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sie Ackerbau. Viehzucht und Handel (Tauschhandel mit Bernstein), desgleichen Lein- und Wollweberei; Tpferei und Schmiedekunst standen bei ihnen in beachtenswerter Blte.
Ihre Nahrung war besonders Brot und Kuchen, ihr Getrnk Met und gegorene Stutenmilch (Kumys). Sie bekleideten sich mit Leinen- und Wollzeug, trugen Schuhe von Leder und von Rinde und spitze Woll- und Pelzmtzen. Die Frauen liebten lange Kleider aus farbigem Leinen, eine Art Mantel, allerlei Schmuck aus Metall. Ton und Bernstein. Die Mdchen durchflochten ihr langes Haar mit Blumen, die Frauen schnitten es ab und bedeckten den Kops mit einer Haube. Die alten Preußen liebten Sittlichkeit, Frohsinn und den Gesang gefhl-voller Lieder. Diebstahl und Untreue bestraften sie mit dem Tode; Schlffer und Riegel suchte man in dem Lande vergebens. Gastfreundschaft bten sie freudig und reichlich, besonders auch gegen Gestrandete.
c) Religion. Der Hauptgott der alten Preußen war der Donner-gott Perkunos, der durch den Donner spricht und durch den Blitz feine Lieblinge heimholt; Tiere und Gefangene wurden ihm geopfert. Patrimkos war der Gott der Freude und Fruchtbarkeit, Patollos der Gott des Todes und des Verderbens. Die Bildfnlen der Götter standen in heiligen Hainen unter tausendjhrigen, mchtigen Eichen. Groen Einflu hatten bei ihnen die Priester, Waibelotten (= wissende Männer), welche auch der Verbreitung des Christentums den heftigsten Widerstand entgegenfetzten.
2. Die ersten Vekehrungsversuche. a) Der hl. Adalbert und Bruno. Die ersten Versuche, die Preußen zum Christentum zu bekehren, gingen von dem Bischof Adalbert von Prag aus. Anfangs schien sein edles Bemhen mit Erfolg gekrnt zu sein. Aber schon nach einem Jahre (997) wurde der mutige Apostel beim Betreten eines heiligen Haines von einem Gtzenpriester erschlagen. J)
Wenige Jahre spter (1008) machte der Benediktinermnch Bruno von Querfurt abermals den Versuch, das Evangelium im Lande der Preußen zu verknden. Ein feindseliger Fürst erregte je-doch einen Aufstand und lie den khnen Glaubensboten enthaupten, feine Gefhrten aufknpfen. 2)
J) Es geschah dies in der Nhe von Fischhansen, westlich von Knigsberg. D^r Platz ist jetzt durch ein Denkmal bezeichnet; ein gueisernes Kreuz aus gemauertein Sockel trgt die Inschrift: Bischof St. Adalbert starb hier den Mrtyrertod 997 fr das Licht des Christentums."
-) An den Mnch Bruno erinnert noch heute die Stadt Braunsberg in Ostpreuen.
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Extrahierte Personennamen: Bernstein Patrimkos Bruno Apostel Bruno_von_Querfurt Knigsberg Bruno
b) Bekstigung und Bekleidung. Die Bekstigung war schlicht, aber krftig und gesundj jedoch bei frhlichen oder ernsten Familienfesten wurden groe Essen gegeben und die Gste reichlich und vortrefflich bewirtet. Die Kartoffel, die anfangs nur als feines Gemse" bei besonderer Gelegenheit auf dem Tische erschien, fand immer weitere Verbreitung. Der Kaffee war bei seinem hohen Preise noch nicht zu einem Volksgetrnke geworden; er wurde nur irrt Kreise der Freundinnen und in Kaffee- und Kucheuhusern getrunken. Zucker, Tee und Tabak wurden immer beliebter. Statt des Weines, der auer bei festlichen Gelegenheiten nur iu Gegenden mit Weinbau geuommen wurde, liebte man einfache, aber nahrhafte Biere.
Frachten aus der Zeit Ariedrichs des Groen.
