3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
5
sind entweder kein anderes Volk als die Markomannen oder sie sind aus einer Vereinigung snevischer Stämme erwachsen, in der die Markomannen den Kern bildeten, wozu überdies die Quaden, vielleicht auch Narisker und kleinere snevische Stämme stießen. Aus solchem Wege, durch die Verbindung mehrerer verwandten Stämme haben sich sehr wahrscheinlich die drei anderen großen deutschen Stämme des Mittelalters, Franken, Sachsen und Schwaben gebildet. Auch sür die Bayern wird man geneigt sein, der Annahme einer Vereinigung aus Markomannen und einigen nahe verwandten und benachbarten Sueveu-stämmen, insbesondere Quaden, den Vorzug zu geben, wenn man die Analogie der allgemeinen Entwicklung berücksichtigt, die Größe des von den Bayern besetzten Gebietes, die namhafte Schwächung, welche die Markomannen und ihre sitetitschen Nachbarn in den Römer-, wohl auch Hunnenkriegen erfuhren, endlich deu Umstand, daß gleichzeitig mit dem Markomannennamen auch jener der Qnaden verschwindet.
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes.
Von Franz Weber.*
Die Spuren des Menschen reichen weit über alle geschichtliche Zeit hiuüber in vergangene Erdperioden. Dem geologischen Abschnitt, in welchem wir gegenwärtig leben, dem Alluvium, ging eine lange Erdperiode voraus, das Diluvium, deren Dauer von den Geologen ans 100000 Jahre berechnet wird, und dieser wieder eine andere, die Tertiärzeit. Bis jetzt sind sichere Spuren des Menschen im Tertiär nirgends gefunden worden, die Möglichkeit seines Vorhandenseins auch in dieser frühen Periode ist aber keineswegs ausgeschlossen. Dagegen ist seine Existenz in der Diluvialzeit sicher nachgewiesen. Während dieser Erdperiode änderte sich das milde Klima des
Tertiär und begann eine allmähliche Erkältung, welche zur Vereisung eines großen Teils des Kontinents führte, der sogeuaunteu Eiszeit. Man unterscheidet mehrere Eisperioden mit dazwischenliegenden eisfreien Unterbrechungen, den Zwischeneiszeiten, in denen die Vergletscherung etwas zurückging und Landstriche eisfrei wurden, die beim Wiedervorrücken der Gletscher sich ueuerdiugs mit Eis bedeckten. In diesen Zwischeneiszeiten von sehr langer Dauer war die Möglichkeit menschlichen Lebens auch in diesen Landstrichen gegeben, wie sie in den vom Eise nie erreichten Gebieten von Mitteleuropa schon vor der Eiszeit immer vorhanden war. Hier, in Frankreich, Belgien, Mitteldeutschland, wurden denn auch die sicheren Spuren des Menschen zuerst nachgewiesen, Spuren, die über die Eiszeit, deren Beginn auf 15000—20000 Jahre vordem Alluvium augesetzt wird, hinaufgehen. Aber auch in dem innerhalb des Bereichs der Gletscher gelegenen Gebiete Europas hat man menschliche Spureu gesunden, die auf seine Anwesenheit daselbst in einer Zwischeneiszeit, jedenfalls in der postglazialen Zeit, hinweisen.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Weber Franz
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schwaben Römer- Mitteleuropa Frankreich Belgien Mitteldeutschland Europas
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4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
aus Gold und Silber Zeugnis ab von dem einstigen Luxus im Römerreich. Gewöhnlicher Schmuck aus Bronze kam überall massenhaft zum Borschein. Ganz spärlich dagegen sind die Waffensunde aus dem Innern des Landes, abgesehen von den Grenzkastellen, von denen namentlich Ein in g (Abusina, am Beginn des Limes an der Donau) einen Reichtum an Waffen aller Art geliefert hat. In den Hausfunden gehören sie zu den größten Seltenheiten, mit Ausnahme der kleineren Jagdwaffen; in den Gräbern verschwinden sie ganz. Ersteres beweist den geordneten und langen Friedenszustand des Reiches, in dem nur der Berufssoldat Waffen trug; letzteres die geänderte Anschauung gegenüber der vorrömischen Zeit.
