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Familie in einer Art von engen und erhöhten Wandschränken be-
finden. Am Herd hat die Frau des Hauses ihren Platz; von hier
kann sie alles übersehen; von hier „dankt sie denen, die hereinkommen,
und heißt sie bei sich niedersetzen, behält Kinder und Gesinde, Pserde
und Kühe im Ange, hütet Keller, Boden und Kammer, spinnt immer-
fort und kocht dabei" (Moser). So lange der Rauchsang sehlte und
der Rauch des großen Herdseuers das ganze Gebäude durchzog,
blieben Insekten und der üble Geruch des Viehes verscheucht, so daß
erst in neuester Zeit das Bedürfnis entstanden ist, hinter der Herd-
wand noch Räume anzubauen.
Das fränkische Haus hat seinen Eingang von der breiten
Seite und ist nur Wohnhaus. Vieh und Erntevorräte sind in be-
sonderen Räumen untergebracht. Das Gehöst hat die Form eines
Rechtecks. Den Eingang bildet ein Torhaus mit Tür sür Fußgänger,
Tor sür Wagensahrt und mit Speicher und Auszüglerwohnung.
Links, der Straße mit dem Giebel zugewandt, steht das Wohnhaus,
gegenüber dem Eingang die Scheune, und rechts stehen die Stall-
gebäude und die Schuppen sür die Geräte.
Bei dem nordischen Hause tritt wie bei dem fränkischen das
Wohnhaus von den Nebengebäuden getrennt ans, wenn beide auch
zuweilen tn einer Fluchtlinie liegen. Der Eingang erfolgt von der
Giebelseite her und zwar durch eine Vorhalle, die meist offen ist
und nur durch einige Säulen getragen wird, zuweilen auch verschalt
oder ganz geschlossen ist.
Das Schweizerhaus kennzeichnet sich durch die allgemein
herrschende quadratische Form, welche in Verbindung mit dem Auf-
gang auf Freitreppen eine große Mannigfaltigkeit der inneren Ein-
teilung gestattet. Besonders ist ihm eigentümlich das flache Dach
mit breiten überhängen und darunter fortlausenden Galerien, welche
wieder große Verschiedenheiten in der Anlage und Verwendung zeigen.
Man spricht von einem alemannischen, burgundischen, rätischen,
Tyroler, Steyrer, Vorarlberger Hause.
Am meisten ist im Mittelgebirge und im Tieslande das fränkische
Haus wegen der zweckentsprechenden bürgerlichen Einrichtung seiner
Anlage verbreitet und scheint die übrigen Hausformen allmählich zu
verdrängen.
Die Entstehung der Städte fällt im allgemeinen in eine
spätere Zeit als die der Dörfer. Als sich die Notwendigkeit des Tausch-
oerkehrs herausstellte, entstanden die Märkte, aus welchen die Mehr-
zahl der sogenannten Landstädte sich herausgebildet hat. Im weft-
lichen Deutschland gingen in ältester Zeit aus den Römerkastellen
die ersten Städte hervor. Eine gesicherte Anlage (eine Burg) wurde
auch später Veranlassung zur Gründung einer Stadt, ebenso wie
der Sitz einer politischen oder geistlichen Macht. Mit der Ausdehnung
des Handels und Verkehrs wurde immer mehr die günstige Verkehrs-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Swealand bildet einen beträchtlichen Vorsprung der Küste,
dem Finnischen Meerbusen gegenüber, und enthält um den Mälar-
und Hjelmarsee das schönste Weizenland Schwedens mit sehr ent-
wickelten: Ackerbau, nordwärts reiche Eisen- (Danr^emora), Silber-
(Sala) und Knpfergruben (Falnn) und in den Tälern der Dal-
Elf (Dülarne) die herrlichsten Natnrschönheiten und die getreueste
Bevölkerung des Königreichs (Gustav Wasa 1523). In Swealand,
an dem Sunde (Stock), welcher den Mälarsee mit der Ostsee ver-
bindet, liegt aus vielen Inseln (Holmen) und Halbinseln, amphi-
theatralisch sich ausbreitend, aus allen Abhängen von nnzähligen
Landhäusern und Schlössern, in der Höhe von Laub- und Tannen-
wald begrenzt, Stockholm, ein auf Fels gebautes Venedig, die
Hauptstadt des Landes, der Mittelpnnkt der landschaftlichen Schön-
heiten, der Hauptsitz des Handelsverkehrs und einer vielseitigen
Industrie.
Man unterscheidet drei Hauptteile: die eigentliche Stadt (Staden), Norr-
malm und Södermalm (Malm = Vorstadt). Die eigentliche Stadt, auf Stads-
Holm mit engen, schmutzigen Straßen und hohen Häusern enthält das königliche
Schloß, welches die ganze Stadt überragt und „wie mit einer Mauerkrone schmückt."