In der Kleidung war fr Männer und Frauen die Pariser Mode bestimmend. Die Männer liebten lange, bunte Westen, den Jabot", ein Hemd mit Spitzen an Hals und Brust, Rcke aus buntem Sammet und Seide mit groen Metallknpfen und breiten Aufschlgen; um die Schultern wurde ein breiter Spitzenkragen gelegt. Man trug Kniehosen, lange seidene Strmpfe und Schnallenschuhe. Das natrliche Haar bedeckte mau mit mchtigen Percken (Allougeperckeu), deren lange und gekruselte Haare der beide Seiten der Brust und den Rckeu himmterwallten. Ein zierlicher Stodegen (Kavalier) und ein Hut mit breiter Krempe und Walleuder Feder, spter ein dreieckiger Hut vervoll-studigten diese unnatrliche und lstige Kleidung.
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Erster Teil.
gilbet mi5 brr deutsche Geschichte.
1. Ansere deutschen Worfaren.
Land. Das Land der alten Deutschen hatte im Westen den Rhein, im Osten etwa die Weichsel znr Grenze; im Sden stie es an die Alpen: die Fluten der Ost- und Nordsee besplten es im Norden. Fast das ganze Land war von einem undurchdringlichen Urwalde bedeckt. In diesem hansten Bren und Wlfe, Wildschweine, Auerochsen und Elentiere. Die Flsse traten oft der ihre User und berfluteten die angrenzenden Gebiete, so da sich weite Smpfe und hliche Morste bildeten. Die Luft war feucht; dichte Nebel bedeckten oft monatelang den Himmel. Die gut bewsserten Wiesen waren grasreich; hier sanden zahlreiche Herden von Pferden und Rindern faftige Nahrung. Auf ihren ckern zogen die alten Deutschen Roggen, Haser und Gerste; Weizen fand man seltener. Edles Obst kauute man nicht, wohl aber Gemse aller Art; die Rettiche wurden selbst von den feinschmeckenden Rmern nicht verschmht.
Bewohner. Unsere Vorfahren, von den Rmern Germanen*) genannt, waren von hohem Wchse und riesiger Krperkraft. Sie hatten goldgelbes Lockenhaar und trotzige blaue Augen. Ihre Nahrung bestand in wildem Obst. Fleisch, Brot und Ge-mse; sie tranken Milch, klares Wasser, Bier und Met. Sie trugen leinene und wollene Kleider, die sich die Frauen mit bunten Bndern oder Pelzstreifen besetzten. Gegen die Klte des Winjters schtzten sich die alten Deutschen durch Tierselle, die sie wie Mntel der die Schultern warfen. Die Fe suchte man durch ein Stck von einem Tierfelle, das mit Riemen befestigt wurde, zu schtzen; das Haupt blieb unbedeckt. Manche edle Eigenschaft schmckte unsere Heid-nischen Vorfahren. Treue und Vaterlandsliebe waren hoch-geachtet. Ein Vaterlandsverrter wurde mit dem Tode bestraft. Gegen die Fremden erwiesen sie sich freundlich und gastfrei; Redlich-keit und Sittenreinheit zierten jung und alt. Viel Rhmliches wird auch vou ihrer Tapferkeit erzhlt. Die Frau geno bei den alten Deutschen eine hohe Achtung. Sie war die Herrin im Hause, folgte dem Manne sogar in die Schlacht, ermunterte ihn durch Klagen und Wehgeschrei, freute sich seiner Tapferkeit und verband feine Wunden. Die Ehe galt als heilig; Vielweiberei herrschte bei den Deutschen fast
*) Germanen = Nachbarn, auch Kriegsmnner. Brockmann. Vaterlndische Geschichte in Bildern. 7. Aufl.
