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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 44

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
44 ihn das Neue Testament und die Psalmen. Verfolgten Christen gewährte er freudig Schutz. Als in Frankreich die Hugenotten unterdrückt wurden, bot er ihnen Brandenburg als Zufluchtsstätte an und nahm an 20000 in sein Land auf. (Deutsche Jugend 5: Der Große Kurfürst und der französische Gesandte.) — Als er sein Ende nahen fühlte, versammelte er die Seinen um sich, um Abschied zu nehmen. Den Kurprinzen ermahnte er besonders, den vererbten Ruhm zu wahren und zu mehren, seine Untertanen zu lieben, treue Räte zu hören. Beim Nahen des Todes rief er: „Komm, Herr Jesu, ich bin bereit!" Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und der wird mich hernach aus der Erde auferwecken." — Die Gemahlin des Großen Kur- fürsten hieß Luise Henriette. Sie war eine fromme Frau und gründete das Waisenhaus in Oranienburg. Ihr Lieblingslied war: „Jesus, meine Zuversicht." 4l. ^rieclricb I., cter erste Körne* von Preußen. 1688—1713. 1. Streben nach der Königskrone. Der Große Kurfürst hatte Brandenburg zum mächtigsten Staate Deutschlands erhoben. Er besaß ein großes, schlagfertiges Heer, und sein Land war größer als manches Königreich. Sein Sohn und Nach- folger wollte nun seinem Staate auch noch den äußeren Glanz verleihen und strebte daher nach der Königskrone. In diesem Streben wurde er auch noch durch seine Prachtliebe unterstützt; denn in jener Zeit gaben alle Fürsten viel auf äußeren Glanz. Zum Tragen der Königskrone mußte er aber die Einwilligung des Kaisers haben. Lange verhandelte er mit ihm; endlich gab dieser seine Zustimmung, daß er sich zum Könige „in Preußen" krönen lassen könne, wenn er ihm im Kriege 10 000 Mann Hilfstruppen stellen wolle. (Brandenburg war Reichsland, Preußen nicht. Der Kaiser meinte, ein König von Brandenburg werde ihm nicht so leicht gehorchen als ein Kurfürst von Brandenburg, daher: König „in Preußen".) Friedrich willigte ein. Er stellte dem Kaiser ein Heer, das der Fürst Leopold von Dessau („der alte Dessauer") führte. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den „Schwarzen Adler- orden". Das ist noch heute der höchste Orden im preußischen Staate. Das Ordenszeichen enthält die Inschrift: „Jedem das Seine." Bei der Krönung trug Friedrich einen Purpurmantel, der von einer Spange zu- sammengehalten wurde, die eine Tonne Goldes wert war. Sein Gewand war mit dia- mantenen Knöpfen besetzt, von denen jeder an 40000 Mark kostete. Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. (Huldigungseid.) Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. — Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Seine Untertanen hießen von nun an Preußen. Die Landesfarbe wurde schwarz-weiß. Der preußische Adler war für alle Landesteile das Wappenzeichen. 3. Volksbelustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der Lust und Freude sein. Das rote Tuch, worauf die Majestäten zur Kirche ge-

2. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 54

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
54 einen der größten Helden des Siebenjährigen Krieges. Bis zu Ende des Krieges suchte er die Franzosen in Schranken zu halten, doch vermochte er bei der Über- macht der Feinde nicht zu verhindern, daß sie in unser Herzogtum einfielen. Sie Zwangen Wolfenbüttel zur Übergabe und belagerten Braunschweig. Da eilte jedoch Prinz Friedrich, der zweite Sohn des Herzogs Karl, herbei, warf die Feinde bei Olper zurück und zog am andern Morgen unter dem Jubel des Volkes in Braunschweig ein. Das Land Braunschweig war freilich durch diesen langen Krieg in große Schulden geraten; denn Herzog Karl hatte zuerst 5000, dann sogar 10000 Krieger für seine Rechnung gestellt. 6. Das Jahr 1760. Liegnitz und Torgan. Das Jahr 1760 brachte dem Könige wieder neue Siege. Bei Liegnitz umstellten ihn die Feinde von drei Seiten. „Der Sack ist offen, wir brauchen ihn nur zuzuschnüren," riefen sie spöttisch. Friedrich über sagte: „Ich denke, in den Sack ein Loch zu machen, das sollen sie nicht wieder ausbessern können." Plötzlich änderte er seine Stellung, ließ aber an dem alten Lagerplatze durch Bauern die Wachtfeuer unterhalten und täuschte dadurch die Feinde über seine Stellung. Nach dreistündigem Kampfe waren die Österreicher vollständig geschlagen. — Einige Monate später folgte ein neuer Sieg bei Torgau, den der tapfere und fromme „Husarenkönig" General Zieten erfocht. (Deutsche Jugend 4: Der alte Zieten. Ebenso deutsche Jugend 3: Der alte Zieten.) 7. Die letzten Kriegsjahre. Friede. Im nächsten Jahre bezog Friedrich bei Bunzelwitz in Schlesien eiu festes Lager. 135000 Feinde umstanden ihn in weitem Kreise. Fast wollte ihm der Mut in dieser bedrängten Lage entfallen; Zieten aber suchte ihn zu trösten. „Hat Er sich etwa einen neuen Verbündeten angeschafft?" fragte ihn da einmal der König. „Nein, Majestät," entgegnete Zieten, „nur den alten dort oben, und der verläßt uns nicht". Zieten behielt Recht. In Rußland starb die Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger, Peter Iii., schloß sofort mit Friedrich ein Bündnis. Bald darauf bequemte sich auch Maria Theresia zum Frieden; dieser wurde 1763 auf dem Jagdschlösse Hubertusburg in Sachsen geschlossen; Friedrich behielt ganz Schlesien. c) Erste Teilung Polens. 1. Zustände in Polen. Ehemals war Polen das mächtigste Reich in Osteuropa. Als es dann ein Wahlreich wurde, schwand das Ansehen des Königs von Polen immer mehr; denn jeder neue König mußte dem Adel größere Vorrechte ein- räumen, und so regierte dieser bald ganz allein das Land. Immer größer wurde der Einfluß Rußlands auf das zerrüttete Reich. 1772 schloß es mit Preußen und Österreich einen Vertrag, infolgedessen jeder dieser Staaten einige an sein Gebiet grenzende polnische Landesteile an sich nahm. Friedrich erhielt „Westpreußeii" und nannte sich von jetzt an nicht mehr König „in" sondern „von" Preußen. ihn mit solcher Gewalt gegen einen Weidenbaum, daß er umschlug und alle Insassen von den Wogen verschlungen wurden. Die Schiffer tauchten jedoch bald wieder empor und retteten sich. Der Herzog aber ward in den Fluten begraben. Erst nach sechs Tagen fand man den Leichnam. Die ganze Stadt weinte und klagte um den edlen Fürsten. An dem Orte seines Todes hat man ihm später ein Denkmal errichtet. (Der Anzug, worin Herzog Leopold ertrank, wird im Herzoglichen Museum zu Braunschweig aufbewahrt.) (Deutsche Jugend 2: Der Tod Herzog Leopolds von Braunschweig.)

3. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 56

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
56 wohl ein Mensch wie Se. Majestät, und vor dem Gericht sind alle Menschen gleich, es mag sein ein Prinz, der wider einen Bauer klagt, oder auch umgekehrt." Bekannt ist auch die Sage von dem Müller zu Sanssouci. (Deutsche Jugend 4: König Friedrich und sein Nachbar.) — Gleich beim Antritte seiner Regierung verbot Friedrich die Anwendung der grausamen Folter. Gegen Ende seiner Regierung ließ er ein Gesetzbuch, das „Preußische allgemeine Landrecht", aus- arbeiten. Es war dies das erste Gesetzbuch, das in deutscher Sprache geschrieben war, und noch heute bildet es die Grundlage des preußischen Rechts. 5. Kunst und Wissenschaft. Friedrich ließ einen ganzen Stadtteil, die Friedrich- stadt, neu anlegen. Das Berliner Opernhaus und andere Bauten verdanken dem großen König ihre Entstehung. Während seiner Regierungszeit herrschte eine große geistige Regsamkeit. Gellert, Herder, Schiller, Goethe und Lessing waren seine Zeitgenossen, ebenso die berühmten Tondichter Bach und Beethoven. (Deutsche Jugend 6: Lessing.) Wie sein Vorgänger sorgte Friedrich auch für Schulbildung in seinem Lande. In den Dorfschulen sah es damals noch recht jämmerlich aus; es fehlte an ordentlichen Schulhäusern, und als Lehrer wurden Handwerker, gewesene Bediente und Unteroffiziere angestellt, Leute, die zuweilen selber kaum schreiben und lesen konnten. Was Wunder also, wenn die Kinder, die noch dazu meistens die Schule nur im Winter besuchten, in Dummheit und Aberglauben aufwuchsen! Friedrich erließ daher gleich nach Abschluß des Hubertusburger Friedens ein „General-Landschulreglement", demzufolge in allen Dörfern besondere Schnlhäuser gebaut und ordentliche Lehrer angestellt werden sollten. e) Friedrichs Persönlichkeit, letzte Regierungszeit und Tod. 1. Persönlichkeit und Lebensweise. Der große König war von Gestalt nur klein, im Alter etwas gekrümmt. Aber das Feuer seiner Augen verriet auch da noch seinen großen Geist. „Er ist jeden Zoll ein König, wenn auch ohne Königsschmuck. Seine Krone ist ein alter dreieckiger Hut (ein neuer mußte vor dem Gebrauch weichaeknetet werden). Sein Zepter ist ein im Walde geschnittener Spazierstock, der zugleich als Reitstock dient, womit er seinen Gaul zwischen die Ohren haut. Sein Königsmantel ist ein gewöhnlicher Soldaten- rock, blau mit roten Aufschlägen." Bald nach Beendigung des 2. Schlesischen Krieges ließ er sich nahe bei Potsdam das Lustschloß Sanssouci bauen. Dort verbrachte er den größten Teil des Jahres jeden Tag in streng geregelter Tätigkeit. „Der König," sagte er, „ist der erste Diener seines Staates und wird gut genug bezahlt für sein Amt, um ordentlich zu arbeiten." Im Sommer stand er schon um 3 Uhr, selten nach 4 Uhr auf. Seine Diener mußten ihn um diese Zeit wecken und erforderlichenfalls zum Aufstehen nötigen. Einst sagte er an einem kalten, regnerischen Morgen zu seinem Kammerdiener: „Laß mich noch ein wenig schlafen, ich bin noch gar zu müde." Dieser aber erklärte rundweg, es sei 4 Uhr, er könne sich nicht abweisen lassen, und zog ihm die Decke weg. „Das ist brav," rief der König aufstehend, „du würdest auch übel angekommen sein, wenn du mich hättest liegen lassen." Vor Tisch ritt er gewöhnlich aus, immer im Trab oder Galopp. Bei großer Kälte ging er auch wohl zu Fuß; aber sowohl beim Reiten als beim Gehen trug er einen Krückstock und war in der Regel von 3—4 Windspielen, seinen Lieblingen, begleitet. — Erst um Mitternacht ging er zu Bett; „denn nichts," sagte er, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang."

