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1. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 47

1869 - Langensalza : Beyer
47 Folge kam sie zu den Römern, von welchen sie die Gallier und Spanier kennen lernten, bis sie nach und nach durch ganz Europa verbreitet ward. 2. Auch das Rechnen, sowie 3. das Geld wollen die Phö- nizier erfunden haben. Vorher tauschte man nämlich für irgend ein rohes Stück Kupfer oder Silber oder Gold ein Schaf, eine Kuh, oder was man sonst gebrauchte, ein. Die Tprer drückten aber aus jene Metallstücke von bestimm- tem Gewichte irgend ein Thierbild, und eben ein solches Thier oder Etwas von demselben Werthe konnte man dann für jenes Geldstück bekommen. Ferner ist der Thätigkeit der Phönizier • 4. dievereinfa chung undv er breitun g der unschätzbaren Buchstabenschrift zu verdanken. Die Erfindung der Buch- stabenschrift, welche ungefähr 2000 Jahre vor Christi Geburt gemacht worden zu sein scheint, schreibt man ge- wöhnlich dem Phönizier Taant (Thot) zu, wiewohl sie nach Andern den Babyloniern zugehören soll. Endlich sollen die Phönizier auch 5. die Purpurfärbe- rei zuerst getrieben haben und ebenfalls durch Zufall darauf gebracht worden sein. Ein Hund, im Dienste eines Schä- fers befindlich, soll nämlich oft an das Meer gegangen sein, woselbst er sich an den stacheligen Purpurschnecken satt fraß. Davon bekam er natürlich ein rothes Maul, das ihm sein Herr — vielleicht mit Wolle — abwischte, und nun das schöne Roth bemerkte. Deßhalb ging er dem Hunde nach, und — die kostbare Purpurfarbe war entdeckt. Die Phönizier, welche weit in der Welt umherkamen, lernten Vieles, was andere Leute zu Hause nicht lernen konnten. Alles, was sie arbeiteten, war so sauber und nett, daß man es gern kaufte, und die phönizischen Arbeiten wurden daher damals sehr geschätzt und gesucht. Darum ließ auch der König Salomo den prachtvollen Tempel von den Phöniziern erbauen und bezahlte sie reichlich mit Geld und Getreide. Aber bei all' dem Reichthum und bei aller Geschicklichkeit waren sie doch ein gottloses Volk. ,,Der Mensch kann lügen und trügen, wie ein Tyrer!" sagte man sprüchwörtlich von Einem, der frech zu lügen verstand. Was konnte es ihnen nun helfen, daß sie fast die ganze Welt gewan-

2. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 28

1869 - Langensalza : Beyer
28 Furcht des Herrn lehren. Wer ist, der gut Leben begehret, und gern gute Tage hätte? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht falsch reden. Laß vom Bösen, thue Gutes, suche Frieden und jage ihm nach." David ermahnte auch die Kinder zu einem fleißigen Morgen- und Abendgebet: „Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an Dich; wenn ich erwache, so rede ich von Dir. Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten Deiner Flügel ruhe ich. Meine Seele hanget Dir an; Deine rechte Hand erhält mich." — Schon bei dem Regierungsantritte zeigte David einen so großen Edelmnth, daß er sich die Liebe seines Volkes in hohem Grade erwarb. Er sprach: „Ist auch noch Jemand übrig geblieben von dem Geschlechts Sauls, daß ich Barmherzigkeit an ihm thue, um Jo- nathans willen?^ Es war noch ein Sohn des Jonathan übrig, Mephiboseth, lahm an beiden Füßen. David gab ihm alle Aecker seines Großvaters Saul wieder. Mephiboseth aber mußte nach Jerusalem ziehen und täglich an dem Tische Davids essen, wie seine eignen Kinder, daß er den Sohn seines Freundes bei sich hätte, und ihm eine königliche Ehre anthäte. Welch herrliches Gemüth zeigte hier David! Doch war er auch nicht ohne menschliche Schwächen. Hatte 'er aber einmal vor Gott nicht recht gethan, so empfand er, nachdem er seine Sünde erkannt, die aufrichtigste Reue, kehrte wieder um zu seinem Gotte, bei Dem er Barmherzigkeit und Trost suchte und fand. In seinen letzten Lebensjahren hatte er den Kummer, daß sein schöner, aber ehrgeiziger Sohn Absalom sich gegen ihn empörte; doch wurde derselbe von Davids Feldherrn Jo ab ge- schlagen und, da er mit seinen laugen Haaren an einer Eiche hangen geblieben war, durchbohrt. *) Dem guten Könige verursachte der Tod seines Sohnes den größten Schmerz. Unaufhörlich rief er: „O mein Sohn Absa- *) In der Nähe von Jerusalem zeigt man noch ein merkwürdiges Grabmal Absaloms.

3. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. uncounted

1869 - Langensalza : Beyer
kurg wurde deßhalb angefeindet, unter andern von einem spar- tanischen Jünglinge, Namens Alkander. Dieser, ein funger, heftiger Mann, verfolgte den Gesetz- geber mit einem Stocke und schlug ihm sogar das Auge blutig. Als das Volk, zu dem Lykurg gesprochen hatte, das blutlrie- fende Gesicht seines Gesetzgebers sah, wurde es gerührt, aber auch zur Rache gegen den Thäter gestimmt. Alk and er, die mißbilligende Stimmung des Volkes bemerkend, ergriff schleunig die Flucht; doch bald wurde er erfaßt und vor Lykurg gebracht, der das Richter- und Strafamt über ihn ausüben sollte. Was that aber Lykurg? Er nahm den Jüngling mit sich in seine Woh- nung, behandelte ihn freundlich, und da er hörte, daß er von Andern zu dieser Frevelthat verleitet worden sei, so verzieh er ihm aroümütbia "nv muckt!» ífm hnfmrrk ri, ipinpm trpltpftptt Ans eii ke h i t . i tapfer, listig und kühn, was unempfindlich gegen Hitze und Kälte, gegen Hunger und Durst, sowie gegen körperlichen Schmerz ma- chen konnte. Sie gingen mit geschorenen Köpfen und in bloßen Füßen, schliefen auf Stroh und trugen in allen Jahreszeiten gleiche Kleidung. Alle ihre Leibesübungen und Spiele waren Arbeiten zur Stärkung des Körpers. Bald mußten sie nackend mit einander fechten oder ringen, bald an steile Oerter klettern, sich im Werfen Hcschichtssrcund I. 2te Auflage. 5

4. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 65

1869 - Langensalza : Beyer
kurg wurde deßhalb angefeindet, unter andern von einem spar- tanischen Jünglinge, Namens Alkan der. Dieser, ein junger, heftiger Mann, verfolgte den Gesetz- geber mit einem Stocke und schlug ihm sogar das Auge blutig. Als das Volk, zu dem Lykurg gesprochen hatte, das blutlrie- fende Gesicht seines Gesetzgebers sah, wurde es gerührt, aber auch zur Rache gegen den Thäter gestimmt. Alk and er, die mißbilligende Stimmung des Volkes bemerkend, ergriff schleunig die Flucht; doch bald wurde er erfaßt und vor Lykurg gebracht, der das Richter- und Strafamt über ihn ausüben sollte. Was that aber Lykurg? Er nahm den Jüngling mit sich in seine Woh- nung, behandelte ihn freundlich, und da er hörte, daß er von Andern zu dieser Frevelthat verleitet worden sei, so verzieh er ihm großmüthig und machte ihn dadurch zu seinem treuesten Anhänger und aufrichtigsten Freunde. Kind, wenn ein Mensch, recht rauh und wild, Dein Leben dir mit Haß vergilt, Dir weh thut, dich verhöhnt und schilt: So nimm die Sanftmuth dir zum Schild. Endlich war Lykurgs dritter Hauptzweck, die Spartaner zu einem kräftigen Kriegsvolke zu machen und sie zur Tapfer- keit und Vaterlandsliebe heranzuziehen. Um diesen Zweck zu erreichen, mußte er sein Augenmerk hauptsächlich auf die Iu g endb i ld ung richten. Schwache oder verwachsene Kinder wurden gleich nach ihrer Geburt auf dem Berge Taygetus dem Hungertode preisgegeben. Vom sie- benten Jahre an hörte die häusliche Erziehung der Knaben auf und begann von da ab unter der Aufsicht des Staates in öffent- lichen Häusern. Hier wurden die Knaben in Allem geübt, was tapfer, listig und kühn, was unempfindlich gegen Hitze und Kälte, gegen Hunger und Durst, sowie gegen körperlichen Schmerz ma- chen konnte. Sie gingen mit geschorenen Köpfen und in bloßen Füßen, schliefen auf Stroh und trugen in allen Jahreszeiten gleiche Kleidung. Alle ihre Leibesübungen und Spiele waren Arbeiten zur Stärkung des Körpers. Bald mußten sie nackend mit einander fechten oder ringen, bald au steile Oerter klettern, sich im Wersen Geschichtrfrcund I. 2te Auflage. 5

5. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 147

1869 - Langensalza : Beyer
147 die andern Theile der Erde seinem Scepter unterworfen haben, wenn nicht eine höhere Hand ihm plötzlich Einhalt gethan hätte. In Babylon, welches er zur Residenz seines unermeßlichen Reiches bestimmt hatte, ergriff ihn bei einem Nachtschmause ein hitziges Fieber. Bald war alle Hoffnung zur Genesung ver- schwunden. Als er das Herannahen des Todes fühlte, verlangte er noch- mals, am Anblicke seiner Getreuen, das müde, gebeugte Herz auf- zurichten. Er ließ seine Waffenrüstung anlegen und stand so, von zwei Freunden gestützt, vor seinen Kriegern, die ihres Schmerzes nicht Meister werden konnten. Thränen stürzten über die benarbten Gesichter, Viele warfen sich vor ihm nieder, umklammerten laut schluchzend seine Kniee; Andere küßten seine Hände, sein Gewand. Es war, als ob ein Vater von seinen Kindern scheide. Zurück- geführt auf sein Sterbelager, welches die Feldherren wehmllthig umstanden, wurde er noch gefragt: wen er zu feinem Nachfolger bestimme. Er antwortete: „Den Würdigsten!" reichte Jedem die Hand zum letzten Lebewohl, und verschied, kaum 33 Jahre alt, (323 v. Ehr.). Er ist nicht an Gift gestorben, noch weniger an den Folgen seiner Ausschweifungen, wie Viele behaupten wollen; sondern offenbar in Folge der Ungeheuern geistigen und körperlichen Anstrengungen, die dieser junge Held während der 13 Jahre seiner thatenreichen Laufbahn sich stets ohne alle Schonung anferlegt hatte. — Wie eine Heerde ohne Führer stand nach seinem Tode sein treues Heer da, untröstlich über den Verlust des großen Mannes. Seine Feldherren theilten sich nach manchen blutigen Kämpfen in seine Eroberungen, so daß viele kleine Reiche gebildet wurden.*) Wegen des heftigen Streites unter ihnen, soll Alexanders Leichnam 7 Tage lang uubestattet und unbeachtet liegen geblieben sein; erst nach Verlauf von zwei Jahren wurde derselbe in einem goldenen Sarge auf einem prachtvollen Wagen nach Aegypten geführt und in Alexandria bestattet. Alerander war klein von Person, doch von schlankem Wüchse und wohlgebildet. Sein großes Auge war lebhaft und voll Feuer, *) Ptolem aus bemächtigte sich Aegyptens; Seleucus Syriens, i>. h. des ganzen asiatischen Theiles; Antipater Macedoniens re. 10*

6. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 149

1869 - Langensalza : Beyer
149 Ihr i m tn e r z u mir kommt, wenn ich m e l n M ah l h a l t e." Sein Trinkgesäß war ein hölzerner Becher, den er in einem Ringe trug. Als er aber einmal einen Knaben aus der hohlen Hand trinken sah, warf er, in der Meinung, daß er ihn nicht noth- wendig habe, den Becher mit den Worten weg: „Von btefent Knaben kann ich Genügsamkeit lernen; denn ich habe immer- noch unuöthige Dinge bei mir." Von jetzt ab trank er, wie jener Knabe es that, aus der hohlen Hand. Einst — so wird erzählt — sei er am hellen Tage mit einer Laterne umhergegangen, und auf die Frage der Vorübergehenden: „Was suchst du denn, Dioge- nes?" soll er geantwortet haben: „Ich suche einen Menschen." In schon vorgerücktem Alter ward Diogenes auf einer Fahrt nach Aegina (Insel im saronischen Meerbusen) von Seeräubern ansgefangen und an einen reichen Bürger in Korinth (Xeniades geheißen) als Sclave verkauft. Hier erging es ihm nicht übel, denn der Käufer übertrug ihm die Erziehung seiner Kinder, die er so trefstich leitete, daß er sich seines Herrn volle Zufriedenheit erwarb. Obgleich die Athener ihn wieder loskaufen wollten, so blieb er doch freiwillig bei seinem Herrn, der ihm endlich die Freiheit schenkte. Auch in Korinth war er seinen frühern Grundsätzen, ent- haltsam zu fein und jede Bequemlichkeit aufzugeben, treu geblieben; denn hier war es, wo er nicht in einem Hause, sondern in einer Tonne seine Wohnung nahm. Der König von Macedonien, Alexander, welcher nach Korinth gezogen war, um sich hier zum Oberfeldherrn der Griechen gegen die Perser ernennen zu lassen, mochte schon Viel von diesem sonderbaren Manne gehört haben. Er hielt es daher der Mühe werth, den Diogenes kennen zu lernen und ging zu ihm hin. Als Diogenes, vor seiner Tonne liegend, um sich zu sonnen, den König mit seinem prächtigen Gefolge auf sich zu kommen sah, richtete er sich nur ein wenig auf. Alexander hatte umsonst gehofft, daß er ihm, dem Könige, entgegen kommen werde; aber Diogenes blieb ruhig in seiner Lage; denn er hielt die Ankunft eines Königs für gar nichts Besonderes. Jetzt trat Alexander ihm nahe, unterhielt sich lange mit ihm, und fand seine Antworten so treffend und geistreich, daß er ihn endlich ausforderte, sich eine Gnade von ihm zu erbitten. „Ich habe Nichts

7. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 151

1869 - Langensalza : Beyer
15t Einmal wurde die Frage au ihn gerichtet: „Um welche Zeit soll man speisen?" Er antwortete: „Der Reiche, wann er will; der Arme, wann er kann." — Mit solchen Witzreden geißelte Diogenes, der eben durch diese, sowie überhaupt durch seine sonderbare Lebensweise, berühmt geworden ist, die Thorheiten der Menschen. Er starb zu Korinth (324 v. Ehr.), von seinen Zöglingen sehr betrauert. 41. K l e a n t h e s. 264 v. Chr. Kleanthes, gebürtig aus Assus in Kleinasien, gehört zu denjenigen Männern, welche durch ihren Eifer, etwas Tüchtiges zu lernen, rühmlichst bekannt geworden sind. Er lebte in großer Armuth und das Lernen wurde ihm schwerer, als vielen Anderen; allein dadurch ließ er sich keineswegs abschrecken. Um Nahrung und Kleider zu haben, pflegte er in Athen für Andere zu arbeiten, die übrigen Stunden las er entweder in Büchern, oder hörte dem Unterrichte öffentlicher Lehrer zu. Als ein neuer, sehr berühmter Lehrer auftrat, so hätte er auch diesen gern gehört; aber es fehlte ihm nicht nur die Zeit dazu, sondern auch das Geld. Was that nun Kleanthes, um Beides zu ge- winnen? Er ging zu einem Gärtner, bot sich diesem als Arbeiter an und trug dann, nachdem er sich mit diesem über den Lohn ge- einiget hatte, jeden Abend, nach Sonnenuntergang, Wasser zum Gießeu herbei. Auch mahlte er für eine Frau — und das oft die halbe Nacht hindurch — Getraide auf einer Haudmühle. Was Kleanthes durch diese Arbeiten verdiente, war ausreichend für seinen Unterhalt; denn er begnügte sich mit sehr Wenigem, weßhalb er auch die Bezahlung für seinen Unterricht noch ermög- lichen konnte. So trieb er es einen ganzen Sommer lang, und dabei blieb er so gesund und kräftig, als die Leute nur immer waren, welche die ganze Nacht hindurch schliefen.

8. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 136

1869 - Langensalza : Beyer
136 loren, als er kaum sieben Jahre alt war. Als Knabe Härte er einst einen Redner und war ganz entzückt von dessen schöner Rede, so daß er den Entschluß faßte, auch einmal ein solcher Redner zu werden. Von der Zeit an nahm er an keinem Spiele mehr Theil, sondern alle Zeit verwandte er auf Lesen, Schreiben und Sprechen. Als er nun erwachsen war und eine schöne Rede ausgearbeitet hatte, hielt er diese vor dem versammelten Volke. Aber er wurde ausgepfisfen, und alle Mühe schien vergeblich gewesen zu sein. Betrübt schlich er nach Hause. Ein Freund aber ermunterte ihn zu einem zweiten Versuche. Diesmal arbeitete er viel sorg- fältiger und übte die Rede geläufiger ein. Aber ach! er wurde wieder ausgelacht; das Gesicht in seinen Mantel hüllend, ging er vernichtet nach Hause. Darauf besuchte ihn ein anderer Freund und machte ihn aufmerksam ans seine Fehler beim Reden. Demosthe- nes hatte aber als Redner drei Hauptfehler: Erstlich sprach er zu leise, weil er eine schwache Brust hatte; dann sprach er un- deutlich; denn einige Laute konnte er gar nicht hervorbringen, z. B. das R.; endlich hatte er die üble Gewohnheit, daß er mit der Achsel zuckte, so oft er einen Satz ausgesprochen hatte. Wie sollte er aber solchen Fehlern abhelfen? Demosthenes verzweifelte nicht. Was der Mensch will, das kann er. — Um seine Brust zu stärken, ging er täglich die steil- sten Berge hinan; oder er trat an das User des Meeres, wo die Wogen ein großes Gebrause machten, und suchte mit seiner Stimme das Getöse zu übertönen. Um das R und einige andere Laute heranszubringen und der Zunge die rechte Lage zu geben, legte er kleine Steine unter die Zunge und so sprach er. Das häßliche Achselzucken sich abzugewöhnen, häugte er ein Schwert über der zuckenden Achsel auf, welches ihn jedesmal ver- wundete, wenn er in die Höhe fuhr. Dann ließ er sich die Haare kurz abscheeren, damit er eine Zeitlang gar nicht ansgehen durfte, sondern alle Zeit auf seine Kunst verwenden mußte. Nach solchen Vorbereitungen trat er endlich wieder auf und hielt eine so schöne Rede, daß das griechische Volk ganz entzückt war und seinen Ohren nicht trauen wollte. Demosthenes wurde nun mit Lob und Beifallsbezeigungen überschüttet, und dadurch aufgemuntert, fuhr er

9. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 140

1869 - Langensalza : Beyer
140 Gardius, des Erbauers von Gordium, mit dem Schwerte durch- hieb.*) Seiu glänzender Siegeszug sollte aber, wenn auch nur auf kurze Zeit, durch eine Krankheit gehemmt werden. Im Südosten von Kleinasien lag die Stadt Tarsus (in Cilicien), deren er sich bemächtigt hatte. Hier fließt der Chdnus, ein Fluß, der ein ausnehmend schönes und klares, aber auch eben so kaltes Wasser hat. Ganz mit Staub und Schweiß bedeckt, war Alexander in Tarsus angekommen. In der Hitze des Sommers fühlte er bei dem Anblicke dieses frischen einladenden Wassers eine unwiderstehliche Lust zum Baden, entkleidete sich und sprang schnell in den Fluß. Kaum war er aber einige Minuten darin, so fühlte er sich von einer so eisigen Kälte dnrchschauert, daß er glaubte sterben zu müssen. Ganz erstarrt zog man ihn wieder heraus und führte ihn in sein Zelt, wo Alles in der größten Bestürzung sich um ihn versammelte. Ein heftiges Fieber hatte ihn ergriffen und bewußtlos gemacht. Nach und nach zu sich ge- kommen, erkannte er seine Umgebung wieder, doch auch die gefähr- liche Lage, in welcher er sich wegen der Nähe des Darius befand, der mit einem zahlreichen Heere gegen ihn anrückte. Schnelle Hilfe war jetzt nöthig, und darum verlangte er von den Aerzten, die ihn ansgegeben hatten, entscheidende Mittel. Die Aerzte aber fürchteten bei einem schlimmen Ausgange der Sache um so mehr zur Verantwortung gezogen zu werden, als Darins einen Preis von 1000 Talenten auf Alexanders Kopf ge- setzt hatte; darum getrauten sie sich nicht, ihm Etwas zu geben. Endlich entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein ge- fährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Er bat nur um einige Tage Aufschub zur Bereitung eines Trankes. Während dieser Zeit erhielt Alexander von seinem Feldherrn Parmenio aus Sardes einen Brief, worin dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so traue dem Phi- lippus nicht, denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!" Doch das Zutrauen zu einem Arzte, dessen Treue und An- hänglichkeit er von seiner Kindheit an erprobt hatte, war auch jetzt *) Das Orakel hatte nämlich dem, der diesen Knoten losen wurde, die Herrschaft über Asien verheißen.

10. Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen - S. 141

1869 - Langensalza : Beyer
141 noch bei und zerstreute jeglichen Zweifel au Philipp's Redlichkeit. Alexander legte den Brief zusammen und steckte ihn einstweilen unter sein Kopfkissen, ohne ihn Jemanden mitzntheilen. Ruhig trat der Arzt mit dem von ihm bereiteten Mittel ein. Alexander, mit der einen Hand die Schale an den Mund setzend, überreichte ihm mit der andern den Brief und trank zu gleicher Zeit, ohne zu zaudern, die Arznei aus. Philipp las den Brief unterdessen mit einer Miene, die mehr Unwillen als Bestürzung nusdrückte, warf ihn heftig zu Boden und versicherte mit fester Stimme, daß der Erfolg ihn rechtfertigen werde; nur darum bitte er, daß er sich aller trüben Gedanken entschlagen und die Arznei ruhig wirken lassen möge. Alexander suchte den treuen Arzt selbst zu beruhigen, indem er anführte, daß er ihm keinen größeren Be- weis seines Vertrauens habe geben können, als daß er den Brief unbeachtet gelassen und die Arznei getrunken habe. Wirklich wurde Alexanders Vertrauen durch eine schnelle Genesung belohnt; denn schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze feines jubelnden Heeres. — Unterdessen war Darins Codomannus *) mit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bei Issus, einem Städtchen an der Grenze Ciliciens, trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Ueberzahl erfocht Alexander einen (den zweiten) Sieg, welcher 100,000 Persern das Leben kostete (333 v. Ehr.). Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhnlten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Gemahlin, zwei Töchter und ein Sohn, auch das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, sielen den Siegern in die Hände. Edel und zartfühlend benahm sich jedoch Alexander gegen die gefangene Familie, die in lautes Wehklagen ausbrach, weil sie durch ein falsches Gerücht erfahren hatte, Darius sei erschlagen. Des andern Morgens ging er daher selbst zu den hohen Gefangenen, um sie mit der Versicherung zu trösten, daß Darius noch lebe. Er trat mit Hephäst ion, dem Geliebtesten *) Diesen Beinamen führte er zur Unterscheidung von seinem Vor- gänger Darius Histaspis.
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