1
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— 90 —
war eine hohe, stattliche Erscheinung von würdevoller Haltung. In seinen edlen Zügen lag der Ausdruck freundlichen Wohlwollens und gutherziger Gesinnung. Seine guten Geistesgaben hatten eine vorzügliche Ausbildung erhalten. Vor allem liebte er die Musik; Mozart und Beethoven erfreuten sich seiner besonderen Gunst; seine Hofkapelle hatte europäischen Ruf. Den französischen Schriftstellern konnte er keinen Geschmack abgewinnen; dagegen liebte er die Meisterwerke Goethes und Schillers. In Berlin ließ Friedrich Wilhelm Ii. das Brandenburger Thor errichten, eine Nachahmung der Propyläen der Akropolis, ferner das Schauspielhaus und bei Potsdam das Marmorpalais. — Diplomatische Aufträge erledigte er als Prinz wiederholt mit einem gewissen Geschick zur Zufriedenheit feines großen Onkels. — Als Soldat zeigte er Mut und Unerschrockenheit.
Im bayerischen Erbfolgestreit hatte er ein Kommando so gut ausgeführt, daß Friedrich der Große feine Anerkennung öffentlich ausdrückte. ^Umarmen Sie mich, mein Prinz," sagte er, „Sie siud nicht mein Neffe, L-ie sind mein Sohn." Als er sich in dem Gefechte bei Bockeuheim zu weit vorwagte und ihn die Kugeln von allen Seiten umpfiffen, machten die Generale den Prinzen auf die große Gefahr aufmerksam. Gauz ruhig antwortete er aber: „Das hat nichts zu bedeuten; wir schießen ja auch."
Bei all diesen trefflichen Eigenschaften fehlte es dem Könige jedoch an einer weisen Sparsamkeit und einer entschiedenen Willenskraft, ferner an der unermüdlichen Schaffenskraft und Schaffenslust seiner Vorgänger. Dagegen neigte er zum Wohlleben und hatte eine gewisse Vorliebe für sinnliche Genüsse. Auch zeigte er ein zu großes Vertrauen und eine unnötige Nachsicht gegen feine Beamten, die den König nur zu leicht für sich zu gewinnen wußten und feine Güte mißbrauchten. Sein Onkel Friedrich Ii. hatte ihn allzusehr von den Staatsgeschäften fern gehalten, und so kam er ohne die nötige Sachkenntnis aus den Thron.
Seine Regierung, a. Seine Sorge für Handel und
Verkehr. Wenn Friedrich Wilhelm Is. auch nicht ein so vorzüg-
licher Herrscher gewesen ist als sein Onkel, so war er doch mit allem Eifer auf das Wohl feines Volkes bedacht. Unter Friedrich dem Großen waren manche Lebensmittel ziemlich hoch besteuert, und der Handel mit Kaffee und Tabak lag allein in den Händen des Staates. Für diesen Alleinhandel und für die Eintreibung der Steuern hatte Friedrich Ii. französische Beamte angestellt, die das Volk unnötiger Weise belästigten und plagten l Kaffeeriecher). Friedrich Wilhelm Ii. entließ diese Beamten und gab den Handel mit Kaffee und
Tabak frei, wodurch er sich die Liebe des Volkes gleich anfangs er-
warb. Auch setzte er verschiedene Zölle herab, ließ die ersten Chausseen bauen und Kanäle anlegen. Für die Hebung der Gewerbe wurden große Summen hergegeben und unfruchtbare Gegenden für den Ackerbau nutzbar gemacht.
b. Seine Sorge für das Heer. Art die Spitze der gesamten Kriegsverwaltung setzte der König das Oberkriegskolle-
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Extrahierte Personennamen: Mozart Goethes Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelm Is Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
42
Albrecht Achilles als Finanzmann.
