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ihn das Neue Testament und die Psalmen. Verfolgten Christen gewährte er
freudig Schutz. Als in Frankreich die Hugenotten unterdrückt wurden, bot er
ihnen Brandenburg als Zufluchtsstätte an und nahm an 20000 in sein Land
auf. (Deutsche Jugend 5: Der Große Kurfürst und der französische Gesandte.)
— Als er sein Ende nahen fühlte, versammelte er die Seinen um sich, um
Abschied zu nehmen. Den Kurprinzen ermahnte er besonders, den vererbten
Ruhm zu wahren und zu mehren, seine Untertanen zu lieben, treue Räte zu
hören. Beim Nahen des Todes rief er: „Komm, Herr Jesu, ich bin bereit!"
Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und der wird
mich hernach aus der Erde auferwecken." — Die Gemahlin des Großen Kur-
fürsten hieß Luise Henriette. Sie war eine fromme Frau und gründete das
Waisenhaus in Oranienburg. Ihr Lieblingslied war: „Jesus, meine Zuversicht."
4l. ^rieclricb I., cter erste Körne* von Preußen. 1688—1713.
1. Streben nach der Königskrone. Der Große Kurfürst hatte Brandenburg
zum mächtigsten Staate Deutschlands erhoben. Er besaß ein großes, schlagfertiges
Heer, und sein Land war größer als manches Königreich. Sein Sohn und Nach-
folger wollte nun seinem Staate auch noch den äußeren Glanz verleihen und
strebte daher nach der Königskrone. In diesem Streben wurde er auch noch durch
seine Prachtliebe unterstützt; denn in jener Zeit gaben alle Fürsten viel auf äußeren
Glanz. Zum Tragen der Königskrone mußte er aber die Einwilligung des Kaisers
haben. Lange verhandelte er mit ihm; endlich gab dieser seine Zustimmung, daß
er sich zum Könige „in Preußen" krönen lassen könne, wenn er ihm im Kriege
10 000 Mann Hilfstruppen stellen wolle. (Brandenburg war Reichsland, Preußen
nicht. Der Kaiser meinte, ein König von Brandenburg werde ihm nicht so leicht
gehorchen als ein Kurfürst von Brandenburg, daher: König „in Preußen".) Friedrich
willigte ein. Er stellte dem Kaiser ein Heer, das der Fürst Leopold von Dessau
(„der alte Dessauer") führte.
2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter
großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den „Schwarzen Adler-
orden". Das ist noch heute der höchste Orden im preußischen Staate. Das
Ordenszeichen enthält die Inschrift: „Jedem das Seine."
Bei der Krönung trug Friedrich einen Purpurmantel, der von einer Spange zu-
sammengehalten wurde, die eine Tonne Goldes wert war. Sein Gewand war mit dia-
mantenen Knöpfen besetzt, von denen jeder an 40000 Mark kostete.
Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das
Zepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von
allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. (Huldigungseid.) Dann erschien
die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone auf und führte sie zum
Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem
Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. — Der König, der als Kurfürst
Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Seine Untertanen
hießen von nun an Preußen. Die Landesfarbe wurde schwarz-weiß. Der
preußische Adler war für alle Landesteile das Wappenzeichen.
3. Volksbelustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der
Lust und Freude sein. Das rote Tuch, worauf die Majestäten zur Kirche ge-
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Extrahierte Personennamen: Jesu Luise_Henriette Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I.
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einen der größten Helden des Siebenjährigen Krieges. Bis zu Ende des Krieges
suchte er die Franzosen in Schranken zu halten, doch vermochte er bei der Über-
macht der Feinde nicht zu verhindern, daß sie in unser Herzogtum einfielen. Sie
Zwangen Wolfenbüttel zur Übergabe und belagerten Braunschweig. Da eilte
jedoch Prinz Friedrich, der zweite Sohn des Herzogs Karl, herbei, warf die
Feinde bei Olper zurück und zog am andern Morgen unter dem Jubel des
Volkes in Braunschweig ein. Das Land Braunschweig war freilich durch diesen
langen Krieg in große Schulden geraten; denn Herzog Karl hatte zuerst 5000,
dann sogar 10000 Krieger für seine Rechnung gestellt.
6. Das Jahr 1760. Liegnitz und Torgan. Das Jahr 1760 brachte dem Könige
wieder neue Siege. Bei Liegnitz umstellten ihn die Feinde von drei Seiten. „Der
Sack ist offen, wir brauchen ihn nur zuzuschnüren," riefen sie spöttisch. Friedrich
über sagte: „Ich denke, in den Sack ein Loch zu machen, das sollen sie nicht wieder
ausbessern können." Plötzlich änderte er seine Stellung, ließ aber an dem alten
Lagerplatze durch Bauern die Wachtfeuer unterhalten und täuschte dadurch die
Feinde über seine Stellung. Nach dreistündigem Kampfe waren die Österreicher
vollständig geschlagen. — Einige Monate später folgte ein neuer Sieg bei Torgau,
den der tapfere und fromme „Husarenkönig" General Zieten erfocht. (Deutsche
Jugend 4: Der alte Zieten. Ebenso deutsche Jugend 3: Der alte Zieten.)
