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tilgen, wurde das Christentum abgeschafft und mit dem Kultus der Vernunft vertauscht und statt der christlichen Zeitrechnung eine neue (begonnen mit dem 2o September 1792) eingeführt. Auch die an die Königszeit erinnernden Denkmäler der Kunst und Wissenschaft wurden zerstört. _ Robespierre beseitigte allmählich seine Nebenbuhler und stand als unbeschränkter Diktator an der Spitze der Republik. Als er aber bei todeswürdigen Verbrechen das Zeugenverhör für überflüssig erklärte, entstanden im Wohlfahrtsausschüsse zwei Parteien gegen ihn, die seinen Sturz herbeiführten. Er wurde im Juli 1794 hingerichtet.
3. Die Gegenrevolution. Im Nationalkonvente erhielten nun die Gemäßigten die Oberhand. Der Iakobinerklub wurde aufgehoben. Durch einen Ausschuß ließ der Konvent eine neue Verfassung ausarbeiten. Die vollziehende Gewalt wurde 5 Direktoren übertragen; in die gesetzgebende teilten sich der Rat der 500, der die Gesetze vorschlug, und der Rat der Alten, der dieselben prüfte und bestätigte. Die Direktorialregierung bestand von 1795—1799.
Preußen.
(Iv.) Friedrich Wilhelm Ii., 1786—1797.
Er folgte als der Neffe Friedrichs des Großen diesem in der Regierung. Friedrich Wilhelm Ii. war von edlem Gemüte, von Milde und Wohlwollen erfüllt; doch war seine Natur mit einer starken Zugabe von Genußliebe ausgestattet, so daß er der Strenge und Zähigkeit entbehrte, welche die Regierung seiner Vorgänger geleitet hat. Für die Lage Preußens nach dem Jahre 1786 war sein Regiment ein nicht vorteilhaftes.
1. Innere Politik. Dem Beifalle, mit dem der König beim Antritte seiner Herrschaft vom Volke begrüßt wurde, entsprachen die wohlthätigen Änderungen, die er bald zu Anfang der Regierung vornahm.
a) Er beseitigte die verhaßte französische Regie samt dem Tabaksund Kaffeemonopole; dem Accise- und Zollwesen setzte er preußische Beamte vor.
b) Eine andere zweckmäßige Neuerung war das Direktorium des Krieges, dessen Leitung der Herzog von Braunschweig erhielt.
c) Die Behandlung der Soldaten wurde eine mildere.
d) Die Rechtspflege unterstützte der König durch Staatszuschüsse. (Vollendung des Allgemeinen Landrechts.)
e) Auch für öffentliche Bauwerke wurden große Summen verwandt (Brandenburger Thor, das neue Schauspielhaus).
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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3. Preußens Krheöung, 1808—1812.
Das tiefe Unglück Preußens war durch Mängel in der Verwaltung, durch die äußere Lage des Volkes und durch seine Teilnahmslosigkeit,Vsowie durch die mangelhaften Zustände des Heeres verschuldet worden. Die Betrachtung aller Patrioten lenkte sich daher darauf, die Ursachen dieser Katastrophe zu erforschen.
Alle Besseren des Volkes waren der Meinung, daß vor allem ein Mann jetzt helfen könne, der Freiherr von Stein. Er war zu Anfang des Jahres 1807 entlassen worden, weil der König sich nicht in der Lage sah, auf seine Pläne einzugehen, und wurde nun dringend aufgefordert, dem Vaterlande seine Dienste nicht zu versagen. Mit außerordentlichen Vollmachten ausgerüstet, begann Stein die Reform des Staates, als deren Idee er angab, den sittlichen, religiösen, vaterländischen Geist im Volke zu heben, ihm wieder Mut, Selbstvertrauen, Bereitwilligkeit zu jedem Opfer für die Unabhängigkeit und für die Nationalehre einzuflößen und die erste günstige Gelegenheit zu ergreifen, den Kampf für beides zu wagen.
Karl Freiherr von Stein stammte an* einem ritterlichen Geschlechte in Nassau, war anfangs im Bergfache thätig und wurde 1804 Finanzminister. Sson schlichtem, geradem Sinne, war er doch ein Mann, der Jdeeen und Ideale besaß, ohne dabei der Praxis fremd zu sein. Vor allem aber war er, was er damals fein mußte, ein Charakter.
