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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 116

1909 - Regensburg : Manz
116 Lykurgos. Die 2 Könige. Die Gerusia. sowohl als durch seine innere Bedeutung wichtiger Kampf. Auch gegen Polykrates von Samos schickten die Spartaner gegen 525 eine Flotte, die erste dorische Unternehmung gegen Asien; aber die Belagerung der festen, am Meere gelegenen Stadt in solcher Ferne von Sparta gelang ihnen nicht. Sparta und Athen. Inmitten des weit verbreiteten griechischen Lebens hoben sich zwei Staaten, Sparta und Athen, jeder auf eine besondere Weise, zu einer Bedeutung empor, welche sie bei dem persischen Angriffe zu Leitern der Gegenbewegung machten, wie sie anch seitdem die Ausgangs-punkte fr alle Bestrebungen geblieben sind, durch welche Griechenland von innen heraus sich entwickelte. Der Charakter beider Staaten spiegelte sich in ihren Gesetzgebungen. Die Spar-tarier behaupteten, ihre Gesetzgebung rhre von Lykurg os, dem Sohne des Agis und Enkel des Eurysthenes, dem Oheim und Vormund des Knigs Labotas, her und die Pythia habe dieselbe ausdrcklich gebilligt, ja sogar Lykurg eingegeben. Allein die Lykurgische Staatsordnung war sicherlich nicht das Werk eines einzelnen, sondern des regierenden Staates. Die Vor-aussetzung fr die Entwicklung derselben war einerseits die Notwendigkeit, alle Krfte zur Behauptung der Herrschaft im eroberten Lande zusammenzufassen, anderseits der Gegensatz zwischen dem Adel und Knigtum, das durch die Staatsordnung gebunden wurde. Die Rhetrai", welche diese Ordnung begrndeten, waren ihrem eigentlichen, ursprnglichen Sinne nach vom Delphischen Gott garantierte Vertrge", zu denen sich das Knigtum bequemen mute. Die Bedeutung von Sprchen, Gesetzen, ist ihnen erst spter beigelegt worden. Lykurgos ist wahrscheinlich keine historische Person, sondern ein in Sparta verehrter, mit dem Kultus des Zeus Lykaios verknpfter Heros, mit welchem die Gesetzgeberfabel verbunden wurde. 1. An der Spitze der spartanischen Gemeinde stand ursprnglich wie im Homerischen Staate ein erbliches Knigtum, dem der Rat der Geronten zur Seite stand. Die knigliche Gewalt lag in den Hnden zweier Könige aus den verschiedenen Familien des Ge-schlechtes der Herakliden. Den Ursprung dieses Doppelknigtums erklrten die Spartaner durch die Legende von den Zwillingsshnen des Aristodemos, Prokles und Eurysthenes. Die kniglichen Familien nannten sich aber selbst nicht Eurystheniden und Prokliden, sondern giden und Eurypontiden; offenbar waren Agis und Enrypon die wirklichen Ahnherren, welche eben des Doppelknigtums wegen zu Shnen von Zwillingsbrdern gemacht wurden. Etwas Sicheres lt sich der den Ursprung des Doppelknigtums nicht sagen. Vielleicht ist es nach Analogie des Konsulats oder durch die Rivalitt mchtiger Familien zu erklären. Zweifellos irrtmlich ist aber die Ansicht, da die giden nicht ein dorisches, sondern ein achisches Geschlecht gewesen seien. In lterer Zeit waren die Könige bei der Leitung der Staatsgeschfte in allen wich-tigen Fllen an den Beirat der Gerusia gebunden, die auer ihnen aus 28 ltesten bestand. Zu Geronten konnten nur Männer gewhlt werden, die das 60. Lebensjahr vollendet und somit das felddienstfhige Alter berschritten hatten. Das Amt war ein lebenslngliches, unverantwortliches. Blieben sie von der (Sitzung, weg, so konnten sie ihre Stimme durch einen der ihnen nchstverwandten Geronten abgeben lassen. Die Gerusia beriet der alle wichtigen Staatsangelegenheiten und fate Vorbeschlsse der diejenigen, welche die Könige der Volksversammlung zu uuterbreiteu hatten. Eine von Delphi autorisierte Rhetra der Könige Polydoros und Theopompos erweiterte noch die Kompetenz der Gerusia dadurch, da sie ihr und den Knigen das Recht gab, von einem schiefen" Beschlsse der Gemeinde

2. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 117

1909 - Regensburg : Manz
Das Ephorat. 117 abzugehen. Mit dieser wichtigen Stellung eines beratenden und beschlieenden Staatsrates, welche die Gerusia bis in das 3. Jahrhundert herein behauptete, verband sie die Funktionen eines Kriminalgerichtshofes, von dem auch die Staatsprozesse, namentlich Prozesse der K-nige entschieden wurden. Als lykurgische Einrichtung betrachteten die Lakedmonier zur Zeit Herodots auch das Ephorat, nach Aristoteles aber wurde dasselbe erst vom König Theopompos eingesetzt. Die alexandrinischen Chronographen datierten die Einsetzung des Ephorats vom Jahre 757/6, augenscheinlich deshalb, weil mit diesem Jahre, das nach der-vulgren Chronologie in die Regierung des Knigs Theopompos fiel, die fortlaufende Ephorenliste begann. Zu den leitenden Staatsbehrden gehrte aber das Ephorat noch zur Zeit des zweiten messenischen Krieges nicht. Nach einer Nachricht soll zuerst Cheilon, der um 555 Ephor war, den Knigen die Ephoren an die Seite gestellt haben. Der Name weist darauf hin, da sie von vorn-herein eine Aufsichtsbehrde waren. Aus sehr alter Zeit stammt gewi der Brauch, da sie bei ihrem Amtsantritt an die Brger die Proklamation richteten, sich den Schnurrbart'zu scheren und den Gesetzen zu gehorchen. Die Aufsicht der die brgerliche Disziplin und die Beobachtung der Gesetze war ein Grundzug ihrer amtlichen Wirksamkeit. Sie waren die eigentlichen Vertreter der staatlichen Ordnung, in die sich auch die Könige zu fgen hatten. Das Anwachsen der Macht des Ephorats bedeutete darum zugleich eine -weitere Beschrnkung des Knigtums durch den Herrenstand, der aufs eifrigste wachte, da in Sparta kein Tyrann aufkme oder, mit andern Worten, da nicht ein König die Feffeln des Adelsregiments und der Staatsordnung sprengte. Da nach der Herrschaft Kleomenes' I. die beiden Könige in fortwhrender Feindschaft lebten, so ging die Regierung im 5. Jahrhundert frmlich auf das Ephorat der. Das Ephorenkollegium bestand aus fnf Mitgliedern, die jhrlich aus allen Spartiaten gewhlt wurden. Der erste Ephor gab dem Jahre den Namen und fhrte den Vorsitz im Kollegium. Sie beriefen und leiteten den Rat wie die Brgerversammlung. Legis-lative Antrge unterbreiteten sie zuerst den Geronten zur Vorbeschlufassung. Sie verhan-delten mit den Gesandten fremder Staaten. Im Kriege fungierten die Könige tatschlich nur als Feldherren, welche auf Beschlu des Ephorats und der Volksversammlung mit dem Heere zum Kampfe auszogen. Im Felde allerdings muten alle den Geboten des Knigs unbedingt Folge leisten; aber einem Gesetze gem wurden sie schon zur Zeit der Perser-kriege von zwei Ephoren begleitet, welche zwar in die Ttigkeit des Knigs nicht eingreifen durften, aber auf alles achtgeben und belastendes Material sammeln konnten. Nicht selten wurden Könige nach Beendigung des Feldzuges vor Gericht gestellt und verurteilt. Als i. I. 506 der Feldzug gegen Athen infolge eines Zwistes der Könige ohne Resultat verlief, wurde ein Gesetz erlassen, welches gebot, da fernerhin nicht mehr beide Könige ins Feld ziehen sollten. Wie die Ephoren die Leitung der auswrtigen Angelegenheiten und des Krieges in Hnden hatten, so standen sie auch an der Spitze der gesamten inneren Staats-Verwaltung, vor allem des Polizeiwesens. Die Aufzeichnung von Gesetzen war untersagt. Vermge des Prieftertums, welches dem altgriechischen Knigtum zustand, war den Knigen die Pflege derjenigen Beziehungen gelassen, welche von einem Widerstreit der Be-sugnisse am wenigsten berhrt wurden. Sie vertraten die Gemeinde den Gttern gegenber und brachten dem Apollon die regelmigen Staatsopfer dar. Zur Vermittlung des Ver-kehrs mit Delphi whlte jeder von ihnen zwei Pythier. 2. Die ans dem Gesamtcharakter des Staates entspringende Gesinnung sollte durch eine auf diesen Zweck gerichtete Erziehung gestrkt werden. Der Brger sollte weder sich selbst noch seiner Familie, sondern dem Staate angehren, damit den Gesamtzwecken nicht das mindeste

3. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 119

1909 - Regensburg : Manz
Die Solonische Gesetzgebung. (Kylon, Drakon.) 119 4. Die lykurgische Disziplin durchdringt das ganze Leben der Spartaner; anders ist es mit der Solonischen Gesetzgebung. Solon zeichnet den Athenern nur einen Grund-ri fr ihre staatlichen Einrichtungen vor. Sparta wird erst durch Lykurg ein Staat, Solon weist einem erkrankten Staate den Weg zur Genesung. Seit Aufhebung des attischen Knig-tums zeigt sich in der Aristokratie, die an dessen Stelle tritt, ein fortwhrender Zug, zu der-hindern, da einzelne aus ihr sich der alten kniglichen Macht auch nur nhern, ein fort* whrendes Bestreben, die Ausbung der Regierungsrechte gemeinsam zu machen. Zugleich drckt aber die Aristokratie mit aller Wucht des Reichtums auf die kleinen Grundbesitzer. Ein hartes Schuldrecht, das Verpfndung des Schuldners und feiner Kinder gestattet und bei Zahlungsunfhigkeit wirklich die Sklaverei folgen lt, erregt eine drohende Unzufrieden-heit. Auftritte und Erscheinungen des Jammers werden zur Waffe gegen die Herrfcher, indem dadurch die Gemter erregt werden und die Sehnsucht, ein fo tyrannisches Regiment zu brechen, die notwendige Folge ist. Dazu kam, da die maritime und industrielle Entwick-lung Athens den Stand der Demiurgen verstrkte. Auch die Bauernschaft kam zum Bewut-fein ihrer Strke, als der Aufstand des jungen Adeligen Kylon, der sich zwischen 636 und 624 zum Alleinherrscher aufzuwerfen versuchte, nur durch ein allgemeines Aufgebot des Landvolkes niedergeworfen werden konnte. Die Burg wurde berrumpelt und Kylon entfloh auf heimlichem Pfade. An das Unternehmen Kylons knpfte sich eine Kette der wichtigsten Er-eigniffe. Der regierende Adel sah in demselben nur einen Angriff auf feine Vorrechte. Man versprach den hungerbleichen Genossen Kylons, die zu den Stufen der Altre ihre Zuflucht genommen hatten, ihr Leben zu schonen, und fhrte sie fort. Aber kaum hatten die Hnde der Unglcklichen die Altre losgelassen, strzten Bewaffnete der sie her und machten sie nieder. Andere hatten sich durch lange Seile mit dem Bilde der Athene verbunden, um so geschtzt von Altar zu Altar zu gelangen. Sie wurden am Fue der Burg bei den Altren der Erinyen schonungslos gemordet. der einen solchen Frevel brach das Volk in laute Klagen aus. Da sieht man," hie es. wie die Enpatriden das Vertrauen des Volkes lohnen; sie haben nur berall sich im Auge und, um ihre Racheluft zu befriedigen, hufen sie Unfegen auf das Haupt der unschuldigen Stadtgemeinde." Lrmend verlangte das Volk die Bestrafung der Alkmoniden, die sich am meisten beim Burgfrevel beteiligt hatten. Das alte Adelsgefchlecht mute in die Verbannung gehen. Nun. forderte die gemeine Brgerfchaft immer dringender die Aufzeichnung des Gewohn-heitsrechtes, um der Willkr adeliger Richter bei der Anwendung der Rechtsnormen und der Bestimmung des Strafmaes Schranken zu fetzen. Endlich mute auch hier der Adel nach-geben. Im Jahre 621 wurde. Drakon mit der Aufzeichnung und Verffentlichung des Rechts beauftragt. Es ist eine bertreibung, wenn man sagt, da Drakon fast auf alle Vergehen Todesstrafe gefetzt habe. Es kommen in feinen Gesetzen auch Buen von einer Anzahl Rinder vor, unvorftzlicher Totschlag wurde mit Verbannung gestraft und auerdem schenkte der Gefetzgeber dem Shnverfahren, der Ausshnung mit den Verwandten des Erschlagenen be-sondere Aufmerksamkeit. Wenn auf einfachen Felddiebstahl Todesstrafe gefetzt war, fo erklrt sich dies vielleicht durch eine groe, infolge des wachsenden Notstandes eingetretene Unsicher-heit des Eigentums. Die Ursachen dieses Notstandes waren verschiedener Art. Einerseits konnte der damals in Griechenland sich vollziehende bergang von der Natural- zur Geldwirtfchaft nicht ohne fhlbare Krifis abgehen, anderseits brachte die Erschlieung des Pontns und die Erffnung gyptens eine Masse Getreide aus die Kornmrkte, welche die Getreidepreise erheblich drcken mute. Die Bauern Attilas gerieten in tiefe Schulden; viele wurden zum Verkaufe

4. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 123

1909 - Regensburg : Manz
Seisachtheia. Politische Entwicklung. Timokratie. 123 anrufen, da sie durch ihn von der verhaten Last der Pfandsteine befreit worden sei. Um aber fr die Zukunft dem bet zu steuern, wurden Gesetze gegeben, welche dem Landkaufe der Kapitalisten Schranken setzten, dem Eingehen der Bauernhfe und der Vereinigung vieler Grundstcke in einer Hand vorbeugten. Das war eine Reihe segensreicher Bestimmungen; sie gaben dem Volke Vorteile, welche an andern Orten nur unter den blutigsten Unruhen erreicht worden sind, und zwar auf eine viel weniger sichere Weise. Denn jene Eingriffe in die Geldverhltnisse waren so wenig von blem Einflsse auf den ffentlichen Kredit, da- gerade in Athen trotz aller Schwankungen der Politik der Geldverkehr eine groe Sicherheit und Stetigkeit hatte. Der Mnzfu ist nach Solon nie wieder herabgesetzt worden. Die angedeuteten Maregeln bildeten zusammen die sogenannte Seisachtheia, d. h. Abschttelung der Lasten, welche das Volk drckten. Es konnte nun freier und mutiger einer neuen politischen Entwicklung entgegengehen. 2. Euch- hier fate Solon die gegebenen Verhltnisse klar ins Auge. Die freien Leute von Attila zerfielen in zwei ganz verschiedene Klassen; es waren voll-berechtigte Brger oder unberechtigte Einwohner, welche nichts als Freiheit und Rechtsschutz hatten. Dieser schroffe Standesunterschied war nicht mehr zu halten. Es mute das Wesen der Staatsgemeinschaft in einem neuen Sinne aufgefat werden, in welchem b efer Gegensatz eine Ausgleichung fand. Der Staat der Athener, lehrte Solon, ist nicht eine Anstalt, an welcher nur so und so viel Familien wie durch Erbrecht einen vollen Anteil haben, sondern, wie die Religion des Apollon allen gemeinsam geworden ist, so soll auch der Staat, welchen die jonischen Geschlechter begrndet haben, alle freien, von attischen Eltern gebornen Einwohner umfassen. Alle haben gleichen Anteil an den Vorteilen, die er lnetet, alle aber auch die entsprechenden Verpflichtungen zu erfllen. Damm drfen nicht alle gleichberechtigt sein; denn es wre unbillig, wenn der Athener, dessen Familie seit Jahrhunderten in der Ebene des Kephisos begtert ist, nicht mehr Anteil am Staate htte als ein Handarbeiter, welcher zu Hause ist, wo er Verdienst findet. Solon machte die Bereitwilligkeit und die Fhigkeit, dem Staate zu dienen, zum Mastabe, nach welchem einem jeden sein Anteil an den brger-liehen Rechten zugemessen wurde. Geld macht den Mann," das war schon lngst ein Sprichwort von unbestrittener Wahrheit geworden, so sehr auch darber die Bewunderer der guten alten Zeit klagten und eiferten. Solon machte das Einkommen zum Mastabe poli-tischer Berechtigung, aber nicht den Vorrat an barem Gelde (denn sonst wren die Kaufleute, Reeder, Fabrikanten und Geldwechsler obenan gekommen und die Wucherer htten am Ende die Ehre des Staates davongetragen), sondern den Ertrag vom eigenen Acker. Gruud-besitz wurde also die Bedingung jedes politischen Einflusses. Dadurch stieg der Wert des Landes, dadurch wurde der bermigen Neigung des jonischen Stammes zum beweglichen Besitze und dem schnellen Wechsel des Wohlstandes eine Schranke gesetzt. Die alten erb-gesessenen Familien blieben in Ansehen, eine gleichmige Verteilung des Landes wurde begnstigt, weil alle, die persnlichen Anteil an der Staatsverwaltung zu haben wnschten, ein gewisses Ma von schuldfreiem Grundbesitze sich zu erhalten oder zu erwerben suchen muten. Den jungen Eupatriden war ein heilsamer Antrieb gegeben, ihr vterliches Gut ordentlich zu bewirtschaften, den andern aber, die emporkommen wollten, sich anzukaufen und mit dem Boden des Landes gleichsam zu verwachsen. Tatschlich war die nderung nicht so bedeu-tend, wie sie dem erscheinen mu, welcher nur die neuen Gesichtspunkte in das Auge fat, aus denen sie hervorging. Denn die Eupatriden waren die Reichen, sie bildeten die berwiegende Mehrzahl der Grundbesitzer. Es wurden ihnen also ihre Rechte gewissermaen nur unter einem andern Titel neu verbrgt. Darin aber lag der groe Unterschied, da diese

5. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 128

1909 - Regensburg : Manz
128 Solon in gypten und Asien. gebung. Es mu daher zunchst wie jedes mit reifem Bedacht geschaffene Kunstwerk nach der innewohnenden Idee betrachtet werden. Aber es war kein zur Anschauung bestimmtes Mo-nument, wie eine Marmorgruppe, die in der friedlichen Stille eines Tempelhofes aufgestellt wird; es war auch kein theoretisches System menschlicher Weisheit, sondern ein Werk fr das Leben, ein Werk, das die Bestimmung hatte, unter den Strmen einer grenden Zeit, in einer von Parteiung zerrissenen Gesellschaft verwirklicht zu werden und die Glieder dieser Gesellschaft zu erziehen, zu veredeln und zu beglcken. Ein solches Werk kann also nur aus der Geschichte des Staates gewrdigt werden, dem Schiffe gleich, das auf hoher See seine Probe besteht. Indes wre es unbillig, nach den nchstfolgenden Zeiten das Urteil der die Lebeus-kraft und Zweckmigkeit der Solonischen Gesetze zu bestimmen. Denn wre es dem groen Staatsmanne darauf 'angekommen, durch schnellwirkende Mittel die Parteigrung niederzu-schlagen, dann htte er den Rat derer befolgen mssen, welche von ihm erwarteten, da er mit den Gewaltmitteln eines Tyrannen, mit fremden Sldnerscharen, mit Verbannungen und kriegsrechtlichen Maregeln den Staat ordnen werde. Solon erkannte aber besser als seine Freunde, da alle durch solche Mittel erreichten Ergebnisse wenig Brgschaft der Dauer in sich trgen. Die Zeitgeschichte zeigte deutlich genug, da, was durch Gewalt begrndet ist, auch durch Gewalt wieder zusammenstrzt. Die Solonischen Gesetze wurden in Bnstrophedonschrist auf viereckigen, drehbaren Holz-Pfeilern aufgezeichnet. Diese befanden sich ursprnglich auf der Akropolis, Ephialtes brachte sie nach dem Rathause. Rat und Archonten wurden auf die Gesetze vereidigt; sie sollten 100 Jahre unverndert in Kraft bleiben. Es ist daher durchaus glaublich, wenn erzhlt wird, da Solon in das Auslnd gegangen sei, um aus der Ferne der Entwicklung der vaterstdtischen Zustnde zu folgen. Er konnte nach Ablauf seines Amtsjahres seine uneigen* ntzigen Absichten nicht besser bezeugen. An diese Reisen nach gypten und Asien knpften sich mancherlei poetische Zge, welche groenteils darin ihren Ursprung haben, da in Solon die Griechen selbst zuerst das Bild eines vollendeten Hellenen erblickten und sich in ihm des Zieles ihrer nationalen Bildung bewut wurden. Um aber dieses Bewutsein zu derjenigen Klarheit zu bringen, die dem griechischen Geiste Bedrfnis war, stellte man dem hellenischen Manne den Lyderknig Krsus gegenber, welcher mit allen seinen Schtzen und mit allem Glnze seines Hofes dem schlichten Brger kein Staunen, keine Anerkennung seines Glckes abzugewinnen vermochte und dann auf den Trmmern seiner Herrlichkeit dem Weisen von Athen darin recht geben mute, da es nur ein wahrhaft groes und ewiges Menschenglck gebe, nmlich ein schuldloses Leben und ein reines Gewissen. Die Ksten des Mittelmeeres waren damals so sehr miteinander in Berkehr, da Solons Name berall genannt wurde nd da es fr die fremden Fürsten, welche griechische Bildung kennen zu lernen und sich anzueignen eiferten, wie Krsus und Amasis von gypten, keine wichtigere Persnlichkeit gab als Solon. Er selbst aber sammelte mit unermdlichem Geiste die Kunde der Gegenwart und Vor-zeit; aufmerksam betrachtete er die Zustnde der orientalischen Reiche, welche in immer nhere Beziehungen zu der griechischen Welt traten, und um so begieriger horchte er den geschichts-kundigen Priestern von Sais und Heliopolis, welche von dem uralten Verkehr griechischer Stmme mit gypten und dem frhen Zusammenhang zwischen Sais und Athen zu erzh-len wuten. Whrend Solons Ruhm sich, der alle Ksten des griechischen Meeres ausbreitete, erwarteten ihn in der eigenen Heimat die bittersten Erfahrungen. Er mute sich berzeugen, da feilt Friedenswerk nur ein Waffenstillstand gewesen sei, da seine Arbeit nicht anders gewirkt habe, als das l, das der Fischer ausgiet, um das Wasser stillzu-

6. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 132

1909 - Regensburg : Manz
132 Schlacht bei Marathon. Unternehmung gegen Paros. Themistokles. terei, vom Kampfplatze entfernt sei, fem Einflu entschied fr die Schlacht. Die Athener griffen im Sturmschritt den Rest der Trnppen an, welcher noch auf dem Lande stand und die Einschiffung deckte. Sie erschienen dem Feinde als Rasende, die einem gewissen Tode entgegengingen. Der Kampf war lang und hartnckig. Das Mitteltreffen des griechischen Heeres wurde geworfen; aber die Flgel siegten, eilten den Bedrngten zu Hilfe, brachten die Masse des Feindes in Unordnung und zwangen ihn, die Schiffe zu besteigen, von denen sie sieben eroberten. Von den Barbaren blieben 6400, von den Griechen nicht ganz 200. Die Spartaner kamen am Abend nach der Schlacht an; sie hatten den Weg von Sparta nach Ath?n in nur drei Tagen gemacht. Die persische Flotte aber eilte um Sunium herum nach Athen, um die verlassene Stadt zu berfallen. Aber auch dieses gelang nicht. Das athenische Heer kehrte in Eile zurck und kam den Feinden zuvor. Die Persische Flotte legte sich oberhalb des Phalerou vor Anker, verweilte kurze Zeit und kehrte dann nach Asien zurck. Dieser Sieg erweckte das stolze Selbstgefhl der Athener. Leicht bewog sie jetzt Mil-tiades, ihm 14.000 Athener auf 70 Schiffen zur Verfgung zu stellen zu einem Zuge, dessen Ziel sie gar nicht kannten. Er galt der Insel Paros, die fr ihre Teilnahme an dem Kriege zugunsten der Perser den sollte, und obgleich das Unternehmen schlimm fr ihn selbst und fruchtlos fr Athen ablief, so wurde doch dadurch zuerst die Idee einer knftigen Seeherrschaft geweckt, welche Themistokles mit so groem Glcke bentzte und Kimon, der Sohn des Siegers von Marathon, auf ihren hchsten Gipfel brachte. Die Geschichte Athens, das schon jetzt der leuchtende Mittelpunkt von Hellas zu werden begann, knpfte sich nun immer mehr an den Geist und die Schicksale einzelner Männer, die, selbst Kinder ihrer Zeit, mit berlegener Kraft den Geist ihres Volkes ergriffen und lenkten. Hell und deutlich spiegelt sich der politische Charakter Athens in Themistokles und Aristides, die als die beiden Pole der Kultur eines Volkes erscheinen, das soeben aus der Roheit zu treten beginnt, spter in Kimon, in dem das schnste Gleichgewicht rhmlicher Eigenschaften die Vollendung jener Kultur beurkundet, dann in Perikles, wo die Wrde und Strenge der Anmut weicht, in Alkibiades, bei dem die Anmut ganz allein verderblich herrscht, doch nicht von Kraft entblt, die nur mibraucht wird, worauf, wie sich erwarten lie, ein Zeitalter der Verworrenheit folgt, in welchem, wie in Theramenes und Kritias, mittelmige Talente mit noch geringerer Energie verbunden auftauchen, bis endlich das Leben eines Demosthenes und Phokion den Zwiespalt der Gesinnungen und Handlungen, der Einsichten und der Zeit deutlich offenbart. Der Ehrgeiz Athens war angeregt und der wundervolle Sieg nicht blo der Sage, sondern dauernden Denkmlern anvertraut. Trophen wurden auf dem Schlachtfelde errich-tet und kleine Sulen mit den Namen der Gebliebenen. In der Poikile wurde die Schlacht selbst dargestellt und an der Spitze der Feldherr Miltiades, wie er das Heer zum Kampfe mahnt. 3. Der Ruhm des Miltiades, welchen fein Unstern nicht verdunkelte, entzndete das feurige Gemt des Themistokles, der als Knabe fchon einen entschiedenen Hang zu groen Dingen und Staatsgeschften gezeigt hatte. Was zur angenehmen Bilduug diente, verschmhte er, nur auf rhmliche Dinge bedacht. Als ihm bei einem Gastmahle die Leier geboten ward, wies er sie zurck und auf den Tadel einiger antwortete er: Ich verstehe zwar nicht eine Leier zu stimmen, wohl aber einen kleinen und unbedeutenden Staat groß und berhmt zu machen." Was einige sagen, er habe sich der Unbndigkeit einer rohen Natur so sehr ber-lassen, da ihn sein Vater enterbt, seine Mutter sich aber aus Verzweiflung entleibt habe, wird von andern mit Nachdruck bestritten. Vielmehr habe ihm sein Vater, um ihn den Staatsgeschften abwendig zu machen, am Strande die zertrmmerten und vernachlssigten

7. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 133

1909 - Regensburg : Manz
Themistokles' Der dritte Feldzug der Perser. Kampf bei den Thermopylen. Triremen gezeigt und ihn erinnert, da sie das Bild verdienter und vernachlssigter Staats-mnner waren. Sein Verdienst ist es, da Athen allmhlich an den Seedienst gewhnt wurde. Die gineten beherrschten damals das Meer. Gegen sie entzndet er den Unwillen und die Eifer-sucht der Athener immer mehr und lt von den Einknften der Silberminen, die bis dahin verteilt worden waren, eine Flotte bauen. Sie zeichnet sich im Kampfe ans; der Sieg verschafft Themistokles ein so groes Ansehen, da sein Anhang Aristides, seinen politischen Gegner, verbannt. Des Themistokles Sinn strebte auf dem khnsten Wege voran, nichts schien ihm zu schwer, nichts unmglich und feine Klugheit war seiner Entschlossenheit gleich. Ari-stides dagegen wollte nur Sicherheit auf dem Wege des Rechtes und der Billigkeit. Dieser war der trefflichste Brger, jener der grte Staatsmann. Als der Krieg mit den Persern von neuem begann, war Themistokles die Seele des Staates und des Widerstandes gegen das gewaltige Heer des heranrckenden Feindes. Er unternahm es, die auerhalb Athens vorhandenen Krfte zu sammeln und die zur Abwehr entschlossenen Staaten zu gemeinsamen Maregeln zu vereinigen. Der natrliche Mittelpunkt der nationalen Partei war Sparta, aber die Stadt war unter den waltenden Umstnden kein geeigneter Platz fr einen Bundes-rat, der in der Mitte von Hellas und an der Kste seinen Sitz haben mute, wenn er nicht mit seinen Beschlssen immer hinter den Ereignissen zurckbleiben wollte. Man konnte keinen geeigneteren Punkt finden als den Isthmus von Korinth. Durch den Einflu des Themi-ftokles kamen also hier die Abgeordneten zusammen. Wer sollte den Bnnd leiten? Unstreitig hatte Athen die begrndetsten Ansprche. Aber Themistokles zeigte sich wieder einmal als Staatsmann, der durchgreifende Ttigkeit und kluge Nachgiebigkeit zur rechten Zsit zu ver-binden wei. Er bewog feine Mitbrger, Sparta die Hegemonie zuzuerkennen, doch fo, da Athen neben Sparta ftand und die vom Isthmus ausgehenden Gesandtschaften aus Mitgliedern beider Staaten gebildet wurden. Schon marschierte Terxes mit mehr als 800.000 Persern und Verbndeten gegen den Engpa von Thermopyl. Hier standen, um das Tor von Hellas zu sperren, 300 spartanische Hopliten, von einigen tausend Bewaffneten aus der Zahl der Hilfsvlker untersttzt, welche die Enge auch gegen ein berlegenes Heer zu verteidigen hoffen durften; denn so schmal war der Eingang, da nur fr einen Wagen Ranm war. Die hohen Gebirge des Ota und die Morste an der Meereskste boten eine mchtige natrliche, eine Mauer noch berdies eine knstliche Wehr. Die Kundschafter des Knigs sahen die spartanischen Wachen, wie einige von ihnen Leibesbungen machten, andere in ruhiger Gemtlichkeit das Haar ord-neten. Als dies Terxes vernahm, begriff er nicht, da die Griechen sich mit solcher Ruhe zu. einem Kampfe auf Tod und Leben bereiteten; er schickte nach Demaratos, welcher vormalk König in Sparta gewesen, dann nach Persien geflohen war und jetzt dem Zuge der Feinde von Griechenland sich angeschlossen hatte, erzhlte ihm den Bericht und befragte ihn. Da ant-wortete der Spartaner: O König, du hast schon beim Beginne unseres Zuges nach Griechen-land aus meinem Munde gehrt, da diese Männer dir Widerstand leisten wrden, wenn, auch alle andern Hellenen sich zu dir wendeten, und da sie, wenn auch nur tausend aus-zgen, mit dir streiten wrden, ohne nach der Zahl deiner Sldner zu fragen. Aber damals verlachtest du mich; hre denn jetzt: Diese Männer sind gekommen, an dem Eingang mit dir zu streiten, und dazu rsten sie sich. Denn es ist ihr Gebrauch, wenn sie dem Tode entgegengehen, ihre Hupter zu schmcken. Wisse aber, o König, wenn du diese und die in Sparta zurckgebliebenen besiegst, so ist kein anderes Volk, das die Hnde gegen dich auf-heben wird." Terxes zgerte noch vier Tage mit dem Angriffe, in der Hoffnung, da die

8. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 137

1909 - Regensburg : Manz
Kimons Ttigkeit. Ende der Perserkriege. 137 zuzog, hinderte ihn nicht, dem Volke sich gefllig und ntzlich zu erweisen. So lie er spter die Mauern an der Sdseite der Burg auffhren, die des Pirus befestigen, den Markt mit Platanen bepflanzen und einen wilden, drren Platz vor Athen in einen schnen, waffer-und baumreichen Lusthain, die Akademie, verwandeln. Zu keiner Zeit waren die Athener ein blo kriegerisches Volk; allein unter Kimons Fhrung erreichten sie den hchsten ueren Ruhm; denn die Bundesgenossen, allmhlich des Krieges berdrssig, gaben lieber Geld und leere Schiffe als Mannschaft, wodurch die Athener Herren und Meister wurden, während jene erschlafften. Kimon eroberte Byzanz, Eion am Strymon, Skyros, Karien, Lykien, be--freite Jonien und Kleinasien bis Pamphylien von den Persern, schlug diese 465 am Eury-medon sowohl zu Wasser als zu Land. Der Zugang zu Europa, der thrakische Chersones und das goldreiche Thasos kam in athenische Gewalt, Pflanzstdte an der makedonischen Kste, besonders Amphipolis, schtzten gegen Angriffe von Norden her, niemand widerstand den freien Mnnern und Xerxes hielt sich nicht mehr sicher in seinem Reiche. Da unter-brachen innere Verwirrungen und Eifersucht unter den hellenischen Staaten Kimons Sieges-laufbahu auf mehrere Jahre, bis endlich ein neuer groer Sieg der die persische Flotte und die Eroberung von Cypern 449 den König Artaxerxes zum Frieden mit Athen zwangen. Ein frmlicher Staatsvertrag freilich zwischen Athen und Persien ist nicht zustande gekommen; aber tatschlich trat nach Kimons Tod der Zustand ein, da Athen seine Kriegsnnterneh-muugeu aufgab, die Perser aber von dem Gebiete der attischen Bundesgenossenschaft sich fernhielten. Im ganzen war den Persern nach vierzigjhriger Fehde nichts gelungen und an Still-stand auf diesen Bahnen htte wohl niemand gedacht, wre nicht mit dem Tode Kimons entschieden worden, da seine Wnsche, Hellas einig, im Innern krftig und wirksam nach auen zu erhalten, nicht in Erfllung gehen wrden." Keiner nmlich besa wie er ein solches Geschick, asten Zwistigkeiten vorzubeugen und Einigkeit zu begrnden; deshalb konnte ihm der Sturz der persischen Macht und die Eroberung gyptens mit Recht nicht zu hoch fr hellenische Krfte erscheinen. Aber noch hatte die Stunde dazu keineswegs geschlagen und Streit, Zwietracht und Emprung erhob sich in Persien wie in Hellas; die Verschieden-heit beider Staaten offenbarte sich jedoch jetzt nicht minder in den Mngeln als frher in den Vorzgen. Das Orakel von Delphi. Unter allen heidnischen Vlkern haben die Griechen den strksten Drang, die Zukunft zu erforschen, empfunden; kein anderes Volk ist je in der Vervielfltigung der Mittel, den hheren Mchten ihr Geheimnis zu entlocken, so erfinderisch gewesen. Darum ist auch der Umfang und Charakter, den das Orakelwesen bei ihnen hatte, eine in der Geschichte einzig dastehende Erscheinung. Unter allen Orakeln des Altertums ragte das delphische durch sein Ansehen, durch die allgemein geglaubte Zuverlssigkeit seiner Mitteilungen hervor. Delphi war der Mittelpunkt nicht blo der hellenischen Lande, sondern selbst, wie die Griechen whnten, des ganzen Erd< kreises. Das Orakel besa die hchste Autoritt in Sachen der Religion und des Vlker-rechtes fr ganz Hellas; Aussendung von Kolonien, Krieg und Frieden, Staatsangelegen-heiten jeglicher Art wurden dort entschieden; denn Apollo war, wie die Dichter sangen, von Zeus nach Delphi gesandt, um Recht und Gesetz den Hellenen zu verkndigen. Da die Grie-chen keine heiligen Gesetzbcher, keine mit Lehrautoritt bekleidete Priesterschaft hatten, so

9. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 139

1909 - Regensburg : Manz
Doppelsinnige Antworten. Die Olympiaden. 139 dem delphischen Gott unterschoben worden sind, so geschah dies eben, weil hier Tuschung so so leicht war und weil solche doppelsinnige Antworten in der Tat hufig gegeben wurden. Solange die glubige Stimmung in der Nation vorherrschte, pflegte ohnehin griechischer Witz und Scharfsinn immer noch zum Schlsse eine Deutung auszuklgeln, welche die Wahrhaf-tigkeit des Orakels in Sicherheit stellte, wie z. B. als die Pythia den Athenern verheien, da sie alle Syrakusaner gefangen nehmen wrden; nun fiel ihnen zwar nur eine Namens-liste des syrakusanischen Heeres in die Hnde, damit war aber doch das Orakel erfllt. Eben-so gutmtig legten die Phoker, als ihre auf den Spruch des Orakels nach Korsika unter-nommene Wanderung unglcklich ausgefallen, die Schuld der Tuschung nicht dem Gott, sondern sich selbst zur Last, weil sie den Namen eines Heros (Kyrnos) fr den einer Insel genommen htten. Oft machte sich auch die Pythia die Sache leicht, wie wenn sie den Spar-tanern in einem Kriege den Sieg unter der Bedingung verhie, da sie ihn mit allen Krften fhrten. Welchen Ausgang auch der Krieg nehmen mochte, das Orakel blieb unantastbar. Die olympischen Spiele. Das bedeutendste unter den Gesamtfesten des hellenischen Volkes waren die olympischen Spiele, die auf der kleinen Ebene von Olympia im heiligen Haine Altis gefeiert wurden. Die ganze Landschaft schien ein Garten der Götter und heit mit Recht bei Pindar ein Hain des Zeus. Dichte Wlder umschatteten helle Bche und blumenreiche Ufer, wo berall Tem-pel und Hermen und Statuen emporragten. Olympia selbst schien der Mittelpunkt alles Heiligen zu sein wie der Tempel des Zeus der Mittelpunkt von Olympia. Strabos Mei-nnng zufolge begrndete ein spter verstummtes Orakel den Ruhm des Heiligtums. Die Ein-tichtimg der Spiele, wie sie in historischer Zeit bestand, wird auf Jphitos von Elis zurck-gefhrt. Etwa ein Jahrhundert spter, 777, war Koroibos von Elis Sieger im Stadion und seit diesem Jahre fhrte man ein ununterbrochenes Verzeichnis der Sieger in den olym-pischen Spielen, was zur Zeitrechnung nach Olympiaden Veranlassung gab. Diese Olympiadenrechnung blieb aber trotz ihrer Vorteile fr die Feststellung der Epo-chen rein literarisch. Sie wurde weder auf Mnzen gebraucht noch im brgerlichen Leben und kam erst in Aufnahme, als Griechenland lngst seinen Herodot und Thukydides gehabt hatte. Erst der Geschichtschreiber Timus aus Tauromenium in Sizilien schuf im Anfange des 3. Jahrhunderts v. Chr. eine fr die Chronologie brauchbare ra, welche mit 776 beginnt und so weiter gefhrt wurde, da nach je vier Jahren eine neue Olympiade anfing und innerhalb einer jeden Olympiade die vier Jahre gezhlt wurden. Der lteste der uns erhaltenen Geschichtschreiber, welcher die Olympiadenrechnung angenommen hat, ist Polybins. Will man das Jahr der christlichen Zeitrechnung 'finden, welches der ersten Hlfte eines ge-gebenen Olympiadenjahres entspricht (denn die Olympiadenjahre beginnen im Sommer), so vermindert man die Zahl der gegebenen Olympiade um 1, multipliziert den Rest mit 4, addiert dazu die um 1 verminderte Anzahl der Jahre der laufenden Olympiade und zieht die Summe von 776 ab. Die Schlacht bei Plat ist z. B. im Boedromion der Ol. 75, 2 geschlagen; also 74 X 4 = 296; 296 -f 1 = 297; 776297 = 479. In der Zeit der hchsten Blte standen die olympischen Spiele unter der Leitung der Eleier. Elis bestimmte die Zeit und ordnete die Kampfweisen an; Priester des Zeus verkndeten zur Zeit der be-vorstehenden heiligen Spiele die Ruhe von den Waffen und die Spenden; sie waren die Herolde des Festes und entsprachen vllig den lateinischen Fetialen. Aus jeder eleischen Phyle

10. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 143

1909 - Regensburg : Manz
Nationalliteratur. 143 dem lzweige durch einen der Hellanobiken geschmckt, in prchtigen Gewnbern durch das Volk gefhrt toorben und von ganz Griechenland zu unvergleichlicher Ehre erhoben, so feierten feine Genoffen zu Olympia und anberwrts im Bezirke des Heiligtums noch am Abenbe des gewonnenen Sieges mit Aufzug und Gesang beim Gelage das allen geworbene Gluck. Skolien und anbere leichtere Weisen, wie sie der Augenblick den Freunden des Gefeierten eingeben mochte, oder stehende Siegeslieder verherrlichten diese Abendfeier nach beendeten Kampfspielen. Feierlicher noch waren die Feste, womit der Sieger bei der Ankunft in der Heimat empfangen ward. Städte, die durch feine Vorfahren auf ihn Anspruch hatten, wetteiferten mit seinem wirklichen Wohnorte und Festgesnge begrten ihn, wo er, bekleidet mit dem Pnrpurgewanbe, auf einem von vier weien Roffeu gezogenen Wagen mitten durch eine jubelnde Volksmenge feinen Einzug hielt. Ja, es war alter Brauch, vorher ein Stck der Stadtmauer niederzureien, weil eine Stadt, die solche Kmpfer erzogen, keiner Mauern be-drfe. Kehrte die Zeit der Spiele zurck, wo der Kranz gewonnen worden war, so wieder-holte man in der Heimat die Siegesfeier oder lie bei groen einheimischen Festen den Ruhm des Siegers auch noch nach langer Zeit durch den Chor darstellen. Auer diesen Triumphen, welche Piudars Siegesgesnge verherrlichten, brachte der Kranz noch andere zeitliche Vorteile, Freiheit von allen ffentlichen Abgaben, Geldbelohnungen, die in Athen schon Solons Gesetzgebung festsetzte, Speisung im Prytaneum, Statuen, die, wenn ein Kmpfer dreimal gesiegt hatte, ihn dem Volke vor Augen hielten usw. Die Freube der Griechen an Festen sicherte den olympischen Spielen auch bei allem Wechsel der uern Verfassung eine ehrenvolle Fortbauer. Noch zu Neros Zeit war der Ruhm, den ein Sieg bort verschaffte, dem Weltgebieter eine wnschenswerte Ehre und zu Kaiser Juliaus Zeiten waren sie hochgefeiert. Athen und Perikles. 1. Die griechische Literatur war anfangs gemeinschaftliches Eigentum der verschiedenen Stmme; bald dieser bald jener bildete sich je nach seinen Naturanlagen und Neigungen in der einen ober andern Gattung mit besonderem Gefallen aus. Auf diese Art gingen von Milet in Jonien, von den olerrt auf der Insel Lesbos, von den Kolonien in Grogriechenland und Sizilien ebenso wie von den Griechen des Mutterlandes mchtige Impulse aus, wodurch neue Weisen der Poesie und Redekunst geschaffen, Phantasie und Erfindungsgabe auf neue Bahnen gelenkt wurden. Was aber Gelungenes und in seiner Art Vortreffliches daraus erwuchs, blieb von den Zeiten der homerischen Poesie an kein ausschlielicher Besitz des einzelnen Stammes, wie etwa Volkslieder in einem bestimmten Dialekt bei alten und neuen Vlkern nur dem Volksstamme, welchem dieser Dialekt angehrt, bekannt geworden sind; bei den Griechen hatte sich zeitig eine Nationalliteratur in dem Sinne gebildet, da alles, was irgend ein Teil der griechischen Nation, in welchem Dialekt auch immer, Schnes geschaffen hatte, mit lebhafter Begierde und neidloser Freude von allen Griechen genossen wurde. Die sen Lieder der lesbischen Sappho regten ungeachtet ihrer fremben, olifchen Munbart das Herz des attischen Solon noch in seinem hhern Alter tief auf; die Philosophen der Forscher zu Elea in notrien erregten balb die Aufmerksamkeit des in Milet und Athen lebenben Anaxagoras, woraus man abnehmen kann, ba hervorragenbe Schriftwerke sich bamals schnell durch Griechenland verbreiteten. Auch pflegten schon frher die Dichter und Weisen gewisse Städte in Griechenland aufzusuchen, welche beinahe wie ein Theater angesehen wurden, wo
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