Friedrich Wilhelms I. und des groen Friedrich, die umfassenden finanziellen und Volks-wirtschaftlichen Reformen unter Friedrich Wilhelm Iii. die wesentliche Bedingung und Grundlage aller militrischen und diplomatischen Erfolge gewesen sind. Doch der Ruhm der preuischen Finanzen ist lter als die Geschichte dieser Regenten; er reicht bis in die Zeit der frnkischen Burggrafen zurck. Schon da bildete sich jenes knapp zugeschnittene Wesen des Staatshaushaltes, das den Hohenzollern eine berlegenheit verschaffte, welche mit den Hilfsmitteln, der die sie zu gebieten hatten, in keinem Verhltnis stand. Und nicht blo die Sparsamkeit war es, was sie auszeichnete, sie hatten ihre Erfolge wesentlich festen Ordnungen zu verdanken,, welche die Regierung der einzelnen Fürsten berdauerten. . . . Doch erst unter Markgraf Albrecht Achilles erkennt man die Zge einer der damals gewhnlichen berlegenen Finanzkunst; erst unter ihm tritt das Streben recht deutlich hervor, die Finanzwirtschast nach festen Grundstzen zu regeln, sie in ein geordnetes System zu bringen, und dieses Streben entwickelt sich in seiner langen Regierung zu einer Vollendung, wie sie berhaupt bei den damaligen Verhltnissen und den drftigen Volks-wirtschaftlichen Kenntnissen mglich war. Er ist es, der dieses fr seine Zeit musterhafte Finanzsystem, als der Kurhut auf ihn berging, in die Mark verpflanzt hat, und dadurch ist es auch fr den brandenburgifch-preuischen Staat wichtig geworden.
Albrecht liebte es, das ganze Staatswesen unter den finanziellen Gesichtspunkt zu -stellen. Wie der groe Friedrich, so war auch jener, sein tapferer Ahnherr, der Meinung, da im Kriege Sieger bleibe, wer den letzten Groschen in der Tasche behalte. ... Er schtzte Land und Leute nicht so sehr nach Quadratmeilen oder nach der Kopfzahl als nach der Steuersumme, welche sie aufbrachten. Ein reicher Burggraf, sagte er, sei besser <tls ein armer Kurfürst."
Art der Grenze einer hinsterbenden und einer neuaufgehenden Welt ist er der letzte glnzende Reprsentant des Mittelalters, der alle Hilfsmittel, welche das Staatswesen der lten Zeit darbot, noch einmal aufs krftigste zusammenfat und erschpfend ausbeutet. In seiner Finanzwirtschaft treten uns Staatsverwaltung und Hofleben feiner Zeit ber-Haupt mit vieler Anschaulichkeit entgegen; denn in der Staatsverwaltung des Mittelalters find die Finanzen das vorwiegende, alles beherrschende und zusammenfassende Moment, und mit dem Staatshaushalt steht der frstliche Hofhalt in unlsbarer Verbindung."
Albrecht wute nicht nur durch geschickte Finanzoperationen (eine Rentenkonversion) die groe Schuldenlast zu vermindern, die ihm sein Vater infolge der Kmpfe mit Bayern-Ingolstadt, Pommern, Mecklenburg und den Hufsiten, wie infolge der Einlsung landes-herrlicher Gter in der Mark hinterlassen hatte, sondern forderte auch einen jhrlichen Voranschlag der Ausgaben und Einnahmen. .Eine solche Ausstellung der Ausgaben, die auch kulturgeschichtlich interessant ist, teilt Kotelmann Seite 16 und 17 nach einem Aktenstuck des Nrnberger Archivs mit; sie rhrt ohne Zweifel von Ludwig von Eyb, dem verdienstvollen ersten Rat des Kurfrsten, her und lautet:
Fr die Kche: Gulden
Gulden bertrag........ 2400
400 Ochsen im Preise von . . . 1200 An Gerste, Erbsen, Mehl, Kraut,
An Bratfleisch, d. h. Kalbfleisch, Rben, Zwiebeln.....200
Hammelfleisch, Schweinefleisch . 300 An Grnfisch: Hechten, Karpfen, An Salz, Schmalz, l . . . . 400 Bratfisch Ztr. 3 Gldn. . . . 500 An Gewrz und Zucker .... 200 An Hhnern, Gnsen und anderem An gesalzenen Fischen: Hering, Stock- Geflgel, Eiern, Kse, Milch, Brot,
fisch, Plateiern (?), an Feigen, Grnkraut, Birnen, pfeln und
Mandeln und anderer Fastenspeise 300 dgl........__ 200
Summa 2400 Summa 3300
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Achilles Albrecht Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Albrecht_Achilles Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Albrecht Kotelmann Ludwig_von_Eyb Ludwig Grnfisch
v. Ranke: Die politische Stellung Brandenburgs unter Joachim I.
