richtet, dem gefürchteten Preußenkönige das gesegnete Land wieder zu entreißen. In der Friedenszeit ließ sie durch tüchtige Generäle ihr Heer umgestalten, hauptsächlich nach dem Muster des preußischen Heeres, das sich in den beiden letzten Kriegen so ausgezeichnet bewährt hatte. Dann suchte sie sich durch Bündnisse zu stärken. Mit Leichtigkeit gelang es ihr, die Kaiserin Elisabeth von Rußland für sich zu gewinnen; denn Friedrich hatte über sie viele derbe Witze gemacht, die der Kaiserin bekannt geworden waren und sie mit dem größten Hasse gegen den König erfüllten. Auch Schweden wurde leicht gewonnen, weil der König dieses Landes sich auf Kosten Preußens bereichern zu können hoffte. Viel schwerer fiel es, das mächtige Frankreich in das Bündnis hineinzuziehen; denn Frankreich und Österreich waren seit vielen Jahrhunderten erbitterte Feinde. In Frankreich herrschte damals ein schwacher König, Ludwig Xv., der ganz unter dem Eiu-fluffe einer gewissen Marquise (Gräfin) von Pompadour stand, die sich nicht des besten Rufes erfreute. Aus Haß gegen Preußen verschmähte es aber die sittenreine, tugendhafte Maria Theresia nicht, an diese Frau ein schmeichelhaftes Schreiben zu richten. Die Marquise fühlte sich dadurch außerordentlich geehrt und bewog den König, dem Bunde gegen Preußen beizutreten. Auch Sachsen fehlte nicht unter den Feinden Friedrichs.
Die Verhandlungen zwischen diesen einzelnen Mächten waren ganz geheim geführt worden; aber Friedrich hatte doch durch einen bestochenen sächsischen Geheimschreiber Kunde davon erhalten. Schnell entschloß er sich, seilten Feinden keine Zeit zum Rüsten und Sammeln zu lassen, sondern ihnen zuvorzukommen. Auf seiner Seite standen nur England, wozu damals auch Hannover gehörte, und von deutschen Fürsten schlossen sich ihm nur die Herzöge von Brau n-schweig und von Gotha und der Landgraf von Hessen an.
Plötzlich und ohne vorhergehende Kriegserklärung fiel Friedrich im August 1756 in das zum Kriege durchaus nicht gerüstete Sachsen ein. In 14 Tagen war das ganze Land besetzt, das sächsische Heer in dem befestigten Lager von Pirna eingeschlossen. Friedrich belagerte es hier, um es auszuhungern. Ein österreichisches Entsatzheer unter dem tapferen und gewandten General Brown rückte heran, um die Sachsen zu befreien. Friedrich aber ließ dieses Heer nicht bis nach Pirna kommen, sondern rückte ihm mit dem größten Teile seiner Truppen entgegen nach Böhmen. Hier kam es am 1. Oktober zur Schlacht bei Lowositz. Gewaltig tobte hier der Kampf. Auf dem linken Flügel der preußischen Aufstellung hatten die Soldaten schon alle ihre Patronen, jeder 90 Stück, verschossen; und da der Feind immer heftiger auf sie eindrang, singen sie an zu wanken. Da
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68 —
fürsten Georg Wilhelm geboren. Seine Jugend fallt in eine traurige und unheilvolle Zeit. Denn seit dem Jahre 1618 wütete der schreckliche dreißigjährige Krieg. Er war entbrannt infolge der religiösen Streitigfeiten zwischen den Protestanten und den Katholiken und wurde daher anfangs von den protestantischen Fürsten Deutschlands gegen den Kaiser und die katholischen Fürsten geführt. Allmählich mischten sich aber auch fremde Fürsten in den Streit, um den deutschen Protestanten zu Helsen, zunächst der König Christian Iv. von Dänemark, später der König Gustav Adolf von Schweden. Im weiteren Verlaufe des Krieges wurde die Religion Nebensache; ja, das katholische Frankreich kämpfte sogar gegen den katholischen Kaiser für die Protestanten. Den fremden Staaten war es nur darum zu thun, Deutschland zu schwächen und sich mit deutschen Lan-desteileii zu bereichern. Unsägliches Elend wurde über unser Vaterland gebracht. Mit entsetzlicher Willkür und Grausamkeit hausten die wilden und rohen Kriegsvölker in den deutschen Landen, viele Städte und Dörfer wurden gänzlich vom Erdboden vertilgt, ganze Gegenden wurden in wüste Einöden verwandelt. Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften lagen vollständig darnieder; am Ende des Krieges betm.] die Bevölkerung Deutschlands nur mehr ein Viertel von der Zahl, die es vor dem Kriege besessen hatte. Die Überlebenden aber waren in dem wilden Kriegsgetümmel größtenteils roh und sittenlos geworden. So trübe und niederbeugend waren die Eindrücke, die der Prinz Friedrich Wilhelm als Knabe empfing. Andererseits aber wurde seine kriegerische Begeisterung frühzeitig geweckt durch die Erzählung von den Siegeszügen des Schwedenkönigs Gustav Adolf, seines Oheims.