A. Die Reformen Steins betrafen:
I. Die Lage des Landvolkes. Auf den unteren Schichten des Volkes lastete bis dahin allenthalben noch drückende Unfreiheit. Die Landbewohner waren in verschiedenem Grade von den Gutsherren abhängig. Durch das Edikt über „den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums" erhielt jeder Einwohner des Staates die Berechtigung, Grundstücke zu erwerben; jeder Edelmann war befugt, bürgerliche Gewerbe zu treiben; Bürger und Bauern konnten ihren Stand wechseln. Eine daran sich schließende Kabinettsordre dehnte die Aushebung der Leibeigenschaft und der Erbuuterthüuig-keit der Domäneninsassen auf das ganze Staatsgebiet aus, und endlich traf der König die hochherzige Anordnung, sämtlichen Insassen seiner Domänen in Ost- und Westpreußen das volle Eigentum ihrer Grundstücke zu geben.
Ii. Das Finanzwesen. Die Regelung desselben war Steins
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Extrahierte Personennamen: Karl_Freiherr_von_Stein Karl
232
b) Für den Ackerbau fehlte es an Arbeitskräften, Aussaat und Vieh.
c) Handel und Industrie waren so lahm gelegt, daß Deutschland hierin die Konkurrenz mit den Niederlanden, England und Frankreich nicht aufnehmen konnte. Die Hansa war auf drei Städte zusammengeschmolzen (Hamburg, Lübeck, Bremen).
3. Der Verfall der Sitten. Der lange Krieg hatte die Gemüter verwildern und verrohen lassen; alle Laster wareu an der Herrschaft. Mit der Unsittlichkeit verbanden sich Unwissenheit, Stumpfsinn und Aberglaube. Daher griffen anch die He^enprozeffe in entsetzlicher Weise um sich. Erst der Jesuit Friedrich Spee, 1635, und der Rechtsgelehrte Christian Thomasins in Halle, f 1728, bekämpften energisch das Hexenwesen.
4. Die politische Schwäche Deutschlands.
a) Selbstachtung und Nationalgefühl waren im Volke geschwunden. Die materielle 9?ot ließ ciu ideales Streben nicht aufkommen) in Litteratur, Sitte und Mode suchte man französisches Wesen nachzuahmen.
b) Durch die Erweiterung der fürstlichen Macht zur vollen Selbständigkeit war der nationale Eharakter des Reiches verloren gegangen, das Reich thatsächlich ausgelöst und zur politischen Ohnmacht erniedrigt worden. Die Fürsten beuteten ihre Gerechtsame oft despotisch aus und schufen stehende Heere als Grundlage ihrer Gewalt.
Es beginnt das Zeitalter der absoluten Monarchie.
England.
I- Die beiden ersten Stnarts, 1603—1649.
Nach Elisabeths Tode bestieg Jakob I., der Sohn der Maria Stuart, den englischen Königsthron und vereinigte als König von Großbritannien England, Schottland und Irland unter seinem Scepter. Er wie sein ihm nachfolgender Sohn betonten im Gegensatze zu dem Geiste der englischen Nation zu sehr die absolute Königsmacht, letzterer machte sich auch durch seine Hinneigung zum Katholizismus verhaßt. Der darüber ausbrechende Kampf zwischen Volk und König endete mit dem Untergange der Stuarts.
I. Jakob I., 1603—1625. Sein Kanzler war der Philosoph Bakon von Verularn, sein Ratgeber der verhaßte Herzog von Buckingham. Da die englische Episkopalkirche, die in ihm ihr Oberhaupt erkannte, seinem Streben nach absoluter Gewalt am meisten entsprach, so trat er als heftiger Gegner
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Spee Friedrich Christian_Thomasins Jakob_I. Maria_Stuart Maria Jakob_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Frankreich Hamburg Bremen Deutschlands England England Schottland Irland
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in Athen eine sorgsame Pflege. Als die ersten Staatsredner erscheinen Cimon und Perikles. Ferner zeichneten sich besonders Demosthenes und Äschines aus.
Demosthenes, der Sohn eines Messerfabrikanten, bildete sich, nachdem er durch eine eiserne Willenskraft die Mängel seiner Natur überwunden hatte, am Studium des Thueydides zum Redner aus. An Kraft der Sprache, politischem Scharfblick und Großartigkeit der Gesinnung wird er von keinem Redner des Altertums, übertroffen.
