104
§ 46. Die Apenninenhalbinsel oder Italien.
alter war Venedig eine überaus mächtige und durch Handel reiche
Republik, die in Italien, Dalmatien und Griechenland ansehnliches
Besitztum hatte. Prächtige Bauten, darunter die Markuskirche und
der Dogenpalast. Alte Universitätsstadt Padua; das stark befestigte
Verona.
2. In Mittelitalien:
a) Toscana mit Florenz, 205000 Einw., und der Seestadt
Livorno, 98000 Einw. — Zu Toskana gehört auch die Insel Elba
mit Eisensteingruben und Thunfischfang, einst einige Monate das Fürsten-
tum des gestürzten Kaisers Napoleon I.
d) Latium oder Provinz Rom, einen Teil des früheren Kirchen-
staates umfassend; denn der Papst war früher nicht nur, wie noch jetzt,
das sichtbare Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, sondern zugleich
als Beherrscher des Kirchenstaates weltlicher Fürst. Jetzt indessen um-
faßt sein weltliches Herrschaftsgebiet nur noch in Rom den vatikanischen
Palast, die Kirche St. Johann im Lateran und in den Albaner Bergen
ein Lustschloß.
Rom (465009 Einw.), in mancher Beziehung die merkwürdigste
Stadt der Welt, seit 1870 Hauptstadt des Königreichs Italien, liegt
zum größten Teile auf dem linken Ufer des Tiber, zum kleineren auf
dem rechten. In diesem kleineren Teile steht die Peterskirche, die
größte auf Erden, der Vatikan, des Papstes Palast, und die Engels-
bürg, früher Roms Zitadelle. In dem Teile auf dem linken Ufer
liegt der Quirinal, die Residenz des Königs. Die zahlreichen Über-
reste des Altertums, herrliche Werke der neuen Kunst, großartige
Feierlichkeiten an bestimmten kirchlichen Festtagen ziehen immer eine
große Menge von Fremden nach Rom. — Tivoli, in der Nähe von
Rom, mit den Kaskaden des Teverone in den Sabiner Bergen.
3. In Unteritalien:
a) Kampanien. Die schönste Gegend darin ist die am Golf
von Neapel. Hier, in wundervoller Lage, Neapel, die volkreichste
Stadt von ganz Italien, 565 000 Einw. Vor dem Golf von Neapel
liegen die lieblichen Inseln Jschia (iskia) und Capri mit der Blauen
Grotte.
d) Apulien, die Küste des Adriatischen Meeres, f. vom Monte
Gargano. Am wichtigsten der Hafenort Brindisi, wo sich an die
hierher führenden Eisenbahnen die überseeischen Schiffahrtslinien nach
dem Orient anschließen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Dalmatien Griechenland Padua Verona Mittelitalien Florenz Toskana Elba Latium Rom Rom Rom Italien Peterskirche Vatikan Rom Rom Unteritalien Kampanien Neapel Neapel Italien Neapel Capri Apulien Adriatischen_Meeres Brindisi
95
Sigmund. Joh. Huß.
^ 3) Sigmund 1410 — 1437.
Seme nächste Sorge war das schon seit 40 Jahren in der
Kirche eingetretene Schisma zu heben. Nachdem nämlich die Päpste
70 I. in Avignon residirt hatten, wurde (seit 1378) während bei-
nahe 40 I. sowohl von den Römern als von den französischen Car-
dinälen zu Avignon ein Papst aufgestellt, und eine Kirchenversamm-
lung zu Pisa (1409) hatte das Uebel nicht gehoben; denn da sie die
beiden Päpste Gregor Xii. und Benedict Xiii. absetzte und Jo-
hann Xxiii. als allein rechtmäßigen Papst wählte, jene beiden aber
nicht resignirten, so hatte die Kirche nun gar drei Päpste.
Deshalb wurde vom Kaiser und vom Papste Johann Xxiii.
ein allgemeines Concilium nach Costnitz berufen 1414. Papst
Johann dankte ab unter der Bedingung, daß die beiden andern
Päpste gleichfalls entsagten, vielleicht in der Hoffnung, nach Erle-
digung des päpstlichen Stuhles wegen seiner Willfährigkeit wieder
erwählt zu werden; allein bald bereute er die Abdankung und floh
aus Constanz nach Schaffhausen in der Absicht dadurch das Conci-
lium aufzulösen. Dieses aber sprach die Superiorität einer allge-
meinen Kirchenversammlung über den Papst aus und setzte Jo-
hann Xxiii. ab. Gregor Xu. dankte nun freiwillig ab, und der
Kaiser unternahm selbst eine Reise zu Benedict Xiii. nach Perpignan,
um denselben ebenfalls zur Abdankung zu bewegen, doch dieser blieb
bei der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch
die Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma fac-
tisch aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen,
um die Einheit der Kirche herzustellen. Nachdem auch dessen Ab-
setzung durch das Concilium ausgesprochen worden, folgte Martin V.
— Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh-
ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er-
klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz
aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh-
men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch,
der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen
vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die
Ablaßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßpre-
diger verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann
über Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das
Concilium geladen, und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Xii Gregor Benedict_Xiii Johann_Xxiii Johann Johann Johann Gregor_Xu Gregor Benedict_Xiii Martin_V.
— Johann Johann_Wycliff Johann Hieronymus_Faulfisch Johann_Xxiii Johann
19
Reich der Longobarden.
ihrem Könige Alboin mit Hülfe der eben an der untern Donau er-
scheinenden Avaren das Reich der Gepiden, die sich nun unter den
benachbarten Völkern verlieren. Alboin überließ den Avaren ganz
Pannonien, zog (angeblich auf des abgesetzten Narses Einladung)
mit seinen Longobarden, 20,000 Sachsen und einigen slavischen
Horden, nach dern ihnen (ans dem Kriege gegen die Ostgothen)
schon bekannten Italien und eroberte dieses Land bis zur Tiber mit
Ausnahme der genuesischen und venetianischen Seeküste. Nur Pavia
ergab sich erst nach dreijähriger Belagerung und ward dann Haupt-
stadt des Reiches.
Alboin's Nachfolger dehnten die Herrschaft der Longobarden
über fast ganz Italien ans, so daß den Byzantinern nur noch das
Gebiet -von Jstria, der Inselstaat Venedig, die Herzogthümer Rom
und Neapel und das südliche Calabrien *) blieben. Als der König
Aistnlf die Oberhoheit über Rom und dessen Gebiet in Anspruch
nahm, rief der Papst (Stephan Ii.) den König der Franken, Pipin
den Kleinen, zu Hülfe. Dieser zwang durch einen zweimaligen Feld-
zug nach Italien den König Aistnlf, die besetzten Theile der römischen
Landschaft zu räumen und Ravenna nebst der Umgegend an den
Papst abzutreten. Eine neue Einmischung der Franken in die Strei-
tigkeiten zwischen dem Papste und dem Könige Desiderius führte 774
die Einverleibung des longobardischen Reiches in das fränkische durch
Karl den Gr. herbei, s. §. 16.
S- 9.
Das Reich der Vandalen in Afrika 429—534.
Die Vandalen und andere Barbaren waren 429 unter Anfüh-
rung ihres Königes Geiserich aus Spanien nach Afrika gekommen,
um die Empörung des römischen Statlhalterö Bonifacins gegen den
römischen Hof zu unterstützen, welche die Ränke des Aetius veran-
laßt hatten; aber da Bonifacins hch bereits mit der Kaiserin Mut-
ter und Regentin (Placidia) ausgesöhnt hatte, so begannen die Van-
dalen gegen alle Römer einen verheerenden Krieg, Bonifacins floh
nach zweimaliger Niederlage nach Italien, und der weströmische Kai-
ser behielt von Afrika nur die beiden Manritanien und den westlichen
Theil von Numidien.
„ i) S. das 4. Blatt in v. Spruner's Atlas nebst der Erläuterung dazu.
2«
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Extrahierte Personennamen: Stephan_Ii Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Donau Pannonien Sachsen Italien Pavia Italien Venedig Rom Neapel Rom Italien Ravenna Afrika Spanien Afrika Statlhalterö_Bonifacins Bonifacins Italien Afrika Numidien
35
Karl der Große. Eroberung des Longobardenreiches.
Durch diese Pipinsche Schenkung ward der Grund gelegt zur welt-
licheu Macht des Papstes.