Von großer Bedeutung für die ganze Entwickelung des Prinzen war es, daß er schon im frühen Jünglingsalter nach Holland g e-schickt wurde, wo er an der Universität Leyden seinen Studien oblag. Auch lernte er dort im vertranten Umgänge mit seinem Groß-
oheim, dem Prinzen Friedrich von Oranien, Statthalter von Holland, die Kriegskunst, in der er später so Ausgezeichnetes geleistet hat. Holland führte nämlich gerade Krieg mit Spanien. Schon damals faßte Friedrich Wilhelm den festen Entschluß, als Herrscher sein
Leben ganz dem Wohle und Glücke seiner Unterthanen zu widmen. Holland war zu jener Zeit sehr blühend und wohlhabend. Er nahm sich vor, die Einrichtungen, die dieses Land zur Blüte und Wohlhabenheit geführt hatten, dereinst auch in seinem eigenen Lande einzuführen. Sein Streben, einstmals ein tüchtiger und guter Fürst zu werden, bewahrte ihn vor manchen Thorheiten. Einige vornehme Jünglinge wollten ihn wahrend seines Aufenthaltes im Haag, dem Hauptorte Hollands, zu einem schändlichen und ausschweifenden Leben verleiten.
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der nicht wenigstens sechs Obstbäume und sechs Eichen aus seinem Boden gepflanzt hatte. Damals stauben die Holländer als vortreffliche Landwirte in hohem Ansehen. Deshalb rief er besonders ans Holland Ansiedler herbei, bamit sie den Ackerbau noch mehr zur Blute brächten und zugleich feine durch den Krieg verödeten Länder wieder bevölkerten. Bei feiner Sorge für die Landwirtschaft wurde der Kurfürst eifrig unterstützt von feiner Gemahlin Luise Henriette. Sie legte bei dem alten Jagdschlösse Bötzow, das später ihr zu Ehren O ranien-bur g genannt wurde, eine Musterwirtschaft an für Garten- und Wiesenbau und führte zuerst die Kartoffeln in Brandenburg ein.
Zur Hebung des Handels und Berkehrs legte Friedrich Wilhelm neue Straßen und Kanäle an. So verband er die Oder und Spree durch einen Kanal. Nach seiner Vollendung konnten Schifte von Breslau über Berlin nach Hamburg fahren, was eine große Erleichterung für den Handelsverkehr herbeiführte, da die Waren am leichtesten und billigsten auf dem Wasserwege befördert werden konnten. Ferner richtete er eine br andenbnrgische Post ein, die von Königsberg nach Kleve suhr und an Schnelligkeit und Pünktlichkeit bald die damalige Reichspost übertraf.
