pädagogischer Kahresöericht von Air. A. Lüöen: „Unter
den speciell für das weibliche Geschlecht bestimmten Darstellungen der Weltgeschichte ist die vorliegende eine der bebeutenbsten. Während einzelne solcher Darstellungen die Bezeichnung „für Töchterschulen" ober „für das weibliche Geschlecht" rein umsonst tragen, und ihre besondere Berechtigung dazu auch dem schärfsten Blick nicht verrathen, während umgekehrt andere die ganze Geschichte in Geschichtchen und Anekdötchen auslösen und bieselben in gemüthlicher Breite erzählen, hält das vorliegenbe Lehrbuch den gaben bcr wirklichen Geschichte ernstlich fest, und behält feine besondere Bestimmung doch stets im Auge, indem es überall das Persönliche sehr hervortreten läßt, der Anekdote, wenn anders sie eine Persönlichkeit gut charaftcrifirt, vor allem aber der Sage einen breiten Platz einräumt, und sich eines, wenn auch ernsten, doch leichten und angenehmen Tones der Erzählung befleißigt"
Allgemeiner literarischer Anzeiger für das ev. Deutschland:
„Die in weiteren Kreisen bekannte und beliebte Weltgeschichte Cassian's hat an dem neuen Bearbeiter einen tüchtigen, feiner Aufgabe gewachsenen Herausgeber gefunden. Es galt hier, wie der Titel anzeigt, keineswegs eine quellenmäßige Darstellung der Geschichte zu liefern,' fonbern eine kurze, angenehm zu lefenbe und die Hauptsachen hervor-ljebenbe Erzählung. Diese Aufgabe ist hier in durchaus anziehender Weise gelöst, so daß das Buch seinem Zwecke in vollem Maße entspricht und besonders sehr geeignet ist zur anregenden Privatlectüre für heran-wachfenbe Mäbchen. Auch als Sehrbuch in der Hand der vielen Gouvernanten, bereu unsere allgemeinerer und besserer Bilbung zustrebenbe Zeit bedarf, kann das vorliegende Buch in vorzüglicher Weise dienen. Wer den Unterricht in der neueren Geschichte ertheilt hat, der weiß, wie ungemein schwierig für den noch nicht genügend erfahrenen Lehrer die richtige Auswahl des überreichen Stoffes ist. Das hier angezeigte Ibcif bietet hierzu eilte treffliche Handhabe, inbem es geschickt sichtet und das Wesentliche anfprechenb erzählt."
Verlag von C. G. Knnze's Nachfolger in Mainz.
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aristokratischen Grundsätze, wie sie in der Einrichtung des Areio-pag sich aussprechen. Zarter wie sein Vorgänger hat er es meisterhaft verstanden, Frauencharaktere zu malen. Euripides endlich ist schon ganz ein Kind der Demokratie und der irreligiösen Sophistik.
Der Komiker Aristo ph an es kämpft mit scharfen Waffen gegen das Demagogentum und die Prozeßsucht der Athener; ihm ist das Wirrsal des peloponnesischen Krieges in tiefster Seele zuwider; auch möchte er gern die wahre Götterfurcht zurückführen, aber indem er als Beförderer des Atheismus den Sokrates zur Zielscheibe seines Witzes macht, begeht er einen schweren Mis-griff. Von seinen Nachfolgern in der Komödie, die seit dem Untergang der athenischen Macht aufhört politisch zu sein und sich auf Straße und Haus beschränkt, ist uns wenig hinterlassen.
Geschichte schrieb zuerst der Kleinasiate Herodot, den man deshalb den Vater der Geschichte nennt. Gegenstand seines anmutigen Werkes sind die Perserkriege, doch werden in umfangreichen Episoden die Völker des Orients hineingezogen. Ein tiefer sittlicher Ernst geht durch seine ganze Schilderung, wenn auch seine Ansicht vom Neide der Götter der christlichen Anschauung widerstrebt.
Der Athener Thukydides beschrieb den größeren Theil des peloponnesischen Krieges, in welchem er als Feldherr mitgekämpft hatte. Von seinen Landsleuten wegen eines erlittenen Mißgeschicks verbannt, benutzte er die unfreiwillige Muße zur Abfassung seines Werkes, das er mit Recht einen „Besitz für immer" nennt. Ihm folgte sein Mitbürger Xenophort, der nicht nur den von ihm geleiteten Rückzug der Zehntausend der Vergessenheit entriß sondern auch den peloponnesischen Krieg seines Vorgängers fortsetzte und die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantineia weiterführte. Als Freund spartanischer Politik und Sitte hat er den Agesilaos verherrlicht.
Unter den Rednern ist zuerst der Löwe P e r i k l e s zu nennen, hochgefeiert von Thukydides, deffen Ideal er war. Nach der Zeit der Dreißig that sich der Metöke Lysias als Sach-
Eben, Geschichtsabriß. 3
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Extrahierte Personennamen: Aristo Herodot Ernst Thukydides Metöke_Lysias
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mit Sertorius Verbindungen angeknüpft und 74 einen neuen Krieg begonnen hatte. Gegen ihn befehligte Lucullus zuerst mit großem Glück. Nach der Eroberung von Kyzikos war er in das pontische Reich eingedrungen, hatte Mithradat zur Flucht nach Armenien genötigt und darauf den armenischen König Tigranes in zwei Schlachten bei Tigranocerta (69) und Artaxata (68) besiegt. Aber nun brach Meuterei im römischen Heere aus, die den Sieger zum Rückzug zwang und den Besiegten alle ihre Verluste ersetzte. Da war es wieder ein Volkstribun, Manilius, der dem Pompejus den Oberbefehl im Osten verschaffte. Dieser besiegte den Mithradat in einer nächtlichen Schlacht bei Nikopolis und trieb ihn vor sich her nach Norden. Von seinem eigenen Sohn Pharnakes verrathen gab sich der alte Römerfeind auf der Halbinsel Krim selbst den Tod (63‘). Nun ordnete Pompejus die Verhältnisse Asiens, richtete nach seinem Gutdünken Provinzen ein, gründete Städte, setzte Könige ab und ließ andere in Schutzstaaten z. B. in Judäa ein beschränktes Regiment führen. Er stand auf dem Gipfel seines Glücks, das er weniger den Gaben seines Geistes als der Macht der Verhältnisse verdankte. Im Jahre 61 kehrte er zu einem prächtigen Triumphe nach Rom zurück.
§ 4l Marcus Lullius Cicero.
Im Geburtsjahre des Pompejus, in der Geburtsstadt des Marius geboren, von ritterlichem Geschlecht aber geringem Vermögen, verdankte Cicero seine spätere Stellung im Staate einzig seinem Talente und seiner Beredsamkeit. Wie darf man sich da wundern, wenn er voll Selbstgefühl seine Verdienste überschätzte und so bei Mit- und Nachwelt in den Ruf der Eitelkeit kam? Jedenfalls kann ihm der Ruhm wahrer Vaterlandsliebe und, was bei der fast allgemeinen Corrnption um so höher anzuschlagen
ist, der Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit nicht bestritten werden.
Schon im Jahre 80 wagte er als Vertheidiger des Ro-
scius aus Ameria einen Freigelassenen und Günstling Sullas wegen seiner Gewaltthätigkeit öffentlich zu brandmarken, mit einer Kühnheit, die ihm leicht den Zorn des Diktators hätte zuziehen
Eben, Geschichtsabriß. 5
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Extrahierte Personennamen: Kyzikos Marcus_Lullius Cicero Marius Marius Cicero Günstling_Sullas Sullas
Extrahierte Ortsnamen: Armenien Tigranocerta_( Nikopolis Asiens Judäa Rom Ameria
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fand man mit den italienischen Inseln und Achaia ab. Weil er sich aber mit Octavian überwarf, so wurde er mit Krieg überzogen, der ihm Niederlage und Tod brachte. Auch Lepidus trat bald vom Schauplatz ab und begnügte sich mit der Würde eines Oberpontifex.
Antonius aber, der gegen die Parther nichts ausrichtete, ward ganz das Werkzeug und der Buhle der ränkevollen Kleo-patra, der zu Liebe er die edle Octavia verstieß und Roms Provinzen verschleuderte. Nicht gegen ihn sondern gegen die Aegyp-terin wurde nun der Krieg erklärt, der mit seiner Niederlage und schimpflichen Flucht bei Actium endigte (2. September 31). Als er nach Aegypten zurückgekehrt sich von seiner Freundin verschmäht sah, gab er sich den Tod; Kleopatra folgte ihm, da
Octavian sich von ihren Reizen nicht locken ließ und sie für den
Triumph in Rom aufsparen wollte. Aegypten, das bisher eine
Scheinexistenz gefristet, ward römische Provinz; Octavian aber Alleinherrscher im weiten römischen Reich.
§ 47. Der Kaiser Augulius.
Rom und das Reich waren des ewigen Streites und Blutvergießens müde, man wünschte sich mit dem Genusse dessen begnügen zu können, was die Bürgerkriege den Einzelnen übrig gelassen oder eingebracht hatten. Daher fängt jetzt unter Octavian eine Periode der Erschlaffung und des Friedens an, die es ihm erleichterte eine fast unumschränkte Gewalt zu erwerben und zu erhalten. Zu diesem Zwecke trat er ganz in die Fußtapseu seines großen Ahnen, vereinigte wie dieser in seiner Person die wichtigsten Aemter, nach des Lepidus Tode auch noch die Würde des Oberpriesters, dabei verstand er es sie noch besser auszunützen. Den Seuat besetzte er als Censor mit seinen Creatnren, ermäßigte aber die Anzahl der Mitglieder auf 600. Anordnungen, die beim Volke Unwillen und Haß erzeugen konnten, wurden von nun an als Senatsbeschlüsse erlassen, so daß der Urheber derselben alle Verantwortlichkeit von sich auf eine Versammlung zu schieben vermochte, deren Namen durch Alter geheiligt war. Octavian selbst war der erste S enat o r (Prin-ceps), d. i. derjenige, welcher zuerst seine Stimme abzugeben befugt war, und führte diesen Titel mit Vorliebe, weil sein beständiger Gebrauch am wenigsten verletzte. Im Jahre 27 gab er vor, er wolle ins Privatleben zurücktreten. Da wurden ihm sämmtliche bisher von ihm aus eigener Macht bekleidete Würden durch Volksbeschlnß aufs neue
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Extrahierte Personennamen: Antonius Octavian Octavian Octavian
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Extrahierte Personennamen: Augustus Apollo Apollo
Extrahierte Ortsnamen: Italien Istrien Süditalien_Griechen Italien Rom Italien
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und erleichterte auch das Loos der Provinzen, indem er sie gegen Erpressungen römischer Beamten sicherer stellte. Seine Tochter gab er dem Pompejus zur Gemahlin, um ihn noch mehr an sich zu fesseln. Als sein Amtsjahr zu Ende war, erhielt er auf fünf Jahre (bis Ende 54) das diesseitige Gallien (Oberitalien), Jlly-rien und das jenseitige Gallien (die Provence) als Provinz zu-ertheilt, und damit beginnt der zweite, bei weitem wichtigste Theil seines Lebens.
§ 43. Der gallische Krieg.
Als Cäsar in seine Provinz kam, schickten sich die Helvetier, die damaligen Bewohner der Schweiz, an ins südliche Gallien zu ziehen, um sich ein fruchtbareres Gebiet anzueignen. Zu schwach, um sofort gegen sie einzuschreiten, hielt der römische Feldherr sie erst mit Unterhandlungen hin; als er sich aber ihnen gewachsen glaubte, verfolgte er die bereits auf der Wanderung begriffenen, brachte ihnen zuerst beim Uebergang über die Saone namhaften Verlust bei und vernichtete endlich ihre Hauptmacht bei Bibracte (58).
Noch in demselben Jahre trat er dem germanischen Heerführer Ariovist entgegen, der von einem Theil der Gallier gegen einen andern zu Hilfe gerufen sich im feindlichen Gebiet als Herrscher festgesetzt hatte und Cäsars Geheiß über den Rhein zurückzugehen verspottete. Er überfiel die Germanen zu einer Zeit, wo priesterliches Gebot sie vom Kampfe zurückhielt, und brachte ihnen an der kleinen Doller eine schwere Mederlage bei, in Folge deren sie Gallien verließen.
Im folgenden Jahre unterlagen die Belgier den römischen Waffen. Dann zog Cäsar (56) gegen die Bewohner der atlantischen Küste und besiegte die Veneter (Einwohner der Vendee) in einer Seeschlacht, während sein Unterfeldherr Craffus, der Sohn seines Freundes, die Aqnitanier unterwarf. Als darauf einige norddeutsche Stämme, die Usipeter und Tencterer, den Rhein überschritten hatten, nahm Cäsar ihre Fürsten treulos gefangen und vernichtete dann das führerlose Heer (55). Gegen diesen Bruch des Völkerrechts empörte man sich sogar in Rom, besonders sprach der jüngere Cato, ein Mann von altrepublikanischer Strenge, sich mit Abscheu darüber aus. Um die Germanen von weiteren Zügen nach Westen abzuschrecken, bewerkstelligte Cäsar in demselben Jahre seinen ersten Rheinübergang, auch Britannien suchte er mit einer Landung heim, weil er verhindern wollte, daß von dort aus die Kelten des Festlandes durch Zuzüge gestärkt würden. In den beiden folgenden Jahren wurden die Züge nach Britannien und über den Rhein wiederholt, ohne daß es auf neue Eroberungen abgesehen gewesen wäre,
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§ 72. Der zweite Bürgerkrieg. 199
und um Schutz gegen Ariovist baten, der denn auch bei Besan^on geschlagen wurde und beinahe allein über deu Rhein zurückfloh.
3. Die unerträglichen Anmaßungen und die Erpressungen der Römer hatten einen allgemeinen Aufstand in Gallien hervorgerufen. Vorzüglich waren es die Trevirer unter Jnduciomar, die Eburonen unter Ambiorir, die Nervi er, die Karnuten und die Arverner unter Vercingetürir, die sich gegen Cäsar verbündet hatten. Allein sie wurden überall zurückgeworfen. Vercingetorix hoffte mit seinen Truppen in der Stadt Alesia sich halten zu können, die für unüberwindlich galt, da sie auf einem Berge lag, dessen Fuß von zwei Flüssen bespült wurde (H. Alise im Dep. Cöte d'or). Allein Ver eingeto rix mußte sich auf Gnade und Ungnade ergeben, wurde nach Rom gebracht und, nachdem er in Cäsars Triumphe aufgeführt worden, im Kerker enthauptet.
4. Das Flüßchen Rubikon galt als Grenze, welche kein römischer Feldherr bei seiner Rückkunft bewaffnet überschreiten durfte, ansonst er als Feind des Vaterlandes betrachtet wurde. Darum soll Cäsar auch, als er an den Rubikon kam, zuerst noch gezaudert haben und, als er endlich ihn überschritt, in die Worte ausgebrochen sein: „Der Würfel fei geworfen." Die Erzählung ist aber höchst unwahrscheinlich, da Cäsar zu diesem Schritte schon lange entschlossen war.
8 72.
Brr zweite Bürgerkrieg.
(49—45 v. Chr.)
