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Vierte Periode.
Vom Regierungsantritte Rudolfs von Habsburg bis zur Reformation, 1273—1517»
Erster Abschnitt.
Kaiser ans Verschiedenen fgcmsertt, 1273—1847*
In dem Streben der Fürsten und Kaiser tritt in der nächsten Zeit folgender Unterschied hervor: a) Die Fürsten suchten, um persönliche Vorteile zu erwerben, das Kaisertum möglichst machtlos zu erhalten und wählten darum Kaiser mit geringer Hausmacht. Namentlich erlangen die Kurfürsten durch kluge Benutzung des Wahlrechtes eine bedeutende Stellung, lassen sich bei einer neuen Wahl in den Wahlkapitulationen besondere Vorteile zugestehen und geben zu den wichtigen Reichshandlungen ihre Beistimmung durch die sogenannten Willebriefe, b) Die Kaiser hingegen streben, um den Fürsten gewachsen zu sein, nach Vergrößerung ihrer Hausmacht.
I. Hludolf von Kaösöurg, 1273—1291. Er war ein mäßig bemittelter schweizerischer Graf, als ihn die Wahl traf, die vorzüglich der Erzbischof Werner von Mainz und der Burggras Friedrich Iii. von Nürnberg (ein Hohenzoller) betrieben hatten. Tapfer, praktisch, volkstümlich, wurde er der Ordner des Reiches nach der Anarchie.
1. Krieg gegen Ottokar von Böhmen. Ottokar, König von Böhmen, hatte in der unruhevollen Zeit Friedrichs Ii. Österreich, das durch das Aussterben der Babenberger (1246) erledigt war, und später auch Steiermark, Kärnthen und Kram erworben. Sein Erb land Böhmen hatte er zu hoher Blüte erhoben; auch an einem Kreuzzuge gegen die Preußen hatte er teilgenommen. Ottokar weigerte sich aber, Rudolf als König anzuerkennen, und als er der wiederholten Vorladung, wegen Usurpation von Reichsgut sich zu rechtfertigen, keine Folge leistete, ward er in die Acht erklärt. Er unterwarf sich, empörte sich aber von neuem und wurde 1278 in einer Schlacht auf dem Marchfelde besiegt, wo er auch fernen Tod fand.
Geschichte Österreichs. Die von Karl dem Großen gegen die Avaren gegründete Ostmark war von den Hunnen zerstört, nach deren Niederlage auf dem Lechfelde aber wieder hergestellt worden. Im Jahre 982 wurde sie Leopold aus dem Geschlechte der Babenberger übertragen. Friedrich Barbarossa vereinigte mit der Markgrafschaft Österreich das Land ob der Enns f und erhob sie zu einem Herzogtums, in dem auch die weibliche Erbfolge galt. Auch Steiermark fiel als Erbschaft an Österreich. Der Herzog Leopold der Glorreiche machte seinen Hof zum Sammelpunkte der Minnesänger (Walther
L
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von der Vogelweide). Der letzte Babenberger fiel 1246 im Kampfe gegen die Ungarn, worauf Ottokar von Böhmen das Herzogkum in Besitz nahm.
2. Gründung der habsburgischen Hausmacht. Mit dm eroberten Ländern Österreich, Steiermark, Kram belehnte Rudolf seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf und legte dadurch, sowie durch glückliche Verheiratung seiner sechs Töchter, den Grund zu der Macht des Hauses Habsburg. Käruthen erhielt der Graf Meinhard von Tirol. Böhmen und Mähren blieben dem Sohne Ottokars, Wenzel.
3. Thätigkeit für das Reich. Rudolfs Streben war darauf gerichtet, den Landfrieden zu sichern. In Franken, am Rhein und in Thüringen zerstörte er viele Raubburgen. Auf die Kaiserkrönung verzichtete er.
Die Wahl seines Sohnes Albrecht konnte er nicht durchsetzen. Es folgte der tapfere, aber unbegüterte Graf
Ii. Adolf von Wassau, 1292—1298. In seinem Streben nach Gründung einer Hausmacht war er weniger glücklich. Mit Hilfsgeldern aus England, die zu einem Kriege gegen Frankreich bestimmt waren, kaufte er Thüringen und Meißen von Albrecht dem Entarteten, konnte aber diese Länder gegen dessen Söhne Friedrich („mit der gebissenen Wange") und Diezmann nicht behaupten. Als er den bei der Wahl gegebenen Versprechungen gegen die geistlichen Fürsten nicht nachkam und durch Begünstigung der Städte sich von den anderen Ständen unabhängig zu machen suchte, entstand ein Gegenbund der Fürsten. Der König wurde abgesetzt und Albrecht von Österreich ihm gegenübergestellt. Adolf fiel nach ritterlichem Kampfe bei Göllheim, 1298.