43
Gulden
bertrag........ 3300
Fr den Keller:
An Wein fr den tglichen Person-lichen Gebrauch des Markgrafen und der Markgrfin .... 200 Zu 200 Fuder Ritter- und Gesinde-
wein......... 2000
An sem Wein (Dessertwein) . . 100 An Getreide zum Verbacken. . . 1050
Fr die Kammer: An Konfekt, Driset,' Wachse Lein-
wand.........300
Summa 6950
Gulden
bertrag................6950
Fr den Marstall:
An Hafer................2400
Fr Heu, Stroh, Sttel, Hufschlag 300 Fr Pferdeschaden am Hof und Be-
zahlung in den Herbergen . . 1000 Dazu die brigen Ausgaben:
Wochengeld fr die Markgrfin. . 100
Botenlohn und Trinkgeld . . . 100
Knechtlohn im Haus.....300
Hofgewand........250
Schuhgeld fr den Bedarf des Hauses 100
Die Kanzlei........100
Summa 11600
20. Die politische Stellung Brandenburgs unter Joachim I.
Von Leopold v. Ranke.
Zwlf Bcher preuischer Geschichte. Leipzig, Duncker und Humblot. 1874. 1. Bd.
(25. Bd. der smtlichen Werke.) S. 148.
Indem in Joachim I. der Gedanke vorwaltete, sein Gebiet in sich selbst zu konsolidieren und abzuschlieen, versumte er doch auch nicht, seine Beziehungen zum Reiche zu pflegen und zu entwickeln. Unter Maximilian I., der die das Ganze zusammenhaltenden Ideen wieder erweckte und dabei zugleich eine Partei fr sterreich zu bilden Sorge trug, gewann er eine sehr einflureiche Stellung: einmal vermge seiner kurfrstlichen Wrde und sodann durch die zahlreichen und mannigfaltigen Verbindungen, die ihm seine Familie in ihren beiden Zweigen erffnete. Von groem Werte war es, da sein Bruder Albrecht zu dem Erzbistum von Magdeburg, bei dem die Mark einst selbst zu Lehen gegangen war, gelangte und sofort auch zum Administrator von Halberstadt postuliert wurde. Es waren die Landschaften, die in der Natur ihrer Bevlkerung und in ihrer Verfassung eine innere Verwandtschaft mit der Mark Brandenburg hatten. Die erste Verbindung derselben mit Brandenburg wurde hierdurch lange vor der Skularisation angebahnt. Noch eine andere Aussicht gewhrte es fr das Haus, da der-selbe junge Fürst gleich darauf zum Erzbischos von Mainz gewhlt wurde. Ursprnglich ist Kaiser Maximilian dagegen gewesen, weil er nicht wollen knne, da zwei Brder zugleich in dem kurfrstlichen Kollegium Sitz und Stimme htten; in die geschehene Wahl hat er sich aber leicht gefunden: denn er wnschte, mit dem Hause Brandenburg gut zu stehen. Gerade diese
1 Driset, trisanet, mit Zucker gemischtes Gewrzpulver.
2 Die Talglichte sollte der Kmmerer von dem aus der Kche zu liefernden Talg machen, das sei billiger, als sie bei den Pfragnern (Kleinhndlern) zu kaufen.
3 Uber Leopold von Ranke vgl. Quellenstoffe und Lesestcke 1. Bd. S. 225.
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Extrahierte Personennamen: Leopold_v Leopold Maximilian_I. Maximilian_I. Albrecht Albrecht Maximilian Maximilian Leopold_von_Ranke Leopold
Innere Entwicklung des Deutschen Reiches. 121
Gebiete des hheren Schulroesens wurden besonders die realen Bildungsanstalten (das Realgymnasium und die Oberrealschule) vermehrt und als gleichberechtigt mit dem Gymnasium anerkannt.