Weit verbreitet sind im ganzen südlichen Bayern die Münzfunde. Man darf die wieder ans Tageslicht gezogenen römischen Münzen sicher auf Hunderttausende schätzen. Natürlich hat sich davon nur der kleinere Teil in den öffentlichen Sammlungen erhalten, der größere ist in Privatsammlungen und im Antiquitätenhandel wieder verschollen, ohne daß selbst nur die Fundorte bekannt wurden. Die erhaltenen Münzen reichen von Augustus bis an den Schluß der Kaiserzeit. Münzen der Republik und des oströmischen Reiches sind selten. Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft zirkulierten diese Münzen uoch als Geld in Bayern bis in die Tage der Karolinger. Größere, einst vergrabene Schatzfunde beweisen die später zunehmende Unsicherheit infolge der Einfälle der Germanen. Nach den Geprägen dieser Funde läßt sich vielfach die Zeit dieser Einfälle annähernd feststellen. Ans diese Weise tragen auch sie zur Aufhellung der Lokalgeschichte bei.
Der Grabritus der römischen Zeit ist ein ganz anderer als der der vorrömischen. Er wird nicht mehr von dem Gedanken eines Fortlebens in bisheriger Lebensweise bestimmt, so daß der Tote mit allem ausgestattet werden muß, wesseu er im Leben bedurfte, sondern der Totenkult ist nur eine höherer geistiger Kultur entsprechende Erinnerungsfeier. Der Tote bekommt noch Liebesgaben mit, aber nur als Angedenken seiner Angehörigen. Die Leiche wird in der rorkonstantinischen Zeit verbrannt und die Asche in einem Gefäß beigesetzt, später womöglich in einem Steinsarkophag, einer Steinkiste oder wenigstens in einem Plattenbehältnis bestattet. Die antike Sitte, Denkmäler über dem Grab zu errichten, hat uns eine stattliche Zahl von Jnschriftsteinen, oft mit figürlichen Darstellungen, erhalten, wenn diese auch uicht annähernd die Fülle und Schönheit der rheinischen erreichen.
Wir sehen also das bürgerliche Leben namentlich in der Blüte der Kaiserzeit bis zu Mark Aurel in hoher Kultur, auf der es sich noch bis in die fonstantinische Zeit trotz der schon beginnenden Zuckungen der sogenannten Völkerwanderungsperiode int allgemeinen erhält. Aber allmählich kommt die Gefahr näher; die harmonische, geordnete Lebensführung hört auf, man muß sich auf plötzliches Verlassen einrichten; Neues wird jetzt kaum mehr entstanden sein. Erst muß die Grenze verlegt, das nördlich der Donau liegende Land
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144
29. Albrecht Dürer.
Holzschnitten und Zeichnungen, die er im Aufträge Kaiser Maximilians machte, spielt das Ornament eine größere Rolle und ist dementsprechend reicher. Auf unserem Bilde sind nur zwei Spuren zu finden, die allerdings manches Lehrreiche sagen. Die eine ist das Doppelfenster im Innern der Ruine, zwei Bögen, die auf einer Säule mit kelchartigem Kapitell ruhen. Nichts wird auf den ersten Blick an die der Renaissance zugrunde liegenden antiken Formen erinnern; in der Tat haben diese auch eine zweimalige Umformung durchmachen müssen. Die erste schon in Italien und zwar in Norditalien. Hier wurden die in Toskana wiedererstandenen antiken Formen der bisherigen gotischen Bauweise mehr oder minder geschickt eingepaßt und so ein Mittelding zwischen beiden Stilen geschaffen, welches mehr malerisch als dem Geiste der verwendeten Formen entsprechend war. Solche Vorbilder kannte Dürer und suchte sie in freier Weise nachzubilden. Da wird nun aus der oberitalienischen Loggia ein halbromanisches Doppelfenster, aus dem dorischen ein Kelchkapitell. Nicht minder bezeichnend ist weiter der Koller des einen Engelknaben, der ohne jede sachliche Genauigkeit einen antiken Harnisch nachahmt. In jenen Arbeiten für Kaiser Maximilian finden wir solche Umbilduugeu in reicher Anzahl. Korinthische Kapitelle werden mit allen möglichen Blättern geschmückt, der Schaft wird mit Pflanzenornamenten überzogen und oft flaschenartig gebaucht, im Rankenornament mischt sich der antike Akanthns mit der gotischen Phantasieblume und naturalistischen Zweigen und Blüten. Was Dürer hier gab, war erst eine Anregung, zwar bnnt und mannigfaltig, aber nicht einheitlich genug um selbständig fortzuwirken. Es bedurfte der Säuberung durch feine Nachfolger, um aus diesem Gewirre einen wirklichen Stil zu formen.