7. Die letzten Kriegsjahre. Friede. Im nächsten Jahre bezog Friedrich
bei Bunzelwitz in Schlesien eiu festes Lager. 135000 Feinde umstanden ihn
in weitem Kreise. Fast wollte ihm der Mut in dieser bedrängten Lage entfallen;
Zieten aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Verbündeten
angeschafft?" fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät," entgegnete
Zieten, „nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht". Zieten behielt
Recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger, Peter Iii.,
schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald darauf bequemte sich auch Maria
Theresia zum Frieden; dieser wurde 1763 auf dem Jagdschlösse Hubertusburg
in Sachsen geschlossen; Friedrich behielt ganz Schlesien.
c) Erste Teilung Polens.
1. Zustände in Polen. Ehemals war Polen das mächtigste Reich in Osteuropa.
Als es dann ein Wahlreich wurde, schwand das Ansehen des Königs von Polen
immer mehr; denn jeder neue König mußte dem Adel größere Vorrechte ein-
räumen, und so regierte dieser bald ganz allein das Land. Immer größer wurde
der Einfluß Rußlands auf das zerrüttete Reich. 1772 schloß es mit Preußen und
Österreich einen Vertrag, infolgedessen jeder dieser Staaten einige an sein Gebiet
grenzende polnische Landesteile an sich nahm. Friedrich erhielt „Westpreußeii"
und nannte sich von jetzt an nicht mehr König „in" sondern „von" Preußen.
ihn mit solcher Gewalt gegen einen Weidenbaum, daß er umschlug und alle Insassen von
den Wogen verschlungen wurden. Die Schiffer tauchten jedoch bald wieder empor und
retteten sich. Der Herzog aber ward in den Fluten begraben. Erst nach sechs Tagen fand
man den Leichnam. Die ganze Stadt weinte und klagte um den edlen Fürsten. An dem
Orte seines Todes hat man ihm später ein Denkmal errichtet. (Der Anzug, worin Herzog
Leopold ertrank, wird im Herzoglichen Museum zu Braunschweig aufbewahrt.) (Deutsche
Jugend 2: Der Tod Herzog Leopolds von Braunschweig.)
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karl Karl Karl Karl Friedrich
über Friedrich Friedrich
bei_Bunzelwitz Friedrich Elisabeth Peter_Iii Friedrich Friedrich Maria
Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold Leopold Leopolds
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wohl ein Mensch wie Se. Majestät, und vor dem Gericht sind alle Menschen
gleich, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauer klagt, oder auch umgekehrt."
Bekannt ist auch die Sage von dem Müller zu Sanssouci. (Deutsche Jugend 4:
König Friedrich und sein Nachbar.) — Gleich beim Antritte seiner Regierung
verbot Friedrich die Anwendung der grausamen Folter. Gegen Ende seiner
Regierung ließ er ein Gesetzbuch, das „Preußische allgemeine Landrecht", aus-
arbeiten. Es war dies das erste Gesetzbuch, das in deutscher Sprache geschrieben
war, und noch heute bildet es die Grundlage des preußischen Rechts.
5. Kunst und Wissenschaft. Friedrich ließ einen ganzen Stadtteil, die Friedrich-
stadt, neu anlegen. Das Berliner Opernhaus und andere Bauten verdanken dem
großen König ihre Entstehung. Während seiner Regierungszeit herrschte eine große
geistige Regsamkeit. Gellert, Herder, Schiller, Goethe und Lessing waren seine
Zeitgenossen, ebenso die berühmten Tondichter Bach und Beethoven. (Deutsche
Jugend 6: Lessing.) Wie sein Vorgänger sorgte Friedrich auch für Schulbildung
in seinem Lande. In den Dorfschulen sah es damals noch recht jämmerlich aus;
es fehlte an ordentlichen Schulhäusern, und als Lehrer wurden Handwerker,
gewesene Bediente und Unteroffiziere angestellt, Leute, die zuweilen selber kaum
schreiben und lesen konnten. Was Wunder also, wenn die Kinder, die noch dazu
meistens die Schule nur im Winter besuchten, in Dummheit und Aberglauben
aufwuchsen! Friedrich erließ daher gleich nach Abschluß des Hubertusburger
Friedens ein „General-Landschulreglement", demzufolge in allen Dörfern besondere
Schnlhäuser gebaut und ordentliche Lehrer angestellt werden sollten.
e) Friedrichs Persönlichkeit, letzte Regierungszeit und Tod.
1. Persönlichkeit und Lebensweise. Der große König war von Gestalt nur
klein, im Alter etwas gekrümmt. Aber das Feuer seiner Augen verriet auch da
noch seinen großen Geist.
