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Geschichte der alten Welt.
umgeben, die abenteuerlichen Gebirgs-, Vorgebirgs- und Küstenbildungen, die Menge
von heißen Quellen mit ihren mephitischen Ausdünstungen, die zerstörenden Wirkungen
von häufigen, hier statthabenden Erderschütterungen und die theils noch thätigen, theils
längst schon erloschenen Vulkane die Einbildungskraft überall in Bewegung setzen und
großentheils für das verborgene Wunderbare empfänglich machen mußten; dazu kam noch,
daß das zu Cumä frühe schon ausgcbildete Apollo-Orakel, von dem die Sage der
Sibylla Cumana, der Pythia ähnlich, ausging, sich in diesen Gegenden einen großen
Kreis von Gläubigen verschafft und sicher auf die moralische Bildung der Bewohner dieses
Theils von Italien eben so bedeutend zu wirken verstanden hat, als dieses mit der intel-
lectuellen gewiß der Fall war."
Iii. Unteritalien, von den griechischen Kolonien an den Küsten auch
Großgriechenland genannt, war im Innern von Völkerschaften osri-
schen und sab el lisch en Ursprungs bewohnt. Es zerfiel in dreitheile: 1) Apu-
lien und Calabrien, von der vulkanischen Berggruppe Garg anus, dem
Sporne Italiens, bis zur Südostspitze, mit dem reißenden Berg- und Küstenstrom
Aufidus, ein an Eichenwaldungen, Ebern und Wölfen reichesland. Unter den
Städten sind merkwürdig a) an der Küste: Sip ontum, ein von den Römern
zu einer Eolonie erhobener Handelsort, deffen Bewohner im Mittelalter nach
Manfredonia verpflanzt wurden; Barium, Egnatia und die als Ueber-
fahrtsort nach Griechenland (Dyrrhachium) berühmte Handels- und Hafenstadt
Brundusium, wo die appische Straße ihr Ende erreichte, ursprünglich
eine griechische, dann eine römische Eolonie; auch H.y dru ntum (Otranto) diente
als Ueberfahrtsort. — Die Küste um den Meerbusen von Tarent herum war
größtentheils von Griechen bevölkert, b) Im Innern: das wollreiche Luceria,
eine römische Ansiedelung, nachdem im Samniterkrieg die alte Bevölkerung un-
tergegangen. Südlich davon bis zu dem durch die Niederlage der Römer (216
v. Ehr.) berühmten Städtchen Eanna am Aufidus erstreckt sich ein großes
Fruchtgesilde (Campus Diomedis), Venusia in einer romantischen Gegend am
schaumenden Aufidus, Geburtsort des Dichters Horatius. — Die Einwohner
Apuliens und Calabriens waren ein aus pelasgischen, hellenischen und altitalischen
Bestandtheilen gemischtes Volk von großer Betriebsamkeit, die im zweiten puni-
schen Krieg von den Römern hart mitgenommen wurden. 2) Lucanien, ein
von Felsengebirgen durchzogenes, an Waldungen und weidereichen Triften (luca-
nische Ochsen) reiches Land, wo der Weinstock und der Oelbaum blüht und blu-
menreiche Thaler durch ihre Naturschönheiten entzücken. Weder in Lucanien noch
in dem ähnlich gebildeten, von einem rohen Mischvolkc bewohnten 3) Brut-
tium befanden sich im Innern des Landes bedeutende Städte, mit Ausnahme
von Consentia und dem uralten Pandosia; dagegen bemächtigten sich die
kräftigen, wilden und kriegerischen Bewohner allmählich der griechischen Küsten-
stadte, die sich der Weichlichkeit ergeben und der Waffen entwöhnt hatten, bis
auch sie hinwieder die Beute der Römer wurden, die in die entvölkerten Städte
neue Colonisten schickten. Die großartigen Tempelreste von Pastum (Posidonia),
die Trümmer von Säulen, Prachtgebauden, Thoren und Mauern, die schön-
gepragten Münzen und die bemalten Vasen von edler Form und herrlicher Zeich-
nung geben noch jetzt Zeugniß von der ehemaligen Pracht, Größe und Bildung
dieser hellenischen Colonien, Velia (Elea), Rhegium, Lokri, Kroton, Thurii und
Sybaris, Metapontum u. a. (vgl. §. 59. 4). Innere Parteikampfe und die
durch Reichthum und Luxus bewirkte Erfchlaffung schwächten ihre Kraft und
machten sie unfähig, ihre Unabhängigkeit und Freiheit gegen die streitbaren Nach-
barn zu behaupten.
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Erstes Kap. Vorsündflutige Welt.
und Weisheit erscheint, verkünden sie nicht gleichmäßig eine weise Schöpfer-
kraft, ob sie plözlich oder ob sie allmalig hervorgingen? — Demnach wird
Vernunft auch ohne weitere Nachweisung cs als möglich und glaubwürdig er-
kennen, daß unsere Erde oder ihre Gestaltung znm Wohnplazc des Menschen-
geschlechtes eine — vielleicht langsame — Geburt der Zeiten sey, und die auf-
merksame Betrachtung der Erdstruktur wird diese Muthmaßung zur Gewißheit
erheben.
Denn offenbar ist die Erde unendlich alter, als das Menschengeschlecht
Sie trägt in ihrem Innern und auf ihrer Oberfläche die untrüglichsten Spuren
mannigfaltiger Umstaltung, und cs sind aus ihr unläugbar mehrere Welten
oder Wcsenrcihcn untergegangen, bevor jenes Geschlecht zum Daseyn erwachte
Aus den verschiedenen Lagen und Schichten der Erdrinde, in denen, in wunder-
voller Abwechslung, die Spuren jezt von Feuers-, jezt von Wassergewalt und
jezt Versteinerungen von Pflanzen und Thieren sich zeigen, zu welchen man
vergebens ein lebendes Urbild sucht, aus den Massen von Seethicrcn und
Seegewächsen, die auf mancher Gebirgshöhe versteinert liegen, aus den Zer-
trümmerungen der Berge, der Inseln und der Mccrgcstade lind aus vielen
anderen geognostischen Wahrnehmungen haben Naturkundige aufs Unwider-
sprechlichstc jene wichtigen Säzc dargethan und zugleich erwiesen, daß unsere
Erde einmal — wahrscheinlich unmittelbar vor ihrer legten Hauptumstaltung —
ein All-Ozean, und alles Land Meeresboden gewesen. Wie aber dieser All-
Ozean sich verloren, wie allmälig aus seiner Tiefe das trockene Land emporge-
stiegen und auf demselben die neue vegetabilische und animalische Natur erwacht
sey — darüber vermag der scharfsinnigste Forscher mehr nicht, als Muth-
maßungen zu fassen. Moses erzählt uns Alles das genau und umständlich
mit der Zuversicht des Sehers, und cs läßt sich nicht verkennen, daß seine
Darstellung, so populär sie im Vortrag und in Bildern ist, nach einer freieren
Erklärung wirklich einen tiefen Sinn und philosophische Wahrheit enthalte*).
Denn, nachdem er die Schöpfung des Weltalls durch ein höchstes Wesen
wie einen, seinen Beweis mit sich führenden, Saz nur kurz vorangestellt und
*) In mehreren Hauptpunkten der Entstehungsgeschichte der Erde und des Menschen kom-
men übrigens auch die indischen, altpcrsischeu, phöuizischen, babylonischen, ägyptischen, sabäi-
schen und griechischen Mythen mit der mosaischen Lehre aut höchst bemcrkcuswcrthe Weile
überein, nur enthalten sie daneben noch manche phantastische Verunstaltung. Vcrgl. Links
Urwelt. Theil I. S. 268 — 343.
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mittelst der gewöhnlichen Waffen, aber auch mit
Feuer oder Feuerpfeilen, heißem Wasser, Ocl und
Sand, mit Balken, Steinen u. dgl.
Zum Kriege auf dem Meere bediente man
sich solcher Schiffe, die langer und höher waren,
als die Kaufffahrteischiffe, und mehrere Reihen
Ruderbänke hatten. Sie waren nicht blos zum
Angriff, sondern auch zur Vertheidigung eingerichtet.
Ihre Krieger aber waren sehr schwer bewaffnet,
die Ruderer allezeit Sclaven.
Religion und Religionsgebrauche der
Griechen und Römer.
Die Vorstellungen, welche die Griechen sich
von ihren Gottheiten machten, hatten sich um die-
se Zeit bei ihnen erweitert und veredelt; besonders
aber geschah es durch ihre vortrefflichen Dichter
H o m e r o s und Hesiodos^), deren Gedich-
te, in welchen Vieles von den griechischen Gotthei-
ten vorkommt, sich nach und nach verbreiteten. Es
waren denn auch die Religionsgebrauche umständ-
licher und feierlicher geworden und so mit mehrerem
Aufwand verbunden, als vor dieser Zeit. Man
erbaute jetzt schon ansehnliche, ja prachtvolle Tem-
pel, und stellte in menschlichen Gestalten aus Stein *)
*) Hesiodos, aus Kvme in Aeolicn (Kleinasien), lebte
wahrscheinlich um 800 v. Ch. Gcb. zu Askra in Boo-
ticn. Roch hat man von ihm die so genannte Lh eo-
g o ni a, ein Gedicht über die griechischen Gottheiten.
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