So hätten wir die Darstellung unseres Bildes völlig erschöpft; es bleibt noch ein Wort über die Technik zu sagen. Unser Blatt ist ein Holzschnitt, also ein Druck, der von einer Holzplatte („Holzstock") gemacht wurde. Ich erwähnte, daß Dürer auch Kupferstiche gemacht hat, und will deshalb den Unterschied beider Druckarten kurz erklären. Beim Kupferstich wird die Linie, die gedruckt werden soll, in die Metallplatte vertieft; durch eine bestimmte Art der Einfärbung bleibt die Druckerschwärze nur in diesen Vertiefungen haften und nur diese drucken sich auf das Papier ab. Beim Holzschnitt dagegen wird ans dem sorgfältig geglätteten Holzstock alles herausgeschnitten, was weiß bleiben soll, die stehen gebliebenen Teile der Oberfläche drucken sich dann ebenso ab wie ein Satz in Buchdrucklettern. Bemerkt sei hier jedoch, daß der Holzschnitt, obwohl schon sehr alt, doch von Hause aus nichts mit dem Buchdruck zu tun hat, sondern erst dreißig Jahre nach dessen Erfindung zur Illustration von Büchern herangezogen wurde.
Auch in der Holzfchnittechnik war Dürer ein Bahnbrecher; zwar hat er, wie wir ans manchen Umständen sehen, nie selbst in Holz geschnitten. Er zeichnete nur aus den Holzstock; allein die ausführenden Holzschneider arbeiteten nach seinen Angaben und er wirkte auf sie schon durch die Art seiner Vor-
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Dürer Albrecht Maximilians Maximilian Maximilian
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
15
ärmlicher Ausstattung. Die Blütezeit der Kultur hat bei uns nur ein Paar-Jahrhunderte, etwa durch das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., gedauert. Über die ethnologische Zugehörigkeit der Hallstattbevölkerung Bayerns herrscht die Vermutung, daß sie illyrische Veneter wareu, eine Annahme, die etymologisch aus einigen Resten von topographischen Namen gestützt wird, wie dem alten Namen des Bodensees — lacus venetus, dem Namen des Venetberges in Tirol, vielleicht auch dem des Venedigers u. a. Unbegründet und irrig aber ist die weitverbreitete Bezeichnung der Bevölkernng sowohl der Bronzezeit als der Hallstattleute als „Kelten".
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
Von Franz Weber.*
Mit dem Anbruch des 5. Jahrhunderts vor ^unserer Zeitrechnung beginnt eiu neues Stilelement in den im antiken Sinn barbarischen Ländern Mitteleuropas aufzutreten, das den größten Teil des Kontinents bis aus die klassischen Länder ergreift und auf Jahrhunderte beherrscht. Diese Stilart ist aber nicht wie die früheren von Süd und Ost her von den Mittelmeergebieten hereingedrnngen, sondern es läßt sich ihr Ursprung mit Sicherheit aus dem westlichen Enropa, dem Sitz der keltischen Gallier, nachweisen. Hier in Frankreich hatte sich seit alter Zeit unter dem Einfluß der griechischen Küstenstädte ein nationaler Stil gebildet, der nunmehr seine Blüte erreicht hatte. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit dieser erlangten Kulturhöhe stehen die nach sagenhaften Nachrichten der antiken Schriftsteller um diese Zeit beginnenden Wanderzüge der Kelten, die durch die Vermehrung der Bevölkerung und das Bedürfnis nach Ausdehnung veranlaßt worden sein und halb im Dämmer der Sage, halb im Frühlicht der Geschichte über Mitteleuropa bis Kleinasien und über Italien sich ergossen haben sollen. Auf diesen Wanderzügen soll auch das Land zwischen den Alpen und dem Main, das heutige Bayeru, wie auch Böhmen von keltischen Stämmen dauernd besetzt worden sein und zwar nördlich von Helvetern und Bojern, südlich von Vindelikern und Norikern. Inwieweit zu diesem sagenhaften geschichtlichen Gerippe die archäologischen Überreste und Funde des Landes die Gewandung abgeben können, soll hier an deren Hand näher untersucht werden.