2. Die Philosophie. Die Lehre des Sokrates hat sein Schüler Plato aus Athen (429—347) tiefsinnig entwickelt. Er machte mehrere Reisen und lehrte dann in Athen. Seine Lehre hat er in 36 Schriften, größtenteils idealisierten Dialogen des Sokrates, niedergelegt. In seiner Schrift vom Staate stellt er einen unmöglichen Jdealstaat mit allgemeiner Güter- und Lebensgemeinschaft dar.
Aristoteles aus Stagira, 384—322, war 20 Jahre Platos Schüler, wurde später Lehrer Alexanders d. Gr. und gründete dann in Athen eine Schule. Er hat fast das ganze Gebiet des damaligen Wissens in den Kreis seiner Untersuchung gezogen und wurde der Begründer der induktiven Methode.
Vierte Periode.
Die Zeit der makedonischen Herrschaft, 338—146.
Alexander der Hroße, 336—323.
Philipp Ii. wurde 336 ermordet, und es folgte sein Sohn Alexander, der von Aristoteles eine griechische Erziehung erhalten hatte. In ihm vereinigte sich macedonische Kraft und hellenischer Geist. Er war ehrgeizig, tapfer, großmütig, schnell im Handeln.
I. Üufftände in (Brieclwnfand. Als Alexander bald nach Antritt seiner Regierung mit der Niederwerfung nördlicher Barbaren beschäftigt war, hatten sich auch in Griechenland auf die Nachricht von seinem Tode die Patrioten zu einem neuen Freiheitskampfe erhoben. Alexander eilte nach Griechenland und siegte bei Theben, das zerstört wurde.
Ii. Der Fekäzug gegen Persien, 334—327.
Zustand des persischen Reiches. Der Zug des jüngeren Cyrus unter
Artarerxes Ii. deutete schon den beginnenden Verfall des persischen Reiches
an. Derselbe wurde seitdem beschleunigt durch Palastrevolutionen, Aufstände der Provinzen, Untreue der Satrapen, übermäßigen Steuerdruck und Anwendung fremder Söldner im Heere. Im Jahre 336 gelangte Darius Iii.
Kodomannus auf den Thron, der eine milde und gerechte Regierung begann.
1. Der Zug durch die Küstenländer, 334—333.
a) Die Schlacht am Granikus, 334. Im Frühjahre 334
setzte Alexander mit 30000 Mann zu Fuß und 5 000 Reitern
über den Hellespont. Am Granikus stellten sich ihm die per-
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Extrahierte Personennamen: Aristoteles Alexanders Alexanders Alexander Alexander Philipp_Ii Philipp Alexander Alexander Aristoteles Alexander Alexander Alexander Alexander Cyrus Darius_Iii Darius Alexander Alexander
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einzelne Fakultäten, später erst die Gesamtheit der Wissen, schäften (universitas litterarum!) umfaßten.
2- Die Rechtswissenschaft wurde hauptsächlich zu Bologna gepflegt und umfaßte das Studium des römischen und kanonischen Rechts. Das alte gewohnheitsmäßige Landesrecht wurde in Deutschland in dem Sachsenspiegel von Eike von Repgow und in dem Schwabenspiegel aufgezeichnet.
3. Die mittelalterliche Geschichtsschreibung erreichte in Bischof Otto von Freising ihren Höhepunkt, der eine Lebensbeschreibung Barbarossas verfaßte.