204) Cäsar beeilte sich nicht, dem Pompejis nach Griechenland zu folgen, sondern snchte sich zuerst in Italien Anerkennung zu verschaffen. Dies gelang ihm auch in wenigen Wochen. Damit er nicht im Rücken angegriffen würde, setzte er zuerst nach Spanien über und schlug dort die Truppen des Pompejus, die von den Legaten A fr an ins und Petrejus befehligt wurden, vollständig. Alsdann kehrte er wieder nach Nom zurück, um sich dort zum Diktator ernennen zu laffen. Als solcher erteilte er allen Verbannten die Erlaubnis zur Rückkehr, verlieh den Einwohnern von Oberitalien das römische Bürgerrecht und erleichterte die Schuldgesetze. Allein er sah wohl ein, daß die Diktatur ihn verhaßt mache. Er legte darum schon nach elf Tagen diese Würde nieder und ließ sich dafür zum Konsul wählen. Dann suchte er den Pompejus in Griechenland ans. Er landete glücklich, hatte aber sechs hartnäckige Gefechte zu bestehen, von denen die meisten zu seinen Ungunsten ausfielen. Er wandte sich deshalb nach Thessalien, und Pompejus war so unklug, seine Flotte zu verlassen und ihm zu folgen. Bei-^Pch.lr,s_llls kam es zu einer Schlacht, in der Pompejus eine Niederlage erlitt, die ihn vollständig mutlos machte. Statt nach Griechenland und zu11'
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§ 55. Der Kampf der Plebejer gegen die Patrizier rc. 149
in dessen Mitte, wo Porsena dnrch seinen Geheimschreiber gerade den Soldaten den Sold auszahlen ließ. Beide waren fast gleich gekleidet. Mn eins, der den König nicht kannte und, ohne sich als Fremdling zu verraten, nicht fragen konnte, welcher von ihnen Porsena sei, stach auf Geratewohl einen nieder und zwar den Schreiber. Alsdann wollte er sich mit dem Dolche in der Hand den Weg durch das feindliche Lager bahnen, wnrde aber gefangengenommen und vor den König geführt. Porsena befahl, den Mucius in das Feuer zu werfen. Um dem Könige zu zeigen, wie wenig er den Feuertod fürchte, hielt Mucius die Hand über ein Kohlenbecken, bis sie verbrannt war. Porsena, erstaunt, schenkte ihm sofort Lebeu und Freiheit. Scheinbar aus Dankbarkeit, in Wahrheit aber, um den König zu ängstigen, gab nun Mucius au, daß 300 junge Römer sich eidlich zu dessen Ermordung verbunden hätten, und daß das Los ihn zuerst getroffen. Porsena habe also jetzt noch 299 zu fürchten. Das soll den König bewogen haben, mit den Römern Frieden zu schließen. Wahrscheinlich aber blieb den Römern, die ans das äußerste gekommen waren, nichts übrig, als sich zu unterwerfen. Mucius hieß fortan Scävola (Linkhand). Auch er erhielt ein Stück Land als Geschenk.
5. Die Römer mußten alle Waffen an Porsena ausliefern, durften in Zukunft keine eisernen Gerätschaften verfertigen, außer zum Ackerbau, mußten von ihren Feldern den Zehnten geben und zehn patrizische Jünglinge und zehn Jungfrauen als Bürgen ihres Wohlverhaltens stellen. Die Jungfrauen, Clölia an der Spitze, wagten es, unter einem Regen von feindlichen Pfeilen durch die Tiber zu schwimmen und nach Rom zu entkommen. Als aber Porsena die Clölia wieder verlangte, gab der Senat sie zurück. Doch der edelmütige Porsena schenkte ihr nicht nur die Freiheit, sondern erlaubte ihr auch noch, einige männliche Geiseln mitzunehmen. Clölia wählte die jüngsten, welche der Verführung am meisten ausgesetzt waren. Das römische Volk setzte der Clölia ein Denkmal. Das Benehmen des Porsena machte übrigens auf die Römer einen guten Eindruck. Als die Etrusker bei Aricia geschlagen wurden, flüchteten sich viele vou ihren Verwundeten nach Rom und wurden gut verpflegt. Ein Teil blieb ganz in Rom, die anderen konnten in ihrer Heimat die römische Gastfreundschaft nur loben. Porsena gab deshalb auch den Tarqninius ans und befahl ihm, Klusium zu verlassen.
8 55.
Der Kampf der Plebejer gegen die Patrizier um bürgerliche
liechte.
152) Die fortwährenden Kriege hatten die Plebejer in eine üble Lage gebracht. Sie waren meistens aus Lohnarbeit oder auf den Ertrag ihrer wenigen Grundstücke angewiesen. Diese konnten sie im Kriege nicht anbauen, und wenn sie dieselben schon angebaut hatten, wurden sie ihnen oft vom Feinde verwüstet. Die großen^Staatsgüter waren in den Händen des Adels, der davon keine Steuern zahlte und während des Krieges sie von seinen Klienten bebauen ließ. Die Plebejer dagegen mußten Steuern
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$ 111. Die Ottone. Heinrich Ii. der Heilige. 303
die sehr oft alle Gewalt in den Städten an sich rissen und dadurch reichlich den Samen der Zwietracht im Schoße des Bürgertums ausstreuten, freilich auch nicht selten in blutigen Kämpfen untergingen.
3. Ans der Reiterei en-lstand das Ritt er wesen des Mittelalters, da die vornehmen Adeligen den Dienst zu Pferd vorzüglich für sich in Anspruch nahmen und ihrer allein für würdig hielten. Jhuen folgte der niedere Adel, so daß die Ritter mit ihrem persönlichen Gefolge die Reiterei bald allein ausmachten.
4. Ungarn war von jeher der Tummelplatz europäischer und asiatischer Wandervölker, von denen eines das andere verdrängte. Die letzten Einwanderer waren die Magyaren (Maddjahren), die zunächst aus Rußland kamen. Die Slaven nannten sie Ungri, weshalb die Deutschen sie ebenso hießen. Sie standen unter Herzoge», die aber von den Stammeshäuptern sich beraten lassen mußten. Ihre Religion war Götzendienst.
Als das Kriegsglück ihnen hold war und sie jedes Jahr mit reicher Bente zurückkehrten, wanderten auch andere Stämme ein und schlossen sich ihren Raubzügen an; daher ihre ungeheure Anzahl. Als Heinrich I. sich hinreichend stark glaubte und die Ungarn dnrch ihre Gesandten 932 den bestimmten Tribut fordern ließen, soll er ihnen einen räudigen Hund haben vorwerfen lassen als das einzige, was sie erhalten sollten.
§ 111.
Die Ottone (936—1002). Heinrich Ii. der Heilige (1002—1024).
312) Otto I., der Sohn und Nachfolger Heinrichs, mit betitle— wohlverdienten Beinamen: der Große, hatte viel gegen die 97:1 Lothringer und Franken zu kämpfen. Diese verdroß es nämlich, daß die königliche Würde beim sächsischen Stamme verblieb. Selbst die eigenen Brüder lehnten sich gegen ihn ans, doch wnßte Otto mit kräftiger Hand alle Empörungen niederzuschlagen. Er ließ sich die Ausbreitung des Christentums im Norden vorzüglich augelegen sein, stiftete mehrere Bistümer und gründete deutsche Kolonien au deu Grenzen zur Sicherung des Friedens. Von Adelheid, der Wittwe Lothars Ii., zu Hilfe gerufen, zog er nach Italien und nahm dem Markgrafen Berengar von Jvrea die Lombardei ab, gab sie aber demselben wieder zu 951. F Lehen. Nach seiner Rückkehr bot er den Heerbann dnrch ganz Deutschland gegen die Ungarn auf, die in ungeheurer Anzahl wiedergekommen waren und bis nach Augsburg alles verheerten.