Norrmalm, auf dem Festlande, ist das vornehme Quartier und hat breite, schöne
Straßen. Södermalm, auf einer durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande
verbundenen Insel, ist auf einem kahlen Felsrücken erbaut und hat terrassenförmig
sich erhebende, auf und abgehende Straßen. Riddarholm, westlich von Stadsholm,
trägt die Königsgräber.
Ein weit nach Norden reichender Arm des Mälarsees setzt
diesen mit Llpsala1, der alten heidnischen Königsstadt, jetzt der ersten
Universitätsstadt des Landes (Sinne, Berzelius) in Verbindung.
Süd-Schweden, Götaland, durch die Seenregion von Nord-
Schweden getrennt, zeigt in Bodengestalt, Klima und Fruchtbarkeit
Annäherung an die benachbarten Inseln. In seiner Mitte ist es
ein niedriges Berg- und Hügelland, das imtaberg, 15 km südlich
vom Südende des Wettersees, 343 m erreicht und bei der geringen
Mächtigkeit fruchtbarer Dammerde zu aus Wald-, Berg- und
Heideland besteht. Jönköping^, am Südende des Wettersees, hat
große Zündholzfabriken. Die nach Westen, Süden und Osten sich
anschließende, wenigstens 20 km breite Küstenebene ist, mit Aus-
nähme von Halland, der fruchtbarste Teil Schwedens, reich an Acker-
stächen, Wiesen, Weiden und Laubwäldern.
Die Bewohner. Skandinavien wird von zwei germanischen
Stämmen bewohnt, den Norwegern und den Schweden. Ihre
Sprache stammt wie die der Dänen von dem Altnordischen ab, das
uns fast rein noch heute auf Island erhalten ist. Im Norden und
auf den inneren Hochflächen wohnen die westlichsten Verzweigungen
mongolischer Völker: die Finnen, von mittlerer Statur, kräftigem
1 Aufsäle, Hochburg,
2 »öping, gespr. Dschöping in Dänemark, Kiöben — Kaufplatz, '
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Swealand Gustav_Wasa Gustav Holm Berzelius
Extrahierte Ortsnamen: Weizenland_Schwedens Swealand Stockholm Nord-
Schweden Wettersees Wettersees Schwedens Skandinavien Schweden Island Hochburg Dänemark Kaufplatz
59 —
fort. Das uralte Adria, einst am Meere gelegen, ist jetzt^20 km
von der Küste entfernt; Raven na, des Kaisers Augnstns Flotten-
station an der Adria, liegt bereits 1 Meile von der Küste ab, und
Venedig, die Lagunenstadt, würde längst demselben Schicksal ver-
satten sein, hätte man nicht der Brenta, welche einst in die
Lagunen von Venedig mündete, um diese herum ein neues Bett
angewiesen durch einen Kanal, der bei Chioggia in die (ätsch
mündet.
Venedig liegt am Nordende der Lagunen, die sich 55 km lang und 7—14 km
breit an der Küste hinziehen. Vom Meere sind sie durch Dämme (lidi) geschieden,
die sich mit Gebüsch bedeckt haben. Von den fünf Einfahrten (Porti) durch die
Lidi sind die von Lido und Malomocco die wichtigsten.^ Von Malomocco bis
Chioggia ziehen sich aus der Außenseite des Lido zum Schutz gegen das Meer
Palisaden und treppenartig vom Grunde des Meeres ausgetürmte Staudämme,
Murazzi, hin. Der bei weitem größte Teil Venedigs breitet sich in Form eines
unregelmäßigen Vierecks auf 118 Inseln ans, welche durch 157 Kanäle getrennt
und durch Wo meist steinerne Brücken verbunden sind. Der Kanal grande,
3470 in lang, teilt wie ein großes S die Stadt in zwei Hälften und ist die
wichtigste und vornehmste Straße. Der Hauptverkehr vollzieht sich aus Gondeln;
denn die Kanäle bespülen den größten Teil der Häuser unmittelbar, oder sie werden
durch ganz schmale Straßen und krumme Gassen von ihnen getrennt. Die Häuser
stehen aus einem Rost von Eichenpsählen, der 3 bis 9 rn tief durch den Schlamm
bis aus die harte Tonmergelschicht hinabdringt. Nicht weit von der Mündung
des Kanal grande betritt man unmittelbar vom Meeresuser au der Südküste der
Hauptinsel (Rialto) die Piazetta. Zur Rechten steigt der Dogenpalast aus. An
den Dogenpalast schließt sich in gerader Linie, die Ostseite des Markusplatzes
bildend, die süuskuppelige St. Markuskirche au; nicht mit ihr zusammenhängend,
stieg der 1902 eingestürzte Glockenturm 99 rn hoch aus, mit weiter Aussicht aus
Stadt und Lagunen, das Land bis zu den Alpen und Enganeen hin.
Die Halbinsel. Welche Gestalt hat die eigentliche Halbinsel? Wodurch
wird diese Ähnlichkeit hervorgerufen? In welcher Streichungsrichtung lagert der
Apennin? Wo setzt er sich sort? Welches ist die einzige Ebene am Adriatischen
Meere? Welche Ebenen begleiten das Tyrrhenische Meer? Wodurch wird die Ost-,
wodurch die Westküste gegliedert? Welches sind die Hauptslüsse der Halbinsel?
