335
hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792.
C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr
(Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst
j
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwigs Napoleon Napoleons Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleons Napoleon Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Napoleons Wien Frankreich Elba Cannes Paris Gent Napoleons Frankreich Belgien Wellington
132
Mittlere Geschichte.
flucht geboten hätten. In ihnen, wo bischöfliche oder kaiserliche Vögte das
Oberaufsichtsrecht übten, entwickelten sich allmälig selbständige Korporationen.
Die Ge- Den Kern der Bürgerschaft bildeten die sogenannten Geschlechter, d.^h.
schlechter, diejenigen Familien, welche zuerst den Grund und Boden der Stadt inne-
gehabt hatten. Außer ihnen gab es eine Menge unfreier Bürger, welche
herzugezogen waren und entweder Handwerke trieben oder den reichen Bür-
gern als Knechte dienten. Jene Geschlechter traten durch Wechselheiraten
und gemeinschaftliche Handelsunternehmungen in eine enge aristokratische
Verbindung zusammen und behielten sich auch allein das Recht öffentlicher
Versammlungen, die sogenannte „Nitterzeche", vor. Der aus ihnen er-
richtete Gemeinderath, an dessen Spitze der Schultheiß stand, wußte nach
und nach die Wirksamkeit des herrschaftlichen Vogtes zu beschränken und
sich fast die ausschließliche Verwaltung der Stadt anzueignen. Später aber
errangen auch die Handwerker, welche sich in städtischen Fehden durch ihre
handfeste Tapferkeit auszeichneten, allmälig politische Rechte. Sie sonderten
sich in Zünfte und traten als kleine Gilde unter ihrem aus den Zunft-
Die Zünfte, m e i st e r n freigewählten Bürgermei st er jenen Geschlechtern (Patriziern)
mit ihrem Schultheißen und ihrer großen oder Kaufmannsgilde mit
wachsenden Ansprüchen gegenüber.
Die Blüthe der Dom- und Klosterschulen, welche unter den Ottonen
von Neuem begonnen hatte, dauerte in der ersten Hälfte der salischen Pe-
riode fort. Unter den Schriftstellern jener Zeit sind besonders Hermann
derkontrakte und Lambert von Aschafsenburg zu nennen, welche beide
werthvolle Chroniken ihrer Zeit hinterlassen haben.
53. Die Normannen in Unteritalien (1000).
1. Fortdauernde Wanderlust der uach Frankreich verpflauzteu Normannen. Erscheinen
einzelner Normannen in Unteritalien (1016). Die Kolonie zu Aversa (1029). Ankunft
dreier Söhne des Grafen Tankred. Eroberung von Melfi. Wilhelm Eisenarm Graf
von Apulien. Weitere Einwanderung von Normannen. Gefangennahme und Wie-
derfreigebung des Papstes. Die Normannen Lehnsleute deö heiligen Stuhles (1053).
2. Herrschaft Robert Guiskard's. Seine Freundschaft mit dem Papste (Nikolaus Ii.)
und dem griechischen Kaiser (Michael Parapinaceö). Kämpfe gegen Alexius Komne-
niuö. Kaiser Heinrich Iv. bedrängt Gregor den Vii. Errettung deö Papstes durch
Guiökard (1084). Gmskard stirbt (1085). Sein Sohn Roger begründet das König-
reich Neapel.
1. Die im Jahre 911 nach Frankreich verpflanzten Normannen 4) ver-
loren auch in der neuen Heimat die Lust an Wanderungen und Abenteuern
nicht, namentlich fühlten sie sich von der Natur und den Schätzen des euro- l)
l) In die ursprünglichen Wohnsitze der Normannen war daö Christenthum zur
Zeit Ludwig des Frommen gedrungen. Ansgar (Anschar) hieß der mulhvolle Gtau-
benöbote, welcher das Evangelium in Dänemark (826) und Schweden (829) verkün-
deie. Er erwarb sich durch seine Missionsthätigkeit den Namen: „Apostel des Nor-
dens," wurde (831) erster Bischof von Hamburg und später (847) erster Erzbischof
der vereinigten Pisthümer Hamburg und Bremen. Sein Tod fällt in das Jahr 865.
— In Dänemark machte das Christenthum anfangs nur geringe Fortschritte, nament-
lich wurde es durch Gorm den Alten bekämpft. Auch jener Swen, der Ethel-
red vom englischen Throne stieß, war ein heftiger Widersacher der neuen Lehre. Mit
Kan nt dem Großen aber war der Sieg des Christenthums in Dänemark entschie-
den. — In Schweden schlug daö Evangelium noch langsamer Wurzel. Zwar nahm
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Lambert_von_Aschafsenburg Tankred Wilhelm Robert_Guiskard's Nikolaus Michael_Parapinaceö Alexius_Komne- Heinrich_Iv Heinrich Gregor Gregor Gmskard Ludwig Ansgar
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Frankreich Unteritalien Melfi Apulien Nikolaus Neapel Frankreich Dänemark Schweden Hamburg Hamburg Bremen Dänemark Ethel- Dänemark Schweden
Das Mittelaller auf seiner Höhe.
149
über Livland verbreitete sich die Herrschaft des deutschen Ordens, da die
Schwertritter sich nach einer harten Niederlage gegen die Litthauer 1237
in denselben mit aufnehmen ließen. Im Jahre 1255 wurde auf den Rath
Ottokar's von Böhmen, der einen Kreuzzug gegen die Preußen mitgemacht
hatte, die jetzige Hauptstadt des Landes angelegt und ihm zu Ehren
Königsbergs genannt. Im Ganzen dauerte der Kampf gegen die heid-
nischen Preußen über 50 Jahre (1230—83). Der Orden blieb nach Be-
siegung des Landes in jenen Gebieten; der Sitz des Großmeisters wurde
1309 von Venedig nach Marienbürg 4) verlegt, von wo er nachmals,
als Preußen 1525 ein weltliches Herzogthum geworden war, nach Mer-
gentheim ch gekommen ist.
Das preußische Ordensland war im Grunde wenig geeignet, die Macht
des deutschen Reiches zu vermehren, da es mit demselben nur durch den
schwachen Faden des Lehnsverbandes zusammenhing. Anders war es mit
den benachbarten slavischen Ländern, mit Mecklenburg, Pommern und Schle-
sien, welche nach und nach verdeutscht und dem Reiche einverleibt wurden.
60. Das Mittelalter auf seiner Höhe.
I. Das Kitterwesrn.
1. Der Adel an der Spitze der deutschen Nation. Seine Bewaffnung und Kampfart.
Urtheil eines alten Schriftstellers über die deutsche Jugend. Entstehung des Ritter-
standes; Edelknaben, Knappen und Ritter. Der Ritterschlag. Vorrechte eines Ritters.
Ursprung der Wappen. Die Stammes- und Reichsfarben. 2. Die Tourniere eine
Stütze des Nitterthums. Einführung der Tourniere in Deutschland (im 12. sec.).
Ansagung eines Tourniers. Besetzung der Tournierämter. Helmschau. Ahnenprobe.
Eigentliches Tournier. Zuerkennung des Dankes. 3. Leben des Adels auf seinen
Burgen. „Fahrende" Ritter. Anlage und Einrichtung der Ritterburgen. Das Burg-
verließ. Der Rittersaal. Bestehen eines „Straußes". 4. Anfänglicher Nutzen und spätere
Entartung des Nitterthums.