„Er ist jeden Zoll ein König, wenn auch ohne Königsschmuck. Seine Krone ist ein
alter dreieckiger Hut (ein neuer mußte vor dem Gebrauch weichaeknetet werden). Sein
Zepter ist ein im Walde geschnittener Spazierstock, der zugleich als Reitstock dient, womit
er seinen Gaul zwischen die Ohren haut. Sein Königsmantel ist ein gewöhnlicher Soldaten-
rock, blau mit roten Aufschlägen."
Bald nach Beendigung des 2. Schlesischen Krieges ließ er sich nahe bei Potsdam
das Lustschloß Sanssouci bauen. Dort verbrachte er den größten Teil des Jahres
jeden Tag in streng geregelter Tätigkeit. „Der König," sagte er, „ist der erste Diener
seines Staates und wird gut genug bezahlt für sein Amt, um ordentlich zu arbeiten."
Im Sommer stand er schon um 3 Uhr, selten nach 4 Uhr auf. Seine Diener
mußten ihn um diese Zeit wecken und erforderlichenfalls zum Aufstehen nötigen.
Einst sagte er an einem kalten, regnerischen Morgen zu seinem Kammerdiener:
„Laß mich noch ein wenig schlafen, ich bin noch gar zu müde." Dieser aber erklärte
rundweg, es sei 4 Uhr, er könne sich nicht abweisen lassen, und zog ihm die Decke weg.
„Das ist brav," rief der König aufstehend, „du würdest auch übel angekommen sein,
wenn du mich hättest liegen lassen." Vor Tisch ritt er gewöhnlich aus, immer im
Trab oder Galopp. Bei großer Kälte ging er auch wohl zu Fuß; aber sowohl beim
Reiten als beim Gehen trug er einen Krückstock und war in der Regel von 3—4
Windspielen, seinen Lieblingen, begleitet. — Erst um Mitternacht ging er zu Bett;
„denn nichts," sagte er, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gellert Schiller Goethe Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs
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schaffte dem Knaben eine Freistelle auf der Kriegsschule zu Brienne in Frank-
reich. Hier beschäftigte er sich eifrig mit Geschichte. Ein ruhmgekrönter Held
wie Alexander oder Karl der Große zu werden, war sein heißestes Verlangen.
Gegen seine Mitschüler war er kalt und teilnahmlos, er schloß mit niemand
Freundschaft. Sein Lehrer sagte von ihm: „Er ist ein Korse von Geburt und
Wesen, er wird es weit bringen, wenn ihn die Umstände begünstigen." Die
Umstünde haben Napoleon sehr begünstigt. Nach seiner Schulzeit trat er in die
Armee ein. Bei der Staatsumwälzung stellte er sich auf die Seite des Volkes.
Als junger Offizier mußte er einen Aufstand, der in der Festung Toulon aus-
gebrochen war, niederschlagen. Nach dem Sturze Robespierres stellte er auch in
Paris die Ruhe bald her. Nun übertrug ihm die Regierung den Oberbefehl
über die französische Armee. In Italien erfocht er Sieg auf Sieg über die
Österreicher. Er besiegte die Türken bei den Pyramiden und nahm Ägypten in
Besitz. Als er nach Frankreich zurückkehrte, wurde er jubelnd empfangen. Nach-
dem Napoleon sich noch weiter mit Ruhm bedeckt hatte, machte er sich im
Jahre 1804 zum Kaiser der Franzosen. 1793 schleppten die Franzosen ihren
König auf das Blutgerüst und elf Jahre später mußten sie sich die neue Kaiser-
macht gefallen lassen.
49. ^riectnck Mlkelm Iii., Honig von pi-eulzen, 1797—1840,
uncl die Befreiungskriege, 1813—1815.
a) Friedrich Wilhelm Iii.
Als Kronprinz. Luise. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm machte 1792 den
Feldzug mit, den sein Vater damals gegen Frankreich unternahm. In dieser
Zeit sah er in Frankfurt a. M. zum erstenmal seine spätere Gemahlin, die
Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Ein Jahr darauf vermählte er sich
mit ihr. Das junge Paar führte ein so einfaches, häusliches Leben, wie es
damals nicht einmal in reichen Bürgerhäusern, noch viel weniger am Hose üblich
war. Am liebsten verweilte das junge Paar in Paretz, einem Dorfe bei Pots-
dam. Dort hatte Friedrich Wilhelm ein sehr einfaches Landhaus bauen lassen.
Darin sah man keine kostbaren Möbel und Teppiche, keine seidenen Decken und
Vorhänge, weder Gold- noch Silbergerät. Alles war sehr einfach. Luise hieß
hier die „gnädige Frau von Paretz", und am Erntefeste der Bauern mischte sich
das fürstliche Paar sogar unter die Tänzer. Gewöhnlich ging dann auch die
Königin in die Buden und kaufte für die Kinder des Dorfes allerlei Süßig-
keiten ein. Dabei drängten sich die Kleinen dicht an sie heran und riefen: „Mir
auch was, Frau Königin!" Luise war eine Landesmutter, wie sie selten ge-
funden wird. Alle Untertanen waren ihr ans Herz gewachsen, besonders aber die
Armen. Wo sie ein altes Mütterchen am Wege sah, reichte sie ihm mit freund-
lichen Worten ein Geldgeschenk, und auf der Straße spielende Kinder nahm sie
nicht selten auf den Arm und liebkoste sie.