Welche Eigentümlichkeit des Laufes läßt die Karte an den Flüssen zum Tyrrhenischen
Meer erkennen? Po 699 km, Tiber 499 km, Arno 259 km.
Die Halbinsel führt den Namen nach ihrem Hochgebirge, dem
Apennin, mit größerem Rechte als die türkisch-griechische nach dem
Balkan, oder die hesperische nach den Pyrenäen; denn der Apennin
durchzieht sie in ihrer ganzen Länge in einem nach Südwesten ge-
öffneten Bogen. Am Paß von Altare von Savona nach Ceva
im Tanaro-Tale^ setzt sich der aus grauem Kalkgestein bestehende
Apennin an die Alpen an, umzieht in einem Bogen die Bucht von
Genua und ist, soweit er das Potal begrenzt, ostsüdöstlich gerichtet.
Er bildet auf dieser Strecke eine scharse klimatische und
Völkerscheide. Nur wenige Übergänge führen herüber. Der wichtigste
im Westen ist der Paß La Bocchetta, der von Genua nach Novi
führt (jetzt von der Eisenbahn durch den Colle dei Giovi umgangen)
1 Zeitschrift für Schuüieogr. Xv. Jahrg. Iv, 1. Heft.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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— 129 —
im Süden der Seine. Der zweite Kreis, welcher die früheren Vorstädte enthält,
wird von der inneren Stadt durch die boulevards interieurs von den äußeren
Vorstädten, dem dritten Kreise, durch die boulevards exterieurs abgeschlossen.
In der Altstadt befindet sich die gotische Kathedrale Notre Dame;
weiter abwärts an der Seine der Louvre, mit reichen Sammlungen, die
Tuilerien, die frühere Residenz. Hierauf folgt an der Grenze der eigentlichen
Stadt die Place de la Concorde, wo die Hinrichtung Louis Xvi. stattfand
und heute der ägyptische Obelisk von Luxor steht. Die elysäischeu Felder, die sich
anschließen, sind ein regelmäßiger angelegter Lustwald, dem Berliner Tiergarten
vergleichbar; im Westen derselben der Triumphbogen Etoile. In dem Stadt-
teil auf dem linken Ufer liegt das Marsfeld, das zu militärischen Übungen und
Festlichkeiten benutzt wird, das Invaliden haus, dessen Dom die Gebeine
Napoleons I. birgt, außerdem auf dem höchsten Punkte der Stadt die Stern-
warte. Auf dem rechten Seineufer liegt im östlichen Teile der Stadt der Platz der
Bastille und außerhalb der äußeren Boulevards der Kirchhof des Pere
Lachaise (nach dem Beichtvater Louis'xiv. genannt), welcher fast alle großen
Namen aufweist, die Paris im letzteu halben Jahrhundert geziert haben.
Um die ganze Stadt zieht sich eine Festnngsmauer; bis zu einer Entfernng
von 14—34 km wird sie von Forts umgeben, die eine 133 km lange Kette
bilden.
Nach Osten und Südosten steigen die Ränder konzentrisch aus,
und in solchen konzentrischen Rillen sühren die Flüsse nach Paris
hin; darum sind deren Täler bei dem Eindringen seindlicher Heere
von Osten her vielfach umkämpft worden, und die weinberühmte
Champagne ist, gleich der Ebene von Leipzig, der Schauplatz großer
Völkerschlachten gewesen.
Jenseit der Seine, in dem Orleannais, sind die Anhöhen
bewaldet und die Ebenen, wie alle reich bewässerten Taselland-
schasten des nördlichen Frankreichs, gut angebaut bis aus die
südlich von Orleans gelegene, ungesunde und sandige Sologne.
Die Touraine endlich hat wegen ihres milden Klimas und ihrer
fruchtbaren Täler von je sür einen der schönsten Teile Frankreichs
gegolten.
c. Ganz verschieden von diesen Landschaften ist die von Granit
und Schiefer gebildete Oberfläche Nordwest-Frankreichs, die durch
eine Linie von der Seinemündung bis Le Mans und Poitiers ab-
gegrenzt wird. Wegen der Nähe des Ozeans ist das Klima merklich
feuchter, der Winter milder, aber auch der Sommer kühler, so daß
sür weite Strecken der Weinbau gänzlich ausgeschlossen ist. Dafür
hat das Land besonders in der Norman die die ertragreichsten Fluren
und die settesten Weiden. Je weiter jedoch nach Westen, desto mehr
nehmen die kultivierten Strecken ab; das Land wird ernst, endlich
düster und wild, und das Innere der Bretagne durchziehen rauhe
Felsenkämme mit tiefen Schluchten, spärlicher Vegetation, ausgedehnten
Heiden und mageren Weiden.
d. Den Übergang nach Süd-Frankreich bildet die Senke zwischen
den westlichen und östlichen Plateaumassen; sie führt aus dem Loire-
tal von ^.ours über Poitiers (732!) in das Tal der Charente
Wulle, Erdkunde Ii.
9
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Extrahierte Personennamen: Louis_Xvi Napoleons_I. Le_Mans Norman
Extrahierte Ortsnamen: Luxor Paris Paris Leipzig Frankreichs Frankreichs Oberfläche_Nordwest-Frankreichs Poitiers
— 113 —
Von je ist das Wiener Becken von hoher Bedeutung gewesen; denn seit
den Tagen, da hier die römischen Legionen, deren Hauptwaffenplatz Viudobona
an der Stelle des heutigen Wien war, den kernigen Völkern der Markomannen
und Quaden gegenüberstanden, ist insbesondere das Marchseld immer wieder der
Schauplatz wichtiger Entscheidungen gewesen. Hier kämpfte Karl der Große mit
den Avaren, Ottokar von Böhmen mit Rudolf von Habsburg; hier brachen Deutsche
und Polen die Macht der heranstürmenden Türken; hier erlitt Napoleon I. bei
Aspern seine erste Niederlage, die er aber bald darauf bei Wagram wieder gut
machte, und im Jahre 1866 fehlte nicht viel, daß vor den Toren der Kaiserstadt
blutiger Entscheidungskampf abermals tobte. Und wie das Wiener Becken ein
Mittelpunkt kriegerischer Ereignisse gewesen, so ist es auch ein hochbedeutsamer
Zentralpunkt für Handel und Verkehr. Hier lösten sich schon in frühester Zeit die
obere und die untere Flußschiffahrt ab; hier kreuzt die ostwestliche Straße die von
dem nördlichsten Winkel der Adria nach den Stromgebieten der Weichsel, Oder
und Elbe führende; hier ist der Berührungspunkt dreier Nationalitäten, der
Deutschen, Slaven und Magyaren; hier begegnet sich die Alpennatur mit einzelnen
Erscheinungen der ungarischen Ebene; hier ist die geographische Mitte des öfter-
reichisch-ungarischen Kaiserstaates.
Wien liegt ganz auf dem rechten Ufer der Donau. Oberhalb derselben
zweigt sich der Donau-Kaual ab, und dieser trennt die innere Stadt von der tief-
liegenden Leopoldsstadt, die somit nebst dem Prater auf der von der Donau und
dem Donau-Kanale gebildeten Insel liegt. An der Stelle der früheren Befesti-
guugswerke ist die innere Stadt von der 60 in breiten Ringstraße umschlossen,
welche an Pracht der Privathäuser, Parkanlagen und monumeutaleu Bauten, wenn
auch noch nicht an Geschäftsleben, die Pariser Boulevards überbietet. Unter den
Kirchen Wiens ist besonders der Stephansdom, im gotischen Stile erbaut, mit
einem der höchsten Türme (141 m), hervorzuheben. Die k. k. Hofburg, gewöhn-
lich die Burg genannt, ist ein Gebäude-Komplex aus verschiedenen Jahrhunderten
und darf vielleicht von allen öffentlichen Gebäuden am wenigsten auf architektonische
Schönheit Anspruch machen; aber sie enthält neben den Wohnungen der kaiserlichen
Familie verschiedene wissenschaftliche Sammlungen und die reiche Schatzkammer
mit zahlreichen historisch merkwürdigen Gegenständen. Wien ist fowohl für Kunst
und Wissenschaft (Akademie der Künste und Wissenschaften, Universität, technische
und landwirtschaftliche Hochschule usw.), als auch für Handel und Industrie die
erste Stadt im Kaiserstaate.
An der Donau liegen die österreichischen Kronländer !^der-
und Nieder-Österreich. In Ober-Österreich, Österreich „ob der
Enns", ist Linz O (S. 112) die Landeshauptstadt. Steyr O, mit
Eisenwerken und Waffenfabriken, das „österreichische Birmingham".
Ischl ist Kur- und Badeort; am Aussluß der Traun aus dem
Traunsee Gmunden. Wels ist Eisenbahnknotenpunkt. Grein
ls. 112).
In Nieder-Österreich, Österreich „unter der Enns", Wien Im
(s. oben). An der Donau aufwärts Tuln, im fruchtbaren Tulner
Felde; weiter Krems. Südlich von Wien liegt Wiener-Neu-
stadt O mit Maschinenfabriken und Znckerrassinerien. Baden,
Kurort, verdankt seine Heilquellen der Verwerfungsspalte, die hier
den Ostrand der Alpen bestimmt. In der Nähe Vöslau, berühmter
Weinort.
Wulle^ Erdkunde Ii.
8
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Hauptwaffenplatz_Viudobona Karl Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf_von_Habsburg Rudolf Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Wien Adria Kaiserstaates Wien Donau Donau-Kaual Donau Donau-Kanale Wiens Wien Donau Nieder-Österreich Ober-Österreich Steyr Gmunden Nieder-Österreich Wien Donau Wien Nähe_Vöslau
nur Fredericia und Aarhuus liegen unmittelbar an der Küste.
Quer durchsetzt der Liimfjord^ die Halbinsel und macht das mit
Flugsand bedeckte, öde und vegetationsleere Landdreieck Vendyssel^
zur Insel. Im Innern von Jütland bedeckt der letzte Ausläufer
des baltischen Landrückens mit welliger Oberfläche und einigen Seen
das Land, trägt, obgleich schon zum Teil mit Sand vermischt, noch
schöne Eichenwälder sowie Felder von Roggen, Hafer und Buch-
Weizen. Je weiter nach Westen, desto mehr herrscht die Sandbildung vor,
die an einigen Stellen in die völlig vegetationslosen „Ahls" übergeht,
abwechselnd mit Heide und Moor; nur oasenhaft finden sich Fleckchen
besseren Landes. Die Westküste ist eine zusammenhängende Dünen-
reihe, die nur hin und wieder von den Mündungskanälen der da-
hinterliegenden Strandseen unterbrochen und von einer mehrfachen
Reihe von Sandbänken begleitet wird. Wegen ihrer Unnahbarkeit
wird sie die „eiserne Küste" genannt.
Bevölkerung. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß Dänemark
wesentlich ein Land des Ackerbaus und der Viehzucht sein muß.
Die Fischerei ist weniger entwickelt, als man nach der maritimen
Lage glauben sollte. Dagegen erfreuen sich Schiffahrt und
Handel besonderer Pflege. Daher liegen auch alle bedeutenden
Städte unmittelbar an der Küste. An der Seestraße zwischen Ost-
und Nordsee, gegenüber dem nun durch eine Eisenbahn mit Stock-
Holm direkt verbundenen Malmö, liegt hinter der eine natürliche
Schutzmauer bildenden Insel Amager der Kiöbenhavn, d. i. Kauf-
mannshafen, Kopenhagen.
Der Meeresarm, welcher Seeland und die Insel Amager trennt, bildet^iu
seinem breiten nördlichen Teile den Kriegs- und Handelshasen. Gegen die See
ist die Stadt durch die Zitadelle und vorgeschobene Batterien strekroner, Lynetten)
geschützt. Auf Seeland liegt der bei weitem größte Teil der Stadt; im Südwesten
die Altstadt mit engen, winkeligen Straßen; im Nordosten die Neustadt mit breiten,
eleganten Straßen. Auf Amager liegt die Christiansstadt. Ungefähr in der Mitte
des seeländischen Teils der Königs-Neumarkt, eiu großer, runder Platz, von wel-
chem 13 Straßen ausgehen. Im südlichen Teile, dem Schloßholm, das Christians-
burger Schloß mit dem Museum für nordische Altertümer; die Börse mit einem
über 47 m hohen Turm, dessen Spitze die Schwänze von vier Drachen bilden; das
Thorwaldsen-Museum mit den Werken dieses großen Meisters. Unter den vielen
Kirchen ist besonders die Frauenkirche zu erwähnen mit den herrlichen Marmor-
bildern Thorwaldsens und seiner Schüler: Christus, die 12 Apostel, ein knieender
Engel mit einer Muschel als Taufbecken. Die Umgebung Kopenhagens ist von
hervorragender Schönheit; allenthalben reiche Kornfelder, grüne Wiesen, stattliche
Buchenwälder, deren Säulengänge den Durchblick auf den kristallklaren, bald blau,
bald grün erscheinenden Sund gestatten.
An der schmälsten Stelle und Ilm Eingange des Sundes
Helsingör mit Kronborg, dessen Kanonen einst den Sundzoll
forderten. An der Westküste Seelands Korsör, dessen Hafen mit
1 Nach der an seinen Ufern häufigen Korallkreide vder Liimsteen.
- Pendsprengel.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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— 8 —
Teile des Reichs in Zusammenhang bringt. Der zweitgrößte Strom
des Tieflandes ist der Dufepr; er ist die Wolga im kleinen Maß-
stabe. Wie um die obere und mittlere Wolga sich die fruchtbaren
Ebenen von Großrußland ausdehnen, so um das Stromgebiet des
mittleren Dnjepr das die Ukraine ^ einschließende Kleinrußland;
in jenem liegt Moskau, in diesem Kiew. Und war die Wolga
die Hauptverkehrsader mit Asien, so führte der Dnjepr „die ersten
russischen Abenteurer von Kiew nach Konstantinopel, welche die
früheste Bekanntschaft mit der Kultur des griechischen Reichs von da
zurückbrachten" (Kapp). Die Mündung des Dnjepr ist wie alle
Flußmündungen an der Nordküste des Schwarzen Meeres ein seichter
Liman, in den sich auch der unbedeutende Bug ergießt, vor dessen
viel tieferer Mündung Nikolajew, der Sitz der russischen Admiralität,
liegt. Bedeutsamer, weil unmittelbar am Meere und in fast gleicher
Entfernung zwischen den Limanen des Dnjepr und Dnjestr gelegen,
ist Odessa, welche Stadt „als der Mittelpunkt des südrussischen
Handels das für Rußland in Beziehung zu der romanischen Mittel-
meerwelt ist, was Petersburg zu den germanischen Staaten der
ozeanischen Seite Europas".
So sind durch Wasserwege der pelzreiche Norden, der metall-
reiche Osten, der fisch- und falzreiche Süden, der holzreiche Westen
und das getreidereiche Innere in ununterbrochenen Berkehr gesetzt.
Das Durchgangsland, Großrußland, wird zum „Reiche der Mitte",
und Moskau, „die Mitte der Mitte", ist der nationale Mittelpunkt,
die erste Industriestadt des Reichs. Als Hauptkuoteupuukt des
russischen Eisenbahnsystems ist es der Hauptstapelplatz des Binnen-
Handels und als die „heilige Stadt" der Russen der Sammelplatz
altrussischen Wesens. In der halb europäischen, halb asiatischen
Bauart der Stadt, in dem Kontrast dicht bevölkerter Stadtteile und
weiter, unbebauter Flüchen inmitten der Stadt, in den Handels-
Verbindungen mit Hamburg, London, Marseille, Paris, Teheran,
Buchara und Peking trägt Moskau den weltgeschichtlichen Eharakter
des ganzen Reichs, den der Vermittelung zwischen Europa und Asien.
Moskau (Moskwa) besteht aus vier Stadtteilen. In der Mitte erhebt sich,
die anderen Stadtteile überragend, der Kreml oder die Festung. Er wird von
hohen, betürmten Mauern mit fünf Toren umgeben; das Haupttor ist das Er
lösertor mit dem allerheiligsten Bilde des Erlösers. Im Kreml stehen der
Kaiserpalast, die Kathedrale Maria Himmelfahrt (die Krönungskirche)
mit fünf stark vergoldeten Kuppelu und andere Kirchen. Im großen Iwan,
einem achteckigen, freistehenden, 86 rn hohen Tnrme, dessen Kuppel mit (Goldblech
belegt ist, befinden sich in verschiedenen Etagen 34 Glocken. Ilm den Kreml lagern
sich die übrigen Stadtteile, und an diese schließen sich die Vorstädte an. Tiis
Ganze wird vou einem Damm und einem Graben umgeben. Moskau ist der Sitz
einer Universität und zahlreicher wissenschaftlicher Institute.
c. Finnland. Eine wesentlich andere Bodengestaltung als das
russische Flachland weisen Finnland (Sumpf- oder Moorland) und die
1 Grenzland,
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Kapp Liman Maria_Himmelfahrt Maria
Extrahierte Ortsnamen: Ukraine Moskau Kiew Asien Kiew Konstantinopel Nikolajew Odessa Petersburg Moskau Hamburg London Marseille Paris Teheran Buchara Peking Moskau Europa Asien Moskau Moskwa Moskau Finnland Finnland
— 35 —
Verträgen haben die Engländer die Interessen ihres Großhandels
in den Vordergrund gestellt. Die enormen Kapitalien, welche zu-
sammenslossen, förderten industrielle und maritime Unternehmungen
aller Art; kein anderes Volk hat so viele, auch für die Wissenschaft
erfolgreiche Ozeanfahrten unternommen. Die zahlreichen, immer be-
wegten Flotten lassen die großen Zwischenräume zwischen dem Mutter-
lande und seinen Kolonien fast verschwinden, sichern die Herrschaft
und den Besitz, steigern den Erwerb. Durch seine unbestrittene
Herrschaft zur See beherrscht England auch den Welthandel und
wird darum nicht mit Unrecht in bezug auf das Handels- und Ver-
kehrsleben das Herz der Welt*, das „Reich der Mitte" genannt.
Der wichtigste Knotenpunkt aller großen Weltverkehrsstraßen
ist die Hauptstadt London, die größte Stadt der Erde. „An der
südöstlichen Ecke des Landes," sagt G. B. Mendelssohn, „Frankreich
und den Niederlanden gegenüber, der Mündung des Rheins nahe,
führt der größte Strom der britischen Inseln feine Gewässer dem
Meere zu. Wo seine Mündung, der Flut und den größten See-
schissen erreichbar, tief ins Innere des Landes eindringt, liegt Lon-
don, im Mittelpunkte der reichsten und fruchtbarsten Provinzen von
England, seines ältesten Kulturgebiets sowie aller seiner europäischen
Beziehungen, ebenso zum Hauptsitz des Handels, wie zum Königssitz
geschaffen." Sie war schon zur Römerzeit als Londinium ein be-
rühmter Handelsplatz, und Taeitus nennt sie „durch die Menge der
Kaufleute und den Handelsverkehr äußerst berühmt." Heute ist sie
die erste Handelsstadt der Welt, und ihr Warenverkehr ist der um-
fangreichste des Erdballs.