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 63

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
63 schaffte dem Knaben eine Freistelle auf der Kriegsschule zu Brienne in Frank- reich. Hier beschäftigte er sich eifrig mit Geschichte. Ein ruhmgekrönter Held wie Alexander oder Karl der Große zu werden, war sein heißestes Verlangen. Gegen seine Mitschüler war er kalt und teilnahmlos, er schloß mit niemand Freundschaft. Sein Lehrer sagte von ihm: „Er ist ein Korse von Geburt und Wesen, er wird es weit bringen, wenn ihn die Umstände begünstigen." Die Umstünde haben Napoleon sehr begünstigt. Nach seiner Schulzeit trat er in die Armee ein. Bei der Staatsumwälzung stellte er sich auf die Seite des Volkes. Als junger Offizier mußte er einen Aufstand, der in der Festung Toulon aus- gebrochen war, niederschlagen. Nach dem Sturze Robespierres stellte er auch in Paris die Ruhe bald her. Nun übertrug ihm die Regierung den Oberbefehl über die französische Armee. In Italien erfocht er Sieg auf Sieg über die Österreicher. Er besiegte die Türken bei den Pyramiden und nahm Ägypten in Besitz. Als er nach Frankreich zurückkehrte, wurde er jubelnd empfangen. Nach- dem Napoleon sich noch weiter mit Ruhm bedeckt hatte, machte er sich im Jahre 1804 zum Kaiser der Franzosen. 1793 schleppten die Franzosen ihren König auf das Blutgerüst und elf Jahre später mußten sie sich die neue Kaiser- macht gefallen lassen. 49. ^riectnck Mlkelm Iii., Honig von pi-eulzen, 1797—1840, uncl die Befreiungskriege, 1813—1815. a) Friedrich Wilhelm Iii. Als Kronprinz. Luise. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm machte 1792 den Feldzug mit, den sein Vater damals gegen Frankreich unternahm. In dieser Zeit sah er in Frankfurt a. M. zum erstenmal seine spätere Gemahlin, die Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Ein Jahr darauf vermählte er sich mit ihr. Das junge Paar führte ein so einfaches, häusliches Leben, wie es damals nicht einmal in reichen Bürgerhäusern, noch viel weniger am Hose üblich war. Am liebsten verweilte das junge Paar in Paretz, einem Dorfe bei Pots- dam. Dort hatte Friedrich Wilhelm ein sehr einfaches Landhaus bauen lassen. Darin sah man keine kostbaren Möbel und Teppiche, keine seidenen Decken und Vorhänge, weder Gold- noch Silbergerät. Alles war sehr einfach. Luise hieß hier die „gnädige Frau von Paretz", und am Erntefeste der Bauern mischte sich das fürstliche Paar sogar unter die Tänzer. Gewöhnlich ging dann auch die Königin in die Buden und kaufte für die Kinder des Dorfes allerlei Süßig- keiten ein. Dabei drängten sich die Kleinen dicht an sie heran und riefen: „Mir auch was, Frau Königin!" Luise war eine Landesmutter, wie sie selten ge- funden wird. Alle Untertanen waren ihr ans Herz gewachsen, besonders aber die Armen. Wo sie ein altes Mütterchen am Wege sah, reichte sie ihm mit freund- lichen Worten ein Geldgeschenk, und auf der Straße spielende Kinder nahm sie nicht selten auf den Arm und liebkoste sie. Auf einer Reise wurde die Königin einst von 19 kleinen Mädchen in weißen Kleidern begrüßt. Bald aber erfuhr sie, daß es anfänglich 20 Mädchen gewesen feien, das eine sei wieder nach Hause geschickt, weil es zu häßlich gewesen sei. Sofort ließ sie das zurück- geschickte Kind holen, küßte es und sprach mit ihm überaus freundlich. (Deutsche Jugend 3: Die geraubte Blume — und: Die Königin Luise als Wirtin.)

5. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 76

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
76 i) Die Friedenszeit von 1815—1840. Noch 25 Jahre lang regierte Friedrich Wilhelm gerecht und milde. Ackerbau und Gewerbe, Handel und Fabrikwesen fingen wieder an zu blühen, und der Wohlstand des Volkes mehrte sich von Jahr zu Jahr. Preußens Schulwesen wurde ein Muster für alle gebildeten Völker. Große Verdienste um das Schul- wesen hatte sich der Schulmann Pestalozzi, der in der Schweiz lebte, erworben. Die Hauptstadt Berlin erhielt viele schöne Bauten und Denkmäler. Bei dem Jubiläum der Reformation im Jahre 1817 vereinigten sich auf des Königs leb- haften Wunsch die meisten Lutherischen und Reformierten seines Landes zur evangelischen Union. Von größter Wichtigkeit war die Gründung des Zoll- vereins (1834). Bislang war jeder deutsche Staat von den übrigen Bundes- staaten durch eine lästige und den Verkehr sehr erschwerende Grenzsperre ab- geschlossen, da fremde Waren nur gegen Entrichtung von Zoll eingelassen und alle Reisenden beim Überschreiten der Landesgrenzen untersucht wurden. (Deutsche Jugend 6: Die alten Zollschranken.) Durch den Zollverein, den Preußen mit den meisten deutschen Staaten schloß, wurde der Versand von Waren und das Reisen in Deutschland ungemein erleichtert. Handel und Gewerbe hoben sich bedeutend; auch förderte der Zollverein: die spätere Einigung Deutschlands sehr. 1825 durchfurchte das erste Dampfschiff die grünen Fluten des Rheins. Zehn Jahre später wurde die erste Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth gebaut und am 1. Dezember 1838 dampfte die erste Lokomotive von Braunschweig nach Wolfenbüttel. (Deutsche Jugend 6: Die erste Dampfwagenfahrt 1838.) 1840 starb Friedrich Wilhelm Iii. von seinem ganzen Volke tief betrauert. Im Mausoleum zu Charlottenburg ruht er neben seiner Gemahlin, der unver- gessenen Königin Luise. Zo. fnedricb Mildelm Iv. von Preußen. 1840—1861. 1. Seine Jugend. Er war von sieben Kindern Friedrich Wilhelms Iii. und der edlen Königin Luise das älteste. Die Mutter schrieb über ihn: „Der Kron- prinz ist voll Geist und Leben. Er ist wahr in allen seinen Empfindungen und Worten; das Gute und Große zieht seinen Sinn an." Die Zeit der tiefsten Er- niedrigung des Vaterlandes stimmte den Knaben ernst. An der Erhebung nahm der Jüngling mit Begeisterung teil. 2. Seine Stellung zur Verfassung. In fast allen Staaten regierten damals die Fürsten nach ihrem eigenen Willen, legten Steuern auf und gaben Gesetze, ohne die Meinung des Volks zu hören. Auch in Preußen war dies der Fall. Nachdem das Volk aber in den Befreiungskriegen sein Blut für das Vaterland vergossen hatte, verlangte es, durch selbstgewählte Vertreter bei Beratung der Gesetze sowie bei Feststellung der Steuern und der jährlichen Staatseinnahmen und -ausgaben seinen Willen zum Ausdruck zu bringen. Nachdem die süd- deutschen und manche kleinere Fürsten ihren Untertanen die gewünschte Ver- fassung gegeben hatten, versprach Friedrich Wilhelm Iii. seinem Volke ebenfalls eine Verfassung. Jedoch erfüllte er sein Versprechen nicht. Auch Friedrich Wil- helm Iv. wollte anfangs von einer Verfassung nichts wissen; denn er fürchtete, durch die Volksvertreter an seiner königlichen Macht etwas einzubüßen. Im

6. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 40

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
40 männlichen Erben die Mark für 400000 Gulden wieder einlösen zu können. Dieses Recht erlosch jedoch, als er und sein Bruder ohne männliche Erben starben. Friedrich Vi. nannte sich als Kurfürst Friedrich I. Er ist der Urahne unseres- Kaisers. 1417 fand auf dem Konzil zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. 4l. friedricb Mlbelni, der Große Kurfürst. 1640—1688. 1. Die Verhältnisse in Deutschland und Brandenburg bis zu seinem Regie- rungsantritt. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges - bestieg Friedrich Wilhelm den Thron des Kurfürstentums Brandenburg. Das Land war fast zur Wüste ge- worden. Sein Vater war, wie die meisten deutschen Fürsten, von den Schweden abgefallen und hatte mit dem Kaiser Frieden gemacht. Dafür nahmen die Schweden an Brandenburg furchtbare Rache. Sie legten sich in der Mittel- und Neumark fest und sogen das Land förmlich aus. Auch die Berliner hatten sehr von ihnen zu leiden. Als die Feinde den letzten Taler von ihnen erpreßt hatten, kam ein schwedischer Rittmeister und trieb ihnen noch das gesamte Vieh von der Weide weg (1640). Das ganze Land verarmte, und es entstand eine große Hungersnot. Das Fleisch der Katzen und Wölfe wurde ein Leckerbissen. Dazu wütete die Pest. Es gab Gegenden, z. B. im Havellande, wo die Dörfer weit und breit leer standen und verwüstet dalagen. Berlin hatte nur noch 300 ganz verarmte Bürger. — In dieser schrecklichen Zeit leuchtete den Brandenburgern nur ein Hoffnungsstern. Es war der junge Kurfürst Friedrich Wilhelm. 2. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde bald nach dem Ausbruche des Dreißig- jährigen Krieges geboren. 14 Jahre alt, wurde er von seinem Vater nach Holland geschickt, um dort die Kriegskunst zu erlernen. Als man ihn im Haag zu einem ausschweifenden Leben verführen wollte, sagte er: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, Haag sogleich zu verlassen." Sofort begab er sich zu seinem Verwandten, dem Prinzen von Oranien, der im Felde stand. Dieser freute sich über den tugendhaften Jüngling und sprach: „Vetter, Eure Flucht beweist viel Heldenmut. Wer sich schon so früh selbst zu besiegen weiß, dem wird das Große stets gelingen." (Deutsche Jugend 4: Aus den Jugendjahren des Großen Kurfürsten.) 3. Rettung seines Landes vor völligem Untergange. Als Friedrich Wil- helm die Regierung übernahm, war er fast vollständig machtlos in seinem Lande. Immer noch lagen die Schweden darin; die Offiziere in seinen Festungen hatten nicht ihm, sondern dem Kaiser den Eid der Treue geschworen, und so kam es, daß einige ihm geradezu den Gehorsam verweigerten. Das mußte anders werden, wollte er Herr im Lande sein. Er forderte deshalb, daß die Offiziere sich ihm durch einen Eid verpflichten sollten. Das tat jedoch nur der Kommandant von Küsckin. Die übrigen Offiziere verweigerten ihm den Eid. Da entließ sie der Kurfürst, löste ihre Regimenter zum größten Teil auf und ließ fortan die Truppen in seinem Namen anwerben. Anfänglich betrug seine Heeresmacht nur 3000 Mann, vergrößerte sich aber bald auf 8000 — später sogar auf 30000. Das war das erste stehende Heer in Brandenburg. Bei der Einrichtung dieses Heeres leistete ihm besonders der General Derfflinger treue Dienste. Nach der Sage war er in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen.

7. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 80

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80 Im Jahre 1834 erschien dann auch das Ablösungsgesetz, wodurch die auf den Bauernhöfen lastenden Zehnten, Abgaben und Herrendienste in eine ein- malige Geldabgabe verwandelt wurden. Auch eine Städteordnung wurde ein- geführt. Diese gab den Bürgern das Recht, sich den Magistrat und die Stadtverordneten selbst zu wählen, und befreite die Handwerker von dem drückenden Zunftzwange. So war für den Bürger und Bauer aufs beste gesorgt, und in kurzer Zeit gelangten beide zu großem Wohlstände. Um Handel und Wandel zu fördern, legte der Herzog schon 1838 eine Eisenbahn von Braunschweig nach Wolfen- büttel hin an (eine der ersten Bahnlinien Deutschlands) und sorgte dafür, daß sich das Eisenbahnnetz in seinem Lande immer mehr erweiterte. Auch wurden überall im Lande Steinstraßen (Chausseen) angelegt. In den Dörfern verschwanden nach und nach die alten Strohdächer und erhoben sich massive, mit Ziegeln gedeckte Wohnhäuser, gotische Kirchen und stattliche Pfarr- und Schulhäuser. In der Residenz wurden großartige Bauten aufgeführt: das neue Hoftheater, das Polytechnikum, das Landeskrankenhaus, ein Gymnasium, der Justizpalast u. a. (Deutsche Jugend 5: Herzog Wilhelm von Bronswyk.) Z2. Kaiser Milbelm I. 1861—1888. a) Wilhelm als Prinz. 1. Jugend. Kaiser Wilhelm wurde am 22. Skärg 1797 geboren. Sein Vater war der König Friedrich Wilhelm Iii., seine Mutter die Königin Luise. In seinen Knabenjahren war der Prinz sehr schwächlich; die Mutter hatte oft große Sorge um ihn. Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena und Auerstädt war die königliche Familie aus Berlin geflohen. Auf dieser Flucht brach an der Kutsche, in der die Königsfamilie Platz genommen hatte, ein Rad. Während der Schaden ausgebessert wurde, setzte sich die Königin mit ihren Söhnen an den Straßenrand. - Um sich die Zeit zu vertreiben, pflückte die Königin Luise Kornblumen, band sie zu Kränzen Zusammen und setzte sie ihren Söhnen auf das Haupt. Heiße Tränen rollten dabei über ihre Wangen. Prinz Wilhelm fiel der Mutter um den Hals und weinte mit ihr. Seitdem war die Kornblume, die später Kaiserblume genannt wurde, des Prinzen und späteren Kaisers Lieblings- blume. (Deutsche Jugend 4: Kaiser Wilhelms Lieblingsblume.) Die Flucht von Königsberg nach Memel 1807 mitten im kalten Winter hatte seine Gesund- heit so sehr angegriffen, daß er lange Zeit nachher das Bett hüten mußte. Im Alter von 13 Jahren raubte ihm der Tod die geliebte Mutter; das erschütterte ihn tief. Noch als Greis ehrte er ihr Andenken bei jeder Gelegenheit. Als sein Vater 1813 mit dem Kronprinzen gegen die Franzosen ins Feld rückte, da wäre er gar zu gern mitgegangen, aber der König sagte: „Du bist ja so schwächlich, du kannst nicht mit!" Der Prinz fügte sich und blieb zu Hause. Nach der Schlacht bei Leipzig besuchte er seinen Vater im Felde; alle seine Kameraden waren inzwischen aufgerückt. Das schmerzte ihn. Der König bemerkte es und sagte: „Auch du sollst avancieren." „Aber wie kann ich mit Ehren avancieren," entgegnete der Prinz, „da ich hinter dem Ofen gesessen, während mein Regi- ment kämpfte!" Kurze Zeit darauf erhielt er die Erlaubnis, mit in den Krieg

8. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 46

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46 Baue müßig stehen, so gebrauchte er ohne weiteres seinen Knotenstock. Wer den König kommen sah, lief davon oder arbeitete mit doppeltem Eifer. Einst holte er einen solchen Flüchtling ein. Auf die Frage, warum er davongelaufen, er- hielt der König die Antwort: „Weil ich mich vor Ew. Majestät fürchte." Da geriet der König in Zorn. „Ihr sollt mich nicht fürchten, Ihr sollt mich lieben!" nef er ihm zu und zerbleute ihm dabei mit seinem Knotenstock den. Rücken. 3. Fürsorge für das Heer. Das Hauptbestreben des Königs war, eine große, schlagfertige Armee zu haben; denn er erkannte, daß er den Feinden des König- reichs dadurch am meisten Achtung einflößen könnte. Er vergrößerte das Heer allmählich aus 83 000 Mann. Die Soldaten wurden im In- und Auslande ge- worben; doch setzte der König bereits fest, daß alle Einwohner des Landes zum Militärdienste verpflichtet sein sollten. Nur die Söhne der Adligen und die ältesten Söhne der Hof- und Fabrikbesitzer waren frei. Alle dienstfähigen Mannschaften wurden in eine Liste eingetragen, und wer noch nicht zu den Fahnen einberufen war, mußte als Abzeichen eine rote Halsbinde tragen. So legte der König bereits den Keim zu der allgemeinen Wehrpflicht, und mit Recht bezeichnete ihn Kaiser Wilhelm I. als den eigentlichen Schöpfer der preußischen Armee. Eine besondere Vorliebe zeigte er für die „langen Kerle". Von diesen bildete er sich in Potsdam ein Leibregiment, das aus 2400 solcher Riesen bestand. Im ersten Gliede maß keiner unter 1,87 m, und der eine Flügelmann hatte sogar 2,57 rn. Mit Lift und Gewalt ließ er diese Riesen aus allen Ländern durch seine Werber zusammenholen. Aber er bezahlte sie gut, nannte sie seine „lieben blauen Kinder" und sorgte väterlich für sie. (Deutsche Jugend 3: Der Elm und seine Umgegend.) Dieses Leibregiment diente zugleich als Musterregiment. Alle Neuerungen im Heere wurden hier erst versucht, ehe sie bei den übrigen Regimentern eingeführt wurden. Der Exerziermeister des Königs war der „alte Dessauer"; dieser hat den eisernen Ladestock eingeführt, zuerst den Gleichschritt geübt und es dahin gebracht, daß sämt- liche Übungen gemeinschaftlich ausgeführt wurden, so daß in der ganzen Reihe nur ein Griff gesehen, nur ein Schuß gehört wurde. Um solche Pünktlichkeit zu erreichen, war freilich mancher harte Schlag mit dem Korporalsstock nötig. Die härteste Strafe war das Spießrutenlaufen. Hierbei waren 100 bis 300 Soldaten in zwei Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute. Dann mußte der Sträfling 6—12 mal mit entblößtem Rücken durch die Gasse gehen, und jeder der aufgestellten Soldaten war verpflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben. 4. Landerwerb. Obgleich Friedrich Wilhelm ein Friedensfürst war, so mußte er doch einmal wider Willen zum Schwerte greifen. Schweden, das unter dem Großen Kurfürsten Brandenburg so viel Schaden zugefügt hatte, wurde von Ruß- land, Polen und Dänemark angegriffen. Da besetzte der preußische König Stettin und eroberte Stralsund. In dem Frieden mit Schweden fiel Vorpommern mit den Inseln Usedom und Wollin an Preußen. Damit war der Wunsch des Großen Kurfürsten, daß ihm einmal aus seiner Asche ein Rächer erstehen möge, zum Teil in Erfüllung gegangen. 5. Innere Verwaltung und geordnete Geldwirtschaft. Der König sorgte aber nicht allein für ein gutes Heer, sondern es lag ihm auch nicht weniger die innere Verwaltung des Landes und eine geordnete Geldwirtschaft am Herzen. „Ich bin der Finanzminister und Feldmarschall des Königs von Preußen, das wird ihn auf- recht halten," sagte er einmal. Bis dahin waren die obersten Staatsbehörden noch getrennt. Jede Provinz hatte ihren besonderen Minister (Verwalter), der alle Fächer in seiner Hand vereinigte. Das gab zu mancherlei Streit Veranlassung. Da vereinigte der König alle diese Behörden zu einer einzigen Oberbehörde, die

9. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 90

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90 Bismarckinseln, die Marschallinseln, Kaiser-Wilhelms-Land und Ostasrika hinzu. Ein Jahr vor seinem Tode legte Kaiser Wilhelm den Grund zu dem Kaiser-Wilhelm- Kanal, der Nord- und Ostsee verbindet. Neuerdings arbeitet man an einer Vergrößerung dieser wichtigen Wasserstraße. (Deutsche Jugend 6: Der Kaiser- Wilhelm-Kanal und: Bon unsern Besitzungen.) 3. Sorge für die Arbeiter. Trotz bitterer Erfahrungen schaute das Antlitz des Greises mild und freundlich auf sein Volk herab, dessen Wohl ihm beständig am Herzen lag. Ganz besonders waren es die ärmeren Volksklassen, denen sich seine wahrhaft väterliche Fürsorge zuwandte. Dies spricht sich besonders in der Botschaft von 1881 aus, worin er seine Wünsche für die Wohlfahrt der arbeitenden Volksklassen dem Reichstage ans Herz legte. Darin heißt es u. a.: „Wir würden mit um so größerer Befriedigung auf alle Erfolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gesegnet hat, zurückblicken, wenn es Uns gelänge, dereinst das Bewußtsein mitzunehmen, dem Vaterlande neue und dauernde Bürgschaften seines inneren Friedens und den Hilfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, aus den sie Anspruch haben, zu hinterlassen. In Unseren darauf gerichteten Bestrebungen sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Regierungen gewiß und vertrauen auf die Unter- stützung des Reichstages ohne Unterschied der Parteistellung. In diesem Sinne wird zu- nächst der von den verbündeten Regierungen in der vorigen Session vorgelegte Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit Rücksicht auf die im Reichstage stattgehabten Verhandlungen über denselben einer Um- arbeitung unterzogen, um die erneute Beratung desselben vorzubereiten. Ergänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des ge- werblichen Krankenkassen wese ns zur Aufgabe stellt. Aber auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zu- teil werden können." Und diese wohlwollenden Worte sind nicht ohne Erfolg geblieben; denn sie waren die Veranlassung, daß für den deutschen Arbeiterstand eine Versicherung gegen Unfälle und eine Kasse zur Unterstützung in Krankheitsfällen geschaffen wurde. Die Einrichtung einer Alters- und Jnvalidenversorgung hat zwar Kaiser Wilhelm I. nicht mehr erlebt. Aber dem in seinem Geiste wirkenden Enkel, Kaiser Wilhelm Ii., ist es gelungen, auch dieses Gesetz zustande zu bringen. 4. Einfachheit. Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. In Berlin bewohnte er nicht das Königliche Schloß, sondern ein einfaches Palais am Ein- gänge „Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs d. Gr. gegenüber. (Deutsche Jugend 4: Kaiser Wilhelm I. am Eckfenster seines Schlosses.) Als Schlasstätte diente ihm ein einfaches Feldbett, das er sogar auf seinen Reisen mit sich nahm. Es bestand aus einem eisernen Gestelle, einer Matratze und einigen wollenen Decken. Schlafrock und Pantoffeln waren ihm unbekannte Dinge, und von früh bis spät sah man ihn gewöhnlich in der Uniform seines Garderegiments, worin er auch auf seinen Wunsch beigesetzt worden ist. Von seinen täglich gebrauchten Kleidungsstücken konnte sich der Kaiser nur schwer trennen. So benutzte er z. B. auf seinen Spazierfahrten einen Mantel, der ihm schon mehr als 25 Jahre ge- dient hatte. Als ihn einst sein Kammerdiener um einen abgetragenen Oberrock bat, fragte der Kaiser: „Wieviel würdest du für ihn bekommen?" „Zwei bis drei Taler", war die Antwort. „Hier ist das Geld," sagte der Kaiser, „ich will lieber den Rock noch eine Zeitlang tragen."

10. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 93

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
93 -ihnen tröstende Worte sagte! Sie waren stolz auf ihren „Fritz", und er hielt es für eine Ehre, so brave Truppen zu kommandieren. Nach Jahren noch er- kannte der Kronprinz Soldaten wieder, mit denen er im Felde persönlich in Berührung gekommen war. Einmal ging er in Berlin im sogenannten Kastanienwäldchen spazieren. Da be- gegnete ihm ein schlichter, mit der Kriegsdenkmünze von 1870—71 geschmückter Bürgers- mann. Dieser zog den Hut und rief ihm einen freundlichen „Guten Morgen" entgegen. „Kennen Sie mich denn, lieber Mann?" fragte der Kronprinz den Fremden. Erfreut trat dieser näher und sagte: „Gewiß, Kaiserliche Hoheit! Wer sollte .unsern Fritz' nicht kennen!" Der Kronprinz sah ihn scharf an und fuhr fort: „Ich kenne Sie auch. Haben Sie mir nicht bei Wörth, dort unter den drei Linden, in der Nähe eines kleines Bauern- häuschens, eine Pfeife Tabak geschenkt?" „Das stimmt," sagte der Angeredete etwas verlegen. Der Kronprinz holte ein Goldstück hervor, überreichte es dem ehemaligen Soldaten und sagte: „Das ist für den Tabak!" (Deutsche Jugend 3: Der Kronprinz und der Fähnrich.) 4. Erkrankung. Von jeher war Friedrich der Liebling des deutschen Volkes. Doch auf Erden ist kein Glück vollkommen. Schon zu Anfang des Jahres 1887 stellte sich ein Halsleiden bei ihm ein, das sich besonders in andauernder Heiser- keit äußerte. Infolgedessen begab er sich nach dem Süden und suchte Heilung in der milden Lust Italiens. Aber die Geschwulst im Halse nahm leider der- artig zu, daß der Luftröhrenschnitt vorgenommen und eine silberne Röhre zum Atmen eingesetzt werden mußte. Wie der Kronprinz sich als ein Held auf dem Schlachtfelde gezeigt hatte, so war er auch ein Held auf dem Krankenbette. Nie klagte er, stets schaute er hoffnungsvoll zu dem Helfer in aller Not empor. 5. Thronbesteigung. Am 9. März traf ihn die erschütternde Nachricht vom Tode seines Vaters. Nun hielt es ihn nicht länger vom Vaterlande fern. Er entschloß sich sofort zur Heimkehr. Den Ärzten, die ihn dringend baten, die Reise noch aufzuschieben, sagte er: „Und wenn ich unterwegs sterben müßte, ich kehre doch zurück." 6. Tod. Doch nur wenige Tage noch waren dem edlen Kaiser beschieden. Die Krankheit wurde so bösartig, daß alle Hoffnung aus Besserung schwand. Aber mit größter Geduld ertrug er alle Leiden. Seinem Sohne, unserem Kaiser, schrieb er auf einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen, das ist das beste, was ich dich lehren kann." Am Tage vor seinem Tode hatte die zweit- jüngste Tochter des Kaisers ihren Geburtstag. Als sie zu ihm kam, um sich den Glückwunsch des geliebten Vaters zu holen, schrieb er ihr ins Stammbuch: „Bleibe fromm und gut, wie du bisher warst; das ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters." Die Kräfte des Kaisers sanken von Stunde zu Stunde, und am Vormittage des 15. Juni fand der königliche Dulder endlich Erlösung von seinem furchtbaren Leiden. (Deutsche Jugend 4: Die Wasserrosen des Kaisers, und 5: Aus dem Leben des Kaisers Friedrich.) 54* Kaiser Mlkelm Ii. 15. Juni 1888. 1. Jugend. Kaiser Wilhelm Ii., der älteste Sohn des Kaisers Friedrich Iii., wurde am 27. Januar 1859 geboren. Zugleich mit den ersten Lese- und Schreibübungen begannen auch die Übungen im Exerzieren. Durch den Eifer, den er bei den soldatischen Übungen an den Tag legte, wurde er bald der
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