Auf dem Lechfelde bei Augsburg schlug er das Raubvolk so vollständig, daß von 60000 nur einige wenige in ihre Heimat entkamen und ihre Einfälle für immer aufhörten. Alsdann W. zog er abermals nach Italien gegen Berengar, der den Papst Johann Xii. bedrängte, entsetzte denselben und zog nach Rom, wo er als römisch-deutscher Kaiser gekrönt wurde. Auch Unter- 962. Jt Italien eroberte er und vermählte seinen Sohn mit Theophäno,
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Italien Deutschland Ungarn Augsburg Italien Rom Italien
190 Das Altertum.
Sulla als seine Soldaten ganz wütend, und als sich Rom ihnen endlich ergeben mußte, hausten sie auf eine schreckliche Weise. <Lulla ließ sich,zum lebenslänglichen Diktator machen und suchte nun durch die Ächtungslisten (Proskriptionslisten), die er aufstellte und auf die er alle Männer setzte, welche reich waren und Einfluß besaßen, seine Gegner vollständig auszurotten. Aber auch mit den Gracchischen Gesetzen räumte er auf. Er beschränkte die Machtbefugnisse der Volkstribunen und setzte den Senat wieder in die alten Rechte ein. Nach zweijähriger Diktatur zog er sich in das Privatleben zurück, starb aber bald an den Folgen seiner Ausschweifungen. Der Bürgerkrieg und die Diktatur Sullas hatten sechs Jahre gewährt und 150 000 Bürgen: das Leben gekostet; ganz Italien war verwüstet.
Anmerkungen.
1. Orchomeuus in Epirus; Sacriportus, unweit Präneste in Latium.
2. Mithridätes Vi. Eupltor, geb. 136 v. Chr., trat mit zwölf Jahren unter der Vormundschaft einiger Vornehmen die Regierung über Pontus an. Man suchte ihn aus dem Wege zu räumen, er nahm aber Mittel ein, um den Wirkungen des Giftes zu begegnen, und soll gegen Gift so unempfindlich geworden sein, daß er später sich selbst nicht mehr vergiften konnte, als er es wollte. Obwohl ein kriegerischer, wilder Mann, soll er doch eine außerordentliche Gelehrsamkeit in sich vereinigt und die Sprachen von 22 Völkerschaften, die ihm nnterthänig waren, gesprochen und jeden Soldaten seines 30 000 Mann starken Heeres mit Namen gekannt haben. Ihm wird die Erfindung einer Latwerge zugeschrieben, die aus 52 Ingredienzen bestand und hauptsächlich als Gegengift diente. Sie erhielt den Namen M i t h ri d a t und wurde in früheren Zeiten für so wichtig gehalten, daß sie unter obrigkeitlicher Aufsicht verfertigt wurde. Im Anfange waren die Römer gegen Mithridates sehr unglücklich, aber nach der Schlacht bei Orchomenus wurde Mithridates zum Frieden geneigter, und Sulla, gegen den bereits ein römisches Heer ausgesandt war, um ihm den Oberbefehl abzunehmen, wußte in einer mündlichen Unterredung zu Dardänus am Hellespont ihn zur Unterwerfung zu bewegen und beendigte dadurch den ersten Mithridatifchen Krieg. Mithridates,,mußte die Flotte ausliefern, die Eroberungen sowie die Gefangenen und Überläufer herausgeben und 2000 Talente bezahlen.
3. Marius wollte sich über das Meer flüchten, wurde aber des ungünstigen Windes wegen genötigt, bei der latinischen Stadt Minturnä an das Land zu steigen, und versteckte sich dort in den Sümpfen, die durch das Austreten des Liris entstanden. Aber er wurde entdeckt und gefangen nach Minturnä gebracht. Der Magistrat wollte ihn hinrichten lassen, da Sulla in alle Städte Boten mit diesem Befehle hatte senden lassen, aber es gab sich niemand in der Stadt dazu her. Man schickte endlich einen umbuschen Sklaven, der aber erschrocken davonlief, als Marius ihn mit gebieterischer Stimme anredete: „Wie, Mensch! dn willst den Cajus Marius töten?" Die Minturner wollten hierin ein Zeichen vom Himmel erblicken, oder sie scheuten sich vielleicht, einen Mann töten zu lassen, der das Vaterland aus so großer Bedrängnis gerettet hatte.
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Extrahierte Personennamen: Sulla Sullas Orchomeuus Mithridätes Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Cajus_Marius Marius