Der La Te^nestil, wie diese neue Periode allgemein genannt wird, hat seinen Namen von dem ersten größeren Fundort |im Kanton Neuenburg in der Schweiz, der diese neue Stilrichtuug deutlich erkennen ließ. Auch diese Periode zerfällt in mehrere Abschnitte, von denen die beiden ersten auf eine ältere Stilart, die das 5. und 4. vorchristliche Jahrhundert ausfüllt, die beiden letzten auf eine jüngere hinweisen, von denen die eine das 3. und 2., die andere das 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung umfaßt. Die ältere
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Mitteleuropas Enropa Frankreich Mitteleuropa Kleinasien Italien Main Neuenburg Schweiz
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
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preisgegeben werden. Dann bröckelt im Osten und im Westen immer mehr Gebiet ab, Regensburg geht verloren, die Grenzen bilden jetzt schon im Osten Vallatum (bei Manching) und im Westen die Juerlinie; schließlich können nur noch die mauerumgebenen Städte behauptet werden und am Ende zieht die offizielle und besitzende Klasse mit dem Rest der Garnisonen über die Alpen nach Italien zurück (488). Norikum und Rätien mit allen Städten, Staatsgebäuden, Kunstschätzen, Staatseinrichtungen und allen Errungenschaften eines fast 500jährigen zivilisatorischen Wirkens werden aufgegeben und sinken zu einem guten Teil in Trümmer, bis ueues Leben aus deu Ruinen erblüht.
5. Auf dem kastrum zur Pfünz (ad pontes) bei Eichstätt.
Don Karl
Wo die Spuren trotz'ger Quadermauer Unter Gras und Ginster liegen,
Lenkt die Pflugschar jetzt der Ackerbauer Und es weiden einsam Ziegen;
Wo die Tuba schmetternd weckte Ehedem die Lagerreih'n,
Zettel?)
Bläst der in das Moos gestreckte Hirte klagende Schalmei’n. Zittergras und Herbstzeitlosen Blüh'n um einen Weihestein Und ein Kranz von wilden Rosen Rahmt der Inschrift Zeichen ein.
6. Das Land unter der Herrschaft der Römer.
Von Siegmund von Riezler?)
Mit der Eroberung durch die Römer beginnt die historische Periode für das bayerische Land. Die Ausdehnung der römischen Herrschaft über die Douaulandschasten war durch die Eroberung Galliens bedingt, dessen weit nach Norden vorgeschobene Grenze eines Schutzes bedurfte.
Im Jahre 15 v. Chr. bezwangen Tiberius und Drusus, die Stiefsöhne des Augustus, nach erbittertem Kampfe die Völkerschaften im heutigen Tirol, in der Ostschweiz und auf der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene westlich vom Inn. Die unterworfenen Länder wurden von den Römern als zwei Provinzen eingerichtet: Ratia und Norikum. Die erstere begriff auch Vindelikien und zeitweilig das obere Rhonetal, reichte westlich bis Psyn (Fines) im Thurgau und in das Gebiet der Donauguelleu, östlich bis zum Inn, südlich bis in die Gegend von Klausen und Meran. Bei Partschins und Seben standen Zollstätlen. Als glänzendste Kolonie Rätiens erhob sich Augsburg, Augusta Vindelieorum. Auf bayerischem Boden aber besand sich in Rätien keine bedeutende Stadt und überhaupt war Rätien, wie es scheint, weniger bevölkert als Norikum. Schuld daran trug wohl nicht nur die höhere, also auch rauhere Lage, sondern vielleicht auch der Umstand, daß die Bevölkerung
!) Dichtungen, S. 130. Eichstätt und Stuttgart, 1874, Krüll. *) Geschichte Bayerns, I. Band, S. 34 ff.
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Extrahierte Personennamen: Karl
Wo Karl Siegmund_von_Riezler Tiberius Drusus Augustus Augusta_Vindelieorum
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13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht.
10. Da stürzt entseelt manch tapfrer Abt,
Manch Bischof, edel und mutbegabt.
Der Markgraf teilte der Seinen Not Und sank mit ihnen im Heldentod.
11. Herr Luitpold war es, der Schyren Ahn,
Der erste auf Wittelsbachs Ehrenbahn.