Einen bedeutenden Aufschwung nahmen der Handel und die Ge-werbthätigkeit Brandenburgs durch die Einwanderung von 20 000 betriebsamen französischen Protestanten. Diese waren von dem König Ludwig Xiv. ihrer Religion wegen aus Frankreich vertrieben worden. Friedrich Wilhelm nahm sie mit offenen Armen auf und wies ihnen Wohnsitze in feinem Lande an. Auf diese Einwanderung besonders ist es zurückzuführen, daß es noch heute in Berlin und Brandenburg so viele Familien mit französischen Namen giebt. Aus diesen Familien sind auch im Laufe der Zeit manche tüchtige Offiziere hervorgegangen, die für ihr neues Vaterland Gut und Blut bereitwillig einsetzten.
Während seines Aufenthaltes in Holland hatte Friedrich Wilhelm mit sicherem Blicke ersannt, daß die Blüte und der Wohlstand dieses Landes wesentlich aus dem Handel beruhte, den es mit allen Weltteilen trieb. Zu einem solchen Handel sind aber Schisse erforderlich, eine Handelsflotte, die die heimischen Erzeugnisse nach jenen Gegenden ausführt und dafür die dortigen zurückbringt. Zum Schutze dieser Handelsflotte muß dann auch eine wohlbemannte Kriegsflotte vorhanden sein. Es war daher das eifrigste Streben des großen Kurfürsten, selbst eine Flotte zu besitzen. Deshalb legte er beim Abschlüsse des Westfälischen Friedens so großes Gewicht ans den Besitz Pommerns, weil dieses Land am Meere lag und verschiedene gute Häfen besaß. Wie alle Pläne, die er faßte, fetzte der große Kurfürst auch diesen durch. Zuerst schuf er eine Kriegsflotte, die ihm in seinem
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Zur Erinnerung an den so wichtigen Tag der Erhebung Vran-denburg-Preußens zu einem Königreiche hatte Friedrich am 17. Januar den höchsten Orden in Preußen, den schwarzen Adlerorden gestiftet, der den Wahlspruch führt: „Simm cuique.“
Der neue König blieb bis zum 8. März mit seinem Gefolge in Königsberg, dann erst kehrte er nach Berlin zurück.
Der Kurfürst Friedrich hatte vom Kaiser die Erlaubnis zur Annahme des Königstitels nur gegen das Versprechen erhalten, ihn in seinen Kriegen mit einem Heere zu unterstützen. Dieses Versprechen wurde vom Könige gewissenhaft erfüllt. Der Kaiser hatte damals
Krieg zu führen gegen den König Ludwig Xiv. von Frankreich. Dieser wollte nämlich den spanischen Königsthron für seinen Enkel gewinnen; zugleich aber machte auch der Bruder des Kaisers Anspruch daraus. An der Spitze des kaiserlichen Heeres stand der tüchtige Feldherr Prinz Engen von Savoyen, der sich schon den groß-ten Ruhm erworben hatte durch seine Siege über die Türken. Das Volkslied: „Prinz Eugenius, der edle Ritter" ist ja jedermann besannt.
In Verbindung mit den Engländern, den Bundesgenossen des Kaisers, erfocht Eugen viele glänzende Siege über die Franzosen. In diesen Schlachten thaten sich besonders die preußischen Truppen unter der Führung des Fürsten Leopold von Dessau vor allen anderen hervor. Ihre große Tüchtigkeit und Tapferkeit wurde vom Prinzen Eugen wiederholt rühmend anerkannt.
Der erste preußische König Friedrich I. starb im Jahre 1713. Zu dem Titel, den er seinem Lande schenkte, fügte sein Sohn, König Friedrich Wilhelm I., später die Mittel, vermöge deren sein Enkel, Friedrich der Große, die Macht Preußens schuf und so den Grund legte zu der deutschen Kaiserwürde im Hanse der Hohenzollern.
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
18. Jugendzeit.
Drei große Herrscher aus dem Hause Hohenzollern sind es, die vor allen Preußen und damit ganz Deutschland zu der Höhe der Macht und des Ruhmes geführt haben: Friedrich Wilhelm, am besten bekannt unter dem Namen der „große Kurfürst", Friedrich der Große und Kaiser Wilhelm I., der Siegreiche.