Vor dem zweiten italienischen Feldzuge verlegte Pipin das bis-
herige Märzfeld (die Heerschau des zu einem Feldzuge aufgebotenen
Volkes) auf den Anfang des Mai, damit das Volk nicht etwa wie-
der auseinander gehe, bevor der Feldzug beginnen konnte. Bei sei-
nem Tode theilte er mit Bewilligung der Vornehmsten sein Reich in
ein nördliches für Karl und in ein südliches für Karlmann..
2) Karl der Große 768 — 814,
geboren iji ganz ungewiß), regierte während der drei Vh
' ersten Jahre mit seinem Bruder Karlmann, ließ sich aber nach dessen
plötzlichem Tode 771. auch von den Vasallen des südlichen Reiches /
huldigen, indem seine beiden Neffen als nicht wehrhaft, auch als zur
Nachfolge unfähig betrachtet wurden. Diese flohen mit ihrer Mutter
an den longobardischen Hof.
Karl's Kriege.
a) Eroberung des Lonaobardenreicbes 778 — 774.
Karl'cha.t», dem Wunsche seiner Mutter (Bertha) nachgebend, eine
Tochter des Longobarden-Königes Desiderius gcheirathet, diese aber
(da sie kinderlos blieb) bald ihrem Vater zurückgeschickt und sich mit
Hildegarde, der Tochter des Herzogs von Schwaben, vermählt.
Daher ergriff Desiderius die Partei der Söhne Karlmann's, und
als der Papst (Hadrian I.) sich weigerte, diese zu Königen zu krö-
nen, bedrohte er Rom. Da erschien Karl als Patricius von Rom
(welchen Titel er mit den Rechten von seinem Vater geerbt hatte)
zur Beschützung der Kirche mit einem Heere in Italien, belagerte
den Desiderius in Pavia, nahm ihn gefangen und ließ sich selbst als
König der Longobarden (oder von Italien) huldigen 77^.,
Die longobardische Verfassung ward Anfangs beibehalten und also nur die
Dynastie gewechselt; aber eine Verschwörung mehrerer longobardischer Herzoge, mn
den Sohn des Desiderius (Mmis) auf den Thron zu erheben, veranlaßte Karl
den Gr., nachdem er dieselbe auf einem zweiten Zuge nach Italien l776)vvereitelt
hatte, zur Auflösung der alten Verfassung und zur Einführung der fränkischen In-
stitute auch in das ihm unterworfene Italien.
b) Kriege gegen die Sachsen 772 — 804. Man unter-,
schied die Sachsen in: Westphalen, Engern, Ostphalen und Nord-
albingier (jenseits der Elbe bis zur Eider, im Stammlande der
Sachsen). Schon seit den frühesten Zeiten erscheinen die sächsischen
und fränkischen Stämme feindselig gegen einander, und die Mero-
3 *
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karlmann Karl_der_Große Karl Karlmann Bertha) Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Rom Rom Italien Pavia Italien Italien Italien Sachsen Sachsen Sachsen Mero-
38 Kriege mit normannischen u. slavischen Völkern. Karl röm. Kaiser.
Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl, wovon noch Spuren vor-
handen sein sollen.
e) Kriege mit normannischen und slavischen Völkern
zur Sicherung der nördlichen und östlichen Grenze des Reiches.
Durch die Ausdehnung des fränkischen Reiches bis an die Grenze
der Slaven und Normannen gerieth Karl der Gr. auch mit ein-
zelnen Stämmen dieser beiden Hanptvölker des Ostens und Nordens
in Fehde. Die normannische Völkerwelt behauptete ihre Unab-
hängigkeit und blieb in ihrer drohenden Stellung an der Nordgrenze
des fränkischen Reiches. Dagegen kam ein nicht unbedeutender Theil
der Slaven an der ganzen Ostgrenze entlang, von der Halbinsel
Jütland am baltischen Meere bis zur Halbinsel Istrien am adriati-
schen Meere, in größere oder geringere Abhängigkeit von der frän-
kischen Herrschaft.
Wiederherstellung des weströmischen Kaiserthums
800. Als Papst Leo der Iii. von einer republikanischen Partei in
Rom bei einem feierlichen Aufzuge schimpflich mißhandelt worden
war, begab er sich auf den Reichstag zu Paderborn und veranlaßt
Karl, die Schuldigen zu bestrafen und selbst nach Rom zu kommen.
Nachdem dieser durch Wiederherstellung der Ruhe die (vom griech.
Kaiser, längst vernachlässigte Pflicht) eines Schirmvogtes der Kirche
ausgeübt hatte, erhielt er am Weihnachtsfeste 800 von dem Papste
auch Titel und Krone des römischen Kaisers. Seitdem erschien
er nicht mehr blos in seinem Frankenreiche, sondern in der ganzen
katholischen Christenheit als oberster weltlicher Machthaber.
Karl's Staatsverwaltung.
Diejenigen Völker, welche noch keine geschriebenen Gesetze hatten,
erhielten nun solche auch, und die schon früher abgefaßten Gesetze
wurden durch Zesthe ergänzt.
Die Verwaltung des Reiches beruhte ganz auf der Ein-
theilung in Gaue; in jedem Gau hatte ein vom König ernann-
ter Graf die gesammte Civil- und Militärverwaltung, wozu nament-
lich Rechtspflege und Heerbann gehörten. Nur an den bedrohten
Grenzen sah sich Karl genöthigt, .einem einzelnen Beamten größere
Macht anzuvertrauen und mehrere Grafschaften zu einer sog. Mark
zu vereinigen, die ein Markgraf verwaltete. Um fortwährend eine
genaue Kenntniß von dem Zustande der einzelnen Provinzen zu er-
halten und um Einheit und Ordnung in die Reichsverwaltung zu
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Extrahierte Personennamen: Karl_röm Karl Karl Leo_der_Iii Leo Karl Karl Karl Karl
Die röm. Kaiserkrone mit der deutschen wieder vereinigt.
47
Flucht, nannte sich König der Franken und Langobarden und hei-
rathete die Adelheid, um sich durch ihre Hand ein gewisies Erbrecht
auf die Lombardei zu erwerben. Doch erhielt Berengar (im nächsten
^.Jahre, auf einem Reichstage zu Augsburg) dieses Land als deutsches
'Lehen zurück. '
3) Heber welche 9.5fc. zahlreicher als je (gegen
100,000 M. stark) in Bäldrn zuidmuignuien eingefallen waren, ^
erfocht Otto auf dem Leckselor eim so ei^scheideuden Sieg, daß yjj
sie nicht wieder wagten in Deutschland zu erscheinen. Noch in dem-
selben Jahre geschah auch der letzte entscheidende Schlag gegen die
Slaven, deren Hauptstämme von der Elbe bis zur Oder sich
gegen, den mit den Ungarn beschäftigten Otto verbunden hatten.
fast aller Bischöfe und Grafen Italiens so wie des Papstes über
Berengar's Tyrannei gegen alle seine Widersacher- veranlaßteu Otto
zu einem zweiten Zuge nach Italien, wo Berengar mit seinem ge-
ringen Anhänge keine Schlacht wagte, sondern sich nur in einigen
festen Burgen behauptete. Inzwischen erhielt Otto jj&L zu Rom
die Kaiserkrone und erneuerte so zum zweitenmale die abend-
/ ländische Kaiserwürde, welche nun bis zur Auflösung des
deutschen Reiches (1806) bei den deutschen Königen blieb. Die
Unterwerfung Berengar's gelang erst 964; er starb bald darauf im
Gefängnisie zu Bamberg.
5) Auf einem dritten Zuge nach Italien (966—972), den
er zunächst zur Wiedereinsetzung des aus Rom vertriebeuen Papstes
(Johaun^Xiii.) unternommen hatte, ließ Otto seinen bereits als
Kömg gekrönten Sohn Otto vom Papste zum Kaiser krönen, um
auch diese Würde eines Oberherrn über die westliche Christenheit in
seiner Familie zu erhalten, und suchte eine Verbindung mit dem
griechischen Kaiser, um gemeinschaftlich mit ihm die Sarazenen auf
Sicilien, als die letzten und mächtigsten Gegner des Christenthums,
zu überwinden. Allein seine Absichten auf Unteritalien entzweiten
ihn mit dem Kaiser Nicephorus, und erst nach dessen Ermordung
und einem zweijährigen Kriege in Apulien und Calabrien kam die
gewünschte Vermählung des jungen Kaisers Otto (Ii.) mit der ihm
ebenbürtigen griechischen Prinzessin Theophano (Tochter Romanus Ii.)
Später mußte auch noch der^ Herzog von Polen. (Miecmlaw) die ;
deutsche Oberhoheit anerkennen.
4) Otto's Römerzng (956 — 961).
)te vielfachen Klagen
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Extrahierte Personennamen: Berengar Otto Otto Otto Berengar Otto Otto Otto Nicephorus Otto
Extrahierte Ortsnamen: Bäldrn Deutschland Ungarn Italiens Italien Rom Bamberg Italien Rom Johaun^Xiii Sicilien Unteritalien Apulien Polen
Die Visconti und Sforza.
101
nischen Herrschaft. Der Freistaat erweiterte sein Gebiet durch Er-
oberungen in Dalmatien und erhob sich durch seinen rasch aufblühen-
deu Handel mit den beiden anstoßenden mächtigsten Reichen Europa's
zu einer der bedeutendsten Mächte Italiens, stieg aber erst durch die
Kreuzzüge und die Einnahme der meisten Inseln und Seeküsten des
byzantinischen Reiches H zu der ersten Handels- und Seemacht em-
por. Den höchsten Grad ihrer Blüte erreichte die Republik in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, indem sie durch eintzn Vertrag
mit dem Sultan von Aegypten zum Monopol des Handels nach
Indien über Aegypten gelangte und zugleich theils durch Verträge,
tbeils durch Kriege ihr Gebiet in Oberitalien (über den ganzen
Osteir der Lombardei) und Dalmatien erweiterte und die Inseln
Corfu (schon 1387) und Cypern (1489) erwarb. Allein durch das
Vordringen der Osmaueu in Europa verlor sie den größten Theil
ihrer griechischen Besitzungen, und die Entdeckung eines neuen Han-
delsweges nach Ostindien führte den gänzlichen Verfall ihrer Macht
herbei.
Seit 1172 war eine wesentliche Veränderung in der Verfassung eingetreten
durch die Einsetzung eines großen Nathes von 450 — 480 Mitgliedern. Dieser
bemächtigte sich der Besetzung fast aller Aemter und setzte dem Dogen einen Aus-
schuß, den kleinen Rath (Ia signoria), zur Seite, ohne dessen Zuziehung er keine
Staatsangelegenheiten entscheiden durfte. Durck die sogenannte Schließung des
großen Rathes wurde der Eintritt in denselben auf die damaligen Mitglieder
und deren Familien beschränkt, und so entstand eine erbliche Aristokratie. Unter
den mehrfachen Verschwörungen zum Umsturz dieser Verfassung ist am merkwürdig-
sten die, welche der 80jährige Doge Marino Falieri selbst veranlaßte und mit dem
Leben büßte (1355).
2. Ju Mailand ernannte Kaiser Heinrich Vii. den Matteo
Visconti zum kaiserlichen Statthalter (Vicar). Dieser begründete
durch Uitterwerfung benachbarter Städte die Macht seines Hauses,
welches unter Johann Galeazzo Visconti vom Kaiser Wenzel die
Herzogswürde von Mailand kaufte (1395). Nach dem Ausster-
den des Viscontischen Maunsstammes (1447) gelangte der von den
Mailändern in Sold genommene Condottiere Franz Sforza zur
Herrschaft, welcher (auch Genua eroberte und) die Regierung auf
»seine Nachkommen vererbte.
3. Die Republik Genua erlangte durch die Wiederherstellung
des griechischen,Kaiserthums außer einigen Seeplätzen große Haudels-
*) S. das 7. Blatt in v. Spruncr's historisch-geographischem Handatlas.
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Extrahierte Personennamen: Sforza Marino_Falieri Heinrich_Vii Heinrich Matteo
Visconti Johann_Galeazzo Johann Wenzel Franz_Sforza Franz
102 Die Mediceer. Der Kirchenstaat.
vortheile, und durch die Beendigung eines 200jährigen Kampfes mit
den Pisanern den größten Theil von Sardinien und Corsika, wurde
aber durch einen langwierigen Handelskrieg mit Venedig und noch
mehr durch die beständigen inneren Faktionen so geschwächt, daß sie
sich bald mailändischer, bald französischer Herrschaft unterwerfen
mußte.
B. In Mittelitalien:
1. In Florenz kam die Negierung nach einem langen Kampfe
des Volkes mit dem Adel an die höheren Zünfte, an deren Spitze
sich im 15. Jahrhundert das durch Reichthum und Zuneigung des
Volkes mächtige Banquierhaus Medici erhob. Johann von
Medici begründete diesen Glanz seines Hauses sowohl durch wieder-
holte Bekleidung höherer Staatsämter, als insbesondere dadurch,
daß er als Protektor des Volkes auftrat und die Vermittelung
zwischen diesem und den höheren Zünften übernahm. Sein Sohn
Cosimo (1429—64) zeichnete sich ebenso durch Weisheit in der
Lenkung der Staatsgeschäfte, als durch die freigebigste Beförderung
der Künste und Wissenschaften aus, indem er auf das Eifrigste be-
müht war, jeden Ueberrest des Alterthums dem Untergange zu ent-
reißen, und durch Sammlung und Aufstellung öffentlicher Biblio-
theken die Gelehrten eben so unterstützte und beschäftigte, wie die
Künstler durch die zahlreichen Werke der Baukunst, Bildnerei und
Malerei, mit denen er nicht allein Florenz und Tuscien, sondern auch
Umbrien und Venedig, ja sogar Jerusalem ausschmücken ließ. Er
wurde zwar durch die Ränke einer auf seine Macht eifersüch-
tigen Gegenpartei aus der Stadt vertrieben, aber nur, um nach
Verlauf eines Jahres (1434) im größten Triumph als Retter und
Vater des Vaterlandes zurückzukehren. Sein Enkel Lorenzo(1469
—92) übertraf noch seinen Großvater Cosimo an Einfluß auf alle
Parteien Italiens, und, selbst Dichter, erhob er durch die freigebigste
Beschützung von Kunst und Wissenschaft Florenz zu einem „zweiten
Athen".
2. Der Kirchenstaat. Die Pipinsche Schenkung (f- §. 16),
welche den Grund zur weltlichen Macht des Papstes gelegt hatte,
war von Karl dem Großen (durch Ländereien in Tuscien), von
Heinrich Iii. (durch Benevent nebst dessen Gebiet) und von der
Markgräfin Mathilde von Toskana ansehnlich vermehrt worden.
Dazu kam Avignon durch Kauf (1348), nachdem schon Venaiffon
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Extrahierte Personennamen: Medici Johann_von
Medici Johann Karl_dem_Großen Karl Heinrich_Iii Heinrich Mathilde_von_Toskana
Der Kreuzzug Frledrich's Ii. Der sechste Kreuzzug. 65
kamen zum Theil durch Schiffbruch um, die übrigen wurden von Betrügern als
Sklaven (nach Alexandria) verkauft; von 20,000 deutschen Knaben kehrte ein großer
Theil bald um, die übrigen kamen auf der Reise durch Italien aus Mangel um oder
fanden doch keine Mittel zur Weiterreise.
Kaiser Friedrich Ii., der schon bei seiner Thronbesteigung und
nochmals bei seiner Kaiserkrönung einen Kreuzzug versprochen hatte,
wurde vom Papste (Honorius Iii.) wiederholt und dringend aufge-
fordert, denselben anzutreten. Allein die Anordnung der inneren
Angelegenheiten Deutschlands und Italiens nöthigten den Kaiser,
sich vom Papste die Frist dreimal verlängern zu lasten; zuletzt gab
er zu, daß er, wenn er den Kreuzzug nicht in zwei Jahren autrete,
dadurch ohne Weiteres in den Bann verfalle. Kaum hatte er ihn
angetreten, so kehrte er wegen Krankheit zurück. Der Papst
(Gregor Ix.) hielt die Krankheit für Verstellung und sprach den
Bann über den Kaiser aus. Dieser ging nun (1228) wirklich nach
Palästina und landete in Accon. In einem Vertrage mit dem
Sultan Kamel von Aegypten erhieltl^r Jerusalem, wo er sich selbst
krönte, und Nazareth nebst dem zwischen diesen Städten und der
Küste gelegenen Lande (so wie die Stadt Sidon).
Der sechste Kreuzzug 1248.
Eine Verletzung des Waffenstillstandes durch einige Pilger führte
abermals denwzerlust Jerusalems herbei (1239). Um diese Zeit
gelobte der französische König Ludwig Ix. oder der Heilige in
einer schweren Krankheit einen- Kreuzzug, und als seine Genesung er-
folgt war, segelte er nach Aegypten, ohne welches die Behauptung
des heiligen Landes unmöglich schien. Er nahnl Damiette ein, wurde
aber auf dem weitern Zuge gegen Cairo geschlagen und auf dem
Rückwege nach Damiette mit einem großen Theile seines Heeres und
seinen Brüdern gefangen. Du^ seine Standhaftigkeit stimmte er
die Bedingungen der Befreiung auf die Räunmng Damiette's und
die Zahlung von 800,000 Byzantinern herab. Noch bis 1253 ver-
weilte er in Accon und ließ die Seeplätze Palästiua's befestigen.
Aber die Nachricht von dem Tode seiner Mutter (Bianca), welche
während seiner Abwesenheit die Negierung geführt hatte, und die
Besorgniß, daß die Jugend seines unmündigen Sohnes dem Reiche
innere und äußere Gefahren veranlasten könnte, nöthigten ihn zur
Heimkehr.
Pütz, Seozr. u. Sesch. f. ralttl Jtt. 1l Abth. 8. Slufl.
5
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Honorius_Iii Honorius Gregor_Ix. Gregor_Ix. Ludwig_Ix Ludwig
70
Friedrich Barbarossa.
in Sicherheit fortschaffen zu dürfen, was eine Jede auf ihren Schul-
tern tragen könne. Daher sah man die Frauen und Mädchen, ihre
männlichen Mitbürger auf den Rücken, aus der Stadt ziehen, und
der König freute sich der List. Der Krieg endete mit einem Ver-
trage, wonach Heinrich der Löwe Sachsen zurück erhielt, dagegen
auf Baicrn verzichtete. Seinen Kreuzzug s. S. 62.
Mit Uebergehung seines minderjährigen Sohnes (Friedrich) empfahl er seinen
Neffen, den Herzog Friedrich von Schwaben, den Ständen zu seinem Nachfolger,
und da dieser sich schon bei dem zweiten Kreuzzuge ausgezeichnet hatte und zugleich
durch seine Abstammung beide Parteien versöhnen zu können schien, so wurde er fast
einstimmig gewählt.
2. Friedrich I. Barbarossa 1152 — 1190.
Seiu Hauptstreben war, das unter seinen Vorgängern gesunkene
kaiserliche Ansehen, namentlich die in Italien geschmälerten kaiserlichen
Rechte, wieder herzustellen; daher unternahm er 6 Züge nach Italien,
wo er den dritten Theil seiner Regierungszeit (13 I.) zubrachte.
Erster Zug nach Italien (1154). Die lombardischen
Städte hatten sich seit Heinrich Iv. der Gerichtsbarkeit der kaiserli-
chen Statthalter entzogen und sich ihre Consulen selbst gewählt;
kleinere Städte (Como, Lodi) wurden von den Mailändern hart be-
drückt und wandten sich deshalb an Friedrich, welcher ein Abmah-
nungsschreiben an die Mailänder erließ, das von diesen mit Füßen
getreten wurde. Beim ersten Erscheinen in Italien war Friedrich
zum Kampf mit Mailand noch nicht hinlänglich gerüstet, ließ sich
aber in den übrigen Städten, welche er berührte, huldigen und empfing
in Pavia die italienische Krone. Der Papst (Hadrian Iv.) rief ihn
gegen die Römer zu Hülfe, so wie gegen Arnold von Brescia,
welcher schon unter Konrad Iii. gegen die weltliche Macht und die
Reichthümer der Geistlichkeit gepredigt und die Römer aufgefordert
hatte, sich von der Herrschaft des Papstes zu befreien und die alte
Republik wieder herzustellen. Dieser wurde dem Kaiser ausgeliefert
und starb auf dem Scheiterhaufen. Darauf empfing Friedrich" die
Kaiserkrone, wurde aber durch Krankheiten, Mangel und Ablauf der
Dienstzeit zur Rückkehr nach Deutschland genöthigt.
Er gab Heinrich dem Löwen, welcher ihn auf diesem Zuge be-
gleitet hatte, auch Baiern zurück, trennte jedoch davon die beiden
Marken ob und unter der Ens und erhob dieselben zum unmittelba-
ren, auch in weiblicher Linie erblichen Herzogthume (Oesterreich).
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
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