Hi. Albrecht von Ästerreich, 1298—1308, der Sohn Rudolfs, war ein strenger und thatkräftiger Mann. Sein Streben war ein doppeltes:
1. Er suchte die königliche Macht dauernd über die fürstliche zu erheben und die Krone erblich zu machen. Aber er sand Widerspruch an den rheinischen Kurfürsten, die er deswegen zur Herausgabe der Rheinzölle zwang. Auch begünstigte er ihnen gegenüber die Städte. Um die Gunst des Papstes Bonisacins Viii. bemühte er sich, indem er von dem Bündnisse mit Philipp dem Schönen von Frankreich abließ und dem Papste Zugeständnisse machte. Dieselben wurden aber gegenstandslos, da des Bonifacius zweiter Nachfolger, Klemeus V.,
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Extrahierte Personennamen: Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Albrecht Rudolf Rudolf Meinhard_von_Tirol Ottokars Wenzel Rudolfs Rudolfs Albrecht Albrecht Adolf_von_Wassau Adolf Albrecht Albrecht Friedrich_( Friedrich Albrecht_von_Österreich Albrecht Adolf Albrecht_von_Ästerreich Albrecht Rudolfs Philipp Philipp Klemeus_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Steiermark Habsburg Ottokars Rhein Thüringen England Frankreich Göllheim Rudolfs Rheinzölle Frankreich
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Zweiter Abschnitt.
Kaiser aus dem Dause Kommen- Kuseemvueg, 1347-1438.
I. Kart Iv., 1347—1378. Er war ein wissenschaftlich gebildeter und praktischer Fürst, der mehr auf dem Wege der Diplomatie, als durch Waffen erreicht hat. Seinem Erblande Böhmen war er ein Vater, dem Reiche ein „Erzstiesvater."
1. Zug nach Italien. Auf einem Zuge nach Italien erwarb er die lombardische und die Kaiserkrone; doch erfüllte er nicht die Erwartungen der Patrioten, die Parteien zu versöhnen und Recht und Ordnung herzustellen. Daher kehrte er verspottet zurück.
2. Thätigkeit für das Reich. Diese beschränkte sich auf den Erlaß des Reichsgesetzes der „Goldenen Bulle," 1356. Dieselbe enthält: a) Bestimmungen über die Wahl und Krönung des römischen Königs und über die Rechte der Kurfürsten. Letztere erhalten in ihren Ländern die höchste Gerichtsbarkeit, von der eine Appellation an den Kaiser nicht zulässig ist; ihre Länder werden für unteilbar erklärt, und es stehen ihnen die vollen Hoheitsrechte und Regalien zu; b) Bestimmungen über den Landfrieden.
Bedeutung der Goldenen Bulle. Dieselbe stellte die kurfürstliche Oligarchie als gesetzlich fest. Die selbständige Stellung der Kurfürsten mußte schließlich eine Zerstückelung des Reiches zur Folge haben. Karl Iv. glaubte allerdings, durch die Goldene Bulle gewonnen zu haben, da er zwei Kurfürstentümer besaß und seinen Nachfolgern die Krone gesichert hatte.
3. Sorge für die Hausmacht. Zu seinen Erbländern, Böhmen und der Oberlausitz, erwarb Karl die Oberpfalz, Schlesien, die Niederlausitz und im Vertrage zu Fürstenwalde 1373 Brandenburg.
Seine landesväterliche Sorge erstreckte sich vorzüglich auf Böhmen.
a) Er gründete in Prag die erste deutsche Universität, 1348;
b) er ließ Böhmen durch deutsche Ansiedler germanisieren und kul-
tivieren;
c) die Stadt Prag, seine Residenz, wurde verschönert;
d) die Badeorte Karlsbad und Teplitz verdanken ihm ihre Entstehung ;
e) er hob den Berg- und Weinbau, Handel und Verkehr.
Vor seinem Tode gab Karl Iv. seinem bereits zum Kaiser ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl Karl Karl_Iv Karl
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immer ein sehr lockerer. Daher zerfiel Burgund in eine Anzahl kleinerer Herrschaften, die größtenteils an Frankreich kamen, b) Das neuere Burgund. Von dem arelatischen Königreiche ist das Herzogtum Burgund (Bourgogne) zu unterscheiden, das im 10. Jahrhunderte gestiftet würde und das Gebiet an der oberen Saone und Seine umfaßte. Nach dem Aussterben des Herzogshauses zog es König Johann von Frankreich ein und belehnte damit seinen Sohn Philipp den Kühnen, 1363. Mit letzterem beginnt die Glanzperiode Burgunds. Er vereinigte damit die dem deutschen Reiche gehörige Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte) und die Grafschaften Flandern und Artois, seine Nachfolger erwarben auch die Niederlande. Dieses durch' Reichtum, Handel und .blühende .Städte ausgezeichnete Land erbte 1467 Karl der Kühne. ^ f.-s £.. v~,L. //J-
B. Werheiratung Marimikians. Karl der Kühne strebte nach dem Königstitel und versprach dafür Friedrichs Sohne Maximilian die Hand seiner Tochter und Erbin Maria. Inzwischen kämpfte er mit den von ihm bedrohten Schweizern und dem Herzoge von Lothringen. Von den ersteren wurde er bei Granfon und Murten besiegt, und gegen den letzteren verlor er in der Schlacht bei Nancy Krone und Leben, 1477. Obgleich nun der französische König den Versuch machte, Burgunb zu erwerben, vermählte sich boch Maria mit Maximilian; iubes konnte bteser nur bte Frauche-Comtö und bte Niederlaubc behaupten.
Die Erwerbung Burgunds bildet eine neue Stufe für Habsburgs Größe und erhebt Österreich zu europäischer Bedeutung. Doch lag darin der Keim des Gegensatzes putschen der französischen und habsburgischen Macht, der seitdem die europäische Politik beherrschte.
Iii. Warimikian I., 1493—1519. Er war ein tapferer, ritterlicher, hochgebildeter Fürst, rastlos thätig, doch nicht immer mit Glück.
1. Maßregeln zur Begründung des Landfriedens. Die Aufgabe einer Reform des Reiches hatte Maximilian von seinen Vorgängern geerbt. Nach vielfachen Bemühungen um eine Besserung der Zustände gelang ihm auf dem Reichstage zu Worms 1495 der Versuch, dem Reiche eine Verfassung zu geben. Es wurde ein ewiger Landfriede verkündigt, der nachstehende Maßregeln im Gefolge hatte: a) Einsetzung eines Reichskammergerichtes, welches der höchste Gerichtshof für die Rcichsstände und das Appellationsgericht für die mittelbaren Stäube war. Sein Sitz war anfangs zu Frankfurt a. M., dann zu Speier, später zu Wetzlar.
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296 Mittlere Geschichte. 3 Periode. Deutschland.
drang durch das dichte Gebüsch, sprang von Stein zu Stein, und kam nach einer Stunde glücklich mit dem Erzherzoge unten an. Welch eine Freude! Alle drängten sich um den geliebten Thronerben, der ihnen zum zweiten Mal geschenkt war. Als man sich aber nach dem Führer umsah, so war er nicht mehr zu finden, er hatte sich im Gedränge verloren. Die Rettung war aber so unverhofft und wunderbar, daß Viele glaubten, es sei wohl ein Engel gewesen. — Je größer die Gefahr war, desto lieber war sie ihm. Ost ging er -selbst auf die Bärenjagd aus und tödtete drei dieser Unthiere mit eigener Hand. Ein ander Mal kroch er zu einem Paar Löwen in den Käfig, und da diese wild auf ihn ansprangen, ergriff er ruhig eine Schaufel und schlug so lange auf sie los, bis sie sich still hinlegten.
Von Maximilians Regierung ist besonders dreierlei herauszuheben: der ewige Landfriede, die Einteilung Deutschlands in zehn Kreise und die Einrichtung des Postwesens.
Das Faustrecht, welches fast nirgends so allgemein, als in Deutschland geübt wurde, hatte bisher noch immer fortgedauert, so viele Befehle auch die Kaiser dagegen gegeben hatten; denn die großen und kleinen Raubritter trotzten aus ihren Felsenburgen der Ohnmacht des Oberhauptes und Keiner kümmerte sich viel um dessen Befehle. Da trat Maximilian auf und half der Sache aus dem Grunde. Er verbot auf dem Reichstage in Worms (1495) nicht nur jede Selbsthülfe, sondern er sorgte auch dafür, daß ein jeder sein Recht durchführen konnte. Dazu setzte er ein Gericht nieder aus erfahrenen Männern, das Reichskammergericht, vor welchem selbst jeder Reichsfürst belangt werden konnte. Es bekam seinen Sitz ansangs in Frankfurt am Main, nachmals in Speierund zuletzt in Wetzlar. Dadurch nun wurde der Landfriede in Deutschland hergestellt, und wenn auch noch dann und wann einzelne Räubereien und Gewaltthätigkeiten begangen wurden, so wurden sie doch streng bestraft und kamen immer seltener vor.
Um aber die Ordnung besser handhaben zu können, theilte Maximilian Deutschland in zehn Kreise ein, die, von Norden nach bilden gerechnet, folgende waren: der westphälifche, ober-sächsische und niedersächsische, der burgundische, niederrheinische, fränkische und oberrheinische, der schwäbische, bairische und östreichische. Diese Eintheilnng blieb bis auf die letzten Zeiten des alten Reiches.
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Entdeckungen.
297
Vor Maximilian hatte es noch keine Post gegeben. Wollte man entfernten Freunden und Verwandten von sich Nachxicht geben, so mußte man mit vielen Kosten einen Boten schicken. Nur einige Handelsstädte hielten sich solche Boten, die regelmäßig an gewissen Tagen abgingen und sür schweres Geld auch wohl für Andere Briefe und Packete mitnahmen. Aber wie weitläufig war das nicht! In Frankreich hatte man schon etwas früher, unter Ludwig Xiv den Anfang dazu gemacht. Da that ein deutscher Edelmann, Franz von Taxis, dem Kaiser Maximilian den Vorschlag, zwischen Wien und Brüssel (damals der Hauptstadt der Niederlande) eine reitende Post anzulegen. Der Kaiser fand das sehr vernünftig und ernannte den Taxis zum Generalpostmeister. Dies war der erste Anfang. Alle Fürsten sahen den großen Vortheil des Postwesens ein, und Taxis hatte von der Einrichtung einen bedeutenden Gewinn. Daher legte er mit Erlaubniß des Kaisers noch mehrere Posten an; ja er brachte es dahin, daß der Kaiser den Befehl ertheilte, daß keine Posten außer denen des Taxis geduldet werden und das Generalpostmeisteramt bei der Familie erblich verbleiben sollte. Die Familie Taxis wurde nun immer reicher und stieg endlich bis zur fürstlichen Würde empor. Indessen richteten späterhin die größten deutschen Fürsten eigene Posten in ihren Ländern ein und fanden sich darüber mit dem Fürsten Taxis ab, so daß dieser nur noch in manchen Gegenden Deutschlands eigene Posten hatte. Durch die Umgestaltung Deutschlands in unsern Tagen hat sich auch hierin vieles geändert.
Unter Maximilians Regierung ereignete sich die große Begebenheit, die man die Reformation nennt, und die mit Recht eine neue Periode eröffnet. Doch muß erst Einiges über die wichtigen Entdeckungen im 15. Jahrhundert gesagt werden.
80. Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung, I486, und von Amerika, 1492.
Ostindien, oder, wie es sonst schlechthin genannt wurde, Indien, bringt so viele köstliche Produkte hervor, daß sie von jeher von uns Abendländern eifrig gesucht wurden. Gewürze, Elfenbein, Gold und Edelsteine, die feinste Wolle und Baumwolle und unzählige andere Dinge wurden von dorther nach Europa gebracht. Aber man kannte keinen Weg dahin zu Wasser; denn
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Zweiter und dritter Kreuzzug.
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Verlustes des heiligen Grabes seines hohen Alters und unternahm mit vielen deutschen Herzögen, Grafen und Rittern einen Kreuzzug (1189). In Klein-Asien gab es wieder grenzenloses Elend: säst täglich Gefechte, dabei Hunger, Durst und Seuchen. Endlich hoffte man das Schlimmste überwunden zu haben; denn man war nun bis fast an die hinterste Grenze Klein-Asiens gekommen. Eines Tages (1190) war des Kaisers Sohn mit dem Vordertreffen über einen reißenden Bergstrom (Saleph) vorangezogen, während der Kaiser selbst mit dem Hintertreffen noch zurück war, so daß der Strom zwischen ihnen flnthete. Friedrich wollte den Sohn bald einholen. Statt daher über eine Brücke einen Umweg zu nehmen, setzte er, obgleich mau' ihn warnte, durch den reißenden Strom. Aber das Wasser riß ihn fort. Zwar eilten ihm viele zu Hülfe; man bemächtigte sich auch seines Körpers; aber als man ihn ans Land brachte, war er bereits entseelt. Andere erzählen, er sei. am Rande des Flusses hinreitend, abgeglitten und hineingestürzt. Kurz, er verlor hier sein Leben. Dies war ganz in der Nähe des Flusses, in welchem Alexander der Große beinahe seinen Tod gefunden hatte, als er sich beim Baden erkältete. Noch andere sagen, der Kaiser habe an den Ufern des Flusses sein Mittagsmahl gehalten. Das klare kühle Wasser habe ihn zum Bade eingeladen. Er sei hinabgestiegen und habe hier seinen Tod gefunden. Die erste Erzählung ist die wahrscheinlichste. Das Heer klagte vier Tage lang um ihn; dann zerstreuten sich die meisten voll Verdruß; viele gingen nach Hause, andere zogen weiter, aber Jerusalem hat keiner gesehen. Die Leiche des Kaisers wurde in Tyrus beigesetzt.
In demselben Jahre (1190) hatten auch zwei andere Könige einen Zug zur Eroberung des heiligen Grabes unternommen, Richard Löwenherz von England und Philipp August von Frankreich. Nach den gewaltigen Anstalten, die sie machten, und nach den trefflichen Fürsten und Rittern, die im köstlichsten Waffenschmucke mitzogen, hätte man glauben sollen, sie würden gewiß recht viel ausrichten. Aber weit gefehlt! Die beiden Könige redeten miteinander ab, eine Seefahrt zu versuchen. Dabei ersparten sie den ganzen langen Weg durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich. Sie mietheten von den italienischen Seestädten, deren Handel damals sehr blühte, Venedig, Genua und Pisa, Schiffe zum Heb erfahren, und schifften sich in Marseille und Genna ein. Aber — Engländer und Franzosen haben sich
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Alexander Richard_Löwenherz_von_England Philipp Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Klein-Asiens Jerusalem Tyrus Frankreich Deutschland Ungarn Venedig Genua Marseille
226 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
auswärtigen Fürsten geseufzt. Eile also, seine Wünsche zu erfüllen, ehe es durch langes Warten erkaltet. Die Rechtschaffenen sind begierig, sich in großen Schaaren unter deinen Fahnen zu sammeln; die Verbrecher zittern!" Wirklich wünschten damals die Italiener den Besuch des Kaisers, weil sie so gut wie gar keinen Herrn hatten; denn der Papst, der sonst hier Alles geleitet hatte, wohnte noch in Avignon in Frankreich. Dennoch kam Karl nicht. Späterhin reiste er zwar allerdings nach Rom, aber nur, um sich krönen zu lassen und Steuern einzuziehen; dann gleich wieder zurück, so sehr auch Petrarca schmälte und ihm Undank und Feigheit vorwarf. „Was würde," schrieb ihm der Dichter, „Mn Vater (Johann von Böhmen) oder dein Großvater sagen, wenn sie dir auf den Alpen begegnen sollten? Wahrlich! du hast deine Sachen trefflich gemacht, großer Kaiser. Erst hast du uns Jahre laug auf deine Ankunft warten lassen, und nachdem du endlich gekommen, eilst du mit dem leeren Kaisertitel zurück." Karl hatte übrigens nicht Unrecht; denn er hatte in Deutschland genug zu thun.
Bei den Kaiserwahlen war es bis dahin oft sehr unordentlich hergegangen. In älteren Zeiten wurden, wie wir wissen, die deutschen Könige von allen Fürsten gewählt, und selbst die Edeln und das Volk nahmen Antheil daran. Das war aber nach und nach abgekommen, und nur die mächtigsten Fürsten bestimmten den König. Um dieser Unbestimmtheit ein Ende zu machen, gab Karl ein Grundgesetz, von dem Goldsiegel die goldene Bulle genannt,*) durch welches die Zahl der Kurfürsten auf sieben (Mainz, Trier, Cölu, Böhmen, Pfalz, Brandenburg und Sachsen) beschränkt, die Art der Wahl und Krönung bestimmt und vieles Andere verordnet wurde (1356). So wichtig dieses Gesetz auch für die damaligen Zeiten und für die folgenden Jahrhunderte war, so hat es doch jetzt nur noch ein historisches Interesse.
Gegen Ende seines Lebens bewog er die Kurfürsten, seinen Sohn Wenzel zu seinem Nachfolger als König zu wählen. Bald darauf starb er (1378).
*) Die wichtigen Gesetze und Urkunden wurden sonst auf Pergament geschrieben, und das große Siegel, meist von Wachs, hing an einex starken seidenen Schnur daran herunter. Damit nun das Siegel nicht beschädigt werden konnte, pflegte man eine Kapsel, meist von Holz, darum zu machen. Solche Kapsel wurde eine Bulla genannt. Namentlich werden die wichtigern päpstlichen Befehle Bullen genannt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Avignon Frankreich Rom Deutschland Goldsiegel Mainz Trier Brandenburg Sachsen
Wenzel.
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den Hohenstaufen im Kampfe für ihre Freiheit gesehen haben, hatten sich mächtige Familien zu Herrschern aufgeworfen. So hatte in Mailand die Familie der Visconti die Herrschaft errungen. Aber damit nicht zufrieden, erweiterte sie dieselbe immer mehr bis nach Mittel-Italien hin und schreckte vor keiner Gewalt und Hinterlist, selbst vor keinem Morde zurück, um die Besitzungen zu vergrößern. Johanngaleazzo Visconti, der zu Wenzels Zeit lebte, nahm durch List seinen Oheim, einen grausamen Mann, der ihn selbst hatte verderben wollen, gefangen, und ließ ihn und dessen Söhne an Gift sterben. Dann bemächtigte er sich Veronas und Vicenzas, wo die Familie della Scala herrschte, die er vertrieb, verjagte die Carrara's aus Padua und breitete sein Gebiet bis gegen Venedig hin aus. Jetzt wünschte der stolze Mann auch eine äußere Würde, die seiner Macht angemessener wäre, und ging den Kaiser Wenzel an, ihm den Herzogstitel zu verleihen. Für Geld war Wenzel zu Allem erbötig, und so ernannte er ihn (1395) für 100,000 Goldgulden zum Herzog von Mailand. Das mächtige Haus der Visconti erlosch schon 1447, wo ihm das Haus Sforza im Besitz von Mailand folgte.
Unter Wenzel lebte der in Gedichten oft vorkommende Eberhard der Greinet (Zänker), Graf von Würtemberg, ein rauher, kriegslustiger Mann, der für alle Städte Schwabens ein Schrecken war und wenig nach dem Kaiser fragte. Da einmal ein heftiger Krieg zwischen den Städten und den Fürsten und Herren ausbrach, die stch erlaubt hatten, die Wagen der Kaufleute der geroerbrachen Städte Nürnberg, Augsburg, Regensburg u. s. w., wenn sie von einer Stadt zur andern fuhren, auszuplündern, so schlug sich der Greiner natürlicherweise aus die Seite der Fürsten. Es kam zu einer Schlacht bei Döffingen (im Neckarkreise Würtembergs, 1388), in welcher nach einem blutigen Gemetzel zwar endlich Eberhard die Städter schlug, aber seinen Sohn Ulrich verlor. Er ließ die Leiche herbeitragen und vor sich auf den Boden niederlegen, setzte sich ihr gegenüber, und nun sah man, wie der rauhe, alte Mann, den kein Anblick menschlichen Elends hatte erweichen können, starr auf den geliebten Sohn hinblickte und Thränen die braunen Wangen herabrollten.
Die städtischen Bündnisse wurden in Folge der Siege Eberhards und Ruprechts aufgelöst; doch wurde den Städten in dem Reichstagsbeschluß von Eg er (1389) zum erstenmal ausdrücklich ihre Stelle als Reichsstände neben dem Fürsten und Herrn angewiesen.
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106
kämpfen wollten, stiegen sie von den Pferden, ordneten sich zu einem dichten
Hausen und streckten ihre Lanzen vor. Bevor die Eidgenossen den Feind
angriffen, fielen sie auf die Knie und riefen Gott um Hülfe an. Dann
stürzten sie im vollen Lauf gegen den Lanzenwald, aber sie konnten nirgends
einbrechen. Da sprang — wie ein altes Lied erzählt — Arnold von
Winkelried vor und rief: „Liebe Eidgenossen, sorgt für mein Weib und meine
Kinder; ich will euch eine Gasse machen!" Dann umfaßte er mit beiden
Armen so viele Lanzenspitzen, als er konnte, und grub sie in seine Brust.
Über seine Leiche hinweg stürzten nun die Eidgenossen in den Haufen der
Feinde. Fürchterlich wüteten ihre Äxte, Schwerter und Morgensterne in der
Ritterschar. Tausende wurden erschlagen; die übrigen eilten zu den Rossen und
suchten ihr Heil in der Flucht. Die Eidgenossen hatten ihre Freiheit gerettet.
8 Kaiser Kart Iv. 1. Wie der schwarze Tod in
Deutschland wütete. Karl Iv. war ein Habsburger, nüchtern und
sparsam, ein kluger Kopf, der alles, was er anfing, schlau berechnete. Er
liebte Kunst und Wissenschaft und hielt streng auf Recht und Ordnung in
seinen Landen. Zu seiner Zeit wurde Deutschland von Heuschrecken, Hungersnot
und Erdbeben heimgesucht. Den furchtbarsten Schrecken aber verbreitete die
Pest, die man den schwarzen Tod nannte. Sie wurde aus Asien nach Italien
und von da nach Deutschland eingeschleppt. Schwarze Beulen bedeckten den
Körper des Erkrankten und brachten ihm oft schon nach wenigen Stunden
den Tod. Es war ein so großes Sterben, daß z. B. in Lübeck an einem
einzigen Tage 1500 Menschen hingerafft wurden. Die Bewohner ganzer
Dörfer und Städte sanken ins Grab. In Hannover starben innerhalb sechs
Monate 3000 Menschen. Man sah in dem schrecklichen Wüten des Todes
eine Strafe Gottes. Scharen von Büßern (Geißlern) zogen durch die Lande.
Sie sangen Büßlieder, geißelten sich blutig und flehten zu Gott, daß er das
große Sterben wende. Andere mordeten die Juden, weil man meinte, daß
sie die Brunnen und Flüsse vergiftet und dadurch die Pest veranlaßt hätten.
Drei Jahre würgte der Todesengel in Deutschland und Europa. „Darnach
hub die Welt wieder an, fröhlich zu sein. Die Menschen machten ihnen
neue Kleider und sangen neue Weisen."
2. Karl schafft eine neue Ordnung im Reich. Im Jahre 1355
hielt der Kaiser einen Reichstag in Nürnberg. Hier beriet er wichtige Dinge
mit den Fürsten. Endlich wurde beschlossen, daß die sieben Kurfürsten allein
das Recht haben sollten, den Kaiser zu wählen. Bier Kurfürsten waren
weltliche Fürsten (die von Böhmen, Sachsen, Pfalz, Brandenburg) und drei
geistliche (Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln). Die Wahl sollte in
Frankfurt a. M., die Krönung in Aachen stattfinden. Die Länder der Kur-
fürsten durften nicht geteilt werden. Die Kurfürsten sollten jedes Jahr vier
Wochen lang sich um den Kaiser versammeln und mit ihm über wichtige
Angelegenheiten des Reiches beraten. Dieses Gesetz wurde aufgeschrieben
und untersiegelt. Das Siegel wurde von einer goldenen Kapsel (Bulle)
umschlossen. Man nennt daher das Gesetz die „goldene Bulle".
§ (35. Aus dem Ltädteleben im Mittelalter. l. Wie
Städte in Deutschland entstanden. Wir wissen bereits, daß die
ersten Städte an den Grenzen unseres Vaterlandes aus festen Heerlagern
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Arnold_von
Winkelried Karl Iv Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Lanzenwald Deutschland Deutschland Asien Italien Deutschland Hannover Gottes Deutschland Europa Nürnberg Sachsen Brandenburg Mainz Frankfurt_a._M. Aachen Deutschland