Er gab sein Leben dem Vaterland;
Drum bleibe sein Name mit Preis genannt!
13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht (907).
Don Hugo Arnold. *)
Schlimme Tage sah Deutschland zu Beginn des 10. Jahrhunderts; denn sein Szepter führten die schwachen Hände eines 13 jährigen Knaben und im Osten und Westen an seinen Grenzen erhoben sich mächtige Feinde, deren Ansturm die Schöpfung des großen Karl mit schweren Gefahren bedrohte.
Mit festen Bollwerken hatte dieser das Reich gegen Osten gesichert, ein Gürtel von Marken schirmte es: die böhmische Mark im bayerischen Nordgau, die Ostmark im Lande von der Enns bis zum Wienerwalde nebst Ober- und Unterpannonien bis zur Drau in dem Gebiete, welches den wilden Avaren in drei Kriegen abgenommen worden war, und Kärnten nebst seinen Neben-
ländern. Die Avaren zwar waren seitdem verschwunden, aber statt ihrer waren in den ungarischen Tiefebenen die Magyaren oder Ungarn erschienen, ein Volk finnisch-uralischen Stammes, welches die Petschenegen aus ihren Siedelungen zwischen den Mündungen der Donau und des Dniepr verdrängt hatten. Sie suchten neue Wohnsitze im Westen. Das erstemal erschienen
sie im Jahre 862 an den deutschen Grenzen, 894 sielen sie in die pannonische Mark ein und richteten große Verheerungen an. Sechs Jahre später erfolgte ihr erster Einbruch in Bayern, wobei sie einen Landstrich von zehn Meilen
in der Länge und Breite mit Feuer und Schwert verwüsteten. Ans die Nachricht davon wurde der bayerische Heerbann aufgeboten, aber vor seinem Eintreffen war bereits das ungarische Hauptheer mit seiner Bente heimgekehrt und nur eine Seitenkolonne wurde auf dem linken Donauufer von den Bayern eingeholt und in einem glänzenden Kampfe vernichtet. Zum Schutze der Grenze erbauten dann die Sieger eine starke Feste, die Ennsburg, wozu sie die Bausteine aus den Trümmern der alten, in Ruinen liegenden Römerbefestigung Lauriacum (d. H. Lorch) herbeiholten.
Luitpold hieß der glückliche Feldherr der Bayern. Er war mit den Karolingern nahe verwandt, wahrscheinlich durch Kaiser Arnulfs Mutter Liutswinde, und nahm unter den bayerischen Großen durch seine Macht die erste Stelle ein; denn er war Gras im Donaugau und hatte von Kaiser
*) Ssgl. „Das Bayerland", 3. Jahrgang, 1892, Nr. 5, S. 51 ff.
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Extrahierte Personennamen: Luitpolds_Heldentod Luitpold Wittelsbachs_Ehrenbahn Luitpolds_Heldentod Hugo_Arnold Karl Karl H._Lorch
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostmark Ungarn Donau Bayern Lauriacum Bayern Donaugau
4 2. Wohnsitze, Namen und Sprache, Herkunft des Bayernvolkes.
Sprachforschung noch nicht einmal dämmerte, war es möglich, die Bedeutung solcher Tatsachen zu übersehen und diese Wolstregil und Poapo, Eigil und Wazaman, die Gründer von Feldmoching und Holzhausen, Heffellohe und Ebersberg für Nachkommen der keltischen Bojer zu erklären. Indem man richtig eine etymologische Verwandtschaft der beiden Namensvettern folgerte, übersah man doch, einmal, daß dieselbe noch keine leibliche in sich schließt, und weiter, daß auch die etymologische erst durch den dazwischen liegenden Namen des böhmischen Landes vermittelt wird. Schon im 7. Jahrhundert hatte der Mönch Jonas von Bobbio Bayern und Bojer verwechselt. Wie der Irrtum hier und in verwandten Heiligenleben nur beiläufig ausgesprochen ward, hatte er auch keine weiteren Folgen. Seine Einführung in die bayerische Literatur rührt erst von der übelberatenen Gelehrsamkeit der Landeschronisten des 15. und 16. Jahrhunderts, zuerst von Veit Arnpeck her. Am meisten zu seiner Einbürgerung hat dann Aventin beigetragen und länger als sonst wohl wahrscheinlich geweseu ward der falschen Hypothese dadurch das Leben gefristet, daß nndentsche Gesinnung in den Tagen des Rheinbundes sie begünstigte und politisch verwertete.