1. Mit Ausbreitung des Lehnswesens über ganz Deutschland war der
Adel an die Spitze der Nation getreten. Die Kriege wurden hauptsächlich
durch den Adel und seine Leute geführt; er kämpfte nur zu Roß und war
mit Panzer, Schild und Helm, mit Lanze und Schwert bewehrt. Ein ge-
harnischter Ritter war den gemeinen Kriegern, die zu Fuße dienten und
schlechter bewaffnet waren, weit überlegen; und meistens schätzte man ein
Heer nur nach der Zahl seiner Ritter. Um solche Vorzüge zu behaupten,
mußte die Erziehung des Adels ganz kriegerisch sein. „Die in Deutschland
gebornen Knaben lernen eher Reiten als Reden", sagt ein alter Schrift-
steller; „die Pferde mögen laufen, wie sie wollen, so bleiben sie unbeweg-
lich sitzen; sie führen ihren Herrn die laugen Lanzen nach; durch Hitze und
Kälte abgehärtet, sind sie durch keine Arbeit zu ermüden. Das Tragen
der Waffen kommt den Deutschen so leicht an, als das ihrer eigenen Glie-
der, und es ist eine erstaunenswürdige und fast unglaubliche Sache, wie
geschickt sie sind, Pferde zu regieren, Pfeile abzuschießen, und Lanze, Schild
und Schwert zu gebrauchen".
Mit der Zeit bildeten die Ritter einelchbesonderen Stand. Die Auf-
0 Königsberg, Stadt am Pregel, unweit der Mündung desselben in das
frische Haff. — Marienberg, Stadt an der Nogat, oberhalb Elbing.— Mer gent-
herm, Stadt im Königreich Würlemberg, an der Tauber.
Gründung
Königbergs
1255.
Preußen ein
weltliches
Herzoathum
1525.
Bedeutung
des Adels.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Marienbürg Pommern Deutschland Deutschland Deutschland Marienberg Elbing Königreich_Würlemberg Tauber
Roms innere Zustände.
85
abgelaufener Amtszeit als Verbrecher anzuklagen — da aber die Richter
sämmtlich dem Geld- und Familienadel angehörten, so gingen die Schul-
digen gewöhnlich frei aus; bedurfte eö doch selbst zur Bestrafung des Ver-
res, welcher Sizilien so maßlos mißhandelt hatte, der Beredsamkeit eines
Cicero.
2. Auf solche Weise kam die Nobilität durch den Besitz der Macht
auch in den Besitz des Reichthums. Fast alles Grundeigenthum und ins-
besondere das Staatsland befand sich in ihren Händen. Die zahlreichen
kleinen Güter früherer Zeit gab es nicht mehr. Durch die fortwährenden
Kriege waren die ärmeren Grundbesitzer herabgekommen und hatten nicht
selten ihr Erbe um jeden Preis an die Wohlhabenden losschlagen
müssen. Der Stand freier Ackerbauer, auf welchem Roms Abnahme d.
alte Kraft, Biederkeit und kriegerische Tugend beruhete, war im freien Acker-
Untergange begriffen. Mit diesem Stande schwand auch immer mehr die bauern,
einfache Sitte: schon hatte man (213) Gesetze gegen den Putz der Frauen i),
gegen eine übergroße Anzahl von Gästen (162), gegen zu großen Auf-
wand bei Gastmählern erlassen müssen.
Für solche Uebel war das Aufkommen griechischer Bildung in Nom kein
Ersatz. Sie erstreckte sich doch nur auf die Vornehmen, wurde nie Ge-
meingut des Volkes. Dieses nahm an literarischen oder Kunstleistungen
fast gar keinen Antheil, sondern ergötzte sich lieber an mimischen Spie-
len oder an Gladiatoren- und Thierkämpfen.
Indeß blieb der Zustand erträglich, so lange die Neichen ihre Land-
güter durch arme römische Arbeiter bebauen ließen; als sie aber dazu, um
Geld zu ersparen, kriegögefangene Sklaven nahmen, da überstieg daö
Elend alles Maß. Rom wurde mit einer Menge heruntergekommener,
brodloser, müßiger Bürger erfüllt. Der besitzlose Haufe kam bald ent-
weder in den Sold der Reichen („Patrone"), denen er Stimmen und
Fäuste verkaufte, oder er machte aus dem Kriege ein Handwerk und be-
trachtete das Lager als Vaterland und den Feldherrn als Gebieter.
Schon jetzt beherrschten die Wohlhabendeu durch Bestechung, Stimmener-
kauf und Freigeben von Sklaven — die seit 138 geheime Abstimmung
besserte daran nichts — die Wahlen; schon jetzt bereitete sich das Verhält-
niß vor, welches nachher so verhängnißvoll in den Bürgerkriegen wurde,
nämlich daß das Heer nicht Eigenthum des Staates, sondern freigebiger
Generale war.
3. Derartigen Uebelständen, die bei längerer Dauer nothwendig den
Sturz der Republik nach sich ziehen mußten, konnte nur durch Begrün-
dung eines begüterten Mittelstandes begegnet werden. Das Ackergesetz des
Licinius hatte bereits auf Bildung eines sochen Standes hingezielt. Jetzt *)
*) Bereits im Jahre 195 erzwangen die Frauen durch einen Aufruhr die Zu-
rücknahme dieses Gesetzes; der ernste Kalo, welcher damals Konsul war, sprach zwar
heftig gegen das Benehmen der Frauen, konnte aber die Aufhebung des Gesetzes
nicht hindern. — Eine zweite Revolution machten die Frauen im Jahre 43 v. Chr.
Alö die Triumvirn Antoniuö, Oktavian und Lepidus von 1400 Damen eine harte
Geldsteuer verlangten, rotteten sich die Frauen in Masse zusammen und ließen den
Machthabern durch die beredte Hortensia daö Ungerechte der Forderung vorstellen.
Die Triumvirn wurden zornig, sahen aber, da das Volk murrete, von Gewaltmaß-
regeln ab; auch erhoben sie nur von 400 Frauen die vorgeschriebene Steuer.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
103
chcr noch eben der Wirth gewesen, der Begleiter seines Gastfreundes, und
ungeladen traten Beide in das nächste beste Haus, wo sie gleichfalls freund-
lich empfangen wurden. Und wenn der Fremde Abschied nahm, so erhielt
er als Gastgeschenk, was er nur begehrte; urrd der Geber forderte seiner-
seits eben so frei und offen.
Im Frieden ergaben sich die Männer meist der trägen Ruhe. Sie
lagen den größten Theil des Tages, oft bis tief in die Nacht hinein, auf
einer Bärenhaut (die sogar zum Sprichworte geworden ist) und zechten mit
einander von ihrem berauschenden Meth, den sie aus Honig und Waffer
bereiteten. Beim Trinken ward gewürfelt und zwar mit solcher Leiden-
schaft, daß sie oft Hab und Gut, Weib und Kind und zuletzt die eigne
Freiheit einsetzten. Aber auch Würdigeres ward beim frohen Becher be-
trieben. Weil hier das Herz sich leichter ausschließt, so berieth man sich
über die wichtigsten Angelegenheiten der Gemeinde und Familie, über Krieg
und Frieden. Doch prüfte man am anderen Tage mit Ruhe, was gestern
offener Sinn und leichter Muth gerathen hatten.
3. Das ganze Volk bestand aus Freien und Unfreien. Jene waren
Eigenthümer des Landes und schalteten auf ihrem Besitzthnm (Allod) mit
voller Unabhängigkeit; diese entweder Hintersassen (Leute), d. h. sie saßen
auf Grund und Boden der Freien und waren diesen zins- und dienstpflich-
tig, oder leibeigene Knechte (durch Geburt, Kriegsgefangenschaft oder Wür-
felspiel). Die freien Männer allein waren befugt, Waffen zu tragen; da-
für lag ihnen aber auch die Vertheidigung des Landes ob.
Dem Gau stand in Friedenszeiten ein aus den Alten und Erfahre-
nen gewählter Richter, der Graf (der Graue, der Alte) vor, der im Falle
eines Krieges zugleich Anführer, Herzog, war. Nur bei großen Volks-
kriegen wählte man aus der Zahl der Herzöge den angesehensten zum Ober-
feldherrn, zum Könige. Kleinere Sachen wurden von den Vorstehern der
Gaue, wichtigere aber von der Volksgemeinde selbst entschieden! Die wehr-
haften Männer versammelten sich daher zu bestimmten Zeiten, namentlich
am Neu- und Vollmonde, um über die Angelegenheiten des Landes zu be-
rathen und zu beschließen. Mißfiel ein Vorschlag, so verwarf ihn die
Menge durch ein dumpfes Gemurmel; fand er Beifall, so äußerten sie dies
durch Zusammenschlagen der Waffen.
4. Drohete dem Volke eine Gefahr oder sollte ein großer Zug in
Feindes Land geschehen, so wurden alle^ freien Männer zu den Waffen ge-
rufen. Dieses allgemeine Aufgebot war der Heerbann; außer diesem gab
es noch eine Waffenbrüderschaft, die man das Gefolge nannte. Waltete
in der Heimath Frieden, so sammelten sich kriegslustige Jünglinge um einen
bewährten Anführer und fochten mit ihm in fremden Krieg um Lohn und
Beute. Dem freigewählten Waffenherrn war man mit ganzer Treue erge-
den; seine Gefangenschaft oder seinen Tod zu überleben, galt als große Schmach.
Die Hauptwaffe der Deutschen war der Speer (Framea), ein Schaft
mit einem scharfen meiselartigen Eisen, gleichgeschickt zu Hieb, Wurf und
Stoß; ein Schild aus Ruthengeflecht oder buntbemalten Bretern diente
zum Schutze des Körpers. Beim Kampf in der Nähe wurde wohl auch
eine Streitaxt aus Stein und die Keule gebraucht. Reiterei und Fußvolk
fochten untermischt. Vor dem Angriff ertönten kriegerische Instrumente,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
277
fen Lei Brienne 24. Jan. 1814. Schlacht bei la Rochiere 1. Febr. Friedensver-
handlungen in Chatillon. Blüchers Siez bei Laon 9.—10. Marz. Napoleons Wen-
dung gegen den Rhein. Marsch der Verbündeten auf Paris. Erstürmung des Mont-
martre. Einzug in Paris. Blüchers Krankheit. (Napoleons Abdankung und Ab-
reife nach Elba; Ludwig Xviii.). Der erste Pariser Friede 30. Mai 1814.
4. Blüchers Besuch in England; seine Rückkehr nach Berlin. 5. Entweichung
Napoleons von Elba (26. Febr. 1815); seine Landung in Cannes (1. März), fein
'Einzug in Paris (20. März). Blücher und der englische Gesandte. Erklärung des
Wiener Kongresses. Blücher und Wellington in den Niederlanden. Schlacht bei
Ligny (16. Juni 1815); Schlacht bei Waterloo (18. Juni). Einzug der Verbün-
deten in Paris (7. Juli). Blücher Platzkommandant. Rückkehr Ludwigs Xviil.
Der zweite Pariser Friede (20. Novbr. 1815). Blüchers Abschied vom Heere (Okt.
1815); sein Tod. 1819. Blüchers Persönlichkeit.
I. Moskau war der Scheiterhaufen der Macht und Größe Napo-
leons (1812). Auf dem Rückzüge aus der russischen Metropole (Haupt-
stadt) verlor er durch Kampf und Kälte sein zahlreiches, trefflich gerüstetes
Heer*). Wie Lerxes einst, der Führer von Millionen, aus Griechenland
auf einem kleinen Kahne floh, so jagte Napoleon in einem Schlitten den
Trümmern seines Heeres voraus, durch die öden Schnee- und Eisgefilde
Rußlands der Weichsel zu. Kaum 20,000 von denen, welche Moskau
gesehen, erreichten zerlumpt, krank und elend den deutschen Boden. In
dem Untergange der großen Armee erkannte das niedergebeugte Europa
die Hand des Allmächtigen, der die Gewaltigen vom Stuhle stößt und
die Niedrigen erhebt. Wie Rußland griff auch Deutschland zum Schwert,
um die entwendeten, aber unveräußerlichen Stammgüter: „Freiheit und
Unabhängigkeit" wieder zu gewinnen. Allen voran aber ging hier Preu-
ßen, in dem jetzt ein neuer kühner Geist waltete. Seit dem Unglücke
von Jena war der edle König Friedrich Wilhelm Iii. (regierte seit
1797) aus eine Wiedergeburt des ganzen preußischen Staatswesens bedacht
gewesen. Die Rettung des Vaterlandes erwartete er gleich andern wackern
Preußen von dem patriotischen Aufschwungs der Bürger und einem Volks -
Heere. Er hatte daher die Leibeigenschaft und den Dienstzwang der Bauern
aufgehoben, den Bürgern ein freies Gemeindewesen zurückgegeben und im
Heere alle Ehrenstellen auch den Nichtadeligcn geöffnet. Hohe und Nie-
drige unterstützten den König in seinem Vorhaben. Es entstand um diese
Zeit der sogenannte „Tugendbund", mit dem Zwecke, die Deutschen zu
einer allgemeinen Erhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Zu ihm ge-
hörten viele Staatsmänner, Offiziere, Gelehrte, wie Arndt, der Dichter
des deutschen Vaterlandsliedes, und der Begründer des Turnwesens: Jahn.
Der Kriegsminister Scharnhorst schuf nach und nach ein neues Heer,
indem er zwar immer nur die vorschriftsmäßige Zahl Truppen (42,000)
behielt, aber die Eingeübten schnell mit neuen vertauschte. Auch kaufte
er heimlich so viele Waffen, daß er im Nothfalle eine bedeutende Macht
ausrüsten konnte. Alle diese Einrichtungen trugen nun glänzende Früchte.
Bet der Kunde von Napoleons kläglichem Rückzüge herrschte unter den
') Im Anfange des Jahres 1813 sollen auf russischem Boden allein noch
300,000 menschliche Leichname und 130,000 todte Pferde verbrannt worden sein.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Blüchers Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig Blüchers Napoleons Ludwigs_Xviil Ludwigs Blüchers Blüchers Napoleon Jena Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Arndt Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Chatillon Laon Napoleons Rhein Paris Paris Napoleons Elba England Berlin Napoleons Elba Cannes Paris Wellington Niederlanden Paris Moskau Griechenland Moskau Europa Deutschland Napoleons
143
aber nur so lange als sein Geld. Er erschien später noch dreimal ln Deutsch-
land. hielt sich aber jedesmal nur kurze Zeit auf. Alfons ist nie in Deutsch-
land gewesen. Die Regierungszeit dieser beiden Könige (1254—1273)
nennt man. weil eigentlich Niemand regierte, das Interregnum oder
Zwischenreich. Eine schlimmere Zeit als diese hat Deutschland nie ge-
sehen. Das Faustrecht war König geworden; Unordnung und Gewalt-
thätigkeit nahmen in schreckenerregender Weise überhand. Die Ritter führ-
ten von ihren hohen Burgen, die an den Ufern schiffbarer Flüsse oder an
den Seiten belebter Heerstraßen angelegt waren, ein wildes Naubleben.
Sie lauerten den Vorübergehenden auf, warfen vornehme Reisende zur Er-
pressung hohen Lösegeldes in die Burgverließe und plünderten die Güter-
wagen der Handelsstädte. Da die gewöhnlichen Gerichte gegen solche Ge-
waltthat gar nichts, die heilige Fehme1 ) nur wenig vermochte, so schlossen
die Städte zum Schutz ihres Handels bewaffnete Bündnisse, von welchen
die Hansa 2) und der rheinische Städtcbund die berühmtesten geworden
sind. Sollte jedoch Deutschland nicht durch Zerstückelung zu Grunde gehen,
*) Die Fehmgerichte ( heimliche Gerichte ) waren aus den alten Gangerichten
hervorgegangen. Ihr Hauptfitz war Westfalen. Der Vorsitzende hieß F r e i g r a f, je-
der Beisitzer Freischoppe, der Ort der Sitzung Frei st »hl. Der Hauptstuhl war
zu Dortmund. Nur die Theilnehmer dieses Gerichtes, die Schöppen, waren mit der
Einrichtung und dem Verfahren desselben vertraut. Sie hießen darum Wissende
und erkannten sich an geheimen Zeichen und Losungen. Es soll der Wissenden in al-
len Provinzen Deutschlands gegeben haben. Die Vorladung eines Angeklagten geschah
durch einen Brief mit sieben Siegeln — des Freigrafen und der sechs Schöppen. Die-
ser Brief wurde an das Haus des Verklagten oder das nächste Heiligenbild angesteckt
(daher wohl heute noch der Name „Steckbrief"). War der Verklagte schuldig, oder
erschien er nach mehrmaliger Vorladung nicht, so wurde er für verse hmt erklärt,
d. h. den Wissenden (den Freischöppen) preisgegeben. Wer von diesen ihn fand,
knüpfte ihn an einen Baum auf oder stieß ihn mit dem Messer nieder, ließ aber im-
mer ein Messer mit dem Zeichen der Fehme neben dem Gemordeten liegen, als Beweis,
daß hier im Namen der heiligen Fehme gehandelt worden sei. Zur Zeit des Faust-
rechts waren die Fehmgerichte von wohlthätigem Erfolge, später aber arteten sie ans,
da der Willkür der Richter zu große Gewalt eingeräumt war Doch wurden sie erst
durch die Einführung einer besseren Rechtspflege im sechszehnten Jahrhundert und durch
die festere Begründung der Landeshoheit der Fürsten vollständig beseitigt.
*) Bereits im Jahre 1211 hatten sich zu dem genannten Zwecke Lübeck und
Hamburg mit einander verbunden. Sie ließen ihre Wagen und Schisse durch eine
eigens dazu gehaltene Mannschaft begleiten und schützen. Andere Handelsstädte fanden
diese Einrichtung so vortheilhaft, daß sie sich gern dem Bunde anschlossen. B raun-
schweig war die erste, welche beitrat; dann folgten Noßstock, Wismar, Stralsund
und mehrere andere, so daß der Bund zur Zeit seiner größten Stärke aus 85 Städ-
ten bestand. Im 14. Jahrhundert nahm dieser Städtebund den Namen Hansa
au, waö soviel als Gesellschaft oder Bund bedeutet. Das Haupt dieses großen Bun-
des war Lübeck, hier wurden auch die Bundesversammlungen gehalten. Der Bund war
in vier große Quartiere getheilt, deren Hauptstädte Lübeck, Braunschweig,Köln
und Danzig waren. Selbst auswärtige Staaten bewarben sich um die Gunst die-
ser deutschen Handelstädte und räumten ihnen Waarenniederlagen ( Stapelplätze ) ein.
3n Rußland hatten sie Nowgorod, in England London, in Norwegen Bergen
und in Flandern Brügge. Die Blüthe der Hansa hat ungefähr 300 Jahre, bis
zu Anfang des 16. Jahrhundert, gewährt. Noch jetzt führen Hamburg, Lübeck und
Bremen, die im Jahre 1630 ihren Bund erneuerten, den Namen Hansestädte.
Nicht lange nach Errichtung der deutschen Hansa, im Jahre 1254 , entstand im süd-
lichen Deutschland auch der rheinische Städtebund. Die wichtigsten Städte desselben
waren: Nürnberg, Regensburg, Augsburg und Speier.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Alfons
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Deutschland Deutschland Westfalen Dortmund Deutschlands Hamburg Wismar Stralsund Braunschweig Danzig England_London Norwegen_Bergen Flandern Hamburg Bremen Deutschland Nürnberg Regensburg
102 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
dem verbündeten Heere: „Der wichtige Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Russen, Preußen, Obstreicher, ihr kämpft für eine Sache! kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Staaten, für die Unsterblichkeit eurer Namen — Alle für Einen! Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf! Bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde und der Sieg ist euer!"
Am 16. October begann die gewaltige Schlacht, in welcher die Völker, die von den fernen Grenzen Asiens, von dem mittelländischen und vom atlantischen Ocean herangezogen waren, auf einem Punkte zusammentrafen, um über das Schicksal Europas endlich die blutige Entscheidung herbeizuführen; mit Recht wird sie daher die Völkerschlacht bei Leipzig genannt. Die hart bedrohte Stadt, welche den Mittelpunkt dieser großen kriegerischen Handlung bildete, hörte drei Tage hindurch den Donner, welcher aus 1400 Feuerschlünden dröhnte. Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf: das große Heer der Verbündeten kämpfte im Südosten der Stadt bei Wachau u. f. w., ein anderer Theil gegen Bertrand im Westen von Leipzig bei L i n d e n a n, Blücher endlich schlug im Norden eine besondere Schlacht bei Möckern. Mit unerhörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde von beiden Seiten der Kampf geführt, und niemand soll den Franzosen den wohlverdienten Ruhm schmälern, welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am. Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kampf zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wachau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die York'sche Abtheilung, dm blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen; dreimal mußten sie das Dorf.im Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen Anzahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon noch einmal, die Oestreich er durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu bestimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Bertrand Napoleon Napoleon Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asiens Europas Leipzig Wachau Leipzig Sachsen
142
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch
3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Genua Asien Frankreich Italien Palästina Constantinopel Candia Corfu Asien
282 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
dem Markte vorgenommen wurden, gewöhnlich — war bereits geschlossen. Mosen und Schönfels wurden nur verwiesen, aber Hans Schwalbe mit glühenden Zangen gekniffen und geviertheilt. Der brave Schmidt war nun noch zu belohnen. Auf die Frage, was er wünsche, antwortete der bescheidene Mann, er wünsche nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das wurde ihm nicht nur gern gewährt, sondern der Kurfürst schenkte ihm auch ein Freigut und verordnete, er solle künftig Triller heißen, weil er den Kunz so derb getrillt (niedergeschlagen) habe, und der älteste seiner Familie bis auf ewige Zeiten jährlich vier Scheffel Korn von der Regierung erhalten. Und dies geschieht noch bis heute.
Diese beiden Prinzen find noch darum merkwürdig, weil von ihnen die beiden noch jetzt regierenden sächsischen Linien abstammen: das erixeftinifche und das albertinische Haus.
Friedrich Iii. hat bei allen solchen Vorgängen wenig mehr gethan als zugeschaut, und hat so den Namen des Kaisers 54 Jahre geführt, bis er 1493 starb. Wie sehr er neben seiner Trägheit zugleich voll Mißtrauen war, davon gab er einen Beweis in den Verhandlungen mit
Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund (1467—77). Dieser Karl war der einzige Sohn und Erbe Philipps des Guten, der oben bei der Geschichte der Jungfrau von Orleans erwähnt wurde. Philipp hatte noch 37 Jahre nach der Verbrennung jenes Mädchens (bis 1467) gelebt und galt für den trefflichsten und galantesten Ritter seiner Zeit. Kein Fürst war so reich wie er. Ihm gehörte nicht nur fast das ganze jetzige Königreich der Niederlande, sondern auch Belgien, die Franche-Comte und Bourgogne in Frankreich. In seinen damals überreichen Ländern besaß er eine Menge prachtvoller Paläste, alle mit dem kostbarsten Hansgeräthe und den künstlichsten Tapeten versehen, mit denen man damals großen Luxus trieb. Täglich fand man bei ihm offene Tafel, und wenn er Turniere und Bankette gab, so aß man von goldenem Geschirre, und seine Trinktische strotzten von goldenen Bechern, mit edlen Weinen gefüllt. Alle feine Länder und Reichthümer hatte fein einziger Sohn, Karl der Kühne, geerbt, aber nicht feine Herzensgüte. Karl war ein stolzer, unruhiger, kriegerischer Fürst, der zwar nur 10 Jahre regiert hat, aber in dieser Zeit nie zur Ruhe gekommen ist, weil er, wie die Reichen so oft, statt das ihm verliehene Glück froh zu genießen, sich an feinen Schätzen nicht genügen ließ. So gelüstete es ihm, König von Burgund zu heißen. Dazu bedurfte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Hans_Schwalbe Schmidt Friedrich_Iii Friedrich Karl Karl Karl Karl Philipps Philipp Karl_der_Kühne Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Burgund Niederlande Belgien Frankreich Burgund