Friedrich Wilhelm wurde im Jahre 1g20 als Sohn des Kur-
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Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Berlin Frankreich Deutschland
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die Kämpfe zwischen Welsen und Staufen wieder, bis 1235 auf dem
Reichstage zu Mainz eine Einigung zu stände kam. Mit großer Pracht
erschien hier der Welfe vor Friedrich Ii., beugte feine Knie vor dem
Kaiser und übergab diefem feine sämtlichen Erblande. Der Kaiser
überreichte ihm eine Reichsfahne und überwies ihm feierlichst die Eigen-
besitznngen als Reichslehen und neues Herzogtum. In diesem Herzog-
tum „ Braun schweig-Lüneburg ", welches das Land zwischen
Deister und Leine, Göttingen, - Grnbenhagen, den Harz, Braunschweig,
Celle und Lüneburg umfaßte, liegt der Kern der heutigen Provinz
Hannover und des Herzogtums Brauufchweig eingeschlossen.
Noch unter Otto wuchs das Herzogtum und begann aufzublühen.
Aber man folgte dem Brauche vieler Fürsteu damaliger Zeit; man
teilte das Land und machte es durch Zersplitterung ohnmächtig.
Schon die beiden Söhne Ottos begannen 1269 diese Teilungen. Albrecht
erhielt den südlichen Teil unter dem Namen eines Herzogs von Brmm-
schweig; Johann nahm den nördlichen Teil unter dem Titel eiues
Herzogs von Lüneburg. Noch zwölsmal ist dieser Landbesitz geteilt
worden, und eine Reihe von Ländchen bildete sich, in denen einmal
sogar gleichzeitig 7 Herzöge regierten. Doch das Schicksal führte
diese Herzogsländchen, in deffen Bewohnern wie Fürsten das Gefühl
der Zusammengehörigkeit zum Glück erhalten blieb, immer wieder
zusammen. Durch die Teilung von 1635 wurde dann der Grnnd gelegt
zu den beiden Ländern Hannover und Braun schweig.
Wir beschränken uns nun darauf, das Wachstum des Landes
Hannover zu verfolgen. Diesem Hause Lüneburg (Hannover) gehörten
die Herzogtümer Lüneburg, Celle, Calenberg, Göttingen, Grnbenhagen
und die Grafschaften Hoya (1582), Diepholz (1585) und Stücke von
Schaumburg und Lauenburg. Durch Teilung entstanden 1641 die beiden
Linien Lüueburg-Celle und Lüneburg-Hannover, die 1705 wieder vereinigt
wurden. Inzwischen hatte der Hannoversche Zweig unter Ernst August
(1679—98) im Jahre 1692 die Kurwürde erhalten. Als Kurfür st eu-
tum Hannover war es unteilbar und darum iu Zukunft vor Zer-
fplitternng geschützt. Georg, der Sohn Ernst Augusts, der durch Heirat
mit der Erbtochter vou Lüneburg - Celle (Prinzessin von Ahlden) auch
diese Läuder erhielt, vergrößerte im Jahre 1715 das Land durch Ankauf
der Herzogtümer Bremen und Verden von den Schweden, und fein
Sohn Georg Ii. erwarb 1731 das Land Hadeln.
Kurfürst Georg wurde dann im Jahre 1714 als nächster Ver-
wandter der Königin Anna König von England; Hannover wurde
Nebenland und hat bis zum Jahre 1837 (bis zu diesem Jahre war es
mit England verbunden) von dieser Verbindung manchen Nachteil _ er-
fahren. Nicht nur haben während des 7 jährigen Krieges Frankreichs
Heere es im Kampfe gegen England ausgeplündert und haben hunderte
von braven Hannoveranern für England in Amerika bluten müssen,
auch Napoleon I. hat seinen Haß gegen England an dem Nebenlande
Hannover ausgelassen und hat in der Zeit von 1863—1805 aus dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Otto Ottos Albrecht Johann Ernst August Georg Ernst_Augusts Ernst Augusts Georg_Ii Georg Anna_König Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Staufen Mainz Göttingen Braunschweig Celle Lüneburg Ottos Lüneburg Hannover Celle Calenberg Diepholz Schaumburg Lauenburg Lüneburg Bremen Schweden England England Frankreichs England England Amerika England Hannover