Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Geschichte des Alterthums - S. 89

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
27. Organisation des persischen Reiches. 89 liche Angesicht kam, sich in den Staub niederwerfen. Bei königlichen Prachteinzügen duftete die Straße von Myrthen und Weihrauch, Peitschenträger gingen zur Seite und voraus, um fremde Annäherung abzuhalten; goldgeschmückte Leibwächter mit bekränzten Tiaren, Stab- und Lanzenträger umgaben ihn. Magier mit dem heiligen Feuer schritten vor dem mit acht weißen Pferden bespannten Wagen des Sonnengottes einher, auf welchen der königliche Wagen folgte, gezogen von nifäischen Pferden aus den Bergweiden von Gbatana. Hinter demselben ritten die vornehmen Perser aus seiner Umgebung, das purpurne Obergewand über dem Panzer, ein gekrümmtes Schwert mit goldenem Griff und goldener Scheide am Gürtel, mit goldenen Ketten und Armbändern geschmückt und auf Pferden mit goldenem Zügel und Gebiß, alles Ehrengeschenke des persischen Großkönigs an seine getreuen Stammgenosien. Der Hofstaat des Königs, von den „Verwandten" und „Tischgenossen" bis zu der Leibwache, der Hofdienerschaft und der Schaar von Kämmerlingen, war so groß, daß täglich 15,000 Menschen im königlichen Schlöffe gespeist wurden. Die Tafel des Königs, der in der Regel allein aß, während die „Tischgenossen" in einem anstoßenden Saal saßen, wo sie von ihm gesehen werden konnten, war mit den ausgesuchtesten Speisen und Getränken besetzt, die aus den Gegenden herbeigeschafft wurden, wo sie am besten gediehen. So der Weizen aus Aeolien, das Salz aus jdem libyschen Ammonion, der Wein aus Chalybon (Aleppo) in Syrien. Das Wasser wurde aus dem bei Susa vorbeifließenden Choaspes geschöpft und sogar dem König in silbernen Gefäßen auf seinen Reisen nachgeführt. Was irgend ein Land Köstliches hervorbrachte, davon mußte es einen Tribut an den Hof liefern, so Arabien 1000 Pfund Weihrauch jährlich: die Aethiopier Ebenholz und Elephantenzähne; Medien, Armenien, Cilicien Pferde; Kolchis Knaben und Mädchen u.a. m. Heerwesen. Zu der Umgebung des Königs gehörte auch die Leibwache, bestehend aus 2000 auserlesenen Reitern und einer gleichen Anzahl Lanzenträger zu Fuß, sodann aus einer Heerabtheilung von 10,000 Fußgängern, die Unsterblichen genannt, weil diese Zahl stets vollzählig erhalten, jede Lücke sogleich ergänzt wurde. Diese „Unsterblichen" bildeten im Krieg den Kern des Heeres, dessen Größe und Zahl unermeßlich ausgedehnt werden konnte, da jeder waffenfähige Unterthan des weiten, wenigstens 70 bis 80 Millionen Bewohner umfassenden Reiches militärpflichtig war. Die stehenden Truppen waren in Festungen, in Lager- und Musterungsplätzen über das Reich vertheilt und mußten von den Einwohnern unterhalten werden, eine für die Provinzen höchst drückende Last. Die aus den verschiedenen Völkerschaften bestehenden Truppenabtheilungen zogen in ihrer nationalen Tracht, Bewaffnung und Kriegsweise einher, was, verbunden mit dem unendlichen Troß von Dienern, Knechten und Frauen, von Prachtwagen und Gepäck, dem Zug ein buntes Ansehen gab und den Eindruck einer Völker-

2. Die Geschichte des Alterthums - S. 383

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
102. Der Einfall der Celten in Makedonien und Griechenland. 383 A'erxes erlebt hatte: unbewegt in dicht geschlossener Phalanx standen die muthigen Hellenen da; Schar auf Schar, die heranwogte, um den Lanzenwald zu durchbrechen, prallte zurück; dennoch kämpften die Gallier mit barbarischem Muthe weiter, obwohl sich hohe Leichenhaufen vor ihnen auf-thürmten; sogar Sterbende, die mit klaffenden Wunden, den Wurfpfeil in der Brust, den Tod erwarteten, rafften ihre letzte Kraft zusammen, um das Geschoß, aus der Brust reißend, es gegen den Feind zu schleudern, der in die Tragweite desselben gerieth. Endlich sah Acichorius das Vergebliche eines fortgesetzten Sturmes ein und gab das Zeichen zum Rückzug, der aber, in voller Verwirrung angetreten, große Opfer kostete; denn in dem furchtbaren Gedränge stürzten sie über einander hin und wurden im jähen Gewühle zertreten oder fielen ins Meer, wo sie unrettbar verloren in die Sümpfe sanken, so daß zu dem Verluste der Schlacht beträchtlicher Schaden hinzukam; auf griechischer Seite waren nur 40 (?) Todte zu betrauern. Der Ruhm des Tages gebührte den Athenern. Ohne sich um die Bestattung seiner Todten zu bekümmern, zog sich Acichorius in Folge der Niederlage nach Heraclea zurück, wo er den Bel-gius in einem stark befestigten Standlager zurückgelaffen hatte zur Bewachung der geraubten Schätze. Da er wußte, daß die Aetoler die Seele des hellenischen Heeres seien, schickte um sie von demselben zu trennen, eine starke Heeresabtheilung von 40,000 Mann durch Thessalien über das Gebirge nach dem nordöstlichen Aetolien. Mit verheerender Wuth brachen sie ein und hausten in entmenschter Weise in dem wehrlosen Lande; die Gräuel stiegen so hoch, daß Viele freiwillig Hand an sich selbst legten, um der schauderhaften' Grausamkeit zu entgehen. Dieses Mordfest hatte den gewünschten Erfolg, die Verzweiflung im Herzen kehrten die Aetoler heim, um die übrigen Städte zu vertheidigen, welche noch von den Barbaren unberührt geblieben waren, andererseits erhob sich ganz Aetolien: Greise und Frauen ergriffen die Waffen und stürzten sich auf die Raubzügler; als dazu eine Schlacht gegen diese entschied, zogen sie sich unter steter Verfolgung des furchtbar gereizten Volkes zum Sperchius zurück, wo ihnen nur die Nähe des Lagers bei Heraclea einige Ruhe verschaffte, nachdem die Hälfte von ihnen der ätolischen Rache erlegen war. Sie nahmen keinen Theil an dem Delphizuge selbst, sondern stießen zur Nachhut, da Acichorius unterdessen in Phocis eingerückt war. Diesem hatte nämlich ein zweiter Ephialtes den bequemern und gangbarern Fußpfad gezeigt, auf dem einst Hydarnes den Griechen in den Rücken gefallen war; ein dichter Nebel, der vom Meere aufstieg und das Gebirge umhüllte, kam den Galliern trefflich zu Statten, so daß sie von den Phociern, welche den südlichen Paß bewachten, erst in immittelbarer Nähe erblickt wurden; von zwei Seiten von des Feindes Uebermacht eingeschlossen, wären die Griechen rettungslos verloren gewesen, hätte sich nicht die athenische Flotte abermals durch den Meeresschlamm mit

3. Die Geschichte des Alterthums - S. 367

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
98. Alexander's Rückkehr und Tod. 367 Alexander von der Rednerbühne herab unter die tobende Menge, seine Feldherren und Leibwächter hinter ihm drein. Dreizehn der Rädelsführer wurden schnell ergriffen und abgeführt. „Zum Tode!" rief ihnen der König nach, und bald wurden sie von den Wellen des Tigris verschlungen. Jetzt trat die tiefste Stille ein; Alexander bestieg abermals die Bühne und richtete eine vernichtende Strasrede an die Soldaten. „Nicht um euren Abzug zu hindern", so begann er, „rede ich noch einmal zu euch; meinetwegen könnt ihr gehen, wohin ihr wollt, sondern nur um euch zu zeigen, was ihr wäret, und was ihr durch mich geworden seid!" Nun führte er zuerst an, was sein Vater Philipp für sie gethan; „ein armes, in Thierfelle gekleidetes Hirtenvolk, das sich nur mit Mühe gegen die Ueberfälle der Illyrier und Thracier zu schützen vermocht, seien sie von ihm zu Herren und Gebietern über Hellas und über alles Land bis zum Hellespont erhoben worden"; dann erinnerte er sie an seine eigenen Kriegsthaten und welche Reichthümer, Güter, Ehrenstellen ihnen dieselben gebracht, an die Gefahren und Mühen, die er mit den Geringsten getheilt, an die Wunden, deren Spuren alle Theile seines Körpers an sich trügen, an die Nächte, die er um ihretwillen durchwacht, damit sie ruhig schlafen könnten, an die Geschenke und Ehrenzeichen, womit er die Tapferkeit der Lebenden belohnt, und an die Standbilder, Ruhmesmale und Grabstätten, womit er das Gedächtniß der Gefallenen geehrt. „So ziehet denn hin , schloß er, „und meldet, wenn ihr heim kommt, daß ihr euren König Alexanber, den Bezwinger der Perser und Inder, der mit euch die Kämpfe am Hydaspes bestanden und die Leiden des Wüstenzuges getragen, am Tigris verlassen und dem Schutze der besiegten Asiaten übergeben habt. Solche Botschaft, denk' ich, wird euch bei Göttern und Menschen berühmt und angenehm machen, Geht!" Nach diesen Motten stieg er raschen Schrittes von der Bühne und eilte in die Stadt: nur seine Leibwächter und Getreuen folgten ihm. Hier verbrachte er zwei Tage in völliger Abgeschlossenheit, während das Heer ohne Führer, ohne Kraft und Fähigkeit zu handeln, in dumpfer Betäubung und Unschlüssigkeit im Lager verharrte. Erst als demselben gemeldet wurde, daß der König sich ganz den asiatischen Soldaten anvertrauen wolle, daß er denselben bereits den Dienst um seine Person übertragen, eine Anzahl vornehmer Perser für seine Verwandten erklärt und ihnen freien Zutritt gestattet, da wurde ihr Trotz gebrochen. Sie zogen in Hausen vor des Königs Schloß, warfen ihre Waffen nieder zum Zeichen der Demüthigung und flehten laut um Gnade und Zutritt; sie wollten sich jeder Strafe unterwerfen und die Urheber des Aufruhrs ausliefern. Und wirklich blieben sie zwei Tage und zwei Nächte vor dem Schlöffe gelagert und hörten nicht auf, zu bitten und zu rufen. Da trat Alexander endlich heraus, und als er feine Veteranen in flehender Stellung auf der Erde liege" sah, gingen ihm die Augen über, und er versöhnte sich wieder mit ihnen. Ein großartiges Versöhnungsmahl, wobei Alexander inmitten von 9000

4. Die Geschichte des Alterthums - S. 363

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
95. Der Krieg zwischen Theben und Sparta. 303 Heer und zwangen den schon sehr geschwächten Alexander, den Thcssa- lern die ihnen abgenommencn Städte herauszugeben, alle Besatzungen aus ihrem Lande zu ziehen und sich den Befehlen der Thebaner zu un- terwerfen. Kurze Zeit darauf wurde Alexander auf Anstiften seiner Gemahlin Thebe, die von Pelopidas gelernt hatte, den Prunk und Glanz der Tyrannei nicht zu fürchten, von seinen Schwägern ermordet, und sein Leichnam von den Pheräern auf das schrecklichste mißhandelt. In dem Süden von Griechenland war indeß der Landkrieg ziemlich matt geführt worden bis auf eine von den Arkadiern gegebene Veran- lassung, die in dem Peloponnes die Herren spielen wollten, Epaminon- das einen neuen Feldzug dahin unternimmt, bei dem ihn sein gewohntes Glück nicht begleitete. Er lagert sich bei Nemea, um die Vereinigung der Spartaner und Athener zu hindern; aber jene kamen zu Schiffe in Lakonicn an. Hierauf führte er sein Heer gerade auf Sparta los, das er beinahe überrascht hätte; aber noch früh gen^h ward Agesilaus benachrichtigt, welcher mit einer Tapferkeit, die seine Jahre überstieg, die Stadt dem Epaminondas entriß. Epaminondas rückte nun gegen Mantinea, um es wegzunehmen; aber die Athener waren ihm zuvorgekommen. Es kam zu einem Tref- fen. Das lacedämonische Heer bestand aus mehr als 20,000 Fuß- gängern und 2000 Reitern; die Thebaner mit ihren Verbündeten waren gegen 30,000 Fußgänger und 3000 Reiter stark. Epaminondas bot alle seine Kräfte auf und wandte die Grnndsätze an, die ihm den Sieg bei Leuktra verschafft hatten. Er selbst stürzte auf die spartanische Pha- lanx ein, warf sie, ward aber beim Verfolgen von den Feinden umringt und mit Geschossen überschüttet. Ein Wurfspieß drang in seine Brust. Nach einein langen und blutigen Kampfe ward er von den Seinigcn ge- rettet und in sein Zelt getragen. Er athmete noch, aber der Tod mußte erfolgen, wenn man das Geschoß aus seiner Wunde ziehen würde. Er ertrug die Schmerzen der Wunde, bis man ihm seinen Schild brachte, welchen er küßte, und bis die Nachricht kam, daß die Thebaner gesiegt hätten. Dann sagte er mit Muth und Fassung: „Ich habe genug ge- lebt, denn ich sterbe unbesiegt." Noch schickte er nach zwei Feldherren, die er für würdig hielt, an seine Stelle zu treten, und da er hörte, daß auch sie geblieben, sprach er: „So redet denn den Thebanern zu, daß sie Frieden machen." Hierauf befahl er, den Pfeil aus der Brust zu ziehen. Da, während dies geschah, einer seiner Freunde klagte, daß er keine Kinder hinterlasse, versetzte er, er hinterlasse zwei unsterbliche Töchter, die Siege bei Leuktra und bei Mantinea. Kaum zwölf Jahre hatte der Glanz gedauert, welcher Theben um-' strahlte. Der Verlust, welchen es innerhalb zwei Jahren an seinen trefflichsten Anführern erlitt, endigte auch seine Größe, die es nur je- nen Männern zu verdanken hatte.

5. Die Geschichte des Alterthums - S. 356

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
Ix. Die Griechen. m eingeladcn hatte. Während nun die Einen, nur mit Dolchen bewaffnet, nach dein Hause des Leontiadas anfbrachen, zogen die Anderen zum Phyllidas; sie hatten Frauenkleider über ihre Panzer gezogen und hiel- ten sich dicke Tannen- und Fichtenkränze vor, mit welchen sie ihr Gesicht beschatteten. Als sie sich nun an die Thüre des Eßzimmers hinstellten, erhob sich ein freudiges Geräusch und Beifallklatschen unter den Gästen, welche meinten, daß die Frauen gekommen seien. Als die Verschwore- nen aber im Kreise umhergeschaut und jeder seinen Gegner erspäht hatte, da zogen sie die Dolche und stürzten zwischen den Tischen hin ans den Archias und Philippus zu. Einige von den Dienern versuchten, Wider- stand zu leisten, wurden aber niedergemacht, die übrigen eingesperrt, damit das Geschehene nicht zu früh durch sie rnchtbar werde. Denn noch wußte man nicht, ob dem Pelopidas und seinen Genossen ihr Werk gelungen sei. Schwieriger mußte die Ueberwältigung des Lcon- tiadas werden, da dieser ein an Körper wie an Geist kräftiger Mann war und sich nicht in einem Znstand, wie Archias und Philippus, be- fand. Nachdem die Verschworenen lange an die Thüre geklopft hatten, wurde ihnen endlich aufgemacht, da sie Vorgaben, einen Brief von dem Kallistratus aus Athen abgeben zu wollen. So wie die Thüre nur halb geöffnet war, drangen sie hinein, warfen den Diener nieder und eilten auf das Schlafgemach des Leontiadas zu. Leontiadas, durch das Ge- töse schon wach geworden, war eiligst aufgesprungen, hatte den Dolch gezogen und sich auf die Schwelle der Thüre hingestellt. Hier empfing er den zuerst eindringenden Kephisodorus und stieß ihn nieder; dann wurde er mit dem Pelopidas handgemein und ein heftiger Kampf ent- spann sich, der noch durch die Enge der Thüre und den Körper des Gefallenen, der dazwischen lag, erschwert wurde. Pelopidas erhielt eine Wunde am Kopfe, überwältigte aber endlich den Leontiadas, warf ihn nieder und tödtete ihn über dem halbentseelten Körper des Kephi- sodorus, der seinen Gegner noch sterben sah, dem Pelopidas die Rechte reichte und dann heiter verschied. Mit dem anbrechenden Morgen erschienen die thebanischcn Hopliten und Reiter; von der Grenze her trafen die Flüchtlinge ein, und eine Volksversammlung wurde gehalten. Zu dieser führten Epaminondas und Gorgidas die Tyrannenmörder, welche, wie Schutzflehende, Kränze vorhielten und die Bürger zum Kampfe für das Vaterland und für die Götter aufriefcn. Bei diesem Anblick erhob sich die ganze Volks- versammlung mit freudigem Zuruf und Beifallklatschen und empfing die Männer als Wohlthäter und Retter. In dieser ersten Volksversammlung wurden nun Pelopidas, Mellon und Charon, die Männer, welche sich um die Befreiung die augenschein- lichsten Verdienste erworben hatten, zu Böotarchen gewählt. Fürs Erste kam es den Thebanern darauf an, daß die spartanische Besatzung aus der Kadmea vertrieben wurde, ehe die Spartaner sie entsetzten oder Verstärkung schicken konnten. Bald traf ein 5000 Mann starkes athenisches Heer ein und außerdem eilten noch viele Freiwillige

6. Theil 3 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Münzersche Unruhen. 29 chen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufenen Mönche, der Münzern an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und nun wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die ehrlichen Bergleute im Mans-seldschen: „Nun ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welschland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300,000 stark, und wird der Haufe je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen Frankenhausen in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hausen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleiden mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzern auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die er damit endigte, daß sie sich nur nicht fürchten sollten vor den Kugeln der Feinde; denn die würde er alle mit seinem Aermel auffangen, und wer in der vordersten Reihe niedergeschossen würde, stünde in der hintersten wieder lebendig auf. Ihm sehr zur gelegenen Zeit entstand gerade ein Regenbogen am Himmel. „Seht!" schrie er, „das Zeichen des Bundes, welchen Gott mit uns macht! Dieser Bogen ist der Bürge unseres Sieges und des Untergangs unserer Feinde. Frisch angegriffen also!" — Aber noch standen die Bauern unschlüssig da, sahen ihn an und stellten Betrachtungen an über seinen Aermel. Da ließ er den armen Edelknaben in Stücke hauen, damit jeder Weg zum gütlichen Vergleiche abgeschnitten würde, und nun griffen alle zu den Sensen, Piken und andern Waffen und erwarteten die Feinde. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten. Die Kugeln sausten, die Reiter jagten herbei, und wie Spreu waren die Bauern beim ersten Anlaufe auseinandergesprengt. Sie sahen sich nach Münzer und seinem Aermel um; aber bei dem ersten Kanonenschüsse hatte er die Flucht ergriffen und sich in Frankenhausen auf einem Heuboden versteckt. Die armen Bauern sahen nun ihre Verblendung ein, fielen nieder und baten um Gnade. Aber jetzt war es zu spät. Viele wurden niedergeritten, an 5000 erschlagen, und die Gefangenen nachmals enthauptet. Dasselbe