4. Die Finanzen des Reiches.
Die wichtigsten Einnahmen des Reiches flieen 1. aus den
Reichsbetrieben und zwar aus den berschssen der Reichs--Post- und Telegraphenverwaltung sowie der Verwaltung der Eisen-bahnen in Elsa-Lothringen, 2. aus den Zllen, 3. aus ge-meinsamen Steuern. Dies sind durchweg indirekte Steuern, insbesondere auf Salz, Zucker, Tabak und Zigaretten, Branntwein, Bier, Schaumwein, Zndwaren und Beleuchtungs-krper; dazu gehren ferner Stempelabgaben auf Wechsel, Aktien, Spielkarten, Eisenbahnfahrkarten, Kaufvertrge und andere Dinge. Als einzige d i r e k t e Reichssteuer besteht die Reichserbschaftssteuer, die aber mige Stze hat und namentlich den Erbanfall an die Kinder frei lt.
Die jhrlichen Ausgaben des Reiches (namentlich fr das Heer und die Flotte) stiegen bestndig und belaufen sich gegenwrtig etwa auf 3 Milliarden Mark. Durch die notwendigen auerordent-lichen Aufwendungen, insbesondere fr die Flotte, entwickelte sich im Reichshaushalt auch das Schuldenwesen. Die Reichsschuld betrgt jetzt an 5 Milliarden Mark. 3hr stehen an Vermgen des Reiches gegenber 1. der Reichskriegsschatz (von 120 Millionen Mark in Gold), der im Juliusturm zu Spandau aufbewahrt ist,. 2. die Betriebsmittel der Reichspost, des Heeres, der Flotte, die Eisenbahnen in Elsa-Lothringen. Das Verhltnis zwischen Schul-den und Vermgen ist im Reiche darum viel ungnstiger als in Preußen, weil das Reichsvermgen seiner Beschaffenheit nach nur zum kleinen Teile eine Rente abwirft.
5. Die soziale Gesetzgebung.
a) Der Arbeiterstand. Die gewaltige Entwicklung der Industrie durch den Maschinenbetrieb und das Fabrikwesen bewirkte eine groe Vernderung im Volksleben. In manchen Erwerbszweigen erlagen die selbstndigen Handwerker oder kleineren Gewerbe-treibenden dem Wettbewerb des Grobetriebes und sanken zu dem Standeder Lohnarbeiter herab. Die Menge dieser schwoll von Jahr zu Jahr mehr an. Meistens ohne Besitz, sogar ohne eigenes Obdach, das doch den ehemaligen Hrigen und dem Guts-
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Raisonnier' er nicht!" war seine Antwort auf die gemachte Einwendung; oft erteilte er auch noch mit Stockschlgen handgreiflichen Bescheid. Das Auge und die Faust des Knigs waren berall, und alle Beamten zitterten vor ihm. Dieselben muten im Sommer um 7 und im Winter um 8 Uhr zu den Sitzungen erscheinen. Wer zweimal fehlte, verlor seine Stelle. So hat der König arbeitsame und ehrliche Beamten erzogen und den Grund zu dem gewissenhaften preuischen Beamtenstande gelegt.
2. Des Knigs Sorge fr die Landwirtschaft und Gewerb-jhtigkeit. Die Staatsgter wurden an tcktige Landwirte verpachtet Und brachten eine bedeutende Einnahme; denn der König hielt mit Nach-druck darauf, da die Pchter gut wirtschafteten und pnktlich ihre Pacht bezahlten.^ Die Musterwirtschaften seiner Gter wirkten durch ihr Beispiel auch sehr vorteilhaft fr den Anbau des ganzen Landes, indem die um-wohnenden Bauern von ihnen lernen konnten. Verdete Gegenden, deren es infolge des dreiigjhrigen Krieges noch genug im Lande gab, lie er anbauen5 und bevlkern. Durch freigebige Untersttzungen zog er fremde Ansiedler herbei.6 Viele Drfer und Städte erhoben sich ans ihren Trmmern, andere erweiterten sich bedeutend, namentlich Berlin, wo er die Reichen zwang, Huser zu bauen.7 Der durch die Pest heimgesuchten Provinz Ostpreuen war er ein wahrer Wohlthater. Er fand dieses Land in einem hchst traurigen Zustande. Ganze Kreise waren ausgestorben, 60 000 Husen (= 9000 qkm = 1/3 der Rheinprovinz) lagen noch im Jahre 1721 wst. Zahlreiche Familien siedelte er daselbst an und unter-sttzte sie mit Geld, Baumaterial und Ackergerten. Der König hatte es sich dabei aber auch Millionen von Thalern und viele persnliche Mhe kosten lassen, hatte selber nicht nur alles befohlen und angeordnet, sondern auch die Ausfhrung bis ins kleinste berwacht. Am Ende seiner Regierung hatte Litauen, welches der König fast leer gefunden, y2 Mill. Einwohner; das Land war so gut bestellt wie kaum irgend eine andere Provinz; 60 000 Husen, 12 Städte, 332 Drfer und 49 Domnen waren neu angelegt worden. Auch die Gewerbthtigkeit suchte der König zu heben. Sein Grundsatz war: Das Geld soll im Lande bleiben und alles, was das Land braucht, cms demselben gewonnen werden." In Berlin errichtete er eine groe Weberei. Alle inlndische Wolle mute an dieselbe verkauft werden, und die Offiziere und Beamten sollten fr die Regimenter, fr sich und ihre Diener keine Zeuge aus fremden Lndern kommen lassen. Um das ntige Garn zu erhalten, befahl der König, da alle Hker-roeiber,8 Handwerkerfrauen und Brgertchter, welche auf Mrkten und in Straen Waren feil hielten, nicht mig sitzen, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nhen sollten.9
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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59
Heinrich von Preußen, besonders zu nennen sind. Die Disziplin im Heere war streng, selbst das Gassenlaufen war noch blich.
2. Finanzen. Im Staatshaushalt herrschte die grte Spar-samkeit; die Gehlter waren knapp bemessen, der König selbst bestritt den ganzen Hofhalt mit etwa 200000 Talern. Trotzdem mute man die Einnahmen vermehren, um die hohen Ausgaben fr das Heerwesen zu ermglichen. Die indirekten ^ Steuern auf die wichtigsten Nahrungs- und Genumittel (Fleisch, Bier) wurden erhht, und der Verkauf von Tabak und Kaffee wie auch von Salz wurde zu einem Staatsmonopol gemacht, d. h. dem Staate allein vorbehalten, der namentlich aus dem ungeheuren Aufschlag auf Kaffee zu gewinnen suchte. Die Verwaltung der indirekten Steuern wurde nach franzsischem Vorbilde umgestaltet und Regie benannt. Die ganze Einrichtung war bei dem Volke unbeliebt, besonders wegen des Nachfchnffelns" der teilweise franzsischen Beamten nach Steuerhinterziehungen. Der in den Kriegen erschpfte Staats-schtz fllte sich bei der sorgsamen Verwaltung in der Friedenszeit wieder und betrug beim Tode des Knigs der 50 Million Taler, die jhrlichen Staatseinnahmen betrugen der 20 Million.
3. Rechtspflege. Gleich im Anfange seiner Regierung schaffte Friedrich die Folter ab. In die letzte Regierungszeit des Knigs fllt die Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuches, des allgemeinen preuischen Landrechtes, dem aber erst nach seinem Tode Gesetzeskraft verliehen wurde. Es blieb in Geltung, bis es 1900 durch das neue Brgerliche Gesetzbuch ersetzt wurde. Jeder Preuße sollte nach dem Willen des Knigs vor dem Gesetze gleich sein. Darum schrfte er den Richtern ein, ohne Ansehen der Person zu richten, und verlieh dem Richterstande volle Unabhngig-feit. Nur selten griff der König eigenmchtig in den Rechtsgang ein. (Der bekannte Proze des Mllers Arnold.)
4. Soziale Verhltnisse. Ackerbau, Handel und Gewerbe. Friedrich Ii. war der Ansicht, es sei fr das Wohl des Staates unerllich, da die drei Stnde, Adel, Brger und Bauern,
1 Direkte Steuern sind Abgaben, die der Steuerpflichtige unmittelbar an eine politische Gemeinschaft (Staat, Gemeinde) entrichtet. Indirekte Steuern sind solche, welche Verkufer gewisser Waren zu entrichten haben, während diese sich durch einen Preisausschlag beim Verkaufe an dem Ver-braucher der Ware schadlos halten.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Preußen Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich