deutschen Protestanten schickten Hülfe unter dem tapfern Grafen von
Mansfeld, und der Kaiser ließ Heere gegen Böhmen anrücken. Da
starb Matthias 1619; und ihm folgte ein weitläufiger Verwandter 1619
Ferdinand Ii. Ihn kannte man als einen wüthenden Feind der Pro-
testanten: er hatte in den österreichischen Erbstaaten durch schlaue Kunst-
griffe die schon weit verbreitete lutherische Kirche gänzlich unterdrückt
und breitete, um alle Gewaltthätigkeiten zu rechtfertigen, den Glauben
aus, die protestantische Lehre reize .zu Ungehorsam und Aufruhr; und
alle Bemühungen der Ketzer seien darauf gerichtet, sich von der landes-
herrlichen Obergewalt los zu machen. — Einen solchen Fürsten mußte
Böhmen scheuen.
Und überall zeigten sich Freunde: Schlesien unterstützte, Mähren
ward gewonnen, in einem Theile Oesterreichs erhoben sich die unter-
drückten Protestanten wieder. Dadurch muthig gemacht, erwählten die
Böhmen Friedrich Kurfürsten von der Pfalz, einen reformirten Fürsten,
zu ihrem Könige. Er schwankte lange, die gefährliche Würde anzu-
nehmen; doch seine Gemahlin, eine Tochter des Königs von England,
trieb ihn dazu: Kannst Du Dich vermessen, die Hand einer Königs-
tochter anzunehmen, und Dir bangt vor einer Krone, die man Dir
freiwillig bringt? Ich will lieber Brod essen an Deiner königlichen
Tafel, als an Deinem kurfürstlichen Tische schwelgen. — Er nahm
das Königthum an, und die Krönung wurde zu Prag mit großer
Pracht vollzogen. — Doch Friedrich war nicht der Mann, der sich in
einer so mißlichen Lage zu behaupten verstanden hätte; er verschwendete
seine Zeit in Ergötzlichsten; zerstreuete die Einkünfte seiner Länder in
eitlem Prunk und drückte das Volk durch Auflagen. So machte er
sich in Kurzem verhaßt: seine Soldaten wurden muthlos, und 1620 1626
den 8. November auf dem weißen Berge unweit Prag geschlagen.
Friedrich saß während dieser Schlacht bei einem großen Gastmahle in
Prag, und da er hörte, daß seine Soldaten gänzlich zerstreut wären,
entfloh er Nachts mit solcher Eilfertigkeit, daß er seine Krone und seine
geheimsten Papiere zurückließ.
Dies Treffen hatte das Schicksal von ganz Böhmen entschieden.
Prag ergab sich gleich am andern Tag dem Sieger; die übrigen Städte
folgten dem Schicksale der Hauptstadt, und die Unterthanen huldigten
Ferdinand, jetzt ohne alle Bedingung. Nach 3 Monaten wurden 27 der
Hauptansührer hingerichtet, von dem gemeinen Volke eine unzählige
Menge. Die Güter der Abwesenden und Todten wurden eingezogen;
alle protestantischen Priester wurden Landes verwiesen, und den Maje-
stätsbrief durchschnitt Ferdinand mit eigener Hand und verbrannte das
Siegel. Sieben Jahre nach der Schlacht bei Prag war alle Duldung
gegen die Protestanten im Königreiche aufgehoben.
Doch Ferdinand war mit der Wiedereroberung seines Landes nicht
zufrieden; auch Friedrich, Kurfürst von der Pfalz, der es gewagt hatte,
sich zum Könige in Böhmen wählen zu lassen, sollte gezüchtiget und
gänzlich vernichtet werden. 1621 wurde Friedrich seiner Kurwürde ent- 1621
scht, aus seinen Landen verwiesen; und der Herzog von Baiern,
Maximilian, der durch seine Heere und seinen berühmten General
Tilly in Böhmen gesiegt hatte, ward Kurfürst und erhielt die ober-
pfalzischen Länder. Dadurch bekamen die Katholiken ein zu entschei-
20*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias Ferdinand Friedrich_Kurfürsten Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Oesterreichs England Prag Prag Baiern
309
bürg, Mecklenburg, Holstein und Schleswig. Alles ward ausgeplündert,
Protestant und Katholik, ohne Unterschied, und die reiche Beute lockte
immer mehr Abenteurer und Dürftige, zum Theil auch die Ausgeplün-
derten selbst, so daß Waldstein mit einem Heere von 100,000 Menschen
an den Küsten der Ostsee stand und sogar darauf dachte, die Staaten
an der Ostsee, besonders Dänemark, der Obergewalt des Kaisers zu
unterwerfen. 1628 belagerte er einen der wichtigsten Hafenörter,
Stralsund. Da es ihm aber an Schiffen fehlte, konnte er die Stadt
nur von der Landseite einschließen; von der Seeseite her versah sie sich
immer fort ungehindert mit Lebensmitteln und neuen Truppen. Wald-
stein versuchte das Aeußerste und sagte prahlend: ich will diese Stadt
wegnehmen, und wäre sie mit Ketten an den Himmel gebunden. —
Doch sollte jetzt sein Stolz es zum erstenmale erfahren, daß das Kriegs-
glück den Seinigen nicht immer treu bleibt. Die Stadt ergab sich in
den Schutz des Königes von Schweden Gustav Adolf; und Waldstein
mußte nach einem Verluste von 12,000 Mann von Stralsund unver-
richteter Sache abziehen.
Der Kaiser, der nun ganz Deutschland besiegt sah, wünschte
Frieden, und Waldstein, wiewohl er dadurch die Gelegenheit verlor,
an der Spitze eines ihn anbetenden Heeres allen deutschen Fürsten
Gesetze vorzuschreiben, rieth dazu, um sich den König von Dänemark
zu gewinnen und Dänemark von Schweden zu trennen. Im Mai
1629 ward mit Christian Iv. zu Lübeck der Friede geschlossen: es
wurden ihm alle eroberten Länder zurückgegeben; er sollte sich dagegen
nicht weiter in die deutschen Angelegenheiten mischen, und sieb besonders
der verjagten Herzoge von Mecklenburg nicht annehmen, deren Länder
der Kaiser an Waldstein geschenkt hatte.
Nun stand Ferdinand, aller Einschränkungen frei, als Besieger der
Protestanten da, einzig in Deutschland im Besitz einer kriegerischen
Macht. Da erschien das unglückliche Restitutionsedikt noch im März
1629. Nach diesem Edikt (Befehl) sollten die Protestanten alle
Kirchen und Kirchengüter restituiren (wieder zurückgeben), die sie seit
dem Paffauer Vertrage 1532 eingezogen hätten. — Dieses Edikt war
ein Donnerschlag für das ganze protestantische Deutschland. Es ward
auf keine Gegenvorstellungen geachtet, sondern ein Heer stand bereit,
den kaiserlichen Gesandten Gehorsam zu verschaffen. Mit Augsburg
wurde der Anfang gemacht; sechs protestantische Kirchen wurden ge-
schlossen. Eben so mußte der Herzog von Würtemberg die eingezoge-
nen Klöster herausgeben. Dieß schreckte alle Protestanten, die zu ohn-
mächtig waren, sich der Macht des Kaisers zu widersetzen. Mehre
suchten schon durch demüthige Vorstellungen nur Milderung des harten
Befehles zu gewinnen; Andere aber schickten Gesandte an Gustav
Adolf nach Schweden und forderte ihn auf, die Sache der deut-
schen Protestanten gegen die Uebermacht des Kaisers in Schutz zu
nehmen.
Zugleich waren in Deutschland auch die Katholiken nicht mit dem
Kaiser ganz zufrieden, besonders nicht mit seinem General Waldstein,
der die katholischen Länder keinesweges geschont hatte. Vorzüglich
wünschte Maximilian von Baiern den stolzen Böhmen gedemüthiget,
da er, seit Waldstein anführte, zurückgesetzt wurde. Und zugleich suchte
1625
1629
V.
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Extrahierte Personennamen: Waldstein Gustav_Adolf Gustav Adolf Waldstein Waldstein Christian_Iv Waldstein Ferdinand Gustav
Adolf Gustav Adolf Waldstein Maximilian_von_Baiern Maximilian Waldstein
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Holstein Schleswig Ostsee Stralsund Stralsund Deutschland Schweden Deutschland Deutschland Würtemberg Schweden Deutschland
zu verjagen, nachher sollte die Sache der Protestanten ausgemacht
werden. Unter denjenigen, welche den Schweden treu blieben, verdient
vorzüglich genannt zu werden der Landgraf von Hessenkassel.
Indeß wäre es jetzt vielleicht um die Protestanten geschehen ge-
wesen; da erklärte ein König, der selbst zwar Katholik war, aber die
Erniedrigung des östreichischen Hauses wünschte, Ludwig Xhi. von
Frankreich, oder vielmehr sein Minister, Richelieu, gegen Spanien
und Oestreich Krieg. ^ Herzog Bernhard sammelte ein Heer aus den
Trümmern des bei Nördlingen geschlagenen, erhielt Geld von Frank-
1638 reich und eroberte den Elsaß, der damals dem Kaiser gehörte, 1638,
1639 und als er 1639 durch Gift starb, nahmen die Franzosen die von ihm
gemachten Eroberungen in Besitz. (Das Gift bekam er wahrscheinlich
nicht durch östreichische Veranstaltung, sondern durch französische Ver-
rätherei. Denn was er eroberte, das, wollten die Franzosen, sollte er
für sie erobern, und er wollte den Elsaß als Eigenthum für sich be-
halten.)
Auch hatten die Schweden bald wieder durch neue Siege den
Ruhm ihrer alten Tapferkeit gewonnen, und die protestantischen Fürsten
ihre Treulosigkeit bereuen machen. Noch 1635 und mehrmale 1636,
wurden die Sachsen geschlagen; und siegreich drangen die Schweden
unter einem tapferen Anführer, Banner, in Schlesien ein, welches da-
mals auch dem Kaiser gehörte.
Ganz Deutschland wünschte den Frieden: und Kaiser Ferdinand Hi.,
1637 der 1637 seinem Vater gefolgt war, und der die Fürsten nicht nach
seinem Wunsche zu einzelnen Friedensschlüssen bereden konnte, mußte
endlich nachgeben, und alle an dem Kriege theilnehmende Mächte zu
1641 einer Friedensunterhandlung auf den März 1641 einladen: man be-
stimmte Münster und Osnabrück in Westphalen zu den Orten der
Zusammenkunft. Allein der Kaiser machte keinen Emst, die Friedens-
unterhandlungen einzuleiten, er wollte seine Feinde nur täuschen, um
Frist zu gewinnen, daß er sich wieder etwas erholen könne. Seine
Feinde ließen ihm jedoch keine Ruhe; Torstenson, der nach Banners
1642 Tode die Schweden anführte, schlug 1642 den 23sten Oktober die
Oestreicher bei Leipzig auf eben dem Felde, wo zehn Jahre vorher
Gustav Adolf gesiegt hatte. Das kaiserliche Fußvolk wurde gänzlich
aufgerieben: 5000 wurden getödtet, eben so viel gefangen, und alle
Kanonen und alles Gepäck sielen dem Sieger in die Hände.^ — Nun
ward der Kaiser wieder thätiger und bestätigte die vorläufig mit
Schweden und Frankreich verabredeten Friedensbedingungen. — Da
1643 aber 1643 den 24sten November die Franzosen bei Duttlingen ge-
schlagen wurden, da es dem Kaiser gelungen war, Dänemark zum
Krieg gegen Schweden aufzureizen: so stockten wieder alle Unterhand-
lungen. Doch Torstenson brach mitten im Winter aus Mähren auf,
drang in Holstein und Schleswig ein, ein anderes schwedisches Heer
griff andere dänische Besitzungen an, und Dänemark mußte sich durch
1643 Abtretung einiger Provinzen 1645 den Frieden erkaufen. Noch ehe
der Friede geschlossen war, stand Torstenson wieder in Deutschland,
trieb die Kaiserlichen vor sich her, brach in Böhmen ein und erfocht
1645 den 25sten Februar bei Jankowitz, 3 Meilen von Tabor, einen
blutigen Sieg. Der Kaiser, der sich zu Prag aufhielt, flüchtete nach
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Extrahierte Personennamen: Hessenkassel Ludwig_Xhi Ludwig Richelieu Oestreich Bernhard Ferdinand_Hi Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Spanien Elsaß Schweden Sachsen Schweden Schlesien Deutschland Schweden Leipzig Frankreich Schweden Holstein Schleswig Deutschland Jankowitz Tabor
— 103 —
Der Kaiser ließ in Böhmen eine protestantische
Kirche niederreißen, und eine andere verschließen.
Die Böhmen beschwerten sich darüber, erhielten aber
Drohungen zur Antwort. Hierdurch aufgebracht,
warfen sie den 23 Mai 1618 die kaiserlichen Rathe
in Prag zum Fenster hinaus,, verjagten die Jesuiten
aus dem Lande, und bewaffneten sich. Jndeß starb
1619 der Kaiser Matthias» Ihm sollte folgen
Ferdinand Ii-, der als ein heftiger Feind dev
Protestanten verhaßt war: die Böhmen wählten sich
daher zum König Friedrich, Kurfürsten von dev
Pfalz» Dieser aber, ein eitler verschwenderischer
Herr, ward 1620 von den kaiserlichen Truppen ge-
schlagen, floh, ward 1621 in die Acht und seiner
Lander verlustig erklärt; und ganz Böhmen ward mit
Harte zu der österreichischen Herschaft und der katho-
lischen Religion zurückgebracht. — Wiewol nun
kein Feind mehr im Felde war; blieben dennoch die
kaiserlichen Heere drohend an den Granzen des Nies
dersachsischen Kreises. Dieser ward gezwungen, sich
Au bewaffnen, und Christian Iv., König von Dä-
nemark, übernahm den Oberbefehl. Allein auch er
ward 1626 bei Lutter am Barenberge von Tilly
geschlagen;. Wallensteins Schaaren, die bloß
vom Plündern lebten, sielen in Holstein ein; der
König mußte auf seine Inseln flüchten. Wallenstem
verheerte nun alle Länder an der Ostsee, vertrieb die
Herzoge von Mecklenburg, und ließ sich vom Kaiser
dies Herzogthum schenken; nur von Stralsund
mußte er abziehen. 1629 ward Friede mit Däne-
mark geschlossen, und der Kaiser, der mm als Sie-
ger der Protestanten da stand, gab das R e st i t u-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii- Ferdinand Friedrich Friedrich Christian_Iv. Tilly
— io5 —
kommen können. — Er eilte nun nach Sachsen, und
schlug bei Leipzig den kaiserlichen General Tilly,
den Sieger in 36 Schlachten, den 7 September,
1631. Darauf drang er weiter vor, befreiere die
Protestanten in Franken von den kaiserlichen Bedrü-
ckungen, eroberte Mainz, gewann die Pfalz, und
drang in Baiern ein. Zugleich war der Kurfürst
von Sachsen in Böhmen eingefallen, und hatte selbst
Prag erobert. — Der Kaiser mußte eine Belage-
rung in Wien fürchten; denn es war kein geordnetes
Heer da, und seit Tilly gefallen war in Baiern, kein
Heerführer. Jetzt dachte man an Wall enstein;
aber dieser stolze Mann, voll Freude den Kaiser so
gedemüthiget zu sehen, weigerte sich anfangs und
da man immer mehr in ihn drang, machte er die
unerhörtesten Bedingungen. Der Kaiser mußte sie
zugestehen: denn man hatte keinen andern an Wal-
lensteins Stelle. So ward er Oberbefehlshaber al-
ler kaiserlichen Heere, und so unumschränkt, daß
selbst der Kaiser weder ihm befehlen, noch in seinem
Heere irgend etwas anordnen durfte: ja selbst über
die eroberten Lander sollte einzig Wallenstein nach
seinem Gutdünken entscheiden. — Schnell hatte er
ein Heer versammelt: die Sachsen wurden aus Böh-
men vertrieben, Gustav mußte aus Baiern zurück,
wo er schon bis München vorgedrungen war, und bei
Lützen kam es den 6 November 1632 zur Schlacht.
Die Schweden siegten; aber der Sieg war rheuer er-
kauft: Gustav Adolph ward selbst getödtet. Wal-
lenstein indeß zog sich nach Böhmen zurück, und
machte hier einen verratherischen Plan, sich zum Kö-
nig von Böhmen zu erheben; allein der Plan ward
entdeckt, und Wallenstein zu Eger den 25 Februar
1634 ermordet. Im Anfänge nach Gustavs Tode
blieben die Schweden unterherzog Bernha rd von
Sachsen-Weimar noch siegreich: 1634 den 7 Sep-
tember aber wurden sie zum erstenmal auf deutschem
Boden, bei Nördlingen geschlagen. Sie mußten
nach Pommern zurück; und mehrere protestantische
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Gustav Gustav Gustav_Adolph Gustav Gustavs
— 104 —
tionsed ikt, welches von den Protestanten alle
Kirchen und Klöster zmückfoderte, die sonst in ihren
Ländern den Katholiken gehört hatten. Die Prote-
stanten, ohnmächtig sich selbst zu helfen, wandten
sich au G u ft avadolph, König von Schweden/,
und baten diesen um Hülfe. — Wallenstein hatte
iudeß durch seine Plünderungen die Kcitholiken eben
so sehr erbittert, als die Protestanten, und auf einer
Kurfürstenversammlung zu Rcgensburg 1630 ward
der Kaiser gezwungen, einen Theil seines Heeres zu
entlasten, und Wallenstein abzusetzen. Dieser ver-
ließ mit heimlichem Unwillen das Heer, 'ging nach
Böhmen, wo er mir königlicher Pracht lebte, und
wartete im Stillen auf eiue Gelegenheit, sich an dem
Kaiser zu rachen.
53*
1630 den 24 Juni landete Gustav Adolph
in Pommern. Er war der größte Feldherr seiner
Zeit, und ein wahrhaft frommer König. Wiewohl
die Protestanten ihn eingeladen hatten, traueren sie
ihm jetzt doch nicht; und Brandenburg und Sachsen
betrugen sich feindlich gegen ihn. Aus Pommern
vertrieb er die Kaiserlichen bald ; Brandenburg zwang
er sich mit ihm zu verbinden; und Sachsen , das sich
dem Restitutionsedikt widersetzt hatte und deswegen
von Tilly feindlich angegriffen wurde, rief nun den
erst verschmaheten König der Schweden zu Hülfe,
1631. — Jndeß war eine der wichtigsten pro-
testantischen Städte, Magdeburg von Tilly er-
obert und mit grausender Wildheit zerstört worden den
io Mai; denn Gustav Adolph hatte, durch Bran-
denburg und Sachsen aufgehalten, nicht zur Hülfe
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav
— loó —
Fürsten, besonders der Kurfürst^ von Sachsen, schlos-
sen Frieden mit dem Kaiser 1635. — Da kündig-
ten die Franzosen dem Kaiser Krieg an: Bernhard,
durch französisches Geld unterstützt, eroberte 1638
den Elsas. Auch die Schweden waren wieder vor-
gedrungen, hatten die Sachsen geschlagen, und stan-
den in Schlesien. Nun schlug der Kaiser Friedens-
Unterhandlungen vor, wahrend er im Geheimen im-
mer noch auf Wechsel des Kriegsglücks hoffte. Als
daher 1643 die Franzosen einmal geschlagen wurden,
rmd Schweden seine Truppen gegen Dänemark zu-
rückziehen mußte: waren die Friedensunterhandlun-
gen wieder vergessen. Die Franzosen aber siegten
bald aufs neue und drangen über den Rhein bis
tief in Baiern vor. Die Danen waren bald zur
Ruhej gebracht, und Torstenson, der schwedische
General, siegte schon im Winter 1645 wieder in
Böhmen. Nun fingen die Friedensunterhandlungen
wirklich an zu O s n a b r ü ck und M ü n st e r. Doch
mußte fast jede Bedingung erst durch einen Sieg im
Schlachtfelde dem Kaiser entwunden werden. Als
endlich die Franzosen, schon einigemal getauscht,
wüthend zurückkehrten und Baiern lausplündertcn;
als die Schweden mit Erbitterung eine Vorstadt
Prags eroberten und verheerten: da in Schrecken
gesetzt Unterzeichnete der Kaiser den Frieden 1648,
den 6 August. Der Kurfürst von der Pfalz ward
wieder eingesetzt; die Protestanten erhielten freie
Religionsübnng und gleiche Rechte mit den Katho-
liken; Schweden bekam einen Theil Pommerns;
Frankreich den Elsas. Deutschland war schrecklich
verwüstet: ganze Strecken waren Einöden; Aschen-
haufen und Trümmer zerstörter Städte, Flecken und
Dörfer bedeckten sonst blühende Länder; und standen
noch Städte, so waren die Häuser zum Theil Men-
schenleer.
54.
Einer der besten Könige warh e inri ch Iv. von
Frankreich, 1589 — 1610. Er erhielt eine trefsii-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard August
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Elsas Schweden Sachsen Schlesien Rhein Baiern Baiern Schweden Prags Frankreich Elsas Deutschland Frankreich
97
Böhmen beschwerten sich darüber, erhielten aber Dror
Hungen zur Antwort. .Hierdurch aufgebracht, warfen
sie den 23. Mai 1618 die kaiserlichen Räthe in Prag
zum Fenster hinaus, verjagten die Jesuiten aus dem
Lande, und bewaffneten sich. Indeß starb 1619
der Kaiser Matthias. Ihm sollte folgen Ferdi-
nand U., der als ein heftiger Feind der Protestan-
ten verhaßt war; die Böhmen wählten sich daher zum
Könige Friedrich Kurfürsten von der Pfalz. Die-
ser aber, ein eitler, verschwendrischer Herr, ward 1620
von den kaiserlichen Truppen geschlagen, floh, ward
1621 in die Acht und seiner Lander verlustig erklärt,
und ganz Böhmen wurde mit Härte zu der österreichi-
schen Herrschaft und der katholischen Religion zurückger
bracht. — Wiewohl nun kein Feind mehr im Felde
war, blieben dennoch die kaiserlichen Heere drohend an
den Gränzen des niedersächsischen Kreises stehen. Die-
ser war gezwungen, sich zu bewaffnen, und Chri-
stian Iv., König von Dänemark, übernahm den
Oberbefehl. Allein auch er ward 1626 bei Lutter am
Barenberge von Til ly geschlagen. Wallensteins
Schaaren- die bloß vom Plündern lebten, fielen in
Holstein ein; der König mußte auf seine Inseln flüchten.
Wallenstein verheerte nun alle Länder an der Ostsee,
vertrieb die Herzöge von Mecklenburg, und ließ sich
vom Kaiser dieß Herzogthum schenken ; nur von Stral-
sund mußte er abziehen. 1629 ward Friede mit Dän-
nemark geschlossen, und der Kaiser-, der nun als Sie-
ger der Protestanten da stand, gab das Resi itutions-
edikt, welches von den Protestanten alle Kirchen und
Klöster zurückfoderte, die seit 1555 in ihren Ländern
den Katholiken entzogen worden waren. Die Prvtestan-
Vr. Merkn». Vegeb. 23ste Aufl. G
f
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Extrahierte Personennamen: Matthias Friedrich_Kurfürsten Friedrich Til_ly Resi_itutions-
98
ten, ohnmächtig sich selbst zu helfen, wandten sich an
Gustav Adolph, König von Schweden, und baten
diesen um Hülfe. — Wallenstein hatte indeß durch
seine Plünderungen die Katholiken eben so sehr erbet#
tert, als die Protestanten; und auf einer Kurfürsten-
Versammlung zu Regensburg 1630 ward der Kaiser ge-
zwungen, einen Theil seines Heeres zu entlassen, und
Wallenstein abzusetzen. Dieser verließ mit heimlichem
Unwillen das Heer, ging nach Böhmen, wo er mit
königlicher Pracht lebte, und wartete im Stillen auf eine
Gelegenheit, sich an dem Kaiser zu rächen.
53.
1630 den 24. Juni landete Gustav Adolph in
Pommern. Er war der größte Feldherr seiner Zeit,
und ein wahrhaft frommer König. Wiewohl die Pro-
testanten ihn eingeladen hauen, traueren sie ihm jetzt
doch nicht; und Brandenburg und Sachsen betrugen
sich feindlich gegen ihn. Aus Pommern vertrieb er die
Kaiserlichen bald; Brandenburg zwang er, sich mit
ihm zu verbinden; und Sachsen, das sich dem Resti-
tutionsedikt widersetzt hatte und deswegen von Tilly
feindlich angegriffen wurde, rief nun den erst verschmär
heten König der Schweden zu Hülfe, 1631. — In-
deß war eine der wichtigsten protestantischen Städte,
Magdeburg, bo« Tilly erobert und mit grausen-
der Wildheit zerstört worden, den 10. Mai; Gustav
Adolph hatte, durch Brandenburg und Sachsen aufge-
halten, nickt zu Hülfe kommen können. — Er eilte
nun nach Sachsen, und schlug bei Leipzig den kaiser-
lichen General Tilly, den Sieger in 36 Schlachten,
den 7. Septbr. 1631. Darauf drang er weiter vor,
befreiete die Protestanten in Franken von den kaiferli-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Tilly Tilly Gustav
Adolph Gustav Tilly
99
chen Bedrückungen, eroberte Mainz, gewann die Pfalz,
und drang in Baiern ein. Zugleich war der Kurfürst
von Sachsen in Böhmen eingefallen, und hatte Prag
erobert. — Der Kaiser mußte eine Belagerung in
Wien fürchten: denn es war kein geordnetes Heer da,
und seit Tilly gefallen in Baiern, kein Heerführer.
Jetzt dachte man an Wallenstein; aber dieser stolze
Mann, voll Freude, den Kaiser so gedemüthigt zu
sehen, weigerte sich anfangs, und da man immer
mehr in ihn drang, machte er die unerhörtesten Bedinr
gungen. Der Kaiser mußte sie zugestehen: denn man
hatte keinen andern an Wallensieins Stelle. So ward
er Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Heere, und so
unumschränkt, daß selbst der Kaiser weder ihm befeh-
len, noch in seinem Heere irgend etwas anordnen
durste; ja selbst über die eroberten Länder sollte einzig
Wallenstein nach seinem Gutdünken entscheiden. —
Schnell hatte er ein Heer versammelt; die Sachsen
wurden aus Böhmen vertrieben. Gustav mußte aus
Baiern zurück, wo er schon bis München vorgedrungen
war, und bei Lützen kam es den 6. Novbr. 1632
zur Schlacht. Die Schweden siegten, aber der Sieg
war theuer erkauft; Gustav Adolph ward selbst getödr
tet. Wallensiein indeß zog sich nach Böhmen zurück,
und machte sich hier durch unzeilige Waffenruhe und
geheime Unterhandlungen mit den Schweden dem Kai-
ser so verdächtig, daß dieser leicht der Anklage glaubte,
als strebe er nach der Krone von Böhmen. 1634
den 25. Februar ward Wallensiein zu Eger ermordet.
Im Ansauge nach Gustavs Tode blieben die Schweden
unter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar noch
siegreich; 1634 den 7. Septbr. aber wurden sie zum
G 2
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Extrahierte Personennamen: Tilly Gustav Gustav Gustav_Adolph Gustav Gustavs Bernhard_von_Sachsen-Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Baiern Sachsen Wien Baiern Sachsen Baiern Schweden Eger Schweden