4. Die Philosophie. Dem Geiste der Zeit entsprechend wandte sich dieselbe fast nur der Theologie zu. Ihre Aufgabe, für
deren Lösung schon die Kirchenväter und auf Grund ihrer Ergebnisse und des Studiums der heidnischen Philosophie die Gelehrten Botztius, Isidor von Sevilla (f 636), Beda Venerabilis (t 735), Alkuin und Hrabanns Maurus thätig gewesen waren, erkannte man darin, den Gesamtinhalt des Glaubens in ein wissenschaftliches System zusammenzufassen. Diese christliche Philosophie bezeichnet man mit dem Namen Scholastik, und sie erhielt durch das in den Kreuzzügen wieder belebte Studium des Aristoteles einen neuen Aufschwung. Als der eigentliche Begründer der scholastischen Richtung wird indes Anselm von
Kanterbury, f 1109, angesehen, dessen Ausspruch „credo ut intelligam“ das Losungswort der Scholastiker wurde. Hiernach geht der Einsicht der Glaube voraus, den die Scholastik
mittels scharfsinniger Dialektik zum Wissen erheben will. Den Höhepunkt erreicht die Scholastik in Thomas von Aqnino, t 1274, „doctor angelicus,“ und Duns Skotus, „doctor subtilis.“ — Daneben entwickelte sich eine andere Richtung der mittelalterlichen Theologie, die Mystik. Dieselbe wendet sich an das Gemüt und erstrebt neben Abtötnng alles Sinnlichen eine lebendige Vereinigung mit Gott durch Betrachtung. Ihr bedeutendster Vertreter ist der heilige Bernhard. Beide Richtungen sind in Hugo von Sankt Viktor und Bonaventnra
vereinigt.
5. Poesie. Die Bekanntschaft mit der phantasiereichen Sagenwelt des Morgenlandes und die ritterlichen Thaten der Kreuz5
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Kanterbury Thomas_von_Aqnino Bernhard Hugo Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Bologna Deutschland Bonaventnra
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ihm die deutschen Landsknechte hervorgingen, so war das Selbstbewußtsein der Bauern gestiegen, und es bildeten sich geheime Bündnisse („Bundschuh," „arme Konrad"), in denen sich der Haß gegen Adel und Geistlichkeit aussprach.
L. Die Wissenschaft. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bemächtigte sich ein tiefgehender Bildungsdrang des Volkes, der namentlich auf der Tüchtigkeit des Bürgertums beruhte, durch die Buchdruckerkunst Befriedigung fand und mit den neuen Entdeckungen noch gesteigert wurde. Diese beginnende Aufklärung ließ aber häufig Zweifel au den damaligen kirchlichen und sozialen Zuständen laut werden.
a) Die litterarischen Erzeugnisse jener Zeit sind daher voll bitteren Spottes über jene Zustände (z. B. Seb. Brandts „Narrenschiff," Reinecke Vos, Eulenspiegel).
d) Der Humanismus nahm ebenfalls eine kirchenfeindliche Richtung an. (Erasmus' Lob der Narrheit; „Briefe der Dunkelmänner," zu deren Verfassern der Ritter und Humanist Ulrich von Hutten gehört.)
C. Die Kirche. Auch ans kirchlichem Gebiete bestand seit längerer Zeit der Wunsch nach einer Besserung der Verhältnisse.
a) Die Konzilien zu Konstanz und Basel hatten das Verlangen nach einer „Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern" nicht ganz befriedigt.
b) War schon seit dem großen Kirchenschisma (1378—1414) die Ehrfurcht vor dem päpstlichen Namen geschwunden, so sank das Ansehen der Päpste noch mehr unter Alexander Vi., Julius Ii. und Leo X.
c) Die Zucht war im Klerus vielfach verfallen. Während die höhere Geistlichkeit oft keine Scheu trug, ihren übergroßen Reichtum in einer die ernsteren Gemüter verletzenden Weise zu offenbaren, wandte sich der ärmere niedere Klerus Erwerbszweigen zu, die mit seinem Berufe unverträglich waren; dabei war die Bildung der Geistlichen häufig hinter den Anforderungen der Zeit zurückgeblieben.
d) Die Scholastik war in Spitzfindigkeiten ausgeartet. Die einfachen Wahrheiten der Religion blieben dem Laien unverständlich.
e) Wie sehr darum auch im niederen Volke die Unwissenheit um
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Extrahierte Personennamen: Reinecke Eulenspiegel Ulrich_von_Hutten Alexander_Vi Alexander Julius_Ii Leo_X Leo
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die Thätigkeit seiner Bewohner standen beim Auslande in unbestrittenem Ansehen.
Friedrichs des Großen Zeitgenossen.
Der von Friedrich dem Großen bethätigte Grundsatz, daß der König der erste Diener des Staates sei, sowie die von den französischen Philosophen beherrschte Zeitrichtnng begeisterte die Regenten Europas, für das materielle Wohl ihrer Unterthanen eifrig zu sorgen, Toleranz und geistige Bildung zu pflegen. Man nennt diese Periode die Zeit des aufgeklärten Absolu-tismus oder der humanen Selbstherrschaft. Die Unterthanen verloren aber darüber oft den Trieb, selbst thätig zu sein; sie versanken in Gleichgültigkeit gegen die politischen Jntereffen des Vaterlandes und, da die Reformen der Regierenden häufig aus die Beseitigung des kirchlichen Einflusses gingen,
auch in Gleichgültigkeit gegen Religion und Sitte.