Auf einer Reise wurde die Königin einst von 19 kleinen Mädchen in weißen Kleidern
begrüßt. Bald aber erfuhr sie, daß es anfänglich 20 Mädchen gewesen feien, das eine sei
wieder nach Hause geschickt, weil es zu häßlich gewesen sei. Sofort ließ sie das zurück-
geschickte Kind holen, küßte es und sprach mit ihm überaus freundlich. (Deutsche Jugend 3:
Die geraubte Blume — und: Die Königin Luise als Wirtin.)
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Karl Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Luise_von_Mecklenburg-Strelitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frank- Toulon Robespierres Paris Italien Frankreich Frankreich Frankfurt_a._M. Paretz
76
i) Die Friedenszeit von 1815—1840.
Noch 25 Jahre lang regierte Friedrich Wilhelm gerecht und milde. Ackerbau
und Gewerbe, Handel und Fabrikwesen fingen wieder an zu blühen, und der
Wohlstand des Volkes mehrte sich von Jahr zu Jahr. Preußens Schulwesen
wurde ein Muster für alle gebildeten Völker. Große Verdienste um das Schul-
wesen hatte sich der Schulmann Pestalozzi, der in der Schweiz lebte, erworben.
Die Hauptstadt Berlin erhielt viele schöne Bauten und Denkmäler. Bei dem
Jubiläum der Reformation im Jahre 1817 vereinigten sich auf des Königs leb-
haften Wunsch die meisten Lutherischen und Reformierten seines Landes zur
evangelischen Union. Von größter Wichtigkeit war die Gründung des Zoll-
vereins (1834). Bislang war jeder deutsche Staat von den übrigen Bundes-
staaten durch eine lästige und den Verkehr sehr erschwerende Grenzsperre ab-
geschlossen, da fremde Waren nur gegen Entrichtung von Zoll eingelassen und
alle Reisenden beim Überschreiten der Landesgrenzen untersucht wurden. (Deutsche
Jugend 6: Die alten Zollschranken.) Durch den Zollverein, den Preußen mit
den meisten deutschen Staaten schloß, wurde der Versand von Waren und das
Reisen in Deutschland ungemein erleichtert. Handel und Gewerbe hoben sich
bedeutend; auch förderte der Zollverein: die spätere Einigung Deutschlands sehr.
1825 durchfurchte das erste Dampfschiff die grünen Fluten des Rheins. Zehn
Jahre später wurde die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth gebaut
und am 1. Dezember 1838 dampfte die erste Lokomotive von Braunschweig
nach Wolfenbüttel. (Deutsche Jugend 6: Die erste Dampfwagenfahrt 1838.)
1840 starb Friedrich Wilhelm Iii. von seinem ganzen Volke tief betrauert.
Im Mausoleum zu Charlottenburg ruht er neben seiner Gemahlin, der unver-
gessenen Königin Luise.
Zo. fnedricb Mildelm Iv. von Preußen. 1840—1861.
1. Seine Jugend. Er war von sieben Kindern Friedrich Wilhelms Iii. und
der edlen Königin Luise das älteste. Die Mutter schrieb über ihn: „Der Kron-
prinz ist voll Geist und Leben. Er ist wahr in allen seinen Empfindungen und
Worten; das Gute und Große zieht seinen Sinn an." Die Zeit der tiefsten Er-
niedrigung des Vaterlandes stimmte den Knaben ernst. An der Erhebung nahm
der Jüngling mit Begeisterung teil.
2. Seine Stellung zur Verfassung. In fast allen Staaten regierten damals
die Fürsten nach ihrem eigenen Willen, legten Steuern auf und gaben Gesetze,
ohne die Meinung des Volks zu hören. Auch in Preußen war dies der Fall.
Nachdem das Volk aber in den Befreiungskriegen sein Blut für das Vaterland
vergossen hatte, verlangte es, durch selbstgewählte Vertreter bei Beratung der
Gesetze sowie bei Feststellung der Steuern und der jährlichen Staatseinnahmen
und -ausgaben seinen Willen zum Ausdruck zu bringen. Nachdem die süd-
deutschen und manche kleinere Fürsten ihren Untertanen die gewünschte Ver-
fassung gegeben hatten, versprach Friedrich Wilhelm Iii. seinem Volke ebenfalls
eine Verfassung. Jedoch erfüllte er sein Versprechen nicht. Auch Friedrich Wil-
helm Iv. wollte anfangs von einer Verfassung nichts wissen; denn er fürchtete,
durch die Volksvertreter an seiner königlichen Macht etwas einzubüßen. Im
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Pestalozzi Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Deutschlands Rheins Nürnberg Charlottenburg
40
männlichen Erben die Mark für 400000 Gulden wieder einlösen zu können.