7. Theil 3 - S. 287

1880 - Stuttgart : Heitz
Mazeppa. Lchlacht bei Pultawa. 287 Kurland zuzuführen; endlich kam er auch bei ihm an; aber — die Vorräthe hatten ihm der Czar und Menschikow unterwegs am Dnepr abgenommen und ihm in einer blutigen Schlacht Tausende von Soldaten verwundet und getödtet, und die paar Tausend, die er mitbrachte, vermehrten nur die Zahl der Hungernden. Nun fiel noch gar der Winter ein, und zwar mit solcher Strenge, wie man erlebt zu haben sich nicht erinnerte. Tausende erkrankten und starben. Was sollten die armen Schweden, entblößt von aller Bequemlichkeit, nun anfangen? Die Generale riethen, schnell umzukehren und sich durchzuschlagen. Aber dazu war der eigensinnige Karl nicht zu bewegen; das sähe ja einer Flucht ähnlich, meinte er; er könne nur vorwärts gehen. So kam man zur Stadt Pultawa und belagerte sie. Schon war die russische Besatzung bis aufs äußerste gebracht, da rückte Peter schnell heran, um durch eine Schlacht die Entscheidung herbeizuführen. Alles deutete darauf hin, daß die Schweden verlieren würden. Die Russen zählten an 80,000 Mann, die Schweden kaum 20,000. Dazu kam, daß Karl einige Tage vor der Schlacht einen Schuß in den Fuß erhielt, der ihm einige Zehen zerschmetterte und er also nicht reiten, daher auch selbst nicht befehligen konnte. Am 8. Juli 1709 begann die verhängnißvolle Schlacht. Karl war selbst zugegen. Er saß aus einer Sänfte, die von zwei Pferden getragen wurde, und sein Adlerblick schweifte auf dem ganzen Schlachtfelde umher. So ging es in den dicksten Kugelregen! Plötzlich stürzte das eine Pferd, von einer Kugel getroffen, zu Boden und die ihn begleitenden Gardisten mußten ihn nun weiter tragen. Aber auch dies dauerte nicht lange. Eine Stückkugel zerschmetterte die eilte Stange feines Tragbrettes und er mußte sich nun mit seinem dickumwundenen Fuße zu Pferde setzen. Auch Czar Peter schonte sich nicht: eine Kugel war ihm durch den Hut gegangen, eine andere hatte ihm seinen Sattelknopf zerschmettert. Aber reiche Entschädigung erhielt er durch den herrlichen Sieg, den er erfocht. Ein schwedisches Regiment nach dem andern mußte sich ergeben, und endlich begann eine allgemeine Flucht. Karl selbst warf sich mit Mazeppa in einen Wagen und eilte davon. Peter behandelte die gefangenen Generale mit großer Achtung. Sie mußten an seiner Tafel mit ihm speisen, und als ein russischer Offizier von Karl verächtlich sprach, warf er ihm einen ernsten Blick zu und sagte: „Bin ich nicht auch ein König, und wer bürgte mir dafür, daß nicht Karls Schicksal das meinige würde?"

8. Theil 4 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. manche krochen grinsend und gefühllos ins Feuer hinein, und verbrannten elendiglich. Andere fand man hinter Gemäuer, in Scheunen, selbst in Backöfen todt, weil ihnen die Kraft gefehlt hatte, weiter zu gehen. Um todte Pferde herum war man sicher, Leichen zu finden; manche hielten noch das Messer in der Hand, mit welchem sie sich Stücke abgeschnitten hatten. Von Theilnahme war auch die letzte Spur verschwunden. Vergebens streckten die Hingesunkenen, denen die Kraft zum aufstehen fehlte, die Hände nach. den Vorübergehenden aus, welche sie lieber umkommen ließen, ehe sie sich einen Augenblick verweilt hätten. Die Kälte nahm von Tage zu Tage fürchterlicher zu und die Verzweiflung löste allen Gehorsam auf. Soldaten von allen Regimentern liefen durcheinander. Pferde hatte die Reiterei längst nicht mehr, Stiefeln und Schuhe sah man nur noch bei wenigen; mit Stücken von Tornistern, Hüten und Kleidern hatten die meisten sich die Füße umwunden. Unzählige hatten die Füße, Hände, Ohren und Nasen erfroren, bei manchem hatte der Brand schon die Glieder geschwärzt, und so wüthend machte sie der Hunger, daß selbst Menschenfleisch von einigen gegessen wurde. Vor Wilna kamen am 9. December von der ganzen großen Armee von 480,000 Mann, die auf Moskau gezogen waren, kaum noch 40,000 Mann an. Zuletzt warfen fast alle die Waffen weg; auch dem Tapfersten war jetzt der Muth gesunken. Bis an den Niemen verfolgten die Kosacken sie unaufhörlich. Von dem großen Heere fanden sich hier nur 1000 Bewaffnete, 9 Geschütze und 20,000 Waffenlose, elende mit Lumpen bedeckte Jammergestalten. Langsam zogen sie durch Polen und Deutschland; wenige sahen ihr Vaterland wieder. Ueber, den Rest der großen Armee erhielt der Vicekönig Eugen den Oberbefehl und sammelte die zerstreuten Schaaren bei Magdeburg. Das war das schauderhafte Ende des mit so großen Hoffnungen unternommenen russischen Feldzugs! 124. Krieg der Verbündeten gegen Frankreich, 1813 und 1814. Das Mißgeschick, welches die französische Armee in Rußland betroffen hatte, und in welchem man allgemein ein Strafgericht Gottes über den Hochmuth des Kaisers,Napoleon erkannte, wurde für ganz Europa ein Signal zur Wiedererhebung aus der schmachvollen Unterdrückung. Preußen, welches am tiefsten gedemüthigt

9. Theil 4 - S. 338

1880 - Stuttgart : Heitz
338 Neueste Geschichte. 3. Periode. ihnen zwei Schüsse aus solcher Nähe und in so schneller Folge, daß der König sofort ein starkes Dröhnen des Kopfes empfand und später nicht anzugeben wußte, ob ein oder zwei Schüsse gefallen wären. Gleichzeitig fühlte er einen brennenden Schmerz an der linken Seite des Halses, so daß er mit der linken Hand nach der schmerzenden Stelle griff. Der König drehte sich nach einem etwa drei Schritte hinter ihm stehenden Menschen um und erkannte den bereits vorher Gesehenen. Graf Flemming fragte denselben, ob er geschossen, und als er mit Ja! antwortete und hinzufügte, er habe auf den König geschossen, und dabei auf ein in das Gras geworfenes, abgeschossenes Doppel-Pistol zeigte, hielt der Graf ihn fest und brachte ihn mit Hülfe anderer dazu kommenden Personen zur Haft. Der König bat die Herren, dem Verbrecher nichts zu Leide zu thun, und wurde erst durch einen der Anwesenden darauf aufmerksam gemacht, daß Rockkragen und Halsbinde beschädigt seien; worauf der König sich überzeugte, daß er durch die Kugel des Mörders getroffen, aber nur leicht verletzt worden sei. Er setzte hierauf allein seinen Weg gegen Lichtenthal fort, um der Königin zu begegnen, und kehrte nach der Vereinigung mit derselben langsamen Schrittes nach Baden zurück, wo die Wunde genauer untersucht ward. Es fand sich an der linken Seite des Halses eine rothbläulich aussehende Contusion von der Größe eines Thalers, etwa einen Zoll hoch aufgeschwollen und hart. Die Haut war nicht verletzt und Blut also nicht geflossen. Der Mörder war ein Student aus Leipzig, Oskar Becker, Sohn eines russischen Staatsraths, und seiner That sofort geständig. Er war mit dem bestimmten Vorsatze nach Baden gekommen, um den König zu ermorden und zwar, wie es in einem bei ihm gefundenen Schreiben hieß, deshalb, weil König Wilhelm „Deutschland nicht einigen werde". Von allen Seiten erhielt der König die Zeichen der lebhaftesten Theilnahme und der Freude über seine Erhaltung in so großer Gefahr. Becker war ohne Mitschuldige, ein kalter Fanatiker, welchen die verworrenen Zeittendenzen zu der That getrieben hatten. Der König selbst erklärte in einem an das Bürgermeister-Amt von Baden gerichteten Schreiben die That für „ein Zeichen der immer weiter um .sich greifenden Entsittlichung und Nichtachtung göttlicher und menschlicher Ordnung". Die großen Entschlüsse für die Erfüllung seines Amtes, beson-

10. Theil 2 - S. 10

1880 - Stuttgart : Heitz
10 Mittlere Geschichte. 1. Periode, deutsche. Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die ganze Volksgemeinde erscheinen durfte, wurde an einem Hügel, oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen: einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmittelu, so mußte er einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fälle vor, wo nichtswürdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun nahm man zu einem sichereren Mittel, wie man glaubte, seine Zuflucht, zu den Ordalien oder Gottesurtheilen. Hierbei, glaubte man, übernähme Gott selbst die Entscheidung. Die gewöhnlichsten Ordalien bestanden aus folgenden: die Feuerprobe. Der Angeklagte mußte vier und einen halben Schritt laufen mit einem glühenden Eisen auf der flachen Hand; dann wurde diese in ein Säckchen gebunden und versiegelt. War nach drei Tagen keine Brandwunde da, so sprach man ihn als unschuldig los. Aus eine ähnliche Art verfuhr man beim Kesselsange, wo der Beschuldigte mit entblößtem Arme in einen Kessel voll kochenden Wassers fahren und einen auf dem Grunde liegenden Ring herausholen mußte. Bei der Wasserprobe wurde der Verklagte an Händen und Füßen gebunden und so ins Wasser geworfen; sank er unter, so zog man ihn geschwind als unschuldig heraus: schwamm er, so wurde er als schuldig bestraft. Bei der Kreuzprobe wurden der Angeklagte und der Kläger jeder an ein Kreuz mit ausgebreiteten Armen hingestellt; wer zuerst ermüdete, hatte den Proceß verloren. Oft wurde auch das Recht durch einen Zweikampf erwiesen, und dies ist der Ursprung der Duelle, die leider bis jetzt noch bei uns zuweilen vorkommen. Daß alle diese Mittel gar sehr unzuverlässig waren, sehen wir zwar jetzt wohl ein; aber damals hatten die Leute den Glauben, daß in dem Ausgange des Gottesurtheils Gott selbst die Schuld oder Unschuld sichtbar werden lasse. Wenn ein Stamm ein neues Land erobert hatte, so wurden gewöhnlich die Besiegten Leibeigene und die Sieger Herren. Aus diesen bildete sich dann der Adel. Der König oder Fürst vertheilte die Ländereien nach Gutdünken an seine treuen Begleiter, doch so, daß er ihnen die Besitzung wieder nehmen und einem Andern geben konnte, und wenn der Besitzer starb, so fiel sie wieder an den König zurück, der sie dann auf's neue, entweder an den Sohn des Verstorbenen oder an einen Andern, vergab.
   bis 10 von 21 weiter»  »»
21 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 21 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 18
3 1
4 38
5 35
6 2
7 43
8 0
9 6
10 181
11 52
12 15
13 0
14 183
15 0
16 21
17 0
18 0
19 0
20 36
21 4
22 10
23 68
24 6
25 18
26 34
27 17
28 74
29 0
30 2
31 7
32 0
33 9
34 7
35 0
36 27
37 190
38 3
39 14
40 2
41 2
42 3
43 26
44 0
45 76
46 4
47 2
48 10
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 1
3 0
4 0
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 0
14 2
15 1
16 4
17 13
18 0
19 4
20 0
21 1
22 0
23 7
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 1
30 0
31 5
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 1
59 1
60 0
61 0
62 0
63 1
64 2
65 1
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 5
76 0
77 5
78 1
79 0
80 0
81 0
82 13
83 0
84 0
85 0
86 0
87 2
88 2
89 0
90 0
91 2
92 3
93 1
94 4
95 0
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 9
3 1
4 1
5 1
6 0
7 0
8 0
9 0
10 2
11 0
12 6
13 0
14 0
15 7
16 3
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 1
23 1
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 3
31 0
32 0
33 12
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 2
42 2
43 7
44 0
45 0
46 3
47 0
48 2
49 6
50 3
51 2
52 0
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 1
59 40
60 2
61 2
62 2
63 1
64 0
65 5
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 1
72 0
73 5
74 0
75 4
76 0
77 1
78 0
79 0
80 2
81 32
82 0
83 0
84 1
85 7
86 0
87 1
88 1
89 1
90 0
91 4
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 4
98 0
99 0
100 14
101 0
102 13
103 1
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 0
111 2
112 15
113 1
114 3
115 4
116 6
117 0
118 0
119 0
120 1
121 13
122 0
123 23
124 2
125 1
126 0
127 1
128 4
129 2
130 0
131 7
132 5
133 0
134 0
135 0
136 1
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 26
144 0
145 2
146 1
147 1
148 0
149 0
150 0
151 1
152 25
153 0
154 2
155 3
156 5
157 1
158 2
159 0
160 0
161 1
162 3
163 1
164 0
165 1
166 8
167 1
168 7
169 14
170 0
171 2
172 0
173 7
174 0
175 12
176 0
177 11
178 2
179 0
180 0
181 0
182 0
183 6
184 3
185 0
186 0
187 0
188 0
189 1
190 2
191 1
192 2
193 0
194 1
195 2
196 8
197 1
198 0
199 0