Können wir nur in einem germanischen Stamme, der einige Zeit in Böhmen den dauernden Wohnsitz hatte, die Ahnen unserer Bayern suchen, so werden wir schon hierdurch zu dem Schluffe gedrängt, daß die Bayern mit den Markomannen zusammenhängen. Dieses Ergebnis wird befestigt, wenn wir jenem Führer folgen, an den man sich in ethnologischen Fragen stets zuerst zu wenden hat. Die Sprache der Bayern schließt nicht nur die keltische Abkunft des Stammes aus sondern zeigt auch, welcher Platz demselben innerhalb der germanischen Nation anzuweiseu ist. Der bayerische Dialekt ist mit keinem anderen näher verwandt als mit dem schwäbischen. Mit diesem zusammen bildet das Bayerische einen deutschen Hauptdialekt, das sogenannte Oberdeutsche. Die Schwaben oder Alamannen, was gleichbedeutend, gehören zur suevischeu Völkergruppe mtd haben deren Namen im verengerten Sinne bis heute erhalten; ihren Kern bildeten höchstwahrscheinlich die alten Semnonen. Auch die Bayern müssen alfo der fuevifch-erminonifchen Gruppe zugewiesen werden. Als Sueveuftümme nennt Tacitus, der hier durch alle sonstigen Zeugnisse nur Bestätigung findet, außer deu Semnonen die Langobarden, Hermunduren, Narisker, Markomannen, Quadeu und die kleinen Völker der Marsinger und Burer. Von diesen sind die Langobarden nach Italien gewandert, die Hermunduren die Ahnen unserer Thüringer. Der kleine Stamm der Narisker saß in der heutigen Oberpfalz, im Westen der Markomannen, von denen er von Anfang an wohl nur einen Ableger bildete; die Quadeu, fast stets mit den Markomannen zusammen genannt, wohnten in deren Osten, im heutigen Mähren, die Marsinger und Burer in deren Rücken, etwa um das Riesengebirge.
Nehmen wir also Namen und Sprache des Volkes zusammen, so bleiben für die Frage nach seiner Herkunft nur zwei Antworten offen: die Bayern
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8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen.
Martyrergräber in Regensburg, die Verehrung des Hl. Maximilian und Florian, die Bischofssitze zu Geben und Chur, die ja im 7. Jahrhunderte in bayerischen Landen lagen, weisen in die Zeiten Diokletians zurück. Ist die Annahme richtig, daß die Bayern die Stammesbrüder der Markomannen sind — und sie findet kaum mehr einen Widerspruch — so lagen ihre ersten Siedelungen dicht an den Grenzen des Römerreiches mitten in jenem an grünen Täleru so reichen Waldgebirge, das sich von der Donau zu den Quellbächen des Mains erstreckt und gegen die Elbe hin in fruchtbaren Geländen abfällt. Dann blühte aber auch des christlichen Glaubens zarte Blume schon zu Ende des vierten Jahrhunderts im dunklen Hochwald, vom sonnigen Süden in Königin Fritigils Garten herüberverpflanzt. Sie schickte ihre Gesandtschaft zu Mailands großem Bischöfe, zum hl. Ambrosius, und bat ihn um schriftliche Unterweisung in der christlichen Religion. Und als sie seinen Brief, der einen förmlichen Katechismus in sich schloß, erhalten hatte, eilte sie selbst nach Mailand; aber welcher Schmerz ergriff sie, als sie dort hörte, daß der Gottesmann inzwischen aus dem Leben geschieden seil
Auch vom Westen durch das völlig christliche Pannonien und aus Noriknm, wo der Hl. Severin machtvoll wirkte, empfing das jugendkräftige Bolk des Christentums Samen. Der Name für den grundlegenden Religionsbegriff — Kirche stammt aus dem Griechischen und die hellenische Bezeichnung für den fünften Wochentag mußte Donars Herrlichkeit verdrängen. Der Arianismus, von dem ein Teil des Volkes angesteckt erscheint und gegen welchen noch die fränkischen Mönche Eustasius (gest. 625) und Agilus (gest. 636) zu kämpfen hatten, mag auf diesem Wege und durch der Goten Nachbarschaft nach Bayern getragen worden sein. Aber die Dynastie, abhängig vom Frankenreiche, war katholisch und wie eine Sichtgestalt tritt uns ans des jungen Reiches Frührot das berühmte Königskind Theudelinde entgegen, Garibalds Tochter und seit 589 die Gemahlin des Langobardenkönigs Autharis, verständig, kunstsinnig und fromm, im brieflichen Verkehr mit Papst Gregor dem Großen, der sie hochschätzte und ihre Bemühungen die Langobarden vom Arianismus zur Kirche zurückzuführen unterstützte. Dann kam die Zeit, wo der hl. Valentin unter den Bayern wirkte, die jetzt über Donau und Inn in die Gebirgstäler der Alpen vorgedrungen waren, nicht die Römer vor sich hertreibend, wie ein Jahrhundert vorher Ddoaker es getan, sondern im Frieden mit und neben ihnen wohnend. Heute noch erinnern die nach den Siedeluugen der Welschen benannten Seen und Ortschaften, die sich von Traunwalchen und Straßwalchen bis nach Wahl bei Mittenwald erstrecken, an den geschlossenen Frieden.