Dieses Recht erlosch jedoch, als er und sein Bruder ohne männliche Erben starben.
Friedrich Vi. nannte sich als Kurfürst Friedrich I. Er ist der Urahne unseres-
Kaisers. 1417 fand auf dem Konzil zu Konstanz die feierliche Belehnung statt.
4l. friedricb Mlbelni, der Große Kurfürst. 1640—1688.
1. Die Verhältnisse in Deutschland und Brandenburg bis zu seinem Regie-
rungsantritt. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges - bestieg Friedrich Wilhelm
den Thron des Kurfürstentums Brandenburg. Das Land war fast zur Wüste ge-
worden. Sein Vater war, wie die meisten deutschen Fürsten, von den Schweden
abgefallen und hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür nahmen die
Schweden an Brandenburg furchtbare Rache. Sie legten sich in der Mittel- und
Neumark fest und sogen das Land förmlich aus. Auch die Berliner hatten sehr
von ihnen zu leiden. Als die Feinde den letzten Taler von ihnen erpreßt hatten,
kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der
Weide weg (1640). Das ganze Land verarmte, und es entstand eine große
Hungersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu
wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer weit
und breit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte nur noch 300 ganz
verarmte Bürger. — In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern
nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm.
2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde bald nach dem Ausbruche des Dreißig-
jährigen Krieges geboren. 14 Jahre alt, wurde er von seinem Vater nach
Holland geschickt, um dort die Kriegskunst zu erlernen. Als man ihn im Haag
zu einem ausschweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen
Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen."
Sofort begab er sich zu seinem Verwandten, dem Prinzen von Oranien, der im
Felde stand. Dieser freute sich über den tugendhaften Jüngling und sprach:
„Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu
besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." (Deutsche Jugend 4: Aus
den Jugendjahren des Großen Kurfürsten.)
3. Rettung seines Landes vor völligem Untergange. Als Friedrich Wil-
helm die Regierung übernahm, war er fast vollständig machtlos in seinem Lande.
Immer noch lagen die Schweden darin; die Offiziere in seinen Festungen
hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen, und so
kam es, daß einige ihm geradezu den Gehorsam verweigerten. Das mußte
anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß die
Offiziere sich ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das tat jedoch nur der
Kommandant von Küsckin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid.
Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter zum größten Teil auf und
ließ fortan die Truppen in seinem Namen anwerben. Anfänglich betrug seine
Heeresmacht nur 3000 Mann, vergrößerte sich aber bald auf 8000 — später
sogar auf 30000. Das war das erste stehende Heer in Brandenburg. Bei der
Einrichtung dieses Heeres leistete ihm besonders der General Derfflinger treue
Dienste. Nach der Sage war er in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Friedrich_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Brandenburg Brandenburg Berlin Holland Brandenburg
80
Im Jahre 1834 erschien dann auch das Ablösungsgesetz, wodurch die auf
den Bauernhöfen lastenden Zehnten, Abgaben und Herrendienste in eine ein-
malige Geldabgabe verwandelt wurden. Auch eine Städteordnung wurde ein-
geführt.
Diese gab den Bürgern das Recht, sich den Magistrat und die Stadtverordneten selbst
zu wählen, und befreite die Handwerker von dem drückenden Zunftzwange.
So war für den Bürger und Bauer aufs beste gesorgt, und in kurzer Zeit
gelangten beide zu großem Wohlstände. Um Handel und Wandel zu fördern,
legte der Herzog schon 1838 eine Eisenbahn von Braunschweig nach Wolfen-
büttel hin an (eine der ersten Bahnlinien Deutschlands) und sorgte dafür, daß
sich das Eisenbahnnetz in seinem Lande immer mehr erweiterte. Auch wurden
überall im Lande Steinstraßen (Chausseen) angelegt. In den Dörfern verschwanden
nach und nach die alten Strohdächer und erhoben sich massive, mit Ziegeln
gedeckte Wohnhäuser, gotische Kirchen und stattliche Pfarr- und Schulhäuser. In
der Residenz wurden großartige Bauten aufgeführt: das neue Hoftheater, das
Polytechnikum, das Landeskrankenhaus, ein Gymnasium, der Justizpalast u. a.
(Deutsche Jugend 5: Herzog Wilhelm von Bronswyk.)
Z2. Kaiser Milbelm I. 1861—1888.
a) Wilhelm als Prinz.
