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1. Geschichte des Mittelalters - S. 79

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Konrad Iii. Das Rittertum. V 2i—3i. 79 wüteten furchtbar in den Reihen des Kreuzheeres. Vierzehn Tage und Nächte soll Konrad unablässig gekämpft, einen Türken völlig entzweigespalten haben. Endlich nutzte er umkehren; Haufen toter Menschen und Tiere bezeichneten seinen Weg. Auch das französische Kreuzheer wurde vernichtet: eine halbe Million Menschen mag auf diesem Kreuzzug umgekommen sein. 4. Konrad kam krank nach Konstantinopel zurück. Kaum genesen, ging er mit dem König von Frankreich zu Schiff nach dem Hafen Akkon, deutsch: Ackers, und ließ sich zu einem Feldzuge gegen Damaskus verleiten. Dort trafen ihn erneute Verluste; die Untreue des Königs von Jerusalem zwang ihn zu Abzug und Heimkehr. 3. Das Rittertum. 1. Seitdem der Heeresdienst zu Roß geleistet wurde, entwickelte sich ein eigener Kriegerstand: wer eine Heerfahrt (Reise) mitmachte, war ein Reisiger; wer die Führung der Waffen zu seinem Lebensberuf machte, war Ritter. * * Schon in Karls des Großen Tagen konnte ein freier Mann, dem die Last des Kriegsdienstes und der dazu nötigen Ausrüstung zu schwer wurde, sich in den Schutz eines andern stellen; dabei legte er zum Gelöbnis der Treue die gefalteten Hände feierlich in die Hände seines künftigen Herrn: das war nun sein Senior (frz. Seigneur, ital. Signore), auf deutsch sein Herr (heröro, der Hehrere). Im 8. Jahrhundert kam für diese Dienstbarkeit das Wort „Vasall" auf (keltisch gwas = der Diener). Dieses gegenseitige Verhältnis der Huld des Herrn und der Treue des Vasallen, wie es in der Vorzeit Fürsten und Ambakten umschlungen Hatte, bildete auch die Seele des Rittertums. Das Rittertum war ursprünglich ein Berus; es umfaßte alle Männer, die dem „Schildesamt" oblagen: im Krieg, im Dienst einer Stadt oder als Geleit kaufmännischer Warenzüge. Auch junge Kaufleute und Bauernsöhne konnten Ritter werden, wenn sie Roß und Waffen ausbringen konnten und einen Lehrherrn fanden. (Erst Kaiser Friedrich I. erließ strenge Vorschriften, um den Zudrang einzudämmen. Wer ein rechter Ritter werden wollte, mußte von ritterlichen Eltern abstammen. So wurde das Rittertum ein □ Stand, dessen Mitgliedschaft durch eine Ahnenprobe bedingt tvar.ü Auf den Kreuzzügen lernten die deutschen Ritter von den fran-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
86 Staufer und Kreuzzüge. ererbten Besitzungen (Allode) Braunschweig und Lüneburg, Bayern fiel an Otto von Wittelsbach; doch wurde jetzt auch Steiermark ein selbständiges Herzogtum, das bald unter dem Geschlechte der Baden-□ Berger mit Österreich vereinigt wurde.□ 7. Mit Strenge hielt Friedrich die Ordnung im Reich aufrecht. Den Bauern verbot er die Waffen, die sie bisher selbst bei der Feldarbeit getragen, verurteilte aber auch Fürsten, wenn sie den Landfrieden brachen, zu der Strafe des Hundetragens, die seit Jahrhunderten nicht mehr angewendet worden war. Er beschränkte die Zölle auf dem Main und Rhein; Gewerbe und Handel blühten. Neben seinen Pfalzen (Gelnhausen, Trifels, Hagenau) gründete er Märkte, aus denen einige Städte erwachsen sind. In einer langen Friedenszeit, wie sie noch nie erlebt war, wurde Deutschland das mächtigste Land Europas. 8. Dichter und Spielleute priesen das Pfingstfest in Mainz: die „Schwertleite" (den Ritterschlag) der beiden ältesten Kaisersöhne Heinrich und Friedrich. Siebzigtausend Ritter soll der leutselige Herr als seine Gäste empfangen und in einer aus Holz und Leinwand rasch erbauten Stadt beherbergt, bewirtet und reich beschenkt haben; glänzende Kirchgänge und Kampfspiele befriedigten die Schaulust. Nicht minder großartig war das Fest, das ihm die Stadt Mailand bei seiner letzten Fahrt nach Italien als Zeichen ihrer Treue ausrichtete; es galt der Vermählung seines Sohnes, des bereits zum König erwählten Heinrich, mit der normannischen Königstochter Konstanze, der Erbin Siziliens und Apuliens. Von Lübeck bis Palermo gebot der greise Held. Aber der Papst sah mit Besorgnis auf diese Machtfülle der Hohenstaufen. 5. Der dritte Kreuzzug. Die Ritterorden. 1. Da erscholl die Schreckensbotschaft, Jerusalem sei gefallen. Alsbald berief der Kaiser einen ,,Hoftag Jesu Christi" nach Mainz und nahm unter dem Jubel vieler Tausende das Kreuz. * *Auf dem zweiten Kreuzzug hatte Friedrich seinen Oheim begleitet; als das Kreuzheer in Kleinasien umkehren mußte, hatte der junge Schwabenherzog einen Teil weitergeführt bis nach Palästina, nach Ackers (Akkon): eine wertvolle Schule für den dritten Kreuzzug. Belehrt durch jene Erfahrungen, ließ er durch Gesandtschaften mit den Ungarn und Serben, dem Griechenkaiser und dem Sultan

3. Geschichte des Mittelalters - S. 44

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
44 Christentum und Kaiserreich. geheiratet, sie aber bald dem Vater wieder zurückgesandt. Dafür nahm sich Desiderius der Kinder Karlmanns an. Er wollte den Papst zwingen, Karlmanns kleine Söhne als Frankenkönige zu salben. Darum führte „der eiserne Karl" seine Scharen über die Alpen. * * Als er über den Mont Cenis heranzog, fand er die Klause bei Susa durch die Langobarden gesperrt. Er umging sie, nach der Sage mit Hilfe eines Spielmanns, dem er zum Lohn alles Land zusagte, soweit man den Schall seines Horns vernehme. Nunmehr schloß er Pavia ein. Während der Belagerung machte er eine Osterwallfahrt □ nach Rom und bestätigte dem Papste die „Pippinische Schenkung".ü Nach langer Belagerung gewann er die langobardische Hauptstadt und verwies Desiderius ins Kloster. Fortan trug er die Eiserne Krone der Langobarden. Noch lang aber erzählte die Sage von ihrem letzten König und seinem starken Sohn Adalgis, der sich unerkannt an Karls Tafel gesetzt und die Knochen von Hirschen, Bären, Ochsen wie Halme zerbrochen habe, um das Mark auszusaugen. 5. Schon vorher hatte Karl begonnen, den Sachsen ,,mit eiserner Zunge den Glauben zu predigen". Ihr Gebiet reichte annähernd so weit, als heute noch plattdeutsch gesprochen wird. * * An der Ems bis gegen den Rhein saßen die W e st f a l e n, an der Aller bis zur Saale und Elbe die Ostfalen (Ostleute), zwischen beiden, im Uferland (Anger) an der Weser, die Engern, jenseits der Unterelbe die Nordleute (Nordalbinger). Ihre Höfe lagen verstreut über die norddeutsche Ebene. Sie trieben nur Landbau und Viehzucht. Grundbesitz und Macht gehörten den Edeln. Es herrschte bei ihnen eine scharfe Trennung der Stände: das Wergeld für einen erschlagenen Etheling (Edeln) kam dem für sechs Gemeinfreie (Frilinge) oder zwölf Hörige (fiiten oder fiazen) gleich, die Ehe mit einer höherstehenden Frau war bei Todesstrafe verboten; aber auch auf Brandstiftung, auf Diebstahl von Vieh und Bienen stand der Tod. Die Sachsen bildeten noch keinen Staat: jeder Etheling konnte zu Land ober zur See auf Beute ausziehen; wer an der Fahrt teilnahm, gehorchte ihm als seinem Brotherrn, Lord (Hlaiford, vgl. got. hlaifs □ — Brot, Laib). Im Kriege wählten die Stämme einen Herzog. □ Ihr Freiheitstrotz wehrte sich gegen die Franken so tapfer und ausdauernd wie einst gegen die Römer. 111 6. Eine Heerversammlung zu Worms beschloß den Grenz- und Glaubenskrieg gegen die Sachsen. Trotz der Unzugänglichkeit des

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 43

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Steins Reformen. Ii 5e63. 43 Jetzt aber verga der nassauische Freiherr diese Krnkung, um unter den schwersten Hindernissen die Herstellung Preuens anzubahnen. Sehnlich erwartet, vor allem von der Knigin, traf er in Memel ein. 2. Als Knigin Luise nach der Schlacht bei Jena in Berlin ankam und die Bevlkerung ihren Wagen und dann ihren Palast teilnahmsvoll um-drngte, erkannte der Geschichtsforscher Niebuhr, wieviel Kraft, Ernst und Treue ungenutzt im Volke schlummert; es bedrfe, meinte er, nur einer grosinnigen Leitung, um es der ganzen Welt unbezwingbar zu machen. Diese grosinnige Leitung kam jetzt mit Stein ans Ruder. Sein leitender Gedanke war, allen Krften des Volkes freie Ent-faltung zu schaffen. Niemand drfe im Genu seines Eigentums und seiner Rechte weiter eingeschrnkt werden, als es zur Befrderung des all-gemeinen Wohles ntig sei; einem jeden msse innerhalb der gesetzlichen Schranken die mglichst freie Entwicklung und Anwendung seiner Anlagen, Fhigkeiten und Krfte in moralischer sowohl als physischer Hinsicht ge-stattet werden. In diesem Sinne hob er nicht die Znfte, aber den Zunftzwang auf, nicht den Adel, aber seine Sonderstellung: Adelige durften brgerliche Ge-werbe treiben, Brgerliche Rittergter erwerben. Die Erbuntertnigkeit auf den Domnen wurde aufgehoben; die Domnenpchter wurden Eigen-tmer ihrer Hfe. Die Städte, die bisher durch vllig vom König abhngige Beamte verwaltet wurden, machte die Stdteordnung" zu selbstndigen Krper-schaften. Nicht mehr die Stnde und Znfte whlten die stdtischen Be-Hrben: alle Brger erkoren aus ihrer Mitte unbesoldete Stadtverordnete und diese die zum Teil besoldeten Mitglieder des Magistrats (Stadtrte), der unter dem Vorsitz des Brgermeisters und unter der Oberaufsicht der Regierung den stdtischen Haushalt, das Schul- und das Armenwesen ver-waltete. So sollte jeder selbstttig und fr Wohl und Wehe der Gemeinde mitverantwortlich sein. In derselben Weise sollten spterhin Ver-treter des Volkes auch an der Regierung des Landes teilnehmen. Wie im Grundbesitz sollte in der Staatsverwaltung kein Geburtsrecht mehr magebend sein, sondern nur Charakter und Tchtigkeit. 3. Wie Stein waren auch der Kriegsminister Scharnhorst und sein bedeutendster Helfer Gneisen au Fremde. Scharnhorst war als han-nverischer Bauernsohn aufgewachsen, bis ihn der Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe in seine Kriegsschule Wilhelmstein am Steinhuder Meer aufnahm. In hannverischen Diensten rckte er als Offizier und Lehrer an der Kriegsschule bis zum Oberstleutnant auf und trat dann in das preuische Heer der. Hier war er besonders als Direktor der Lehranstalt fr Offiziere ein Bahnbrecher fr neue Gedanken. Im Krieg stand er

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 52

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
52 Das Napoleonische Kaiserreich und die Befreiungskriege. sammelten sich die Stnde und beschlossen allgemeine Volksbewaffnung zum Schutze der Heimat: eine abgeschnittene Provinz schritt von sich aus zum Kampf um die Freiheit! Das preuische Heer verlangte strmisch den Krieg, und Blcher wetterte, es sei Zeit, alles Schelmfranzosenzeug samt dem Musj Napoleon vom deutschen Boden zu vertilgen". 2. König Friedrich Wilhelm Iii. war ein bedchtiger, beraus gewissenhafter Mann. Seine willensstarken Ratgeber, Stein, Scharnhorst, Eneisenau, hatte er entfernen mssen; das Gefhl, verantwortlich zu sein fr den Ausgang, drckte ihn schwer. Noch immer war Napoleon mchtiger als jeder andere Fürst; seine Truppen hielten die strksten Festungen Preuens und die Freistadt" Danzig besetzt. Die Hilfe Rulands war noch unsicher, sterreich noch zweifelhaft; die Erfahrungen vom letzten Krieg waren wenig ermutigend. Ein entscheidender Schritt konnte zum Untergang Preuens führen. Daher erfllte ihn der Vertrag von Tauroggen mit Schrecken und Besorgnis. Er nahm Porck das Kommando ab und wollte ihn vor ein Kriegsgericht stellen. Erst unter dem erneuten Einflu Steins und Scharnhorsts fand er das Vertrauen wieder zu seinem Volk und zu sich. Nicht ohne Mhe bewog ihn Hardenberg, von Potsdam, wo er franzsische Anschlge zu befrchten hatte, nach Breslau berzusiedeln. Der Jubel, der ihn hier empfing, stimmte ihn vllig um. Schon waren die Krmper eingerufen; der König hob alle Beschrnkungen der allgemeinen Wehrpflicht auf und verfgte die Aushebung aller jungen Leute von 17 bis zu 24 Iahren. Die Angehrigen der wohlhabenden Stnde, die sich selbst ausrsten oder gar beritten machen konnten, bildeten freiwillige Igerkorps zu Fu und zu Ro. Mit kniglichem Vertrauen erlie Friedrich Wilhelm die Kriegserkl-rung, dann den schlichten Aufruf: An mein Volk!" Darin sagte er: Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen fr unsere Existenz, unsere Unabhngigkeit, unseren Wohlstand; keinen anderen Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem wrdet Ihr getrost entgegengehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben 10. Mrz verma g." Am Geburtstag seiner Gemahlin stiftete er das Eiserne Kreuz. 3. In die neu errichtete Landwehr trat als erster Gemeiner der ehemalige Minister Alexander v. Dohna ein. Stand, Vermgen, Beruf machten keinen Unterschied. Wer die Waffen tragen konnte, verlie seine Beschftigung, verlie Eltern und Braut, Weib und Kind, um sein Leben zu wagen unter dem Abzeichen des frommen Blechkreuzes mit der Zuschrift : Mit Gott fr König und Vaterland!" Die Schulen leerten sich;

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 64

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
64 Das Zeitalter des Bundestages. Hafen kreuzten englische Linienschiffe. Da begab er sich an Bord des Bellerophon" und stellte sich in einem Schreiben an den Prinzregenten unter den Schutz der englischen Gesetze. England jedoch schickte den General Bonaparte" als Gefangenen Europas" auf die einsame Insel St. He-lena. Dort starb am 5. Mai 1821 dieser groe, so vielfach rtselhafte Mann: il ne ressemble rien," hatte Knigin Luise einmal geschrieben. Sein Wunsch, in franzsischer Erde begraben zu werden, ist erst im Jahr 1840 erfllt worden: das Invalidenhotel Ludwigs Xiv. birgt seine prunkvolle Grabsttte. 7. Blcher zog in Paris ein. Er ruhte nicht, bis seine abgerissenen Landwehrmnner" bei den Brgern einquartiert waren; zu ihrer Neu-kleidung und Lhnung mute die Stadt eine hohe Kontribution auf-bringen. Als der Prfekt klagte, die Summe sei unerschwinglich, wies ihn der preuische Kriegskommissar an den Grafen Daru: der wisse Rat. Alle Ausdrcke der Bewunderung lehnte Blchers schlichter Sinn ab. Was ist's, das ihr rhmt?" sagte er einmal. Es ist meine Verwegenheit, Gneisenaus Besonnenheit und des groen Gottes Barmherzigkeit." 1819 Wenige Wochen vor seinem Tod, am Jahrestage der Schlacht an der Katzbach, enthllte seine Vaterstadt sein Denkmal, das Schadow ge-gssen hatte; die Inschrift hat kein Geringerer als Goethe verfat: In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg bewut und groß: so ri er uns von Feinden los." Iii. Das Zeitalter des Bundestages. 1. Der zweite Pariser Friede und der Wiener Kongre. 1. Ein Vierteljahrhundert voll kriegerischer Bewegung und umfassen-der Umgestaltungen war zu Ende. Wie ein Sturmwind war der Sohn der Revolution" der das bebende Europa dahingefahren und hatte weggefegt, was altersschwach war: das Heilige Rmische Reich deutscher Nation, das alte Preußen, die geistlichen Frstentmer, die Mehrzahl der Klein-staaten und der Freien Städte. Seinem eigenen Lande hatte Kaiser Napoleon auf militrischem, politischem, wirtschaftlichem Gebiet wie im Rechtsleben eine neue Entwicklung geschaffen; manche Gedanken, die in kommenden Zeiten fruchtbar geworden sind, waren seinem schpferischen Kopf entsprungen: so die Anlegung des Suezkanals, der das ferne Indien enger mit Europa verbinden sollte, die staatliche Einigung der Apen-

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 11

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
11 durch den Willen der Nation und da wir nur der Gewalt der Bajonette weichen werden!" Nun gab der König nach. 4. Immer drohender erhob die Hungersnot ihr Haupt, und niemand zahlte Steuern. In Paris wurden Brot- und Waffenlden geplndert; die Soldaten gingen zum Volk der. Auf Mirabeaus Vorschlag berief die Versammlung eine Brgerwehr, die die Ordnung aufrechtzuerhalten hatte; Lafayette, der zu ihrem Befehlshaber ausersehen wurde, nannte sie Nationalgarde und gab ihr als Abzeichen die Farben der Stadt Paris, blau und rot, und dazwischen das Lilienwei der Bourbonen. So entstand die Trikolore. Der Hof dagegen zog Truppen zusammen, und der König lie sich bereden, in aller Stille Necker zu entlassen und zu verbannen. Die Nachricht von diesem Schritt wirkte in der Hauptstadt wie Sturmgelute. In den Grten des Palais Royal scharte sich das Volk um verwegene Redner. Als Zeichen seiner Gesinnung steckte sich jeder ein grnes Blatt als Kokarde" auf den Hut; die allgemeine Erbitterung fand ein Ziel in dem Sinnbild der alten Zwingherrschaft, der Bastille, hinter deren Wllen manches Opfer einer Lettre de cachet verschwunden war: die Feste 14. Juli wurde am 14. Juli erstrmt und dem Erdboden gleich gemacht. Der Jahres- 1789 tag dieser Gewalttat ist heute der nationale Feiertag der Franzosen, wie der 4. Juli der der Amerikaner. Infolge dieser Unruhen wanderten mit des Knigs ltestem Bruder viele Angehrige der ersten Stnde aus: die Emigration begann. Das franzsische Kapital strmte ins Ausland; die besten Arbeitsgelegenheiten schwanden; die Not wurde immer grer. 5. Neckers Rckberufung kam zu spt. Die Regierung verlor alles Ansehen. Die Bauern, besonders im Sden, verwsteten zahllose Zoll-statten und Klster sowie die Schlsser ihrer Grundherren und hngten Kornwucherer auf. In den Stdten plnderte Gesindel unter Mord und Brand die Rathuser und die Wohnungen angesehener Brger. Jetzt geschah, was von Anfang an Htte geschehen sollen: die Na-tionalversammlung hob in einer Nachtsitzung smtliche Vorrechte auf, auf Antrag der Besitzer selbst: Leibeigenschaft und Zehnten, Abgaben-freiheit und Herrengerichte, Kuflichkeit der mter, Iagdrecht und Znfte. Die rechtliche Gleichstellung aller Franzosen war damit ausgesprochen; der mittelalterliche Feudalstaat war in der Opferfreudigkeit dieser August-nacht begraben worden. 6. Auch diese Tat kam zu spt. Bald riefen Truppenverschiebungen und Mangel an Mehl neue Zusammenrottungen in der Hauptstadt hervor. Der Pbel gewann magebenbe Bebeutung. Der König nach Paris!" hie jetzt die Losung. Unter dem Vortritt frecher Weiber zog

8. Geschichte des Mittelalters - S. 111

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die letzten Salier. Der erste Kreuzzug. Iv 62v 2i. Wormser Konkordat. Die Investitur war fr den Kaiser tatschlich verloren bis auf das Recht, zwiespltige Wahlen zu entscheiden. Dagegen leistete Papst Calirt Ii. ausdrcklich Verzicht auf die Lehenshoheit der Deutschland. Die deutsche Kirche war ein Teil der Kirche des Abendlandes geworden; ihre Stifter und Klster waren ihres Wohlstandes beraubt, ihre Schulen verwahrlost. Auch das Reich war in voller Unordnung. Raubritter bedrohten die Handelsstraen, norwegische und dnische Seeruber den Seehandel. Es galt das Recht des Strkeren: das Blut flo wie Wasser", sagt ein zeitgenssischer Schriftsteller. Die Weltherrschaft ging von den Kaisern an die Ppste der. V. Die Stauser und die Kreuzzge. 1. Der erste Kreuzzug. 1. Die lteren Pilgerzge gingen der Konstantinopel durch Kleinasien oder zu Schiff nach Syrien. Sie waren mit vielen Entbehrungen und Gefahren verbunden; der Einzug in Jerusalem kostete eine empfind-liche Abgabe (ein Goldstck). 2. Papst Urban Ii. war ein geborener Sdfranzose; der erste Kreuz-zug war in der Hauptsache das Werk der romanischen Christenheit; Sd-fr anzosen wie Graf Raimund von Toulouse und Italiener wie der Nor-manne Bohemund von Tarent und sein Neffe Tankred waren die Fhrer*). Erst die Predigten Peters von Amiens erweckten auch am Rhein eine Anzahl Teilnehmer, die aber ihr Seelenheil ebenso gut durch greulichen Judenmord zu sichern meinten. Kaiser Heinrich Iv. hat wohl an eine Kreuzfahrt gedacht, vermochte sie aber nicht auszufhren. 2. Konrad Iii. und sein Kreuzzug. 1. Die Kaiserwahl fand in Mainz statt: je zehn Vertreter der vier Stmme (die Lothringer fehlten) traten zur Beratung zusammen, ehe die Fürsten in Gegenwart zweier ppstlichen Legaten zur Wahl schritten. Lothar bat den Papst um Besttigung seiner Wahl und hielt ihm bei einer Zusammenkunft in Lttich Zgel und Steigbgel. Von den Hohenstaufen forderte er das Reichsgut zurck, das Friedrich von Heinrich V. geerbt hatte: Reichsgut und persnlicher Besitz waren nicht streng getrennt. Darber entbrannte ein Krieg, in dessen Verlauf *) Auch die dichterische Darstellung des Ereignisses verdanken wir einem Italiener: Torquato Tasso hat sein Befreites Jerusalem" am Hofe zu Ferrara gedichtet (deutsch von Gries).

9. Geschichte des Mittelalters - S. 115

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Friedrich der Rotbart. V 4i5 s 115 der sieben Sprachen beherrschte, schlug an einem Tage mit dem Streit-kolben. neun Lombarden nieder, und als er Rainald Hilfe brachte, den rmische Ritter in der kaisertreuen Stadt Tuskulum bedrngten, fiel dieser mit der Fahne in der Faust den Feinden in den Rcken. 3. Die Beamten des Kaisers hatten die lombardischen Städte durch Willkr und Erpressungen gereizt, und Friedrich stellte die belstnde nicht ab. Seine Einsicht kam zu spt: erst als bei Legnano die Deutschen 1176 von Italienern, die Ritter von Fusoldaten geschlagen waren, gewhrte er den italienischen Stdten die Selbstverwaltung; nur die Besttigung ihrer Ratsherren und betrchtliche Geldleistungen bei seinen Besuchen in Italien behielt er sich vor. Aber die Lombarden gewannen auch die Erkennt-nis, wie wertvoll ihnen ein Kaiser sein mute, bei ihren groen Handels-Unternehmungen als Schirmherr, bei ihren Streitigkeiten als Schiedsrichter. 4. Mit dem Sturze Heinrichs des Lwen beginnt die rasche Auf-lsung der Herzogtmer. Der Erzbischof von Kln wurde Herzog von Sachsen; aber ein groer Teil des Landes kam an das Haus der Askanier (Anhalt). Heinrich behielt die vom Kaiser Lothar ererbten Besitzungen (Allode) Braunschweig und Lneburg, Bayern fiel an Otto von Wittels-bach; doch wurde jetzt auch Steiermark ein selbstndiges Herzogtum, das bald unter dem Geschlechte der Babenberger mit sterreich vereinigt wurde. 5. Mit Strenge hielt Friedrich die Ordnung im Reich aufrecht. Den Bauern verbot er die Waffen, die sie bisher selbst bei der Feldarbeit ge-tragen, verurteilte aber auch Fürsten, wenn sie den Landfrieden brachen, zu der seit Jahrhunderten nicht mehr angewendeten Strafe des Hunde-tragens. Er beschrnkte die Zlle auf dem Main und Rhein; Gewerbe und Handel blhten. Neben seinen Pfalzen (Gelnhausen, Trifels) grndete er Mrkte, aus denen einige Städte erwachsen sind. In einer langen Friedenszeit, wie sie noch nie erlebt war, wurde Deutschland das mchtigste Land Europas. 5. Der dritte Kreuzzug. Die Ritterorden. 1. Belehrt durch die Erfahrungen des zweiten Kreuzzuges, lie Fried-rich durch Gesandtschaften mit den Ungarn und Serben, dem Griechen-kaiser und dem Sultan von Ikonium Vertrge schlieen, die dem Kreuz-Heer den Durchmarsch sichern sollten. Mitziehen durfte nur, wer sich selbst verpflegen konnte. Die Regierung des Reiches bertrug er seinem ltesten Sohne Heinrich; fr sich dachte er an keine Rckkehr. 3 a. In Jerusalem gab es seit Jahrhunderten Herbergen (Hospize) zur Aufnahme der Pilger: so die Brderschaften vom heiligen Johannes und vom Tempel Salomos. Aus ihnen erwuchsen die Ritterorden der Johanniter und der Templer. Die Brderschaft des Hospitals 8*

10. Geschichte des Mittelalters - S. 124

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
124 Zur Erweiterung: Fürsten und Städte. ihren reisigen Knechten geleiteten; ober sie wrben Schnapphhne, Raub-ritter, die bert Bauer ausplnberten, den Kaufleuten im Busch auflauerten, sie berfielen (meberroarfen") und ihrer Gter, auch wohl eines Lsegeldes beraubten. Deutschland kam in den Ruf eines Ruberlanbes; man sagte: Reiten und Rauben ist keine Schande; das tun die Besten im Lande. lc. Die Gtbte erwarben Geschtz und brachen die Burgen; mit den Fürsten vereinbarten sie Lanbfriebensvertrge, gegen die sich die Ritter vergebens wehrten: als sich die ritterliche Schlegler-Brberschaft in Heinsheim einschlo, scho des Rauschebarts Enkel Eberharb der Milbe das Stbtchen in Branb und nahm die brei Könige zu Heimsen" gefangen. Gnabe gab es nicht fr den Raubritter: Galgen und Rab stanben immer bereit, nicht allein in Nrnberg. Die Bauern bten ebenso ingrimmige Rache wie die Stbte: Hngen ober Kpfen, das ist feine Sunde; wre das nicht, wir behielten nichts im Munde, sagten sie. Gern flchteten sie ihre bewegliche Habe vor Raubrittern und Stbtern auf die befestigten Kirchhfe; aber nicht immer fanben sie so krftige Hilfe wie bei Dffingen. Durch die Unruhen gerieten sie in Schulben; und weil die Kirche das Zinsnehmen verbot, lieh ihnen niemanb Gelb als die Iuben, die dann zu ihrer Sicherstellung hohe Zinsen verlangten. Da mute bertn mancher freie Bauer unter den altherkmmlichen Formen ein Hriger werben. Fortan fhrte er zwar eigene Wirtschaft und erhielt Wohnung, Kost und Kleibung; aber er war rechtsunmnbig: bei seinem Lehnsherrn, dem Gutsherrn ober Abt, ,,ging er zu Recht". Auch hatte er feinem Herrn etwa zwlf Frontage im Jahr zu arbeiten, eine Kopfsteuer und bei Heirat ober Tod eine Abgabe zu entrichten. Immerhin verfuhr bei Herr gewhnlich mtlbe: er gab seinen Hrigen gelegentlich ein Fest mit Sngern und Tanz; er bewirtete den Grunbholben", wenn er seine Abgaben ober Leistungen erlebigte; beim Tode des Mannes nahm er als Sterbefall" ober Besthaupt" nicht immer das wertvollste Haupt Vieh, sondern sein Knecht schritt wohl mit einem Stab in der Hand rckwrts in den Stall und bezeichnete barmt aufs Geratewohl das Tier, das der Herrschaft abzuliefern war. Der Hrige aber konnte frei werben, wenn er sich an der B e-fieblung des Ostens beteiligte. Id. Fr die zunehmenbe Bevlkerung waren keine Wlber mehr zu Rblingen vorhanben. Daher legte man weite Sumpfstrecken trocken und
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