Seit der Mitte des 7. Jahrhunderts unter fränkischer Oberherrschaft, wurde die Maste des bayerischen Volkes christlich, wenn auch widerstrebend , so doch nicht aus Zwang; und obwohl der Merowingerkönig Dagobert (629—634) geboten hatte, daß jeder in seinem Reiche sich taufen lassen müsse, stehen doch immer noch unfern den Zellen der Mönche und
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Florian Severin Eustasius Agilus Gregor Gregor Valentin
2. Wohnsitze, Namen und Sprache, Herkunft des Bayernvolkes.
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Zuletzt unter den vier großen deutschen Stämmen hat der bayerische seine heutigen Wohnsitze gewonnen und diese Tatsache bestimmt bereits ein gutes Stück seiner Geschichte. Schon beginnen sich die Wogen der Völkerwanderung zu glätten, schon hat im ganzen Westen und Nordwesten von Deutschland die bleibende Bevölkerung sich niedergelassen und Franken, Sachsen, Schwaben haben bereits eine Geschichte hinter sich, als die Bayern zuerst in ihren heutigen Wohnsitzen erscheinen. Etwa um 520 nennt den Baioarier die sogenannte fränkische Völkertafel, ein kahles Verzeichnis von Volksnamen, dem jedoch außer der ersten Nennung der Bayern auch der Umstand besonderen Wert verleiht, daß hier des Tacitus Scheidung der Germanen in Jngävonen, Jstävonen und Herminonen, genauer Erminonen, noch einmal wiederkehrt. Im Jahre 565 sodann spricht der Dichter Venantius Fortnnatus von dem Lande Baioarien, das er, von Italien zum fränkischen Könige Sigibert reisend, Mischen Inn und Lech durchwandert habe. Als eines Volkes, das zwischen Augsburg, dem Inn und den Alpen sitzt, erwähnt derselbe Venantius auch der Baioarier in seinem Lobgedichte auf den heiligen Martinus.
Die ältesten Namensformen, die bei Schriftstellern und in Urkunden, seit dem 8. Jahrhundert auch in einheimischen Denkmälern auftreten, sind: Baioarii, Baiovarii, Baiuwarii, Baiuvarii, auch schon gekürzt: Bawarii und Bawari. In deutscher Sprache erscheinen zuerst in einer Wessobrunner Handschrift und in den romanisch-deutschen Kasseler Glossen, beide aus dem 8. Jahrhundert, die Namen Peigira und Peigirolant, wie denn im Munde der alten Bayern
jedes b im Anlaut zu p verhärtet wurde.
Über die Bedeutung dieses Namens kann kein Zweifel obwalten, wenn man sich der analog gebildeten Stammnamen Amsiwarii, Chatwarii, Ripuarii erinnert. Baiuwarii sind die Bewohner des Landes Baia oder Baias.
Baias nennt der Geograph von Ravenna einen Teil des ausgedehnten Gebietes, das er nach seinem Hauptstrome als das Elbeland bezeichnet. Es ist dasselbe Land, das dem Tacitus Boihemum Heißt. Seine ältesten Bewohner in historischer Zeit waren die Bojer, ein keltischer Stamm. Als sie durch die Markomannen verdrängt wurden, gaben diese dem neugewonnenen Lande den Namen: das Heim der Bojer, Boioheim, Böheim, Böhmen, der
noch Heute sowohl am Lande als an seinen jetzigen Bewohnern Haftet. Die
Volksnamen Bayern und Böhmen haben also ursprünglich dieselbe Bedeutung: Bewohner von Böhmen. Noch im 5. Jahrhundert saßen die Markomannen in Böhmen. Im siebten zuerst begegnen dort die slavischen Ezechen, die aber wahrscheinlich schon früher, gleich nach dem Abzüge der Markomannen, eingedrungen sind; wenigstens läßt sich zwischen den letzteren und ihnen kein anderes Volk dort nachweisen.
Die Bayern führen bei ihrem ersten Auftreten in der Geschichte rein deutsche Personennamen und rein deutsch sind ebenso die Ortsnamen, die sie ihren neuen Niederlassungen beilegen. Nur in Zeiten, denen das Licht der
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81. Die Walhalla.
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Widerstandskraft dieser Nation trotz der schwachen Form ihrer Vereinigung nicht mißachtet werden dürfe.
Ein Herbsttag im Jahre 1870 neigte sich schon zur Rüste, als der Verfasser den Eichenwald durchschritt, der die Walhalla aus der Landseite bis zum Gipfel des Berges den Blicken verbirgt, und endlich die herrliche Halle vor sich liegen sah.
„Tretet ein! Auch hier sind Götter."
Man vergißt die Walhalla nie. Der Kunstkritiker Hermann Riegel, den man nicht der Parteilichkeit für den königlichen Bauherrn oder für den Architekten zeihen wird, gesteht: „Mir ist die Walhalla, deren Lage schon an Ägina erinnert, stets wie ein Tempel des Zeus Paugermanikos erschienen, wie ein wirkliches Heiligtum deutscher Ehre, in dem man Andacht üben kann!" Welche Erinnerungen werden wach, wenn wir die langen Büstenreihen überblicken! Hier das energische, der Kaiserkrone würdige Haupt Friedrich Barbarossas, dort der herrliche Dürerkopf, der männliche Scharnhorst, der häßliche und doch so anziehende Kant! Die letzten Sonnenstrahlen brachen eben durch das Dach -werk und beleuchteten die Bildnisse Steins und Gneisenaus; allmählich zog sich ihr Schimmer hinüber zu dem ernsten Lutherbild.
Trittst du hinaus durch die Erzpforte, welch reizendes Bild! Weithin
in der Ebene ein Kranz von Dörfern, deren Namen das altdeutfche Gepräge
nicht verleugnen, zu beiden Seiten Hügelgebilde, von Hopfen und Reben überrankt, und mitten in dunkeln: Forst, vom dämmernden Himmel sich geisterhaft abhebend, die weiße Marmorhalle mit dem hell schimmernden Treppenbau! Das Rauschen der Donau, in der sich schon die Sterne spiegeln, erzählt von alter Macht und Herrlichkeit; die feierliche Stille einer heiligen Einsamkeit lockt in Träume. Zur Walhalla schreiten die Götter auf dem Iris-bogen über den Strom. Wie sich Helena und ihre Gespielinnen beim Anblick der Ritterburg, die Phorkyas ihnen zeigt, scheuer Furcht nicht erwehren können, so staunen auch die Schutzgötter Germanias ob der fremdartigen Pracht.
Da blitzen in der nahen Stadt feurige Garben auf! Der Dom, dessen himmelanstrebende Türme der Erbaner Walhallas vollenden hals, steht in einem Feuermeer. Die Stadt, in welcher Ludwig der Deutsche begraben liegt, feiert
ein deutsches Siegessest und die Wiedergeburt des Reiches. Das Aufleben
der alten nationalen Begeisternng half den deutschen Waffen zum Sieg. Dauk deu Fürsten, die sich als Träger der nationalen Idee bewährten, ist als schönstes Siegesmal ein starkes, glückliches Deutschland wieder erstanden, — die edlen Wünsche des Gründers des nationalen Heiligtums Walhalla sind Zur Tat geworden.
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Riegel Ägina Paugermanikos Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Helena Schutzgötter_Germanias Ludwig_der_Deutsche Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Donau Deutschland Heiligtums_Walhalla