1. Jugend. Kaiser Wilhelm wurde am 22. Skärg 1797 geboren. Sein Vater
war der König Friedrich Wilhelm Iii., seine Mutter die Königin Luise. In
seinen Knabenjahren war der Prinz sehr schwächlich; die Mutter hatte oft große
Sorge um ihn. Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena und Auerstädt war
die königliche Familie aus Berlin geflohen. Auf dieser Flucht brach an der
Kutsche, in der die Königsfamilie Platz genommen hatte, ein Rad. Während
der Schaden ausgebessert wurde, setzte sich die Königin mit ihren Söhnen an
den Straßenrand. - Um sich die Zeit zu vertreiben, pflückte die Königin Luise
Kornblumen, band sie zu Kränzen Zusammen und setzte sie ihren Söhnen auf
das Haupt. Heiße Tränen rollten dabei über ihre Wangen. Prinz Wilhelm fiel
der Mutter um den Hals und weinte mit ihr. Seitdem war die Kornblume, die
später Kaiserblume genannt wurde, des Prinzen und späteren Kaisers Lieblings-
blume. (Deutsche Jugend 4: Kaiser Wilhelms Lieblingsblume.) Die Flucht
von Königsberg nach Memel 1807 mitten im kalten Winter hatte seine Gesund-
heit so sehr angegriffen, daß er lange Zeit nachher das Bett hüten mußte. Im
Alter von 13 Jahren raubte ihm der Tod die geliebte Mutter; das erschütterte
ihn tief. Noch als Greis ehrte er ihr Andenken bei jeder Gelegenheit. Als sein
Vater 1813 mit dem Kronprinzen gegen die Franzosen ins Feld rückte, da wäre
er gar zu gern mitgegangen, aber der König sagte: „Du bist ja so schwächlich,
du kannst nicht mit!" Der Prinz fügte sich und blieb zu Hause. Nach der
Schlacht bei Leipzig besuchte er seinen Vater im Felde; alle seine Kameraden
waren inzwischen aufgerückt. Das schmerzte ihn. Der König bemerkte es und
sagte: „Auch du sollst avancieren." „Aber wie kann ich mit Ehren avancieren,"
entgegnete der Prinz, „da ich hinter dem Ofen gesessen, während mein Regi-
ment kämpfte!" Kurze Zeit darauf erhielt er die Erlaubnis, mit in den Krieg
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_von_Bronswyk Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Jena Berlin Königsberg Leipzig
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Baue müßig stehen, so gebrauchte er ohne weiteres seinen Knotenstock. Wer den
König kommen sah, lief davon oder arbeitete mit doppeltem Eifer. Einst holte
er einen solchen Flüchtling ein. Auf die Frage, warum er davongelaufen, er-
hielt der König die Antwort: „Weil ich mich vor Ew. Majestät fürchte." Da
geriet der König in Zorn. „Ihr sollt mich nicht fürchten, Ihr sollt mich lieben!"
nef er ihm zu und zerbleute ihm dabei mit seinem Knotenstock den. Rücken.
3. Fürsorge für das Heer. Das Hauptbestreben des Königs war, eine große,
schlagfertige Armee zu haben; denn er erkannte, daß er den Feinden des König-
reichs dadurch am meisten Achtung einflößen könnte. Er vergrößerte das Heer
allmählich aus 83 000 Mann. Die Soldaten wurden im In- und Auslande ge-
worben; doch setzte der König bereits fest, daß alle Einwohner des Landes zum
Militärdienste verpflichtet sein sollten. Nur die Söhne der Adligen und die ältesten
Söhne der Hof- und Fabrikbesitzer waren frei. Alle dienstfähigen Mannschaften
wurden in eine Liste eingetragen, und wer noch nicht zu den Fahnen einberufen
war, mußte als Abzeichen eine rote Halsbinde tragen. So legte der König
bereits den Keim zu der allgemeinen Wehrpflicht, und mit Recht bezeichnete ihn
Kaiser Wilhelm I. als den eigentlichen Schöpfer der preußischen Armee.
Eine besondere Vorliebe zeigte er für die „langen Kerle". Von diesen bildete er sich in
Potsdam ein Leibregiment, das aus 2400 solcher Riesen bestand. Im ersten Gliede maß keiner
unter 1,87 m, und der eine Flügelmann hatte sogar 2,57 rn. Mit Lift und Gewalt ließ er
diese Riesen aus allen Ländern durch seine Werber zusammenholen. Aber er bezahlte sie gut,
nannte sie seine „lieben blauen Kinder" und sorgte väterlich für sie. (Deutsche Jugend 3:
Der Elm und seine Umgegend.) Dieses Leibregiment diente zugleich als Musterregiment.
Alle Neuerungen im Heere wurden hier erst versucht, ehe sie bei den übrigen Regimentern
eingeführt wurden. Der Exerziermeister des Königs war der „alte Dessauer"; dieser hat den
eisernen Ladestock eingeführt, zuerst den Gleichschritt geübt und es dahin gebracht, daß sämt-
liche Übungen gemeinschaftlich ausgeführt wurden, so daß in der ganzen Reihe nur ein Griff
gesehen, nur ein Schuß gehört wurde. Um solche Pünktlichkeit zu erreichen, war freilich mancher
harte Schlag mit dem Korporalsstock nötig. Die härteste Strafe war das Spießrutenlaufen.