Der bei weitem größte Teil der Stadt liegt auf dem linken Themseufer,
vornehmlich die beiden ältesten Stadtteile: die City und Westminster. In der
City hat der Handel seinen Sitz, die Straßen sind meist eng und die Häuser grau
und düster. An der Südostecke erhebt sich der Tower, eine alte, aus vielen Ge-
bäuden bestehende, mit Wassergräben umgebeue Burg. Die St. Paulskirche ist
die größte evangelische Kirche der Erde (153 irr lang, 76 irr breit und in der
Kuppel .111 Nt hoch); sie ist in Kreuzesform erbaut und das schönste Denkmal
neuerer Baukunst in England. Westminster, westlich von der Eity, mit dem
vornehmen Westend hat großartige Paläste, die Residenz, das Parlaments-
ge bände, die Westminster-Abtei, welche die Denkmäler der hervorragendsten
Gelehrten, Schriftsteller, Künstler und Staatsmänner Englands birgt. Das dicht-
bevölkerte Ostend enthält die großartigsten Marineanstalten. Auf dem Südufer
der Themse Southwark, der Hauptsitz der Industrie. Um diese Hauptteile
herum liegen eine Menge kleiner, dichtbevölkerter Stadtbezirke, die früher besondere
Ortschaften waren, nun neue Stadtteile von London bilden. Im ganzen bedeckt
London einen Flächenraum von mehr als 300 qkm, so daß Paris dreimal, Berlin
sünsmal auf dem Terrain von London Platz hätte. Eine große Wohltat für das
enge, winkelige London mit seiner dicken Luft sind die Squares, Plätze, die
mit Rasen, Büschen und Bäumen besetzt sind, und die Parks, die zum Teil
innerhalb, zum Teil an den Grenzen des Stadtbezirkslliegen (Viktoria-, Regents-,
Hyde-Park). Als Mittelpunkt des geistigen Lebens besitzt London neben den beiden
Universitäten etwa 30 gelehrte Gesellschaften zur Pslege der Wissenschast und Kunst.
1 Deckert, Handelsgeographie.
3*
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Extrahierte Ortsnamen: England London Rheins England Westminster England Westminster Westend Englands Southwark London London Paris Berlin London London Hyde-Park London
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Rätier durch Überreste römischer Niederlassungen entstanden und
bewohnen einige Täler des oberen Etschgebietes (Grödener Tal),
das Engadin und Täler des oberen Rheingebiets. Neuromanen,
Italiener und Franzosen bewohnen den ganzen Süden und
Westen.
Slaven, über 1 Mill., bevölkern den gesamten Südosten.
Der Alpennatur entsprechend, besteht die Beschäftigung der
Bewohner zumeist in Viehwirtschaft. Die Matten mit ihrem zwar
kurzen, aber dichten und gewürzhasten Grase sind von der Natur
selbst zur Viehweide bestimmt und können nur als solche verwendet
werden (Sennenwirtschast). Ackerbau wird bei der mühsamen Be-
stellung der Felder nur in geringem Umfange betrieben. Bergbau
aus Bausteine, Eisen, Blei, Quecksilber und Salz beschäftigt die Be-
wohner im Norden und Osten; das Salz wird nicht bergmännisch
gewonnen, sondern die Sole erhält man durch Auslaugen großer,
von Menschenhand geschaffener Hohlräume. Der Waldreichtum ge-
währt vielen Beschäftigung durch Schlagen und Flößen des Holzes;
kunstreiche Schnitzer und geschickte Drechsler verarbeiten besonders
das Holz der Zirbelkiefer. Die Bewohner mancher Täler wandern
in die Fremde, um die Erzeugnisse ihres Fleißes umzusetzen: der
Zillertaler mit Lederwaren, der Pustertaler als Teppichhändler, der
Lechtaler mit Schnittwaren und Sehenswürdigkeiten. Eine Lieblings-
beschäftigung aller Älpler ist die Jagd, besonders die Gemsenjagd,
der nicht nur Männer, sondern zuweilen auch Frauen und Mädchen
mit ihrem „Stutzen" fröhnen. Außer diesem, oft zur Leidenschast
gesteigerten Hange zur Jagd besitzen die Alpenbewohner noch andere
gemeinsame Züge. Die oft mit Lebensgesahr verbundenen Arbeiten
für den Haushalt oder die Wanderungen über das Gebirge ver-
leihen dem Älpler Mut und stärken seine Körperkraft und sein
Selbstvertrauen; sie richten aber auch seinen Blick nach oben
und erhalten ihm seinen frommen Sinn; das Selbstvertrauen
wächst zum Selbstbewußtsein, das sich im Stolz auf seine heimischen
Gefilde und in einer starken Freiheits- und Vaterlandsliebe
äußert. Die Frische der Älpler offenbart sich in ihrer Gesanges-
tust und ihre Kraft und Gewandtheit in den mancherlei Volks-
belustigungen. Gemeinsam ist auch allen deutschen Alpeulandschasten
die Bauart der Häuser. Das flachgiebelige, weit vorspringende
Dach ist mit Schindeln gedeckt; das obere Stockwerk ist aus Holz ge-
zimmert; ein hölzerner Altan läuft um das Haus an mehreren
Seiten, und der Giebel ist mit Schnitzwerk geziert. Die vordere
Hälfte des Hauses enthält die Wohnung für die Menschen, die
hintere die Viehställe; darüber ist die Scheune, zu welcher eine stäche
brücke hinaufführt. Auch die Tracht der Bevölkerung hat noch
einige gemeinsame Züge bewahrt. Dahin gehört der beiden Ge-
schlechtem gemeinsame Hut. Die Männer tragen einen grauenloden-
rock; die Hose, aus Gams- oder Ziegenleder, läßt das Knie frei;
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Das Gebirgsland des Ostens, die Berglandschaften der Appa-
lachen, erstreckt sich vom 32. und 33.° n. Br. bis zum Lorenzbusen.
Es nimmt einen dreimal so großen Flüchenraum ein wie unsere Alpen
und würde in seiner Lage etwa einem Gebirge entsprechen, das von
Mittelmarokko bis zum Brocken reichte. Durch den Hudson wird
es in zwei Abschnitte geteilt. Der nördliche tritt an das Meer
heran und bildet eine niedrige Steilküste mit guten Häfen. Hier
Boston mit dem Europa nächsten der großen Häfen ^der Ostküste.
Der südliche Teil wird durch ein Längstal, das „Große Tal",
in zwei weitere Abschnitte gegliedert, von denen der östliche Alle-
ghanies, der westliche Cumberlandgebirge genannt wird. Hier
lagert das ergiebigste Kohlenseld der Erde, das einen Raum von
160 000 qkm einnimmt, ferner ein großer Reichtum an Eisen- und
Zinkerzen; hier auch die bedeutendsten aller Petroleumlager und
Naturgasquellen.
Bis an den Atlantischen Ozean erstreckt sich ein Tieflandstreifen
etwa in der Breite von Stettin bis zu den Sudeten. Die Flüsse
(welche?), die weit hinauf unter der Einwirkung der Gezeiten stehen,
bilden hafenreiche Buchten. Hier liegen Welthandelsstädte. An
der Mündung des Hudson New Jork^ □, die größte und reichste
Stadt der Neuen Welt mit dem größten Hafen Amerikas. Am
unteren Delaware Philadelphia^ □, die erste Industriestadt in
Eisen und Stahl und Hauptausfuhrort für Petroleum. An der
Chesapeakbai Baltimore^ □, nächst New Jork der erste Getreide-
markt und Ausfuhrort für Tabak und Baumwolle der „Süd-
staaten". Am Potomac Washington^ □, der Sitz der Bundes-
regierung.
Das alte New Aork ist heute nur ein Teil der seit dem 1. Januar 1898
bestehenden Stadtgemeinde Groß New Jork, die so groß wie Reuß j. L. und
mit 31/2 Mill. Einw. die zweite Stadt der Erde ist. Es liegt auf einer Insel
am inneren Ende der verbreiterten Hudsonmündung, der New Uork-Bai, in die
man vom Ozean her durch eine Enge zwischen Long Island und Staaten Island
gelangt. Kurz vor der Stadt erhebt sich auf 34 m hohem Unterbau die 46 in
hohe Kolossalfigur der Freiheit deren elektrisches Licht nachts weithin sichtbar ist.
Der s. ältere Teil der Stadt ist unregelmäßig gebaut; 8 km weit zieht sich die
Hauptverkehrsader, der Broadway (breiter Weg), mit ihren Riesengebäuden n.-wärts.
Regelmäßig, mit von N. nach S. gehenden Hauptstraßen (Avenues) und diese recht
winkelig kreuzenden Querstraßen, sind die neueren Stadtteile angelegt. Die
5. Avenue enthält die Wohnungen der Reichen und viele stattliche Residenzen.
Durch eine gewaltige Hängebrücke ist New Uork mit Brooklyn auf Long
Island verbunden.
Den riesenhaften Aufschwung verdankt New Jork zumeist der günstigen Ver-
bindung mit dem Innern; denn der bis über die Hälfte seines Laufes für See-
fchiffe fahrbare Hudson steht durch Kanäle mit dem St. Lorenzstrom und dem
Eriesee in Verbindung.
1 Benannt zu Ehren des Herzogs Fort, des Bruders Karls Il, zu dessen Zeit die Eng-
länder das Land in Besitz nahmen. 2 Bruderliebe nannte W, Penn die Hauptstadt seines „Wald-
Innbes". 3 Nach Lord Baltimore. 4 Zu Ehren des Führers in den Befreiungskriegen. 5 S, das
Lehmannsche Bild.
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Extrahierte Personennamen: New_Jork Karls
Extrahierte Ortsnamen: Boston Europa Stettin Hudson_New_Jork^ Amerikas Washington Island Island Brooklyn Island Karls Baltimore