Rostock und Wismar ergangen, doch lag auch hier Handel und Wandel völlig danieder. 2. Sittenverderbnis des Kolkes. — Fast schlimmer noch war das sittliche Verderben, welches der Krieg im Gesolge hatte. Der Unterricht der Jugend war gänzlich ins Stocken geraten, und ein verwildertes und zuchtloses Geschlecht während der Kriegszeit ausgewachsen. Trotz des erlittenen Elends ergab man sich in Schwelgerei und Üppigkeit einem sünd-lrchen Genußleben, ahmte ferner fremdländisches Wesen in Kleidung und Sprache nach. Jegliche Gottesfurcht war aus den Herzen entschwunden, dagegen toller Aberglaube in dieselben eingeführt Die Hexenprozesse nahmen einen erschreckenden Umsang an. In jeder Stadt, ja sogar aus Dörfern loderten die Scheiterhaufen. Die letzte Hexe ward 1697 zu Hastors bei Doberan verbrannt. 3. Wirtschaftliche Folgen. — Eine traurige Zeit begann für den durch den Krieg verarmten und stark verminderten Bauernstand. Man sing an, die Bauern „zu legen", d. h. man sprach ihnen das Erbrecht an ihren Husen ab und ichlug letztere zum Hosacker. Dieser wurde noch durch die herrenlos brach liegenden Strecken Landes vergrößert. So entstanden Güter von ausgedehnter Größe. Weiter suchten die Grundherren die Arbeitskraft der Bauern zu threirt Vorteil auszunutzen; sie machten die Bauern zu Tagelöhnern und erklärten sie an die Scholle gebunden. Aus diese Weise fiel, während der Ritterstand an Macht und Ansehen zunahm, der Bauernstand der Leibeigenschaft anheim. Die Leibeigenen waren zu „ungemessenen" Diensten verpflichtet und konnten dazu durch körperliche Züchtigung gezwungen werden. 4. Staatliche Folgen. — Der Westfälische Friede, welcher die landesherrliche Gewalt der deutschen Fürsten bedeutend vergrößerte, war auch für die staatlichen Verhältnisse unseres Landes von wichtigen Folgen begleitet. Die Herzöge trachteten danach, ihre Machtvollkommenheit zu erweitern.
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