Hierbei waren 100 bis 300 Soldaten in zwei Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute.
Dann mußte der Sträfling 6—12 mal mit entblößtem Rücken durch die Gasse gehen, und
jeder der aufgestellten Soldaten war verpflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben.
4. Landerwerb. Obgleich Friedrich Wilhelm ein Friedensfürst war, so mußte
er doch einmal wider Willen zum Schwerte greifen. Schweden, das unter dem
Großen Kurfürsten Brandenburg so viel Schaden zugefügt hatte, wurde von Ruß-
land, Polen und Dänemark angegriffen. Da besetzte der preußische König Stettin
und eroberte Stralsund. In dem Frieden mit Schweden fiel Vorpommern mit
den Inseln Usedom und Wollin an Preußen. Damit war der Wunsch des Großen
Kurfürsten, daß ihm einmal aus seiner Asche ein Rächer erstehen möge, zum Teil
in Erfüllung gegangen.
5. Innere Verwaltung und geordnete Geldwirtschaft. Der König sorgte aber
nicht allein für ein gutes Heer, sondern es lag ihm auch nicht weniger die innere
Verwaltung des Landes und eine geordnete Geldwirtschaft am Herzen. „Ich bin
der Finanzminister und Feldmarschall des Königs von Preußen, das wird ihn auf-
recht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch
getrennt. Jede Provinz hatte ihren besonderen Minister (Verwalter), der alle
Fächer in seiner Hand vereinigte. Das gab zu mancherlei Streit Veranlassung.
Da vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberbehörde, die
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Bismarckinseln, die Marschallinseln, Kaiser-Wilhelms-Land und Ostasrika hinzu. Ein
Jahr vor seinem Tode legte Kaiser Wilhelm den Grund zu dem Kaiser-Wilhelm-
Kanal, der Nord- und Ostsee verbindet. Neuerdings arbeitet man an einer
Vergrößerung dieser wichtigen Wasserstraße. (Deutsche Jugend 6: Der Kaiser-
Wilhelm-Kanal und: Bon unsern Besitzungen.)
3. Sorge für die Arbeiter. Trotz bitterer Erfahrungen schaute das Antlitz
des Greises mild und freundlich auf sein Volk herab, dessen Wohl ihm beständig
am Herzen lag. Ganz besonders waren es die ärmeren Volksklassen, denen sich
seine wahrhaft väterliche Fürsorge zuwandte. Dies spricht sich besonders in der
Botschaft von 1881 aus, worin er seine Wünsche für die Wohlfahrt der arbeitenden
Volksklassen dem Reichstage ans Herz legte. Darin heißt es u. a.:
„Wir würden mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott
Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das
Bewußtsein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften seines inneren
Friedens und den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, aus
den sie Anspruch haben, zu hinterlassen. In Unseren darauf gerichteten Bestrebungen sind
Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen auf die Unter-
stützung des Reichstages ohne Unterschied der Parteistellung. In diesem Sinne wird zu-
nächst der von den verbündeten Regierungen in der vorigen Session vorgelegte Entwurf
eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit
Rücksicht auf die im Reichstage stattgehabten Verhandlungen über denselben einer Um-
arbeitung unterzogen, um die erneute Beratung desselben vorzubereiten. Ergänzend wird
ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des ge-
werblichen Krankenkassen wese ns zur Aufgabe stellt. Aber auch diejenigen, welche durch
Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen
begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zu-
teil werden können."
Und diese wohlwollenden Worte sind nicht ohne Erfolg geblieben; denn sie
waren die Veranlassung, daß für den deutschen Arbeiterstand eine Versicherung
gegen Unfälle und eine Kasse zur Unterstützung in Krankheitsfällen geschaffen
wurde. Die Einrichtung einer Alters- und Jnvalidenversorgung hat zwar Kaiser
Wilhelm I. nicht mehr erlebt. Aber dem in seinem Geiste wirkenden Enkel,
Kaiser Wilhelm Ii., ist es gelungen, auch dieses Gesetz zustande zu bringen.
4. Einfachheit. Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. In Berlin
bewohnte er nicht das Königliche Schloß, sondern ein einfaches Palais am Ein-
gänge „Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs d. Gr. gegenüber. (Deutsche
Jugend 4: Kaiser Wilhelm I. am Eckfenster seines Schlosses.) Als Schlasstätte
diente ihm ein einfaches Feldbett, das er sogar auf seinen Reisen mit sich nahm.