Den Anstoß zu der zur Zeit Friedrichs des Großen aufkommenden freigeistigen Richtung gab der Engländer John Locke (1632—1704), der in seinen „Untersuchungen über den menschlichen Verstand" zu dem Resultate kam, die Seele sei eine tabula rasa und nichts sei im Verstaude, was nicht vorher
in den Sinnen gewesen ist (Empirismus). Die Fortführung des Empirismus
zum Extreme, dem Materialismus, haben die Franzosen auf sich genommen und hängt eng zusammen mit den Zuständen des französischen Volkes und Staates im Zeitalter vor der Revolution (unter Ludwig Xv).
1. Frankreich. Ludwig Xv., 1715—1774, folgte auf Ludwig Xiv., der dem Volke eine Schuldenlast von 3000 Millionen Livres hinterließ. Während seiner Minderjährigkeit führte der Herzog Philipp von Orleans die Regierung, der die höchste Weisheit in der Kunst fand, das Leben zu genießen, und daher der Befriedigung aller Gelüste die Staatseinkünfte opferte.
a) Die Verwaltung Fleurys. Im Jahre 1726 übertrug der jugendliche König die Staatsleitung seinem Erzieher, dem Kardinal Fleury, bessert weise Sparsamkeit die Verwüstungen der Regentschaft schnell verschwinden ließ. Im polnischen Erbfolgekriege gewann Frankreich Lothringen (siehe S. 270) und im österreichischen Erbfolgekriege befolgte es seine alte Politik, sich den Feinden Habsburgs anzuschließen.
b) Änderung der Politik. Allmählich aber suchten die an Ränke und sinnlichen Genuß gewöhnten Höflinge Einfluß auf den König auszuüben und gewöhnten ihn an den Umgang mit sinnlich schönen und lasterhaften Frauen, von denen namentlich die berüchtigte Marquise von Pompadour eine verhängnisvolle Herrschaft über den König ausübte. Sie war der Mittelpunkt einer glänzenden Gesellschaft, welcher Schamhaftigkeit und Frömmigkeit fremd ivaren; keine der höheren Stellen wurde ohne ihre Einwilligung besetzt; ihre prachtvollen Schlöffer und ihre überreichen Einkünfte mehrten sich von Jahr zu Jahr. Millionen wurden vergeudet, während die notwendigsten Staatsausgaben unberücksichtigt blieben. Auch in die auswärtigen
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Frankreich_Lothringen Habsburgs
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Despotismus einen tragischen Ausgang, wenn auch das eine Ziel, die Wiederherstellung des königlichen Ansehens, erreicht ward.
Ulrike Eleonora, die Schwester Karls Xii. (siehe S. 284), hatte ihrem Gemahle Friedrich I., 1720—1751, die Krone überlassen, der ohne Erben starb. Daher wählten die Schweden den Herzog Adols Friedrich von Hol-stein-Gottorp zum Könige, der mütterlicherseits dem Hause Wasa entstammte. Der übermächtige Reichsrat drängte ihn in den siebenjährigen Krieg, und er wurde ein Gegner Friedrichs des Großen, seines Schwagers. Aber Schweden mußte diese Kriegslust mit 20 Millionen Thalern büßen. Der zweite König aus diesem Hause ist
Gustav Iii., 1771— 1792, ein ritterlicher, begabter Fürst. Von der französischen Philosophie begeistert, schwärmte er wie Joseph Ii. für Volksbeglückung. Mit Hilfe der aus dem siebenjährigen Kriege rückständigen, von Frankreich gezahlten Hilfsgelder sicherte er sich das Militär und stürzte dann die Adelsherrschaft, indem er den Sitzungssaal des Reichsrates räumen ließ. Hierauf brachte er die zerrütteten Finanzen in Ordnung, verbesserte die Rechtspflege, stiftete wohlthätige Anstalten und zeigte sich als Beschützer der Künste, Wissenschaften und des Gewerbefleißes. Aber da es ihm unmöglich war, allen erweckten Erwartungen zu entsprechen, büßte er viel von seiner Volksbeliebtheit ein. Als ein Krieg mit Rußland unglücklich ablief, entstand eine Verschwörung des Adels, und der König wurde von einem Offiziere bei einem Maskenballe ermordet.
5. Dänemark. Seit dem nordischen Kriege (siehe S. 283) hatte sich Dänemark (unter den Königen Christian Vi., 1730—46, Friedrich V., 1746 bis 1766) eines langen Friedens erfreut. Unter Friedrich V. leitete der treffliche Minister Bernstorff, der Gönner Klopstocks, die Regierung. Der folgende König
Christian Vii., 1766—1808, erhob seinen Leibarzt Struensee, den Sohn eines deutschen Theologen, zum ersten Minister. Ohne Kenntnis dänischen Wesens, suchte dieser durch gewaltsame, rasche Reformen den Staat dem Geiste der Zeit gemäß umzugestalten, endete aber als Opfer einer Verschwörung auf dem Schaffst, 1772.
6. Portugal. Auch in Portugal war es ein Minister, der dem Zeit-geiste Rechnung trug.
Portugal hatte sich 1640 von Spanien unabhängig gemacht (siehe S. 221), geriet aber unter den ersten Königen der Dynastie Bragauza in die Hemd Englands, welches die reichen Hilfsquellen des Landes zu seinem Nutzen ausbeutete. Der fünfte König war
Joseph Emanuel, 17o0 1777. Dieser berief den berühmten Marquis von Poinbal, den „Richelieu des 18. Jahrhunderts," einen Mann von umfassenden Kenntnissen und diplomatischer Gewandtheit, an die Spitze der Verwaltung. Energisch und unermüdlich thätig, stellte er sich die Ausgabe, Portugal zu seiner ehemaligen Größe zurückzuführen.
Ais 1755 ein Erdbeben Lissabon zerstörte, verhinderte die Macht seiner
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Schweden Frankreich Portugal Portugal Spanien Englands Portugal Lissabon
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auf. Die Kolonisten aber hatten im Kriege mit Frankreich ihre Macht kennen gelernt und das Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt, und darum be-fchlosfen sie, den Forderungen Englands sich zu widersetzen „kraft der Rechte der Menschen."
Die Führer der Erhebung waren Benjamin Franklin, geboren 1706 in Boston, Buchdrucker, Physiker, Volksschriftsteller und Politiker, und Georg Washington, geb. 1732, ein wohlhabender Pflanzer, von edlem Charakter und erhabenster Begeisterung für Freiheit und Vaterland.
3. Der Krieg. Das Signal zum Ausbruche des Kampfes ward gegeben, als das ergrimmte Volk in Boston drei mit Thee beladene Schiffe ins Meer versenkte und nun der Hafen von Boston seitens Englands geschlossen wurde. Nach den ersten glücklichen Waffenerfolgen der Kolonieen erklärten sich die 13 Provinzen von der Krone Englands unabhängig, und Franklin brachte ein Bündnis mit Frankreich, Spanien und Holland zu stände. Washingtons Sieg bei Uorktown über das englische Heer beendigte den Krieg. Zur See hatten die Engländer ihre Überlegenheit bewahrt. Im Frieden zu Versailles, 1783, erkannte England die Unabhängigkeit der „Vereinigten Staaten" an und behielt in Nordamerika nur Kanada.
Die neue Verfassung der „Vereinigten Staaten" übertrug einem auf vier Jahre gewählten Präsidenten die ausführende Gewalt. Die gesetzgebende Gewalt hat der Kongreß, der aus dem Senate (je zwei Senatoren aus jedem Staate) und dem Repräsentantenhause besteht.
Die Einbuße im Westen wurde den Engländern durch die Erweiterung ihrer Herrschaft in Ostindien ersetzt, wo die 1600 gestiftete ostindische Kompanie ihre Macht erweiterte. Ferner führte der Engländer James Cook von 1768 bis 1779 eine dreimalige Umsegelung der Erde aus. Er besuchte zum erstenmale die Ostküste Australiens und nahm Neu-Süd-Wales für England in Besitz.
Kultur.
Im allgemeinen wurden alle Zweige der Kultur von der französischen Litteratur, deren Kenntnis feit der Zeit Ludwigs Xiv. zur allgemeinen Bildung der höheren Stände gehörte, beherrscht. Doch beginnt bereits eine Rückwirkung dagegen, die namentlich von Deutschland ausgeht.
1. In der Philosophie wurde gegen den Materialismus, der die menschliche Natur entgeistigt hatte, durch den vielseitig gebildeten Leibnitz, den ersten Präsidenten der Berliner Akademie, die ideale Weltanschauung maßgebend. Seine Lehren wurden durch Wolff dem Volke zugänglich gemacht. Ein Reformator der Philosophie wurde Kant, Professor in Königsberg, der neue Untersuchungen über die Quellen, den Umfang und die Begrenzung des Erkenntnisvermögens veranstaltete.
In der Pädagogik brach sich durch die von Rousseau beeinflußten Philanthropen der Grundsatz einer humaneren Behandlung der Jugend Bahn.
2. Die Naturwissenschaften wurden in diesem auf das Praktische und Unmittelbare gerichteten Zeitalter eifrig betrieben. Die Physik wurde
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Englands Boston Boston Boston Englands Englands Frankreich Spanien Holland Washingtons Versailles England Nordamerika Kanada Ostindien Australiens England Deutschland Königsberg
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2. Die verderbliche Regierung Ludwigs Xv.
a) Der König selbst hatte durch sein unwürdiges, sittenloses Leben jede Achtung vor der monarchischen Würde im Volke erstickt.
b) Die äußere Politik war von den Maitressen des Königs beeinflußt. Die unnütze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs entgegen waren (österreichische Erbfolgekrieg, der siebenjährige Krieg und der Seekrieg mit England), hatten die Schuldenlast des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschüttert. Ludwig Xiv. hatte eine Schuld von 3 Milliarden Frank hinterlassen; beim Regierungsantritte Ludwigs Xvi. betrug das jährliche Defizit 100 Millionen. Die Disziplin in der Armee war gelockert; die Regierung konnte sich auch aus die Offiziere nicht mehr verlassen, die meist durch Kaus in ihre Stellen gelangt waren.
c) In der inneren Politik war die königliche Gewalt aufs straffste angespannt und hatte alle Selbstverwaltung und mit ihr den Sinn für politische Freiheit und Selbständigkeit vernichtet. In jeder Provinz übte ein königlicher Intendant eine starke polizeiliche Gewalt aus und trieb mit Strenge die drückenden Steuern ein.
tl) Das Volk ermangelte auch eines sicheren Rechtsschutzes. Den Parlamenten, welche die obersten Gerichtshöfe bildeten, entriß der König die richterliche Befugnis. Jede Opposition wurde durch geheime Haftbriefe im Keime erstickt.
3. Der Einfluß der sogenannten Philosophen. Die Encyklopädisten Diderot und dälembert hatten für die Verbreitung der verschiedensten Kenntnisse unter dem Volke gewirkt. Die Litteratur der Philosophen war voll Spott und scharfer Angriffe auf die staatlichen und kirchlichen Zustände. Montesquieu stellte seinen Landsleuten die konstitutionelle Regierungsform als erstrebenswert hin, Rousseau forderte in dem „Gesellschaftsvertrage" demokratische Zustände.
4. Unter diesen Umständen mußte der Eindruck, den der Sieg der politischen Freiheit in Nordamerika bei den gebildeten Franzosen machte, ein mächtiger sein.
B. Die nähere Veranlassung. Unter Ludwig Xvi., der im Jahre 1774 den Thron bestiegen hatte, war das jährliche Defizit bis auf 198 Millionen Frank gestiegen, und Frankreich stand vor dem Staatsbankerott. Der König selbst war sittenrein, sparsam, aber zu wenig energisch, um durchgreifende Maßregeln zur Beseitigung der Geldnot treffen zu können. Seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, wurde bei ihrem arglos jugendlichen Benehmen inmitten eines verderbten Hofes das Opfer schamloser Verleumdungen; gegen sie besonders wandte sich der Haß des Volkes. Als die schnell wechselnden Finanzminister (Turgot, Necker, Calonne, de Brienne) sich in vergeblichen Versuchen zur Besserung der Finanzen erschöpft hatten, riet der zum zweitenmale ernannte Necker dein Könige zur Berufung der Reichsstünde, die seit 1614 nicht mehr versammelt worden waren. Mit dieser In-
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