Es bestand aus einem eisernen Gestelle, einer Matratze und einigen wollenen
Decken. Schlafrock und Pantoffeln waren ihm unbekannte Dinge, und von früh
bis spät sah man ihn gewöhnlich in der Uniform seines Garderegiments, worin
er auch auf seinen Wunsch beigesetzt worden ist. Von seinen täglich gebrauchten
Kleidungsstücken konnte sich der Kaiser nur schwer trennen. So benutzte er z. B.
auf seinen Spazierfahrten einen Mantel, der ihm schon mehr als 25 Jahre ge-
dient hatte. Als ihn einst sein Kammerdiener um einen abgetragenen Oberrock
bat, fragte der Kaiser: „Wieviel würdest du für ihn bekommen?" „Zwei bis
drei Taler", war die Antwort. „Hier ist das Geld," sagte der Kaiser, „ich will
lieber den Rock noch eine Zeitlang tragen."
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm Wilhelm Friedrichs Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Kaiser-Wilhelms-Land Ostasrika Ostsee Berlin Friedrichs
93
-ihnen tröstende Worte sagte! Sie waren stolz auf ihren „Fritz", und er hielt
es für eine Ehre, so brave Truppen zu kommandieren. Nach Jahren noch er-
kannte der Kronprinz Soldaten wieder, mit denen er im Felde persönlich in
Berührung gekommen war.
Einmal ging er in Berlin im sogenannten Kastanienwäldchen spazieren. Da be-
gegnete ihm ein schlichter, mit der Kriegsdenkmünze von 1870—71 geschmückter Bürgers-
mann. Dieser zog den Hut und rief ihm einen freundlichen „Guten Morgen" entgegen.
„Kennen Sie mich denn, lieber Mann?" fragte der Kronprinz den Fremden. Erfreut
trat dieser näher und sagte: „Gewiß, Kaiserliche Hoheit! Wer sollte .unsern Fritz' nicht
kennen!" Der Kronprinz sah ihn scharf an und fuhr fort: „Ich kenne Sie auch. Haben
Sie mir nicht bei Wörth, dort unter den drei Linden, in der Nähe eines kleines Bauern-
häuschens, eine Pfeife Tabak geschenkt?" „Das stimmt," sagte der Angeredete etwas
verlegen. Der Kronprinz holte ein Goldstück hervor, überreichte es dem ehemaligen
Soldaten und sagte: „Das ist für den Tabak!" (Deutsche Jugend 3: Der Kronprinz
und der Fähnrich.)
4. Erkrankung. Von jeher war Friedrich der Liebling des deutschen Volkes.
Doch auf Erden ist kein Glück vollkommen. Schon zu Anfang des Jahres 1887
stellte sich ein Halsleiden bei ihm ein, das sich besonders in andauernder Heiser-
keit äußerte. Infolgedessen begab er sich nach dem Süden und suchte Heilung
in der milden Lust Italiens. Aber die Geschwulst im Halse nahm leider der-
artig zu, daß der Luftröhrenschnitt vorgenommen und eine silberne Röhre zum
Atmen eingesetzt werden mußte. Wie der Kronprinz sich als ein Held auf dem
Schlachtfelde gezeigt hatte, so war er auch ein Held auf dem Krankenbette. Nie
klagte er, stets schaute er hoffnungsvoll zu dem Helfer in aller Not empor.
5. Thronbesteigung. Am 9. März traf ihn die erschütternde Nachricht vom
Tode seines Vaters. Nun hielt es ihn nicht länger vom Vaterlande fern. Er
entschloß sich sofort zur Heimkehr. Den Ärzten, die ihn dringend baten, die Reise
noch aufzuschieben, sagte er: „Und wenn ich unterwegs sterben müßte, ich kehre
doch zurück."
6. Tod. Doch nur wenige Tage noch waren dem edlen Kaiser beschieden.
Die Krankheit wurde so bösartig, daß alle Hoffnung aus Besserung schwand.
Aber mit größter Geduld ertrug er alle Leiden. Seinem Sohne, unserem
Kaiser, schrieb er auf einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen, das ist das
beste, was ich dich lehren kann." Am Tage vor seinem Tode hatte die zweit-
jüngste Tochter des Kaisers ihren Geburtstag. Als sie zu ihm kam, um sich den
Glückwunsch des geliebten Vaters zu holen, schrieb er ihr ins Stammbuch:
„Bleibe fromm und gut, wie du bisher warst; das ist der letzte Wunsch deines
sterbenden Vaters." Die Kräfte des Kaisers sanken von Stunde zu Stunde,
und am Vormittage des 15. Juni fand der königliche Dulder endlich Erlösung
von seinem furchtbaren Leiden. (Deutsche Jugend 4: Die Wasserrosen des Kaisers,
und 5: Aus dem Leben des Kaisers Friedrich.)
54* Kaiser Mlkelm Ii. 15. Juni 1888.
1. Jugend. Kaiser Wilhelm Ii., der älteste Sohn des Kaisers Friedrich Iii.,
wurde am 27. Januar 1859 geboren. Zugleich mit den ersten Lese- und
Schreibübungen begannen auch die Übungen im Exerzieren. Durch den Eifer,
den er bei den soldatischen Übungen an den Tag legte, wurde er bald der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich